UFO – 12./13.07.2022, NRW – Doppelkonzertnachlese

Die „Last Orders“ Tour, die 2019 zum 50. Bandjubiläum gestartet wurde, konnte nach mehreren Verlegungen endlich auch in NRW an den Spielorten Zeche in Bochum und in der Kantine in Köln fortgesetzt werden. Wenn man den Mutmaßungen Glauben schenkt, wurde an den Abenden mit einer Glocke die vermutlich letzte Bestellung von UFO geliefert.

Leider waren an beiden Abenden in den Locations wie sooft in den letzten Monaten wieder größere Lücken im Zuschauerraum zu vermerken. Dass UFO aber immer noch eine treue Fangemeinde hat, konnte man daran erkennen, dass man einige Zuschauer an beiden Tagen anwesend sah.

Im Schatten der Hard Rock-Dinos hatte die griechische Band Cellar Stone die Chance, Werbung in eigener Sache zu machen, was den Fünfen auch mit eingängigen klassischen Songs der Zunft gelang. Interessant war dabei, wie die Band ihren, von den Fans positiv aufgenommen, knapp 40 minütigen Auftritt, abschloss. Nachdem die letzte Note ihres letzten Tracks verklungen war, setzten sie noch einmal mit einem Gitarrenriff des UFO-Klassikers „Rock Bottom“ ein, was zum Abschluss noch einmal für Szenenapplaus sorgte.

Nach einer kurzen Umbaupause war es dann soweit. Auf der spärlich ausgeleuchteten Bühne waren nur einige Spots auf eine Glocke gerichtet, die um 21 Uhr die vermutlich letzten Konzerte einläutete. Zu den Klängen des Alex Harvey-Klassikers „Faith Healer“ betraten UFO dann die Bühne und bedienten die Fans mit knapp über 90 Minuten klassischem Hard Rock.

Im Setup gab es keine großen Überraschungen und die Band verließ sich zum Großteil auf die altbewährten Hits, die aber auch mit einer großen Spielfreude präsentiert wurden. Dabei war der mittlerweile 74-jährige Phil Mogg gesanglich noch auf der Höhe und bewies auch seine Qualitäten als Entertainer zwischen den Songs. Dass bei UFO nicht nur der Fronter im Vordergrund steht, konnte man daran erkennen, dass Mogg sich immer wieder in den hinteren Bereich der Bühne zurückzog und den anderen Musikern das Zentrum überließ.

Vinnie Moore begeisterte mit gewohnt starken Gitarrensoli, aber auch Neil Carter ist ein exzellenter Leadgitarrist, der auch die Keyboards bestens beherrscht. Beim Kölner Konzert spielte er mit einer solchen Energie, dass er sich vermutlich beim Keyboardspiel den Kopf stieß. Den kleinen Cut, den er an der Stirn hatte, wurde gar nicht weiter beachtet.

Erstaunlich oft befand sich Bassist Rob De Luca im Zentrum des Geschehens und steuerte neben einer starken Rhythmusarbeit auch bei einigen Songs den Backgroundgesang bei. Eine Freude war es, den mittlerweile 70-jährigen Andy Parker zu beobachten, wie er seine Drums von sanft streichelnd, bis zu brachial eindreschend bearbeitete. Welche wichtige Rolle er in der Band spielt, konnte auch ganz am Ende des Konzertes gesehen war, wo es ihm vorbehalten war, sich noch einmal von den Fans, mit einem zufriedenen Lächeln zu verabschieden, als der Rest der Band die Bühne bereits verlassen hatte.

Highlights waren das verspielte, zuweilen träumerische „Love To Love“ und das fast epische, leicht psychedelisch und jazzig angehauchte „Rock Bottom“ sowie der Kracher „Doctor Doctor“. UFO waren bei ihrem  vermutlich letzten Mal in der Region in Bestform.

An der Stelle sei aber auch noch einmal die Problematik für Veranstalter, Clubs und Promotionagenturen und Bands erwähnt, die sich nicht in den zum Teil auch preislich abgehobenen Sphären befinden, wo eine Karte der billigsten Kategorie schon mal im dreistelligen Bereich liegt.

Wenn Locations nur zur Hälfte oder sogar weniger frequentiert sind, bedeutet es nicht nur, dass die Einnahmen über die Eintrittspreise wegbrechen, sondern auch im Bereich Catering weitaus geringer ausfallen und am Ende alle Beteiligten finanziell im Regen stehen. Wenn die Rockkultur in ihrer ureigentlichen Form weiterbestehen soll, geht das nur, wenn die kleinen und mittelgroßen Club, die ja auch für die meisten großen Bands einst die Grundlage waren, mit einer soliden Verdienstbasis kalkulieren können.

Dies gelingt aber nur mit Hilfe der Musikfans, die wieder regelmäßig Konzerte besuchen, ansonsten droht, dass in naher Zukunft, der eine oder andere feine Club die Tore schließen muss. Wenn dies dann einmal geschehen ist, ist dies meist unumkehrbar. Deshalb an dieser Stelle die Bitte, doch mal auf den Seiten der lokalen Veranstalter oder Magazine zu schauen, was so in nächster Zeit geboten wird, und wieder den Weg auch zu den kleineren Gigs zu finden. In diesem Sinne „kein Rock`n`Roll ist auch keine Lösung“.

Line-up:
Phil Mogg (lead vocals)
Vinnie Moore (electric and acoustic guitars)
Rob de Luca (bass, vocals)
Andy Parker (drums)
Neil Carter (keys, guitar, vocals)

Line-up:
Aris Pirris – (lead vocals, guitar)
George Maroulees (guitar)
Akis Rooster (bass)
George Karlis (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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