Kip Moore – Solitary Tracks – Doppel-CD-Review

Kip Moore ist ja von Beginn an ein gern gesehener Interpret in unserem Magazin. Mit „Solitary Tracks“ veröffentlicht das ehemalige Golfsporttalent sein nunmehr 6. Studiowerk, gefüllt mit satten 23 Tracks und setzt in diesem, noch recht jungen Jahr damit die erste große Duftmarke im New Country-Bereich, zumindest, was Alben betrifft, 

Moore, mittlerweile mit neuem Label, unter der Virgin Music Group-Flagge unterwegs, bleibt dabei seinem immer melodischen Mix aus Pop, Rock und Heartland-Anleihen mit ergänzender Country- und Southern-Note treu und liefert einen durchweg kurzweiligen Gang durch seine aktuelle Gefühlswelt, bestimmt von inniger Nachdenklichkeit, aber immer auch mit dem Blick nach vorne gerichtet.

Auffällig ist aus meiner Sicht, dass Kip immer wieder Inspirationen bei altgedientem Liedgut gesucht zu haben scheint, um  diese dann in eigenständige Kreationen abzuwandeln. 

Da schimmern, aber wirklich dann auch sehr gekonnt und dezent, klassische Acts wie die Stones („Pretty Horses“, „Take What You Can Get“) , U2, The Hooters, Smokie, Bryan Adams („Love And War“),  („Tough Enough“), Lou Reed („Livin‘ Side“), Charlie Daniels („Alley Cat“, „Live Here To Work“) bis sogar zum guten David Bowie („Only Me“) durch, als die Musikwelt noch etwas übersichtlicher als heute war.

Die Hoffnungen, die Moore mit dem neuen Werk vermutlich verbindet, dürften zurecht hoch angesiedelt werden, bester Beweis ist direkt der mit springsteenscher Dynamik vorgetragene Opener „High Hopes“.

Kurze Zeit später folgt mit dem melancholischen „Pretty Horses“ schon einer meiner Lieblingstracks, getragen von einer Akustikgitarre, kombiniert mit schwermütigen Piano-Moll-Klängen und einem grummelnden Cello. Hat ein wenig was von „Wild Horses“ der Stones.

In „Bad Spot“ und „Rivers Don’t Run“ sehe ich die Kandidaten mit großem Chartpotential. Einer meiner weiteren persönlichen Favoriten ist „Southern Son“, bei dem der Protagonist einen pathetischen Abgesang auf  seine eigene Person zelebriert.

Die Southern-Fans bekommen mit den in Charlie Daniels-Manier stampfenden „Alley Cat“ (erinnert ein wenig an „Long-Haired Country Boy“) und „Live Here To Work („Trudy“-Aufbau, starkes psychedelisches E-Gitarrensolo zum Ausklang) und  dem southern-soulig dahin preschenden „Good Things Never Last“ (James Brown meets The Black Crowes) überwiegend im zweiten Abschnitt ihre Dosis Musikglück.

Noch bevor seine Klientel im Sommer Kip Moore in den Staaten (dort zusammen mit Billy Currington) live erleben kann, steht jedoch erstmal Europa auf dem Spielplan. Wie schon vor geraumer Zeit in der Kantine, wird diesmal, im Rahmen der hochgesteckten Hoffnungen, das größere E-Werk in der Domstadt ins Visier genommen, wobei das neue Album bei der Trackliste sicherlich eine übergeordnete Rolle spielen wird.

Fazit: Kip Moore legt mit dem von Jaren Johnsten (The Cadillac Three), zum Teil in Zusammenarbeit mit James Joyce produzierten “Solitary Tracks“ die Latte in Richtung Konkurrenz sehr hoch und sorgt im New Country-Genre (und vielleicht sogar darüber hinaus) für den ersten großen Paukenschlag des Jahres! Klare Kaufempfehlung!

Virgin Music Group (2025)
Stil: New Country / Southern Pop / Heartland Rock

Tracklist:
01 High Hopes
02 Solitary Tracks
03 Pretty Horses
04 Livin’ Side
05 Around You
06 Half Full Cup
07 Bad Spot
08 Straight Line Boots
09 Rivers Don’t Run
10 Burn
11 Like Ya Stole It
12 Southern Son
13 Learning As I Go
14 Alley Cat
15 Live Here to Work
16 Love And War
17 Flowers In December
18 Forever Is a Lie
19 Wildfire
20 Tough Enough
21 Good Things Never Last
22 Take What You Can Get
23 Only Me

Kip Moore
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Lime Tree Music

Kip Moore – Support: Jillian Jacqueline – 14.05.2023, Kantine, Köln – Konzertbericht

Sound Of Nashville-Time in der Kölner Kantine. Sonnyboy Kip Moore hatte sich mit Band zum ersten Mal in seiner Karriere in der Domstadt angesagt und auch noch die Künstlerkollegin Jillian Jacqueline als Support mitgebracht.

Die Kantine war an diesem Sonntag-Abend rappelvoll und, was sofort auffiel, sehr schön mit jüngeren und älteren Menschen durchmischt, die aktuelle New Countrymusik scheint, im Gegensatz zu vielen anderen Musikrichtungen, generationenübergreifende Wirkung zu entfalten.

Pünktlich um 19:00 Uhr betrat dann die von Kenny Rodgers entdeckte Jillian Jacqueline die Bühne, die schon mit vielen klangvollen Namen wie u. a. Billy Dean, Susy Boguss, Vince Gill, Keith Urban oder Richard Marx zusammengearbeitet hat.

Ihr reizender Charme und auch die mittlerweile gesammelte Routine half ihr, die Aufgabe, ganz allein, nur mit der Akustikgitarre behangen, in einer guten halben Stunde, die Leute auf den Protagonisten einzustimmen, problemlos zu bewältigen.

Mit toller Stimme, humorvollen Ansagen (u a. über ihre Ehe) und klarem Gitarrensound, hatte sie mit älteren Stücken wie  „Hate Me“, „Sugar And Salt“, „God Bless This Mess“ und „Better With A Broken Heart“, „Bandwagon“ und „Hurt Somebody“ (alle drei vom aktuellen Longplayer „Honestly“) schnell die Audienz auf ihre Seite gezogen und  reichhaltigen Applaus für sich eingeheimst.

Eine halbe Stunde später ging es dann mit  Kip Moore und seiner Band nach einem stimmungs- und lichtintensiven Einspieler direkt mit dem Titelstück des neuen Albums „Damn Love“ sehr poppig los. Mit „Bittersweet Company“ wurde dann der Bogen aber sofort zu einem bunten Mix aus Heartland Rock (Bruce Springsteen, Bryan Adams & Co. ließen zum Teil grüßen), knackigem und balladeskem New Country als auch zum Southern Rock gespannt.

Kip und seinem spielfreudigen Ensemble merkte man richtig an, dass sie an diesem Abend ordentlich Lust hatten, hier einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. So gab er sich äußerst kommunikativ zwischen den Tracks, sang sich förmlich die Seele aus dem Leib und wusste auch mit wechselndem Gitarrenspiel (elektrisch und akustisch) zu überzeugen.

Dabei ließ er auch seinen Mitspielern immer wieder Raum, um sich mit dem einen oder anderen Solo zu ‚zeigen‘. Gut gefiel mir die sich schön aufbauende Setliste, die erheblich dazu beitrug, dass sich die Stimmung überaus dynamisch auflud.

Songs wie „Plead the Fifth“, „Reckless (Still Growin‘ Up)“, „Beer Money“ und „Red White Blue Jean American Dream“ bildeten eine erste Zwischen-Hochphase., die mit dem mir besonders zuträglichen southern-countryesken „Kinda Bar“ (mit schönem Slide“) weitergeführt wurde.

Spätestens ab „Heart’s Desire“, dem Moore-Paradestück „Somethin‘ ‚Bout A Truck“, dem im Schlussteil ungemein wuchtigen „Come and Get It“ (Hammer-Instrumentalausklang!), sowie der New Country-Hymne „Last Shot“, war es eine einzige Party, bei der es kein Halten mehr gab. „Micky’s Bar“ rahmte das neue Album  „Damn Love“ als Abschluss des Hauptteils melancholisch ein.

Bei der ersten Zugabe „Silver & Gold“ ging es noch mal flott ab, die episch anmutende Southern Rock-Ballade „The Guitar Slinger“ (mein Lieblingsstück des Gigs) bildete dann den krönenden Abschluss. eines insgesamt begeisternden Konzerts, bei dem vielleicht nur der zu viel laute Drumsound (erschlug teilweise die Transparenz der E-Gitarren) etwas besser eingestellt hätte werden können.

Ansonsten hinterließ Kip Moore mit seiner Truppe eine glänzende Visitenkarte, bei dem die Ankündigung, auf jeden Fall wieder nach Köln zurückzukehren, mit viel Wohlwollen aufgenommen wurde. Es dürfte dann von der Location her in größere Gefilde gehen. Insgesamt ein toller Sonntag-Abend!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment GmbH
Kantine, Köln

Kip Moore – Slowheart – CD-Review

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Kip Moore ist ein Bursche, der viele Talente in sich vereint. Dem stand leider auch lange Zeit eine ‚Komm ich heute nicht, komm ich morgen‘-Mentalität entgegen. Sein Basketballspiel war nicht zu verachten, aber als Sohn eines Golfprofis wurde ihm das Schlagen, Chippen und Putten mit dem kleinen Dimples-bestückten Kunststoffball natürlich besonders mit in die Wiege gelegt, was ihm sogar ein Stipendium an einer Universität einbrachte.

Dort entdeckte er seine Vorliebe für die Musik und begann sowohl solo als auch in Bands aufzutreten. Nach dem Abschluss tauchte er erstmal für ein halbes Jahr auf Hawaii ab, wo schließlich der Entschluss reifte, es in Nashville zu versuchen. Zunächst als Songlieferant für Interpreten wie u. a. Jake Owen und Thompson Square tätig, zog er die Aufmerksamkeit von Hitschreiber Brett James auf sich, der ihn dann mit dem erfolgreichen Debütwerk „Up All Night“ so richtig in die musikalische Spur brachte.

Nach dem nicht minder gelungenen „Wild Ones“ legt Kip Moore jetzt mit „Longheart“ sein drittes Album vor, das er diesmal weitestgehend allein produziert hat, sporadisch wurden hier noch David Garcia und Luke Dick mit eingebunden, die sich auch bei den Songwriter- und Instrumentalisten-Credits wiederfinden. Großes Lob vorab! Auch auf dieser CD hat Kip wieder fast alle Stücke mitkreiert, Josh Kear, Dan Couch, Josh Miller, Blair Daly, Troy Verges, David Lee Murphy sind weitere bekannte Co-Writer in der Szene.

Auch ohne die typischen Instrumente wie Steel, Fiddle, Banjo, etc. auskommend (lediglich eine von Dan Tyminski gespielte Mandoline ist vertreten), gelingt es hier, mit den Tracks einen Nashville-Bezug herzustellen. Das ist in erster Linie den Gitarrenkönnern Rob McNelley, Tom Bukovac und Danny Rader zu verdanken, die mit ihren markanten Spieleinlagen sehr viel Southern-Flair erzeugen und das Gesamtwerk somit zum Teil in Richtung von Vertretern wie Jason Aldean, Brantley Gilbert, Eric Church & Co. rücken.

Beste Beispiel sind Songs wie „Just Another Girl“, “Fast Women“, „Blonde“ und „Last Shot“, bei denen sie in Sachen Hooks, Fills und Soli teilweise herrlich Southern Rock-mäßig in die Saiten greifen! Natürlich sind auch wieder jede Menge eingängige hittaugliche Nummern (z. T. mit viel Heartland-Flair) vertreten. Hier stechen besonders der flockige Opener „Plead The Fifth“, das treibende „I’ve Been Around“, das hymnische, stadion-taugliche „Bittersweet Company“, das launige „Sunburn“ (U2-Rhythmus-E-Gitarre), „The Bull“ (dezente Fleetwood Mac-Note) und das poppig euphorische „Good Thing“ hervor.

Wer gerne geschmackvoll inszenierte Balladen hört, ist hier, bei in der Trackliste gut platzierten Liedern wie „Fast Women“, „More Girls Like You“ oder „Try Again“, bestens aufgehoben. Und am Ende überrascht Kip Moore dann noch mit dem, in dylaneskem Erzählstil vorgetragenen „Guitar Man“, wo er so etwas wie eine Art Seelenstriptease in eigener Sache betreibt.

Kip Moore, der von sich sagt „Musik ist meine einzige echte Liebe, alles andere sind nur Affären“ liefert mit seinem dritten Lonplayer „Slowheart“ sein vielleicht bisher persönlichstes, aber auch bestes Album ab. Sehr empfehlenswert!

MCA Nashville (2017)
Stil: New Country

01. Plead The Fifth
02. Just Another Girl
03. I’ve Been Around
04. Fast Women
05. Bittersweet Company
06. Sunburn
07. More Girls Like You
08. The Bull
09. Blonde
10. Good Thing
11. Last Shot
12. Try Again
13. Guitar Man

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Universal Music

Kip Moore – Up All Night – CD-Review

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Großartiges Debüt des Mannes aus Tifton, Georgia, der mit seiner ersten Single „Somethin‘ `Bout A Truck“ gerade die Top 10 (zur Zeit Platz 9) der Billboard Country Singles-Charts entert. Knackige New Country-Musik mit einem dezenten Heartland-Flair. Kip Moore führte lange Zeit ein rastloses Leben als „Hallodri“, ausgestattet mit Intelligenz und einigen diversen Talenten (er war sowohl ein guter Basketball- und auch ein prima Golfspieler, lernte dazu frühzeitig Gitarre spielen und trat mit lokalen Bands auf). Nach seiner Graduierung zog es ihn so gut wie mittellos zunächst nach Hawaii, um neben ein paar Gelegenheitsjobs, dem leichten Leben, der Sonne und dem Surfboard fahren zu fröhnen.

Irgendwann überredete ihn ein Freund, es doch noch mal mit der Musik zu versuchen. Kip gab nach und wiederum nur mit einem alten Nissan und einer Gitarre „bewaffnet“, begab er sich 2004 nach Nashville. Er begann bei Songwriter-Sessions die relevanten Kniffe zu studieren und für seine eigenen Ideen zu nutzen. Damit erreichte er nach und nach eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den für das Business maßgeblichen Leuten. Moores entscheidender Schritt nach vorne kam, als er für das erfolgreiche Debüt des Duos Thompson Square mit „All the Way“ and „Let’s Fight“ gleich zwei Stücke beisteuerte. Als eigenständiger Musiker wurde er von Kreativ-Scout Marc Dennis, der den Kontakt zu MCA Nashville besorgte, entdeckt.

MCA stellte Kip den erfahrenen Hitschreiber Brett James als Produzent an die Seite (James hat hier auch zwei Stücke mitkreiert und singt im Background mit) und ließ ihm bei der Wahl seiner Mitschreiber weitestgehend freie Hand. Gentleman-like bedankte sich Keifer Thompson für Moore’s Hilfe und diente diesmal zu Kip’s Opener „Drive Me Crazy“, einem flotten New Country-Feger mit allen genretypischen Zutaten (inkl. Steel-Fills und zweier kurzer E-Gitarren-Soli) als Co-Songwriter. „Beer Money“ folgt als tanzbarer Gute-Laune-Countryrock wie es auch zuweilen bei Billy Ray Cyrus der Fall ist.

Als Center des Albums steht natürlich die o.a. Single „Somethin‘ `Bout A Truck“, ein wirklich cooler, lässiger, saustarker Track (toller Gesang von Kip) mit herrlicher Instrumentierung (grandiose Slidearbeit), einem klasse Groove, Tempo- und Stimmungwechseln, sowie amüsantem Text (alle Songtexte sind übrigens im beigefügten Booklet enthalten). Hier passt alles zusammen, deshalb nicht ohne Grund auf der Erfolgsspur. Geschrieben wurde die Nummer von Kip zusammen mit Dan Couch, der mit „Reckless (Still Growin’ Up)“, neben zwei weiteren Songs, noch einen richtigen Kracher dieses Werkes ablieferte: Wieder ein Track mit einem relaxten Groove und lustigem Text, der so ein wenig Moores unkonventionelles Vorleben reflektiert („… we took our breaks on the boat docks and I got fired for smokin’ pot…”).

Das Stück würde auch ganz gut zu Kenny Chesneys Repertoire passen. Bei diversen Liedern wie „Crazy One More Time“, „Hey Pretty Girl“, „Up All Night“ (erinnert stark an Keith Urban, mit Brett James als Co-Autor) beweist Moore dann auch seine Tauglichkeit im gemäßigten, bzw. Balladenbereich, immer mit einer schönen Heartland-Brise und vermeidet so jegliches Abdriften in allzu poppige Gefilde. Ganz stark der Abschluss mit dem dezent, melancholischen Slide-getränkten „Fly Again“ (tolles, „quietschendes“ Slide-Solo) und der zweiten Brett James Co-Operation „Faith When I Fall“ (ruhiges Akustikintro, bedächtiges E-Gitarrenspiel, hymnischer Refrain, E-Gitarren-Solo), die ebenfalls erhebliches Hitpotential aufweist.

So kommt auch der für das Music Row Magazin schreibende, anerkannte Journalist und Historiker Robert K. Oermann zu einem Fazit voll des Lobes: „For years, I have been searching for the missing link between blue-collar rock and country music. „This year, I think I have heard it. His name is Kip Moore. There is fiery, urgent intensity in his voice. His lyrics vibrate with conviction and true grit. The melodies have gripping, heart-in-throat passion. And the roaring, propulsive performances on his debut album sound like signposts on the highway to some Southern-fried Born to Run. Dare I say it? This man just might be the hillbilly Springsteen.“ Diesem beeindruckenden Statement schließen wir uns mit gutem Gewissen an. Kip Moore sorgt mit seinem Erstling „Up All Night“ für jede Menge frischen Wind in Nashvilles New Country-Szene. Gut so! Sehr starkes Debüt!

MCA Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Drive Me Crazy
02. Beer Money
03. Somethin‘ ‚Bout A Truck
04. Everything But You
05. Crazy One More Time
06. Where You Are Tonight
07. Hey Pretty Girl
08. Reckless (Still Growin‘ Up)
09. Up All Night
10. Fly Again
11. Faith When I Fall

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Bärchen Records

Kip Moore – Wild Ones – CD-Review

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Zweites Studioalbum des aus Tifton, Georgia stammenden Country-Singer/Songwriters! Nachdem Kip Moore mit seinem Debüt „Up All Night“ einen sensationell guten Einstand in Nashville gefeiert hatte (Album Platz 3, die Single „Somethin‘ ‚Bout A Truck“ sein erster Nr.1-Hit, „Beer Money“ und „Hey Pretty Girl“ jeweils nochmal unter den Top-10), folgt jetzt mit „Wild Ones“ der bereits heiß erwartete Nachfolger (wieder bei MCA Nashville), nachdem er zwischenzeitlich mit „Young Love“ und „Dirt Road“ bereits zwei Singles auf den Markt „geworfen“ hatte. Das damit schon unter beträchtlichem Erfolgsdruck stehende Werk stellt eine behutsame und gut durchdachte Verifikation des Vorgängers dar, also quasi ein Upgrade, bei dem an den bewährten Stärken festgehalten wurde und in vereinzelten Fällen ein wenig gefeilt und geändert wurde. Im Wesentlichen ist hier die etwas stärkere Rockausrichtung zu erwähnen.

Besonders hervorzuheben ist, dass Kip, wie schon zuvor, wieder konsequent sämtliche dreizehn Lieder (mit einigen bewährten und ein paar neuen Co-Writern) kreiert hat, was in diesen Künstlersphären nicht alltäglich ist (viele wählen sich ja meist bequem auf sie zugeschnittenes Fremdmaterial aus). Hut ab dafür. Geblieben ist angesichts der begonnenen Erfolgsstory natürlich seine Kooperation in Sachen Produktion mit Hitschreiber Brett James, der auch zwei Stücke kompositorisch begleitet und bei ein paar Background Vocals beigesteuert hat. Lediglich beim Opener und zugleich dem Titelstück „Wild Ones“, ein Percussion- und Basslinien-betonter Midtempotrack mit einem euphorisch gesungenen Refrain, hat der sich ebenfalls gut im Geschäft befindliche Chris DeStefano an den Reglerknöpfen mitgewirkt. Das folgende, sehr flockig und poppig ins Ohr gehende „Come And Get It“ überrascht am Ende mit einem überaus intensiven, E-Gitarren-dominierten Instrumentalfinish.

Für einige hitverdächtige Momente des Silberlings sorgen wieder die eingespielten Erfolgsautoren Troy Verges und Blair Daily („Beer Money“), die auf Sachen wie „Girl Of The Summer“ (heartlandträchtige Power-Ballade), „What Ya Got On Tonight“ (markante E-Gitarrenlinie, energiegeladener Refrain/Rhythmus) und dem, mit dezent keltischem Flair behafteten „Running For You“ (klasse E-Gitarren-Solo) eindrucksvoll demonstrieren, wie man in Nashville den Nerv der Zeit trifft. Klasse auch das mit Westin Davis und Dan Couch atmosphärisch konstruierte „That Was Us“, bei dem die in Axel Rose-/Kid Rock-Manier gebrachten Refrains/Harmoniegesänge schöne Farbtupfer abgeben. Zu einem Favoriten bei Kips Live-Konzerten (zur Zeit ist er ja mit Dierks Bentley und Canaan Smith groß auf Tour) dürfte im patriotisch geprägten „Amiland“ das heroische „Lipstick“ (‚Hey‘- Schlachtgesänge, ein wenig John Farnham-90er Stadion-Flair) avancieren, in dem Kip in so ziemlich allen bekannten Regionen der Staaten den Lippenstift seiner Liebsten küssen möchte. Sehr schön und im Refrain mitsingbar das ebenfalls Heartland-gefärbte „Heart’s Desire“.

Textlich überzeugt „Complicated“, wo mit starken Zeilen wie „All I know sometimes you love it, sometimes you hate it, but what good’s love if it ain’t a little complicated? No it don’t always go like you always hoped it would, but sometimes complicated is pretty damn good“” proklamiert wird, dass echte Liebe nicht immer nur „Friede, Freude Eierkuchen“ bedeuten muss. Banjo und E-Gitarren führen den wohl Country-behaftesten Song „I’m To Blame“. Das Stück klettert als erste Single gerade in den Charts nach oben. Steve Millers „The Joker“ dürfte bei „That’s Alright With Me“ Pate gestanden haben. Ein lustiger Text und eine typisch coole Gesangsperformance von Kip runden diesen launigen Track ab. Das Piano-betonte „Comeback Kid“ überzeugt in dezent pathetischer Weise im Stile großer zeitgenössischer, amerikanischer Songwriter wie z. B. Will Hoge und legt noch ein paar persönliche Seiten des Protagonisten offen. Ein recht emotional und autobiografisch gefärbter, starker Abschluss.

Kip Moore hat mit „Wild Ones“ dem Druck des erfolgreichen Vorgängers problemlos standgehalten, was, wie beschrieben, umso mehr zu würdigen ist, da es sich hier um Kompositionen handelt, in die er sich ausschließlich selbst miteingebracht hat. Das Album wird sicherlich einige Hits hervorbringen und vielleicht auch Chancen für diverse Nominierungen bei den anstehenden Awards in der einen oder anderen Sparte haben. Dazu muss man Kip eine deutlich spürbarere Reife und Weiterentwicklung attestieren. Bester Stoff für Liebhaber auf der Höhe von jungen Wilden wie Eric Church, Keith Urban, Tyler Farr & Co.! Dickes Kompliment dafür!

MCA Nashville (2015)
Stil: New Country

01. Wild Ones
02. Come And Get It
03. Girl Of The Summer
04. Magic
05. That Was Us
06. Lipstick
07. What Ya Got On Tonight
08. Heart’s Desire
09. Complicated
10. I’m To Blame
11. That’s Alright With Me
12. Running For You
13. Comeback Kid

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