Kip Moore – Wild World – CD-Review

cover Kip Moore - Wild World_300

Seit 2012 fruchtet jetzt schon die Zusammenarbeit von MCA Nashville und dem aus Georgia stammenden Kip Moore. Dabei sind in den acht Jahren immerhin vier Alben und zwei EPs zustande gekommen. Mit „Wild World“, seinem vierten Longplayer, startet der vom einstigen Hallodri zum nachdenklichen Songwriter gereifte Musiker nun einen erneuten Versuch, im Alben-Bereich mal die Chartspitze zu erklimmen, nachdem er mit allen anderen Werken diese nur knapp verfehlt hatte.

Die Hauptintention zu „Wild World“ war laut Moore zumindest jedoch eine andere: „Ich weiß, dass es im Moment eine beunruhigende Zeit für viele Menschen ist, und deshalb hoffe ich, dass diese Musik auch nur einer Person etwas Frieden bringen kann“, sagt Moore. „Ich versuche, Musik zu machen, die die Menschen unverfälscht erreicht – etwas, das sie leicht und einfach begleitet, aber gleichzeitig auch einen großen Wert für sie hat, und ich denke, „Wild World“ ist eine Darstellung dessen, was ich sehe. Das Leben ist ein verrückter, wilder Ritt. Aber es kann so einfach sein, wenn wir nach den richtigen Dingen suchen, und ich denke, das ist im Moment wichtiger denn je.“

Wie das seine unzähligen Landsleute sehen, die jetzt dank der Corona-Pandemie unverschuldet ihren Job verloren haben und sich vor den Trümmern ihrer nackten Existenz befinden, steht dabei allerdings vermutlich auf einem anderen Blatt Papier. Die werden wohl zur Zeit weniger mit der Lebenssinnfindung zu tun haben, als damit danach zu suchen, woher die Knete für die nächsten Raten fürs abzuzahlende Eigenheim oder die Mieten für die Wohnung herkommen.

Seinen neuen Longplayer kam man in der Tat aber recht unbeschwert hören. Der ehemalige Golfspieler setzt wieder auf eingängigen Pop („Hey Old Lover“  mit Smokie-Note) mit einem dezenten Southern-Einschlag („Southpaw“, „Sweet Virginia“) und etwas keltischem Heartland-Flair („Fire And Flame“, „She’s Mine“). Country entdecke ich auf diesem Album so gut wie garnicht, trotzdem stellt sich das Werk zumindest nicht unter das Diktat des unbedingten Charterfolgs, koste es, was es wolle, wie bei Kollegen der Marke Sam Hunt, Thomas Rhett, Chase Rice & Co., Hauptsache die Verkaufszahlen stimmen.

Die Lieder sind allesamt mit schönen Melodien und unterschiedlichen Stimmungslagen versehen. Tatsächlich spürt man immer einen Hauch von Nachdenklichkeit und dezenter Introvertiertheit in Moores Gesang. Der Stoff kommt äußerst sympathisch rüber. Teilweise erinnert mich die Scheibe an die für viele vermutlich unbekannte CD „Blue“ des leider nicht mehr unter uns weilenden Musikers Blue Miller (auch Gibson Miller Band).

Moore legt mit den ersten vier Stücken bärenstark los (wunderbar der Auftakt mit dem in Richtung Bob Seger gehenden „Jamie Blu“, klasse auch der Titelsong „Wild World“, der keine Cover-Version von Cat Stevens‘ Welthit ist, aber ähnlich markant ins Ohr geht) , um sich zwischendurch dann mal Auszeiten im Reiche der Beliebigkeit zu gönnen und dann mit weiteren starken Tracks wie „Grow On You“ (Marke Kid Rock, teilweise wie alte Slade), „Sweet Virginia“ (emotionaler Southern Soul Song) oder „South“ (tolles E-Gitarrensolo als Outro) aufhorchen zu lassen.

In den Begleit-Credits lernte Kip Moore laut eigener Aussage auch eine andere Seite des Erfolgs kennen: das lange Unterwegssein, die körperliche und emotionale Ermüdung und den nie endenden Stress, ‚relevant‘ zu bleiben.
Seines neues Werk „Wild World“ wird dazu beitragen, so meine ich es zumindest, dass Kip Moore auch in dieser derzeitigen wilden Welt relevant bleibt.

MCA Nashville/Universal Music (2020)
Stil: Southern Pop

01. Janie Blu
02. Southpaw
03. Fire And Flame
04. Wild World
05. Red White Blue Jean American Dream
06. She’s Mine
07. Grow On You
08. Hey Old Lover
09. More Than Enough
10. Sweet Virginia
11. South
12. Crazy For You Tonight
13. Payin‘ Hard

Kip Moore
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