Various Artists – The Music Of Nashville – Season 5, Volume 2 – Deluxe Edition – CD-Review

Nashville_5_2_300

Auf dem Fuße der ersten CD zur 5. Staffel von „The Music Of Nashville“ folgte dann gleich auch das dazugehörende zweite Teil, diesmal in der Deluxe-Variante mit satten 16 Songs, das die gezogene Linie der ersten Ausgabe eigentlich konsequent weiterverfolgt.

Beim melancholischen, irgendwo zwischen Country, Folk und Flower Power Pop pendelnden Opener gibt es gleich ein Stelldichein der ganzen Stars der Serie, sich entweder mit Lead- oder wunderschönen Harmonie-Gesängen einbringend. Hier stoßen mit Pat McGrath, Tom Bukovac, Russ Pahl und Chris McHugh noch weitere Star-Musiker aus der Studiomusiker-Szene zu vielen, der auch auf Vol. 1 involvierten Kollegen, dazu.

Eine dominante Rolle spielen hier die Geschwister Lennon und Maisy Stella, die mit ihren markanten Stimmen gleich sieben Mal zum Zuge kommen. Stark das von Lennon gesungene atmosphärische Pop-Lied „Saved“, das durchaus Chartambitionen aufweist. Das auf  Vol. 1 überragende „The Best“ gibt es hier erneut als akustisch reduzierte Version, die zwar die Stimmen der Stella-Sisters noch besser heraushebt, aber der ‚Vollversion‘ dann doch nicht ganz die Stirn bieten kann.

Auch Rhiannon Giddens drückt mit einem weiteren, von Tim Lauer (der hat natürlich auch Part 2 produziert und demnach mit dem Projekt ordentlich zu tun gehabt…) arrangierten Traditional „Sourwood Mountain“ (mit dezent indianischem Touch – Giddens spielt hier auch Banjo) und dem gospeligen „Can’t Nobody Do Me Like Jesus“ ihren Stempel auf.

Neu auf dieser CD sind Will Chase mit dem flockigen New Country Song „Wide Open“ (unaufgeregte E-Gitarren, hallende Orgel, Powerrefrain, ‚Ohohoh‘-Gesänge) und Jessie Early mit fast elfenhafter Stimme bei der Orgel- und Piano-begleiteten Ballade „Fly Away“.

Die Glanzlichter verbuchen diesmal Jonathan Jackson beim Black Crowes-umwehten, krachend rockenden „Eye Of The Storm“ (starkes E-Gitarren-Solo von Pat Buchanan) und Joseph David-Jones beim, von Sean McConnell geschriebenen, souligen „Before You“ (klingt ein wenig wie Roachford, klasse weibliche Backs von Ruby Amanfu) sowie dem slow-bluesigen „This World Owe Me Nothin'“ (tolle E-Gitarren).

Kurz-Fazit: Wer bei „The Music Of Nashville – Season 5, Volume 1“ ‚A‘ gesagt hat, wird auch bei Volume 2 nicht herumkommen, ‚B‘ zu sagen! Insgesamt zwei in sich stimmige, auf höchstem Niveau eingespielte und -gesungene, sehr abwechslungsreich gestaltete Sampler. Ein dickes Lob an alle Beteiligten und explizit an Tim Lauer, der das Ganze vermutlich in einem echten Kraftakt zusammengeführt hat.

Big Machine Records (2017)
Stil: New Country & More

01. You’re Mine – Connie Britton, Charles Esten, Lennon & Maisy, Clare Bowen, Sam Palladio, Hayden Panettiere, Jonathan Jackson, Chris Carmack
02. By Your Side – Your Best – Lennon & Maisy
03. Eye Of The Storm – Jonathan Jackson
04. Back Again – Lennon & Maisy
05. Wide Open – Will Chase
06. Saved – Lennon Stella
07. The Hell Of It Is – Clare Bowen, Sam Palladio
08. Before You – Joseph David-Jones
09. Sourwood Mountain – Rhiannon Giddens
10. Can’t Remember Never Loving You – Connie Britton, Charles Esten
11. A Life That’s Good – Charles Esten, Lennon & Maisy
12. In Love – Lennon & Maisy
13. This World Owe Me Nothin‘ – Joseph David-Jones
14. Can’t Nobody Do Me Like Jesus – Rhiannon Giddens
15. Your Best (acoustic) – Lennon & Maisy
16. I’ll Fly Away – Jessie Early

CMT
Big Machine Records
Universal Music

Scotty McCreery – See You Tonight – Deluxe Edition – CD-Review

SMC_300

Deluxe Edition mit 3 zusätzlichen Bonustracks! Großartiges, neues Countryalbum des einstigen „American Idol“-Gewinners (er gewann 2011 die zehnte Staffel im Finale gegen Lauren Alaina). Scotty ist noch immer so etwas wie eine echte Überraschung für die Countrywelt – und zwar im positivsten Sinne. War sein Debüt „Clear As A Day“ schon Platin-zertifiziert, gilt es für den gerade mal Zwanzigjährigen, aus North Carolina stammenden Künstler, jetzt mit „See You Tonight“ die Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben. Das wird ihm ohne Zweifel gelingen, denn man muss dem rein äußerlich immer noch ein wenig juvenil wirkenden Burschen mit dem Lausbubengesicht eine deutliche Weiterentwicklung konstatieren. Seine variable, eindrucksvolle Bariton-Stimme überrascht immer wieder mit einer erstaunlichen Reife, aber auch seine (auf dem Vorgänger nicht vorhandenen) Songwriterqualitäten (er war diesmal an fünf Tracks kompositorisch mitbeteiligt) sind überaus erwähnenswert.

So macht der Opener „Now“ mit seinem coolen, swampigen Rhythmus und denm satten Powerrefrain (dazu gibt es ein klasse E-Gitarren-Solo) direkt schon mal fast „southern-rockigen“ Dampf. Die folgende Single, zugleich Titelsong des Werkes, besticht durch eine sehr schöne, mandolineverzierte Melodie (aber auch würzigen Gitarren) und dem typischen, kraftvoll und euphorisch wirkenden Anstrich. Zwei ganz starke New Country-Nummern zum Auftakt! Produziert hat das Werk im übrigen hauptsächlich der erfahrene Frank Rogers (Brad Paisley, Darius Rucker, Trace Adkins), für zwei Lieder („Can You Feel It“ – mit urbanesker Banjo-/E-Gitarrenuntermalung und „Carolina Eyes“) konnte Scotty mal eine Zusammenarbeit mit Mark Bright (Rascal Flatts, Carrie Underwood, Sara Evans) antesten, der sich mit unterschiedlichen Musikern (mit an Bord ist in beiden Fällen natürlich wieder ein „Who-is-Who“ der Nashville-Studiomusiker) aber dem Grundschema des Albums anpasst.

Ein echtes Highlight ist der „Feel Good Summer Song“. Hier konterkarieren der traurige Text und die schwermütige, leicht depressive musikalische Aufmachung den Titel, hinter dem man zunächst einen Gute Laune-Party-Kracher vermuten würde. Toll gemacht. Sehr introvertiert auch das mit schönen Pianoklängen, E-Gitarren, Celli/Violinen ziemlich voluminös ausstaffierte „The Dash“. Der Song zur Wiederaufmunterung folgt dann aber mit dem sommerlich dahingroovenden „Blue Jean Baby“, dass auch Leuten wie Kenny Chesney oder Billy Currington sehr gut zu Gesicht gestanden hätte.

Laune pur verbreiten dann auch noch Tracks wie das cool gesungene „I Don’t Wanna Be Your Friend“ (wieder mit fettem Powerrefrain) oder das dezent in den Strophen an Steve Millers „The Joker“ erinnernde „Roll Your Window Down“ (eine der drei Bonusnummern). Für filgrane, traditionelle Country-Genießer hat McCreery mit dem Jon Randall-Song „Carolina Moon“ unter Beteiligung der bezaubernden, großartige Fiddle und zuckersüße Harmoniegesänge einbringenden Allison Krauss ein echtes Bonbon parat.

Herrlich hier das Zusammenwirken von den starken Gesängen und der begleitenden Instrumente wie Fiddle, Dobro und Mundharmonika. Purer Country in seiner reinsten und schönsten Form! Mit dem voller Pathos behafteten, Steelguitar-getränkten „Something More“ (auch wieder mit aus Scottys Feder) schließt der Hauptpart. Die weiteren Bonustracks „Before Midnight“ und „Carolina Eyes“ bieten noch einmal absolut chartauglichen, schön kräftig instrumentierten New Country, mit den typischen Tempo und Stimmungswecheseln und powernden Refrains.

Scotty McCreerys zweites Album „See You Tonight“ bietet satte 16 Lieder auf durchgehend starkem Niveau, die sein vokales Talent und seine künstlerische Weiterentwicklung eindrucksvoll demonstrieren. Der junge Mann hat eine Riesen-Countrystimme, beweist das richtige Händchen bei der Auswahl seiner Songs und trifft damit genauso den Nerv der Traditionalisten, wie den solch angesagter New Country-Leute wie beispielsweise Josh Turner, Billy Currington, Joe Nichols und Dierks Bentley. McCreery klingt einfach immer „real country“! Klasse!

Mercury Nashville/19 Recordings/Interscope (2013)
Stil: New Country

01. Now
02. See You Tonight
03. Get Gone with You
04. Feelin‘ It
05. Feel Good Summer Song
06. Buzzin‘
07. Can You Feel It
08. The Dash
09. Blue Jean Baby
10. Forget to Forget You
11. I Don’t Wanna Be Your Friend
12. Carolina Moon
13. Something More
14. Roll Your Window Down (Bonustrack)
15. Before Midnight (Bonustrack)
16. Carolina Eyes (Bonustrack)

Scotty McCreery
Scotty McCreery bei Facebook
Bärchen Records

Justin Moore – Off The Beaten Path – Deluxe Edition – CD-Review

Deluxe Esition mit 5 Bonustracks! Hervorragend, einfach ein Hammerteil, was Justin Moore mit seinem dritten Longplayer “Off The Beaten Path” abliefert. Justin Moore ist ein Künstler, dem in Nashville zunächst nichts in den Schoß gelegt wurde. Niemand der arrivierten Songwriter war anfangs bereit, ihn zum Karrierestart mit vernünftigem Material zu unterstützen. Der Mann mit dem zumeist tief ins Gesicht gezogenen Cowboyhut bewies aber sein Kämpferherz und viel Geduld. Erst seine Bekannschaft mit Jeremy Stöver, der auch wieder dieses neue Werk produzierte, brachte letztendlich die Beziehung zu Big Machine Records-Chef Scott Borchetta (hier Executive Producer), der ihn dann beim Unterlabel Valory Music aufbaute.

Und das mit großem Erfolg: Sowohl das selbstbetitelte Debüt als auch der Nachfolger „Outlaws Like Us“ erreichten Gold-Status (jeweils mit einer Nr. 1-Single), letztgenanntes erreichte auch den Spitzenplatz der Album-Charts. Somit hingen für „Off The Beaten Path“ die Trauben enorm hoch. Doch was Moore auf diesem, satte 16 Stücke (die Normalversion beinhaltet nur 11 Tracks) umfassenden Werk abliefert, ist nahezu als sensationell zu bezeichnen. Das ist straighter, oft sehr rockiger (bärenstark vor allem die E-Gitarristen Troy Lancaster, Adam Shoenveld und Roger Coleman), moderner New Country (trotzdem mit viel Herz und Gefühl), mit reichlich Potential für mehrere Single-Hits (die erste Auskopplung, das southern rockige „Point At You“ hat gerade die Top-10 der Billboard Country Singles-Charts geentert), und bestens geeignet, auch große Stadien zu füllen und Massen zu begeistern.

Doch trotz dieser kraftvollen, fetten Interpretationen handelt es sich hier stets um astreinen Country. Wenn nicht hier und jetzt eine große Headliner Tour für den aus dem kleinen Ort Poyen, Arkansas stammenden 29-Jährigen, den es trotz vielversprechender Sportlerkarriere nach Nashville zog, kommt, wann dann? Justin war wieder bei der Hälfte der Tracks kompositorisch involviert (immer im Team mit Jeremy Stover plus einem weiteren Co-Writer) und mittlerweile sind auch so klingende Namen wie z.B. David Lee Murphy, Rodney Clawson, die Warren Brothers, Rhett Akins gerne bereit, ihre Ideen für Moore herzugeben. Das Album bietet alles, was das Herz eines Country/New Country-Fans begehrt.

Tolle Melodien, eingängige Refrains, tradionelles (Steel, Banjo, Fiddle) wie auch absolut modernes Flair (sau-fette E-Gitarren, powernde Drums), Balladen, Midtempo, Uptemponummern, Emotion, Melancholie, genau wie Spaß und ordentlich Drive. Songs für Trucker, Träumer, Frauen, Cowboys, Rednecks, Hillbillies und Southern Rocker zugleich. Eine tolle Mischung! Das Album startet mit einem im Refrain Charlie Daniels „Trudy“ ähnelndem Southern-/Country-Rocker, dem direkt das hymnische „Beer“ folgt, bei dem man automatisch vorm geistigen Auge tausende seiner Fans die Bierbecher zur mitgesungenen Refrainzeile entgegenstrecken sieht. In eine ähnliche Kerbe schlägt das herrlich mit Pathos gesungene „Wheel“. Ganz toll das mit der ebenfalls im Moment hoch angesagten Miranda Lambert (solo, Pistol Annies) vorgetragene „Old Habits“.

Beide legen sich für diese traditionell gehaltene Herz-Schmerz-Ballade spürbar ins Zeug. „This Kind Of Town“ dürfte als der Nachfolger von Moore’s erstem Nr. 1-Hit „Small Town USA“ gedacht sein. Fulminant das von heulenden E-Gitarren, Steel, und Honky Tonk-Piano getriebene „Dirt Road Kid“, stark die Wah-Wah-E-Passage zum Schluss. Ebenfalls voller Hitpotential, das nicht nur vom Titel für’s Radio prädestinierte, launige „Country Radio“ mit seinem melodischen Mitsing-Refrain. Grandios die atmosphärische, völlig kitschfreie, traurig dahinplätschernde Ballade „That’s How I Know You Love Me“ mit herlicher Stratocaster Fill- und Solo-Arbeit. Der Titelsong (mit zum Teil coolem Sprechgesang) und das folgende „Field Fulla Hillbillies“ bieten beste Unterhaltung in Big & Rich-Manier, beide sicherlich gesetzt für’s kommende Live-Programm.

Ebenfalls ein Party-Garant ist „Big Ass Headache“, ein Song über den Kater am Tag danach (klasse Refrainzeile: „It’s a Jack Daniel’s Jackhammer, shut the door, but don’t slam her kind of feelin’, poundin’ my brain, I got a big ass headache“). Der markante Titel wird sicherlich aus unzähligen alkoholgeschwängerten Kehlen bei seinen Gigs heausgegröhlt werden. Und mit unterwelliger Begleitung von Charlie Daniels’ „Long Haired County Boy“ schließt sich bei „For Some Ol’ Redneck Reason“ der Kreis, und der Altmeister selbst übernimmt in seiner unverwechselbaren Art auch noch, schön dazu passend die letzte Strophe, bevor die CD mit einem furiosen Southern-E-Gitarren- und Steel-Solo-Gewitter beendet wird.

Justin Moore legt mit seinem dritten Silberling „Off The Beaten Path“ eine Art Karriere-Album hin, dass ihn in der Riege der jungen, wilden Star Neo-Traditionalisten Marke Jason Aldean, Blake Shelton, Luke Bryan & Co. ganz nach oben hieven müsste. Schöner, begesiternder und stimulierender kann Country/New Country kaum zelebriert werden. Einfach großartig! Justin Moore at his very best!

Valory Records (2013)
Stil: New Country

01. Old Back In The New School
02. Beer
03. Lettin‘ The Night Roll
04. Old Habits
05. Point At You
06. Wheels
07. I’d Want It To Be Yours
08. This Kind of Town
09. Dirt Road Kid
10. Country Radio
11. That’s How I Know You Love Me
12. One Dirt Road
13. Off The Beaten Path
14. Field Fulla Hillbillies
15. Big Ass Headache
16. For Some Ol‘ Redneck Reason

Justin Moore
Justin Moore bei Facebook
Bärchen Records

Keith Urban – Fuse – Deluxe Edition – CD-Review

Auch wenn Keith Urbans Alben der letzten Jahre immer von Erfolg und Qualität gekrönt waren (das letzte „Get Closer“ beinhaltete immerhin auch wieder drei Nr. 1-Hits), hatte man ein bisschen das Gefühl, dass sich, selbst in der Zusammenarbeit mit Produzent Dan Huff, ein wenig so etwas wie Routine eingeschlichen hatten. Folgerichtig hat Urban mit einer ganzen Armada von neuen, teilweise sogar richtig überraschenden Produzenten (u.a. Butch Walker, Jay Joyce, Russ Copperman, Mike Elizondo, Nathan Chapman, dem norwegischen Duo Stargate und natürlich auch Dan Huff) für seinen aktuellen Silberling „Fuse“ einen ganz neuen Weg beschritten.

Wer jetzt ein wildes Sammelsurium nach dem Motto „Zuviele Köche verderben den Brei“ befürchtet, dem sei vorweggenommen, das es eine gute Entscheidung war. Das Ganze hat blendend funktioniert und wir erleben einen Keith Urban, der selten so motiviert und ambitioniert zur Sache ging, wie hier auf „Fuse“. Besonders seine E-Gitarren- und berühmten Ganjo-Darbietungen sind teilweise atemberaubend. Alle Produzenten brachten ihr 1A-(Song) Material ein (von arrivierten Schreibern), dazu ein paar moderne Loops und Programmings, die aber nicht wirklich störend sind. Im Gegenteil, sämtliche Tracks verlaufen äußerst harmonisch ineinander (sehr gute Songanordnung), ohne dabei auch nur einen Moment das typische Urban-Flair zu verlieren.

Die erste Single „A Little Bit of Everything“ (auch untypisch erst an elfter Stelle des Albums platziert) marschiert seit ihrer Auskoppelung bereits in Richtung Spitze. Ein schöner, melodischer Countrypop-Song mit eingängigem Refrain, Urbans altbewährter Ganjo-Untermalung und tollem E-Gitarren-Solo. Markant hier auch die stotternd eingeflochtene E-Ukulele. Dan Huff, scheinbar bei der Ehre gepackt, liefert sich mit Urban beim voller Power aufwartenden Opener mit Heartland-Countryflair, „Somewhere In My Car“, packende Gitarrenduelle (grandioses E-Gitarren-Solo von Keith, stark Huffs an U2 erinnerndes Rhythmus-E-Gitarrenspiel). Autos sind ja schon immer ein beliebtes Urban-Thema: Auch hier gibt es mit „Cop Car“ (angehme Powerballade) und dem fluffigen Gute-Laune-Song „Red Camaro“ noch weitere Stücke dieser Art.

Selbst die Arbeit mit dem norwegischen Pop-Duo Stargate funkioniert bei „Shame“ (ruhiger Unterton, aber mit Powerrefrain, dezente Ganjountermalung) perfekt. Auf „Good Thing“ erleben wir den wohl am härtesten rockenden Keith Urban der letzten Jahre. Was für ein fettes E-Führungsriff und ein ebenso fettes E-Gitarren-Solo, das man gut und gerne als Southern Rock-tauglich bezeichnen kann. Klasse. Auch auf „Love’s Poster Child“ gibt es richtig Redneck-verdächtigen Countryrock. Chris Cagles „The Chicks Dig It“ oder Brantley Gilberts „Kick It In The Sticks“ lassen grüßen. Klasse! Kein Major-Album zur Zeit ohne schillernde Gaststars! Und auf dem Niveau hilft man sich scheinbar gerne aus.

Für „We Were Us“ (als zweite Single auserwählt) holte sich Keith die Ehefrau Blake Sheltons, die ebenfalls zur Zeit groß auftrumpfende Miranda Lambert (solo, Pistol Annies) zum Duett mit ins Boot, bei „Raise ‚Em Up“ sorgte Produzent Jay Joyce für das Aufeinandertreffen mit seinem Spezi Eric Church, wobei sich beide gesanglich auf Augenhöhe begegnen. Die schöne Pianoballade „Heart Like Mine“ (sehr angenehm mit Strings und Mandolinenklängen verziert) bildet einen schönen Abschluss des Haupteils. Die drei zusätzlichen Lieder der von uns angebotenen Deluxe-Ausgabe (alles andere macht auch keinen Sinn), stehen dem Rest wirklich in nichts nach! Tolles, neues Album des New Country-Superstars, der sich auch damit wieder selbst treu bleibt und mit 16 (!) prächtigen Songs für Begeisterung sorgt.

Da werden wieder etliche Hits abfallen. Schwungvoll, melodisch, wenn’s drauf ankommt, rockig, hin und wieder emotional balladesk, gesanglich top, gitarrentechnisch ebenso – „Fuse“ zeigt Keith in blendender Verfassung! Wunderbar auch das mit skurrilen Lichteffekten in Szene gesetzte und bebilderte Coverartwork mit allen Texten und Infos. Ein überaus gelungenes Werk, das in seiner Gesamtheit wieder an die großen „Golden Road“- und „Be Here“-Zeiten des Australiers erinnert. Alles richtig gemacht, Keith Urban!

Capitol Nashville (2013)
Stil: New Country

01. Somewhere in My Car
02. Even the Stars Fall 4 U
03. Cop Car
04. Shame
05. Good Thing
06. We Were Us
07. Love’s Poster Child
08. She’s My
09. Come Back to Me
10. Red Camaro
11. Little Bit of Everything
12. Raise ‚Em Up
13. Heart Like Mine
14. Black Leather Jacket
15. Gonna B Good
16. Lucky Charm

Keith Urban
Keith Urban bei Facebook
Bärchen Records

Sundy Best – Door Without A Screen – Deluxe Edition – CD-Review

Ganz starkes Debüt zweier Burschen aus Prestonburg, Kentucky, die eine nicht alltägliche, aber ganz wundervolle, herrlich melodische Musik an der Schnittstelle zwischen Country und Americana spielen. Hinter Sundy Best stehen die beiden Freunde (seit fühester Schulzeit), hochtalentierten Musiker und Songwriter Nick Jamerson und Kris Bentley. Wie so oft bei derartigen Acts begann es mit dem gemeinsamen Musizieren erst einmal auf Parties im Bekanntenkreis. Es folgten unendlich viele Auftritte in Restaurants und kleineren Clubs.

Man erspielte sich mit bis zu vierstündigen Auftritten peu à peu eine loyale und nachhaltige Fanbasis, ist im Staate Kentucky mittlerweile so bekannt wie „bunte Hunde“ und füllt dort regelmäßig Clubs und größere Veranstaltungshallen. Wenn man bedenkt, dass Jamerson und Bentley praktisch mit minimalistischem instrumentellen Aufwand (in der Regel gibt es nur Gitarre, Mundharmonkia und Gesang, bei Rhythmusgebung durch eine Trommelkiste, einer sogenannten Cajón), quasi maximale Stimmung erzielen (sie werden bei ihren Konzerten geradezu frenetisch gefeiert), dann ist das schon eine tolle Sache.

Ihre nun veröffentlichte erste CD „Door Without A Screen“ (bei uns gibt es die um 7 Bonustracks erweiterte Deluxe-Ausgabe) erklärt dann auch ganz schnell warum. Die beiden schreiben Songs aus dem wirklichen Leben, mit denen man sich sofort identifiziert, wobei die Melodie, der Wiedererkennungswert der Refrains und Titel, sowie der unwiderstehlich durch Bentley erzeugte Rhythmus sofort mitreißen. Dazu hat Jamerson eine richtig unverbrauchte, teilweise rotzig freche Stimme (on top kann er auch klasse Gitarre und Mundharmonika spielen), die blendend zur gebotenen Musik passt. Für die Studio-Stücke holten sich die beiden dann noch dezente Unterstützung dazu. Zeke Walters ergänzt sein grassiges Banjospiel bei Stücken wie „Kentucky Women“ und „If I See Her“, Lauren Morgan glänzt bei Letztgenanntem mit einigen schön passenden, weiblichen Harmoniegesängen.

Ihr ebenfalls langjähriger Freund und Filmemacher Coleman Saunders, der ihnen auch zum Plattendeal mit dem potenten „Entertainment One“-Label verhalf, ist mit ein paar Pianotupfern, Bass-Linien und Gitarrensoli vertreten und hat dieses Werk auch produziert. Die Musik von Sundy Best ist insgesamt sehr schwierig zu katalogisieren. Es ein ganz eigenwilliger Mix aus diversesten Stilen wie Country, Bluegrass, Rock, Pop, Soul und Rhtythm & Blues, sagen die beiden, wobei die Country- und Americana-Roots eindeutig dominieren. Oft erinnern die beiden bei den flotteren Sachen, wie dem Opener „Kentucky Women“ oder „Drunk Right“ an eine Unplugged-Version von Cross Canadian Ragweed. Manchmal schimmert bei Tracks wie „Rain“ oder „Rowdy Gang“ sogar eine dezent psychedelische Note à la akustischer Led Zeppelin durch.

Stücke mit Harpbeteiligung („Home I Wanna Go Home“, „Summit City Slowdown“) lassen sofort Neil Young in seinen besten Solo-Tagen aufleben. Absolut radiotauglich sind Sachen wie „Lily“, das supermelodische „My Friends And Me“ (ein richtiger Ohrwurm) oder das herrlich soulig groovende „Runnin’“ (mit tollem Bruce Hornsby-Gedächtnis-Piano). Bei solchen Stücken kommt einem vielleicht die Eli Young Band als Vergleich in den Sinn. Wie es bei Ihren Live-Gigs zugeht, davon kann man sich ein Bild bei den beiden Live-Bonustracks „Drunk Right“ (also hier in beiden Versionen enthalten) und dem Medley „My Old Kentucky Home“/“These Days“ machen. Energie pur, Lokalpatriotismus und Spielfreude ohne Ende in Eintracht mit frenetisch mitgehendem und (überwiegend textsicher) mitsingendem Publikum.

Danach enthält diese Deluxe-Ausgabe noch fünf Demo-Tracks, die das Duo in ihrer ganz ursprünglichen Weise und auf sich selbst gestellt präsentiert. Hier wirkt alles noch ein wenig rauer, reduzierter und authentischer. Man meint teilweise, die beiden säßen bei einem mit im Wohnzimmer. Trotzdem klasse gemacht und nie langweilig. Sundy Best alias Nick Jamerson und Chris Bentley beweisen mit ihrem Debütwerk, dass sich da zwei Rohdiamanten in Wartestellung befinden. Zwei klasse Typen, die ganz klar das Potential haben, über den lokalen Status weit hinauszuwachsen.

Wie bereits erwähnt, sehr schwer einzuordnen diese Duo; Rosehill, Morrison Williams oder Antigone Rising (auch wenn es sich hier um eine Frauenband handelt) könnten im weitesten Sinne Richtungsanzeiger bilden. Ihr Album „Door Without A Screen“ jedenfalls ist ein unheimlich tolles, nicht alltägliches, spannendes und sehr abwechslungsreiches Erstwerk geworden, das einen wirklich fasziniert. Diese Burschen haben die Musik im Blut. Man darf gespannt sein, was da noch in Zukunft so alles im Anmarsch sein wird. Momentan gilt schon jetzt: Sundy Best – At their best!

Entertainment One (2013)
Stil: New Country & More

01. Kentucky Women
02. Lily
03. Home (I Wanna Go)
04. Rain
05. Prestonburg
06. Drunk Right
07. Mountain Parkway
08. If I See Her
09. My Friends And Me
10. Runnin‘
11. Rowdy Gang
12. Drunk Right (Live)
13. Ol‘ Kentucky Home/These Days (Live)
14. Car Song (Demo Version)
15. Summit City Slowdown (Demo Version)
16. Holy Ground (Demo Version)
17. Uneven Trade (Demo Version)
18. Distance (Demo Version)

Sundy Best
Sundy Best bei Facebook
Bärchen Records