Sundy Best – Door Without A Screen – Deluxe Edition – CD-Review

Ganz starkes Debüt zweier Burschen aus Prestonburg, Kentucky, die eine nicht alltägliche, aber ganz wundervolle, herrlich melodische Musik an der Schnittstelle zwischen Country und Americana spielen. Hinter Sundy Best stehen die beiden Freunde (seit fühester Schulzeit), hochtalentierten Musiker und Songwriter Nick Jamerson und Kris Bentley. Wie so oft bei derartigen Acts begann es mit dem gemeinsamen Musizieren erst einmal auf Parties im Bekanntenkreis. Es folgten unendlich viele Auftritte in Restaurants und kleineren Clubs.

Man erspielte sich mit bis zu vierstündigen Auftritten peu à peu eine loyale und nachhaltige Fanbasis, ist im Staate Kentucky mittlerweile so bekannt wie „bunte Hunde“ und füllt dort regelmäßig Clubs und größere Veranstaltungshallen. Wenn man bedenkt, dass Jamerson und Bentley praktisch mit minimalistischem instrumentellen Aufwand (in der Regel gibt es nur Gitarre, Mundharmonkia und Gesang, bei Rhythmusgebung durch eine Trommelkiste, einer sogenannten Cajón), quasi maximale Stimmung erzielen (sie werden bei ihren Konzerten geradezu frenetisch gefeiert), dann ist das schon eine tolle Sache.

Ihre nun veröffentlichte erste CD „Door Without A Screen“ (bei uns gibt es die um 7 Bonustracks erweiterte Deluxe-Ausgabe) erklärt dann auch ganz schnell warum. Die beiden schreiben Songs aus dem wirklichen Leben, mit denen man sich sofort identifiziert, wobei die Melodie, der Wiedererkennungswert der Refrains und Titel, sowie der unwiderstehlich durch Bentley erzeugte Rhythmus sofort mitreißen. Dazu hat Jamerson eine richtig unverbrauchte, teilweise rotzig freche Stimme (on top kann er auch klasse Gitarre und Mundharmonika spielen), die blendend zur gebotenen Musik passt. Für die Studio-Stücke holten sich die beiden dann noch dezente Unterstützung dazu. Zeke Walters ergänzt sein grassiges Banjospiel bei Stücken wie „Kentucky Women“ und „If I See Her“, Lauren Morgan glänzt bei Letztgenanntem mit einigen schön passenden, weiblichen Harmoniegesängen.

Ihr ebenfalls langjähriger Freund und Filmemacher Coleman Saunders, der ihnen auch zum Plattendeal mit dem potenten „Entertainment One“-Label verhalf, ist mit ein paar Pianotupfern, Bass-Linien und Gitarrensoli vertreten und hat dieses Werk auch produziert. Die Musik von Sundy Best ist insgesamt sehr schwierig zu katalogisieren. Es ein ganz eigenwilliger Mix aus diversesten Stilen wie Country, Bluegrass, Rock, Pop, Soul und Rhtythm & Blues, sagen die beiden, wobei die Country- und Americana-Roots eindeutig dominieren. Oft erinnern die beiden bei den flotteren Sachen, wie dem Opener „Kentucky Women“ oder „Drunk Right“ an eine Unplugged-Version von Cross Canadian Ragweed. Manchmal schimmert bei Tracks wie „Rain“ oder „Rowdy Gang“ sogar eine dezent psychedelische Note à la akustischer Led Zeppelin durch.

Stücke mit Harpbeteiligung („Home I Wanna Go Home“, „Summit City Slowdown“) lassen sofort Neil Young in seinen besten Solo-Tagen aufleben. Absolut radiotauglich sind Sachen wie „Lily“, das supermelodische „My Friends And Me“ (ein richtiger Ohrwurm) oder das herrlich soulig groovende „Runnin’“ (mit tollem Bruce Hornsby-Gedächtnis-Piano). Bei solchen Stücken kommt einem vielleicht die Eli Young Band als Vergleich in den Sinn. Wie es bei Ihren Live-Gigs zugeht, davon kann man sich ein Bild bei den beiden Live-Bonustracks „Drunk Right“ (also hier in beiden Versionen enthalten) und dem Medley „My Old Kentucky Home“/“These Days“ machen. Energie pur, Lokalpatriotismus und Spielfreude ohne Ende in Eintracht mit frenetisch mitgehendem und (überwiegend textsicher) mitsingendem Publikum.

Danach enthält diese Deluxe-Ausgabe noch fünf Demo-Tracks, die das Duo in ihrer ganz ursprünglichen Weise und auf sich selbst gestellt präsentiert. Hier wirkt alles noch ein wenig rauer, reduzierter und authentischer. Man meint teilweise, die beiden säßen bei einem mit im Wohnzimmer. Trotzdem klasse gemacht und nie langweilig. Sundy Best alias Nick Jamerson und Chris Bentley beweisen mit ihrem Debütwerk, dass sich da zwei Rohdiamanten in Wartestellung befinden. Zwei klasse Typen, die ganz klar das Potential haben, über den lokalen Status weit hinauszuwachsen.

Wie bereits erwähnt, sehr schwer einzuordnen diese Duo; Rosehill, Morrison Williams oder Antigone Rising (auch wenn es sich hier um eine Frauenband handelt) könnten im weitesten Sinne Richtungsanzeiger bilden. Ihr Album „Door Without A Screen“ jedenfalls ist ein unheimlich tolles, nicht alltägliches, spannendes und sehr abwechslungsreiches Erstwerk geworden, das einen wirklich fasziniert. Diese Burschen haben die Musik im Blut. Man darf gespannt sein, was da noch in Zukunft so alles im Anmarsch sein wird. Momentan gilt schon jetzt: Sundy Best – At their best!

Entertainment One (2013)
Stil: New Country & More

01. Kentucky Women
02. Lily
03. Home (I Wanna Go)
04. Rain
05. Prestonburg
06. Drunk Right
07. Mountain Parkway
08. If I See Her
09. My Friends And Me
10. Runnin‘
11. Rowdy Gang
12. Drunk Right (Live)
13. Ol‘ Kentucky Home/These Days (Live)
14. Car Song (Demo Version)
15. Summit City Slowdown (Demo Version)
16. Holy Ground (Demo Version)
17. Uneven Trade (Demo Version)
18. Distance (Demo Version)

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