Tim McGraw – Here On Earth – CD-Review

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Hier auf Erden zählt Tim McGraw zu den zweifellos größten Countrystars der letzten Dekaden. Da können ihm von den heute lebenden Künstlern vielleicht gerade noch Garth Brooks, George Strait oder Alan Jackson, annähernd das Wasser reichen.

Ein kurzer Auszug in die ihn umgebende Superlative: Er hat weltweit mehr als 50 Millionen Platten verkauft und die Charts mit 43 weltweiten Nr. 1-Singles und 16 Nr. 1-Album-Veröffentlichungen dominiert. Er hat 3 Grammy Awards, 16 Academy of Country Music Awards, 14 Country Music Association Awards gewonnen. Zu seinen großen Erfolgen in seiner Karriere gehören die Ernennung zum meistgespielten Künstler des Jahrzehnts für alle Musikgenres beim BDS Radio und die Auszeichnung für „Something Like That“ als meistgespielter Song eines Jahrzehnts für alle Musikgenres.

Auch wenn meiner Ansicht nach die stärkste Zeit, von 1995 mit seinem Album „All I Want“ bis zum Werk mit seinen Dancehall Doctors 2002, recht lang zurückliegt, hält man jedoch bei einer Neuveröffentlichung von seiner Seite, immer gespannt den Atem an.

Nach einem kurzen Intermezzo mit Gattin Faith Hill bei Arista Nashville ist McGraw nun zu Big Machine Records zurückgekehrt und veröffentlicht mit „Here On Earth“ sein insgesamt 16. Studioalbum und hat passend dazu satte 16 Tracks eingesungen.

Angesichts seiner überragenden Erfolge ist der Protagonist nie auf großartige Kreativität angewiesen gewesen, bei ihm und seinem Langzeit-Spezi Byron Gallimore, der diesen Longplayer wieder mit Tim zusammen produziert hat, war es immer die Kunst, leibgeschneiderte Lieder einzukaufen.

So tauchen dann auch hier wieder eine Armada von arrivierten Songwritern (Tom Douglas, Shane McAnally, Wendell Mobley, Neil Thrasher, Marv Green, etc.) auf, die für absolute Topqualität und Hitgarantien stehen. Schön, dass Tim dann auch immer als Pusher für andere Musiker wie Jaren Johnston (The Cadillac Three), Lori McKenna oder den Warren Brothers fungiert, und kontinuierlich auf deren kompositorische Dienste zurückgreift.

Eingespielt haben die Songs natürlich auch die üblichen Qualitätsgaranten auf diesem Niveau wie u. a. Ilya Toshinsky, Gordon Mote, Shannon Forrest, Michael Landau, Glenn Worf und Dan Dugmore.

Am Anfang des Werkes hat man beim Streicher-untermalten „L.A.“, dem Elton John-inspirierten „Chevy Spaceship“ oder dem keltisch angehauchten Titelsong, so das Gefühl, als wenn der Protagonist, passend zum Sternen-verzierten Firmament auf dem Cover, musikalisch in neue Galaxien entschweben möchte.

Danach pendelt sich eigentlich aber alles im gediegenen Midtempobereich ein, der schön instrumentiert, seiner prägnanten Stimme den Raum zur Entfaltung gibt. Die stärkste Phase der CD spielt sich aus meiner Sicht zwischen den Tracks 6-8 ab, dem beschwingt groovenden „Good Taste In Women“, dem Piano-E-Gitarren-verzierten „Hard To Stay Mad At“ und McGraws Adelung von Sheryl Crow im gleichnamigen Song, wo er der Musikerin ein emotionales Denkmal (vermutlich für ihr Lebenswerk) setzt. Für mich das Highlight der CD.

Bei Stücken wie „7500 OBO“ und „If I Was A Cowboy (herrlich hymnisches E-Gitarren-Solo)“ lässt er sporadisch die Stärken aus seiner Frühzeit aufblitzen, mit dem zum Muttertag als Single mal wieder perfekt platzierten „I Called Mama“ gibt es den gefühlsbetonten Stoff für die US-Charts.

Klasse gemacht ist das spacige Cover-Artwork. Das Titelfoto gibt es auf er Rückseite des 9-seitigen Faltbooklets noch mal als Poster. Fazit: Tim McGraw erweist sich trotz allen Stardoms als geerdeter Künstler und festigt mit seinem neuen, durchgehend angenehm zu hörenden Longplayer „Here On Earth“ auch weiterhin den Status Quo als einer der maßgebenden (New) Countrymusiker dieser Zeit.

Big Machine Records/Universal (2020)
Stil: New Country

01. L.A.
02. Chevy Spaceship
03. Here On Earth
04. Damn Sure Do
05. Hallelujahville
06. Good Taste In Women
07. Hard To Stay Mad At
08. Sheryl Crow
09. Not From California
10. Hold You Tonight
11. 7500 OBO
12. If I Was A Cowboy
13. I Called Mama
14. Gravy
15. War Of Art
16. Doggone

Tim McGraw
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