Jimmie Allen – Bettie James – Gold Edition – CD-Review

Vor knapp 1 1/2 Jahren hatte es bereits einen rein digitalen Vorläufer dieses Werkes mit sieben Stücken gegeben. Jetzt legt Jimmie Allen mit weiteren neun Tracks auf seinem Kooperationssprojekt „Bettie James“ nach. Das Ganze zusammen gibt es jetzt als physikalische CD und nennt sich ‚Gold Edition‘. Die sieben Tracks der EP sind am Ende in der gleichen Reihenfolge angehängt, also die Lieder 10-16.

Je nach dem, wie sattelfest man im New Country- und Pop-Geschehen ist, wird unsere Leserschaft natürlich bei den neuen Songs Keith Urban, Little Big Town, Lindsay Ell und vielleicht noch die Acts Lanco und LoCash kennen. Namen wie Breland und pitbull sind meiner Person irgendwie schon mal über den Weg gelaufen, aber beim Rest hört es dann selbst bei mir auf.

Es bedeutet allerdings nicht, dass das durchgehend hohe Niveau der EP nicht weiter gehalten werden könnte, das melodische „Livin‘ Man“ in Kombination mit dem Duo Neon Union zählt zum Beispiel für mich mit zu den Highlights der neuen Lieder.

Die kann man eigentlich in drei Kategorien einordnen:  Die patriotisch und pathetisch umwobenen Opener „Get Country“ (sehr markanter Mitsingrefrain), „Home Sweet Hometown“, das flockige „Boy Gets A Truck“ (ein schöner rhythmischer Heartland-Song mit Keith Urban) sowie besagtes „Livin‘ Man“ stehen für eingängigen New Country der Marke Thomas Rhett, Granger Smith & Co.

„Flavor“, „Somebody“ und „Tequlia Talkin'“ riechen und schmecken förmlich nach Sonne, Strand, Meeresluft, Pool, kühlen Drinks und Tanzen (allesamt auf die Pop-Klientel, bzw. Allgemein-Charts ausgerichtet, zum Teil mit Rap-Passagen) und zwei Piano-dominierte, auf starke Gesänge und Harmonien  fokussierte Tracks wie das gospelige „Pray“ (unter Mitwirkung von Little Big Town) und „Forever“.

Insgesamt ist die Gold Edition also eine konsequente Weiterführung des mit der EP Begonnenen. Gut gefällt mir, dass Jimmie Allen nie den Hauptdarsteller raushängen lässt und seinen jeweiligen Partnern immer genug Raum für deren typische Akzente lässt.

Trotzdem bleibt am Ende in der Zusammenfassung des Gesamtwerks der Kracher mit Brad Paisley „Freedom Is A Highway“ das Maß der Dinge.

Stoney Creek Records / BBR Music Group / BMG (2022)
Stil: New Country (Pop)

Tracklist:
01. Get Country
02. Home Sweet Hometown
03. Flavor
04. Somebody
05. Pray
06. Boy Gets A Truck
07. Livin‘ Man
08. Tequila Talkin‘
09. Forever
10. Good Times Roll
11. Drunk And I Miss You
12. Made For These
13. Freedom Was A Highway
14. Why Things Happen
15. When This Is Over
16. This Is Us

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Jimmie Allen – Bettie James – Digital EP-Review

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Dunkelhäutige Musiker sind auch heute noch  in der Countrymusikwelt eher eine Seltenheit. „White Country matters“ möchte man da fast sarkastisch anmerken. Und wenn man ehrlich ist, haben es bisher außer Legende Charley Pride und Darius Rucker (beide sind hier vermutlich bei einem der stärksten Tracks der EP „Why Things Happen“ nicht grundlos vertreten) keine Künstler geschafft, nachhaltig Erfolge zu verbuchen.

Kane Brown, Sunny War, Blanco Brown, Lil Nas X oder Cowboy Troy sind Interpreten (meist aus dem Hip Hop- und Rap-Metier), die mal sporadisch auftauchen, sich aber dann auch wieder schnell ihren Hauptgenres widmen oder halt in der Bedeutungslosigkeit der Countrywelt verschwinden.

Mit Jimmie Allen könnte es zumindest wieder etwas Zuwachs geben. Der bei der 10. Staffel von American Idol (2011) frühzeitig ausgeschiedene 34-jährige Singer/Songwriter hat es geschafft (z. B. unter Mithilfe von Kontest-Gewinner Scotty McCreery), seither präsent zu bleiben und ergatterte sogar beim Broken Bow Gruppen-Unterlabel Stoney Creek Records, Major-kompatible Konditionen, Grundvoraussetzung, um überhaupt im Business mitmischen zu können.

Allen dankte es mit einem erfolgreichen Debütalbum („Mercury Lane“ – Platz 11 in den Country-Album-Charts) und zwei Top-10 Singles („Best Shot“ und Make Me Want To“ – in den Radio-Charts sogar beide Nr. 1). Seine Musik bewegt sich dabei im Stile von Leuten wie Thomas Rhett, Brett Young oder Sam Hunt, etc., die mit ihrem Country-Pop-Strategien ja ebenfalls äußerst erfolgreich unterwegs sind.

Auch sein neues Kollaborationswerk „Bettie James“ (Vater James Allen und seiner Großmutter Bettie Snead gewidmet – beide vor geraumer Zeit verstorben) geht gut an: Die aktuelle Single “This Is Us” mit Noah Cyrus ist die von Fans bislang am schnellsten angenommene Single und verzeichnet bis heute mehr als 25 Millionen Streams. Und das ist eigentlich der belangloseste Track des Werkes!

Die insgesamt sieben Stücke bieten, allesamt für sich gesehen, absolut klasse und modern instrumentierten melodischen, hitverdächtigen Stoff in Duettaufmachung.

Die ganz starke Phase beginnt,  wenn ab „Made For These“ die großen Stars wie Tim McGraw bei „Made For These“ (schön ihn mal wieder singen zu hören, klasse Slide-Solo in der Mitte), Brad Paisley  bei „Freedom Was A Highway“ (herrlicher 90er-Rock der Marke Richard Marx, Mister Mister & Co., filigranes Paisley-E-Gitarrensolo) und besagtes „Why Things Happen“ unter Mitwirkung von Pride und Rucker, ihren speziellen Glanz neben Allen verbreiten.

Allein schon das musikalisch beeindruckende „Why Things Happen“, mit einem plakativen Video ergänzt, bietet sich ja angesichts der vielen diskussionswürdigen Ereignisse, beziehungsweise Vorkommnisse (nicht nur in den USA), nahezu an, hier ein großes Statement zu setzen. Könnte man aus meiner Sicht spielend zu einem der Anwärter zum ‚Song des Jahres‘ bei den einschlägigen Awards gestalten. Den Grammy könnte man wahrscheinlich schon vorbestellen.

Schön und zum Piepen ist auch der schräge Altmänner-Männerchorgesang der Oak Ridge Boys am Ende von „When This Is Over“. Weitere Beteiligte auf der EP sind noch Interpreten wie , Rapper Nelly („Good Times Roll“), die Damen  Mickey Guyton („Drunk And I Miss You“), Rita Wilson und  Tauren Wells („When This Is Over“).

“Ich bin ein Fan jedes Künstlers dieses Projekts, und es war mir eine große Ehre, dass jeder einzelne ein Teil davon war”, sagt Allen über seine Partner bei dieser mit Ash Bowers zusammen produzierten EP. “Jeder hat durch seine Musik das Leben meines Vaters und meiner Großmutter und auch mich berührt. Ich bin stolz auf diese Musik und dankbar für alle Autoren, die mir geholfen haben, „Bettie James“ zu erschaffen.”

Insgesamt ein kluger Schachzug des Labels zum richtigen Zeitpunkt, die Popularität von Jimmie Allen zu festigen, beziehungsweise weiter auszubauen. Könnte glatt zum Abräumer in 2020 avancieren.

Stoney Creek Records / BBR Music Group / BMG (2020)
Stil: New Country (Pop)

Tracklist:
01. Good Times Roll
02. Drunk and I Miss You
03. Made For These
04. Freedom Was A Highway
05. Why Things Happen
06. When This Is Over
07. This Is Us

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