Travis Tritt – Strong Enough – CD-Review

Tritt

Travis Tritt zählt sicherlich ohne Umschweife zu den Interpreten, die sich ihren Platz in unserem New Country-Herzen redlich verdient haben. Schließlich kann der 1963 in Marietta, Georgia geborene Künstler auf eine fast zwanzig Jahre andauernde erfolgreiche Karriere zurückblicken. Attribute wie sympathisch, ehrlich, solide oder bodenständig kann man guten Gewissens attestieren.

Der Mann mit der Reibeisenstimme hat es immer geschafft, Musik massenkompatibel zu gestalten, ohne sein Gesicht dabei zu verlieren. Seinen Wurzeln, dem rootsigen Country, durchsetzt mit Honky Tonk, Rock- und Southernelementen sowie schönen Balladen ist er eigentlich bis zum heutigen Tag treu geblieben.

Der Hardliner wird bei seiner neuen Scheibe „Strong Enough“ sicherlich ohne mit der Wimper zu zucken zugreifen, den außen stehenden Rest könnte sein aktuelles Album in zwei Lager spalten.

Die Leute, die eher auf die rockigere Variante stehen, werden zwar mit drei wirklich tollen Slide-Honky-Tonk-Stücken belohnt („You Can’t Count Me Out Yet“, „If You’re Gonna Straighten Up – Brother Now’s The Time“, „Time To Get Crazy“), der übrige Teil, und das sind gute zwei Drittel der Scheibe, ist doch ziemlich balladendurchtränkt (besonders toll: „Can’t Tell Me Nothin'“, „Strong Enough To Be Your Man“, „Doesn’t Anyone Hurt Anymore“), was Leuten wie mir, die ruhigere Sachen bevorzugen, wohl mehr entgegenkommt.

Das Gesamtergebnis ist in etwa mit dem seiner letzten CD „Down The Road I Go“ vergleichbar. Was mir an seinen Songs immer gefällt, ist, dass Tritt nicht, wie im New-Country oft üblich, von Friede-Freude-Eierkuchen singt, sondern schon mal kaputte Beziehungen oder unangenehme Begleiterscheinungen des Alltags aufgreift; Dinge, die Leute aus dem Herzen sprechen und nachvollziehbar sind.

Als Beispiel einige Zeilen aus „Country Ain’t Country“:

„…The back forty was sold to make up for hard times
Then sold by the half acre lot overnight
The houses went up and the trees were cut down
And there went the finest deer hunting around
Lord everyone’s locking their doors
‚Cause country ain’t country no more
There’s no turning back
And you just can’t ignore
That country ain’t country no more…“

Zeilen, die viel über unsere heutige dahinrasende Zeit aussagen; da empfinde ich es nur als legitim und angenehm, dass Travis dann auch mal beim Tempo seiner Stücke ein wenig auf die Bremse ‚tritt’…

Sony Music (2002)
Stil: New Country

01. You Can’t Count Me Out Yet
02. Can’t Tell Me Nothin‘
03. Strong Enough To Be Your Man
04. Country Ain’t Country
05. If You’re Gonna Straighten Up (Brother Now’s The Time)
06. Doesn’t Anyone Hurt Anymore
07. You Really Wouldn’t Want Me That Way
08. I Don’t Ever Want Her To Feel That Way Again
09. Time To Get Crazy
10. Now I’ve Seen It All
11. God Must Be A Woman
12. I Can’t Seem To Get Over You

Travis Tritt
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Bärchen Records

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