Laura Cox – 25.03.2023, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Wenn man wie ich bereits unzähligen Konzerten beigewohnt hat und diverse Künstler auch schon mehrfach gesehen hat, verfolgt man, gerade als Rezensent, bei einem erneuten Besuch gewisse Intentionen, man geht also nicht immer unbedingt um des reinen Musikvergnügens zu einem Gig.

Laura Cox war aufgrund ihres überragenden Albums „Head Above Water“ zu Anfang dieses Jahres, ein Quantensprung wie ich meine (vor allem beim Gesang), bei mir gesetzt, obwohl mir ihre bisherigen Live-Auftritte trotz ihres unbestrittenen Gitarrenspielkönnens eher ‚mittelprächig‘ in Erinnerung geblieben waren.

So war ich sehr gespannt, wie sie die neue, eher Country-rockige Fokussierung des Werks, auch auf ihre Live-Performance übertragen können wird. Die aufgebaute Lap Steel-Anlage ließ im Vorfeld da schon mal Gutes erhoffen. Netter Weise stellte sie sich vor Konzertbeginn noch für unser obligatorisches VIP-Bild zur Verfügung, obwohl sie, wie man es sofort bemerkte, doch gesundheitlich kränkelte, die Stimme bereitete Probleme.

Aufgrund der Tatsache aber, dass eine volle Hütte angesagt war, biss sie sich am Ende, um es vorwegzunehmen, vorbildlich professionell durch und begeisterte die dann auch zahlreich erschienene, gut mitgehende Audienz mit ihrer energiegeladenen Show.

Auch ich war zunächst vom Auftakt mit den drei Tracks der neuen CD „Wiser“, „Head Above Water“, „So Long“ und dem dazwischen positionierten ZZ-Top-umwehten „Bad Luck Blues“, richtig angetan, die Phase gehörte ganz klar dem heute modern gespielten Southern Rock, wo Laura besonders mit den typischen E-Soli zu punkten wusste.

Ab dem folgenden „Take The Broken Home“ verfiel sie dann aber, trotz sporadischer Lap Steel-Einlagen, zunehmend wieder fast bis zum Ende des Hauptteils hin, in die alte Hard Rock-Attitüde, was allerdings im Publikum überaus gut ankam. Mir persönlich fehlten allerdings das auf dem Album viele Akzente setzende Banjo, das garnicht zum Einsatz kam, als auch besonders die ruhigeren Tracks des aktuellen Silberlings wie „Old Soul“, „Before We Get Burned“, das hypnotische „Seaside“ oder „Glassy Days“.

Die Viererkonstellation mit ihr als einzige Gitarristin ließ die Umsetzung folgerichtig nicht zu, die sympathische US-Französin kann sich, anders als wie es die Studiotechniken zulassen, auf der Bühne natürlich nicht zweiteilen. Hier fehlte mir persönlich dann doch der ergänzende Saitenspieler. Die aufgestellte Lap Steel brachte dann zwar für die Fotografen mit ihr ein schönes Motiv, aber die sporadischen Einsätze hätten eigentlich auch mit dem Bottleneck auf ihrer E-Gitarre als Slide abgewickelt werden können.

Was mir, der über die vielen Jahre gelernt hat, bei einem Konzert etwas genauer zu beobachten, auch auffiel, war, dass ihre drei Mitstreiter bei ihrer One-Woman-Show, trotz jeweils eines Kurz-Solos (da verließ die Protagonistin dann die Bühne), ein paar zartgehauchten Harmoniegesängen und ein paar sporadisch sehr einstudiert wirkenden Posen zusammen mit Bassist Adrien Kah, quasi überwiegend zu einem Statistendasein verurteilt waren.

Das hatte schon was von einer imaginären Bühnendiktatur, wie man sie zum Beispiel von Bobby Ingram bei Molly Hatchet kennt, das natürlich völlig legitim und wahrscheinlich auch notwendig ist, wenn man in der heutig schnelllebigen Zeit im Musicbiz als Solokünstlerin seinen Lebensunterhalt dauerhaft verdienen möchte.

So musste ich dann bis zum gut performten Black Crowes-Cover „Hard To Handle“ und „Set Me Free“ (mit klirrendem Skynyrd-E-Solo) warten, bis zumindest mein Southern-Herz wieder zum Schlagen gebracht wurde. Mit „One Big Mess“, auch von „Head Above Water“, gab es aus den beschriebenen gesundheitlichen Gründen, trotz der hervorragenden Stimmung, nur noch eine Zugabe.

Fazit: Mademoiselle Cox‘ Entwicklung spricht Bände, was ihr Selbstbewusstsein, die Zuschauerzahlen als auch die damit verbundene Stimmung betrifft (darüber war sie auch offensichtlich erfreut und gerührt). Den Country-Spirit ihres aktuellen Albums, mit nur fünf, eher im Southern Hard Rock-Stil gespielten Tracks, konnte sie auf der Bühne allerdings noch nicht verbreiten. Trotzdem ein insgesamt lohnenswerter Besuch.

Line-up:
Laura Cox (lead vocals, electric guitar, keys, percussion)
Florian Robin: (keys, vocals)
Adrien Kah (bass, vocals)
Antonin Guérin (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Laura Cox – Head Above Water – CD-Review

‚Weiterentwicklung‘. Das ist das Schlagwort, das mir spontan als erstes nach dem Hören vom neuen Album „Head Above Water“ von Laura Cox in den Sinn kam. Und dabei ist ja gerade oft das dritte Werk immer mit das schwierigste, meist der Zeitpunkt, bei denen bei Interpreten und Bands nach Abebben der Anfangseuphorie, der leidige Alltag eintritt.

Ob es das Entfernen des Wörtchens Band und der vielleicht noch stärkeren Fokussierung auf die eigene Person damit zu tun hat, darüber kann zunächst nur spekuliert werden, aber auch nach mehrmaligen Hören der Scheibe steht eindeutig fest, dass es sich klar um den bis dato besten Longlayer der einst durch Youtube-Videos bekannt gewordenen Französin (mit englischem Vater) handelt.

Ob es ihrem Daddy geschuldet ist, der ja, so liest man, einen Faible für Country und Rock’N‘ Roll besitzen zu scheint, ist nicht überliefert, man nimmt allerdings (wohlwollend) eine deutliche Abkehr von klassischen Hard Rock in Richtung mehr ergänzender Southern Rock- und (New) Country-Einflüsse zur Kenntnis, wobei man in vielen Tracks auch immer wieder (meist in Form von Riffs und Sequenzen in ihren Soli) an die großen Rockbands der guten alten Zeit wie den Stones, Lynyrd Skynyrd, Bad Company, Molly Hatchet oder ZZ Top erinnert wird.

Einen Löwenanteil trägt auch ihr deutlich besser gewordener Gesang mit zum Gesamtergebnis bei. Statt den üblichen Shouterattitüden beweist die junge Dame diesmal auch viel Einfühlungsvermögen und Variabilität am Mikro, was zu viel Diversität im Gesamtgeschehen beiträgt. Das gleiche gilt für die Einbindung von Akustikgitarren, Slide und vor allem des meist schön vor sich hin klackernden Banjos. Dass sie eine Meisterin der E-Gitarre ist, ist natürlich auch weiterhin unverkennbar.

Meine Lieblingsstücke sind neben den vier New Country-lastigen Stücken („Old Soul“, „Before We Get Burned“, das fast schon hypnotisch von Laura dahingehauchte „Seaside“ und „Glassy Days“), die, man lese und staune, auch auf jedem Little Big Town-Album integriert werden könnten, das für das Werk richtungsweisende Titelstück „Head Above Water“, eine Art Mischung aus eigenen Ingredienzien, vermischt mit dem Flair von altgediegenen Rockbands wie den Rolling Stones, Lynyrd Skynyrd und Bad Company und vor allem „One Big Mess“, das mit einem, an Skynyrds „Simple Man“ erinnernden atmosphärischen E-Intro beginnt, dann aber in einen treibenden Rocker der Marke „Beatin‘ The Odds“ mündet. Gerade Southern Rock-Fans werden an den vielen quirligen und klirrenden E-Soli (man höre sich nur das Solo im The Georgia Thunderbolts-umwobenen „Set Me Free“ an) der zierlichen Französin großen Spaß haben.

Mit eingespielt haben das Werk ihre etatmäßigen Mitreiter Mathieu Albiac (Rhythmusgitarre) und Antonin Guerin (Drums, Percussion) und als neue Personalie Adrien Kah am Bass. Germain Destremont (Keys, Glockenspiel) und Nina Babel, Monique Harcum sowie Steve Kashala (alle Backing vocals) verbuchen Credits als Gastmusiker.

Auch wenn ich anfangs ein wenig noch Probleme mit dem Wiedererkennungswert der Refrains hatte, hat sich das mit jedem weiteren Hördurchgang immer mehr gelegt. Ob der eine oder andere Song für die Ewigkeit dabei sein wird, ist zwar fraglich, aber das gelingt ja heute in unserer schnelllebigen Zeit auch so gut wie gar keiner Rockband mehr, nicht mal den noch existierenden großen Acts dieser Zunft (die bekommen ja fast garnichts Kreatives mehr hin).

Kein Grund für Laura Cox also den Kopf in den Sand zu stecken, ihr neues Album „Head Above Water“ stellt, wie anfangs erwähnt, eine mehr als deutliche Weiterentwicklung dar. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt, wenn sie die enthaltenen Tracks im März live im (u. a. im Musiktheater Piano in Dortmund) hoffentlich ausgiebig vorstellen wird. Ein tolles, melodisches und kurzweiliges Rockalbum, dass sicherlich mit zu den positiven Überraschungen in 2023 avancieren wird.. Oder, wie es der Franzose sagen würde: „Merveilleux, Laura!“

Earmusic (Edel) (2023)
Stil: Rock & More

Tracklist:
01. Head Above Water
02. So Long
03. One Big Mess
04. Set Me Free
05. Old Soul
06. Wiser
07. Before We Get Burned
08. Seaside
09. Fever
10. Swing It Out
11. Glassy Days

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Laura Cox – Burning Bright – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Nach dem 2017 erschienenen „Hard Blues Shot“ gibt es jetzt das zweite Album der jungen Französin. „Burning Bright “ ist schwer in ein bestimmtes Genre zu kategorisieren, da sie mit ihrer Band mehrere Musikstile im neuen Material aufgreift. Was aber klar zu erkennen ist, dass sie ohne große Schnörkel in der Rockmusik der alten Hard Rock-Bands ihre stilistischen Mittel findet.

Im Songwriting findet sie dabei die Unterstützung ihres Gitarristen Mathieu Albiac, der spieltechnisch auch auf Konzerten in den letzten Jahren eben in der beschriebenen Sparte von Musikern zuzuordnen ist.

Wie schon auf der Tour erlebt, als Cox und Band weitaus härter zu Werke gingen, als vor etwa zwei Jahren, macht mit „Fire Fire“ ein stampfender Hard Rocksong den Auftakt, der bei Deep Purple-Fans, gemeint sind die aus den Anfangszeiten, mit Sicherheit für Entzücken sorgen wird. Ähnlich rockend geht es mit „Bad Luck Blues“ weiter.

Mit „Last Breakdown“ und „Looking Upside Down“ nehmen die Franzosen den Fuß vom Gaspedal und landen im Mainstream. Dass Laura Cox auch ein Herz für den Southern Rock hat (in Rheinberg spielte sie beispielsweise ja auch „Simple Man“), offeriert sie hier auch gesanglich im balladesken „Just Another Game“, wobei die Gitarren-Soloparts, z. T. slidend, nicht so ausufernd, sondern dezenter daherkommen, als bei manchen Southern-Vertretern.

„Here’s To War“ ist wieder ähnlich dem Stil der Rockladys in den 90er Jahren und mit „Freaking Out Loud“ lässt die Französin, wie es der Titel verspricht, wieder ordentlich krachen, was in „As I Am“ seine Fortsetzung findet.

Etwas ruhiger wird es mit den Südstaaten-umhauchten „River“, dem es vielleicht gut getan hätte, wenn sie und Albiac die Zügel von ihren Gitarren genommen hätten und, wie live in ihren Songs erlebt, ein Gitarrengewitter abgebrannt hätten.

Den Abschluss macht passend für das Album das balladeske „Letters To The Otherside“. Insgesamt ist Laura Cox mit Band ein ansprechendes Album gelungen, das sich gut durchhören lässt, aber innerhalb des Songmaterials sowohl klassische Härte aber auch Mainstream aufweist, wobei Mainstream nicht schlecht sei muss.

Wenn man im Nachgang das neue Album und das letzte Konzert, in dem Sie schon neues Material spielte, vergleicht, zeigt sich, dass Laura Cox mit ihren jetztigen Mitstreitern eher Livemusiker sind, wo dem Studiomaterial im Konzert noch etwas Würze beigegeben wird und der Mainstream aus den Songs geschossen wird.

Line Up:
Laura Cox – Vocals, Guitar, Lap Steel, Banjo
Mathieu Albiac – Guitar
Francois C. Delacoudre – Bass
Antonin Guerin – Drums

Earmusic (Edel) (2019)
Stil: Rock

Tracklist:
01. Fire Fire
02. Bad Luck Blues
03. Last Breakdown
04. Looking Upside Down
05. Just Another Game
06. Here’s To War
07. Freaking Out Loud
08. As I Am
09. River
10. Letters To The Otherside

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