Robert LaRoche – Forevermore – CD-Review

Review: Michael Segets

Robert LaRoche nahm ich das erste Mal als Gitarrist von Patricia Vonne wahr, als er an ihrer Seite in der Kulturrampe eine überzeugende Show ablieferte. Am Merch-Stand zeigte er sich anschließend überaus freundlich und zugewandt, sodass ich gerne im letzten Monat das Konzert des Robert LaRoche Trios in der Krefelder Kultlocation besuchte. Zuvor trat er als Überraschungsgast bei der Verleihung des Stadtsiegels an Markus „Pille“ Peerlings durch den Oberbürgermeister Frank Meyer im Rathaus auf. Diese Aktion steigerte meine Sympathien für ihn noch weiter.

Im Gepäck hatte LaRoche seine dritte Solo-CD „Forevermore“, die von John DeNicola sowie Darin Murphy produziert wurde. Die zehn von LaRoche geschriebenen Songs bewegen sich überwiegend im Midtempo. Die meisten Stücke liegen unter drei Minuten, keines knackt die Vier-Minuten-Marke. Insgesamt ist das Album also ein kurzes Vergnügen – aber ein Vergnügen.

Der Singer/Songwriter setzt eine Vielzahl von Instrumenten ein, um einen breiten Klangteppich zu erzeugen, der aber handgemacht wirkt. So sind Violine und Cello bei dem atmosphärischen „Temporary Virtue“ präsent. Eine B-3 Orgel begleitet „Safer Inside“ und „End Of Time“. Ungewöhnlichere Instrumente wie Vibraphon oder Glockenspiel („Hard Rain“) sind ebenfalls zu hören. Die Begleitung ist dabei nie aufdringlich oder wird zur Effekthascherei eingesetzt. Sie integrieren sich in die Songs und tragen deren Stimmung. Einige Tracks wie „She Knows“ und „Traitorous Heart“ sind dann auch in klassischer Bandbesetzung eingespielt.

Besonders gelungen ist der Einstieg „Steal Your Heart“. Hier gibt sich LaRoche von seiner rockigeren Seite, die ihm als Sideman bei Vonne schon gut zu Gesicht stand. Diese scheint auch bei dem folgenden „Burn hat Kingdom“ mit integriertem E-Gitarren-Solo durch. Mit seinem staubigen Intro würde der Song auch gut zu der Tejano-Queen passen, für die LaRoche als Songwriter tätig war. „Home Again“ geht vor allem auch durch den mehrstimmigen Harmoniegesang in Richtung Westcoast.

Einen Höhepunkt erreicht der Longplayer bei dem Titelstück „Forevermore“. Die ruhige, reduzierte Single erzeugt mit akustischer Gitarre, Geige und Cello eine wehmütige Atmosphäre, in die man versinken kann. Insgesamt erscheint die erste Hälfte des Albums etwas stärker, wobei sich auch in der zweiten Hälfte besonders hörenswerte Tracks finden – allen voran das bereits erwähnte „Temporary Virtue“.

Der in Massachusetts geborene und in Austin, Texas, wohnhafte Songwriter verarbeitet autobiographische Erfahrungen in seinen Texten, die sich um Beziehungen drehen. Ohne gekünstelte Ausflüge in literarisch bemühte Höhen, bringt er seine Gefühle gerade heraus, sodass die Lyrics im Kern authentisch wirken.

Auch ohne den Sympathiebonus, den sich Robert LaRoche bei seinen Auftritten in der Kulturrampe erworben hat, hält „Forevermore“ einige Glanzstücke bereit. LaRoche beweist sich mit „Forevermore“ als gestandener Songwriter, der weiß, was er tut. Das Album erscheint trotz unterschiedlich arrangierten Songs handgemacht und folgt einer Linie.

OMAD Records (2023)
Stil: Americana

Tracks:
01. Steal Your Heart
02. Burn That Kingdom
03. Home Again
04. Forevermore
05. Safer Inside
06. She Knows
07. Temporary Virtue
08. Hard Rain
09. Traitorous Heart
10. End Of Time

Robert LaRoche
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OMAD Records

Patricia Vonne – 12.10.2022, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Die Konzertsaison neigt sich langsam dem Ende entgegen. Im Rückblick gehört der Auftritt von Patricia Vonne zu deren schönsten – und das nicht nur aufgrund der Texanerin, an der die vier Jahre seit ihrem letzten Besuch in der Kulturrampe anscheinend spurlos vorbeigegangen sind. Vonne zeigte sich als Musikerin und als charismatische Entertainerin in Topform.

Dem Abend wohnte eine persönliche Stimmung inne, obwohl der Saal nahezu ausgebucht war. Vonne fühlte sich in der Rampe sichtlich wohl und stellte vom Start weg mit ihrer aufgeschlossenen, zugewandten Art eine Verbindung zum Publikum her. So stieg die Actrice nicht direkt nach der Ankündigung von Markus Peerlings in das erste Stück ein, sondern nahm sich Zeit, zunächst ihre Bandmitglieder vorzustellen. Von dem vorangegangenen Konzert kannte man noch Harmen de Bresser am Bass sowie Bernhard Weichinger am Schlagzeug. Gitarrist Robert LaRoche setzte bei der letzten Tour aus, war aber bei dem Gig in derselben Location 2017 mit von der Partie.

Zwei dreiviertelstündige Sets standen auf dem Programm. Der erste Teil wurde mit „Dark Mile“ und „This Cat´s In The Doghouse“ eröffnet. Die beiden Stücke stammen von dem Longplayer „Rattle My Cage“ (2016). Mit dem Titeltrack dieser CD läutete Vonne dann auch die Pause ein. Nach der Unterbrechung betrat Vonne zunächst nur mit LaRoche für zwei akustische Darbietungen („El Marinero“, „Christmas Without You“) die Bühne, um danach mit „Hot Rod Heart“ und „Mudpies And Gasoline“ einschließlich Schlagzeug und Bass im Rücken wieder richtig Dampf zu machen.

Die Setlist verzeichnete zwei neue Stücke von Vonnes aktuellen Weihnachtsalbum „My Favorite Holiday!“. Die Lebkuchen stehen schon in den Regalen der Supermärkte, daher scheint die Vorweihnachtszeit sowieso schon eingeläutet zu sein. Vonne outete sich nebenbei als Liebhaberin deutscher Weihnachtsmärkte. Wenn man bei dem Text nicht so genau hinhört, geht „Santa’s On A Rampage“ auch außerhalb der Saison als fetziges Rockstück durch. Der Song wurde nicht umsonst von Little Steven’s Underground Garage in die Riege der Coolest Songs In The World aufgenommen.

Nach dem fulminanten Abschluss des zweiten Hauptsets durch „Rebel Bride“ ließ sich die Band nicht lange bitten, um mit der Zugabe noch einen draufzusetzen. Während Vonne die Drums bearbeitete, übernahm LaRoche die Lead Vocals bei „Breathless“, einem Jerry Lee Lewis-Cover. Für „Lil‘ Lobo“ streifte sich die Frontfrau eine Maske über – eine Reminiszenz an ihre Rolle als Dallas, dem Zorro Girl in „Sin City“. Das Publikum ließ sich hier problemlos zum wolfsmäßigen Mitgeheule animieren und so ging ein ausgelassener Abend zu Ende, der auch seine stilleren Momente hatte.

Solche ernsteren Passagen waren die Schilderungen ihrer Inspirationsquellen, mit denen Vonne „Top Of The Mountain“ und „Worth It“ einleitete. Viel Zeit für Sentimentalität blieb aber nicht, denn die englischsprachigen Titel, wie „Graceland Trip“ und „City Is Alive“ von dem 2018er Album, waren durchgängig auf Tempo ausgelegt. La Roche bearbeite dabei seine Rickenbacker kräftig und glänzte bei einigen Soli. Unangefochtene Hauptdarstellerin war aber Vonne, die über die Bühne tanzte und wirbelte, Tuch und Hut visuell wirksam in Szene setzte sowie Tamburin und Gitarre für ausdrucksstarke Posen nutzte. Dabei konnte sie sich auf die Akzente ihrer eingespielten Rhythmussektion de Bresser und Weichinger blind verlassen.

Einen Gegenpart zu den rockigen Songs stellten die auf Spanisch gesungenen dar, bei denen Vonne zu den Kastagnetten griff – eine perfekte Kombination aus Grazilität und lateinamerikanischem Temperament. Sie griff bei der Auswahl vor allem auf ihre bekannteren Werke zurück („Traeme Paz”, „Guitarras Y Castañuelas“, „Fuente Vaqueros“, „Severina“). Sehr schön waren ihre quasi obligatorische Einführung in die Handhabung der Kastagnetten sowie ihr Streifzug durch das Publikum, damit alle die Möglichkeit hatten, ihre Fingerfertigkeit aus der Nähe zu bestaunen.

Die Grande Dame des Tejano lud zu einer aufregenden Reise durch ihre musikalische Welt ein. Der Abend bot eine abwechslungsreiche Mischung aus englischen Uptempo-Nummern und eingestreuten spanischen Balladen, wobei der Auftritt insgesamt eine deutliche Ausrichtung auf den Rock aufwies. Egal welche Töne angeschlagen wurden, Patricia Vonnes Ausstrahlung konnte man sich nicht entziehen. Die fast paradoxe Fusion von Natürlichkeit und multikulturellem Gesamtkunstwerk in ihrer Person hinterließ einen bleibenden Eindruck.

Auf der Bühne entfachte Vonne ein professionelles, explosives Feuerwerk, neben der Bühne zeigte sie sich geduldig und freundlich bei Gesprächen, bei Fanfotos und am Merchandise-Stand. Alle Anwesenden lud Sie zu einem gemeinsamen Spaziergang entlang des San Antonio ein, der ihre Heimatstadt durchzieht. Die Wahrscheinlichkeit, dass man Vonne in Texas trifft, dürfte allerdings gering sein. Günstiger ist die Gelegenheit wohl während der bis Ende Oktober laufenden Deutschlandtour. In der SoS-Region stehen noch Auftritte im Yardclub (Köln, 19.10.) und im Der Club (Heiligenhaus, 26.10.) aus.

Line-up:
Patricia Vonne (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, drums, percussion)
Robert LaRoche (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals „Breathless“)
Harmen de Bresser (bass, vocals)
Bernhard Weichinger (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Patricia Vonne
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Kulturrampe Krefeld

Patricia Vonne – 24.10.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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In der Southern-Woche der Kulturrampe jagte ein hochkarätiger Act der Szene den nächsten. Am Vortag gab es mit Hogjaw etwas auf die Ohren, am folgenden Abend beehrten Robert Jon & The Wreck den Krefelder Großmarkt. Zwischen die gewichtigen Bartträger reihte sich die grazile Patricia Vonne aus San Antonio, Texas, ein. „Pille“ Peerlings zeigte sich bei der Begrüßung über die Resonanz dieser kompakten Südstaaten-Serie begeistert. Alle Veranstaltungen bescherten der Rampe ein (nahezu) ausverkauftes Haus.

Patricia Vonne erarbeitete sich durch ihre Touren hierzulande eine treue Fanbasis. T-Shirts mit ihrem Konterfei waren zu erspähen, Kastagnettenklappern sowie niederländische Stimmen zu vernehmen. Einige Wiederholungstäter erkannte Patricia Vonne von vorangegangenen Konzerten. Auch die Krefelder Kulturrampe hatte sie von ihrem Auftritt 2017 in frischer Erinnerung.

Die Begeisterung für Musik, die Vonne versprüht, schwappte bereits mit „This Cat‘s In The Doghouse“ auf das Publikum über. Bei vielen Stücken streute sie kurze persönlichen Bemerkungen ein und schuf dadurch eine besondere Nähe zu den Zuhörern. Ohne Berührungsängste trat sie mit ihnen in Kontakt – beispielsweise als sie von der Bühne stieg und ein Bad in der Menge nahm.

Im Verlauf der beiden Sets wechselte Vonne zwischen englisch und spanisch gesungenen Titel. Bei den Songs mit englischem Text traf Vonne eine rockige Auswahl. Von ihrem aktuellen Album „Top Of The Mountain“ spielte sie sämtliche Uptempo-Nummern. „City Is Alive“ leitete Bassist Harmen de Bresser sehr gelungen mit wuchtige Rückkopplungen ein. Im ersten Set folgten noch „Lekker Ding“ und „Lil‘ Lobo“, im zweiten „Citadel“ und „Graceland Trip“, bei dem sich Vonne an der E-Gitarre austobte.

Weitere Ohrwürmer aus der Backlist waren „Mudpies and Gasoline“ sowie „Rattle My Cage“. Dadurch, dass die Live-Varianten geerdet und weniger fein arrangiert erschienen als die Aufnahmen aus dem Studio, bekamen sie eine stärkere Roots-Rock-Note, die mir sehr gut gefiel. Auch die langsameren Titel „Top Of The Mountain“ und „Tidal Wave“ standen den Albumversionen in nichts nach. Ein besonderes Schmankerl war das countryfizierte „Love Is A Bounty“. Es ist der erste Song, den Vonne geschrieben hat.

Nicht nur das mitreißende Auftreten von Patricia Vonne, sondern auch die Qualität der genannten Songs machten das Konzert zu einem besonderen Vergnügen. Vor allem bei den lateinamerikanischen Rhythmen holte Vonne ihre Kastagnetten hervor und wirbelte über die Bühne. Der Titel „Guitarras Y Castañuelas” war dabei Programm. Vonne ließ es sich nicht nehmen, dem entsprechend ausgerüsteten Teilen des Publikums eine kurze Einführung in Grundtechniken des Kastagnettenspiels zu geben.

Die spanisch gesungenen Songs wie „Traeme Paz“, „Mexicali De Chispa“, „Fuente Vaqueros“ oder „Illuminaria“ liegen musikalisch zwar nicht direkt auf meiner Linie, wurden aber von Vonne so temperamentvoll und mit großen Posen dargeboten, dass sie hervorragend unterhielten. Gerade die Kombination von unterschiedlichen Musikstilen, mit denen Patricia Vonne im Grenzgebiet der USA und Mexiko aufgewachsen ist, prägen ihr eigenes Werk. Ohne diese würde ihren Konzerten ein charakteristisches Moment fehlen.

Ob mit Percussion, akustischer oder elektrischer Gitarre, Vonne war ständig in Bewegung. Das texanische Energiebündel löste bei der Zugabe „The House Is Rockin‘“ Bernhard Weichinger am Schlagzeug ab und überließ dem Gitarristen Ulrich Ellison die Lead Vocals. Mit dem Cover von Stevie Ray Vaughan steuerte ein explosives Konzert seinem Ende zu.

Das Publikum war mit der musikalischen und visuellen Darbietung hoch zufrieden. Auch Patricia Vonne schien Spaß an dem Konzert in Krefeld zu haben. Sie gab anschließend zahlreiche Autogramme, führte Gespräche mit Fans, posierte für Fotos und war froh, dass ein Ring wieder aufgetaucht ist, den sie während der Umkleide auf der Damentoilette verloren hatte.

Mit ihrer enormen Bühnenpräsenz machte die sympathische Texanerin mächtig Werbung für ihre Live-Auftritte. Es wundert daher nicht, dass sie die Herzen ihres Publikums erobert. Sollte sie erneut nach Deutschland kommen, bleibt zu hoffen, dass sie sich an die tolle Stimmung erinnert und der Rampe treu bleibt.

Line-up:
Patricia Vonne (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, drums, percussion)
Ulrich Ellison (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals „The House Is Rockin’“)
Harmen de Bresser (bass, vocals)
Bernhard Weichinger (drums)

Bilder und Text: Michael Segets

Patricia Vonne
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Kulturrampe Krefeld