Rich Hopkins And Luminarios – Exiled On Mabel St – LP-Review

Review: Michael Segets

Rich Hopkins, der im kommenden Januar seinen 65-zigsten Geburtstag feiert, gilt als ein Urgestein des Desert Rock. Der frühere Frontmann der Sidewinders, die sich später in Sand Rubies umbenannten, veröffentlichte in den vergangenen dreißig Jahren rund zwanzig Alben mit den Luminarios, wobei die Besetzung der Band ständig wechselte. Einzige Konstante bei den Luminarios ist Lisa Novak, die Ehefrau von Hopkins. Mit „Exiled On Mabel St“ zeigt sich Hopkins wieder in Hochform, wobei der Longplayer durchaus als gemeinsames Projekt des Ehepaars bezeichnet werden könnte.

Die zehn Titel schrieben Hopkins und Novak zusammen. Novak steuert bei einigen Stücken wunderbare Harmonien bei und übernimmt bei zweien die Lead Vocals. Dabei spielt sie mit unterschiedlichen Facetten ihrer Stimme und erzeugt damit verschiedene Stimmungen. Ist schon die eingängige, erdige Ballade „Nuthin‘ At All” ein sehr gelungener Beitrag, entwickelt das hypnotische „Break Through“ eine ungeheure Intensität. Im Vordergrund steht Novaks mal gehauchter, mal kräftigerer Gesang, der mit knistern-knarzige Gitarren, einschließlich Rückkopplungen, unterlegt ist. In einer Passage akzentuiert Hopkins ein paar klare Töne auf seinem Saiteninstrument, die oberhalb des Soundteppichs zu schweben scheinen und innerhalb des Songs sehr effektvoll wirken. Teilweise wird Neil Young als Referenzpunkt für Hopkins Musik angeführt, was an dieser Stelle völlig nachzuvollziehen ist.

Das Album startet mit drei gradlinigen Rockern im mittleren Tempo, wie sie für Hopkins typisch sind: „A Message Of Love“, „Count On Me“ sowie „Everybody Knows“. Durch den Gesang und die klirrende, teilweise staubig klingende Gitarrenbegleitung lassen sich die Tracks dem Texaner unverkennbar zuordnen. Obwohl die Titel qualitativ nahe beieinander liegen, rangiert der letztgenannte in meinem Ranking eine Nuance über den anderen beiden. Höhepunkt des Albums – neben dem schon erwähnten „Break Through“ – stellt allerdings „Josephine“ dar. Er hat mit seinem deutlichen Refrain und der schönen Bridge alles, was einen richtig guten Roots Rock-Song ausmacht.

Sein variables Gitarrenspiel beweist Hopkins bei „I Wouldn’t Listen To Me”, bei dem er auf einen vollen, satten Klang setzt und bei dem sanfteren „I Don’t Care“. Im Vergleich zu den anderen Stücken fällt „Prodigal Son“ etwas ab, was an dem Sprechgesang liegt, von dem ich kein Fan bin. Die Gitarrenarbeit ist aber auch bei diesem Track nicht zu kritisieren und das kräftige Schlagzeug gefällt ebenso. Zudem verdient der mitfühlende, sozialkritische Text, der sich um die Situation von Obdachlosen dreht, Beachtung.

Zum Abschluss schlägt Hopkins mit „Bataan Death March“ soundtechnisch experimentellere Töne an. Man kann ihn eigentlich als Instrumentalstück bezeichnen, obwohl Hopkins in klanglicher Ferne das „Vater unser“ rezitiert. Interessant ist die Inspirationsquelle: Der Todesmarsch von Bataan ging als Kriegsverbrechen der Japaner während des Zweiten Weltkriegs in die Geschichte ein. Auf dem Weg starben etwa 10.000 von 70.000 amerikanischen und philippinischen Gefangenen.

Blue Rose Records bringt „Exiled On Mabel St“ auf Vinyl und als CD heraus. Auf der digitalen Version sind noch vier Hidden Tracks sowie zwei Kommentare von Hopkins zugefügt. Das Label veröffentlicht seit 1995 die Alben hochklassige Bands aus dem Americana- und Roots Rock-Universum – exemplarisch seien hier nur The Brandos und die Bottle Rockets genannt. Im angeschlossenen Mailorder-Shop finden sich zahlreiche Werke, die auch bei SoS besprochen werden, sodass sich ein Besuch der Website auf alle Fälle lohnt. Dabei kann das neue Album von Hopkins direkt in den Warenkorb gelegt werden.

Rich Hopkins And Luminarios laden mit „Exiled On Mabel St“ zu einer musikalischen Spritztour durch den Südwesten der USA ein. Mit seinem unverwechselbaren Gesang und den variationsreichen Gitarren zeigt sich Hopkins erneut als sicherer Reiseführer durch die Gefilde des Desert Rocks. Seine Begleiterin Lisa Novak hinterlässt bei der Routenplanung ihre Handschrift und sorgt für hörenswerte Zwischenstopps. Bei dem Angebot sollte man einsteigen und genießen.

Blue Rose Records (2022)
Stil: Desert Rock

Tracks:
01. A Message Of Love
02. Count On Me
03. Everybody Knows
04. Prodigal Son
05. I Don’t Care
06. Break Through
07. Josephine
08. Nuthin‘ At All
09. I Wouldn’t Listen To Me
10. Bataan Death March

Rich Hopkins & The Luminarios
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Blue Rose Records

Patricia Vonne – 24.10.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

Von_haupt

In der Southern-Woche der Kulturrampe jagte ein hochkarätiger Act der Szene den nächsten. Am Vortag gab es mit Hogjaw etwas auf die Ohren, am folgenden Abend beehrten Robert Jon & The Wreck den Krefelder Großmarkt. Zwischen die gewichtigen Bartträger reihte sich die grazile Patricia Vonne aus San Antonio, Texas, ein. „Pille“ Peerlings zeigte sich bei der Begrüßung über die Resonanz dieser kompakten Südstaaten-Serie begeistert. Alle Veranstaltungen bescherten der Rampe ein (nahezu) ausverkauftes Haus.

Patricia Vonne erarbeitete sich durch ihre Touren hierzulande eine treue Fanbasis. T-Shirts mit ihrem Konterfei waren zu erspähen, Kastagnettenklappern sowie niederländische Stimmen zu vernehmen. Einige Wiederholungstäter erkannte Patricia Vonne von vorangegangenen Konzerten. Auch die Krefelder Kulturrampe hatte sie von ihrem Auftritt 2017 in frischer Erinnerung.

Die Begeisterung für Musik, die Vonne versprüht, schwappte bereits mit „This Cat‘s In The Doghouse“ auf das Publikum über. Bei vielen Stücken streute sie kurze persönlichen Bemerkungen ein und schuf dadurch eine besondere Nähe zu den Zuhörern. Ohne Berührungsängste trat sie mit ihnen in Kontakt – beispielsweise als sie von der Bühne stieg und ein Bad in der Menge nahm.

Im Verlauf der beiden Sets wechselte Vonne zwischen englisch und spanisch gesungenen Titel. Bei den Songs mit englischem Text traf Vonne eine rockige Auswahl. Von ihrem aktuellen Album „Top Of The Mountain“ spielte sie sämtliche Uptempo-Nummern. „City Is Alive“ leitete Bassist Harmen de Bresser sehr gelungen mit wuchtige Rückkopplungen ein. Im ersten Set folgten noch „Lekker Ding“ und „Lil‘ Lobo“, im zweiten „Citadel“ und „Graceland Trip“, bei dem sich Vonne an der E-Gitarre austobte.

Weitere Ohrwürmer aus der Backlist waren „Mudpies and Gasoline“ sowie „Rattle My Cage“. Dadurch, dass die Live-Varianten geerdet und weniger fein arrangiert erschienen als die Aufnahmen aus dem Studio, bekamen sie eine stärkere Roots-Rock-Note, die mir sehr gut gefiel. Auch die langsameren Titel „Top Of The Mountain“ und „Tidal Wave“ standen den Albumversionen in nichts nach. Ein besonderes Schmankerl war das countryfizierte „Love Is A Bounty“. Es ist der erste Song, den Vonne geschrieben hat.

Nicht nur das mitreißende Auftreten von Patricia Vonne, sondern auch die Qualität der genannten Songs machten das Konzert zu einem besonderen Vergnügen. Vor allem bei den lateinamerikanischen Rhythmen holte Vonne ihre Kastagnetten hervor und wirbelte über die Bühne. Der Titel „Guitarras Y Castañuelas” war dabei Programm. Vonne ließ es sich nicht nehmen, dem entsprechend ausgerüsteten Teilen des Publikums eine kurze Einführung in Grundtechniken des Kastagnettenspiels zu geben.

Die spanisch gesungenen Songs wie „Traeme Paz“, „Mexicali De Chispa“, „Fuente Vaqueros“ oder „Illuminaria“ liegen musikalisch zwar nicht direkt auf meiner Linie, wurden aber von Vonne so temperamentvoll und mit großen Posen dargeboten, dass sie hervorragend unterhielten. Gerade die Kombination von unterschiedlichen Musikstilen, mit denen Patricia Vonne im Grenzgebiet der USA und Mexiko aufgewachsen ist, prägen ihr eigenes Werk. Ohne diese würde ihren Konzerten ein charakteristisches Moment fehlen.

Ob mit Percussion, akustischer oder elektrischer Gitarre, Vonne war ständig in Bewegung. Das texanische Energiebündel löste bei der Zugabe „The House Is Rockin‘“ Bernhard Weichinger am Schlagzeug ab und überließ dem Gitarristen Ulrich Ellison die Lead Vocals. Mit dem Cover von Stevie Ray Vaughan steuerte ein explosives Konzert seinem Ende zu.

Das Publikum war mit der musikalischen und visuellen Darbietung hoch zufrieden. Auch Patricia Vonne schien Spaß an dem Konzert in Krefeld zu haben. Sie gab anschließend zahlreiche Autogramme, führte Gespräche mit Fans, posierte für Fotos und war froh, dass ein Ring wieder aufgetaucht ist, den sie während der Umkleide auf der Damentoilette verloren hatte.

Mit ihrer enormen Bühnenpräsenz machte die sympathische Texanerin mächtig Werbung für ihre Live-Auftritte. Es wundert daher nicht, dass sie die Herzen ihres Publikums erobert. Sollte sie erneut nach Deutschland kommen, bleibt zu hoffen, dass sie sich an die tolle Stimmung erinnert und der Rampe treu bleibt.

Line-up:
Patricia Vonne (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, drums, percussion)
Ulrich Ellison (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals „The House Is Rockin’“)
Harmen de Bresser (bass, vocals)
Bernhard Weichinger (drums)

Bilder und Text: Michael Segets

Patricia Vonne
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Kulturrampe Krefeld

Patricia Vonne – Top Of The Mountain – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die multikulturellen Wurzeln Patricia Vonnes spiegeln sich abermals auf „Top Of The Mountain”, ihrem achten Album seit 2003, wider. Aufgewachsen in San Antonio und mittlerweile in Austin lebend integriert Vonne ein breites Spektrum an Musikstilen, die in der Grenzregion der Vereinigten Staaten und Mexikos lebendig sind.

Der Longplayer ist dementsprechend abwechslungsreich. Neben den unterschiedlichen Musikrichtungen tragen eine variable Instrumentalisierung und die Unterstützung – vor allem beim Songwriting – von prominenten Musikern zu einem kurzweiligen Ausflug nach Texas bei. Die überwiegende Anzahl der Titel ist dabei im Roots Rock zu verorten.

Patrica Vonne ist ihr bislang reifstes Album gelungen. Einen großen Anteil daran hat Rick Del Castillo, der mit zwei Ausnahmen alle Songs produzierte und Vonne dazu bewegte, in einer tieferen Stimmlage zu singen. Dies vermeidet den schrillen Cowgirl-Pop-Eindruck, der einigen Titeln ihrer bisherigen Veröffentlichungen anhaftete. In den drei spanischen Liedern zeigt Vonne ihre Verbundenheit mit dem lateinamerikanischen Erbe ihrer musikalischen Sozialisation.

Der Walzer „Cancion De La Boda” – mit Akkordeon und Geige begleitet sowie anfangs mit dem Knistern einer alten Schallplatte unterlegt – erweckt den Anschein, als stamme er aus einer früheren Zeit. „Madre De Perla” widmet Vonne ihrer Mutter. Passend zu dem Flamenco-Feeling klappert Vonne mit den Kastagnetten. Ihre bevorzugten Instrumente setzt sie auch auf „Illuminaria“ ein.

Michael Ramos produzierte das Tejano-Stück mit der Folge, dass Vonnes Gesang höher als auf den anderen Titeln ausfällt. Wenn man wenig mit den deutlichen mexikanisch-spanischen Stileinflüssen anfangen kann, bleiben immer noch zehn hörenswerte Tracks.

Allen voran steht das Duett mit Joe King Carrasco „Lil´ Lobo“. Vonne und ihr Partner heulen sich unterstützt von krachenden Gitarren die Seele aus dem Leib. Der Vergleich mit den anderen Wölfen von Los Lobos drängt sich bei dem Tex-Mex „Graceland Trip“ auf. Hier zeigt Vonne, dass sie auch ohne fremde Unterstützung treibende Rocksongs schreiben kann. Dennoch zahlt sich bei „City Is Alive“ die Zusammenarbeit mit der New Yorker Rockgröße Willie Nile aus. Neben der Nummer mit härteren Gitarren-Riffs findet sich mit „Lekker Ding“ ein lockerer Old-School-Rock-n-Roll auf der Scheibe.

Von den schnelleren Stücken fällt einzig der Opener „Citatel“ durch die Dramatik im Gesang etwas ab. Bei dem von Alejandro Escovedo mitgeschriebenen „Tidal Wave“ passt das Pathos hingegen besser.

Mit akustischen Gitarren und Geige widmet sich Vonne auf dem titelgebenden „Top Of The Mountain“ dem Country. Die windumwehte und staubige Landschaft eines Westernfilms kommt bei „Western Blood“ unwillkürlich in den Sinn. Patricia Vonne lässt ihre E-Gitarre auf dem mit Steven Medina Hufsteter von den Cruzados komponierten Instrumentalstück melodiös klirren.

Den regulären Abschluss des Albums bildet die kraft- und gefühlvolle Ballade „God´s Hand“. Vonnes Stimme wird hier nur von einem Klavier begleitet. Als Bonustrack gibt es noch die weitere Ballade „Stop The Madness“, die für eine texanische Organisation gegen häusliche Gewalt verfasst ist. Ihr soziales Engagement und ihr Einsatz für Frauenrechte brachte Vonne schon bei den früheren Titeln „Missing Women“ beziehungsweise „Mujeres Desaparecidas“ zum Ausdruck.

Auf ihrer neuen CD „Top Of The Mountain“ hat Patricia Vonne Pop-Elemente zugunsten eines erdigeren Sounds aufgegeben, was den Freunden von Sounds Of South gefallen wird. Vonne tourt in den nächsten Monaten ausgiebig durch Deutschland und präsentiert ihr neues Werk live. Da man den Berichten von Daniel Glauben schenken kann, lohnt ein Konzertbesuch auf alle Fälle.

MIG (2018)
Stil: Rock / Americana

01. Citadel
02. City Is Alive
03. Illuminaria
04. Top Of The Mountain
05. Lil‘ Lobo
06. Madre De Perla
07. Tidal Wave
08. Graceland Trip
09. Western Blood
10. Cancion De La Boda
11. Lekker Ding
12. God’s Hands
13. Stop The Madness

Patricia Vonne
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M. i. G.-Music
Indigo Musikproduktion + Vertrieb

Patricia Vonne – 20.04.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

Vonne_Haupt

Hochkarätige Kulturrampen-Zeit an einem Donnerstag in der Woche! Die heißblütige, aber dabei immer charmant und sympathisch agierende Patricia Vonne aus Austin, Texas, mit mexikanischen Wurzeln, hatte mit ihrer Band in der beliebten Krefelder Szene-Location zum Auftakt ihrer Europa-Tournee 2017, Halt gemacht. Mr. Kulturrampe, Markus ‚Pille‘ Peerlings durfte sich bei seiner einleitenden Ansage über eine ausverkaufte Hütte freuen. Eine schöne Anerkennung, wie ich meine, für seine engagierte, mit viel offen gezeigtem Herzblut, vollzogene tolle Arbeit in Sachen guter Live-Musik!

Patricia Vonne und ihre Mitstreiter Robert LaRoche, Harmen de Bresser (mit Beatles-typischem Bass) und Drummer Ben Bakker brachten mit dem Desert-rockigen Opener „This Cat’s In The Doghouse“ die Besucher der rappelvollen Rampe sofort auf Betriebstemperatur. Klasse hier das schrammlige E-Gitarren-Solo von LaRoche auf seiner imposanten schwarz-weißen Rickenbacker. Mit „Ravage Your Heart“ (schöne Tempowechsel, poppiger Refrain) von ihrem noch aktuellen Album „Rattle My Cage“ bewies die Vonne ihr Talent zu radiotauglichem Songwriting.

Zur schönen Tex-Mex-Ballade „Traeme Paz“ lieferte die Protagonistin mit „Bring Me Peace“ direkt die englische Übersetzung. Hier kamen auch die an ihrem Gürtel hängenden Kastagnetten (in rot und schwarz, passend zum Outfit) erstmals zum Einsatz. Weitere spanisch gesungene Lieder wie „Fuente Vaqueros“, „Guitarras Y Castañuelas“, „El Marinero“ (akustisch performt), „Que Maravilla“ oder „Severina“ zogen sich dann auch wie ein roter Faden durch das in zwei Sets angelegte Programm, wobei die umtriebige Fronterin, ihre omnipräsente Beweglichkeit (von den Füßen bis in die Haarspitzen) samt geräkelter lasziver und schlängelnder Gestik sowie filigranem Kastagnetten-Geklacker, in der Tradition einer energiegeladenen, rassigen Flamenco-Tänzerin, zur Schau stellte.

Das war wirklich schon toll anzusehen und auch unser schwer schuftende Fotograf Jörg Schneider schien, angesichts des attraktiven ‚Motivs‘, den Finger vom Auslöser seiner Kamera kaum runterzukriegen (er machte knapp 1.000 Bilder!!! – seine besten Schnappschüsse siehe dazu auch in der unten angefügten Galerie).

Überhaupt trug Patricia mit ihren kleinen Anekdoten und Anmerkungen zu sich und den Songs, zu einer durchweg ausgelassenen Stimmung bei. Ein Zuschauer erwiderte z. B. eine ihrer englischen Ansagen mit einem lauten „Muchas gracias“, was diese schlagfertig mit einem kurzen und trockenen „Bitte sehr“ konterte.

Als weitere Highlights auf meinem Notizettel habe ich Tracks wie „Mudpies And Gasoline“ (den Song kann man ja auch in Quentin Tarantinos Film „Hell Ride“ bewundern), das melodische „Worth It“ (Fleetwood Mac-Flair), das ZZ Top-infizierte „Sax Maniac“ (starke kratzige Gitarre von LaRoche), natürlich den, vor Power nur so strotzenden Titelsong ihres aktuellen Silberlings „Rattle My Cage“ (raunzende Bariton-E-Gitarre), das dezent Heartland-/Country-umwobene „Top Of The Mountain“ (brandneuer Song) und den starken, fetzigen Rausschmeißer „Rebel Bride“ (hatte was von Billy Idol), zum Ende des Hauptteils, vermerkt.

Ach ja, dann war da auch noch das von ihr und Bruder Roberto Rodriguez kreierte Instrumental „Mexicali di Chispa“, wo Patricia ihre Fingerfertigkeit auf einer Telecaster offerierte. Die Vonne stammt ja aus einer Großfamilie (lt. eigener Aussage neun Geschwister), wobei ihre Schwester Angela Lanza es zu Schauspieler-Ehren brachte und besagter Roberto mit Filmen wie u. a. „El Mariachi“,„Desperado“, „Once Upon A Time In Mexico“ und dem Kultstreifen „From Dusk Till Dawn“ als Regisseur brillierte.

Als das Quartett letztendlich mit dem von Robert LaRoche gesungenen Buddy Holly-Cover „Rave On“ (Patricia übernahm hierbei die Drums, der agile Schlagzeuger Ben Bakker dafür die Akustikgitarre) und einem weiteren spanisch gesungenen launigen Tex-Mex-Feger („Cancion del Mariachi“?) einen nach scharfen Chili-Schoten anmutenden, unterhaltsamen, äußerst kurzweiligen und schweißtreibenden Gig im Zugabenteil beendet hatte, konnte es eigentlich dann bei Pilles netten Bedienungen an der Theke in der KR-Lounge, anschließend nur noch heißen: „Señorita, una cerveza grande por favor…!“

Line-up:
Patricia Vonne (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, drums, percussion)
Robert LaRoche (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals „Rave On“)
Harmen de Bresser (bass, vocals)
Ben Bakker (drums, acoustic guitar)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Patricia Vonne
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Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider

Greyhound Soul – 13.11.2008, Karo, Wesel – Konzertbericht

Greyhound Soul standen schon lange auf meiner Konzertwunschliste, nachdem ich ja mit stetig wachsender Begeisterung ihre letzten drei Alben „Alma De Galgo„, „Down“ und „Tonight And Every Night“ reviewt hatte. Das schöne an Bands oder Interpreten aus der Blue Rose-Familie ist, dass die Wahrscheinlichkeit relativ hoch ist, sie irgendwann im Karo in Wesel begutachten zu können, einem Club, der mir mit seiner ungezwungenen und angenehmen Atmosphäre über die Jahre hinweg immer mehr ans Herz gewachsen ist. Ein Verdienst nicht auch zuletzt des Musikers und Organisators des Karos, Mathias Schüller, der es immer wieder schafft, interessante Gigs in seinem Jugendclub, für erschwingliches Geld stattfinden zu lassen.

Gegen 22.00 Uhr betraten die Wüstenrocker von Greyhound Soul die Bühne. Zum Aufwärmen wurde sich direkt jamartig und psychedelisch in den Gig gespielt, wobei Joe Pena seinem Arbeitsgerät die ersten Baritone-Klänge entlockte, Jason DeCorse einige Slide-Wischer dazwischenfunkte und Robert Hepworth sein Keyboard sporadisch Organ-artig pfeifen ließ. Das wirkte zunächst recht cool und reserviert. Aber mit dem direkt folgenden „Midnight Radio“ vom aktuellen Album „Tonight And Every Night“ rockte das Quintett dann richtig brachial los. Herrlich anzusehen und zu hören wie Joe Pena gegen die geballte Instrumentalkraft seiner Mitstreiter mit seinem unnachahmlichem Stimmorgan (hört sich an, als wenn er jeden Morgen sein Frühstücksbrot mit einer Scheibe Schmirgelpapier belegt) ankrächzte.

Bei „Angelina“ zeigte Joe, dass auch sein Harpspiel nicht von schlechten Eltern ist. Jason erzeugte bei „Comin‘ Home“ mit Steelgitarren-artigen Tönen, durch exzellent filigrane Bearbeitung seiner Telecaster zur Freude des Rezensenten wohltuendes Countryflair. Der Fokus wurde natürlich schwerpunktmäßig auf das aktuelle Album gelegt.So folgten „Do What You Do“, „Layin‘ Down Lost“, „Time To Come Home“ und, wenn man so will, „Alligator Face“ (die Erstfassung gab es ja auf „Alma De Galgo„) weitere Auskoppelungen.

Besonders gut gefallen hat mir „Freaks“ von ihrem Debütwerk, das neben dem dynamischen und melodischem Verlauf vor allem mit zwei glänzenden Slidepassagen von DeCorse zu punkten wusste. Überhaupt hat mir immer am meisten zugesagt, wenn der Sound so richtig fett rüber kam (vor allem bei „Drag Queen“), wobei die Rhythmus-Fraktion mit Duane Hollis und Winston Watson (der mir beim Konzert der Sand Rubies vor geraumer Zeit schon positiv aufgefallen war) eine exzellente Basis für die beiden Hauptakteure Pena und DeCorse bildete.

Nach ca. einer Eindreiviertelstunde war dann nach einer dieser vielen, herrlich lang gezogenen, staubigen Instrumentalpassagen der Hauptpart zu Ende. Pena & Co. zollten den rhythmischen Beifallsbekundungen aber nach einer kurzen Pause Tribut und ließen mit dem balladesk vorgetragenen „I’ll Wait Around“ (Pena im ersten Part solo, im zweiten dann mit kompletter Band) ein einzigartiges Desert Rock-Konzert in Wohnzimmer-Clubatmosphäre begeisternd ausklingen. Schade immer wieder, dass solche Bands wie Greyhound Soul nach wie vor in unserem Lande nur von einem Insiderpublikum (diesmal ca. 100 Zuschauer) wahrgenommen werden. Selbst meine Frau war völlig baff und sagte, dass sie noch nie ein Konzert erlebt habe, bei dem ihr wirklich jeder Song ausnahmslos gefallen hat. Mit einem schöneren Kompliment kann man einen solchen Bericht doch wohl nicht abschließen, oder?

Greyhound Soul
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Sand Rubies – 06.12.2007 Karo, Wesel – Konzertbericht

Mein langjähriger Schreibkollege Manni Hüther hatte mir mit seinen euphorischen Reviews zu den Sand Rubies, den früheren Sidewinders, den Mund derartig wässrig gemacht, dass der Gig im benachbarten Wesel (übrigens der einzige in NRW) für mich als arbeitenden Menschen auch innerhalb der Woche zur Pflichtveranstaltung mutierte.

Als Vorband hatten Why Amnesia aus Herne den Abend eröffnet. Nach einer knappen Viertelstunde Umbaupause, trat dann der kultumwobene Desert-Rocker aus Tuscon, Rich Hopkins, mit seinen Mannen ins Rampenlicht. Die Sand Rubies legten mit „What Am I Supposed To Do“, das noch von soundtechnischen Problemen begleitet war (Sänger Davis Slutes war viel zu leise ausgesteuert), sofort den Grundstein für eine schweißtreibende, mitreißende Tour durch ihr Songrepertoire und die kräftezehrenden Ausschweifungen ihres brillant aufgelegten Gitarrenkünstlers.

Natürlich wurde der Fokus dann auch auf das von mir mit gemischten Gefühlen aufgenommene „Mas Cuacha“ gerichtet: Mit „Satellite Radio“, „Can’t Change That“ (mein Lieblingssong vom Album), „Showcase 89“ und „Ferment“ (hier bewies Hopkins auch seine Gesangsqualitäten) wurden gleich vier Stücke im ersten Part abgewickelt. Mein Gefühl, dass die Stücke ‚im echten Leben‘ wesentlich besser zum Tragen kommen, bestätigte sich nachhaltig, selbst meine Frau Renate geriet ins Schwärmen.

David Slutes ist auch nach meinen Live-Eindrücken kein Übervokalist, lässt dies aber durch eine ungemein sympathische Bühnenpräsenz und flottem E-Rhythmusspiel in Vergessenheit geraten, zumal man als Sänger bei dieser geballten Instrumentalkraft kaum für Glanzlichter sorgen kann. Der kauzige Bassist Ken Andree (äußerlich mit seinem langen Kinnbart an Catweazle erinnernd) und Rasta-Drummer Winston Watson (was für eine satte Performance, klasse!) wussten nicht nur am Ende des ersten Teils (bei „Train Of Love“?) mit zwei aufeinanderfolgenden Soloeinlagen zu überzeugen. Rich Hopkins spielte sich auf seiner Gibson bei seinen umfassenden Ausflügen teilweise in regelrechte Rage.

Ein kurzer Akustikset wurde humorvoll als Gelegenheit zur Pinkelpause für die Zuschauer offeriert, danach krachte es in einer Tour hintereinander weg. Vom aktuellen Longplayer gab es noch „See You In September“, und nach zwei, vom wie immer angenehmen Weseler Publikum, eingeforderten Zugaben, wurde der fast zweistündige Gig mit viel Applaus beendet.

Mein Fazit: Auch wenn die Sand Rubies ja aus dem staubigen Amiland kommen, klangen sie für mich doch wie vier Briten, die in einem texanischen Wüsten-Geisterkaff mit dem Auftrag ausgesetzt wurden, die dortigen Toten mit knallhartem Rock’n’Roll wieder zum Leben zu erwecken. Diese Musik geht wirklich durch Mark und Bein.

Danke an Manni für einen tollen Tipp!

Rich Hopkins
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Karo Wesel

Greyhound Soul – Alma de Galgo – CD-Review

Es gibt immer wieder CDs, die einen sofort in ihren Bann ziehen, eine Art Liebe auf den ersten Blick. So auch bei Greyhound Souls zweitem Werk „Alma de Galgo“, die wohl spanische Übersetzung dieses Namens. Benannt nach einem Graffiti an einer Busstation in Tuscon, Arizona, der Heimatstadt und Hochburg des Desert-Rocks, bietet die 1994 formierte Band eine zeitlose Musik, die dazu einlädt, sich zurückzulehnen, die Seele baumeln zu lassen oder einfach entspannt zu genießen.

Greyhound Soul steht und fällt mit ihrem Frontmann Joe Peña. Ausgestattet mit einer einzigartigen, whiskygetränkten, rauen, zum Teil krächzenden Stimme – Tom Waits oder Roger Chapman lassen grüßen – verleiht er den Songs der Gruppe das gewisse Etwas, die er als Drummer für eine frühere Band geschrieben hat und die das Leben seiner Familie reflektieren sollen.

Fast alle Lieder sind, ähnlich wie bei Neil Young, sowohl in akustischen, als auch elektrischen Versionen kompatibel. Nach ihrer Debut-CD „Freaks“ im Jahr 1996, räumt die Band zwei Jahre später gleich 4 Tammies (Tuscon Area Music Awards) für die beste Rock’N’Roll- sowie Alternativ Band, als auch für den besten Gesang (Joe Peña) und Gitarristen (Jason DeCorse) ab.

Nicht nur die Kritiker sind begeistert, sondern auch die Leser des Tuscon Weekly wählen Greyhound Soul kurze Zeit später zur besten Band Tuscons. Fortan tourt man mit Acts wie J.J. Cale, Jason Bonham, den Beatfarmers und anderen durch die Staaten. Über die beiden Alben lässt sich Joe Peña wie folgt aus. Beim Debut ging noch alles seinen vorher bestimmten Gang. Alles war bezahlt und es passierte, wie es vertraglich geregelt war. Zu viele Leute waren involviert und pressten uns in ein Korsett.

Jetzt haben wir eine CD gemacht, weil wir es wollten und nicht weil uns irgendjemand dazu gepuscht hat. Wir hatten einfach unseren Spaß daran und sind sehr stolz auf das Ergebnis. Es ist wirklich eine tolle Scheibe geworden, die wir unseren treuen und begeisterungsfähigen Fans widmen wollen.

Und in der Tat, die CD bietet durchweg wunderschöne, melodische und radiotaugliche Songs, zum Teil mit Hit-Potential, in einer sehr variablen Form dargeboten. Mal mit viel Groove („Love Don’t Rain“), mal sehr relaxt mit akustischen Gitarren und klarem Piano, Joe Peñas Stimme tragend („Nothin'“ / „Alligator Face“ / „Hold My Heart“), manchmal durch energische Slide-Gitarren unterbrochen („Whole“ / „I’ll Never Know“).

Die Scheibe enthält dann, hinter Stück 10 nach zwei Minuten Pause, noch zwei einsetzende Hidden-Tracks. Das recht kurze, nichtssagende Instrumental „El Conejo“ und das relativ übertrieben lang geratene, Jam artige Stück „Restless Heart“ (?), das eher recht langweilig, mit kurzen Gitarrenaufhorchern, dahinschleicht, so dass man sicherlich über Sinn und Zweck dieser versteckten Lieder diskutieren kann. Aus meiner Sicht wäre hier Weniger eher Mehr gewesen, was aber das ansprechende Gesamtergebnis nicht trüben soll.

P.S.: Wo man schon mal beim Name „Greyhound“ ist, möchte ich noch ein paar kurze, bedenkenswerte Worte über die Situation dieser eleganten Vierbeiner loswerden. Jährlich zu Tausenden in Irland, unter für Lebewesen unwürdigen Bedingungen, für Hunderennen herangezüchtet und solange toleriert, wie sie Profit einbringen. Danach, wenn sie Glück haben, erschossen, aber meistens nach Spanien weiterverkauft, in Erwartung noch größerer, unvorstellbarer Qualen. Daher täte man der „Seele“ dieser Hunde sicherlich einen großen Gefallen, Stadien und die damit verbundene Industrie zu boykottieren.

808 Records (2001)
Stil: Desert Rock

01. Love Don’t Rain
02. Roll On
03. Nothin‘
04. Alligator Face
05. Walk Away
06. Hold My Heart
07. Shoes
08. Whole
09. I’ll Never Know
10. Love Me Bad (+ 2 Hidden Tracks)

Greyhound Soul
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Greyhound Soul – Down – CD-Review

Um es vorwegzunehmen. Wer an ihrem letzten Werk „Alma De Galgo“ Gefallen gefunden hat, das ich schon vor einiger Zeit beleuchtet habe, kann auch bei Greyhound Souls neuster Scheibe bedenkenlos zugreifen.

Die wegen ihrer Liveauftritte von Kritikerscharen über den grünen Klee gelobte Band präsentiert ihren sogenannten Desert-Rock wieder in eindrucksvoller Art und Weise. Man kommt sich vor wie in einem abgeschiedenen Wüstenkaff, in dem das Aufregendste des Tages das Auf- und Untergehen der Sonne zu sein scheint.

Man sitzt in der einzigen Kneipe des Ortes, lauscht dem aus den Boxen dröhnenden, sich intensiv musikalisch auslebenden Joe Peña, mit seiner unnachahmlichen kratzigen Stimme und den dazu harmonierenden Gitarrenarrangements von Jason DeCorse. Es tut sich gedanklich die spannende Frage auf, beim wievielten Glas Bourbon es einem wohl die Unterarme wegzieht und man zum wohlersehnten Schläfchen auf die Tischplatte herabgleitet.

Aufhorchen lassen einen die lebhafteren Nummern wie „Rain“ oder „Little While, Little Girl“ oder „Hollywood“, das nach recht harmlosem Beginn, herrlich schräg begleitet vom Gekreische Penas und klirrenden Gitarren DeCorses, in einem wahren Psychotrip endet. Dazwischen dann wieder schöne, zeitlose, mit viel Herzblut gesungene Balladen wie „You Could Be The One“, „Drive To The Moon“, „Shoulder“ oder „Marina“, die gemütlich und entspannt dahinplätschern.

Überflüssig eigentlich nur, ähnlich wie auf der letzten CD die Hidden-Tracks, das abschließende Instrumentalstück. Insgesamt eine überaus gelungene Leistung!

Joe Peña krächzt und haucht seine Songs so staubig trocken herunter, dass es einem die Kehle zuschnürt, die Schweißperlen auf die Stirn treibt und man unweigerlich den Drang verspürt, ein eiskaltes Maß Bier in Rekordzeit runterzuspülen. Angesichts dieser Tatsache, sollte es den ausschenkenden Wirten der hoffentlich gut besuchten Austragungsorte bei der anstehenden Tour durch Deutschland im Mai/Juni 2003 sicherlich warm ums Herz werden…
Lassen wir uns überraschen, auf zu Greyhound Soul!

Line Music (2002)
Stil:  Desert Rock

01. Rain
02. Turn Around
03. Hollywood
04. You Could Be The One
05. Drive To The Moon
06. Drag Queen
07. Shoulder
08. Stay The Night
09. Marina
10. Little While, Little Girl
11. Rose
12. Comin‘ Home
13. Stay The Night (instrumental)

Greyhound Soul
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Greyhound Soul – Tonight And Every Night – CD-Review

Beim neuen Werk von Greyhound Soul fällt einem natürlich zunächst einmal das eigenwillige Cover ins Auge, auf dem eine leicht bekleidete Dame (vermutlich des horizontalen Gewerbes) mit geöffneten Händen und Beinen posiert und unweigerlich zu unkeuschen Männergedanken animiert. Ob dazu noch auf der Rückseite des Digi-Packs der bei ihr vorstellige Freier mit einem Blumenstrauß in der Hand abgebildet ist, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Die Intension der Bilder und deren Farbgestaltung wirkt gewollt unterkühlt und unpersönlich und könnte zumindest in Anlehnung an Joe Penas Texte gewählt worden sein, die praktisch zum überwiegenden Teil von kaputten Beziehungen und der oftmals daraus resultierenden Einsamkeit und Anonymität, sowie von sich nicht erfüllenden Sehnsüchten in dezent depressiver Art berichten.

Aber kommen wir von spekulativen Interpretationen des Rezensenten zur Musik, um die es ja bei einer CD schwerpunktmäßig gehen sollte. Nach dem ich ihre beiden Vorgänger „Alma De Galgo“ und „Down“ ja bereits beleuchten durfte, stelle ich bei Greyhound Soul im Gesamtergebnis eine deutliche Tendenz zu ruhigerer Musik fest.

Praktisch bis auf die Neueinspielung von „Alligator Face“ vom erstgenannten Album, wird die CD praktisch ausnahmslos von langsamen Stücken dominiert, die teilweise von monoton, relaxt, melancholisch bis hin zu leicht depressiv in ihrer Art vorgetragen werden. Natürlich eine ideale Spielwiese für Joe Penas rauchige Stimme, die sich in bester Tom Waits-Manier einen zusammenhaucht und -krächzt. Wenn man ihn hört, hat man immer das Gefühl, den geballten, trockenen Rauch einer Zigarre direkt ins Gesicht geblasen bekommen.

Die restlichen Musiker agieren sehr sparsam und zurückhaltend, selbst der glänzende Gitarrist Jason DeCorse verrichtet fast nur Füllarbeit und lässt sich ganz selten zu kurzen Soli oder E-Passagen verleiten. Trotzdem, die Stücke entwickeln in Verbindung mit den o. a. Texten eine ganz besondere und eigenwillige Atmosphäre.

Zu Meckern gibt es eigentlich nur an zwei Stellen. Der unglaublich monoton gehaltene Opener „Time To Come Home“ und die ebenfalls eintönig über drei Minuten lang währende Streicherpassage am Ende des sonst sehr schönen „I’ll Wait Around“ nerven ab einem gewissen Zeitpunkt. Alle anderen Stücke sind aber wunderbar gelungen, wobei die entspannten „Do What You Do“ (schönes E-Piano), „Layin‘ Down Lost“ (klasse Dobro), „Angelina“ (Neil Young-mäßige Harmonika), „Believe“ (herrlich melodisch, Pink Floyd-artige E-Passagen) und das countrymäßig neu aufgemachte „Alligator Face (Reprise)“ mit starker Gitarrenarbeit von DeCorse zu den Favoriten des Autors zählen.

Wer sich mit Tom Waits, J.J. Cale oder einem Mark Knopfler zurechtfindet und mit ruhigeren Stücken und einer extrem rauchigen Stimme kein Probleme hat, ist diesmal bei Greyhound Souls „Tonight And Every Night“ bestens aufgehoben. Aus meiner Sicht trotz der kleinen Kritikpunkte ihr bisher stärkstes und fesselndstes Werk.

Blue Rose Records (2007)
Stil:  Desert Rock

01. Time To Come Around
02. Do What You Do
03. Layin‘ Down Lost
04. Angelina
05. Midnight Radio
06. Believe
07. Wait On Me
08. Alligator Face (Reprise)
09. Never To Look Back
10. I’ll Wait Around

Greyhound Soul
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