Greyhound Soul – 13.11.2008, Karo, Wesel – Konzertbericht

Greyhound Soul standen schon lange auf meiner Konzertwunschliste, nachdem ich ja mit stetig wachsender Begeisterung ihre letzten drei Alben „Alma De Galgo„, „Down“ und „Tonight And Every Night“ reviewt hatte. Das schöne an Bands oder Interpreten aus der Blue Rose-Familie ist, dass die Wahrscheinlichkeit relativ hoch ist, sie irgendwann im Karo in Wesel begutachten zu können, einem Club, der mir mit seiner ungezwungenen und angenehmen Atmosphäre über die Jahre hinweg immer mehr ans Herz gewachsen ist. Ein Verdienst nicht auch zuletzt des Musikers und Organisators des Karos, Mathias Schüller, der es immer wieder schafft, interessante Gigs in seinem Jugendclub, für erschwingliches Geld stattfinden zu lassen.

Gegen 22.00 Uhr betraten die Wüstenrocker von Greyhound Soul die Bühne. Zum Aufwärmen wurde sich direkt jamartig und psychedelisch in den Gig gespielt, wobei Joe Pena seinem Arbeitsgerät die ersten Baritone-Klänge entlockte, Jason DeCorse einige Slide-Wischer dazwischenfunkte und Robert Hepworth sein Keyboard sporadisch Organ-artig pfeifen ließ. Das wirkte zunächst recht cool und reserviert. Aber mit dem direkt folgenden „Midnight Radio“ vom aktuellen Album „Tonight And Every Night“ rockte das Quintett dann richtig brachial los. Herrlich anzusehen und zu hören wie Joe Pena gegen die geballte Instrumentalkraft seiner Mitstreiter mit seinem unnachahmlichem Stimmorgan (hört sich an, als wenn er jeden Morgen sein Frühstücksbrot mit einer Scheibe Schmirgelpapier belegt) ankrächzte.

Bei „Angelina“ zeigte Joe, dass auch sein Harpspiel nicht von schlechten Eltern ist. Jason erzeugte bei „Comin‘ Home“ mit Steelgitarren-artigen Tönen, durch exzellent filigrane Bearbeitung seiner Telecaster zur Freude des Rezensenten wohltuendes Countryflair. Der Fokus wurde natürlich schwerpunktmäßig auf das aktuelle Album gelegt.So folgten „Do What You Do“, „Layin‘ Down Lost“, „Time To Come Home“ und, wenn man so will, „Alligator Face“ (die Erstfassung gab es ja auf „Alma De Galgo„) weitere Auskoppelungen.

Besonders gut gefallen hat mir „Freaks“ von ihrem Debütwerk, das neben dem dynamischen und melodischem Verlauf vor allem mit zwei glänzenden Slidepassagen von DeCorse zu punkten wusste. Überhaupt hat mir immer am meisten zugesagt, wenn der Sound so richtig fett rüber kam (vor allem bei „Drag Queen“), wobei die Rhythmus-Fraktion mit Duane Hollis und Winston Watson (der mir beim Konzert der Sand Rubies vor geraumer Zeit schon positiv aufgefallen war) eine exzellente Basis für die beiden Hauptakteure Pena und DeCorse bildete.

Nach ca. einer Eindreiviertelstunde war dann nach einer dieser vielen, herrlich lang gezogenen, staubigen Instrumentalpassagen der Hauptpart zu Ende. Pena & Co. zollten den rhythmischen Beifallsbekundungen aber nach einer kurzen Pause Tribut und ließen mit dem balladesk vorgetragenen „I’ll Wait Around“ (Pena im ersten Part solo, im zweiten dann mit kompletter Band) ein einzigartiges Desert Rock-Konzert in Wohnzimmer-Clubatmosphäre begeisternd ausklingen. Schade immer wieder, dass solche Bands wie Greyhound Soul nach wie vor in unserem Lande nur von einem Insiderpublikum (diesmal ca. 100 Zuschauer) wahrgenommen werden. Selbst meine Frau war völlig baff und sagte, dass sie noch nie ein Konzert erlebt habe, bei dem ihr wirklich jeder Song ausnahmslos gefallen hat. Mit einem schöneren Kompliment kann man einen solchen Bericht doch wohl nicht abschließen, oder?

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Blue Rose Records
Karo Wesel

Greyhound Soul – Alma de Galgo – CD-Review

Es gibt immer wieder CDs, die einen sofort in ihren Bann ziehen, eine Art Liebe auf den ersten Blick. So auch bei Greyhound Souls zweitem Werk „Alma de Galgo“, die wohl spanische Übersetzung dieses Namens. Benannt nach einem Graffiti an einer Busstation in Tuscon, Arizona, der Heimatstadt und Hochburg des Desert-Rocks, bietet die 1994 formierte Band eine zeitlose Musik, die dazu einlädt, sich zurückzulehnen, die Seele baumeln zu lassen oder einfach entspannt zu genießen.

Greyhound Soul steht und fällt mit ihrem Frontmann Joe Peña. Ausgestattet mit einer einzigartigen, whiskygetränkten, rauen, zum Teil krächzenden Stimme – Tom Waits oder Roger Chapman lassen grüßen – verleiht er den Songs der Gruppe das gewisse Etwas, die er als Drummer für eine frühere Band geschrieben hat und die das Leben seiner Familie reflektieren sollen.

Fast alle Lieder sind, ähnlich wie bei Neil Young, sowohl in akustischen, als auch elektrischen Versionen kompatibel. Nach ihrer Debut-CD „Freaks“ im Jahr 1996, räumt die Band zwei Jahre später gleich 4 Tammies (Tuscon Area Music Awards) für die beste Rock’N’Roll- sowie Alternativ Band, als auch für den besten Gesang (Joe Peña) und Gitarristen (Jason DeCorse) ab.

Nicht nur die Kritiker sind begeistert, sondern auch die Leser des Tuscon Weekly wählen Greyhound Soul kurze Zeit später zur besten Band Tuscons. Fortan tourt man mit Acts wie J.J. Cale, Jason Bonham, den Beatfarmers und anderen durch die Staaten. Über die beiden Alben lässt sich Joe Peña wie folgt aus. Beim Debut ging noch alles seinen vorher bestimmten Gang. Alles war bezahlt und es passierte, wie es vertraglich geregelt war. Zu viele Leute waren involviert und pressten uns in ein Korsett.

Jetzt haben wir eine CD gemacht, weil wir es wollten und nicht weil uns irgendjemand dazu gepuscht hat. Wir hatten einfach unseren Spaß daran und sind sehr stolz auf das Ergebnis. Es ist wirklich eine tolle Scheibe geworden, die wir unseren treuen und begeisterungsfähigen Fans widmen wollen.

Und in der Tat, die CD bietet durchweg wunderschöne, melodische und radiotaugliche Songs, zum Teil mit Hit-Potential, in einer sehr variablen Form dargeboten. Mal mit viel Groove („Love Don’t Rain“), mal sehr relaxt mit akustischen Gitarren und klarem Piano, Joe Peñas Stimme tragend („Nothin'“ / „Alligator Face“ / „Hold My Heart“), manchmal durch energische Slide-Gitarren unterbrochen („Whole“ / „I’ll Never Know“).

Die Scheibe enthält dann, hinter Stück 10 nach zwei Minuten Pause, noch zwei einsetzende Hidden-Tracks. Das recht kurze, nichtssagende Instrumental „El Conejo“ und das relativ übertrieben lang geratene, Jam artige Stück „Restless Heart“ (?), das eher recht langweilig, mit kurzen Gitarrenaufhorchern, dahinschleicht, so dass man sicherlich über Sinn und Zweck dieser versteckten Lieder diskutieren kann. Aus meiner Sicht wäre hier Weniger eher Mehr gewesen, was aber das ansprechende Gesamtergebnis nicht trüben soll.

P.S.: Wo man schon mal beim Name „Greyhound“ ist, möchte ich noch ein paar kurze, bedenkenswerte Worte über die Situation dieser eleganten Vierbeiner loswerden. Jährlich zu Tausenden in Irland, unter für Lebewesen unwürdigen Bedingungen, für Hunderennen herangezüchtet und solange toleriert, wie sie Profit einbringen. Danach, wenn sie Glück haben, erschossen, aber meistens nach Spanien weiterverkauft, in Erwartung noch größerer, unvorstellbarer Qualen. Daher täte man der „Seele“ dieser Hunde sicherlich einen großen Gefallen, Stadien und die damit verbundene Industrie zu boykottieren.

808 Records (2001)
Stil: Desert Rock

01. Love Don’t Rain
02. Roll On
03. Nothin‘
04. Alligator Face
05. Walk Away
06. Hold My Heart
07. Shoes
08. Whole
09. I’ll Never Know
10. Love Me Bad (+ 2 Hidden Tracks)

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Greyhound Soul – Down – CD-Review

Um es vorwegzunehmen. Wer an ihrem letzten Werk „Alma De Galgo“ Gefallen gefunden hat, das ich schon vor einiger Zeit beleuchtet habe, kann auch bei Greyhound Souls neuster Scheibe bedenkenlos zugreifen.

Die wegen ihrer Liveauftritte von Kritikerscharen über den grünen Klee gelobte Band präsentiert ihren sogenannten Desert-Rock wieder in eindrucksvoller Art und Weise. Man kommt sich vor wie in einem abgeschiedenen Wüstenkaff, in dem das Aufregendste des Tages das Auf- und Untergehen der Sonne zu sein scheint.

Man sitzt in der einzigen Kneipe des Ortes, lauscht dem aus den Boxen dröhnenden, sich intensiv musikalisch auslebenden Joe Peña, mit seiner unnachahmlichen kratzigen Stimme und den dazu harmonierenden Gitarrenarrangements von Jason DeCorse. Es tut sich gedanklich die spannende Frage auf, beim wievielten Glas Bourbon es einem wohl die Unterarme wegzieht und man zum wohlersehnten Schläfchen auf die Tischplatte herabgleitet.

Aufhorchen lassen einen die lebhafteren Nummern wie „Rain“ oder „Little While, Little Girl“ oder „Hollywood“, das nach recht harmlosem Beginn, herrlich schräg begleitet vom Gekreische Penas und klirrenden Gitarren DeCorses, in einem wahren Psychotrip endet. Dazwischen dann wieder schöne, zeitlose, mit viel Herzblut gesungene Balladen wie „You Could Be The One“, „Drive To The Moon“, „Shoulder“ oder „Marina“, die gemütlich und entspannt dahinplätschern.

Überflüssig eigentlich nur, ähnlich wie auf der letzten CD die Hidden-Tracks, das abschließende Instrumentalstück. Insgesamt eine überaus gelungene Leistung!

Joe Peña krächzt und haucht seine Songs so staubig trocken herunter, dass es einem die Kehle zuschnürt, die Schweißperlen auf die Stirn treibt und man unweigerlich den Drang verspürt, ein eiskaltes Maß Bier in Rekordzeit runterzuspülen. Angesichts dieser Tatsache, sollte es den ausschenkenden Wirten der hoffentlich gut besuchten Austragungsorte bei der anstehenden Tour durch Deutschland im Mai/Juni 2003 sicherlich warm ums Herz werden…
Lassen wir uns überraschen, auf zu Greyhound Soul!

Line Music (2002)
Stil:  Desert Rock

01. Rain
02. Turn Around
03. Hollywood
04. You Could Be The One
05. Drive To The Moon
06. Drag Queen
07. Shoulder
08. Stay The Night
09. Marina
10. Little While, Little Girl
11. Rose
12. Comin‘ Home
13. Stay The Night (instrumental)

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Greyhound Soul – Tonight And Every Night – CD-Review

Beim neuen Werk von Greyhound Soul fällt einem natürlich zunächst einmal das eigenwillige Cover ins Auge, auf dem eine leicht bekleidete Dame (vermutlich des horizontalen Gewerbes) mit geöffneten Händen und Beinen posiert und unweigerlich zu unkeuschen Männergedanken animiert. Ob dazu noch auf der Rückseite des Digi-Packs der bei ihr vorstellige Freier mit einem Blumenstrauß in der Hand abgebildet ist, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Die Intension der Bilder und deren Farbgestaltung wirkt gewollt unterkühlt und unpersönlich und könnte zumindest in Anlehnung an Joe Penas Texte gewählt worden sein, die praktisch zum überwiegenden Teil von kaputten Beziehungen und der oftmals daraus resultierenden Einsamkeit und Anonymität, sowie von sich nicht erfüllenden Sehnsüchten in dezent depressiver Art berichten.

Aber kommen wir von spekulativen Interpretationen des Rezensenten zur Musik, um die es ja bei einer CD schwerpunktmäßig gehen sollte. Nach dem ich ihre beiden Vorgänger „Alma De Galgo“ und „Down“ ja bereits beleuchten durfte, stelle ich bei Greyhound Soul im Gesamtergebnis eine deutliche Tendenz zu ruhigerer Musik fest.

Praktisch bis auf die Neueinspielung von „Alligator Face“ vom erstgenannten Album, wird die CD praktisch ausnahmslos von langsamen Stücken dominiert, die teilweise von monoton, relaxt, melancholisch bis hin zu leicht depressiv in ihrer Art vorgetragen werden. Natürlich eine ideale Spielwiese für Joe Penas rauchige Stimme, die sich in bester Tom Waits-Manier einen zusammenhaucht und -krächzt. Wenn man ihn hört, hat man immer das Gefühl, den geballten, trockenen Rauch einer Zigarre direkt ins Gesicht geblasen bekommen.

Die restlichen Musiker agieren sehr sparsam und zurückhaltend, selbst der glänzende Gitarrist Jason DeCorse verrichtet fast nur Füllarbeit und lässt sich ganz selten zu kurzen Soli oder E-Passagen verleiten. Trotzdem, die Stücke entwickeln in Verbindung mit den o. a. Texten eine ganz besondere und eigenwillige Atmosphäre.

Zu Meckern gibt es eigentlich nur an zwei Stellen. Der unglaublich monoton gehaltene Opener „Time To Come Home“ und die ebenfalls eintönig über drei Minuten lang währende Streicherpassage am Ende des sonst sehr schönen „I’ll Wait Around“ nerven ab einem gewissen Zeitpunkt. Alle anderen Stücke sind aber wunderbar gelungen, wobei die entspannten „Do What You Do“ (schönes E-Piano), „Layin‘ Down Lost“ (klasse Dobro), „Angelina“ (Neil Young-mäßige Harmonika), „Believe“ (herrlich melodisch, Pink Floyd-artige E-Passagen) und das countrymäßig neu aufgemachte „Alligator Face (Reprise)“ mit starker Gitarrenarbeit von DeCorse zu den Favoriten des Autors zählen.

Wer sich mit Tom Waits, J.J. Cale oder einem Mark Knopfler zurechtfindet und mit ruhigeren Stücken und einer extrem rauchigen Stimme kein Probleme hat, ist diesmal bei Greyhound Souls „Tonight And Every Night“ bestens aufgehoben. Aus meiner Sicht trotz der kleinen Kritikpunkte ihr bisher stärkstes und fesselndstes Werk.

Blue Rose Records (2007)
Stil:  Desert Rock

01. Time To Come Around
02. Do What You Do
03. Layin‘ Down Lost
04. Angelina
05. Midnight Radio
06. Believe
07. Wait On Me
08. Alligator Face (Reprise)
09. Never To Look Back
10. I’ll Wait Around

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