Badwater – Straight From The Tap – CD-Review

Badw

Viele werden sich sicher noch angenehmst an das 2003er-Werk „Southern Purified“ der aus Oklahoma stammenden Band Badwater erinnern, das mit seinem fetten, glühenden Gitarrensound in der „Red Dirt“-Rootsrock- und Southern Rock-Szene einschlug, wie eine Bombe! Trotz der großen Aufmerksamkeit und dieses prächtigen Albums verschwand die Band danach wieder in der Versenkung. Zumindest schien das so, doch nun, 5 Jahre später, sind sie wie aus dem Nichts mit einem neuen Album wieder da! Und was für einem! Badwater bieten mit „Straight From The Tap“ dreizehn prächtige Songs, ohne eine einzige Schwäche, die genau da anknüpfen, wo sie mit ihrem Debüt aufgehört haben. Eine blendend harmonierende Mischung aus, wie bereits oben erwähnt, herrlich frechem „Red Dirt“- und fulminantem, etwas retro-angehauchtem Southern Rock.

Im Prinzip haben sie sogar noch zugelegt. Sicher auch ein Verdienst der Hinzunahme des Co-Produzenten Eric Dellegard, der den Sound recht ursprünglich gelassen, gleichzeitig aber spürbar modernisiert hat. Kreativer Kopf dieses hochtalentierten Quartetts ist Bobby Wayne Hogshooter, der, wie schon beim Erstling, auch diesmal sämtliche Songs komponiert hat (die heuer noch eine Spur ausgereifter wirken), der Band eine Stimme gibt und sich auch für die Les Paul-trächtigen Lead-Gitarren-Parts verantwortlich zeigt. Mit dem Opener „Never Know“ wird direkt einmal dem musikalischen Aushängeschild des „Red Dirt“-Rocks schlechthin, Cross Canadian Ragweed, die Stirn geboten. Hogshooter gibt dem Song genau dieses unbekümmerte, leicht rebellisch wirkende Flair, wie es CCR-Frontmann Cody Canada vokal und gitarrentechnisch in soch unwiderstehlicher Perfektion rüberbringt.

Das folgende „Cheap Whiskey“ bietet dann, recht überraschend, gut gelaunten, lässigen Countryrock, der ein wenig an Sachen der Randy Rogers Band erinnert. Der legendäre Randy Crouch drückt als Gastmusiker mit unnachahmlichem Fiddle-Spiel dem Song seinen Stempel auf. „Rockin’ Into The Night“ ist kein Cover des einstigen 38 Special-Stückes, weist aber vom Gitarrenrhythmus durchaus dezente Ähnlichkeiten auf. Retro-rockig geht es bei „Rolling Stoned“ weiter, als kleines Schmankerl wurde eine ziemlich an Lynyrd Skynyrds „Gimme Three Steps“ erinnernde Gitarrenpassage eingeflochten. Southern Rock ist dann klar das Motto beim furiosen „Whiskey Train“. Ein buntes, swampiges Potpourri aus Skynyrd-, Molly Hatchet– und Allman Brothers-Elementen wurde hier mit Bravour zu einem neuen Song verarbeitet.

Den ersten Durchatmer gewährt „Beautiful Sad Song“, ein luftig dahin groovender Sommer-Rocksong, mit schöner Twin-Passage. Das Zischen eines Kronkorkens beim Öffnen einer Bierflasche (auch die komplette Covergestaltung ist dem Thema Bier gewidmet) und ein bekennendes „Wohlfühl-Aaah“ nach dem Runterspülen von Hogshooter läutet mit „Down At The River“, einen süffigen Gute-Laune-Kracher ein, der von polternden Drums und fetten Gitarren in Kombination mit quäkiger Harp dominiert wird. Dreimal recht ruhig geht es bei „Bring On The Blues“ (starke Dickey Betts & Great Southern Reminiszenzen – wie eine Mischung aus „Bougainvilea“/“Mr. Blues Man“), „Oklahoma Son“ (melodisches Cross Canadian Ragweed-Flair, klasse Les Paul Spiel) und „Living A Lie“ (mit Ähnlichkeiten zu Skynyrds „Tuesday’s Gone“) zu, wobei „County Line“ zwischendrin wieder ordentlich mit „Hell Yeahs“ und ZZ Top-verdächtigem, blues-rockigem E-Gitarren-Rhythmus dazwischen haut.

„She’s All Mine“ besticht wieder mit glühenden und surrenden E-Gitarren, plus Twin Passage, wie einst zu besten Molly Hatchet Anfangstagen. Am Ende hat dann Randy Crouch nochmal einen zweiten Auftritt, bei dem ein Mix aus Country und Southern-Rock a là Charlie Daniels das Werk recht fröhlich ausklingen lässt.

Fazit: Das knapp einstündige Zweitwerk von Badwater ist erneut ein prima Teil voller satter Gitarren geworden, das sich genüsslich auf einem Terrain zwischen Lynyrd Skynyrd, 38 Special, auch mal einem Hauch von Molly Hatchet, den Outlaws, Cross Canadian Ragweed oder der Randy Rogers Band tummelt. „Straight From The Tap“ geht runter wie ein frisch gezapftes, kühles Bierchen und dürfte den Musikdurst sowohl von Red Dirt- als auch von Southern Rock-Fans bestens stillen. Einfach klasse diese Burschen aus Oklahoma!

Eigenproduktion (2008)
Stil: Red Dirt / Southern Rock

01. Never Know
02. Cheap Whiskey
03. Rockin‘ Into The Night
04. Rolling Stoned
05. Whiskey Train
06. Beautiful Sad Song
07. Down At The River
08. Bring On The Blues
09. Oklahoma Son
10. Country Line
11. Living A Lie
12. She’s All Mine
13. Aimy’s Getting Better

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Renegade Rail – Ragged – CD-Review

RR

Wow, was für eine tolle Band, was für ein klasse Album! „Hailing from Missouri“ bezeichnen sich Renegade Rail als eine „Blue collar Outlaw Country Band“ mit starken Southern Rock- und Red Dirt-Einflüssen, die auf ihrem neuen, bereits dritten Album „Ragged“ in der Tat eine ganz großartige, ja packende, Energie-geladene, von „big guitars & pounding drums“ bestimmte, voll im Saft stehende, „rowdy“ Country Rock-/Southern Rock-/Red Dirt-Mixtur präsentiert, die es in sich hat. Frontmann und „Kopf“ der Truppe ist Mike Munsterman, ein nicht nur äußerlich charismatisch wirkender Typ, der über eine vorzügliche, prächtig zu dieser Art von Musik passenden Stimme verfügt (auch die hat eine Menge Southern-Flair). Er bedient zudem die Rhythmus-Gitarre und schreibt darüber hinaus exzellente Songs.

Doch auch der Rest der Band, mit dem druckvoll spielenden Drummer Eric Kullman (dreimal Co-Writer), Bassist Rocky Vincent (zum Teil mit schönen Harmoniegesängen) und dem glänzend aufgelegten Lead-Gitarrist Luke Hayworth (sehr southern-rockiges Spiel) versteht ihr Handwerk ganz hervorragend und weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Nicht zu vergessen die vier Gastmusiker Leslie Kullman (exzellentes Piano- und Orgelspiel, möglicherweise der Bruder von Eric), Travis Linville (Banjo/Dobro), Jeremy Watkins (Fiddle) und der so beliebte, großartige RedDirt-Veteran Mike McClure (The Great Divide, Mike McClure Band), der nicht nur bei einem Stück zusätzlich Gitarre spielt und einmal als Co-Writer fungiert, sondern dem gesamten Projekt mit seiner typisch massiven, fetten, aber auch sehr klaren Produktion nicht unerheblich seinen Stempel aufdrückt.

Das alles hat, wenngleich zuweilen locker dargeboten, ordentlich Power, wird durchaus „laut“, robust und „rough“ vorgetragen, besticht dabei aber gleichzeitig mit einer wunderbaren Melodik, der sich unseren hungrigen „Red Dirt“-/Countryrock- und Southern Rock-Ohren genüßlich öffnen. Cross Canadian Ragweed, die Tyler McCumber Band, natürlich die Mike McClure Band (zu ihrer „Foam“-Phase), die Britt Lloyd Band und die Scott Wiggins Band sind die am ehesten relevanten Vergleichsgrößen, garniert mit einer guten Portion Lynyrd Skynyrd-/Marshall Tucker-Flair! Das Album besteht aus zwölf großartigen Stücken, die in absolut harmonischer Reihenfolge aneinandergereiht wurden und einen von der ersten bis zur letzten Minute gefangen nehmen. Der starke Opener „Cardboard“ rockt sodann auch gleich in recht lockerer, ja unbekümmerter, aber sehr knackiger (wuchtiges Drumming), satter Red Dirt-Tradition ala Cross Canadian Ragweed und Co. los und demonstriert sofort, was für eine klasse Truppe hier am Werke ist.

Eine herrlich melodische Electric- und Acoustic-Gitarrenuntermalung, prägnantes Piano-Spiel und zwei tolle E-Gitarren-Soli, sowie dieser typische texanische Gesangsstil Munsterman’s ziehen einen sofort in ihren Bann. Bei den beiden folgenden Stücken („Teach Me How To Fly“ und „Just You And Me“) ist dann Texas-„Countrytime“ angesagt. Hier setzen vor allem die Gastmusiker mit Instrumenten wie Fiddle, Dobro und Banjo die wesentlichen Akzente – locker, flüssig, gut gelaunt, melodisch! Das anschließende „If This Ain’t Texas“ ist eine musikalisch kraftvoll umgesetzte, beherzte Hommage an den Lonestar State (klasse E-Gitarren-Solo) und bildet die Brücke zu dem „Red Dirt“-eingefärbten Mörder-Southern Rocker „Need For Speed“! Macht seinem Namen alle Ehre und donnert aus den Lautsprechern als wollten Cross Canadian Ragweed und eine texanische Ausgabe von Molly Hatchet um die Wette rocken. Ein effektives Drum-Intro, das den Start eines Motors simuliert, fulminante E-Gitarren-Attacken, ein schwer rollender Orgel-Groove, toller Drive – jetzt ist die Truppe auf amtlicher Betriebstemperatur!

Der folgende, großartige und dynamische, ein gewisses traditionelles Flair nicht leugnende, aber dennoch „junge und rebellische“ Roadhouse-Countryrocker „Time Machine“ huldigt textlich in amüsanter Form viele Berühmtheiten der Vergangenheit wie Jesse James, Marylin Monroe, JFK, Johnny Cash, Ronnie Van Zant und Jimi Hendrix (inkl. starkem Piano- und E-Gitarren-Solo), während mit dem balladesken, aber sehr kraftvollen „Moonshine“, das einen, modern verpackt, wehmütig an einsitige Lynyrd Skynyrd-Zeiten zurückdenken lässt, erneut schwere Southern Rock-Geschütze aufgefahren werden. Eine viel gespielte Single in den texanischen Airplays und sicher auch ein absoluter Stimmungsgarant während ihrer Live-Shows ist das akustisch instrumentierte, in eine tolle Melodie gepackte „Fat Girls And Weed“, dessen Text ein breites Schmunzeln hinterlässt. Der Refrain wird live, das ist so sicher wie das sprichwörtliche „Amen in der Kirche“, aus unendlich vielen, biergeschwängerten Kehlen grölen.

Dann der hammerstarke Kracher „Red Dirt“ – eine klare Kampfansage an den Nashville Country! Hier wird stolz auf die eigenen Wurzeln und die damit verbundene Eigenständigkeit der „Red Dirt“-Szene verwiesen. Der Song erinnert mit seiner kochenden Power, dem tollen Piano-Geklimper, den „smokin‘ guitars“ und dem abgehenden Drive in seiner Southern Rock-Dynamik etwas an die einstige Skynyrd-Live-Version des Jimmie Rodgers-Klassikers „T For Texas“. Furios gespielt! Klasse! Das hervorragende „Evening News“ weist zwar vom Unterton her den fast schon obligatorischen amerikanischen Patriotismus auf, hält sich dabei aber angenehm zurück und weiß durch eine herrliche Melodik zu gefallen. Erneut Southern Rock-trächtig kommt „Not Here For A Long Time“ daher, das sich als nette Kombination aus Skynyrd und The Marshall Tucker Band entpuppt. Den exzellenten Abschluss schließlich bildet das textlich aufwühlende „Crazy“, das mit seinem psychedelisch anmutenden E-Gitarren-Finale nochmals an Tiefe gewinnt.

Fazit: „Ragged“ ist ein baumstarkes Album ohne jeden Durchhänger, das in der „Red Dirt“ Countryrock- und Southern Rock-Szene mit großem Applaus aufgenommen werden dürfte. Hier stimmt einfach alles! Von dieser Band wird in Zukunft noch einiges zu erwarten sein. Unser Motto: „Drive this train along that Renegade Rail – it rocks“!

Eigenproduktion (2007)
Stil: Country Rock

01. Cardboard
02. Theach You How to Fly
03. Just You And Me
04. If This Ain’t Texas
05. Need For Speed
06. Time Machine
07. Moonshine
08. Fat Girls and Weed
09. Red Dirt
10. Evening News
11. Not Here For A Long Time
12. Crazy

Reenegade Rail
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Gary Ray & The Heartwells – Livin‘ The Dream – CD-Review

Ray

Was für eine klasse Truppe! Ganz „heißer“ ‚rockin‘ New Country-Stoff aus Atlanta, Georgia! Eine feurige, zündende Mischung aus Southern-, Roots-, Americana-, Delta-, Boot Scootin‘ Roadhouse Country- und Countryrock-Zutaten, angerührt zu einem wunderbaren, genauso melodischen wie herzhaften New Country-Menü, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistert. Gary Ray Pfaff, der 1978 auf einer Militärbasis in Landstuhl in Rheinland-Pfalz geboren wurde, hat bereits zwei Solo-Alben veröffentlicht. Jetzt, unter der neuen Namensgebung Gary Ray & The Heartwells (mit dem deutschen „Pfaff“ kamen die meisten Amis wohl nicht so klar) startet er mit dem großartigen Album „Livin’ The Dream“ in eine neue Dimension seiner Karriere.

Ein prächtiges, kraftvolles, knackiges und erdiges New Country(rock)-Album voller toller Melodien (meist mit herrlichem Southern-Flair), so dass man sich spontan fragt, warum diese Scheibe nicht auf einem Major, sondern „nur“ einem kleinen Indie Label (der Southstar Music Group) veröffentlicht wurde und dazu auch noch mit finanzieller Unterstützung seiner Fans. Gary Ray gilt bis dato als typischer Live-Musiker, der über 200 Gigs im Jahr spielt und dabei mit seinen Jungs (Matt Ulmer – Guitar, Banjo, Adam Lewis – Bass, Craig Eck – Drums) im bandeigenen Van durch die Lande reist. Sein überragendes musikalisches Talent erbte er von seinem Vater, der als Songwriter und Musiker trotz einiger Versuche in Nashville nie den Durchbruch schaffte. Für Gary Ray & The Heartwells allerdings dürften die Chancen mit diesem Werk enorm gestiegen sein, auch ausserhalb der Staatsgrenzen von Georgia die Aufmerksamkeit zu erlangen, die ihnen gebührt.

Diese Truppe hat das Zeug die New Country- und Countryrock-Szene ordentlich aufzumischen, denn das ist moderner Genre-Stoff auf allerhöchstem Niveau. Schon der Opener „Mississippi Streets“ ist ein Knüller! Brodelnder, dampfender Southern (Country-) Rock (die Orgel spielt hier übrigens Coy Bowles von der grandiosen Zac Brown Band, dazu gibt’s herrliches Dobro und fette E-Gitarren, inklusive eines kernigen, scharfen Solos), der einfach mitreißt. Heiß geht es weiter mit dem saustarken „Quit Bucking Around (Ride That Thang)“, das ein wenig an Anthony Smiths „If That Ain’t Country“ erinnert (swampige Akustikgitarre, Mundorgel, satte E-Gitarren). Vor seinem geistigen Auge sieht man förmlich die Pickups auf einem abgelegenen Grundstück in der Abenddämmerung irgendwo in den Swamps stehen; die Rednecks mit kalten Bierflaschen in den Händen, wie sie ihre tanzenden Mädels beobachten, die in der schwülen Hitze ihre heißen Körper zu den „driving rhythms“ einer auf der Veranda einer alten Holzhütte aufspielenden Band (Gary Ray & the Heartwells) kreisen lassen.Wow! Das ist es!

Danach kommt ein ganzer Reigen von wunderschön instrumentierten absolut radiotauglichen Stücken, wobei der tolle Titelsong „Livin‘ The Dream“ mit seinem markanten, fröhlichen Refrain (schöne weibliche Harmonie-Gesänge) wohl das größte Chartpotential mit sich bringt. Gary Rays leicht rauchige Charakterstimme (irgendwo zwischen Bill McCorvey von den Pirates Of The Mississippi, Travis Tritt, David Fenley, Mac Powell von Third Day oder Ken Block von Sister Hazel liegend) ist natürlich auch für Balladen wie geschaffen. Eine solche wird hier mit dem wunderbar melodischen „Hell Yes I Do“ eindrucksvoll dargeboten. Rasant geht es danach mit „Soldier’s Eyes“ weiter, einem Stück mit starkem Text, der jeglichen Patriotismus vermeidet und das voller Dramatik umgesetzt wurde. Swampige Slidegitarren, stampfende Drums, Dobro, eine Gypsy-mäßige Fiddle sind die Hauptzutaten für einen bewegenden Track im Stile von Chris Cagles „Country By The Grace Of God“.

Das rhythmische „Good Song“ geht direkt in Mark und Bein und man verspürt unweigerlich den Willen eine Tanzfläche zu betreten. Atmosphärisch geht es bei der Powerballade „I’m Gone“ zu (Piano, Mandoline, tolle E-Gitarren-Fills), wobei Streicherpassagen die Emotion des Liedes noch zusätzlich verstärken. Das dynamische, gewaltig abgehende „This Town“ (schneller Gesang, fetzige Drums, heulendes E-Gitarren-Solo) und das traumhaft melodische, herrliche New Country-Midtempostück „Walk Away“ (feine Steel- und E-Gitarren-Fills, Piano, Orgel – erinnert an die Großtaten der Eli Young Band oder auch von Sister Hazel), beenden eine durch und durch tolle New Country-CD.

Eine feurige, zündende Mischung aus Southern-, Roots-, Americana-, Delta-, Boot Scootin‘ Roadhouse Country- und Countryrock-Zutaten, angerühert zu einem wunderbaren, genauso melodischen wie herzhaften New Country-Menü, das einen von der ersten bis zur letzten Minute begeistert. Gary Ray & the Heartwells sind mit „Livin’ The Dream“ ihrem Traum von einer großen Karriere möglicherweise ein großes Stück näher gerückt. Liebe Major Labels, bitte Augen und Ohren offen halten. Diese großartige Band „is the real deal“. Moderner, mitreißender New Country vom Allerfeinsten!

Southstar Music Group (2010)
Stil: New Country

01. Mississippi Streets
02. Quit Bucking Around (Ride That Thang)
03. The Sound of Rain
04. Never Looking Back
05. Livin‘ The Dream
06. Things Will Get Better
07. Hell Yes I Do
08. Soldier’s Eyes
09. Good Song
10. I’m Gone
11. This Town
12. Walk Away

Gary Ray
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Blackberry Smoke – Little Piece Of Dixie – CD-Review

Boah, Blackberry Smokes zweiter Longplayer ist ein Hammer! Geradezu ein Quantensprung im Vergleich zu ihrem doch noch recht rüpelhaften klingenden Erstling. Der Atlanta-Vierer um Bandchef Charlie Starr (dazu kommen noch Paul Jackson, Richard Turner und Artimus Pyle-Double Brit Turner) hat sich ähnlich wie Rebel Pride nach ihrem Debüt erheblich weiterentwickelt und in allen Belangen (Songwriting, Auswahl der Fremdkompositionen, instrumentelle Darbietung, Produktion) deutlich verbessert.

Vermutlich auch ein Verdienst der beiden Nashville-Star-Produzenten Dann Huff (Keith Urban, Rascal Flatts) und Justin Niebank (Taylor Swift, Faith Hill), welche die Brechstange aus Anfangstagen erstmal in die Kiste weggelegt und BBS das große Southern Rock-Einmaleins mit ein wenig ergänzendem Countryflair eingebläut haben. Das bekamen Montgomery Gentry und die Van Zant-Brüder ja bereits recht gut hin und auch hier könnte das Konzept aufgehen. Wer angesichts der oben aufgeführten Namen etwas Angst bekommen sollte, darf äußerst entspannt bleiben, die Herren Huff und Niebank haben einen absolut glänzenden Job hingelegt und nirgendwo Glattpolitur aufgetragen.

Das Album zählt neben Rebel Prides All Points In Between“ und Holman Autry BandsSweet Southern Wind“ (eine ebenfalls tolle junge Band aus Georgia) vermutlich zu den drei Top-Veröffentlichungen dieses Jahres und wird von Skynyrds heiß erwartetem „Gods & Guns„-Silberling nur schwerlich zu übertreffen sein. Rotziger Gesang, surrendes Slide, Twin Gitarren, Soli en masse, mal viel Drive, etwas bluesiger Rock, dann mal entspannte swampige Country-Einflechtungen, ein bisschen Redneck-Attitüde, all das bietet „Little Piece Of Dixie“ in Hülle und Fülle, versprochen. Ronnie Van Zant hätte dieses Album vermutlich geliebt.

Zu den Highlights des durchgehend starken Werkes zählt der Opener „Good One Coming On“, der schon mal von Trent Willmon performt wurde (cooler Gesang, surrende Slides inkl. tollem Solo), das bluesig-rockige „Like I Am“ (dezent ZZ Top, heulende Twin-Gitarren), das an „Voodoo Lake“ erinnernde „Bottom Of This“ (schön swampig), das trocken dahin geraspelte „Who Invented The Wheel“ (gibt es in einer ähnlich starken Version vom Komponisten diese Liedes, Anthony Smith), die leicht boogie-bestückten „Up In Smoke“, „Restless“ und „Shake your Magnolia“ (jeweils mit fetten E-Gitarreneinlagen) und der abschließende „Freedom Song“ (Marke Montgomery Gentry, Andy Griggs mit ausgedehnter Gitarrenpassage am Ende), der wieder ein wenig lang vermisstes Southern-Hymnen-Feeling aufkommen lässt.

Skynyrd, Hatchet, 38 Special, Allman Brothers (zu ihren Anfangstagen), ein wenig ZZ Top, Georgia Satellites, Black Crowes, Bottle Rockets auf der Southern Rock-Seite, Montgomery Gentry, Van Zant, Travis Tritt, Hilljack, Andy Griggs und James Otto aus dem New-Country-Regal bilden die wohl schmeckenden Zutaten für den süffigen Southern-Cocktail mit dem Namen Blackberry Smoke. Das Quartett hat entgegen dem aus meiner Sicht viel zu bescheiden gewählten Titel „Little Piece Of Dixie“ ein großes Southern Rock-Album hingelegt. Zugreifen und genießen!

Big Karma Records (2009)
Stil: Southern Rock

01. Good One Coming On
02. Like I Am
03. Bottom Of This
04. Up In Smoke
05. Sanctified Woman
06. Who Invented The Wheel
07. I’d Be Lyin‘
08. Prayer For The Little Man
09. Restless
10. Shake Your Magnolia
11. Freedom Song

Blackberry Smoke
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Mark McKinney – Get It On – CD-Review

Kin

Großartiger, dynamischer, würziger, „straight and rowdy rockin‘, Guitar-driven Outlaw Country and Southern-fueled Countryrock“ voller simpler und prächtig hängen bleibender Songs, die einfach nur einen Heidenspass bereiten. „He blends his musical tastes as easily as drinking beer and eating barbecue“, heißt es in einem texanischen Review – und besser kann man es kaum ausdrücken. Fast hätte der aus Big Spring, Texas stammende, mittlerweile aber in Austin lebende Mark McKinney (äußerlich ein Shooter Jennings-Typ), den die texanische Presse mittlerweile als „one of Texas Music’s hottest rising Country artists“ bezeichnet, seine Musikerkarriere aufgrund gesundheitlicher Probleme schon wieder aufgeben müssen, bevor sie erst richtig begonnen hatte.

Glücklicherweise jedoch bekam er seine Psyche und seine Physis wieder hundertprozentig in den Griff, wobei ihm sein guter Freund und Produzent des nun vorliegenden klasse Debuts, Rob Dennis (arbeitete u.a. bereits für Lynyrd Skynyrd und Cross Canadian Ragweed), nicht nur hilfreich zur Seite stand, sondern ihn auch für sein eigenes Label „Super Loud Music“ (ein herrlicher Name) verpflichtete. „Get it on“ ist ein klasse Album geworden! Die CD wurde in Nashville produziert, was sich für den Texaner McKinney aber keineswegs als Nachteil erwies, da Dennis stets eine unbeschwerte, „junge“, erdige und würzige Note beibehielt. McKinneys Intension liegt eher im Southern Rock inspirierten New Country, der hier herrlich „schonungsloser“ und geradeaus dargeboten wird.

Bei praktisch allen Stücken (bis auf den recht lustigen Abschlusstrack „The Myspace Song“, der rein akustisch instrumentiert ist) geht ordentlich die Post ab. Trotzdem bleiben die durchweg eingängigen Melodien, Strophen und Refrains nie auf der Strecke. Ganz im Gegenteil, man wird zum begeisterten Mitsummen, -singen und -wippen regelrecht animiert. Besonders bei Benutzung des Kopfhörers kommt der Klang der großartigen Produktion besonders zum Tragen. Zu seinen Einflüssen sagt McKinney: “Although I grew up listening to country legends like Willie Nelson and Charlie Daniels, I was also heavily influenced by rock and pop.” Und genau so sind die Songs auch gestrickt. Die Spuren Willies und Waylons sind deutlich erkennbar, aber auch die von Lynyrd Skynyrd und Montgomery Gentry.

Streut man noch eine Prise Reckless Kelly und jungen „Red Dirt“- und Southern orientierten Bryan Adams ein, dann passt die Mixtur in etwa. Das Album ist in den Worten Mark McKinneys “a journey through the mind of a Southern man“! Eingespielt haben die ausnahmslos von Mark geschriebenen Stücke höchst bekannte und fähige Nashville-Musiker wie u.a. Chad Chromwell, Russ Pahl, Troy Lancaster, Mike Rojas, Larry Beard und Steve Hinson. Mit dabei ist auch Background-Röhre Bekka Bramlett, die mit dem stark singenden Protagonisten hervorragend harmoniert. Einzelne Songs herauszunehmen fällt irgendwie schwer, da sie wirklich alle ihren Reiz und ihre Stärken haben. Es wird viel mit satten E-Gitarren und würzigen Slide-Linien gearbeitet, die die rhythmische Drum-, Bass- und Acoustic-Gitarren-Untermalung immer wieder bestens ergänzen.

Klavier (bei „Fall“), Orgel (bei „Get Your Country On“ und „Stranger Things“), Dobro (bei „Addicted“), Harmonika ( bei“Bonfire“) und Steelguitar (ebenfalls bei „Bonfire“ sowie „Reckless In Texas“) werden je nach Thematik des Songs harmonisch integriert. Troy Lancasters Gitarrenspiel bringt jede Menge Southern Rock-Feeling in die Stücke. Bei „Stompin’ Ground“ erinnert das Führungsriff klar an Lynyrd Skynyrd und bei „Fall“ das Break stark an alte 38 Special-Tage („Wild-Eyed Southern Boys“-Phase), „Party Fool“ hat einen swampigen Outlaw-Touch, „Get Your Country On“ könnte aus dem Repertoire eines Travis Tritt oder von Van Zant stammen. Toll auch das furios stampfende „Addicted“, das mit filigranen Dobro-Fills glänzt und vor allem die richtig dreckigen „Backs“ von Bekka Bramlett eine unerhört rotzige“ Note bekommt.

Ganz stark kommt der famose, voll im Saft stehende, dabei herrlich melodische, ass-kicking Southern-/Outlaw-Countryrocker „Bonfire“ mit seinen fetten E-Gitarren, den wunderbaren Steelguitar-Linien und der schön bluesigen Mundharmonika! Mark McKinney weiß aber auch auf reinem Country-Parkett zu gefallen: „Reckless in Texas“ ist ein schön traditionell dahingaloppierender Song mit viel Retro-Western-Flair, erzeugt durch tippelnde Drums, eine surrende Steel und eine typische Bariton-E-Gitarre. Sonst geht es aber wieder, wie bereits erwähnt, durchgehend knackig und dynamisch zur Sache, wie die Gute Laune verbreitenden Stücke „Story Of My Life“, „Deal Breaker“ (hat etwas von rockigen Sawyer Brown), „Stranger Things“ (dezentes Heartland-Flair,) oder „Are We Doing This“ (erinnert ein wenig an Bobby Pinson-Stücke).

Fazit: Mark McKinney startet mit seinem Debut gleich voll durch (passend dazu die Front- und Backcover-Photos, wo McKinney vor einem rasanten, PS-protzigen Trans-Am posiert) und mischt in seiner texanischen Heimat die Szene bereits ordentlich auf. Lustig im übrigen auch die „Warnung“ im Innen-Cover des Albums: „This CD contains Super Loud Music, Mark McKinney will not be held responsible for any damaged ear drums or audio equipment. Playing this CD at a high volume will lead you to Good times“. Quatsch – wer wird denn diesen Typen mit seiner temperamentvollen, Southern-getränkten New Country-Musik für irgendwelche Schäden verantwortlich machen? Nix da, das Zeug macht doch einfach nur Laune! Also: Schießen wir alle Warnhinweise in den Wind und empfehlen ganz einfach: „Get it on and play it loud!“

Super Loud Music (2007)
Stil: Country Rock

01. Comfortable In This Skin
02. Stompin‘ Ground
03. Party Foul
04. Fall
05. Story Of My Life
06. Bonfire
07. Get Your Country On
08. Reckless In Texas
09. Addicted
10. Deal Breaker
11. Stranger Things
12. Are We Doing This
13. The Myspace Song

Mark McKinney
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Bo Bice – 3 – CD-Review

Bice

Drittes, saustarkes Album des zuletzt mit dem großartigen, von Henry Paul (Outlaws, Henry Paul Band, BlackHawk mit iniziierten Southern Rock-Projekt Brothers Of The Southland eindrucksvoll in Erscheinung getretenen Bo Bice. Was Bice uns hier anbietet, ist eine prächtige, kraftvolle, zündende Mischung aus kernigem Southern Rock, wie ihn eben die Brothers Of The Southland oder auch Blackberry Smoke zuletzt zelebrierten und wunderbarem, sehr melodischem, southern- und „spicy“ gewürztem New Country/Countryrock. Der einstige „American Idol“-Finalist, der sich seinerzeit mit der damaligen Gewinnerin Carrie Underwood bis zum Schluss ein packendes Kopf an Kopf-Rennen lieferte, ist in blendender Form.

Bewegte sich sein Major-Debüt nach der Staffel naturgemäß noch auf recht kommerziellen Pfaden, bekam man beim Nachfolger „See The Light“ (mittlerweile auf seinem eigenem Label) wieder den „wahren“, unverbogenen, erdigen Bo Bice zu hören – der musikalische Charakter, für den ihn seine Fans so geliebt hatten. Das war genau die richtige Richtung, denn Bice hat nicht nur den Country im Blut,. sondern vor allem auch den Southern Rock. Seitdem ist einige Zeit ins Land gestrichen. Bo hatte zum Teil mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Lediglich seine partielle Involvierung auf dem oben bereits erwähnten Album der Brothers Of The Southland (jenem Southern Rock-Allstar-Projekt mit so vielen arrivierten Leuten wie Jimmy Hall, Henry Paul, Dan Toler, etc.) diente als weiterer Beweis für seine inzwischen große Akzeptanz, auch unter den Musikern, in der Szene.

Mit „3“ knüpft Bo Bice jetzt nahtlos an das Vorgänger-Werk an, ja setzt qualitativ fast noch einen oben drauf. Wieder hat er sämtliche Tracks selbst geschrieben (teilweise in Kooperation mit bekannten Songwritern wie Greg Barnhill und Daryl Burgess), eine Klasse-Mannschaft an Musikern um sich versammelt (u. a. der starke Gitarrist Bart Walker, The Black Crowes-Drummer Steve Gorman, A. J. Croce, Sohn der Singer/Songwriter-Legende Jim Croce, James Pennebaker, Dan Kelly, Randy Leago) und für die produktionstechnische Zusammenarbeit D. Scott Miller eingebunden, der bereits in der Vergangenheit für so klingende Namen wie Trace Adkins, Patty Loveless oder Asleep At The Wheel gewirkt hat. Beim heißen, bärenstarken Opener „Keep On Rollin’“ spürt man deutlich den Einfluss und Eindruck, den ex-Wet Willie-Leader Jimmy Hall bei Bice hinterlassen hat.

Hier groovt, soult und funkt es, dass der Süden nur so kocht (dezenter Gospeltouch), schöne, passende Bläsereinsätze inbegriffen (Bläser, allerdings nie störend, sondern überaus zielführend eingesetzt, gibt es nur bei zwei Tracks zu hören). Doch im Mittelpunkt steht die E-Gitarre, inklusive eines dreckigen, scharfen Solos. Auch der satte Southern-/Countryrocker „Coming back home“ beinhaltet deutlich die Inspiration alter Southern Rock-Helden. Das kommt klasse! Höchst melodisch geht es bei den mit Greg Barnhill komponierten Songs zu: Das von dezenten Streichern und wunderschönen Akustikgitarren umgarnte „Different Shades Of Blue“ erinnert ein wenig an die balladesken Tracks von Lynyrd Skynyrds „First… And The Last“, das Country-/Outlaw-bluesige „Lonely, Broke And Wasted“ (schönes Piano, herrliche Steel-Fills) kommt mit einem tollen Power-Refrain daher. Beide Stücke sind dazu mit tollen E-Gitarren-Soli bestückt.

„Cold Hearted Woman“ überrascht danm zur Abwechslung mal mit einem leicht grassigen Einschlag (Fiddle, Mandoline, Banjo, Akustik-/Slidegitarre). Retro-Flair pur, das sich auch fast bei allen anderen Liedern immer wieder unterschwellig bemerkbar macht, bieten „Long Road Back“ (typischer The Marshall Tucker Band-Sound mit Fiddle, Piano, Mandoline, dezenter Querflöte) und das phantastische, wundervoll melodische „Wild Roses“, das wie eine Art Kombination der Stones-Ballade „Wild Horses“ und dem Band-Klassiker „The Weight“ erscheint (tolles Harmonika-Spiel von Bo), ohne dabei auch nur im Ansatz die Eigenständigkeit und Indikatoren eigener Bice’scher Songwriterqualität vermissen zu lassen. Traumhafter, genauso lockerer, wie kraftvoller, sprudelnder, erdiger, natürlicher, southern-fueled Countryrock.

Direkt in die Beine geht das satte, groovige und erneut mit Bläsern versetzte „Who Knows What“. Stark hier das flippige E-Gitarrenspiel (inkl. Solo) von Bart Walker. Ebenfalls richtig kräftig groovend und knallig (fettes Drumming von Gorman), mit einem leichten Psychedelic-Touch, geht es bei dem rockigen Kracher „Get On And Ride“ zu, Bice ähnelt hier mit aggressivem, rotzigem Gesang fast ein wenig Lenny Kravitz. Ein wuchtiger Song! Am Ende gibt es zum „Ausatmen“ mit „You Take Yourself With Me“ (zusammen mit Produzent D. Scott Miller geschrieben) wieder einen ruhigeren, sehr authentischen Track (schöne Steel-Fills, Fiddle, Harmonies), der die Zeit verarbeitet, als Bo noch in England lebend seine geschiedene Mutter zurückließ und wieder nach Amerika zurückkehrte, um seine musikalischen Avancen zu forcieren. Ein klasse Abschluss!

Bo Bice hat mit „3“ (drittes Album, drei Jahre Gesundheit am Stück, 3 Jahre nach seinem Vorgängeralbum „See The Light„, Geburt seines dritten Sohnes – soweit seine Motive zum Titel des Werkes) sein ohne Zweifel bislang bestes Album hingelegt, das von seinen kompositorischen und gesanglichen Qualitäten lebt und immer von einem herrlichen Southern-Retro-Feeling umgeben ist. Ja, „the smell of the deep south“ wabert einem zu jeder Minute dieser klasse Musik um die Nase. Er selbst hat die Scheibe, die er dem kürzlich verstorbenen Lynyrd Skynyrd-Bassisten Ean Evans widmete, als „like your favorite pair of jeans“ bezeichnet. Recht hat er! Ein tolles Teil, für das man sich sofort begeistert. In diesem Sinne ein 3-faches Hoch auf Bo Bice!

Saguaro Road Records (2010)
Stil: Southern Rock

01. Keep On Rollin‘
02. Different Shades Of Blue
03. Coming Back Home
04. Good Hearted Woman
05. Lonely, Broke & Wasted
06. Who Knows What
07. Long Road Back
08. Wild Roses
09. Get On & Ride
10. You Take Yourself With You

Bo Bice
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Bärchen Records

Alabama – Southern Drawl – CD-Review

Alab

Jawohl! Da sind sie wieder! Endlich ein brandneues Album von Alabama! Ganze 14 Jahre hat sich das beliebte Trio, bestehend aus Leader Randy Owen, Teddy Gentry und Jeff Cook seit ihrer letzten ‚echten‘ Studioveröffentlichung „When It All Goes South“ Zeit gelassen, ihre immer noch immens große Fan-Schar, mit neuem Songmaterial zu beglücken. Wer befürchtet, dass die Herren Rost angesetzt haben oder mit dem Zug der Zeit nicht mehr standhalten können, dem sei versichert, dass hier genau das Gegenteil der Fall ist. Mit ihrem neuen Werk „Southern Drawl“ beweisen die drei Recken vorzüglich, wie man sich zeitgenössisch geben kann, ohne dabei in die eigene musikalische DNA allzu stark einzugreifen. Die legendäre, mega-erfolgreiche Band (41 Nr. 1- Hits, unzählige Auszeichnungen, über 65 Millionen verkaufte Tonträger!) beeindruckt mit 13 neuen Songs, die, wie man es von früher kennt, zum Teil gut rocken und zum Teil in wunderbaren Balladen vorgetragen werden. Alles kommt, wie der Titel der CD es schon suggeriert, mit viel Southern-Esprit rüber!

Herrlich, wie die exzellenten E-Gitarristen der Nashville-Studiomusiker-Garde (Danny Radar, Adam Shoenveld, JT Corenflos, Tom Bukovac, Kenny Greenberg, Charles English), direkt beim eröffnenden Titelstück die Slide-Gitarre raunen lassen , um dann, nach Owens brunftartigem Eingangs-Statement „Life gets better with a Southern drawl“, in einen schwer stampfenden Southern Countryrock-Swamper im Stile von Montgomery Gentry zu münden. Sofort eine bärenstarke Nummer, klasse vor allem das E-Gitarren-Solo und das Honky Tonk-Piano-Geklimper von dem auch insgesamt überragend agierenden Gordon Mote (Piano, Wurlitzer, B3). Das Alabama auch wegen ihrer, immer wieder mit tollen Harmoniegesängen bestückten Balladen geliebt werden, ist kein wohl behütetes Geheimnis mehr. Mit „Wasn’t Through Lovin‘ You Yet“ (tolles Bruce Hornsby-mäßiges Piano, starkes E-Gitarren Kurz-Solo), „This Ain’t Just A Song“ (klasse Harmonies und feines Violinenspiel von Gaststar Alison Krauss) und „As Long As There’s Love“ (mit orchestralen Streicher- und Crowd Gesangs-Passagen) bekommt man anschließend gleich drei hochemotionale Musterbeispiele dafür serviert (z. T. bitte die „Tempos“ in Griffweite halten – kleiner Scherz am Rande).

Vor allem beim später folgenden Liebeslied „One On One“, wo Randy das Intro sprechend, mit belegter Stimme und voller Pathos dahinseufzt, muss man ganz tief durchatmen. Dank der tollen Musiker und ihrer vielen, instrumentell eingestreuten Feinheiten, sowie der perfekt sitzenden Harmoniegesänge, driften diese allerdings nie wirklich in den Kitsch ab. Zudem werden sie meist zum richtigen Zeitpunkt von satt rocken Southern Country-Tracks abgelöst, die jede aufkommende Melancholie wieder in südstaatliche Musikfreude umschlagen lassen. Herrlich das mit „Ghost Riders In The Sky“-Western-Flair umwobene „Back To The Country“ (großartige Banjo-, Dobro-, Fiddle-Einlagen) oder das mit launigem Text und viel Southern Blues/Soul versehene „Hillbilly Wins The Lotto Money“, das aufgrund der fulminanten Orgel, den prickelnden E-Gitarren sowohl der Skynyrd-/Montgomery Gentry-Klientel, als auch, dank der von Charlie Judge simulierten, deftigen Bläsereinsätze, Freunden der legendären Blues Brothers große Freude bereiten würde.

Grandios auch das von einer interessant zusammengesetzten Armada von Songschreibern und arrivierten Interpreten/Musikern (Django Walker, James Slater, Ray Johnston, Patrick Davis, James Otto, Jeff Cook, der dieses Stück auch singt) kreierte „No Bad Days“ (das Original dieser tollen Nummer findet sich im übrigen auf dem gleichnamigen, bärenstarken Album der texanischen Ray Johnston Band), das wunderbar soulig wärmend dahin groovt. Man merkt, dass hier ein James Otto, dem das Stück auch auf den Leib geschrieben wäre, mit bei der Komposition involviert ist. Typische Alabama-Country Rock-Nummern wie das patriotische „American Farmer“ (Heartland-mäßige E-Gitarrenführung) und der Mitgröl-taugliche, dem Titel alle Ehre machende Stampfer „Footstompin‘ Music“ (fettes Drumpoltern von Greg Morrow, klasse Rede-/Antwort-Gesang im Refrain, furioses Fiddle-Finale im Stile von Charlie Daniels‘ „Orange Blossom Special“) dürften vor allem im Live-Programm so richtig gefeiert werden.

Famos auch das fast schon episch/progressiv und sehr atmosphärisch anmutende „It’s About Time“ (klasse die markante E-Gitarrenlinie von Charles English und wieder mal das feinfühlige Pianospiel von Mote), das man von Alabama so nicht erwartet hätte, aber für ihre Flexibilität spricht. Am Ende ziehen Owen, Gentry und Cook mit dem kammermusikartigen „I Wanna Be There“ nochmals voller Inbrunst alle Balladenregister und beenden ein hochunterhaltsames, instrumentell versiertes und eingängiges Musikerlebnis (fast alle Tracks bleiben schon nach einem Hördurchgang im Gedächtnis hängen). Sie haben wirklich nichts von ihrer Klasse eingebüßt – im Gegenteil. Alabama präsentieren sich auf der Höhe der Zeit. Bester Country Alabama-Style! Absolut kein Zweifel: „Life gets better – with their ‚Southern Drawl'“! Große Klasse!

BMG (2015)
Stil: Country Rock

01. Southern Drawl
02. Wasn’t Through Lovin‘ You Yet
03. This Ain’t Just A Song
04. As Long As There’s Love
05. Back To The Country
06. Hillbilly Wins The Lotto Money
07. Come Find Me
08. No Bad Days
09. One On One
10. American Farmer
11. It’s About Time
12. Footstompin‘ Music
13. I Wanna Be There

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Bärchen Records

BC & The Big Rig – Day Late Dollar Short – CD-Review

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Southern Rock-Freunde aufgepasst! In einem Jahr, wo es im Genre bisher doch recht übersichtlich zuging, kommt plötzlich ein gewisser Brandon Clark (für uns allerdings kein Unbekannter) um die Ecke und präsentiert hier eine faustdicke Überraschung. Wow! Was für eine heiße Scheibe! Dieser Brandon Clark hat mittlerweile umfirmiert. Mit seinen neuen Begleitern Sam Naifeh (Lead guitar, backing vocals), Ryan McCall (Lead guitar, backing vocals), Chris Bell (Bass, backing vocals) und James Purdy (Drums, backing vocals) ist aus seiner früheren Brandon Clark Band jetzt BC & The Big Rig entstanden und die machen mit ungeheurer erdiger und rauer Intensität da weiter, wo die Vorgänger aufgehört hatten.

„Day Late Dollar Short“ heißt ihr neues Werk und das rumst an allen Ecken und Enden in bester Southern Rock-Manier früherer Zeiten. Hatte Brandon seine bisherige Musik noch humorvoll als „Oklahoma Beer Joint Music“ bezeichnet, charakterisiert er sein jetziges Treiben als „Shred Dirt, also eine Art Mischung aus Southern Rock und Red Dirt, was den Kern der Sache auch recht gut trifft. Allerdings ist der Fokus mehr denn je auf den Southern Rock ausgerichtet, nicht zuletzt auch wegen den beiden furios aufspielenden Lead-Gitarristen Sam Naifeh und Ryan McCall, die nicht nur das große Einmaleins der Southern-Akkorde/-Soli perfekt beherrschen, sondern auch im Zusammenspiel ein kongeniales Gespann abgeben. Toll die beiden Jungs!

Aufgenommen und produziert hat dieses überaus authentisch rüberkommende Werk, Hank Charles, der auch mit allerlei Keyboard-Klängen (Piano, Hammond Organ, Rhodes Piano, Electric Organ) sowie dem Tambourine instrumentell einige Zusatzakzente zu setzen weiß. Auf große technische Effekte/Bearbeitungen wurde fast komplett verzichtet, man hat durchgehend das Gefühl, der Content wäre live zusammen im Studio eingespielt worden. Purdy mit seinen überwiegend kräftig rumpolternden Trommelstöcken und Bells pumpender Bass geben eine pulsierende Rhythmusfraktion ab, die von Clarks Stimmorgan und den beiden Saitenartisten dann auch unweigerlich Höchstleistungen einfordert.

Direkt die beiden Auftakttracks „Too Miles To Memphis“ (ein wüster Uptemporocker Marke Georgia Satellites) und „Rock It“ (wie zu besten 38 Special-Anfangstagen) werden so manchem Genreliebhaber, für den Clark bisher ein unbeschriebenes Blatt darstellte, staunend die Kinnlade runterfallen lassen. Mit „Ain’t Livin‘ Long Like This“ erweist Clark Rodney Crowell in Form einer äußerst satt umgesetzten Coverversion seine Ehre (klasse hier die gurgelnde Orgel im Zusammenwirken mit den E-Gitarren, in den Breaks teilweise sogar Allman Brothers-typisch) Die gilt ohne Zweifel auch gegen Ende dem bereits vor Jahren verstorbenen Bob Childers, der immer noch als Godfather/Gründer der Red Dirt Rock-Bewegung angesehen wird, mit einer weiteren beachtlichen Umsetzung seines „Shuga Bugga Blues“, hier als shuffliger Boogie interpretiert. Sämtliche anderen Stücke stammen aus der Feder des Bandleaders.

Als Durchatmer dienen Songs wie das mit klarem Akustikspiel und –Slide durchzogene „Flag“, das sehr melodisch und eingängige „Back Around“ (hier mal so richtig typischer Red Dirt) und der fast hymnisch anmutende Abgesang auf des Südstaaten Rockers liebstes Destillat „The Whiskey“. Ansonsten halten BC und seine Big Rigs das Gaspedal tief durchgedrückt. „Every Other Sunday“ mit einer Brise Heartland-Flair würde auch wieder in Dan Bairds Programm perfekt passen, der Titeltrack „Day Late Dollar Short“ wird Molly Hatchet-, Skynyrd-, Rebel Pride & Co-Freunden das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.

Eine dezent psychedelische Note entfaltet das rootsige “Outside”. Das furiose „What Would I Do?“ erinnert ein wenig an den einstigen Georgia Satellites-Hit „Keep Your Hands To Yourself“. Launiges Honkytonk-Pianogeklimper, Slidegitarren, quirlige E-Soli (übrigens in Hülle und Fülle auf dem ganzen Silberling), Southern Rock-Herz, was willst mehr? Und mit dem Rausschmeißer „Take A Number“ tauchen Clark & Co. nochmal tief in längst vergangen erschienene Südstaaten Rock-Zeiten ein. Hier kommen Reminiszenzen an die legendäre Copperhead-Scheibe hoch, der abschließende E-Gitarren-Soloteil versprüht nochmal schönen ABB-Esprit. Diese Nummer nimmt man gerne noch mit.

Fazit: Die personelle Frischzellenkur hat in Brandon Clark mächtig neue Kraft, Energie und Kreativität frei gesetzt. Er und seine neu formierten Big Rigs bieten ungemein authentisch geerdet wirkenden ‚ehrlichen‘ Southern Rock, wie ihn gerade Genrefans ‚der guten alten Zeit‘ immer wieder herbeisehnen. Musik, die man auch unweigerlich auch live auf der Bühne erleben möchte. Das Quintett entpuppt sich als eines der großen Southern Rock- Überraschungen des Jahres 2015! Klasse diese Burschen!

Eigenproduktion (2015)
Stil: New Country

01. 100 Miles To Memphis
02. Rock It
03. Ain’t Livin‘ Long Like This
04. Flag
05. Back Around
06. Every Other Sunday
07. Day Late Dollar Short
08. Outside
09. Shuga Bugga Blues
10. The Whiskey
11. What Would I Do?
12. Take A Number

BC & The Big Rig
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