BC & The Big Rig – Day Late Dollar Short – CD-Review

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Southern Rock-Freunde aufgepasst! In einem Jahr, wo es im Genre bisher doch recht übersichtlich zuging, kommt plötzlich ein gewisser Brandon Clark (für uns allerdings kein Unbekannter) um die Ecke und präsentiert hier eine faustdicke Überraschung. Wow! Was für eine heiße Scheibe! Dieser Brandon Clark hat mittlerweile umfirmiert. Mit seinen neuen Begleitern Sam Naifeh (Lead guitar, backing vocals), Ryan McCall (Lead guitar, backing vocals), Chris Bell (Bass, backing vocals) und James Purdy (Drums, backing vocals) ist aus seiner früheren Brandon Clark Band jetzt BC & The Big Rig entstanden und die machen mit ungeheurer erdiger und rauer Intensität da weiter, wo die Vorgänger aufgehört hatten.

„Day Late Dollar Short“ heißt ihr neues Werk und das rumst an allen Ecken und Enden in bester Southern Rock-Manier früherer Zeiten. Hatte Brandon seine bisherige Musik noch humorvoll als „Oklahoma Beer Joint Music“ bezeichnet, charakterisiert er sein jetziges Treiben als „Shred Dirt, also eine Art Mischung aus Southern Rock und Red Dirt, was den Kern der Sache auch recht gut trifft. Allerdings ist der Fokus mehr denn je auf den Southern Rock ausgerichtet, nicht zuletzt auch wegen den beiden furios aufspielenden Lead-Gitarristen Sam Naifeh und Ryan McCall, die nicht nur das große Einmaleins der Southern-Akkorde/-Soli perfekt beherrschen, sondern auch im Zusammenspiel ein kongeniales Gespann abgeben. Toll die beiden Jungs!

Aufgenommen und produziert hat dieses überaus authentisch rüberkommende Werk, Hank Charles, der auch mit allerlei Keyboard-Klängen (Piano, Hammond Organ, Rhodes Piano, Electric Organ) sowie dem Tambourine instrumentell einige Zusatzakzente zu setzen weiß. Auf große technische Effekte/Bearbeitungen wurde fast komplett verzichtet, man hat durchgehend das Gefühl, der Content wäre live zusammen im Studio eingespielt worden. Purdy mit seinen überwiegend kräftig rumpolternden Trommelstöcken und Bells pumpender Bass geben eine pulsierende Rhythmusfraktion ab, die von Clarks Stimmorgan und den beiden Saitenartisten dann auch unweigerlich Höchstleistungen einfordert.

Direkt die beiden Auftakttracks „Too Miles To Memphis“ (ein wüster Uptemporocker Marke Georgia Satellites) und „Rock It“ (wie zu besten 38 Special-Anfangstagen) werden so manchem Genreliebhaber, für den Clark bisher ein unbeschriebenes Blatt darstellte, staunend die Kinnlade runterfallen lassen. Mit „Ain’t Livin‘ Long Like This“ erweist Clark Rodney Crowell in Form einer äußerst satt umgesetzten Coverversion seine Ehre (klasse hier die gurgelnde Orgel im Zusammenwirken mit den E-Gitarren, in den Breaks teilweise sogar Allman Brothers-typisch) Die gilt ohne Zweifel auch gegen Ende dem bereits vor Jahren verstorbenen Bob Childers, der immer noch als Godfather/Gründer der Red Dirt Rock-Bewegung angesehen wird, mit einer weiteren beachtlichen Umsetzung seines „Shuga Bugga Blues“, hier als shuffliger Boogie interpretiert. Sämtliche anderen Stücke stammen aus der Feder des Bandleaders.

Als Durchatmer dienen Songs wie das mit klarem Akustikspiel und –Slide durchzogene „Flag“, das sehr melodisch und eingängige „Back Around“ (hier mal so richtig typischer Red Dirt) und der fast hymnisch anmutende Abgesang auf des Südstaaten Rockers liebstes Destillat „The Whiskey“. Ansonsten halten BC und seine Big Rigs das Gaspedal tief durchgedrückt. „Every Other Sunday“ mit einer Brise Heartland-Flair würde auch wieder in Dan Bairds Programm perfekt passen, der Titeltrack „Day Late Dollar Short“ wird Molly Hatchet-, Skynyrd-, Rebel Pride & Co-Freunden das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.

Eine dezent psychedelische Note entfaltet das rootsige “Outside”. Das furiose „What Would I Do?“ erinnert ein wenig an den einstigen Georgia Satellites-Hit „Keep Your Hands To Yourself“. Launiges Honkytonk-Pianogeklimper, Slidegitarren, quirlige E-Soli (übrigens in Hülle und Fülle auf dem ganzen Silberling), Southern Rock-Herz, was willst mehr? Und mit dem Rausschmeißer „Take A Number“ tauchen Clark & Co. nochmal tief in längst vergangen erschienene Südstaaten Rock-Zeiten ein. Hier kommen Reminiszenzen an die legendäre Copperhead-Scheibe hoch, der abschließende E-Gitarren-Soloteil versprüht nochmal schönen ABB-Esprit. Diese Nummer nimmt man gerne noch mit.

Fazit: Die personelle Frischzellenkur hat in Brandon Clark mächtig neue Kraft, Energie und Kreativität frei gesetzt. Er und seine neu formierten Big Rigs bieten ungemein authentisch geerdet wirkenden ‚ehrlichen‘ Southern Rock, wie ihn gerade Genrefans ‚der guten alten Zeit‘ immer wieder herbeisehnen. Musik, die man auch unweigerlich auch live auf der Bühne erleben möchte. Das Quintett entpuppt sich als eines der großen Southern Rock- Überraschungen des Jahres 2015! Klasse diese Burschen!

Eigenproduktion (2015)
Stil: New Country

01. 100 Miles To Memphis
02. Rock It
03. Ain’t Livin‘ Long Like This
04. Flag
05. Back Around
06. Every Other Sunday
07. Day Late Dollar Short
08. Outside
09. Shuga Bugga Blues
10. The Whiskey
11. What Would I Do?
12. Take A Number

BC & The Big Rig
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Bärchen Records