Renegade Rail – Ragged – CD-Review

RR

Wow, was für eine tolle Band, was für ein klasse Album! „Hailing from Missouri“ bezeichnen sich Renegade Rail als eine „Blue collar Outlaw Country Band“ mit starken Southern Rock- und Red Dirt-Einflüssen, die auf ihrem neuen, bereits dritten Album „Ragged“ in der Tat eine ganz großartige, ja packende, Energie-geladene, von „big guitars & pounding drums“ bestimmte, voll im Saft stehende, „rowdy“ Country Rock-/Southern Rock-/Red Dirt-Mixtur präsentiert, die es in sich hat. Frontmann und „Kopf“ der Truppe ist Mike Munsterman, ein nicht nur äußerlich charismatisch wirkender Typ, der über eine vorzügliche, prächtig zu dieser Art von Musik passenden Stimme verfügt (auch die hat eine Menge Southern-Flair). Er bedient zudem die Rhythmus-Gitarre und schreibt darüber hinaus exzellente Songs.

Doch auch der Rest der Band, mit dem druckvoll spielenden Drummer Eric Kullman (dreimal Co-Writer), Bassist Rocky Vincent (zum Teil mit schönen Harmoniegesängen) und dem glänzend aufgelegten Lead-Gitarrist Luke Hayworth (sehr southern-rockiges Spiel) versteht ihr Handwerk ganz hervorragend und weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Nicht zu vergessen die vier Gastmusiker Leslie Kullman (exzellentes Piano- und Orgelspiel, möglicherweise der Bruder von Eric), Travis Linville (Banjo/Dobro), Jeremy Watkins (Fiddle) und der so beliebte, großartige RedDirt-Veteran Mike McClure (The Great Divide, Mike McClure Band), der nicht nur bei einem Stück zusätzlich Gitarre spielt und einmal als Co-Writer fungiert, sondern dem gesamten Projekt mit seiner typisch massiven, fetten, aber auch sehr klaren Produktion nicht unerheblich seinen Stempel aufdrückt.

Das alles hat, wenngleich zuweilen locker dargeboten, ordentlich Power, wird durchaus „laut“, robust und „rough“ vorgetragen, besticht dabei aber gleichzeitig mit einer wunderbaren Melodik, der sich unseren hungrigen „Red Dirt“-/Countryrock- und Southern Rock-Ohren genüßlich öffnen. Cross Canadian Ragweed, die Tyler McCumber Band, natürlich die Mike McClure Band (zu ihrer „Foam“-Phase), die Britt Lloyd Band und die Scott Wiggins Band sind die am ehesten relevanten Vergleichsgrößen, garniert mit einer guten Portion Lynyrd Skynyrd-/Marshall Tucker-Flair! Das Album besteht aus zwölf großartigen Stücken, die in absolut harmonischer Reihenfolge aneinandergereiht wurden und einen von der ersten bis zur letzten Minute gefangen nehmen. Der starke Opener „Cardboard“ rockt sodann auch gleich in recht lockerer, ja unbekümmerter, aber sehr knackiger (wuchtiges Drumming), satter Red Dirt-Tradition ala Cross Canadian Ragweed und Co. los und demonstriert sofort, was für eine klasse Truppe hier am Werke ist.

Eine herrlich melodische Electric- und Acoustic-Gitarrenuntermalung, prägnantes Piano-Spiel und zwei tolle E-Gitarren-Soli, sowie dieser typische texanische Gesangsstil Munsterman’s ziehen einen sofort in ihren Bann. Bei den beiden folgenden Stücken („Teach Me How To Fly“ und „Just You And Me“) ist dann Texas-„Countrytime“ angesagt. Hier setzen vor allem die Gastmusiker mit Instrumenten wie Fiddle, Dobro und Banjo die wesentlichen Akzente – locker, flüssig, gut gelaunt, melodisch! Das anschließende „If This Ain’t Texas“ ist eine musikalisch kraftvoll umgesetzte, beherzte Hommage an den Lonestar State (klasse E-Gitarren-Solo) und bildet die Brücke zu dem „Red Dirt“-eingefärbten Mörder-Southern Rocker „Need For Speed“! Macht seinem Namen alle Ehre und donnert aus den Lautsprechern als wollten Cross Canadian Ragweed und eine texanische Ausgabe von Molly Hatchet um die Wette rocken. Ein effektives Drum-Intro, das den Start eines Motors simuliert, fulminante E-Gitarren-Attacken, ein schwer rollender Orgel-Groove, toller Drive – jetzt ist die Truppe auf amtlicher Betriebstemperatur!

Der folgende, großartige und dynamische, ein gewisses traditionelles Flair nicht leugnende, aber dennoch „junge und rebellische“ Roadhouse-Countryrocker „Time Machine“ huldigt textlich in amüsanter Form viele Berühmtheiten der Vergangenheit wie Jesse James, Marylin Monroe, JFK, Johnny Cash, Ronnie Van Zant und Jimi Hendrix (inkl. starkem Piano- und E-Gitarren-Solo), während mit dem balladesken, aber sehr kraftvollen „Moonshine“, das einen, modern verpackt, wehmütig an einsitige Lynyrd Skynyrd-Zeiten zurückdenken lässt, erneut schwere Southern Rock-Geschütze aufgefahren werden. Eine viel gespielte Single in den texanischen Airplays und sicher auch ein absoluter Stimmungsgarant während ihrer Live-Shows ist das akustisch instrumentierte, in eine tolle Melodie gepackte „Fat Girls And Weed“, dessen Text ein breites Schmunzeln hinterlässt. Der Refrain wird live, das ist so sicher wie das sprichwörtliche „Amen in der Kirche“, aus unendlich vielen, biergeschwängerten Kehlen grölen.

Dann der hammerstarke Kracher „Red Dirt“ – eine klare Kampfansage an den Nashville Country! Hier wird stolz auf die eigenen Wurzeln und die damit verbundene Eigenständigkeit der „Red Dirt“-Szene verwiesen. Der Song erinnert mit seiner kochenden Power, dem tollen Piano-Geklimper, den „smokin‘ guitars“ und dem abgehenden Drive in seiner Southern Rock-Dynamik etwas an die einstige Skynyrd-Live-Version des Jimmie Rodgers-Klassikers „T For Texas“. Furios gespielt! Klasse! Das hervorragende „Evening News“ weist zwar vom Unterton her den fast schon obligatorischen amerikanischen Patriotismus auf, hält sich dabei aber angenehm zurück und weiß durch eine herrliche Melodik zu gefallen. Erneut Southern Rock-trächtig kommt „Not Here For A Long Time“ daher, das sich als nette Kombination aus Skynyrd und The Marshall Tucker Band entpuppt. Den exzellenten Abschluss schließlich bildet das textlich aufwühlende „Crazy“, das mit seinem psychedelisch anmutenden E-Gitarren-Finale nochmals an Tiefe gewinnt.

Fazit: „Ragged“ ist ein baumstarkes Album ohne jeden Durchhänger, das in der „Red Dirt“ Countryrock- und Southern Rock-Szene mit großem Applaus aufgenommen werden dürfte. Hier stimmt einfach alles! Von dieser Band wird in Zukunft noch einiges zu erwarten sein. Unser Motto: „Drive this train along that Renegade Rail – it rocks“!

Eigenproduktion (2007)
Stil: Country Rock

01. Cardboard
02. Theach You How to Fly
03. Just You And Me
04. If This Ain’t Texas
05. Need For Speed
06. Time Machine
07. Moonshine
08. Fat Girls and Weed
09. Red Dirt
10. Evening News
11. Not Here For A Long Time
12. Crazy

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Bärchen Records

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