Stone Senate – 16.12.2023, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

Mit geübten Blick auf die türkis-farbene Epiphone-E-Gitarre mit dem Motörhead-Aufkleber von Stone Senate-Fronter Clint Woolsey, war dem erfahrenen Konzertbesucher sofort klar, als die Band pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne des Blue Notez betrat, dass wir es im Verlauf des Abends, mit der eher härteren Variante des Southern Rocks zu tun bekommen werden.

Stone Senate, ein Quintett, überwiegend Nashville-basiert, das dieses Jahr zum ersten Mal unter der Teenage Head Music-Fahne Europa musikalisch bereist und im Blue Notez Club in Dortmund das letzte Konzert der Tour bestritt, legte dann auch mit fünf Stücken aus der eigenen Feder sehr rockig los, sodass zum Teil Assoziationen mit den Black Stone Cherry (u. a. „Letter of Deperture“) aufkamen.

Mit ‚Hüne‘ Clint Woolsey haben sie einen echt imposanten Leader  und Rhythmusgitarristen am Mikrofon, der sich gegen die restliche Gitarren-Power (James Beau Edwards und Ted Hennington) nicht nur mit rauchiger Stimme, sondern auch mit sympathischer und kommunikativer Präsenz zu behaupten wusste.

Die eigentliche Rhythmusfraktion, bestehend aus dem stark am Bass aufspielenden Kieran Cronley (der wirkte schon fast wie ein dritter Leadgitarrist und machte den etatmäßigen Saitenzupfern ordentlich Dampf unterm Kessel) und dem heftig trommelnden Drummer David “DZ” Zettler (am Mississippi zu Hause), sorgte immer wieder für einen ordentlichen Drive. Letztgenannter “DZ” bewies dann beim Allman Brothers-Cover „Don’t Keep Me Wonderin'“ (zuvor gab es noch „The Shape I’m In “ von The Band), dass er ebenfalls einen fantastischen Lead-Sänger abgibt.

Bei diesen beiden Stücken wurde dann u. a. noch Mundharmonikaspieler Chris Sauerbrey für ein paar plusternde Einlagen mit involviert (später dann nochmal beim George Strait-Country-Schunkler „The Fireman“ in einer Skynyrd-ähnlichen Variante). Die beiden Leadgitarristen James Beau Edwards und Ted Hennington taten das, was man in einer Southern Rock-Combo zu tun hat: Sie glänzten mit vielen quirligen Soli und begaben sich dazu immer wieder in Double Leads-Passagen.

Mit dem progressiven „Lazy River“ (mit an „Jessica“ erinnerndem Instrumentalfinale) wurde es zum ersten Mal etwas ruhiger. Über das Skynyrd-mäßige „Whiskey Helps“, das in ‚Black Stone Cherry meets Nickelback‘-Manier gebrachte „Against the Light“, „Always Never Fades“ (mit herrlichem Twin-Part), dem brandneuen „Shine“ (wieder BSC-Note), dem erneut progressiv-angehauchten „Ghost“ (tolle Wechselsoli von Edwards und Hennington) ging es dann in die Endphase des kurzweiligen Gigs.

Hier wurde das mit hymnischen E-Soli bestückte „Hard To Stay Warm“ von den beiden, mit AC/DC-Reminiszenzen bedachten Tracks „All the Broken Piece“ und „Down“ (Abschluss des Hauptteils) eingerahmt. Das begeistere Blue Notez-Publikum konnte Stone Senate dann noch zu einer Zugabe motivieren, die mit einer zünftigen Interpretation von ZZ Tops „Beer Drinkers And Hell Raisers“, bei der Woolsley und Zettler sich dem Texas-Original gemäß, wie einst Gibbons und Hill, in den Leadvocals abwechselten, in sehr launiger Form erbracht wurde.

Insgesamt ein gelungener Auftritt von Stone Senate bei Ihrem Einstand in Dortmund, wobei sich die einzelnen Musiker auch im Nachgang beim Smalltalk als sehr nette Typen erwiesen und natürlich auch noch für das obligatorische VIP-Bild mit unserem Logo zur Verfügung standen. Danke auch an ‚Knipser‘ Peter Schepers für die tollen Bilder!

Setlist:
Cemetery Song
Right Side Up
Dead and the Dying
Martha
Letter of Deperture
The Shape I’m In (The Band cover)
Don’t Keep Me Wonderin‘ (The Allman Brothers Band cover)
Lazy River
Whiskey Helps
Against the Light
The Fireman (George Strait cover)
Always Never Fades
Shine
Ghost
All the Broken Piece
Hard to Stay Warm
Down
Zugabe:
Beer Drinkers And Hell Raisers (ZZ Top Cover)

Line-up:
Clint Woolsey (lead vocals, electric guitar)
James Beau Edwards (electric guitar)
Ted Hennington (electric guitar, bgv)
Kieran Cronley (bass)
David “DZ” Zettler (drums, bgv, lead vocals)
Chris Sauerbrey (harmonica)

Bilder: Peter Schepers
Text: Daniel Daus

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Blue Notez Club Dortmund

Scott Weis Band – 15.09.2023, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

Was für ein herrlicher Abend gestern im Blue Notez in Dortmund. Erneut ließ mich mein Bauchgefühl nicht im Stich, dass es mit der Scott Weis Band einen lohnenswerten Gig geben würde. Aufgrund meiner beruflichen Situation bin ich ja seit geraumer Zeit gezwungen, bei Konzerten etwas kürzer zu treten. Deshalb ziehe ich es mittlerweile vor, Acts zu besuchen, die hier nicht in inflationären Ausmaßen auftreten oder, die ich halt bis dato eher wenig bis garnicht gesehen habe.

Die Scott Weis Band hatte mir ihr ‚Empfehlungsschreiben‘ mit ihrem starken aktuellen Album „Raise Your Hands“ zugesendet, das Vorgängerwerk „Simmer Me Down“ hatte der Kollege Schneider bei uns beleuchtet. Pünktlich um 20:00 Uhr rockte das Trio um den erkälteten Leader Scott Weis, samt seiner Rhythmusfraktion, bestehend aus dem schon fast klassisch geschult wirkenden Bassspieler Robert Kopec und dem kräftigen Drummer Roger Voss mit dem Opener „One Good Reason“ ordentlich los.

Beim Titelsong des oben erwähnten Albums „Simmer Me Down“ kam zum ersten Mal auch die Harp bei Weis zum Einsatz. Im ersten von insgesamt zwei Sets plus einer Zugabe, waren es allerdings neben den stark gespielten Stücken „Raise Your Hands“, dem psychedelischen „Mindless“ und „Bitch Please“ (alle von der neuen CD), vor allem die überragenden Coverversionen von Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“ (danke dafür, dass ich diesen tollen Song das erste mal live in meinem Leben und dann noch mit solch tollen E-Gitarrenpassagen hören durfte) und „With A Little Help From My Friends“ mit virtuosem Bassintro, die besonders herausragten. Vor allem beim letztgenannten Klassiker, hätte man angesichts Scotts superrauen Stimme an diesem Abend mit verbundenen Augen fast auf eine Reinkarnation von Joe Cocker getippt.

Bei „Helpless“ gab es die Spitze in Richtung Ihres Radio-Promoters Rick Lusher (der sich dafür verantwortlich zeichnet, dass wir immer wieder, wie auch im Fall der Scott Weis Band, mit schönen Scheiben direkt aus Amerika bemustert werden), der behauptete, dass man diesen Song in Europa nicht bringen könnte, der dann allerdings Platz 7 der hiesigen Blues-Charts erreichte.

Set 2 enthielt mit „Judgement Day“, den beiden herrlichen Southern Soul-Ohrwürmern „Shine Down“ und „Stay“ (mit „Blue Sky“-Flair) und auch der Killerversion von „Have You Ever Loved A Woman“ (unglaublich hier das Solo mit der Harp in der rechten Hand am Mund und dem gleichzeitigen E-Gitarren-Solo in der linken Hand), auch wieder einen starken „Raise Your Hands“-Anteil.

Dachte man schon, dass jetzt nichts mehr gehen würde, legten die Drei mit dem satt rockenden „“Right Where It Belongs“ und dem Sam & Dave-Evergereen „Something Is Wrong With My Baby“ die nächsten Pfunde auf. Mit „Little Child“, wo Kopec und Voss auch ihre Individual-Qualitäten samt schöner Soli nochmals ausgiebig präsentieren konnten. wurde sich unter frenetischem Beifall verabschiedet.

Klar war natürlich, dass das beeindruckte Blu Notez-Publikum noch einen Zuschlag haben wollte. Weis & Co. ließen sich nicht lange bitten und legten mit „Angelina (Baby Won’t You Please Come Home)“ einen äußerst amüsanten Mitsing-Schunkler nach.

Scott ging dabei durchs klasse mitmachende Publikum, schnappte sich drei Ladies, die dann auf der Bühne eine wirklich gute Figur als Backgroundsängerinnen machten. Eine klasse Interaktion am Schluss, die der Band sicherlich nochmals Sympathiepunkte oben drauf erbrachte. Schade, dass Blue Notez-Hausfotograf Peter Schepers (danke für die tollen Bilder)! leider zu diesem Zeitpunkt wegen Magenproblemen schon den Heimweg hatte antreten musste.

Am Ende sah man eigentlich nur zufriedene Gesichter, der Gig hätte allerdings ohne Zweifel eine deutlich besser besuchte Hütte verdient gehabt. Für mich persönlich ist es tatsächlich das Konzert-Highlight des bisherigen Jahres! Die Scott Weis Band weiß nicht nur in Studio, sondern auch live auf der Bühne absolut zu überzeugen. Muss man in seinem Rockmusikleben gesehen haben!

Line-up:
Scott Weis (lead vocals, electric guitar, harp)
Robert Kopec (bass, bgv)
Roger Voss (drums, bgv)

Bilder: Peter Schepers
Text: Daniel Daus

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Blue Notez Club Dortmund

Bywater Call – 22.02.2020, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

BWC_haupt

Kurz vor Ende der 7-wöchigen Tour durch Europa spielten die Kanadier Bywater Call im Dortmunder Blue Notez vor. Nachdem wir schon vom Konzert in der Krefelder Kulturrampe berichtet hatten, bot sich nun die Möglichkeit zu sehen, ob der fulminante dortige Auftritt so langer Zeit ‚on the road‘ wiederholbar ist. Zudem hatte ich einen Freund, der Musik studiert hat, dabei, der neben dem emotionalen Empfinden, auch einen anderen, professionelleren Blick auf das Konzert hatte.

Der Keller im Blue Notez war um 8:00 Uhr gut gefüllt und auch Pille Peerlings, Chef der Krefelder Kulturrampe, hatte den Weg nach Dortmund gefunden, um das Konzert unabhängig des Veranstalterstresses zu verfolgen. Pünktlich betrat dann die Band zunächst ohne Sängerin Meghan Parnell die Bühne, um ein kraftvolles Intro hinzulegen. Schon hier war die Dynamik und Harmonie der Musiker zu erkennen.

Nach einigen Minuten stieß dann auch die zierliche Fronterin hinzu und die Band legte ein knapp 100 minütiges zweigeteiltes Set hin, welches in großen Teilen dem von vor etwa 6 Wochen entsprach, was aber auch nicht verwunderlich ist, da die jungen Kanadier noch nicht so lange auf dem Markt sind und fast nur eigenes Sonmaterial präsentierten, dabei auch ein Lied, das erst auf dem nächsten Album im Herbst offiziell veröffentlicht wird.

Es ist schwer, Stücke aus einem durchweg starken southern-, soul- und blues-beeinflussten Konzert herauszuheben. Emotional war natürlich „Sign of Peace“, im Zuge der Geschehnisse der letzten Woche in Deutschland, ein Highlight. Leider gibt bei uns, aber auch vielen anderen Ländern nationalistische, rassistische Parteien, denen man nur das Zeichen des Mittelfingers zeigen kann. Nun aber weg von politischen Gedanken zu einem traumhaften Konzertabend.

Der Band gelang es praktisch von Beginn an, das Publikum mitzunehmen, wobei Energiebündel Meghan Parnell mit der kraftvollen Stimme, immer wieder den Kontakt herstellte und zuweilen die Besucher zum Mitsingen animierte, das auch trefflich gelang. Besonders sympatisch war dabei, dass sie sich nicht divenhaft in den Vordergrund spielte, sondern sich auch optisch in vielen Phasen zurückhielt, wenn die anderen Musiker Soloparts hinlegten.

Beeindruckend war das meist fingerpickende Bottleneckspiel von Dave Barnes an der Gitarre, dem es gefühlsmäßig gelang, die Weiten der kanadischen Landschaften in die Songs zu zaubern. Teilweise schien er dabei wie ein Derek Trucks in seine Musik versunken zu sein, dass er gar nicht mitbekam, was sich um ihn herab abspielte.

In die beiden prägenden Bestandteile der Band, den Gesang und die Gitarre, fügten sich die anderen Instrumente harmonisch und auf den Punkt gespielt ein, dass am Ende das homogene Werk exzellenter Musiker stand, von denen noch einiges zu erwarten ist, wenn es gelingt diesen Esprit beizubehalten. Alan Zemaitis an den Keyboards und am E-Piano untermalte zuweilen mit sphärischen Soundteppichen , glänzte aber auch mit starken Soli, oft in rasantem Tempo.

Den beiden Bläsern, Julian Nalli am Saxofon und Trompeter Stephen Dyte brachten ein weiteres Element in die southernrockige Musik von Bywater Call . Der leicht soulige Einschlag gab den Stücken etwas liebliches, wobei beide Musiker in ausgedehnten Soli ihr Können bewiesen, aber auch nur punktuell eingesetzt den Stücken, eine besondere Würze gaben. Des Weiteren übernahmen sie immer wieder Percussionparts, mit Schellenkränzen, die dann von mehreren Musikern gleichzeitig eingesetzt wurden, um einen imaginären räumlichen Kreis zu bilden.

Last but not least die Rhythmussektion um den nun bärtigen Drummer Bruce McCarthy (in Krefeld noch rasiert), der mit einer spielerischen Leichtigkeit, gemeinsam mit dem Bassisten Mike Meusel das Fundament des Septetts bildete. Beide glänzten ebenfalls in mehreren kurzen Soloparts, dass letztendlich, wie es sich für eine gute Band gehört, alle Musiker ihren Anteil hatten und nicht nur der spielerische Apendix eines Fronters waren.

Nach etwa 90 Minuten verabschiedete sich die Band, die aber nach frenetischen Zugabeforderungen für zwei Zugaben zurück kam. Zunächst betraten nur Meghan Parnell und Dave Barnes die Bühne. Mit „Swing Low“ folgte dann der für mich musikalische Höhepunkt. Barnes begleitete Parnell zum Einstieg allein an der Gitarre, deren Stimme in diesem ruhigen Part des Songs noch einmal voll zur Geltung kam. Nach einiger Zeit betrat dann der Rest der Band die Bühne und stieg nach und nach in das Stück ein, das dann immer mehr an Dynamik gewann und jammend endete.

Das Konzert endete mit „I Am“ ähnlich wie es begann. Nachdem Parnell ihren Gesangspart beendet hatte, verließ sie die Bühne und überließ diese dem Rest der Band, die das Konzert in einem mehrminütigen Jam beendete. Bywater Call wussten somit schon bei ihrem ersten Europatrip das Publikum zu begeistern, dass diese Tour mit Sicherheit keine Eintagsfliege war.

In manchen Momenten war es Meghan Parnell anzumerken, wie ergriffen sie von der positiven Resonanz der Besucher war, die auch in den Songs nach Soloparts nicht sparsam mit Applaus umgingen. Nach knapp 2 Stunden Musik war der Abend aber noch nicht beendet und die sieben Musiker nahmen sich noch Zeit für die zahlreichen Fans am Merchendisestand.

Teenage Head Music-Mastermind Manny Montana hat es mal wieder geschafft, ein Kleinod aus Amerika nach Europa zu holen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Bywater Call einen ähnlichen Weg einschlagen würden wie Blackberry Smoke, die vor Jahren auch von ihm über den großen Teich gebracht wurden.

Wer es verpasst hat, Bywater Call auf dieser Tour zu sehen, hat Anfang Mai noch einmal die Chance dies nachzuholen, wenn die Band am ersten Maiwochenende auf dem Moulin Blues Festival in Ospel, zwischen Venlo und Eindhoven, und im Kölner Yard Club spielen wird.

Ein Dank auch an die nette Aufnahme im Blue Notez Club, einem Veranstaltungsort, in dem in den nächsten Wochen noch einige Highlights auf die Besucher warten, als ein perfekter Gastgeber.

Line-up:
Meghan Parnell (lead vocals, percussion)
Dave Barnes (guitar,bgv)
Alan Zemaitis (keys, percussion, bgv)
Mike Meusel (bass, bgv)
Bruce McCarthy (drums)
Stephen Dyte (trumpet, percussion, bgv)
Julian Nalli (saxophone, percussion)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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