Harlem Lake – 04.12.2022 – Yard Club, Köln – Konzertbericht

Am zweiten Advent traten Harlem Lake erstmals in Köln im Yard Club auf. Die aus Harlem bei Amsterdam stammende Band konnte im Sommer bei einigen Festivals begeistern und gewann den European Blues Award. Umso trauriger war es, dass nur etwa 30–40 Musikfans den Weg in den Yard  Club gefunden hatten. Den wenigen Fans, die an diesem Sonntagabend anwesend waren, boten die jungen Niederländer einen Abend, den sie so schnell nicht vergessen werden.

Von Beginn an zeigte sich, welch exzellente Musiker in der Band sind. Als erstes sei dabei Dave Warmerdam genannt, der für das Songwriting verantwortlich ist und trotz seines jungen Alters ein feines Händchen beweist, Elemente aus Blues, Americana und Southern Rock verschmelzen zu lassen. Seine Partnerin, nicht nur auf der Bühne, Jane Timmer übernimmt dabei den Part, die Texte zu schreiben.

Musikalisch gibt es dabei einige Paralellen zu einer amerikanischen Band in der auch Partner eine prägende Rolle spielen. So gab es unter den Besuchern so einige, die Vergleiche mit der Tedeschi Trucks Band machten. Was auf jedem Fall gesagt werden kann, ist, dass Harlem Lake sich nicht hinter prominenten Acts aus dem Genre zu verstecken brauchen.

Die junge Sängerin Jane Timmer begeisterte mit einer klaren Stimme und einem großen Stimmvolumen, was von zarten fast zerbrechlichen Gesang bis hin zur Bluesröhre ging, Zudem ging von ihr eine sehr positive Bühnenpräsenz aus und es gelang ihr schon mit der Ansage in einer Mischung aus Deutsch und Englisch die Besucher direkt einzufangen, dass sich über die gesamte Dauer des Konzertes eine tolle Stimmung mit einigen Anlässen für Szenenapplaus ergab.

Dave Warmerdam hielt sich optisch, meist Piano und Hammond Orgel spielend, zurück, offerierte dabei aber sein Können auch in einigen starken Soli. In den Vordergrund trat er bei den Tracks, wenn er sich die Gitarre schnappte und sich neben der Rhythmusunterstützung einige Gitarrenduelle mit Sonny Ray van den Berg lieferte. Herausragend war dabei der jammende Part in „I Won´t Complain“, mit Soli feinster Southern Rock-Manier, und auch der sonst eher im Hintergrund agierende Bassist Kjelt Ostendorf ein feines Basssolo hinlegte.

Sonny Ray, auch vom äußeren Erscheinungsbild, genau wie Dave in jede Southern Rock-Combo passend, gelang es viele Soloparts so auf den Punkt zu spielen, dass die Songstruktur nicht zerstört wurde. 

Visuell im Hintergrund standen Drummer Benjamin Torbijn und Bassist Kjelt Ostendorf. Dabei zeigten die beiden jungen Musiker schon eine große Souveränität ganz ohne große Effekthascherei. Beide hatten auch ein Feeling dafür, wann man sich etwas zurückhalten muss, um insbesondere bei den ruhigeren Stücken nicht die eher träumerische Stimmung zu zerstören.

Neben dem fast kompletten aktuellen Album spielte die Band als Zugabe mit „Mean Man“ noch ein Lied der Dave Warmerdam Band, aus der letztlich Harlem Lake entstanden ist und mit „Carry On“, dem begeisternden „Crying In The Desert“, „Temptation“, „Beggars Can`t Choose“ und „The Sight Of You“ fünf Songs, die erst auf dem neuen Album im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Nach dem, wie die Stücke in Köln präsentiert worden sind, kann ich schon jetzt eine Kaufempfehlung aussprechen!

Zudem coverten Sie mit „Beware“ (von Barrelhouse), „That`s How Strong My Love Is“ (von Little Milton), „Whiskey Drinkin` Woman“ (von Lou Donalson) und „Don’t Change Horses“ (von Tower Of Power) gekonnt einige Stücke von musikalischen Vorbildern und präsentierten so den Anwesenden ein abwechslungsreiches Programm mit einigen Überraschungen durch die noch nicht veröffentlichten Songs, die von den Fans begeistert angenommen wurden.
Nach dem Konzert begaben sich die Musiker sofort zu den wartenden Fans am Merchendise-Stand, um Fanartikel zu signieren, Erinnerungsfotos zu machen und um sich über den Abend zu unterhalten.

Neben den Musikern hatte ich noch ein nettes Gespräch mit dem Vater von Dave Warmerdam, der die junge Band unterstützt, über die Band und deren Pläne. Plan oder Traum wäre es nebenan in der Kantine, in die wir während des Gesprächs schauen konnten, zu spielen. Wenn man den Abend im Yard Club, mit der beeindruckenden Bühnenpräsenz der Band gesehen hat, kann aus diesem Traum ganz schnell Wirklichkeit werden. In der Form ist Harlem Lake auf dem Weg, eine der europäischen Topacts in deren Genre zu werden und sie bewiesen, dass sie nicht zu Unrecht den European Blues Award dieses Jahr gewonnen haben.

Harlem Lake werden voraussichtlich im nächsten Sommer auf dem Freideck der Kantine spielen, ein Termin, den man sich mit knallrot im Kalender markieren sollte. Ein besonderer Dank geht auch noch einmal an die Kantine/Yard Club insbesondere an Markus, der hoffentlich bald wieder vor Ort ist, die es immer wieder schaffen so großartige Künstler in den Kölner Norden zu holen.

Line-up:
Janne Timmer – lead vocals
Dave Warmerdam – organ, keyboards, guitar, bgv
Sonny Ray van den Berg – guitars, bgv
Kjelt Ostendorf – bass, bgv
Benjamin Torbijn – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Harlem Lake
Harlem Lake bei Facebook
Yard Club Köln

Dave Warmerdam Band – Play – CD-Review

DW_300

Review: Gernot Mangold

Die Dave Warmerdam Band hat mit dem Erreichen des Halbfinales bei einer Blues Challange in Memphis sehr erfolgreich teilgenommen. Was hat diese Information mit einer Plattenrezension zu tun? In ihrem Internetauftritt beschreibt die Band, welche Ambitionen sie hat und mit welchen Kosten diese verbunden sind, die durch Liveauftritte bisher (noch) nicht abgedeckt sind. So kam die Idee eines Crowdfundings und die Aufnahme eines 300 Exemplare limitierten Livealbums, um diesen Traum Memphis zu verwirklichen. Zudem hat die Band im letzten Jahr bei den niederländischen Blues Awards für Aufsehen gesorgt hat, als sie diesen Wettbewerb bravourös gewonnen hat.

Bei der Dave Warmerdam Band steht das Piano im Mittelpunkt und stellt in den meisten Songs das dominierende Element dar, was auch nicht verwunderlich ist, da der Bandleader eben dieses Instrument bedient und nicht wie bei den meisten Bluesbands entweder Gitarristen oder SängerInnen die Hauptprotagonisten sind.

Auf dem insgesamt starken Livealbum „Play“ präsentiert die Band eine Mischung von einfühlsamen ruhigen Bluessongs wie „Tennessee Whiskey“, wo der ausdrucksstarke Gesang von Janne Timmer im Vordergrund steht, und die anderen Musiker sich zunächst sehr im Hintergrund halten, um im späteren Verlauf des Songs präsenter zu werden und mit schönem Harmoniegesang das Stück abzuschließen, sowie Songs in alter Fleetwood Mac-Manier wie „Our Fire Still Burns On“, der stilistisch in manchen Passagen auch an den von vielen Musikern gecoverten Etta James-Klassiker „I’d Rather Go Blind“ erinnert, bei dem Sonny Ray Van den Berg mit einem gefühlvollen Gitarrensolo glänzen kann, in das Warmerdam später seine Keyboards entsprechend einbringt.

Einen starken Part bildet auch die Rhythmussektion um Drummer Rick van den Voort und Bassist Lars Hoogland, die auf den Punkt abliefern und so eine perfekte Basis für die Songs hinlegt.

Mit „Proud Mary“ covert die Band einen CCR-Evergreen, wobei sie das Stück zunächst in ein sehr slow-bluesiges Gewandt hüllen, sodass dieser zunächst kaum erkennbar ist. Dies ändert sich jedoch ab dem Mittelteil, in dem die Band dann Richtig Vollgas gibt, Warmerdam mit furiosen Geklimper, und auch Janne Timmer zeigt, dass sie rockig singen kann und sich so ein Powerbluessong entwickelt, bei dem sich zu guter Letzt auch Van Den Berg an der Gitarre mal austoben kann.

Der Dave Warmerdam Band ist mit „Play“ ein absolut hörenswertes Livealbum mit 12 Tracks gelungen, was auch als Werbung in eigener Sache gesehen werden kann und durchaus als Appetizer für die nächste Tour geeignet ist, bei der sie auch im Frühjahr im Kölner Yard Club Station machen werden. Ist ist der der Band zu wünschen, dass sie dann genug bluesbegeisterte Fans dorthin lockt, um die entsprechende Audienz zu haben.

Dave Warmerdam Band:
Janne Timmer – vocals
Dave Warmerdam – keys & vocals
Sonny Ray van den Berg – guitar
Lars Hoogland – bass
Rick van de Voort – drums

Tracklist:
01. Where The Fuck Is The Truck
02. Daddy Why Don`t You Touch Me How To Play The Blues
03. Tears Ain`t Fun
04. Tennessee Whiskey
05. Sweet Lover
06. Our Fire Still Burns On
07. The Mirrored Mask
08. Mean Man
09. Strange Fruit
10. Proud Mary
11. I Won`t Complain
12. Play

Dave Warmerdam Band
Dave Warmerdam Band bei Facebook