Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws – 26.06.2021, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

priesthaupt

Gute acht Monate ist es jetzt her, dass ich ein Live-Konzert besucht habe, für den Inhaber eines Rock-Musikmagazins eigentlich eine regelrechte  Horrorvorstellung. Dabei muss ich zugeben, dass es mir nach der langen Pause sogar ein wenig schwer fiel, wieder in Gang zu kommen. Trotzdem überwog natürlich die Freude, dass die Kulturszene, dank der momentan überschaubaren Inzidenzzahlen, endlich aufatmen darf und wieder erste Steps im Hinblick auf eine zukünftige Normalisierung tätigen kann. Trotzdem schwebt ein Bangen vor weiteren Rückschlägen immer noch irgendwie mit.

Der Schwarze Adler war jedenfalls optimal gerüstet. Unkomplizierte Corona-Schnelltests im nebenstehenden kleinen Anbau, eine abstandskonforme, sehr gemütlich, mit kleinen Lampen inszenierte Tischanordnung (gefiel mir sehr gut) mit den entsprechenden Formularen darauf zur Nachverfolgung. Ideal natürlich auch zum Verfassen meiner Konzertnotizen. Ist es da als Adler-Genosse schon legitim, hier von einem Home-Office-Arbeitsplatz zu reden…?

Was für eine Welt?! Ehrlich gesagt, würde ich alles lieber, wie früher, eng stehend, kaum was sehend im Dunklen, mit dem einen oder anderen Ellbogen von vorne, der Seite oder im Rücken, in kaum lesbarer Schrift festhalten. Sicherheitstechnisch gesehen, passte aber alles somit auf den Punkt! Kompliment an das Adler-Team für die perfekte Organisation!

Zu Gast war mit Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws ein mit unserem Magazin eng verbundenes und geschätztes Quartett, dessen Debüt-Auftritt in der hiesigen Blues-Kultstätte nach zwei Verschiebungen, jetzt im dritten Anlauf endlich realisiert werden konnte. Und auch hier stieg die charismatische Texanerin Dede Priest mit ihrem niederländischen Begleittrio in Form von Johnny Clark (alias Hans Klerken), Leon Toonen und Ray Oostenrijk, absolut pünktlich um 20:00 Uhr nach kurzer Begrüßung durch Ernst Barten auf die Bühne und fügte mit ihrem stürmischen „Texas Hurricane“, dem ausgeklügelten Adler-Lüftungssystem zum Auftakt mit einer wahren Stoßlüftung eine weitere vorbeugende Komponente hinzu.

Klasse direkt hier Dedes Hendrix-angelehntes Wah-Wah-E-Gitarrenspiel mit Hilfe ihres Cry Baby Pedal-Effektgerätes, das sich als eines ihrer fortlaufenden Trademarks (für Nichtkenner der Band) herauskristallisierte, ebenso wie die mimisch-gesangliche Begleitung eines jeden ihrer Soli. Ein weiteres unabdingbares Musik-Utensil ist natürlich ihre Violine, passend zu ihrem gypsy-mäßigem Kleidungsstil an diesem Abend (dazu die gewohnten schwarzen fingerlosen Handschuhe), die dann beim folgenden Stomper „Vermillion Allure“ ihren ersten Einsatz fand.

Ihr Counterpart, Johnny Clark, der schon beim aktuellen Album „When Birds Were Snakes“ gefühlt etwas präsenter erscheint, durfte seine knochige Stimme zum ersten Mal am Ende von „Mudslide“ einbringen. Neben Leadgesangseinsätzen bei „Superlovely“, „Make That Double A Double“, „Alaska“ und der Merle Travis Country-Folk-Klassiker-Adaption von 1947 „16 Tons“ (im Wechselgesang mit Dede zum Abschluss des Hauptteils), beschränkte er sich überwiegend auf das Zuspiel mit seinen beiden Les Paul- und Stratocaster-E-Gitarren, wobei sein Faible für Creedence Clearwater Revival-typische Klänge öfter zum Ausdruck kamen. Aber auch das eine oder andere Solo (konventionell oder geslidet) ließ er sich natürlich nicht nehmen. Guter Mann!

Drummer Leon Toonen war die Freude, sein Hand-Fuß-Koordinierungsvermögen am Schlagzeug endlich wieder vor Publikum präsentieren zu können, am deutlichsten anzumerken, sein Gesicht strahlte über den gesamten Verlauf des Gigs, während sich sein immer sehr introvertiert wirkender Rhythmuskollege Ray Oostenrijk, lieber der hochkonzentrierten Tieftönerarbeit widmete.

Am Ende standen zwei tolle Parts (samt kurzer Zwischenpause) mit über 20 Songs zu Buche, wobei sich neben dem oben erwähnten Opener „Texas Hurricane“, noch die beiden balladesken Ohrwürmer „Hyssop Blossoms (I Could Lie But I Won’t)“, „It’s Getting Late“ sowie der Titeltrack ihres ersten Albums „Flowers Under The Bridge“, der gegen Ende in eine wahre Wah-Wah-E-Gitarren-Orgie mündete und dem folkigen „Whisper & Whistle“ (Johnny mit Akustikgitarre und Dede an der Violine nur im Duett als erste von drei Zugaben), als meine persönlichen Favoriten eines hochwertigen Abends herauskristallisierten.

Schade, dass durch die Pandemie-bedingten Vorgaben samt der anfangs erwähnten Gemütlichkeit dem typischen Adler-Hexenkessel, der sich bei solch starken Gigs üblicherweise entwickelt, quasi ein imaginärer Riegel vorgeschoben wurde. Unter normalen Voraussetzungen hätte das texanisch-niederländische Quartett die Vierbaumer Kultstätte sicherlich im Sturm erobert.

So blieb es zunächst bei viel anerkennendem Applaus der zufriedenen Anwesenden und der Hoffnung, dass Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws demnächst mal vor voller Hütte samt brodelnder Atmosphäre, in unbeschwerten Zeiten, ihre Klasse offerieren können. Die Visitenkarte, die von der Band hinterlassen wurde, war jedenfalls auf ganzer Linie überzeugend.

Line-up:
Dede Priest (lead vocals, electric guitar, fiddle, voclas, percussion)
Johnny Clark (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals)
Ray Oostenrijk (bass)
Leon Toonen (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Dede Priest
Johnny Clark & The Outlaws
Johnny Clark & The Outlaws bei Facebook
Dede Priest bei Facebook
Schwarzer Adler Rheinberg

Ana Popovic – 16.10.2020, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Pop_haupt

‚Los Angeles‘ war für mich das Stichwort der Woche. Zunächst im Rahmen des gerade frischen Reviews zum großartigen Gig der neuformierten Eagles im gigantischen, an drei Tagen ausverkauften FORUM, in der zum Los Angeles County zählenden Stadt Inglewood, dann in Bezug auf die mittlerweile in LA lebende Serbin Ana Popovic.

Auch wenn sich die Blondine in den zwanzig Jahren, in denen sie sich jetzt schon im Blues Rock-Business erfolgreich behauptet, durchaus einen weltweiten Namen gemacht hat, dürfte der Weg in eine solche Location weiterhin ambitioniert sein, an diesem Freitag Abend  hieß es für sie im heimischen Schwarzen Adler zu Rheinberg (der natürlich auch weltberühmt ist), Traditionsclubatmosphäre zu ‚atmen‘.

Und das ist in diesen unsäglichen Corona-Zeiten, die besonders die Veranstaltungsbranche samt vieler Künstler an den Rande des Ruins treibt, ja auch schon etwas. Ernst Barten war von Beginn an, als einer ihrer besonderen Förderer zu sehen, deshalb kommt sie immer wieder gerne in den Vierbaumer Kulttempel. Auch bei den Zuschauern ist sie äußerst beliebt, so war der Saal, trotz der bedingten Einschränkungen, durchaus  gut frequentiert.

Und wie das so in diesen Wochen und Monaten der Entbehrungen ist, wurde ihr kurz zuvor, auch noch an anderer Stelle, ein Strich durch die Rechnung gemacht. Weil ihrer geplanten Rhythmusfraktion in New York am Flughafen die Ausreise  verweigert wurde, war spontanes Improvisieren angesagt. So gab es an diesem Abend im Schwarzen Adler ein Konzert, dass man vermutlich in dieser Form wohl nicht mehr erleben wird.

Pünktlich um 20:00 Uhr betrat die Protagonistin ’nur‘ mit Keyboarder Michele Papadia im Schlepptau, die demnach übersichtliche Bühne. Die beiden stellten dann ein immerhin, mit 21 Stücken (u. a. mit Tracks wie „Fearless Blues“, „Virtual Ground“, „New Coat Of Pain“, „License To Steal“, Johnnie Ray“, „How’d You Learn To Shake It Like That“) versehenes, durchaus gut unterhaltendes Programm (inklusiv zweier Zugaben) spontan auf die Beine.

Ana, die den kompletten Leadgesang inne hatte, wechselte zwischen der Akustik- und ihrer abgewetzten Stratocaster-E-Gitarre hin und her, bediente vom Rhythmusspiel, über viele Soli , sowohl in konventioneller, wie auch slidender Manier (in ihrer typischen Schnellspielart), alle erdenklichen Facetten der Saitenkunst. Sie gab sich auch zwischen den Stücken recht kommunikativ und redete sich so auch ein bisschen den zur Zeit spürbaren Frust von der Seele.

Michele Papadia ließ sich natürlich ebenfalls nicht lumpen und reizte vom Organ bis zum E-Piano ebenfalls alle Möglichkeiten (teilweise schöne HT-Einlagen) seiner Doppelkeyboardanlage aus.

Die anwesenden Zuschauer bedachten den engagierten Auftritt mit viel lautem Applaus und verabschiedeten das spielfreudige Duo, das wirklich das Beste aus der Situation rausgeholt hatte, nach den beiden Zugaben „Woman To Love“ und dem furiosen „Can’t You See What You’re Doing To Me“, wo Ana nochmal richtig Gas auf ihrer Strat gab,  zurecht mit stehenden Ovationen.

So blieb am Ende für alle Anwesenden, was die lange Liste der Popovic-Konzerte im Schwarzen Adler betrifft,  immerhin ein denkwürdiger Abend mit Seltenheitswert.

Line-up:
Ana Popovic (lead vocals, acoustic and electric guitar)
Michele Papadia (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ana Popovic
Ana Popovic bei Facebook
Schwarzer Adler

12-4-2 – 10.09.2020, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

12_haupt

Endlich wieder mal ein Gig für mich im Schwarzen Adler nach dem Lockdown! Ernst Barten und sein Team hatten alles Erdenkliche und Vorgeschriebene bewältigt, um die Kultlocation in Rheinberg-Vierbaum in der Corona-Zeit auch rockmusikalisch wieder in Gang zu bringen.

Mit dem Projekt 12-4-2 (12 Guitar Strings – 4 Bass Strings – 2 Drum Sticks), alias Ben Granfelt (Lenningrad Cowboys, Wishbone Ash, Guitar Slingers), Stratocaster-Ass Thomas Blug, Martin Engelien (Klaus Lage Band, Go Music) und Berni Bovens hatte er auf hochkarätige Musiker gesetzt.

Angesichts der tollen Besetzung war es nicht zu verstehen, dass sich gerade mal zwischen 30-40 Zuschauer an dem für 90 Leute ausgelegten Abend eingefunden hatten. Dementsprechend frustriert zeigte sich Ernst Barten vor Beginn des Gigs. Viele der üblichen Stammgäste waren vermutlich immer noch wegen des vermeintlichen Ansteckungsrisikos und einer gewissen Verunsicherung auf der heimischen Couch verharrt.

Die anwesenden Leute sollten ihr Kommen allerdings nicht bereuen. Profis wie Granfelt, Blug, Engelien und Bovens zeigten sich von der spärlichen Kulisse unbeeindruckt und performten, als wenn sie vor ausverkaufter Hütte spielen würden.

Während sich Blug und Bovens ganz auf ihr exzellentes spielerisches Können konzentrierten, führten die beiden charismatischen Persönlichkeiten Granfelt und Engelien mit Ansagen durch den Abend, wobei Engelien sich einige Male zur schwierigen kulturellen Situation ausließ, sich für das Vertrauen der Betreiber und Besucher bedankte, aber auch seine Freude zum Ausdruck brachte, dass endlich wieder erste Schritte gemacht werden, um die Szene langsam wieder in Gang zu bringen. Er appellierte angesichts der bevorstehenden kühleren Zeiten, Vertrauen in die Behörden und Clubs zu leisten, die alles dafür tun, um ein Ansteckungsrisiko nahezu gen Null zu minimieren.

Das Quartett begab sich dann samt diverser Instrumentalnummern (u. a. „One Earth“ aus Engeliens Corona-Hilfe-Album), einiger Cover-Stücke („Baker Street“, Breathe“) und Liedern aus Granfelts („My Soul To You“, „Melodic Relief“, „Faith, Hope & Love“, Wayward Child“, „Almighty Blues“, „Going Home“) und Blugs („My House Is Green“, „I Won’t Forget“, „The Witching Hour“) Solo-Fundi auf einen Streifzug durch die Rockmusik und umriss dabei fast alle Facetten von Blues-, klassischen, Prog-, Southern- bis hin zu Melodic Rock-Anleihen.

Hier standen natürlich die filigranen E-Gitarren-Künste der beiden Hexer Granfelt (Les Paul und Stratocaster) und Blug (Stratocaster) im Vordergrund, die unzählige quirlige Soli abließen, sich duellierten, aber sich dann auch durchgehend in der hohen Kunst des sich ‚blind‘ verstehenden Twinspiels zusammenfanden.

Engelien beweis mit seinem energiegeladenen, treibenden und anpassungsfähigen Pumpspiel und diverser Solo-Grooves, dass er noch lange nicht zum alten Eisen der Tieftöner-Szene zählt, und gab phasenweise auch den gut gelaunten Moderator zwischen Granfelt und Blug. Den Schmunzler des Abends hatte jedoch Drummer Berni Bovens auf seiner Seite, als er ein eher bedächtig-langsames, im Jazz verankertes Drum-Solo servierte und dann gegen Ende auf die Uhr schaute, nach dem Motto „ich bin jetzt fertig, wann steigt ihr endlich wieder ein, Jungs?“.

Mit dem schon vom Titel her prädestinierten Granfelt-Rausschmeißer „Going Home“ als Zugabe beendete der Vierer unter tosendem Applaus des Publikums zwei fulminante Stunden, bei denen absolute Spielfreude und filigranes Können im Vordergrund des Geschehens standen.

Trotz aller verständlicher Enttäuschung war Ernst Barten angesichts der tollen Vorstellung zum Schluss aber doch sichtlich erleichtert, endlich wieder echtes ‚Rockmusikleben‘ in den Adler gebracht zu haben. Man kann nur wünschen, dass er zum anstehenden Ana Popovic-Gig am 15. und 16. Oktober – Corona hin oder her – wieder mit der verdienten Resonanz belohnt wird.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Thomas Blug (electric guitar)
Martin Engelien (bass, bgv)
Berni Bovens (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Granfelt
Ben Granfelt Band bei Facebook
Thomas Blug
Thomas Blug bei Facebook
Martin Engelien
Martin Engelien bei Facebook
Schwarzer Adler, Rheinberg

Julian Sas – 06.03.2020, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Sas-haupt

Ausverkauftes Haus im Schwarzen Adler, wobei das Konzert, was die meisten Besucher nicht wussten, auf der Kippe stand. Grund dafür war nicht die Hysterie um den Corona-Virus, sondern dass Julian sich beim Beladen des Tourbusses verhoben hatte. Spätestens als Ernst Barten, vor den Zugaben die Bühne betrat und Julian noch einmal einen besonderen Dank aussprach, trotz des lädierten Rückens aufzutreten, kam die Sache ans Abendlicht.

Diese Energieleistung des Niederländers eine über zweistündige Show durchzustehen hatte mehrere Gründe: Gute Medizin, Meditation und ein begeistert mitgehendes Publikum vom ersten Song an, welches Sas sprichwörtlich unter Strom setzte, sodass der Schmerz wohl übertüncht wurde.

Pünktlich um 8:00 Uhr begann Sas mit seiner Band gewohnt dynamisch, voller Power das Konzert und reihte einen Kracher an den anderen. Zwischen Songs aus allen Phasen seines Schaffens streute er auch einige Coversongs vom Feinsten, unter Anderem eine wie gewohnt starke Version von „Hey Joe“ mit kurzen Intro von „Angel“, sowie „Little Wing“ als letzte Zugabe und auch den guten alten „Bullfrog Blues“.

Beeindruckend aber auch die Energie der eigenen Lieder wie „Driftin` Boogie“, „Comin Home“ oder „Boogie All Around“ bei denen er bewies, dass er ein Meister des Powerblues und Boogie ist. Wie er seine Gitarren auch slidend bearbeitete und Soli regelrecht in den Adler schoss, war schon klasse. Dabei wurde er natürlich von seiner Band unterstützt, wo er in der Vorstellung deutlich machte, dass die drei Musiker für ihn mehr als nur Musiker sind, sondern auch Freunde.

Diese Harmonie war auch jederzeit spürbar, wobei Sas und Keyboarder Roland Bakker sich zuweilen zu Höchstleistungen bei Soli anstachelten und Bakker den Songs zudem eine harmonische Untermalung gab. Fotis Anagnostou wirbelte zuweilen wild posend am Bass und legte mit Lars-Erik van Elzakker an den Drums die Grundlage für den Powersound. Bemerkenswert war dabei insbesondere der Part von van Elzakker, der erst vor ziemlich genau einem Jahr zur Band hinzustieß und spätestens jetzt auch musikalisch seinen Platz in der Band gefunden hat.

Dass die Band aber auch ruhig kann, offerierte „Anything“, wo Sas die Unfähigkeit der heutigen Politik an den Pranger stellte. Seine eigene Einstellung untermauerte er ohne große Worte mit Friedenstaubenaufklebern an zwei seiner Gitarren.

Gegen 22:40 Uhr war der Zauber dann vorbei und die Besucher verließen, nach der Stimmung zu urteilen, hochzufrieden den Schwarzen Adler. Aber auch Julian und seine Band hatten den Abend sichtlich genossen, was sich zum Einen an mehreren Gesten des Dankes, aber auch an immerhin vier Zugaben (trotz des lädierten Rückens) bemerkbar machte. Dieser Abend offenbarte einmal mehr, wie wichtig es war, den Schwarzen Adler zu erhalten.

Ein Dank wieder einmal an Ernst Barten, der weiter das Booking unterstützt, für die problemlose Akkreditierung, dem es immer wieder gelingt, tolle Acts nach Rheinberg-Vierbaum zu holen. Schön wäre es, wenn auch kommende Interprten, wie Dede Priest, Matt Schofield oder Josh Smith ähnlich stark besucht werden. Es wird sich auf jedem Fall lohnen, auch diese Konzerte zu besuchen.

Line-up:
Julian Sas (lead vocals, electric & slide guitar)
Roland Bakker (piano, organ)
Fotis Anagnostou (bass)
Lars-Erik van Elzakker (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Julian Sas
Julian Sas bei Facebook
Schwarzer Adler

Danny Bryant – 21.11.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

DB_haupt

Quasi das letzte hochklassige Blues Rock-Ereignis im Schwarzen Adler unter der Ägide von Ernst Barten – nach 37-jähriger Leidenschaft für diese Musik und unendlich vielen Parademusikern der Szene, die an diesem Ort bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.

Da brauchte man keine hellseherischen Fähigkeiten sein Eigen nennen zu können, dass ein Künstler des Genres wie Danny Bryant, ein regelrecht musikalisches Schwergewicht im wahrsten Sinne des Wortes, nochmals alles an Können in die Waagschale werfen würde. Der Vierbaumer Bluestempel war an diesem Abend dementsprechend gut besucht.

Nach pünktlichem Beginn mit „Holding All The Cards“ (zunächst zum Warmspielen im Trio, bis dann der Protagonist dazu stieß) und schon einer Mörderfassung von „Guntown“ direkt im Anschluss, hatte man schon den Mund offen stehen und fragte sich völlig geflasht, ob da überhaupt noch Steigerungspotential für den weiteren Verlauf vorhanden ist.

Auch wenn „Guntown“ am Ende tatsächlich mein persönliches Lieblingsstück des Gigs blieb, folgte jedoch im zweiteilig angelegten Gig, eine einzige Gala in Sachen moderner Blues Rockmusik. Bryant stellt für mich mit seiner tollen Stimme, seinem filigranen E-Gitarrenspiel und seiner Ausstrahlung, im Moment die Speerspitze der britischen Szene dar!

Im Mittelpunkt stand natürlich sein aktuelles Werk „Means Of Escape“ ,das mit Tracks wie u. a. „Warning Signs (In Her Eyes)“, „Nine Lives“, dem ebenfalls überragenden „Where The River Ends“ (tolles Piano Watts), „Mya“ und dem grandiosen Titelsong (dezent an „All Along The Watchtower“ erinnernd) und „Tired Of Trying“ sehr ordentlich bemustert wurde, aber auch brillante Bryantsche Modifikationen von Klassikern wie „Whole Lotta Shakin‘ Goin‘ On“ (Elvis), „Little Wing (Hendrix) und „Knockin‘ On Heavens Door“ (Dylan).

Bei den beiden Publikumsfavoriten „Heartbreaker“, mit integriertem Solieren aller Beteiligten, oder „Painkiller“ (mit famosem Schrei Dannys ohne Mikro am Ende) ließen die Musiker erst gar keinen Schmerz aufkommen. Überhaupt was ist das für eine Klasse-Truppe, die Danny da am Start hat: die Rhythmusfraktion mit ‚Professor‘ Paul Mallatratt am Bass und dem über das ganze Konzert mit riesigem Spass in den Backen trommelnden Dave Raeburn sowie dem famos klimpernden Stevie Watts (Piano, Orgel), der Bryant an seiner rot-weißen Stratocaster entweder untermalte oder mit klasse Soli (z. T. in Honkytonk-Manier) die Stirn bot.

Am Ende wurde es richtig Texas-Boogie-bluesig a la ZZ Top (u. a. bei „Hurting Time“ mit wildem Slidegeschwurbel als 1. Zugabe), als der Brite seine anderen mitgebrachten Gitarren wie die Gibson Firebird und eine weiße Strat (zum finalen phantastischen „Knockin‘ On Heavens Door“) aus dem Regal zog.

Kaum war dieser überragende Auftritt beendet, stürmten Bryant und Watts auch schon zum Merchandising-Tisch, um die zurecht stark nachgefragten Utensilien wie CDs, LPs oder Bilder zu signieren. Beide hatten auch noch Zeit, für ein Foto mit Ernst Barten mir und dem Logo für unsere VIP-Galerie.

Wer nach diesem herrlichen Danny Bryant-Konzert, unter den Anwesenden, noch keine Genossenschaftsbeteiligung im Rahmen des Fortbestehens des Adlers gezeichnet hat, müsste eigentlich zu Hause auf dem Fuße die Webseite ‚www.adler-erhalten.de‘ aufgesucht haben, um den Beitrittsbogen auszufüllen und umgehend in die Post zu geben. Solche mitreißenden, regelrecht ansteckenden Ereignisse im Sinne von Ernst Barten haben es doch verdient, erhalten zu bleiben, oder nicht?

Ein großer Dank von Sounds Of South-Seiten an diesen für seine immense Lebensleistung im Dienste der Blues Rock-Musik und der hiesigen Kultur! Jetzt müssen auch neue Falkner ran, um den Adler in Schwung zu halten. Lasst es uns anpacken, liebe Genossen!

Line-up:
Danny Bryant (lead vocals, electric guitar)
Paul Mallatratt (bass)
Dave Raeburn (drums)
Stevie Watts (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Danny Bryant
Danny Bryant bei Facebook
Schwarzer Adler

Ben Poole – 25.10.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Poole_haupt

Nachdem Ben Poole schon im Frühjahr den Weg in den Schwarzen Adler gefunden hatte, machte er nun mit einer anderen Bandzusammensetzung, mit einer neuen Live-CD im Gepäck, Stop im Rheinberger Bluestempel.

Manchmal gibt es aber auch besondere Momente um das Konzert herum. Dies war beim Soundcheck der Fall, zu dem ich schon anwesend war, wo der 11-jährige Nachwuchsmusiker Jakub Oćić aus Voerde zusammen mit Ben und Band eine furiose Version von „Hey Joe“ hinlegte. Bei dem Präsentierten braucht man sich wirklich keine Sorgen um den Nachwuchs in Sachen Blues und Rockmusik zu machen.

Überhaupt war es wieder schön, sich mit den Bandmitgliedern, zu denen fast schon ein freundschaftliches Verhältnis besteht, sowie mit Andre Wittebroeck vom holländischen Bluesmagazin, vor und nach dem Konzert, zu unterhalten. Mit Drummer Wayne Proctor z. B. über den, wo er in Sachen A. A. Williams letzte Woche als Support für Sisters of Mercy unterwegs war und mir noch ein Foto von der Show für meine Tochter signierte.

Wie im Schwarzen Adler üblich, betrat Ben Poole mit seiner Band pünktlich um 20:15 Uhr die Bühne, im dann ordentlich gefüllten Saal. In einer Ansage erklärte er dem Publikum, wie es zu dem Konzert kam. Im Sommer erfuhr er von mir, dass der Schwarze Adler eventuell geschlossen wird, was ihn dazu veranlasste, direkt über seine Agentin, Florence Miller, noch einmal eine Abschiedsveranstaltung geben zu wollen. Dass es mittlerweile recht gut aussieht, den Schwarzen Adler konzeptionell mit Livemusik weiter bestehen zu lassen, mache ihn sehr glücklich, dass es statt zu einer ‚Abriss‘,- zu einer ‚Jetzt geht es weiter‘-Party kommt.

Diesen Bezug zum Schwarzen Adler zeigte er im Verlaufe des Konzertes noch einmal, als er Ernst Barten auf die Bühne bat, ihn in den Arm nahm, für all das Geleistete dankte, auch die Chance, die ihm damals als blutjungen Musiker gegeben wurde und betonte, dass er dies nie vergessen werde und immer wieder gerne den Adler mit seinem begeisterungsfähigen Publikum besuchen werde.

Ben Poole spielte mit seiner Band fast die gesamte neue Live CD und legte einen furiosen Auftritt hin. Die Besetzung entsprach auch der Liveaufnahme, und die Besucher konnten direkt die Qualität der Besetzung erkennen, mit der Ben Poole auch schon einige Studioalben einspielte.

Mit dem Tausendsassa Wayne Proctor an den Drums, der auch für das Producing der Platte zuständig war und Steve Amadeo am Bass wurde er von absoluten Ausnahmekünstlern begleitet, denen die Spielfreude und der Spaß am Auftritt jederzeit anzumerken war sowie, dass es sich um mehr handelt, als ein Konglomerat von Musikern. Hier standen Freunde zusammen auf der Bühne. Zwischen den Songs wurde gescherzt, Amadeo wurde von Ben mit Humor auf den Arm genommen, indem er seinen Namen abänderte.

Dass es sich so nicht um eine Ein-Mann-Show handelte, ist auch absolut hervorzuheben. Hier ist besonders der letzte Song vor der Zugabe zu nennen. Im knapp 15 minütigen „Anytime You Need Me“ setzte er sich für etwa 5 Minuten an den Rand der Bühne und gab Amadeo Zeit für ein ebenso langes phantastisches Bass-Solo, bei dem er durch Proctor begleitet wurde.

Es ist schwer, bei diesem Konzert, in dem es keine Durchhänger gab, irgendeinen Track hervorzuheben. Was Poole und Band allerdings in der letzten halben Stunde ablieferten, war absolute Extraklasse. Neben dem zuvor genannten Song brachte das Trio als Zugabe „Time Might Never Come“ einen absoluten Kracher, den er auch Gary Moore widmete, neben dem er als Jugendlicher spielen durfte, was mit Sicherheit Einfluss auf seine Karriere hatte. In dieser knapp 15-minütigen hoch emotionalen Nummer legte Ben ein Solo hin, was ich von der Intensität eigentlich nur von David Gilmour erlebt habe, als er „Comfortably Numb“ spielte.

Engländer scheinen das eben zu können. Nach knapp zwei Stunden war dann Feierabend und von allen Seiten war zu hören, dass dies ein besonderer Abend war. Ben und Band standen noch lange zum Klönen und Signieren bereit und für Ben gab es noch einen besonderen Moment. Ein Fan, der selbst als Musiker tätig war, aber nun gesundheitlich wohl nicht mehr musizieren kann, ließ sich eine seiner Gitarren von ihm signieren. Ben bemerkte, dass dies eine tolle Gitarre sei. Und dann kam der besondere Moment. Der Fan sagte plötzlich spontan, dass er die Gitarre behalten möge, bei ihm sei sie in besonderen Händen.

Ein Dank wieder einmal an das Adler-Team, einen auch emotional an diesem Abend besonders gerührten Ernst Barten, die wie immer exzellente Sound- und Lichttechnik, sowie Ben Poole, Wayne Proctor und Steve Amadeo für ein unvergessliches Ereignis und für eine sehr persönliche Widmung auf einer CD. Dieser Konzertbericht kann auch übernommen werden als Review für die Doppel-CD. Diese spiegelt genau die Spielfreude und die Bandbreite des Blues wieder, die an dem Abend gezeigt wurde.

Jedem Blues-Fan sei angeraten eines der Konzerte dieser Herbsttour zu besuchen, in der Ben mit diesem Line-up die Live CD präsentiert, da sie ziemlich genau das eventuell zuvor gehörte Konzert wiedergibt.

Line-up:
Ben Poole (lead vocals, electric guitar)
Steve Amadeo (bass)
Wayne Proctor (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Ben Poole
Ben Poole bei Facebook
Florence Miller Agency bei Facebook
Schwarzer Adler

Rozedale – 27.09.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

RD-haupt

Nachdem mich Gernot unnachgiebig bearbeitet hatte, mal einem Live-Erlebnis des französischen Quintetts Rozedale beizuwohnen, ergab sich jetzt mit dem Gig im heimischen Schwarzen Adler, nun endlich die passende Gelegenheit dazu.

Der freute sich wie ein kleines Kind, als er bereits am Nachmittag einen kunstvollen Windfänger in Empfang nehmen konnte, den er beim Drummer der Band, Denis Palatin (der kann also nicht nur kräftig poltern, sondern sehr feinmotorisch mit den Händen arbeiten), bei einem früheren Auftritt, in Auftrag gegeben hatte. Zwei seiner Werke dienten auch links und rechts oben als Bühnendekoration.

Schade, dass sich im Gegensatz zum Auftritt in der Vorwoche von der Laura Cox Band das Verlangen bei einigen Stamm-Besuchern, handgemachten guten Blues Rock neuer junger aufstrebender Acts hautnah zu erleben, scheinbar anderen Interessen zum Opfer gefallen ist. Ein wenig mehr Resonanz hätte dem sich gerade im Umbruch befindlichen Adler-Geschehen (Übernahme durch eine potenzielle neu gegründete Genossenschaft), sicherlich einen weiteren positiven Schub geben können.

So hatten sich vielleicht gerade mal um die 50 Besucher zu Beginn des Wochenendes in Rheinbergs bekannter Musik-Kultstätte eingefunden. Die dürften sich allerdings über ihre gute Entscheidung innerlich selbst auf die imaginäre Schulter geklopft haben. Denn der Fünfer um seine beiden Leitfiguren Amandyn Roses (mich rein äußerlich und auch von ihrem Stimmvolumen an eine junge Wynonna erinnernd, passend zum Namen mit rosen-bedruckten Kleid auftretend) und Charlie Fabert, lieferte eine Gala-Vorstellung in Sachen Spielfreude, als auch gesanglichem und instrumentellem Können ab.

Während das erste Set mit Tracks wie „Racing At The Wheel“, „Smoking Gun“, „Fireplace“, der flotten „Nutbush City Limits“-Adaption, dem proggigen „Soul Posession“, dem Freddie King Instrumental-Standard “ Hideaway“, „The Sun Won’t Rise Today“ und der überragenden Akustik-Performance beim viel gecoverten „I’ll Take Of You“ (grandioser Gesang von Roses, Fabert in Manier eines Akustikgitarren-Wizards) noch einem Abtasten zwischen Band und Auditorium glich (das Adler-Publikum ging aber auch hier schon engagiert mit), war dann in Part 2 mit zunehmender Intensität der Stücke, das berühmte Eis, endgültig gebrochen.

Amadyn Roses kam zum Opener „Long Way To Go“ wie aufgedreht aus dem Backstage-Raum und brachte die von dem begeisterten Akustik-Intermezzo noch faszinierten Adler-Besucher stimmungsmäßig sofort wieder in die Spur.

Über Songs wie u. a. das slow-bluesige „Drifting“, „Dance With The Devil“ (schönes Bass-Intro von Pili Tempo, wieder proggig-angehaucht), einem tollen Boogie (klasse HT-Piano-Spiel von Séraphin Palmeri), begann quasi mit dem, sich in einen wüsten Trommel-Orkan steigernden Drum Solo von Denis Palatin innerhalb von „When The Evil Sets Its Sights On You“, eine furiose Schlussphase.

Der quirlige Lead-Gitarrist Charlie Fabert wechselte zum finalen Track des Hauptteils „The Kind Of Man You Are“ von der überwiegend gespielten Les Paul zu einem Stratocaster-Modell, und was er dann in einer lang währenden Solo-Passage an seinem Arbeitsgerät abließ (episches Spiel mit Leisephase und allen technischen Finessen) war schon als sensationell zu umschreiben. Das Adler-Publikum kam sichtlich nicht aus dem Staunen, angesichts dessen, was der Franzose mit seinen langen dünnen Griffeln an Tönen erzeugte.

Nach den lautstarken Zugaberufen bewiesen Rozedale am Ende, wie man einen alten Blues-Schunkler der Marke „Got My Mojo Workin'“ in eine wuchtige Blues Rock-Dampfwalze ummünzen kann. Hier hatten nochmals alle Beteiligten Bandmitglieder Gelegenheit, auf ihrem Terrain zu glänzen. Danach war dann endgültig Schluss und die beiden sympathischen Fronter nahmen sich noch ausgiebig Zeit, die Leute am Merchandising Stand mit Autogrammen auf den gekauften Tonträgern zu versorgen.

Fazit: Rozedale spielten sich mit einer engagierten Leistung in die Herzen der aufgeschlossenen Adler Blues-Fans. Dieser Gig hätte ganz klar ein volles Haus verdient gehabt. Liebe Leute, traut euch auch öfter mal was neues, damit solche Herzblut-Locations weitergeführt werden können…

Line Up:
Amandyn Roses: Lead vocals
Charlie Fabert: Guitars, vocals
Séraphin Palmeri: Keyboards, vocals
Denis Palatin: Drums, vocals
Pili Tempo: Bass, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Rozedale
Rozedale bei Facebook
Schwarzer Adler Rheinberg
Genossenschaftsinitiative Adler Erhalten

Laura Cox Band – 21.09.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Cox-haupt

Dass Ernst Barten, der ja gerade das siebzigste Lebensjahr vollzogen hat, zumindest was seine unternehmerische Verantwortung für den Schwarzen Adler betrifft, am Ende dieses Jahres in den wohl verdienten Ruhestand gehen wird, ist ja in der hiesigen Presse und auch durch uns ausgiebig thematisiert worden.

Demnach dürfte allseits bekannt sein, dass genossenschaftliche Bemühungen im Gange sind, den Adler, zweifellos über viele Dekaden einer der großen kulturellen Instanzen der Stadt Rheinberg und Umgebung, im Sinne seines langjährigen Besitzers weiterzuführen. Wer sich finanziell, ideenmäßig oder auch tatkräftig einbringen möchte und dies noch nicht getan hat, kann sch über den Link am Ende des Artikels genauer informieren.

Zwei gute Nachrichten gibt es im Rahmen des Laura Cox Band-Gigs für die potentiellen Genossenschaftler zu vermerken. Zum einen konnte die bauliche Substanz des historischen Gebäudes der ungemeinen Dezibel-Schallwellenwucht des französischen Hard Rock-Quartetts, in seinen Grundfesten nicht im Ansatz erschüttert werden, zum anderen scheint das Konzept, auch jüngere und eigenständig kreative Bands ergänzend zum bewährten Blues-Kerngeschäft einzubeziehen, durchaus überlegenswert zu sein. Der Adler war an diesem Abend für das Debüt eine Newcomer-Band aus einem Adler-untypischen Genre sehr gut besucht.

Die durch ihre Youtube-Clips einer breiteren Fanbasis bekannte Laura Cox und ihre Mitstreiter Mathieu Albiac (electric guitar, vocals), François C. Delacoudre (bass, vocals) und Antonin Guérin (drums) ließen vom zünftigen Opener „Hard Blues Shot“ an, keine Kompromisse gelten, es wurde brachial in harter Manier, aber durchaus auch mit Melodien im Blick, kräftig abgerockt.

Im Mittelpunkt stand hierbei natürlich das filigrane Gitarrenspiel, das die Bandleaderin auf unterschiedlichen Modellen (überwiegend Gison Les Paul und sporadisch Gibson-Firebird, Fender Telecaster, einmal mit Banjo bei „Barefoot In The Countryside“) ausgiebig präsentierte. Aber auch ihr Co-Gitarrist Mathieu Albiac trug mit sattem Rhythmuspiel und einigen Solo-Einlagen zum fetten Sound des Vierers bei.

Neben vereinzelten Covernummern („Foxy Lady“ von Hendrix, mit typisch psychedelischen Wah-Wah-Spiel und Skynyrds „Simple Man“ in einer Power-Version im Anschluss an meinen Favoriten des Abends „Good Ol Days“) gab es auch schon einen Ausblick auf das am 08.11.2019 erscheinende, neue Album „Burning Bright“, das uns bereits vorliegt und zu gegebener Zeit, kurz vor VÖ, besprochen werden wird.

Als Appetitanreger gab es hier aus dem Fundus straight rockende Stücke wie „Bad Luck Blues“, „Here’s To War“, „River“, „As I Am“ und „Fire Fire“. Bei letztgenanntem hatte man angesichts der lautstarken „Fire, Fire“-Rufe in einer von Cox initierten Interaktion des klasse mitgehenden Adler-Publikums kurzzeitig Befürchtungen, dass die heimischen Gessmänner samt ihrer Feuerwehr-Brigaden ausrücken könnten…

Den Unterschied zum Gig des Vorjahres, den wir in Köln besucht hatten, machte diesmal der Bassist François C. Delacoudre aus, der mich mit seinem wüsten Spiel an den Kollegen Barend Courbois erinnerte. Der machte ordentlich Dampf, was nicht zuletzt bei seinem Solo, als er seinen Viersaiter teilweise wie eine Leadgitarre behandelte (sogar kurz hinter dem Kopf spielend), überaus eindrucksvoll untermauert wurde. Dabei ergänzte er sich hervorragend mit dem fett polternden Drummer Antonin Guérin (der auch mit einer schönen Trommel-Solo-Einlage im Anschluss an Delacoudre).

Und so hieß es am Ende bei der letzten Zugabe dann auch passend „If You Wanna Get Loud Come To The Show“. Die anwesenden Adler-Besucher, die ihr Kommen sicherlich nicht bereut hatten, werden einem erneuten Besuch der Laura Cox Band (die würde jedenfalls gerne wieder im Adler spielen) positiv gesonnen sein, dann schon hoffentlich unter starker und kompetenter genossenschaftlicher Führung und gerne auch mit etwas mehr jüngeren Besuchern.

Line-up:
Laura Cox (lead vocals, guitars)
Mathieu Albiac (electric guitar, vocals)
François C. Delacoudre (bass, vocals)
Antonin Guérin (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Laura Cox Band
Laura Cox Band bei Facebook
Schwarzer Adler
Genossenschaftsinitiative Adler Erhalten

Ist der Schwarze Adler noch zu retten? – Einwurf

Ad_haupt

Text: Gernot Mangold

Vor ein paar Monaten verkündete Ernst Barten, dass zum Ende des Jahres der Schwarze Adler unter seiner Führung die Pforten schließen wird und zum Verkauf anstehe. Am liebsten hätte er, dass sich ein Käufer finden würde, der das bisherige Konzept weiterführen würde.

Ein Gedanke, der absolut charmant ist. Fraglich ist allerdings, ob sich ein entsprechender Solcher finden wird, der diesem Ansinnen nachkommt. Wenn man sich die Geschichte des Schwarzen Adlers anschaut, wäre es ein Verlust für die Region um Rheinberg, wenn diese Sparte von Kulturangeboten, sei es Comedy oder aber Blues Rock wegfallen würde.

Wer hat sich im Schwarzen Adler nicht alles auf der Bühne präsentiert. Ernst Barten und seinem Team ist es über viele Dekaden gelungen, Musiker nach Rheinberg zu holen, die zum Teil Weltruf haben und hatte dabei auch immer ein Gespür für aufstrebende Künstler, die den Adler als wichtige Station in ihrer Karriere sahen.

AQ2A9405-1024x683Joe Bonamassa z. B. schwärmte vom Schwarzen Adler als sein Wohnzimmer, ehe es dann zu klein wurde und er anfing die großen Hallen zu bespielen. Viele Künstler machten auf fast jeder Tour an der Baerler Straße Station.

 

BOF_HauptGenannt sei die Band Of Friends, mit Gerry McAvoy, dem Bassisten Rory Gallaghers, dem leider in diesem Jahr verstorbenen Ted McKenna an den Drums und Marcel Scharpenziel an der Gitarre und Gesang, die die Musik des Iren weiterleben ließen aber auch eigene Songs einstreuten.

100A8398-Bearbeitet-1024x683Oder der junge Ryan McGarvey, der dem Adler den „Mystic Dream“ mit verschiedenen Begleitmusikern in den letzten Jahren einhauchte. Meist mit Miles Logan Nix an den Drums und einige Male mit dem Ausnahmebassisten Carmine Rojas, der fast eine Dekade David Bowie begleitete, später in der Band einer Tina Turner, Rod Stewart und bei Joe Bonamassa mitwirkte.

100A4785-Bearbeitet-1024x683Leon Lyons, Bassist ehemals bei Ten Years After, brachte mit Hundred Seventy Split mit eingestreuten alten TYA-Songs, das Woodstock-Feeling zurück in den Adler.

 

 

100A5623-Bearbeitet-1024x683Ana Popovic schaffte hier auch ihren Durchbruch und trat immer wieder gerne im Rheinberger Bluestempel auf.

 

 

HFMA_hauptAber auch die deutsche Bluesgarde um Henrik Freischlader oder Jessy Martens gaben sich in Vierbaum die Klinke in die Hand. Unvergessen sind die Abende, wo Rufs Blues Caravan im Adler Halt machte und teils ganz junge Bluesmusiker präsentierte.

 

100A8449-Bearbeitet_bearbeitet-1-1024x683Der Holländer Julian Sas stand mit seiner Band für den Powerblues mit unglaublichen Versionen des Hendrix Klassikers „Hey Joe“.

 

 

100A4711-Bearbeitet-1024x683Im September präsentiert der Adler erstmals die aufstrebende französische Bluesband Rozedale und die eher hardrockaffine junge Französin Laura Cox.

 

 

100A8004-Bearbeitet_bearbeitet-1-1024x683Besonders beeindruckend war die Reaktion des jungen Engländers Ben Poole, der einige großartige Konzerte im Adler ablieferte, nachdem er in einem Mailkontakt mit mir vom Ende des Adlers hörte.  Er antwortete, dass er seiner Agentin Bescheid sagt, sie solle noch ein Konzert dort organisieren, da die Auftritte dort für ihn immer etwas ganz Besonderes waren. Einige Wochen später stand sein Name im Herbst in der Konzertvorschau des Adlers.

Falls es mit dem Adler in der Form nicht weitergeht, wurde/wird in diesem Jahr noch einmal einiges geboten. Die genannten Musiker sind nur ein kleiner Auszug der dort aufgetretenen, zu denen ich in den letzten Jahren einen zum Teil besonderen Bezug hatte, was die Qualität der nicht genannten in keinster Weise schmälern soll.

Nun hat sich eine Initiative gegründet, die versuchen will, den Kulturort Schwarzer Rheinberg in der bekannten Form am Leben zu erhalten. Es besteht die Idee, den Schwarzen Adler mit einer ‚eingetragenen Genossenschaft‘ zu übernehmen. Die Überlegung ist, dass Anteile von 1000 € zu erwerben sind und so alle Eigner, ihren Teil zum Erhalt des Schwarzen Adlers beitragen.

Schön wäre es, wenn diese Vision aufgeht und sich genügend Blues-Musikliebhaber aber auch Comedy-Fans finden, denen der Erhalt diese Summe wert ist. Je nach Geschäftsablauf werden Gewinne auch an die Anteilseigner ausgeschüttet. Wer Interesse hat, kann Informationen über das Modell der Genossenschaft über den unten angeführten Link auf der Seite des Schwarzen Adlers einholen.

So bleibt zu hoffen, dass es den Initiatoren gelingt, genügend Personen zu begeistern, die dieses Stück Kultur in Rheinberg bewahren wollen.

Kulturinitiative Adler Erhalten
Schwarzer Adler

Ryan McGarvey – 11.05.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

RMG_haupt

Nachdem Ernst Barten ja letzte Woche vor dem saustarken Band Of Friends-Gig die Katze aus dem Sack gelassen hatte, dass mit dem Schwarzen Adler zum Jahresende Schluss ist, sofern sich zeitnah kein Käufer findet, galt es, die sich nun abzeichnende ‚Abschiedstournee‘ in Sachen noch ausstehender Konzerte, ausgiebig zu genießen.

Mit Ryan McGarvey, den ich selbst, zu meiner eigenen Überraschung, letztes Jahr im Rückblick 2018, zum Konzerthighlight des Jahres auserkoren hatte, stand direkt der nächste Hochkaräter an.

Auffällig und positiv zu vermerken war, dass im sehr gut besuchten Adler, diesmal auch recht viele junge Leute vertreten waren. So war ich, ungewohnter Weise, tatsächlich gleich von drei jungen Damen, die vom Alter her, meine Töchter hätten sein können, umsäumt, die sich (vermutlich) brennend für das Gitarrenspiel des aus Albuquerque, New Mexico, stammenden Protagonisten, zu interessieren schienen…

Demnach wurde der Altersdurchschnitt – Bluesfreunde der natürlich wieder überwiegend vertretenen ‚Ü-50 & Mehr‘-Generation mögen mir diese Spitze bitte verzeihen – auf ca. rekordverdächtige 49 Jahre gesenkt. Aber Spaß beiseite, wäre das ein neuer (begrüßenswerter) Trend, wäre dies auch ein vielversprechendes Signal in Richtung potentieller Käufer der Location.

Kommen wir aber nun zum Konzert. McGarvey hatte diesmal auf seinen schon zu früheren Zeiten für ihn aktiv gewesenen Drummer Logan Miles Nix zurückgegriffen, der mit seiner glanzvollen kräftigen Performance, mit zum Gelingen dieser insgesamt schon fast brachial anmutenden Heavy Blues-Vorstellung, erheblich beitrug.

Neu am Bass, Ryans Freund aus Kindertagen, Artha Meadors, der sich am 5-saitigen Bass, ‚mannschaftsdienlich‘ einfügte, und sich McGarveys agiler Körpersprache bei so mancher kraftvollen Passage anpasste (heftiges synchrones Rauf- und Runterschwenken mit den Instrumenten, oft sogar fast bis zum Boden).

Der Gig konnte diesmal quasi in vier Abschnitte unterteilt werden. Der erste Part, den Ryan elektrisch auf einer blues-typischen Gibson ES mit Stücken wie „Surrender“, „Fading Away“, „Right Side Of The Dirt“, „Ain’t Enough Whiskey“ und „Pennies“ bestritt, beinhaltete schon drei Stücke aus dem neuen Album „Heavy Hearted„, das auch im weiteren Verlauf im Mittelpunkt stand.

Dies deutete bereits nicht nur vom Titel her Garveys bluesspezifische Präferenz vorzeitig an, sondern auch, dass der Abend nichts für musikalisch zart Besaitete werden würde. Es ging schon zu dieser frühen Phase, besonders, was seine filigranen und dynamischen Soli anging, furios zur Sache.

Selbst in der sich anschließenden Akustik-Passage mit „Six Feet In The Ground“ (noch im Bandformat) sowie „“My Heart To You“ und „Four Graces“ (jeweils solo), ließ Ryan den Besuchern kaum Zeit zum Durchschnaufen. Atemberaubend sein quirliges Spiel selbst auf der Akustikklampfe, das zum Teil sogar an die fingerfertigen Künste des Al Di Meola-, John McLaughlin- und Paco de Lucía-Trios auf dem legendären „Friday Night In San Francisco“-Album erinnerte.

Die war allerdings nur das Vorspiel für eine einzige Heavy Blues Rock-Schlacht in ‚Phase 3‘, bei der sich vermutlich selbst so mancher Heavy Metal-Fan ungläubig die Augen und Ohren gerieben hätte. Tracks wie „Joyride“, „A Walk In The Rain“, „Memphis“ und das wieder exzessiv zelebrierte McGarvey-Parade-Instrumental „Mystic Dream“ (u. a. mit wildem Herumschalten des Humbucker-Steuerungsschalters in kniender Haltung auf dem Boden als Show-Effekt), mit der nun eingesetzten Gibson Les Paul, waren ein einziger Power- und Genuss-Ritt durch diesen Abschnitt der Setliste.

Bliebe der unweigerliche Zugabenteil. „Blue Eyed Angel Blues“, ein Slowblues, atmosphärisch-progressiv beginnend, wurde in der langen Solo-Passage (Ryan teilweise introvertiert allein spielend) zunächst noch halbwegs songtypisch performt, mündete dann aber in ein, bis zum Abschlussgesang währendes Instrumentalinferno (auch dank der beiden Rhythmusleute). Auch in der sich direkt anschließenden Uptemponummer „Houston“, wurde noch mal alles aus Armen und Fingern herausgeholt, was menschenmöglich war. Atemberaubend!

Fazit: Eine weitere Glanzvorstellung von Ryan McGarvey in Rheinbergs Noch-Blues-Kultstätte, der das Blues-Genre, was Intensität und Härte betrifft, in eine neue Dimension katapultiert zu haben schien! Das Potential für eine ähnliche Erfolgsstory wie die eines Joe Bonamassas, ist hier offenkundig vorhanden.

Und ich wiederhole mich angesichts solch begeisternder Erlebnisse gerne. Diese Abende sollen an der Baerler Straße 96 bald nicht mehr stattfinden? Kaum zu glauben. Aber, lieber Ernst, vielleicht bin ich ja derjenige aus NRW, der den Euro-Jackpot an diesem Wochenende geknackt hat…

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Artha Meadors (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Ryan McGarvey
Ryan McGarvey bei Facebook
Schwarzer Adler