Ben Poole – 25.10.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Nachdem Ben Poole schon im Frühjahr den Weg in den Schwarzen Adler gefunden hatte, machte er nun mit einer anderen Bandzusammensetzung, mit einer neuen Live-CD im Gepäck, Stop im Rheinberger Bluestempel.

Manchmal gibt es aber auch besondere Momente um das Konzert herum. Dies war beim Soundcheck der Fall, zu dem ich schon anwesend war, wo der 11-jährige Nachwuchsmusiker Jakub Oćić aus Voerde zusammen mit Ben und Band eine furiose Version von „Hey Joe“ hinlegte. Bei dem Präsentierten braucht man sich wirklich keine Sorgen um den Nachwuchs in Sachen Blues und Rockmusik zu machen.

Überhaupt war es wieder schön, sich mit den Bandmitgliedern, zu denen fast schon ein freundschaftliches Verhältnis besteht, sowie mit Andre Wittebroeck vom holländischen Bluesmagazin, vor und nach dem Konzert, zu unterhalten. Mit Drummer Wayne Proctor z. B. über den, wo er in Sachen A. A. Williams letzte Woche als Support für Sisters of Mercy unterwegs war und mir noch ein Foto von der Show für meine Tochter signierte.

Wie im Schwarzen Adler üblich, betrat Ben Poole mit seiner Band pünktlich um 20:15 Uhr die Bühne, im dann ordentlich gefüllten Saal. In einer Ansage erklärte er dem Publikum, wie es zu dem Konzert kam. Im Sommer erfuhr er von mir, dass der Schwarze Adler eventuell geschlossen wird, was ihn dazu veranlasste, direkt über seine Agentin, Florence Miller, noch einmal eine Abschiedsveranstaltung geben zu wollen. Dass es mittlerweile recht gut aussieht, den Schwarzen Adler konzeptionell mit Livemusik weiter bestehen zu lassen, mache ihn sehr glücklich, dass es statt zu einer ‚Abriss‘,- zu einer ‚Jetzt geht es weiter‘-Party kommt.

Diesen Bezug zum Schwarzen Adler zeigte er im Verlaufe des Konzertes noch einmal, als er Ernst Barten auf die Bühne bat, ihn in den Arm nahm, für all das Geleistete dankte, auch die Chance, die ihm damals als blutjungen Musiker gegeben wurde und betonte, dass er dies nie vergessen werde und immer wieder gerne den Adler mit seinem begeisterungsfähigen Publikum besuchen werde.

Ben Poole spielte mit seiner Band fast die gesamte neue Live CD und legte einen furiosen Auftritt hin. Die Besetzung entsprach auch der Liveaufnahme, und die Besucher konnten direkt die Qualität der Besetzung erkennen, mit der Ben Poole auch schon einige Studioalben einspielte.

Mit dem Tausendsassa Wayne Proctor an den Drums, der auch für das Producing der Platte zuständig war und Steve Amadeo am Bass wurde er von absoluten Ausnahmekünstlern begleitet, denen die Spielfreude und der Spaß am Auftritt jederzeit anzumerken war sowie, dass es sich um mehr handelt, als ein Konglomerat von Musikern. Hier standen Freunde zusammen auf der Bühne. Zwischen den Songs wurde gescherzt, Amadeo wurde von Ben mit Humor auf den Arm genommen, indem er seinen Namen abänderte.

Dass es sich so nicht um eine Ein-Mann-Show handelte, ist auch absolut hervorzuheben. Hier ist besonders der letzte Song vor der Zugabe zu nennen. Im knapp 15 minütigen „Anytime You Need Me“ setzte er sich für etwa 5 Minuten an den Rand der Bühne und gab Amadeo Zeit für ein ebenso langes phantastisches Bass-Solo, bei dem er durch Proctor begleitet wurde.

Es ist schwer, bei diesem Konzert, in dem es keine Durchhänger gab, irgendeinen Track hervorzuheben. Was Poole und Band allerdings in der letzten halben Stunde ablieferten, war absolute Extraklasse. Neben dem zuvor genannten Song brachte das Trio als Zugabe „Time Might Never Come“ einen absoluten Kracher, den er auch Gary Moore widmete, neben dem er als Jugendlicher spielen durfte, was mit Sicherheit Einfluss auf seine Karriere hatte. In dieser knapp 15-minütigen hoch emotionalen Nummer legte Ben ein Solo hin, was ich von der Intensität eigentlich nur von David Gilmour erlebt habe, als er „Comfortably Numb“ spielte.

Engländer scheinen das eben zu können. Nach knapp zwei Stunden war dann Feierabend und von allen Seiten war zu hören, dass dies ein besonderer Abend war. Ben und Band standen noch lange zum Klönen und Signieren bereit und für Ben gab es noch einen besonderen Moment. Ein Fan, der selbst als Musiker tätig war, aber nun gesundheitlich wohl nicht mehr musizieren kann, ließ sich eine seiner Gitarren von ihm signieren. Ben bemerkte, dass dies eine tolle Gitarre sei. Und dann kam der besondere Moment. Der Fan sagte plötzlich spontan, dass er die Gitarre behalten möge, bei ihm sei sie in besonderen Händen.

Ein Dank wieder einmal an das Adler-Team, einen auch emotional an diesem Abend besonders gerührten Ernst Barten, die wie immer exzellente Sound- und Lichttechnik, sowie Ben Poole, Wayne Proctor und Steve Amadeo für ein unvergessliches Ereignis und für eine sehr persönliche Widmung auf einer CD. Dieser Konzertbericht kann auch übernommen werden als Review für die Doppel-CD. Diese spiegelt genau die Spielfreude und die Bandbreite des Blues wieder, die an dem Abend gezeigt wurde.

Jedem Blues-Fan sei angeraten eines der Konzerte dieser Herbsttour zu besuchen, in der Ben mit diesem Line-up die Live CD präsentiert, da sie ziemlich genau das eventuell zuvor gehörte Konzert wiedergibt.

Line-up:
Ben Poole (lead vocals, electric guitar)
Steve Amadeo (bass)
Wayne Proctor (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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