Band Of Friends – 03.05.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Da kommt man am Freitag nach einer Arbeitswoche nach Hause, freut sich schon auf den anstehenden Abend mit der Band Of Friends, nimmt wie gewohnt die Tageszeitung in die Hand und liest schon auf der Titelseite (im Feld mit den Hinweisen auf den Lokalteil), dass der Schwarze Adler verkauft werden soll und Ende Dezember dieses Jahres Schluss ist. Wirkungstreffer – das kam zunächst einem unvermittelten Schlag in die Magengrube gleich.

Datum noch mal schnell gecheckt, nein, es ist nicht der 1. April, Restteile des Blattes erstmal zur Seite gelegt und sich den sogenannten ‚Boten für Stadt und Land‘ zu Gemüte geführt. In dem von Redakteur Uwe Plien, sehr schön verfassten Artikel (übrigens auch der Kommentar von ihm einen Tag später), werden dann allerdings die Gründe von Adler-Chef Ernst Barten – ohne Frage das, über viele Dekaden währende kulturelle wohl wichtigste Gesicht der Stadt Rheinberg – sehr gut nachvollziehbar, dokumentiert.

Ernst steuert in wenigen Tagen auf seinen 70. Geburtstag zu. Da in den heutigen Labors die ‚Ewige Jugend‘ noch nicht erfunden ist und wir alle den biologischen Gesetzmäßigkeiten des Alterungsprozesses der Zellen, unterworfen sind, ist die Entscheidung, in einer Phase aufzuhören, wo es vermutlich schon oft zwicken und zwacken wird, sich aber insgesamt körperlich und geistig noch alles im Lot befindet, sicherlich absolut die richtige.

Fest steht, dass Ernst Barten sein großes ‚Erbe‘ und die noch größere Bürde, die er dem Nachkömmling hinterlassen wird, sicherlich mit ‚Augenmaß‘ übertragen wird. Zu hoffen ist, dass vor allem ein Konzept gefunden wird, das, wie damals noch zu unseren Jugendzeiten, den Dialog und das gemeinsame Erlebnis zwischen Jung und Alt mit guter Gastronomie und weiterhin starker Live-Musik, realisiert und auch finanziell geschultert werden kann. Hier ist in aller erster Linie die Stadt inklusiv Bürgermeister, die Ernst Barten zweifelsohne Immenses zu verdanken haben, mit in der Bringpflicht.

Von unserer Seite vorab schon mal ein herzliches Dankeschön an Ernst für eine großartige (Lebens-) Leistung und auch, nicht zu vergessen, an das ihn über die Jahre unterstützende Team und seine Vertrauenspersonen! Kommen wir aber jetzt zum eigentlichen Anlass des Berichtes, der Band of Friends.

Das Trio, bestehend aus Irrwisch Gerry McAvoy, dem wuchtigen Marcel Scherpenzeel und Wirbelwind Brendan O’Neill trumpfte an diesem Abend schon auf, als wenn es heute bereits kein Morgen im Adler mehr geben würde. Wow, so hart und so spielfreudig, habe ich die drei Musiker noch nie erlebt, und das will in diesem Fall wahrlich was heißen.

Wer die Band Of Friends kennt und schon öfter gesehen hat, der weiß, dass man ein hingebungsvolles, authentisches wie auch schweißtreibendes Best Of-Programm zu Ehren von Rory Gallagher vorgestellt bekommt, bei dem man vom, immer noch hochagilen, stets treibenden und fordernden Kumpanen Gerry McAvoy (steuert ja ebenfalls schon auf die Siebzig zu), auch als Besucher ordentlich eingebunden wird.

So beinhaltete das zweiteilige Set neben ein paar bandeigenen Kompositionen wie u. a. „The Man I Am“ oder „Homeland“ (Gerry einmalig an den Lead vocals), mit Stücken wie „The Last of the Independents“, „Shin Kicker“, dem grandios gebrachten „Do You Read Me“ (mit famosem ‚Leisespiel‘-Bridge von Scherpenzeel), dem nicht so oft gespielten Ohrwurm „Overnight Bag“, „Double Vision“, „Moonchild“ (Marc blickt und zeigte kurz gen Himmeldach Richtung Rory), „Bought And Soul“, dem Ted McKenna und anderen verstorbenen Größen gewidmeten, unter die Haut gehenden „A Million Miles Away“, „Tattoo’d Lady“, „Bad Penny“ und zu guter Letzt „Shadow Play“, eine hochwertige Kette mit Songperlen des 1995 verstorbenen irischen Blues Rock-Kultmusikers.

McAvoy war natürlich dank seines pure Energie verströmenden Charismas, der unbestrittene Leader, aber auch der ‚wie Sau‘ schwitzende Scherpenzeel, kitzelte alles an Power, sowohl stimmlich, wie auch an seiner Klampfe (übrigens mit einigen Southern Rock- und Slide-Soli), aus sich heraus. Nicht zu vergessen die fulminante Performance vom unaufgeregten, aber mit unzähligen Trommelwirbeln glänzenden Drummer Brendan O’Neill, ebenfalls Ex-Gallagher-Gefährte, die der ganzen Geschichte einen unglaublichen Drive verlieh.

Aber auch das Adler-Publikum, natürlich schon frühzeitig von Gerry angestachelt, komplettierte, beziehungsweise erhöhte durch lautstarkes Mitsingen und viele (auch spontane) Rhythmusklatscheinlagen, den launigen Unterhaltungswert des in allen Belangen überzeugenden Gigs.

So ließ sich natürlich auch das BOF-Trio von der begeisterten Vierbaumer Atmosphäre am Ende nochmals anstecken und zog im Zugabenteil mit dem „Bullfrog Blues“, dem überraschenden J.J. Cale-Klassiker „Cocaine“ und „Messing With The Kid“, ausführlich alle Register in Sachen Einsatzwillen und Spielfreude. Das war ganz großes (Blues) Rock-Kino liebe Band Of Friends!

Einer der besten Abende, die ich bisher im Adler erlebt habe. Und dann kommt bei aller Freude und Euphorie am Ende doch noch unweigerlich Wehmut auf. Solche Momente sollen unter Umständen tatsächlich schon bald zum ‚ewigen Schnee von Gestern‘ gehören? Eigentlich unvorstellbar…!!!

Line-up:
Marcel Scherpenzeel (lead vocals, electric guitar)
Gerry McAvoy (bass, lead vocals)
Brendan O’Neill (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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