Ryan McGarvey (und Manni Küsters) – Interview

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Nach dem Konzert ergab sich die Möglichkeit zu einem Interview mit Ryan McGarvey und Manni Küsters, im Backstagebereich des de Bosuil. Bemerkenswert war, mit welcher Gelassenheit und Ruhe, Ryan die Fragen beantwortete und auch Spaß an dem Gespräch hatte.

Sounds Of South: Hallo Ryan, schön dich hier in Weert zu sehen. Hinter dir liegen ereignisreiche Monate. Im Frühjahr sah ich dich auf zwei starken Konzerten im Schwarzen Adler/Rheinberg und im Musiktheater Piano/Dortmund, die beide für dich bekannte Locations waren. Vor etwa 2 Wochen gab es aber – glaube ich zumindest – ein Highlight in deiner Karriere. Schildere bitte deine Eindrücke von der Bluescruise und was du eventuell mit anderen Künstlern erlebt hast.
Ryan McGarvey: Das ist nicht ganz richtig. Schon 2010 war ich als ganz junger Künstler auf einer Bluescruise, damals von Miami ausgehend, dabei. Bei der diesjährigen Tour hatte ich aber einen anderen Status. Dennoch ist es schon beeindruckend neben so Topleuten wie Joe Bonamassa, Peter Frampton oder Kenny Wayne Sheperd über mehrere Tage praktisch, die Bühne zu teilen. Auch war es interessant bisher noch nicht so im Vordergrund stehende vielversprechende Bands zu erleben. Am Eindrucksvollsten für mich war allerdings der Auftritt und die Präsenz eines Peter Frampton. Mit seinen 71 Jahren hat er immer noch die Vitalität wie als junger Musiker auf seinen Platten und auch die Stimme ist wie damals. Es war schon ein tolles Gefühl einen Musiker zu erleben, der mich in meiner Jugend beeindruckt hat. Über die Qualitäten meiner Freunde Joe Bonamassa oder Kenny Wayne Sheperd braucht in diesem Zusammenhang praktisch nicht gesprochen zu werden. Es war großartig.

Sounds Of South: In deiner Band ist Logan Miles Nix an den Drums eine Art Konstante und begleitete dich auf den meisten Touren und Platten. Am Bass habe ich schon verschiedene Spieler gesehen. Erzähle etwas über die Zusammenarbeit und Besonderheiten. Ich denke da z. B. an Carmine Rojas der ja schon mit einigen Topstars gespielt hat. Ich erinnere mich an ein Konzert, wo Carmine aus dem Backstageraum durch die Kneipe ging, um dich für zwei Akustiksongs von hinten aus dem Publikum zu beobachten.
Ryan McGarvey: Zunächst zu Logan. Für mich ist er der perfekte Drummer, die absolute Nummer eins für die Band. Er spielt zu Hause noch in einer Band, die eher was in Richtung Heavy Metal macht. Er hat aber auch schon für andere Musiker Songs mit eingespielt. Am Bass gab es tatsächlich die meisten Veränderungen. Mit meinem alten Kumpel Artha Meadors habe ich glaube ich jetzt genau den passenden Mann für meine Art Musik zu machen gefunden. Die Arbeit mit Carmine hat mich mit Sicherheit sehr geprägt und er hat mir eine Menge Tipps gegeben. Er war ein ganz wichtiger Bestandteil der Band und hat mir auch menschlich sehr weitergeholfen.

Sounds Of South: Hast du je darüber nachgedacht, einen Keyboarder in deine Band einzubauen oder bleibst du konsequent bei deiner Dreierbesetzung?
Ryan McGarvey: Gedanken habe ich mir schon gemacht. Im Studio gab es schon den Einsatz eines Keyboarders. Mir persönlich gefällt es sehr gut, wenn bei bestimmten Songs auch das Keyboard als Instrument eingesetzt wird. Meiner Art. den Blues zu spielen, würde ein Keyboard aber eher Dynamik wegnehmen, weshalb ich eher weiter zu einem Powertrio tendiere. Für die nächste Platte plane ich aber einen mehr rockenden Einschlag. Da überlege ich, ob es nicht gut ist, einen zweiten Gitarristen zu integrieren, der mich unterstützt, dass ich mich auch auf die Gesangspassagen mehr konzentrieren kann.

Sounds Of South: Du hast schon mehrere Male im Schwarzen Adler in Rheinberg gespielt. Ich persönlich war seit der Eröffnung durch Ernst Barten sehr oft in der Kneipe, auf Partys und bei Konzerten. Nun hört Ernst auf und es ist fraglich, ob und wie es mit dem Adler weitergeht. Was gehst du mit solch einer Mitteilung um? Ich habe hier eine Tasse mit einem Konzertfoto und würde mich freuen, wenn du diese als Erinnerung für Ernst unterzeichnest.
Ryan McGarvey: (Nimmt die Tasse, begutachtet sie und meint dass es eine tolle Idee ist und zeichnet sie mit einer persönlichen Widmung) Es ist sehr schade, dass eine solche Kultstätte eventuell nicht mehr existieren wird. Ich persönlich spielte immer sehr gerne dort und mein Freund Joe Bonamassa hatte dort auch einige Male gespielt und sprach voller Begeisterung von einer Art Wohnzimmer für ihn. Ich würde mich freuen, wenn ein Weg gefunden wird, diese Location zu erhalten.

Sounds Of South: Nun aber zu deiner Zukunft. Gestern las ich, dass du beim Crossroads-Konzert von Eric Clapton dabei bist. Was hat das für dich für eine Bedeutung, neben zahlreichen ausgewählten Künstlern dabei zu sein.
Ryan McGarvey: Es ist für mich sogar das zweite Mal. Das erste Mal, gewann ich bei einem Kontest für Nachwuchsmusiker und ich dachte damals, es wäre das absolut Größte und nicht zu toppen. Diesmal macht es mich aber besonders stolz. Ich bin eingeladen, wegen dessen, was ich in meiner bisherigen Karriere geleistet habe. Es ist für mich etwas ganz Besonderes neben Topstars wie z. B. Doyle Bramhall II aufzutreten. Es ist für mich aber auch ein tolles Gefühl zu sehen, dass ich im Musiktheater Piano spiele und wenige Wochen später eben dieser große Musiker auch dort auftritt. Es ist schon phantastisch, wie sich alles in den letzten Jahren entwickelt hat.

Sounds Of South: In Deutschland haben Cover- und Tribute Bands viel Publikum. Wie denkst du über solche Bands oder Projekte?
Ryan McGarvey: (sehr nachdenklich) Gut, es schon machmal schwer nachvollziehbar, die Zuschauerzahlen zu vergleichen. Aber es gibt auch ein Publikum, dass gerne Party macht. Wichtig ist, dass die Musiker ihr Handwerk verstehen und sich dann eventuell mit eigenen Gedanken weiterentwickeln, wie es auch einige große Rockbands getan haben. Und manchmal ist es sogar so, dass das Cover sogar besser ist als das Original.

Sounds Of South:Was sind außer Musik deine Hobbies? Gibt es etwas was dich besonders entspannt?
Ryan McGarvey: (lacht) Musik ist für mich fast alles. Ich lebe für die Musik und mache auch so vieles drum herum wie Artworks. Musik zu machen ist für mich auch Entspannung. Meine Eltern wohnten in den Bergen New Mexikos; Angeln, Pferde und so, waren damals das, worum es sich drehte. Ich kann auch mal 1–2 Tage raus in die Natur, dann reicht es mir aber auch und ich muss zurück zur Musik.

Sounds Of South: Was hältst du von so kleinen Onlinemagazinen wie Sounds Of South, die weitgehend ohne kommerziellen Hintergrund arbeiten?
Ryan McGarvey: Ich persönlich halte die Arbeit für sehr wichtig, da die Leute alles mit Spaß machen und ohne Zwang ehrliche authentische Arbeit ablegen. Wenn ich vergleiche, wie vorbereitet du heute mit mir das Gespräch suchst, bin ich positiv überrascht. Ich erinnere mich an ein Interview mit einer größeren Zeitschrift, welches über Skype ablief und ich mich fragte, was diese Person überhaupt von mir will. Da wird man scheinbar manchmal nur als Nummer gesehen und das wars.

Sounds Of South:Danke Ryan für die Zeit die du dir genommen hast, ich hoffe der „Mystic Dream“ geht für dich weiter. Wir haben uns bestimmt nicht das letzte Mal gesehen und ich freue mich schon auf die nächste Tour und ein neues Album.

Nach dem Interview mit Ryan nahm sich auch Manny Küsters Zeit für ein sehr offenes und nettes Gespräch

Sounds Of South: Manny, was bedeutet dir die Zusammenarbeit mit Ryan?
Manni Küsters: Es hat sich über die Jahre, über das kommerzielle hinweg, eine wirklich freundschaftliche Beziehung entwickelt. Ryan ist ein besonderer Typ, sehr sympathisch, aber auch mit der einen oder anderen Ecke. Aber das gehört zum Mensch sein dazu. Er ist ein absolut begnadeter Gitarrist und wird weiter seinen Weg gehen, bei dem ich ihm gerne helfe. Vor einigen Jahren arbeitete ich auch mit einem gewissen Joe Bonamassa zusammen und habe ihn mit Sicherheit auch dazu angetrieben, was er jetzt erreicht hat.

Sounds Of South: Wie sehen jetzt die nächsten Schritte aus? Größere Locations auch durch die Präsenz auf der Bluescruise oder dem Crossroads Festival?
Manni Küsters: Das ist natürlich eine tolle Sache und erleichtert die Verhandlungen mit Veranstaltern. Ich erinnere mich, als damals zu Beginn der Karriere Ryans jemand auf mich zukam, Festivals in Europa zu suchen und Klubkonzerte zu planen. Damals war ich zunächst als Promoter zuständig und es hat mir einige Türen geöffnet, dass Ryan als Talent beim Crossroads Festival und einer Bluescruise auftrat. Heute sehe ich es ähnlich, dass sich daraus Chancen entwickeln, den nächsten Schritt zu machen. Für das nächste Jahr sind auf jeden Fall schon wieder Konzerte und Festivals in Europa fest eingeplant. Ich denke, dass auch das Musiktheater Piano in Dortmund wieder dabei sein wird.

Sounds Of South: Danke auch an dich Manni, dass du dir im engen Zeitplan die Muße für dieses sehr persönliche Gespräch genommen hast. Es war interessant, Hintergründe zu erfahren und ich freue mich schon auf das nächste Treffen.

Interview und Bilder: Gernot Mangold

Ryan McGarvey
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Musiekcentrum De Bosuil Weert

Ryan McGarvey – Support : The Blues Vaccination, 01.09.2019 – Musiekcentrum De Bosuil, Weert, Konzertbericht

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Zu einer in Deutschland eher untypischen Zeit stand ein Konzert des aus Albuquerque stammenden Ryan McGarvey im niederländischen Weert auf dem Programm. Schon um 15:00 Uhr öffneten sich die Türen des schönen Veranstaltungsortes de Bosuil.

Die Wartezeit bis 16 Uhr, wo die Vorband Blues Vaccination beginnen sollte, verkürzten sich die Besucher mit Smalltalk. Einige kamen auch aus Deutschland und ein Hardliner hatte sich sogar von Kent/England auf den Weg in die Niederlande gemacht. Es handelte sich um einen harten Kern von Fans, die Ryan McGarvey auf zahlreichen Konzerten begleiten, in den man direkt integriert war.

Interessant war auch ein Gespräch mit einem aus Düsseldorf stammenden Gitarrentechniker, der ein klein wenig über die Tour und anstrengende Fahrten quer durch Europa (teilweise bis Barcelona zur Bluescruise) berichtete.

Pünktlich um 16:00 Uhr begann die aus der Nähe von Roermond stammende Combo Blues Vaccination mit dem Vorprogramm. Die erst seit kurzen bestehende Band spielte einen bunten Mix verschiedener Interpreten und bewies dabei ihre spielerischen Fähigkeiten. Stephan Bastiaens überzeugte stimmlich bei allen Songs, die Rhythmusfraktion um Erwien Gelen an den Drums und Jules Meffels am Bass sorgte für eine starke Grundlage.

Besonders stark war der treibende Rhythmus zu Joe Bonamassas „Slow Train“. Stark auch der junge Gitarrenhexer Tom Renet, der bei machen Soli kaum zu bremsen war. Aber auch die anderen Songs, wie z.B. „Sloe Gin“ (Tim Curry, aber ebenfalls von Bonamassa performt), oder „Everyday I Have The Blues“ (u. a. B.B. King, Jimi Hendrix) brachte das Quartett souverän auf die Bühne und die Anwesenden sparten nicht mit dem berechtigten Applaus.

Zu der guten Stimmung trug auch bei, dass die Band sehr gut abgemischt war und ihr eine Spielzeit von etwa 70 – 80 Minuten gewährt wurde, was im Umgang mit Vorbands nicht immer der Fall ist. Somit ein Kompliment für den Support. Schön wäre es, wenn sie nach dem Einstieg mit Coversongs, eine Weiterentwicklung mit eigenem Material vollziehen würden.

Nach einer relativ kurzen Umbaupause betraten dann Ryan McGarvey und Band die zunächst spärlich beleuchtete, leicht vernebelte Bühne.  Mit “Right Side Of The Dirt” vom aktuellen Album “Heavy Hearted” legte das Trio gewohnt dynamisch los. Mit Logan Miles Nix und Artha Meadors an seiner Seite scheint der Protagonist mittlerweile sein ideales, prächtig harmonierendes Kollektiv gefunden zu haben, das Ryan mit gekonnten Rhythmusspiel alle Freiheiten für sein exzellentes Gitarrenspiel lieferte. An der druckvollen Gangart änderte sich auch bei den folgenden Songs wenig.

Nach “Little Red Riding Hood” von „The Road Chosen“ folgte mit “Ain’t Enough Whiskey” von “Heavy Hearted” ein Song, der vermutlich die Gefühlslage McGarveys nach dem Verlust seines Vaters widerspiegelte.

Nach „Fading Away”, “Surrendered” und “Pennies” brachte er mit “I Wish I Was Your Man” den Track, welchen er sonst oft zum Konzerteinstieg spielt. Dies zeigt, dass McGarvey immer wieder die Setliste wechselt und nicht, wie bei anderen Acts, ewig dieselben Songs runtergenudelt. Er präsentierte auch einen Querschnitt durch all seine Schaffensphasen, was verdeutlicht, dass sowohl das ältere, wie auch das neue Material für ihn von Bedeutung ist.

Danach legte McGarvey seine E-Gitarre bei Seite und ließ sich die akustische reichen. Dies änderte bei „Six Feet” allerdings nichts an der Dynamik der Songs. Auch akustisch ließt er es zunächst in Begleitung der Band krachen.

Mit der wunderschönen Ballade „My Heart to You” durchwehte ein Hauch von Melancholie das de Bosuil. McGarvey alleine auf der passend moderat illuminierten Bühne bewies, dass in zurückgenommener Art und Weise das Publikum begeistern kann.

Mit „Four Graces”, einem akustischen Inferno, riss er das Publikum anschließend jäh aus allen Träumen. Nach “So Close To Heaven” kam das hart rockende „Memphis“, bei dem sich auch seine Mitstreiter wieder austoben konnten.

Mit dem sphärischen psychedelischen „Mystic Dream“ kam dann das absolute Highlight der Show. Über knapp 10 Minuten entlockte McGarvey seiner Gibson Les Paul Töne und Klangteppiche, die das Publikum immer wieder ins Staunen versetzen. Filigranes Spiel wechselt mit brachialen Passagen, in denen McGarvey einen Belastungstest für alle Regler und Schalter an seiner Gitarre durchzuführen scheint. Es sei vorweggenommen, die Les Paul hat es überlebt und das Publikum war begeistert.

Nachdem das Trio kurz die Bühne verlassen hatte, kam zunächst Logan Miles Nix alleine auf die Bühne, setzte sich hinter sein Schlagzeug und lieferte ein schon in Richtung Hardrock gehendes Drum Solo ab, in das dann Artha Meadors mit seinem Bass einstieg, um den letzten Song „Joyride“ einzuläuten. Dieser wurde in einer ‚Extended Version‘ den Zuschauern vorgetragen, sodass auch Meadors seine Soloeinlage hatte, den Bass am Gurt durch die Luft schleuderte, um ihn am Ende in die Zuschauer zu halten, damit diese die Saiten anschlagen konnten.

Knapp 100 Minuten waren wie im Fluge vergangen und die Erwartungen der Besucher wurden gänzlich erfüllt. Dies lag neben den gut aufgelegten Künstlern auch am differenziert ausgesteuerten Sound, einer abwechslungsreichen Ausleuchtung der Bühne, aber auch am, wie immer freundlichen Personal des de Bosuil und natürlich dem begeisterungsfähigen Publikum.

Nach der Show standen Ryan & Co. noch am Merchandise-Stand, um Smalltalk zu halten und CDs zu signieren.  Ein Dank auch an Manni Küsters und Ryan McGarvey für die problemlose Akkreditierung sowie die Zeit für ein Interview kurz nach dem Konzert, als auch die Möglichkeit, von der, beim Konzert nicht genutzten Empore, fotografieren zu dürfen.

Line-up The Blues Vaccination:
Stephan Bastiaens (lead vocals)
Tom Renet (electric guitar)
Jules Meuffels (bass)
Erwin Gielen (drums)

Line-up Ryan McGarvey:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Artha Meadors (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Musiekcentrum De Bosuil Weert

Ryan McGarvey – 12.05.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbilder

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Unglaublich, aber wahr. ‚Konzertjunkie‘ Gernot Mangold besuchte einen Tag nach Ryan McGarveys starkem Gig im Schwarzen Adler, glatt auch noch seinen Auftritt im Dortmunder Musiktheater Piano. Hier seine wie immer farbenfrohe Bildergalerie.

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Artha Meadors (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Bilder: Gernot Mangold

Ryan McGarvey
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Ryan McGarvey – 11.05.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Nachdem Ernst Barten ja letzte Woche vor dem saustarken Band Of Friends-Gig die Katze aus dem Sack gelassen hatte, dass mit dem Schwarzen Adler zum Jahresende Schluss ist, sofern sich zeitnah kein Käufer findet, galt es, die sich nun abzeichnende ‚Abschiedstournee‘ in Sachen noch ausstehender Konzerte, ausgiebig zu genießen.

Mit Ryan McGarvey, den ich selbst, zu meiner eigenen Überraschung, letztes Jahr im Rückblick 2018, zum Konzerthighlight des Jahres auserkoren hatte, stand direkt der nächste Hochkaräter an.

Auffällig und positiv zu vermerken war, dass im sehr gut besuchten Adler, diesmal auch recht viele junge Leute vertreten waren. So war ich, ungewohnter Weise, tatsächlich gleich von drei jungen Damen, die vom Alter her, meine Töchter hätten sein können, umsäumt, die sich (vermutlich) brennend für das Gitarrenspiel des aus Albuquerque, New Mexico, stammenden Protagonisten, zu interessieren schienen…

Demnach wurde der Altersdurchschnitt – Bluesfreunde der natürlich wieder überwiegend vertretenen ‚Ü-50 & Mehr‘-Generation mögen mir diese Spitze bitte verzeihen – auf ca. rekordverdächtige 49 Jahre gesenkt. Aber Spaß beiseite, wäre das ein neuer (begrüßenswerter) Trend, wäre dies auch ein vielversprechendes Signal in Richtung potentieller Käufer der Location.

Kommen wir aber nun zum Konzert. McGarvey hatte diesmal auf seinen schon zu früheren Zeiten für ihn aktiv gewesenen Drummer Logan Miles Nix zurückgegriffen, der mit seiner glanzvollen kräftigen Performance, mit zum Gelingen dieser insgesamt schon fast brachial anmutenden Heavy Blues-Vorstellung, erheblich beitrug.

Neu am Bass, Ryans Freund aus Kindertagen, Artha Meadors, der sich am 5-saitigen Bass, ‚mannschaftsdienlich‘ einfügte, und sich McGarveys agiler Körpersprache bei so mancher kraftvollen Passage anpasste (heftiges synchrones Rauf- und Runterschwenken mit den Instrumenten, oft sogar fast bis zum Boden).

Der Gig konnte diesmal quasi in vier Abschnitte unterteilt werden. Der erste Part, den Ryan elektrisch auf einer blues-typischen Gibson ES mit Stücken wie „Surrender“, „Fading Away“, „Right Side Of The Dirt“, „Ain’t Enough Whiskey“ und „Pennies“ bestritt, beinhaltete schon drei Stücke aus dem neuen Album „Heavy Hearted„, das auch im weiteren Verlauf im Mittelpunkt stand.

Dies deutete bereits nicht nur vom Titel her Garveys bluesspezifische Präferenz vorzeitig an, sondern auch, dass der Abend nichts für musikalisch zart Besaitete werden würde. Es ging schon zu dieser frühen Phase, besonders, was seine filigranen und dynamischen Soli anging, furios zur Sache.

Selbst in der sich anschließenden Akustik-Passage mit „Six Feet In The Ground“ (noch im Bandformat) sowie „“My Heart To You“ und „Four Graces“ (jeweils solo), ließ Ryan den Besuchern kaum Zeit zum Durchschnaufen. Atemberaubend sein quirliges Spiel selbst auf der Akustikklampfe, das zum Teil sogar an die fingerfertigen Künste des Al Di Meola-, John McLaughlin- und Paco de Lucía-Trios auf dem legendären „Friday Night In San Francisco“-Album erinnerte.

Die war allerdings nur das Vorspiel für eine einzige Heavy Blues Rock-Schlacht in ‚Phase 3‘, bei der sich vermutlich selbst so mancher Heavy Metal-Fan ungläubig die Augen und Ohren gerieben hätte. Tracks wie „Joyride“, „A Walk In The Rain“, „Memphis“ und das wieder exzessiv zelebrierte McGarvey-Parade-Instrumental „Mystic Dream“ (u. a. mit wildem Herumschalten des Humbucker-Steuerungsschalters in kniender Haltung auf dem Boden als Show-Effekt), mit der nun eingesetzten Gibson Les Paul, waren ein einziger Power- und Genuss-Ritt durch diesen Abschnitt der Setliste.

Bliebe der unweigerliche Zugabenteil. „Blue Eyed Angel Blues“, ein Slowblues, atmosphärisch-progressiv beginnend, wurde in der langen Solo-Passage (Ryan teilweise introvertiert allein spielend) zunächst noch halbwegs songtypisch performt, mündete dann aber in ein, bis zum Abschlussgesang währendes Instrumentalinferno (auch dank der beiden Rhythmusleute). Auch in der sich direkt anschließenden Uptemponummer „Houston“, wurde noch mal alles aus Armen und Fingern herausgeholt, was menschenmöglich war. Atemberaubend!

Fazit: Eine weitere Glanzvorstellung von Ryan McGarvey in Rheinbergs Noch-Blues-Kultstätte, der das Blues-Genre, was Intensität und Härte betrifft, in eine neue Dimension katapultiert zu haben schien! Das Potential für eine ähnliche Erfolgsstory wie die eines Joe Bonamassas, ist hier offenkundig vorhanden.

Und ich wiederhole mich angesichts solch begeisternder Erlebnisse gerne. Diese Abende sollen an der Baerler Straße 96 bald nicht mehr stattfinden? Kaum zu glauben. Aber, lieber Ernst, vielleicht bin ich ja derjenige aus NRW, der den Euro-Jackpot an diesem Wochenende geknackt hat…

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Artha Meadors (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Ryan McGarvey
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Schwarzer Adler

Ryan McGarvey – Heavy Hearted – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Mit „Heavy Hearted“ legt der 33-jährige Ausnahmegitarrist Ryan McGarvey nach dem 2014 erschienenen „The Road Chosen“ nun sein viertes Studiualbum nach. In der zwischenzeit wurde ein feines Live-Werk eingeschoben, was das Warten auf neuen Stoff ein wenig verkürzte.

Nun gelingt McGarvey mit „Heavy Hearted“ ein würdiger Nachfolger. Im Line-up vertraut der aus Albuquerque, New Mexico, stammende Musiker den Instrumentalisten, die ihn vornehmlich in den letzten zwei Jahren begleiteten.

Miles Logan Nix schwingt, wie schon auf allen Vorgängern, die Drumsticks und am Bass glänzt mit Carmine Rojas, ein echter Schwerkaräter, der schon für Musiker wie David Bowie, Tina Turner, Rod Stewart oder im Bereich des Blues, Joe Bonamassa, tätig war. Verstärkt wir das bewährte Trio im Studio von Brant Leeper am Piano.

Nach dem knapp einminütige Intro „Prelude“, einem leicht esoterisch klingenden ruhigen Instrumental, wird man dann vom folgenden „Feelin‘ Like I Do“ jäh aus dem Lehnstuhl gerissen. Wie aus dem Nichts weckt die treibende Gitarre, zu Beginn hinterlegt mit Keyboardklängen, den Zuhörer.

Nix und Rojas sorgen mit zum Teil stampfenden Spiel dafür, dass eine harte Bluesnummer im Stile eines Stevie Ray Vaughan, direkt die Meßlatte für das gesamte Album hochlegt. Im Vergleich zu den älteren Platten macht McGarvey auch gesanglich einen sehr gereiften Eindruck, über die Qualität seines Gitarrenspiels brauchen im Prinzip keine Worte verloren werden, Extraklasse, was er immer wieder, auch in den Folgestücken, in starken und variablen Soli, von rasant bis ruhig getragen, beweist.

Auch das Mitwirken des Tastenspielers Brant Leeper entpuppt sich als sehr positiv, da den Songs so noch eine größere Fülle gegeben wird. Mit „Bright Side Of The Dirt“ geht es im Sinne des harten Blues weiter, während Ryan bei „I Shoulda Known Better“ auch den Old Stile Blues perfekt beherrscht.

Bei „Break My Heart“ besinnt sich der junge Amerikaner wieder auf seine härtere Gangart, welche ihn auch von vielen Bluesmusikern sehr positiv abgrenzt. Mit „Houston“ baut McGarvey ein Instrumental ein, in dem er, rhythmisch unterstützt von seiner Band, praktisch ein vier-minütiges, facettenreiches bluesiges Solo hinlegt.

Im countryumwehten „Six Feet In The Ground“ gelingt es McGarvey, Blues und Country zu verknüpfen. „Ain’t Enough Whiskey“, eine fast schon sentimental klingende Bluesnummer mit dezent sphärischem Gitarrenspiel, welches ein wenig in Richtung Gary Moore geht, beeindruckt durch gefühlvolles Songwriting. Dieser fast schon episch daherkommende Track fühlt sich ein wenig an wie die Hymne der Platte.

Bei „Walk In The Rain“ ist es mit der Ruhe vorbei. Eine satte Bluesnummer mit zum Teil Soli in Hard Rock-Manier. Auch das folgende „Surrender“ ist trotz eher ruhigen Gesangs ein rockender Song, der mit einer unglaublichen Sounddichte imponiert.

„Who Would’ve Thought“, eine schöne Ballade, wird natürlich, sonst wäre es nicht McGarvey-like, mit einem ausladenden, zum Teil heftigen Solo beendet. Was aber besonders beeindruckt, ist der Einstieg in den Song, wo der Protagonist die ersten Riffs einer der schönsten Balladen, die ich kenne, das legendäre „Love Hurts“ von Nazareth, in einer anderen Tonlage nutzt, um einen Spannungsbogen für den Track zu erreichen.

Das instrumentale „Conclusion“ schließt im Stile des Intros, eine ganz starke Paltte ab, in der Ryan seine ganze Spielkunst auffährt und von absoluten Ausnahmemusikern unterstützt wird.

Was soll als Fazit gesagt werden? Absolute Kaufempfehlung der Platte und der Besuch eines der vermutlich im Frühjahr anstehenden Konzerte. Wenn man diese Platte, aber auch die alten Scheiben hört, ist es nicht erstaunlich, dass McGarvey an der ‚Keeping The Blues Alive At Sea‘- Tour teilnimmt und er das Boot mit Musikern wie Joe Bonamassa, Peter Frampton, Joanne Shaw Taylor, aber auch aufstrebenden Künstlern wie King King oder Robert Jon & The Wreck teilt.

McGarveys Auftritt wird mit Sicherheit eines der Highlights dort sein und ich kann mir gut vorstellen, wie bei einem seiner Klassiker, dem phantastischen „Mystic Dream“, die Sonne Ende August im Mittelmeer versinkt. „Heavy Hearted“ entpuppt sich als weiterer Meilenstein in der Blueskarriere Ryan McGarveys.

Eigenproduktion (2018)
Stil: Blues Rock

01. Prelude
02. Feelin‘ Like I Do
03. Right Side Of The Dirt
04. I Shoulda Known Better
05. Break My Heart
06. Houston
07. Six Feet In The Ground
08. Ain’t Enough Whiskey
09. A Walk in the Rain
10. Surrender
11. Who Would’ve Thought
12. Conclusion

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Ryan McGarvey – Live At Swinghouse – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Eine besondere Magie von Blues-Live-Alben besteht häufig darin, dass man ausgiebige Gitarrensoli bewundern kann, die auf Studioproduktionen meistens nur verkürzt zur Verfügung gestellt werden. Als Blues-Musiker mit einer Leidenschaft und Energie zur virtuosen Spielkunst wurde Gitarrist und Sänger Ryan McGarvey in den letzten Jahren mit Auszeichnungen nur so überhäuft.

In allen erdenklichen Kategorien konnte er bereits Preise abräumen: sei es als „bester Gitarrist“ (European Blues Awards 2014 und 2016), als „bester Sänger“ (Albuquerque The Magazine 2011 und 2016) oder als Blues Act Of The Year (The Weekly Alibi 2007-2010).

Drei Studioalben finden sich in der Biographie des 32-jährigen US-Amerikaners. „Live At Swinghouse“ ist somit die erste Live-Scheibe, die er veröffentlicht. Bühnenunterstützung in Los Angeles erfährt er dabei von Carmine Rojas am Bass und Schlagzeuger Logan Miles Nix. Rojas ist als langjähriger Bassist von Joe Bonamassa eine erfahrene Bereicherung und kennt daher die Unterstützung eines dominanten Bandleaders.

Auch hier steht die Solo-Gitarre im Mittelpunkt der gesamten Performance. Die rockigen Starter „Wish I Was Your Man“ und „Texas Special“ bestätigen sofort diesen Eindruck. McGarveys Kunst ist es, ausufernde Stücke nicht langweilig wirken zu lassen, sondern mit sehr viel Power aufzuladen, wie z.B. auf dem 12-Minuten-Track „Prove Myself“. Das raue Desert-Rock Intro zu „Blues Knockin‘ At My Door“ beweist seine unbändige Vielseitigkeit. „Memphis“ ist ein wuchtiger Blues-Song, der Zweifel aufkommen lässt, ob das Gitarrengewitter auf der Bühne tatsächlich nur von einem Gitarristen performt wird.

„Mystic Dream“ ist das absolute Highlight bei den Live-Auftritten des US-Blues-Rockers. Das 20-Minuten Stück vereint seine beispiellose Spielfreude und emotionale Musikalität in brillanter Weise. Auch die Zugabe „Joyride“ vermittelt zum Abschluss nochmals die jederzeitig starke Bühnenpräsenz dieses Musikers.

McGarveys Vorbilder sind dabei von Track zu Track offensichtlich, aber wer kann schon mühelos in die übergroßen Guitar-Footsteps von Blues-Größen, wie Billy F. Gibbons, Joe Bonamassa oder Stevie Ray Vaughan eintreten. Da Ryan Garvey sämtliche Stücke auch durch eigenhändiges Songwriting seinem persönlichen Sound anpassen kann, sind ihm in der Szene mit „Mystic Dream“ und „Memphis“ bereits zwei „Blues-Klassiker“ gelungen.

Die jetzige Live-CD fängt seine Akribie an der Gitarre glänzend ein. „Live At Swinghouse“ ist ein feuriges Blues-Konzert, mit dem Ryan McGarvey sein bisheriges Meisterwerk in der noch jungen Karriere abliefert!

Eigenproduktion (2018)
Stil: Blues Rock

01. Wish I Was Your Man
02. Texas Special
03. Prove Myself
04. Blues Knockin‘ At My Door
05. Little Red Riding Hood
06. My Heart To You
07. Memphis
08. Mystic Dream
09. Joyride (encore)

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Guitar Heroes Festival – 21.-23.09 2018 – Festivalnachlese

(14) HK - Gerds Ansage mit der Laura Cox Band

Die Entschleunigung rasanter Saitenläufe … oder auch Guitar-Heroes irgendwo im Nirgendwo

Es gibt Leute, die pimpen ihr Auto, fliegen in der Weltgeschichte rum, cruisen durch die Weltmeere oder züchten Büffel.

Der Biobäcker Gerhard Lorenzen, seines Zeichen passionierter ‚Musikverrückter‘, kann über solche Anwandlungen vermutlich nur schmunzeln – und veranstaltet seit 2007 Rock- und Blueskonzerte bei sich Zuhause in Joldelund, einer 715-Seelen Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig Holstein. Drei Bundesstraßen und eine Bahnlinie sind jeweils etwa 10km entfernt … wahrlich eine (rock- und bluesmusikalische) Metropole.

Nein, falsche Fährte, was sich zunächst wie beißender Spott liest, entpuppt sich schnell als der (Noch?)Geheimtipp für alle Anhänger rockiger Bluesmusik oder bluesiger Rockmusik und Artverwandtes.

Genau dies wollten diesen Frühherbst ein Genre-Veteranenquartett aus Oldenburg/Bremen genauer unter die Lupe nehmen und starteten an einem Freitag-Vormittag bei viel Wind und aufgewirbeltem Staub – mit einem kleinen Caravan inklusive Vorzelt im Gepäck – zeitig gen Norden eine Fahrt ins vorfreudige Ungewisse.

Nach 3 ½ Stunden problemloser Fahrt (vom Navi – oder Fahrer mal abgesehen) erreichte der Vierer das Ziel irgendwo im Nirgendwo. Das Headquartier von Gerd – auch liebevoll und augenzwinkernd ’Gerds Juke Joint’ genannt – kam zunächst wenig spektakulär rüber (mit Ausnahme eines durch die Wand geknallten Autos), was sich im Laufe des Wochenendes aber noch gehörig ändern sollte.

Also … wohin mit dem Caravan? Ganz einfach … quasi in Gerds „Garten“ … bloß keine Obstbäume beim rangieren beschädigen! Erste Bullies, Wohnmobile und Caravans waren auch bereits vor Ort. Nun noch schnell vor dem drohenden Regen das rollende Schlafklo vernünftig ausgerichtet, Vorzelt enttüdelt und unfallfrei aufgebaut, die Mistral-Sturmverspannung ob der drohenden Nordwinde angebracht, Stühle und Tische aufgeklappt, den Bluetooth-Krawallmacher in Stellung gebracht und schlussendlich die Kühlbox geöffnet … das Joldelunder Festival der etwas anderen Art konnte beginnen!

Warum der etwas anderen Art?

Weil hier ein funkensprühender, glühender, für die Sache brennender Enthusiast mit Familie, Freunden und Gleichgesinnten – ohne jegliche kommerzielle Auswüchse(!) – etwas in atemberaubend privater Atmosphäre auf die Beine stellt, was sich grundlegend vom Zeitgeist unterscheidet … und zwar sehr wohltuend. Hier wird noch das Kredo Entschleunigung bei gleichzeitig beschleunigter Saitenarbeit großgeschrieben. Eine wahrhaft nicht alltägliche Konstellation!

Und so begab sich pünktlich um 19.45 Uhr das erwartungsfrohe Quartett auf den ausgebauten Scheunen-Dachboden des Biobäckers Gerd. Nicht ohne auf dem Weg dorthin einem Getränkewagen, einem Frühstücks- und Imbissbereich und einem Festzelt zu begegnen. Oben angekommen war erst recht Staunen angesagt. Sehr viel Holz, tolle Balkenkonstruktionen (fast wie ein Kirchenschiff!), ganz hinten im Raum ein kleiner Tribünen-Loungebereich, in der Mitte ein großzügiges Theken-Sit-in-Konzept, ein vergleichsweise kleines Mischpult, eine kleine Bühne für einen Kameramann, der sich als Bassist von Lake herausstellen sollte und schließlich der recht schmale Raum vor der eigentlichen Konzertbühne auf der Frontseite der Scheune.

Von dieser Bühne aus begrüßte Punkt 20.00 Uhr das Herz dieser Veranstaltung seine Gäste, gab einen kleinen Ausblick auf kommende Veranstaltungen und kündigte den ersten Act an – ein YouTube-Phänomen aus der Region von Paris … die Laura Cox Band, die letztes Jahr ihr Debütalbum veröffentlicht hatten.

Im Kontext des angekündigten Line-Ups hatte sie es nicht leicht, zumal auch der Sound noch nicht der beste war. Aber sie brachte zusammen mit ihren Mitstreitern am Schlagwerk, Bass und zweiter Gitarre als Opener ordentlich Feuer und Stimmung in die Bude. Insgesamt ließ das Line-Up an diesem Wochenende auf recht rockigen Blues schließen, natürlich gemäß des Veranstaltungstitels explizit Guitar-Solo-lastig.

In diesem Zusammenhang geriet der Vortrag der Laura Cox Band eher zu einer Rock-Party, die auch vor Schlachtrössern wie „Foxy Lady“ (weniger gelungen) und „Jumpin’ Jack Flash“ (deutlich mehr gelungen) nicht halt machte. Es war an diesem Wochenende die einzige Band mit zwei Gitarristen und den am wenigsten ausgeprägten Saitensoli, entsprechend zählte die Kompaktheit und das rockige „Los-Geh“- Potential der meisten Songs.

Eine technisch nicht besonders anspruchsvolle Band, die eher das Herz als das Hirn ansprach und folgerichtig als Anheizer gut Dampf auf den Kessel geben konnte. Die sehr lockere, offene, kommunikative Art von Laura Cox kam überdies sehr gut an. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich der weitere Weg der Dame gestalten wird.

Nach der Umbaupause enterte dann der Niederländer Julian Sas mit seiner derzeit wahrhaftig formidablen Band die kleine Bühne und … räumte auf ganzer Linie ab! Das Publikum und die Musiker befeuerten sich zunehmend in einen Rausch, Gitarre und Orgel (Roland Bakker) wurde nebeneinander, miteinander und gegeneinander viel Raum gelassen, Rob Heijne (Schlagzeug) und Fotis Anagnostou (Bass) hielten nicht nur den Laden zusammen, sondern setzten virtuos und mit enormem Druck auch eigene Akzente, während ihr Chef traumhaft die Saiten nicht nur glühen, sondern vor allem auch „singen“ ließ. Bluesrock, Classic-Rock, Jam-Rock, Boogie-Rock, Rock’n’Roll … es blieben keine Wünsche offen und entsprechend euphorisiert brachte das Publikum die ebenfalls euphorisierte Band noch zu offensichtlich nicht geplanten Zugaben!

Da hatte es dann das erst weit nach Mitternacht auftretende einstige Gitarren-„Wunderkind“ Eric Steckel doch sehr schwer, das Publikum bei der Stange zu halten, zumal er leider keine Taste an Bord hatte und somit nicht ansatzweise das umsetzen konnte, was insbesondere sein derzeit aktuelles Album „Polyphonic Prayer“ verspricht. Immerhin ist Herr Steckel nicht nur ein Saitenartist, sondern auch außerordentlich versiert auf den Tasten unterwegs.

In Joldelund spielte er allerdings als Power-Trio und zerschredderte konsequent jeglichen Song-Ansatz. Schade, denn er hat selbige eigentlich sehr wohl im Repertoire. Für alle selbst aktiven Gitarristen unter uns gab es sicherlich interessante Erkenntnisse, für alle anderen war es zu fortgeschrittener Stunde eher anstrengend und so leerte sich auch unübersehbar das Auditorium.

Am nächsten Vormittag wurde dann zum Frühstück den Bio-Backwaren (gefühlt 15 verschiedene Sorten!) gehuldigt, die in großen Kisten für einen (sehr!) fairen Betrag zur Verfügung gestellt wurden, einschließlich Bio-Kaffee und Bio-Milch. Derart gestärkt ließ das Genre-Veteranenquartett im trotz teilweise unwirtlichen Wetters gemütlichen Vorzelt den Bluetooth-Speaker qualmen, so dass zumindest das ganze Umfeld auf den aktuellsten Stand der (Blues-)Rock/Classic-Rock/Country-Rock/Americana-Neuveröffentlichungen gebracht wurde.

Zusätzlich musizierten ab 14.00 Uhr insgesamt vier regionale Bands im Festzelt um die Gunst der Aufmerksamkeit, was auch sehr achtbar gelang!

Punkt 20.00 Uhr eröffnete dann die Sean Webster Band (UK/NL) den zweiten Abend … und räumte – von vielen unerwartet – gleich zu Beginn ultimativ ab!
Sean Webster, der „erst“ mit 14 Jahren die Gitarre für sich entdeckte und sich dabei von den drei ’Kings’ (Albert, Freddie, B.B.), Mark Knopfler, Robert Cray, Stevie Ray Vaughan, Gary Moore und vor allem Eric Clapton beeinflussen und inspirieren ließ, bestach umgehend mit einem außerordentlich gefühlvollen, gleichwohl energetischen Saitenspiel wie Gesang und präsentierte hochmelodische Songs bis hin zur fantastisch und geradezu beängstigend intensiv vorgetragenen Cover-Version von „I’d Rather Go Blind“ (Etta James).

Das Genre-Veteranenquartett erkannte hier messerscharf den Saitenartisten alter britischer Schule und erfreute sich zusammen mit dem völlig aus den Häuschen geratenen Publikum über eine singende, seufzende, leidende, jubilierende Saitenarbeit und feierte einen Protagonisten, der zu tollen Songs gesanglich sein Innerstes nach außen kehrte.

Unterstützt wurde er dabei von einer niederländischen Band, wobei Ruud Gielen am Schlagwerk und Floris Poesse am Bass ein wunderbar agiles wie federndes Rückgrat bildeten und Hilbrand Bos an der Taste willkommene Akzente setzte.

Insgesamt ein fulminanter Auftritt voller Leidenschaft, Spielfreude, hinreißender Soli und genauso hinreißendem Gesang. Das anfangs noch zurückhaltende Publikum warf zunehmend jegliche Zurückhaltung über Bord und stachelte den sichtlich freudig überraschten Sean Webster und seine Mannen zu absoluten Höchstleistungen an, die in offensichtlich drei gar nicht geplanten Zugaben gipfelten. Im Anschluss wurde der Merchandise-Stand geradezu gestürmt … und das völlig zu Recht!

Da hatte es der Haupt-Act des Festivals, Ryan McGarvey aus Albuquerque, New Mexico, tatsächlich schwer, trotz seiner unbestreitbar exorbitanten Fähigkeiten an den Saiten, das Publikum für sich zu gewinnen. Zu introvertiert und mit deutlich zu vielen elektronischen Spielereien ließ McGarvey seine musikalischen Inhalte zerfasern – sie rieselten quasi wie Sand durch die Finger. Er beeindruckte zwar insgesamt am Spielgerät, schredderte auch keinesfalls in der Manier eines Steckel, hatte ein solides neues Rhythmus-Fundament im Rücken, verlor sich aber leider im Effekte-Nirvana der unendlichen Möglichkeiten eines Ausnahmetalents.

Da brauchte es dann im Anschluss zur Beruhigung diverser Synapsen Nervennahrung. Auch diesbezüglich hatte Gerd außergewöhnliches zu bieten: Die weltbesten (Bio-)Pommes, Bio-Bratwurst, würziger Nacken im Brötchen und an der Theke mit einer keine Wünsche offen lassender Getränkeauswahl schließlich verboten leckere selbstgebackene Teigtaschen in verschiedenen Ausführungen … jegliche Selbstdisziplinierung zwecklos!

Da konnte dann der letzte Act des Abends kommen … wieder nach Mitternacht und diesmal eine gemeinhin selbst in Genre- und Nerdkreisen völlig unbekannte Band namens Snakewater aus Manchester.Einzige Konstante ist hier Sänger und Gitarrist Bobby Grant, der unverhohlen zugibt, dass sein großes Idol Gary Moore ist.

Vom Bandnamen her könnte ja eher die weiße Schlange als Bezugsgröße vermutet werden, stattdessen ertönte zur vorgerückten Stunde bluesgrundierter Classic-Rock, neben erwähntem Herrn Moore eher an Bad Company und Free gemahnend, wobei Bobby Grant explizit Paul Kossoff als seinen weiteren Helden pries. Aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen gab es hier bei allem Rock-Getöse die eine oder andere Songperle (Eigenbau) des gesamten Festivals zu entdecken!

Das „Guitar Heroes Festival“ in Joldelund wäre nicht komplett, gäbe es da nicht das inzwischen wohl legendäre Akustik-Set zum sonntäglichen Frühschoppen. Diesmal hatte Ryan McGarvey solo und ohne doppelten Boden die Ehre und sammelte dann auch prompt mit seiner Akustischen und fulminantem Spiel die Scherben des Vorabends auf, setzte sie wieder zusammen und fand zu seinen Songs zurück. Das anfangs noch ziemlich müde Publikum – diesmal wie in einem kleinen Theater brav sitzend – wachte zunehmend auf, um schließlich aus dem Gestühl zu schießen. Ryan McGarvey sollte zwingend mal eine Unplugged-Platte machen … dieser vormittägliche Auftritt war Dynamit, Weltklasse und bescherte dem Protagonisten dann doch noch verdiente CD-Verkäufe …

… und ließ insgesamt nur einen Schluss zu: Gerd weiß genau, was „seine“ Zielgruppe gerne hören möchte, denn er selbst verkörpert höchstpersönlich selbige geradezu exemplarisch. Ein durch und durch sympathischer Freak, der im Gegensatz zu vielen anderen mit ganz viel Enthusiasmus, Liebe und Engagement etwas aktiv auf die Beine stellt, um den Gegenstand seiner Begeisterung am Leben halten zu können. Nicht verschwiegen sei hierbei, dass dies ohne die Unterstützung seiner Familie und Freunden sicherlich nicht möglich wäre.

Deshalb sei an dieser Stelle auch darauf hingewiesen, dass es von „Guitar Heroes in Joldelund“ sogar ein Independent-Movie in Kinolänge gibt, welches als eine Art Dokumentation wunderbar den Spirit dieser Veranstaltung veranschaulicht. Gerd sucht latent und fortwährend nach Möglichkeiten, diesen Film präsentieren zu können.

Das Genre-Veteranenquartett jedenfalls ruft uneingeschränkt zu jeder möglichen Unterstützung auf!

(Unser Dank gilt besonders auch Gerhard Harder für das zur Verfügung stellen seiner Fotos!)

Text: Olaf Oetken
Fotos: GH (Gerhard Harder) und HK (Henry Klompmaker)

Gerd’s Juke Joint
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Ryan McGarvey – 14.09.2018, Blues, Rhede – Konzertbericht

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Leck mich an de Söck, würde der Rheinländer spontan über diesen Abend im westfälischen Rhede sagen. Da war der aus Albuquerque, New Mexico, stammende Ryan McGarvey im örtlichen blues wieder zu Gast, um dort nach  der Sommerpause die restliche Konzertphase des Jahres einzuläuten.

Und wie! Vor gut zwei Jahren, als er an gleicher Stelle mit dem prominenten Bassisten Carmine Rojas und Antoine Hill seine Künste zum Besten gab, war ich, ehrlich gesagt, ziemlich enttäuscht. Ein mauer Sound, ein blasser Auftritt, gernervt wirkende Musiker, da hatte ich mir im Vorfeld nach den Preisungen des Kollegen Gernot, deutlich mehr versprochen.

In der Zwischenzeit hatte der Protagonist noch den Tod seines Vaters verkraften müssen und  dadurch bedingt geplante Termine hier absagen müssen. Er scheint aber mittlerweile seine Trauer in neue Energie und schöpferische Kraft umgemünzt zu haben. Eine neue Studio-CD steht für November in den Startlöchern als auch jetzt eine intensive Europa-Tournee mit so einigen (noch anstehenden) Konzerten in Deutschland.

Gestern Abend im Rheder Blues war alles anders. Um es vorwegzunehmen, ein grandioser Gig, der am Ende ganz sicher zu den Top 5 meines Konzertrankings zählen, vielleicht sogar ganz vorne liegen wird, obwohl ich eigentlich gar nicht der Typ für monströse E-Gitarrenkünste bin.

Woran lag es? Ein ganz klarer Grund war die neue Besetzung mit dem agilen Waliser Jung-Schlagzeuger Ollie Harding und dem furios abgehenden Bassisten c (u. a. Blind Guardian, Steve Fister), den ich zwar schon mal bei Michael Lee Firkins in der Band erlebt hatte, aber mit dieser unglaublichen Energie, so nicht in Erinnerung hatte. Kam mir fast vor wie ein von einer Tarantel gestochener Gerry McAvoy…

Fulminant, was der vielbeschäftigte Niederländer auf seinem Instrument da ablieferte. Pumpen, Knarzen, Peitschen, mal mit Plektron, dann mit Zupfen, dazu herrliches Posing in bester Heavy Metal-/Hard Rock-Manier und eine sympathische, freudige Ausstrahlung, die natürlich auch beim Rest-Publikum bestens ankam. Das war Weltklasse! Ich kann mich kaum erinnern, mal eine solche Intensität in Sachen Tieftöner erlebt zu haben.

Diese megastarke Rhythmusfraktion färbte natürlich auch auf den Fronter ab, der seine beiden Arbeitsgeräte, eine Gibson Les Paul und eine Stratocaster, einer höchst-intensiven Nutzung unterzog. McGarvey zeigte im Prinzip, alles was so an handwerklichen (Soli, Slide) Spielereien und Effekten (u. a. Hin- und Herklickern am Stellknopf seiner Les Paul,  Wedeln am Verstärker, etc.) möglich ist, bis zum mit den Zähnen und auf dem Rücken spielen, bei der zweiten Zugabe  „Hey Joe“ in der besten Version, die ich je von diesem Stück live erlebt habe. Selbst sein eher zurückgenommener Gesang kam mir deutlich verbessert vor.

Auch die Songs, vom Opener „Feeling Like I Do“ an, über Sachen wie u. a. dem energiegeladenen Slow Blues „Ain’t Enough Whiskey“, „Prove Myself“,  dem quirligen Instrumental „Texas Special“, der schönen Ballade „My Heart To You“, „Blues Knockin‘ At My Door“,  dem vehement shuffelnden „Joyride“, dem Stampfer „Memphis“ bis hin zu seinem Paradestück „Mystic Dream“ (in einer 20-Minuten-Version) überzeugten in ihrer Vielfalt, ungemeinen Power und Stringenz.

Selbst bei den beiden Zugaben „Who Would’ve Thought“ und dem erwähnten „Hey Joe“ ging das Trio bis an seine Grenzen und wuchs förmlich über sich hinaus. Klar, dass McGarvey, Harding und Courbois für Ihren glänzenden Auftritt nahezu frenetisch gefeiert wurden, der dann am Merchandising-Stand mit den Smalltalks, Autogrammen und Selfies noch seine Fortsetzung fand.

Barend Courbois erzählte uns noch draußen bei einer Zigarette, dass die drei sich erst seit vier Tagen kennen würden und nur zweimal kurz zusammen geprobt hatten. Angesichts der gezeigten Leistungen – der helle Wahnsinn! Wer, was die nächsten Termine des Trios betrifft, Zeit hat oder noch unschlüssig sein sollte, dem sei von unserer Seite wärmstens ein Besuch empfohlen. Das ist mega-dynamischer Heavy Blues Rock der Extraklasse!

Vielen Dank auch an blues-Chef André Knoch für einen unvergesslichen Abend!

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, electric and slide guitar)
Barend Courbois (bass)
Ollie Harding (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Blues Rhede
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Ryan McGarvey – 27.05.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Ryan McGarvey machte mit seiner Band, wie bei jeder Tour auch diesmal Station im Rheinberger Schwarzen Adler. Begleitet wurde er dabei von Carmine Rojas am Bass, der auch bei der letzten Tour in 2016 den Tieftöner bearbeitete und Logan Miles Nix an den Drums, der diesmal wieder mit von der Partie war. Ich erinnere mich noch an das letzte Konzert in 2016 in Rhede, als Rojas ziemlich ärgerlich über den Sound war.

Diesmal im Adler stimmte alles. Schon bei den ersten Bassanschlägen und im Gitarrensound waren die Töne sehr differenziert und klar erkennbar. Auch die mit den Jahren kräftiger gewordene Stimme McGarveys war gut ausgesteuert, sodass alle wichtigen Elemente entsprechend abgebildet wurden. Hier schon ein Kompliment an den Soundmixer, der an diesem Abend einen entsprechenden Anteil am Gelingen des Konzertes hatte. Auch lichttechnisch war die Bühne gut ausgeleuchtet. Alle Musiker und das Bespielen der Instrumente waren somit bestens zu erkennen.

Schön, dass McGarvey fast pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne betrat und nach einer zunächst kurzen Begrüßung mit „Little Red Riding Hood“, mit ziemlich hard-rockendem Blues direkt für die entsprechende Stimmung im Saal sorgte. Das folgende „Feeling Like I do“ spiegelte auch die emotionale Situation McGarveys an dem Abend wieder. In mehreren Ansagen zwischen den Songs ließ er erkennen, mit welcher Freude er den Schwarzen Adler mit seinem begeisterungsfähigen Publikum einen erneuten Besuch abstattete.

McGarvey begeisterte in den Songs mit ausladenden Soli, auf den Grundlagen der Rhytmussektion um Carmine Rojas, der schon bei Größen wie David Bowie, Tina Turner, Rod Stewart oder Joe Bonamassa den Bass spielte. Bei seiner Vorstellung und McGarveys Lob für dessen Arbeit bei anderen Künstlern, konnte man den Stolz in Rojas Gesicht ablesen, er stellte aber sehr eindeutig klar, dass an diesem Abends McGarvey der Protagonistist. Logan Miles Nix stellte McGarvey als einen seiner besten Freunde und großartigen Musiker vor und sagte augenzwinkernd, dass er von diesem für jedes Kompliment fünf Dollar bekäme. Seine Fähigkeiten durfte Mix dann auch in einem mehrminütigen Schlagzeugsolo beweisen.

Im Laufe des Konzertes spielte McGarvey Songs aller seiner bisher erschienen drei Studiowerke. Im Gepäck hatte er diesmal ein jetzt veröffentlichtes Livealbum, wobei er eine Spur härter spielte als auf den vorherigen Touren. Die akustische Gitarre, die sonst immer in zwei bis drei Songs ausgepackt wurde, hatte er diesmal nicht dabei. Es kamen nur eine  Fender Stratocaster und die Gibson Les Paul zum Einsatz.

Mit „Pennies“, „Drunken Dreams“ und „My Heart To You“, das er in seiner Anmoderation den Besuchern im Adler widmete, performte er aber auch einige etwas ruhigere Bluessongs, die als Verschnaufpause während des energiegeladenen Auftritts dienten.

Nach etwa 80 Minuten fragte McGarvey seine Audienz, ob es einen Heavy-Song haben will, was lautstark bejaht wurde. Es folgte „Memphis“, das ein Finale-Furioso einläutete. Mix wirbelte an den Drums, dass man den Sticks kaum noch folgen konnte (einige verschlissene landeten als Souvenirs im Publikum), Rojas bearbeitete den Bass sowohl mit Härte als auch mit Eleganz und McGarvey spielte, wie gefordert, seine Gibson im Hardrockstil. Ein Großteil der Besucher rockte im Saal mit. Selten habe ich eine so ausgelassene Stimmung im im bunt gemischten Adler-Publikum erlebt.

Es waren viele jüngere und auch mehr weibliche Fans als sonst im Adler. Ob die Zusammensetzung an McGarveys Generationen-übergreifendem Blues-Stil oder an seinem recht jungen Alter für einen Bluesmusiker lag, war hier die Frage. Nach dem Knaller „Memphis“ wurde es psychedelisch. Es folgte das Instrumental „Mysic Dream“, einer meiner Lieblingssongs von ihm. Beginnend, eher ruhig mit orientalischen Klängen, steigerten Ryan und Band das Tempo, um samt infernalischen Soli schließlich im Led Zeppelin-Klassiker „Kashmir“ zu landen.

Beendet wurde die Version von „Mystic Dream“ schließlich damit, dass McGarvey alle Regler und Schalter an der Gibson, wie ein Gitarrenfetischist sagen würde, maltetrierte. Meiner Meinung nach zeigte McGarvey nur auf, welche Töne man einer Gitarre entlocken kann. Nach etwa 15 Minuten war der mystische Traum, wie auch das Konzert, zunächst leider beendet.

Mit Ovationen und Zugaberufen wurde das Trio verabschiedet, Der Musiker aus New Mexico betrat angesichts der ausgelassenen Stimmung zunächst alleine die Bühne, um ein Intro zu spielen, welches immer näher an den Rory Gallagher Klassiker „A Million Miles Away“ heranlangte. Nix und Rojas stießen dann dazu, um zum Ende noch einen emotionalen Höhepunkt beizusteuern, eben diesen vielsagenden Song eines der größten Bluesmusiker aller Zeiten.

Klasse war dabei die Passage, bei der sich McGarvey an der Gibson Les Paul und Rojas  eine kleine Soloschlacht lieferten. Es handelte sich dabei lobenswerter Weise nicht um einen Abklatsch des Liedes, sondern um eine Version im typisch leicht psychedelischen McGarvey-Gewand. Nach knapp zwei Stunden verabschiedete sich die Band nun endgültig von einem begeisterten Publikum.

McGarvey, Rojas und Nix gelang es, den Bluestempel am Niederrhein, den Schwarzen Adler, zu begeistern und einen schönen Ausklang der Pfingstferien zu gestalten. Mit etwa 170 Besuchern war der Adler zwar nicht ausverkauft, aber doch recht gut gefüllt, was eventuell dem Termin in den Ferien und dem Wetter geschuldet war. Der Stimmung tat dies aber letztendlich keinen Abbruch.

Nach dem Konzert fand sich die Band noch am Merchandise-Stand ein, um den zahlreichen Autogrammwünschen nachzukommen. Jeder der Musiker nahm sich auch noch die Zeit für einen Smalltalk während die Autogramme geschrieben wurden. Diesmal war aber die herausragende Stellung von Rojas klar zu erkennen. Einige der Fans ließen sich nicht nur McGarvey-Platten signieren, sondern hatten auch verschiedenste, alte David Bowie-Schätze zum Unterzeichnen dabei.

Ich selbst kann mich noch an eine Bowie-Tour kurz nach „Lets Dance“ und eine Auftritt des Briten bei Rock am Ring, im Rahmen von „Glassspider“ erinnern, wo Rojas den Bass bediente. Das ist jetzt knapp 30 Jahre her, McGarvey war da noch nicht geboren.

Wer noch Zeit hat, sollte es sich nicht entgehen lassen, eines der noch ausstehenden Konzerte der Springtour 2018 zu besuchen. Ein Dankeschön auch an Ernst Barten für die kurzfristige Akkreditierung und sein Adler-Team, das durch seine freundliche Art, auch einen großen Anteil zum Gelingen des Abends beitrug.

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Carmine Rojas (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

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Schwarzer Adler

Ryan McGarvey – 24.09.2016, Blues, Rhede – Konzertbericht

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Unser Trip zum Ryan McGarvey-Gig im Rahmen seiner ‚The Road Chosen-European Tour‘ im Rheder Blues war für mich aus zwei Gründen eine Reise ins Ungewisse. Zum einen bin ich, von Lebtag an, noch nicht in dieser, im westlichen Münsterland gelegenen Stadt (eigentlich gar nicht allzu weit von meinem Heimatort Rheinberg gelegen) gewesen, zum anderen ist der Protagonist des Abends, in musikalischer Hinsicht, auch absolutes Novum. Ich hatte ihn weder bisher live erlebt, noch besitze ich einen seiner Tonträger.

Kollege Gernot hatte ihn in solch hohen Tönen, beharrlich angepriesen, dass ich mich letztendlich überzeugen ließ, zumal McGarveys Abstammung aus Albuquerque, New Mexico, trotz seiner klaren Verankerung im Blues Rock, mir ein gewisses Southern-Flair suggerierte. Ich hatte mich dann, entgegen meiner sonstigen Art, bewusst dafür entschieden, mal völlig unvorbereitet in den Gig zu gehen, um den designierten Blues-(Rock-) Wunderknaben, absolut unvoreingenommen beurteilen zu können.

Unsere Reise führte uns dann hinter Wesel, an sich endlos aneinander reihen zu scheinenden, großzügig umlandeten, zum Teil mit stattlichen Eigenheimen bestückten, Gehöften vorbei. In mir als Miete zahlendem Angestellten, kam sofort ein tiefes Mitgefühl für die offensichtlich von immer mehr akuter Armut bedrohte Bauernschaft hoch und weckte spontanes Verständnis, für den steten Ruf der Zunft, nach weiteren Agrar-Subventionen…

Irgendwann tat sich dann der gepflegte Randbezirk des Städtchens auf und nach kurzer Zeit erreichten wir einen wunderschönen, von pulsierendem Leben begleiteten Ortskern. Inmitten dieses beschaulichen Treibens lag auch das Blues, ausgestattet mit einer einladend wirkenden Vorterrasse. Auch im Inneren konnte die mit weitläufiger Theke, relativ überschaubarem Stagebereich mit sehr kleiner Bühne (mit vielen tollen Künstlerbildern an den Wänden verziert) und einer weiteren Sichtebene in einer höher liegenden Etage, versehene Location, überzeugen.

McGarvey  und seine beiden Mitstreiter, Bass-Legende Carmine Rojas und Drummer Christopher Antoine Hill,  stiegen kurz nach Neun mit dem slideträchtigen „Blues Knockin‘ At My Door“ in den Set ein. Das war schon mal, aus der Sicht unseres Magazins, ein Auftakt nach Maß. Auch das folgende, atmosphärische „All The Little Things“ wurde von Ryan mit einer Gibson Firebird abgewickelt.

Für „Starry Night“ wechselte er zur Stratocaster, dem sich ein Bakersfield-umwehtes Instrumentalintro („Texas Special“) anschloss, das in einen Lenny Kravitz-angehauchten shuffligen Stampfer namens „Wish I Was Your Man“ vom aktuellen Album mündete. Grandios der klasse performte Slow Blues „Blue Eyed Angels Blues“, bei dem Ryan sein filigranes Können auslebte und Kollegen Gernot, in allerlei Posen, ordentlichen Stoff zum Fotografieren offerierte. Tolle Nummer!

Das knallharte „Little Red Riding Hood“, das brandneue Stück „Break My Heart“, die knackig rockenden „My Heart To You“ und „Drunken Dreams“ (fettes Finale) standen im Zeichen einer Les Paul-Gitarre. Ein Wermutstropfen war schon zu diesem Zeitpunkt einige technische Probleme und der schlecht ausgesteuerte Sound, der McGarveys Stimme nur sehr unterschwellig klingen ließ und den eigentlichen Superstar des Abends, den sich generös in den Dienst des Protagonisten stellenden Carmine Rojas (David Bowie, Rod Stewart, Joe Bonamassa), zu einigen, fast schon genervt wirkenden Gesten Richtung Mischpult veranlasste. Es besserte sich leider nichts. Trotzdem zogen sie natürlich den Gig weiter spielfreudig und routiniert durch. Auch das Publikum ließ sich nicht von seiner allgemeinen Begeisterung abbringen.

Der wieder mit seiner Firebird performte Blues „Memphis“ war dann der Vorbote für das von Gernot angepriesene (angedrohte) Paradestück „Mystic Dream“ mit integrierten Led Zeppelinschen „Kashmir“-Einflechtungen. Es wurde dann auch mit psychedelischem Gitarrengewitter zur erwarteten, knapp viertelstündigen Nervenprobe meinerseits. Aber Spaß beiseite, auch wenn solch eine Nummer nicht zu meinen Favoriten zählt, offenbarte sie doch die instrumentelle Klasse des Trios.

Den vehementen ‚Zugabe‘-Forderungen des frenetisch jubelnden Rheder Publikums folgte noch recht kompakt, das Hendrixsche „Spanish Magic Castle“. Nach knapp zwei Stunden Spielzeit, verabschiedeten sich McGarvey, Hill und Rojas, um dann nach kurzer Zeit, am Merchandising-Stand weitere Akquise und Sympathie-Werbung zu betreiben. So signierten sie auch noch ein paar von Gernots, vor kurzem im Schwarzen Adler, geschossene Bildern, die er auf beeindruckende dickwandige DIN A3-formatige Platten hatte konvertieren lassen.

Insgesamt ein gelungener McGarvey-Abend mit tollen und sehr sympathischen Musikern, klasse Stimmung und angenehmen Ambiente, mit dezenten Abzügen in der B-Note wegen dem wenig transparenten Sound. Vielen Dank an Tour-Manager Manni Küsters für die problemlose Akkreditierung.

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Carmine Rojas (bass)
Christopher Antoine Hill (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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