Ryan McGarvey – 27.05.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Ryan McGarvey machte mit seiner Band, wie bei jeder Tour auch diesmal Station im Rheinberger Schwarzen Adler. Begleitet wurde er dabei von Carmine Rojas am Bass, der auch bei der letzten Tour in 2016 den Tieftöner bearbeitete und Logan Miles Nix an den Drums, der diesmal wieder mit von der Partie war. Ich erinnere mich noch an das letzte Konzert in 2016 in Rhede, als Rojas ziemlich ärgerlich über den Sound war.

Diesmal im Adler stimmte alles. Schon bei den ersten Bassanschlägen und im Gitarrensound waren die Töne sehr differenziert und klar erkennbar. Auch die mit den Jahren kräftiger gewordene Stimme McGarveys war gut ausgesteuert, sodass alle wichtigen Elemente entsprechend abgebildet wurden. Hier schon ein Kompliment an den Soundmixer, der an diesem Abend einen entsprechenden Anteil am Gelingen des Konzertes hatte. Auch lichttechnisch war die Bühne gut ausgeleuchtet. Alle Musiker und das Bespielen der Instrumente waren somit bestens zu erkennen.

Schön, dass McGarvey fast pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne betrat und nach einer zunächst kurzen Begrüßung mit „Little Red Riding Hood“, mit ziemlich hard-rockendem Blues direkt für die entsprechende Stimmung im Saal sorgte. Das folgende „Feeling Like I do“ spiegelte auch die emotionale Situation McGarveys an dem Abend wieder. In mehreren Ansagen zwischen den Songs ließ er erkennen, mit welcher Freude er den Schwarzen Adler mit seinem begeisterungsfähigen Publikum einen erneuten Besuch abstattete.

McGarvey begeisterte in den Songs mit ausladenden Soli, auf den Grundlagen der Rhytmussektion um Carmine Rojas, der schon bei Größen wie David Bowie, Tina Turner, Rod Stewart oder Joe Bonamassa den Bass spielte. Bei seiner Vorstellung und McGarveys Lob für dessen Arbeit bei anderen Künstlern, konnte man den Stolz in Rojas Gesicht ablesen, er stellte aber sehr eindeutig klar, dass an diesem Abends McGarvey der Protagonistist. Logan Miles Nix stellte McGarvey als einen seiner besten Freunde und großartigen Musiker vor und sagte augenzwinkernd, dass er von diesem für jedes Kompliment fünf Dollar bekäme. Seine Fähigkeiten durfte Mix dann auch in einem mehrminütigen Schlagzeugsolo beweisen.

Im Laufe des Konzertes spielte McGarvey Songs aller seiner bisher erschienen drei Studiowerke. Im Gepäck hatte er diesmal ein jetzt veröffentlichtes Livealbum, wobei er eine Spur härter spielte als auf den vorherigen Touren. Die akustische Gitarre, die sonst immer in zwei bis drei Songs ausgepackt wurde, hatte er diesmal nicht dabei. Es kamen nur eine  Fender Stratocaster und die Gibson Les Paul zum Einsatz.

Mit „Pennies“, „Drunken Dreams“ und „My Heart To You“, das er in seiner Anmoderation den Besuchern im Adler widmete, performte er aber auch einige etwas ruhigere Bluessongs, die als Verschnaufpause während des energiegeladenen Auftritts dienten.

Nach etwa 80 Minuten fragte McGarvey seine Audienz, ob es einen Heavy-Song haben will, was lautstark bejaht wurde. Es folgte „Memphis“, das ein Finale-Furioso einläutete. Mix wirbelte an den Drums, dass man den Sticks kaum noch folgen konnte (einige verschlissene landeten als Souvenirs im Publikum), Rojas bearbeitete den Bass sowohl mit Härte als auch mit Eleganz und McGarvey spielte, wie gefordert, seine Gibson im Hardrockstil. Ein Großteil der Besucher rockte im Saal mit. Selten habe ich eine so ausgelassene Stimmung im im bunt gemischten Adler-Publikum erlebt.

Es waren viele jüngere und auch mehr weibliche Fans als sonst im Adler. Ob die Zusammensetzung an McGarveys Generationen-übergreifendem Blues-Stil oder an seinem recht jungen Alter für einen Bluesmusiker lag, war hier die Frage. Nach dem Knaller „Memphis“ wurde es psychedelisch. Es folgte das Instrumental „Mysic Dream“, einer meiner Lieblingssongs von ihm. Beginnend, eher ruhig mit orientalischen Klängen, steigerten Ryan und Band das Tempo, um samt infernalischen Soli schließlich im Led Zeppelin-Klassiker „Kashmir“ zu landen.

Beendet wurde die Version von „Mystic Dream“ schließlich damit, dass McGarvey alle Regler und Schalter an der Gibson, wie ein Gitarrenfetischist sagen würde, maltetrierte. Meiner Meinung nach zeigte McGarvey nur auf, welche Töne man einer Gitarre entlocken kann. Nach etwa 15 Minuten war der mystische Traum, wie auch das Konzert, zunächst leider beendet.

Mit Ovationen und Zugaberufen wurde das Trio verabschiedet, Der Musiker aus New Mexico betrat angesichts der ausgelassenen Stimmung zunächst alleine die Bühne, um ein Intro zu spielen, welches immer näher an den Rory Gallagher Klassiker „A Million Miles Away“ heranlangte. Nix und Rojas stießen dann dazu, um zum Ende noch einen emotionalen Höhepunkt beizusteuern, eben diesen vielsagenden Song eines der größten Bluesmusiker aller Zeiten.

Klasse war dabei die Passage, bei der sich McGarvey an der Gibson Les Paul und Rojas  eine kleine Soloschlacht lieferten. Es handelte sich dabei lobenswerter Weise nicht um einen Abklatsch des Liedes, sondern um eine Version im typisch leicht psychedelischen McGarvey-Gewand. Nach knapp zwei Stunden verabschiedete sich die Band nun endgültig von einem begeisterten Publikum.

McGarvey, Rojas und Nix gelang es, den Bluestempel am Niederrhein, den Schwarzen Adler, zu begeistern und einen schönen Ausklang der Pfingstferien zu gestalten. Mit etwa 170 Besuchern war der Adler zwar nicht ausverkauft, aber doch recht gut gefüllt, was eventuell dem Termin in den Ferien und dem Wetter geschuldet war. Der Stimmung tat dies aber letztendlich keinen Abbruch.

Nach dem Konzert fand sich die Band noch am Merchandise-Stand ein, um den zahlreichen Autogrammwünschen nachzukommen. Jeder der Musiker nahm sich auch noch die Zeit für einen Smalltalk während die Autogramme geschrieben wurden. Diesmal war aber die herausragende Stellung von Rojas klar zu erkennen. Einige der Fans ließen sich nicht nur McGarvey-Platten signieren, sondern hatten auch verschiedenste, alte David Bowie-Schätze zum Unterzeichnen dabei.

Ich selbst kann mich noch an eine Bowie-Tour kurz nach „Lets Dance“ und eine Auftritt des Briten bei Rock am Ring, im Rahmen von „Glassspider“ erinnern, wo Rojas den Bass bediente. Das ist jetzt knapp 30 Jahre her, McGarvey war da noch nicht geboren.

Wer noch Zeit hat, sollte es sich nicht entgehen lassen, eines der noch ausstehenden Konzerte der Springtour 2018 zu besuchen. Ein Dankeschön auch an Ernst Barten für die kurzfristige Akkreditierung und sein Adler-Team, das durch seine freundliche Art, auch einen großen Anteil zum Gelingen des Abends beitrug.

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Carmine Rojas (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Ryan McGarvey
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