Henrik Freischlader – 11.10.2023 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Mit dem 2022 erschienenen Album „Recorded By Martin Meinschäfer II“ kehrte Henrik Freischlader wieder zurück zum rauheren rockigen Blues und spielte erst kürlich ein Livealbum „Studio Live Sessions“ als Quartett ein. Schon beim instrumentalen Intro wird deutlich, dass Freischlader und seine Band wieder beim schnörkellosen Blues angekommen sind. Dass Freischlader zur Spitze der Bluesmusiker in Deutschland gehört, beweist er eindrucksvoll beim etwa 120 minütigen Konzert im gut gefüllten Musiktheater Piano.

So ist es wenig überraschend, dass von Beginn an eine super Stimmung herrscht, die sichtbar von den Musikern aufgesogen wird. Dies macht sich auch bei den Ansagen zu den Stücken bemerkbar, wo Freischlader über die Entstehung von Songs redet, z. B., dass ein Beziehungsende die Grundlage für „Disappointed Woman“ war. Ansonsten lässt er seine Gitarren reden, flechtet starke Soli in die Stückes ein und lässt seinen Musikern in einigen jammenden Phasen auch genug Spielraum, ihre Klasse zu offerieren.

Neben Freischlader ist Keyboarder Moritz Furhop auf dem unteren Teil der Bühne platziert und zeigt bei einigen Soli seine Klasse. Stark, wie er sich bei mehreren Songs, mit Freischlader die Noten wechselweise zuspielt, ansonsten aber für einen vollen Sound mit seiner Hammond Orgel sorgt.

Im hinteren, erhöhten Teil der Bühne steht die Rhythmusfraktion mit Armin Alic am Bass und Hardy Fischötter an den Drums, die gewissermaßen die beiden anderen durch ihren vorgebenden Takt vorantreiben. Bei einem Solopart, den zunächst Alic und Fischötter gemeinsam beginnen, können Freischlader und Furhop neben der Bühne ein paar Minuten Pause machen, später gesellt sich auch Alic dazu, als Fischötter alleine den Saal zum Mitklatschen bringt.

Auch die neuen Tracks wie „Free“, das direkt nach dem Intro gespielt wird und „The Question“ kommen beim Publikum sehr gut an, wobei Freischlader aber auch einiges aus älteren Zeiten spielt, wie das bereits angeführte „Disappointed Woman“ oder die Zugabe „Bad Dreams“.

Knapp zwei Stunden vergehen so wie im Fluge und Freischlader hat seinen Fans das gegeben, was sie haben wollten; einen Klasse Blues-Abend, an dem auch Markuz Wallach seinen Anteil hatte, der in einem etwa 30 minütigen Support mit Akustikgitarre, Mundharmonika und Loopstation verdientermaßen weitaus mehr als einen höflichen Applaus einheimste.

Wer Henrik Freischlader in Dortmund nicht sehen konnte, kann ihn am 04.11. im Rahmen der Leverkusener Jazztage mit Beth Hart nochmals bewundern.

Line-up:
Henrik Freischlader– lead vocals, guitars
Moritz Furhop– hammond organ
Armin Alic – bass
Hardy Fischötter – drums

Text & Bilder: Gernot Mangold

Henrik Freischlader
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Musiktheater Piano

Layla Zoe – The World Could Change – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Eine mit 24 Terminen eng gestrickte Tournee quer durch Deutschland und Österreich verspricht für Blues Rock-Fans im Frühjahr 2023 ein echtes Konzerterlebnis: die kanadische Sängerin Layla Zoe – inzwischen in Westeuropa zu Hause – wird ihr neues Album “The World Could Change” live präsentieren. Zoe ist bekannt für ihre leidenschaftlichen und mitreißenden Auftritte. Die vorliegende Scheibe bietet dabei weitaus mehr als nur das notwendige Material für die Bühnen-Performance, sie macht geradezu neugierig auf die Konzert-Präsenz der sehr produktiven Blues-Lady.

Auch dieser 14. Longplayer seit 2006 ist mit 12 neuen Songs und 72 Minuten Spielzeit randvoll gepackt. Die wiederbelebte Kooperation mit dem Wuppertaler Blues Rock-Gitarristen Henrik Freischlader, die bereits 2013 u. a. das Top-Album “The Lily” hervorbrachte, hat sich auch bei “The World Could Change” als äußerst kreativ erwiesen: Poetische Lyrics von Zoe, wie geschaffen für die Musik von Freischlader, der ebenfalls für Gitarre, Bass, Schlagzeug und die Produktion zuständig war, sowie den Orgel-Sound von Moritz Fuhrhop und das technische Fingerspitzengefühl von Toningenieur (und Musiker) Martin Meinschäfer.

Es entstand ein ausgesprochen faszinierendes Studiowerk, maßgeschneidert für die immer elegant, charismatische und alles beherrschende Ausnahmestimme von Layla Zoe. Die in Kombination aus unterschiedlichen Stil-Modulen von Rock und Blues bis Soul und Folk variantenreich komponierten Songs bieten Zoe ausgiebig Gelegenheit, ihre genre-übergreifenden Vocal-Fähigkeiten in unnachahmlicher Perfektion auszugestalten, oft in einer natürlichen Wechselbeziehung mit den feinfühligen Guitar-Reflektionen Freischladers.

Mit dem Opening-Track “Dark Heart“ und einer ausdrucksstarken Blues Rock-Voice beginnt die gebürtige Kanadierin. Die Faszination ihrer Stimmgewalt kennzeichnet und erschließt starke Rock-Nummern, wie bei “Honey Pie”, “Watch What You’re Doing” oder beim explosiv getriebenen Titel “Jasmine”, artikuliert sich gleichermaßen angenehm weich (in der Ballade “Praying Kind”), wunderbar mitfühlend (im herrlichen Song “Brother”) oder feinsinnig ausgeglichen in “Baby Bird”.

Die sanfte Freundlichkeit einer eloquenten Erzählerin kommt bei “We’re All The Same” voll zur Geltung und wird in ihrer stimmlichen Zärtlichkeit beim letzten Titel (“Shine Brightly“) folk-song-artig zur akustischen Gitarre nochmals übertroffen. Aus dem kleinen Kreis brillant-talentierter Blues Rock-Sängerinnen bieten sich von Billie Holiday über Patti Smith oder Beth Hart und natürlich Janis Joplin nur wenige Vergleiche an, die ebenso in ihrer Besonderheit eine individuelle musikalische Identität entwickelten.

Mit ihrem neuen Album “The World Could Change” und dem absolut energiegeladenen Titelsong rechtfertigt Layla Zoe erneut ihre führende Position unter den europäischen Blues-Ladies. In ihrer alten kanadischen Heimat hat die renommierte Toronto Blues Society einen stolzen Beitrag zum Longplayer veröffentlicht. Die Möglichkeit, Layla Zoe und die Songs von “The World Could Change” live zu erleben, wird in Kürze allen Blues Rock-Enthusiasten und solchen, die es werden wollen, auf Konzerten in der SoS-Region geboten.

Cable Car Records (2022)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Dark Heart
02. Honey Pie
03. Praying Kind
04. The World Could Change
05. The Man Behind The Curtain
06. Brother
07. Watch What You’re Doing
08. The Truth Song
09. Baby Bird
10. Jasmine
11. We’re All The Same
12. Shine Brightly

Lalya Zoe
Cable Car Records

Richard Bargel – Dead Slow Stampede – CD-Review

Review: Michael Segets

Beim ersten Blick auf das Digi-Pack der CD von Richard Bargel gingen mir spontan zwei Dinge durch den Kopf. Bei dem einen Gedanken wundere ich mich über mich selbst, da ich ihn vor zwei Jahren noch nicht gehabt hätte: Auf dem Cover sieht man Bargel, einen älteren weißen Mann mit geflochtenen Zöpfen. Ist das eine Rasta-Frisur? Ist das politisch korrekt oder kulturelle Aneignung? Ich mische mich in die Diskussion nicht ein, sondern konzentriere mich auf die Musik, auf die es hier ja letztlich ankommt.

Bevor ich das tue, aber noch schnell zu meinem zweiten Gedanken: Toll, dass CDs mit einer solchen Ausstattung noch produziert werden! Die aufwendige Gestaltung des Digi-Packs ist sehr gelungen. Wie schon bei „Missing Pieces“ von Henrik Freischlader liegt für jeden Track ein doppelseitig bedrucktes Einzelblatt bei, auf dem sich die jeweiligen Texte finden. Ergänzt werden diese durch Fotos, Credits und Liner Notes.

Fabio Nettekoven verfasste die Liner Notes, in denen er auf seine langjährige Kollaboration mit Richard Bargel zurückblickt. Nettekoven komponierte zwei Stücke mit, arrangierte einige neu und produzierte den Longplayer, der auf seinem neu gegründeten Label Clementine Music erschien. Mit dem Album, das ebenfalls in zwei Vinyl-Versionen erhältlich ist, gelingt der jungen Firma ein formidabler Start.

Bargel, der sich auch als Schauspieler, als Literat und neuerdings als Fotograf betätigt, ist seit den 1970ern fester Bestandteil der deutschen Bluesszene. Seine Werke wurde mehrere Male im Rahmen der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet oder standen auf der Nominierungsliste. Bekanntheit erlangte er darüber hinaus durch die Moderation der Veranstaltungsreihe „Talking Blues“, lokalisiert in Bargels Wahlheimat Köln.

Während seiner Karriere arbeitete er mit diversen Musikern zusammen, so beispielsweise mit Little Willie Littlefield oder Klaus Heuser (BAP). Vor zehn Jahren gründete Bargel das Bandprojekt Dead Slow Stampede. Das nun vorliegende Album spielte er zusammen mit Nettekoven (Gitarre, Keys), Geert Roelofs (Schlagzeug) und Jo Didderen (Bass) ein. Neben dem Blues wendet sich das Quartett auch anderen Musikrichtungen zu. „One Way Ticket“ sowie „The Family“ sind eher im Americana zu verorten, „Risk And Chances“ im Roots Rock. Einen Ausflug in den Country unternehmen Bargel und seine Mitstreiter bei „I Go Blue”. Mit Wurlitzer und Pedal Steel wirkt auch „Heart Shine Girl“ countryfiziert. In Richtung Swing geht „I Will Die For You“.

Bargel und Dead Slow Stampede zeigen also eine große musikalische Bandbreite, bei denen das erdige Arrangement überzeugt. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Blues. Einzelne Tracks erinnern dabei an Gurf Morlix oder Tom Waits („Grizzly Bear“). Die Songs drehen sich um Liebesbeziehungen („What A Fool I Am“), die Pandemie („Break The Chain“) oder allgemein um das Leiden an der Welt („Time For Mr. Blues“). Standhaftigkeit und das Rückgrat, eigene Fehler einzugestehen, erweisen sich in den Texten als das adäquate Mittel, um den Widernissen des Lebens zu begegnen. Eigenverantwortung statt Fatalismus! So könnte die die Songs durchziehende Botschaft lauten.

Richard Bargel, ein Urgestein des Blues made in Germany, überschreitet mit „Dead Slow Stampede“ Genregrenzen. Dabei wird deutlich, dass Roots Music weniger eine Frage der Nationalität ist, sondern eher eine des Lebensgefühls. Inhaltlich authentisch und musikalisch auf den Punkt produziert lässt das aufwendig gestaltete Album kaum einen Wunsch offen.

Clementine Music – Timezone Records (2022)
Stil: Blues and more

Tracks:
01. One Way Ticket
02. Risk And Chances
03. I Go Blue
04. Break The Chain
05. Heart Shine Girl
06. Grizzly Bear
07. I Will Die For You
08. What A Fool I Am
09. The Family
10. Time For Mr. Blues

Richard Bargel
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Clementine Music

Henrik Freischlader – Recorded by Martin Meinschäfer II – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Dreizehn Jahre nach seinem ersten Solo-Projekt hat Blues Rock-Gitarrist und -Sänger Henrik Freischlader nun die Fortsetzung vorgelegt. Hinter dem etwas gewöhnungsbedürftigen Titel “Recorded by Martin Meinschäfer II” verbirgt sich die besondere Wertschätzung für die Zusammenarbeit mit Toningenieur und Musiker Martin Meinschäfer.

Die 12 Eigenkompositionen des Multi-Instrumentalisten, der u. a. auch Bass und Drums beherrscht, verbinden ihre vielseitige Blues-Rock-Mentalität spielerisch mit der weit zurückliegenden Produktion des damals 27-jährigen Freischlader. Nur begleitet von Moritz “Mr. Mo” Fuhrhop an der Hammond Organ und den Keys, ist der neue Longplayer fast eine vollständige Eigenproduktion geworden, aber eben in maßgeblicher Kooperation mit dem Recording Mastermind an den Reglern. Diese langjährige Teamarbeit bildet den Grundstock einer Erfolgsgeschichte, die musikalische und technische Feinarbeit als kreatives Produktergebnis gegen große Konkurrenz stets neu harmonisch entwickelt.

Die neue Scheibe bietet von Beginn an exzellente Kompositionen, die von groovend-funky (“Free”) über relaxed-soulig (“Lost Souls”) bis rockig-melodisch (“Aware Of Things”) ihren ganz eigenen Charme verbreiten. Immer wieder gleiten kongeniale Solo-Parts finessenreich durch die Songs, starke Balladen-Highlights, wie “The Question” oder “I Wanna Go” bereiten dabei herrliche Freiräume, die Freischlader ausgiebig nutzt. In beinahe privat-persönlichen Texten beschreibt er hierzu seine Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen Zuständen und Zwängen.

Seine individuellen Sichtweisen entfalten dabei in ihrer mutigen Offenheit durchaus zuversichtlich-standhafte Perspektiven oder Auswege und werden im letzten Stück “Hands Of Jesus” nochmals symbolisiert. In dem mit Texten und Fotos beispielhaft schön ausgestatteten CD-Booklet finden sich viele danksagende Widmungen, u. a. auch an Gary Moore, B.B. King, Peter Green und Joe Bonamassa, die als einflussreiche Vorbilder oder Bühnenpartner, insbesondere auch Freischladers Solo-Wege primär mitgestaltet haben.

Blues-Rock made in Germany auf internationalem Niveau: Unter anspruchsvollen Kriterien spiegelt das neue Solo-Studio-Werk von Henrik Freischlader eindrucksvoll den Handmade-Charakter der Aufnahmen von “Recorded By Martin Meinschäfer II”. Emotional vielschichtige Lyrics und das retrospektiv ausgerichtete Soundspektrum der Songs überzeugen in ihrer gelungenen Kontinuität. Seine musikalisch authentische Handschrift reflektiert ohne Zweifel die leidenschaftlichen Solo-Aktivitäten eines der besten Blues Rock-Individualisten Europas.

Cable Car Records (2022)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Free
02. Aware Of Things
03. Turn Back The Clock
04. Rule The World
05. I Wanna Go
06. Lost Souls
07. Hall Of Shame
08. Old Life Back
09. Wasting Our Time
10. The Question
11. The Given Groove
12. Hands Of Jesus

Henrik Freischlader
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Cable Car Records

Henrik Freischlader Band – Missing Pieces – CD-Review

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Review: Michael Segets

Das Musik-Business hat sich mit der Entwicklung der Digitalität deutlich verändert. Der Siegeszug der Streaming-Dienste auf der einen Seite und das Wiederaufkommen von Vinyl auf der anderen spiegeln wohl zwei unterschiedliche Zugangsweisen zur Musik dar. Die CD steht zwischen den beiden Extremen und wird wahrscheinlich langsam vom Markt verdrängt.

Während die schnelle Verfügbarkeit (fast) jedes Einzeltitels in Zeiten des Internets problemlos möglich ist, nehmen sich Vinyl-Enthusiasten Zeit für eine Platte. Bei der ästhetischen Zelebration des Abspielen eines Albums – vom nahezu ehrfürchtigen Herausnehmen aus dem Cover über das vorsichtige Auflegen und Entstauben der Rillen bis hin zum sanften Setzen der Nadel – kommt jedem Schritt eine Bedeutung zu. Das haptische Erlebnis, das dem Hörgenuss vorausgeht, wird durch die visuelle Wahrnehmung des Covers ergänzt. Musikgenuss ist hier nicht nur auf das Auditive beschränkt.

Den Anlass für diese schon fast philosophische Betrachtung liefert das neue Werk „Missing Pieces“ der Henrik Freischlader Band, von dem mir die CD-Version vorliegt. Das Digi-Pack folgt dem raffiniertesten Gesamtkonzept, welches mir seit langer Zeit untergekommen ist. Einerseits ist das Cover-Artwork von Caroline Sandmayer zu erwähnen, das durch ein Cut-Out zwei Ebenen aufweist. Andererseits beeindruckt die Idee, jedem Track ein doppelseitig bedrucktes Blatt zu widmen, das zwischen die beiden Ebenen des Titelbildes eingeschoben werden kann. Man hat also 27 Cover-Varianten zur Auswahl.

Musikalisch knüpft „Missing Pieces“ an den Vorgänger „Hands On The Puzzle“ an. Wieder in den Arnsberger Megaphon Tonstudios aufgenommen, verzichten Freischlader und seine Mannen auf Overdubs bei den live eingespielten Tracks, wodurch die Scheibe ehrlich und handgemacht klingt. Der Songwriter, Sänger und Gitarrist Henrik Freischlader setzt erneut auf die Stammbesetzung seiner Begleitband, die unverändert aus Roman Babik an den Keyboards, Armin Alic am Bass, Moritz Meinschäfer am Schlagzeug sowie Marco Zügner am Saxophon besteht.

Das elegische „Opening“ eröffnet mit ausgiebigen, wehmütigen Gitarrenklängen das Album. Das Instrumental leitet atmosphärisch das folgende „New Beginning“ ein, bei dem die eindringliche Gitarrenarbeit fortführt wird.

Die Stücke auf „Missing Pieces“ bewegen sich überwiegend im Bluesspektrum („I Wanna Thank You“, „We Used To Be Happy“). Besonders gelungen sind „Justice Blues“ sowie das rauere „What Have I done To You?“. Mit seiner rockigen Note weiß „Let The People Bee Free“ zu überzeugen. Neben seiner Domäne, dem Blues, greift Freischlader mehrmals Funk-Elemente auf. So klingen Funky-Töne trotz des Titels bei „It Ain’t Funky“ an. Zu hören sind sie auch bei „Power To The Peaceful“, das an die Musik der Siebziger rund um „Shaft“ erinnert.

Manchen Songs („One And One Is One“, „Walking In The Shadows Of The Spotlight“) gibt die Henrik Freischlader Band eine Portion Soul mit, woran Marco Zögner am Saxophon einen großen Anteil hat.

Experimentellere Passagen finden sich, wie für Freischlader üblich, ebenfalls auf dem Longplayer. Von diesen bin ich ja kein Freund, aber nach mehrmaligen Hören integrieren sie sich in die Songs. Lediglich bei „Another Missing Piece“ nehmen die Keys einen Improvisationscharakter an, den ich nicht mehr mitgehe.

„Missing Pieces“ ist ein Beispiel dafür, dass man sich für Musik Zeit nehmen sollte. Die Stücke gewinnen bei jedem Durchlauf. Als Gesamtkunstwerk ist die Hardcopy ein Highlight, das sich auch unter dem Tannenbaum gut macht.

Cable Car Records (2020)
Stil: Blues, Funk

Tracks:
01. Opening
02. New Beginning
03. Power To The Peaceful
04. Let The People Be Free
05. Another Missing Piece
06. Justice Blues
07. It Ain’t Funky
08. I Wanna Thank You
09. What Have I Done To You?
10. Grown Up
11. One And One Is One
12. We Used To Be Happy
13. Walking In The Shadows Of The Spotlight

Henrik Freischlader
Cable Car Records

Henrik Freischlader – 15.01.2020, Alte Molkerei, Bocholt – Konzertbericht

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Knapp ein Jahr, nachdem Henrik Freischlader letztmalig ein begeistert aufgenommenes Konzert in Bocholt abgeliefert hatte, kehrte er wieder in die ehrenamtlich, mit viel Liebe zum Detail geführte Alte Molkerei zurück. Entsprechend herzlich war der Empfang in der diesmal im Gegensatz zum Vorjahr etwas weniger besuchten Location, die dennoch gut gefüllt war.

Der Tag in der Woche kann ein Grund gewesen sein, aber auch, dass es seit dem letzten Jahr kein neues Songmaterial gegeben hat. Dies merkte Freischlader selbst zu Beginn des Konzertes an, beruhigte die Fans aber direkt, dass er einiges im Programm ausgetauscht hat.

Damit sollte er auch Recht behalten, es entwickelte sich ein Gig, der im Vergleich zum Vorjahr rauer daherkam, da er einige Songs aus der Triozeit wieder präsentierte. Zudem hielt er sich bei den Ansagen merklich zurück, was aber nicht bedeuten soll, dass er den Kontakt zum Publikum nicht suchte und auch fand.

Passend dazu war auch seine Werbung für die neu erschienen Liveplatte, die ein Mitschnitt eines gesamten Konzertes darstellt, wo er schmunzelnd erzählte, dass man bei den Ansagen vorspulen oder bei einer LP auf 45 stellen könne.

In den etwa 100 Minuten präsentierte Freischlader mit Band einen Querschnitt durch alle Schaffensphasen und begann mit „The Blues“, was dann auch für weiteren Verlauf Programm bleiben sollte.

Lieder wie das folgende „Lord Have Mercy“, wurden durch Saxofon und Keyboards aufgepeppt, ohne von ihrem rauen Charakter einzubüßen. Mit „Share Your Money“, griff er nur einmalig auf sein letztes Studio-Album zurück und hielt somit sein Versprechen, den Zuschauern ein neues Programm mit alten Songs zu bieten, was auch sehr gut aufgenommen wurde.

Gut gewählt waren auch die beiden Coversongs „Need Your Love So Bad“ von Peter Green und eine fulminante Version des Hendrix-Klassikers „Foxy Lady“.

Der Höhepunkt für mich war allerdings eine Extendet Version von „Bad Dreams“, was zuweilen psychedelische Züge annahm und in dem neben Freischlader, insbesondere Roman Babik an den Keyboards und Marco Zügner am Saxofon, mit ausufernden Soli glänzen konnten, wofür sie auch einige Male verdienten Szenenapplaus erhielten.

Unterstützt wurden sie dabei mit der wie immer zuverlässigen Rhythmussektion um Drummer Moritz Meinschäfer, der souverän, sichtlich gute Laune versprühend, seine Instrumente von zurückhaltend ruhig bis hin zu rasant wirbelnd bearbeitete und Bassist Armin Alic, der seinen Tieftöner immer wieder als belebendes Element einsetzte.

Henrik Freischlader und Band gelang es, die Besucher der „Alten Molkerei“ durch ihre Bühnenpräsenz zu begeistern, wobei auch merklich der Funke vom Publikum immer wieder auf die Band übersprang, dass sich ein für beide Seiten schöner Abend, gefüllt mit handgemachter Bluesmusik, ergab.

Nach dem Auftritt nahm sich Henrik noch Zeit zum Plausch mit den Besuchern in der Kneipe der Molkerei, welche sich als guter Gastgeber erwies, um Platten zu signieren, aber auch schon Karten für das Release-Konzert des neuen Albums, welches im Sommer erscheint, in der Wuppertaler Waldbühne zu verkaufen, wovon auch etliche Gäste Gebrauch machten.

Ein Dank noch einmal für die kurzfristige Akkreditierung durch Florence Miller mit ihrer Agentur und den herzlichen Empfang durch das Team der Alten Molkerei, die es geschafft haben, nur mit ehrenamtlicher Arbeit solch ein Kulturzentrum ins Leben zu rufen und ein vielfältiges Kulturprogramm in verschiedenen Genres anzubieten.

Line-up:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Roman Babik (keys)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)
Marco Zügner (saxophone)

Text+Bilder: Gernot Mangold

Henrik Freischlader
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Alte Molkerei Bocholt

Henrik Freischlader – 27.03.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Nach einer UK-Tour war Dortmund die erste Station von Henrik Freischlader und seiner Band im Rahmen der Deutschland Auftritte, nachdem er vorab im Januar schon einmal in Bocholt präsent war.

Das Dortmunder Musiktheater Piano, in gewissem Sinne eine Art zweites Wohnzimmer der Band, die von Wuppertal kommend, nur etwa 30 Minuten über die A 43 benötigt, war zu diesem Anlass ein würdiger Ort. Schon kurz nach 19 Uhr begann sich das Piano rasant zu füllen. Freischlader und Band, begannen dann pünktlich wie die Maurer um 20:00 Uhr vor einer ausverkauften Hütte.

Wie man es bei ihm gewohnt ist, eröffnete er den Gig mit einem charmanten, humorvollen Smalltalk mit dem Publikum, in den er direkt Werbung für sein aktuelles Werk „Hands On The Puzzle“ einbrachte. Diese Ansage gab auch die Richtung des Abends vor, der in zwei etwa 50-minütige Sets unterteilt war.

Es wurden an dem Abend fast alle Songs des aktuellen Albums gespielt, aber auch immer wieder ältere Sachen eingestreut, die entsprechend der Besetzung eine größere Kompaktheit besaßen und weniger rau daherkamen, als mit einer damaligen Dreierbesetzung.

Interessant war dabei der Bühnenaufbau, wo auf der linken Hälfte das „Trio“ (Henrik Freischlader an der Gitarre und den Vocals, Moritz Meinschäfer an den Drums und Armin Alic am Bass) stand und in der rechten Hälfte Roman Babik an den Keyboards und Marco Zügner am Saxofon ihre Instrumente bearbeiteten. Dass es sich dabei aber um eine kompakte Bandarbeit handelt wurde dem Publikum auch dadurch signalisiert, dass nur der untere Teil der Bühne genutzt wurde und die fünf Musiker entsprechend eng zusammengerückt spielten.

Die Tracklist entsprach in weiten Zügen der des Bochlter Auftritts von Anfang Januar. Es gab keine Songs, die abfielen oder den Status als Lückenfüller gehabt hätten. Einige ragten aus verschiedenen Gründen heraus.

Die ältere Nummer „Masterplan“ nutze Henrik, um das Publikum zum Mitsingen zu animieren, was auch gut gelang. Eine besondere Pointe hatte der Song an diesem Abend dadurch, dass eine nette Mitarbeiterin des Piano – an dieser Stelle schon ein besonderer Dank – am Bühnenrand erschien und Sichtkontakt mit Freischlader aufnahm, der zunächst scheinbar dachte, dass ein schönes Foto geschossen werden sollte. Nach kurzer Rücksprache gab er das Mikro an diese weiter.

Doch statt eines überraschenden weiblichen Gesangparts kam die Ansage, dass ein Auto, wenn es nicht weggesetzt wird, abgeschleppt wird. Freischlader beruhigte den Fahrer, dass er mit der Fortsetzung des Konzertes warten werde und wiederholte in einer Art Endlosschleife die zuletzt gespielte Sequenz , bis das Fahrzeug dann umgeparkt war. Dies kam beim Publikum sehr gut an.

Musikalisch waren mit Sicherheit die beiden letzten Tracks der Show die absoluten Höhepunkte. Das Johnny Guitar Watson-Cover „Life Is A Bitch“, wieder mit Einbeziehung des Publikums in einer ‚Extendend Version‘, gab allen Musikern die Möglichkeit, ihr spielerischen Fähigkeiten zu zeigen.

Ein Kracher war die etwa 20-minütige Zugabe von „I Love You More Than You`ll Ever Know“, die einen würdigen Abschluss bildete, nach dem auch nichts mehr folgen konnte. Der Protagonist bearbeitete seine Gitarre wie entfesselt und steigerte sich fast ekstatisch in die nicht enden wollenden Soli. Babik unterlegte den Sound zum Teil mit fast Pink Floyd-umwehten-Klangwolken währendMarco Zügner das Saxofon zum Teil als Leadinstrument nutzte. Alic bediente den Bass mit einer Sicherheit und erzeugte mit Meinschäfer an den Drums eine Rhythmusgrundlage, die den drei Erstgenannten überhaupt erst die Möglichkeit gab, sich dermaßen auszutoben.

Ein insgesamt begeisterndes Konzert einer in sich gereiften Band, in der sich aber auch jeder Einzelne nochmals weiterentwickelt hat.
Ein besonderer Dank an das Piano und Florence Miller (Entertainment) sowie 3 Dog Entertainment für die wie immer problemlose Akkreditierung und Wertschätzung unserer Arbeit. Ein besonderes Lob, neben dem netten Personal auch an die Licht und Tontechnik, wo die neue Beleuchtungsanlage, durchaus als Zugewinn gesehen werden kann.

Freischlader und Band befinden sich noch einige Zeit auf Deutschlandtour und der Besuch eines Konzertes wird mit Sicherheit eine gute Entscheidung sein.

Aber auch das Piano bietet in diesem Frühling und Sommer noch einige Kracher verschiedenster Genres an, die eine Reise wert sind, ebenso wie Veranstaltungen in anderen Hallen durch 3 Dog Entertainment, wie z.B. die Tedeschi Trucks Band, mit einer neuen begeisternden Platte im Gepäck, schon Mitte April im Ruhrkongress in Bochum.

Line-up:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Roman Babik (keys)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)
Marco Zügner (saxophone)

Text+Bilder: Gernot Mangold

Henrik Freischlader
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Henrik Freischlader – 11.01.2019, Alte Molkerei, Bocholt – Konzertbericht

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Im Rahmen der aktuellen „Old School“-Tour machte Henrik Freischlader mit seiner Band auch Halt in Bocholt. Im gemütlichen Foyer der Kulturstätte Alte Molkerei, mit Bar und diversen Ausstellungsbildern an den Wänden, hatten sich schon einige Fans zum Klönen eingefunden. Um kurz vor Neun füllte sich die Halle dann relativ schnell. Der verantwortlichen Kulturinitiative ist es gelungen ein kleines Schmuckstück für Konzerte dieser Größenordnung zu bieten, denn  jeder der Besucher hatte durch den mehrstufigen und tribünenartigen Aufbau, einen tollen Blick auf die gut ausgeleuchtete Bühne.

Mit sichtlichem Stolz kündigte der Veranstalter püntklich um neun Uhr an, dass es endlich, nach mehrmaligen Versuchen in den letzten fünf Jahren, gelungen ist, einen Termin zu finden, an dem der aus Wuppertal stammende Bluesmusiker, auch der Alten Molkerei endlich mal einen Besuch abstattet.

Ein sichtlich gut aufgelegter Henrik Freischlader betrat mit seinen Mitstreitern die Bühne und fragte in seiner charmanten Art, wie es den Leuten geht, wünschte noch einmal alles Gute für das neue Jahr und kündigte direkt an, dass er einiges aus dem aktuellen Album „Hands On The Puzzle“ promoten werde.

Diesen Ausdruck benutzte er augenzwinkernd, da er nach dem Konzert einiges auf CD, aber auch richtig  ‚oldschool‘ auf Vinyl anzubieten habe. Doch damit genug der Vorrede.

Mit „Community, Imunitty“ und „Love Straight“ bot die Band zu Beginn direkt zwei Songs vom aktuellen Tonträger, welche eher ruhig, swingend und mit einem Hauch von Jazz daherkamen. Auffällig war das sehr harmonisch aufeinander abgestimmte Gitarren- und Saxofonspiel. Hier geht Freischlader mit dem derzeitigen Werk scheinbar bewusst auch etwas neue Wege, was beim Publikum aber sichtbar gut ankam.

Mit „Too Cool For Me“ legte Freischlader dann eine für ihn typische Bluesnummer von „Get Closer“ nach. Schmunzelnd merkte er bei der Anmoderation an, dass dieser tolle Song eigentlich nie ein Hit war. Vielleicht ist es auch gut so, dass Freischlader nie den Weg des radiotauglichen Mainstreams gegangen ist und somit nicht im Moloch der auswechselbaren Musiker landete.

Mit diesem ‚Nichthit‘ nahm das Konzert an Fahrt auf und Freischlader legte mit „Master Plan“ aus dem Jahr 2016 direkt einen Song aus „Openess“ nach, in dem er das Publikum zum Mitsingen und Klatschen einlud. Dem wurde gerne nachgegangen. und es entwickelte sich eine schöne Interaktion zwischen Bühne und Audienz. Henrik merkte am Ende des Tracks über sich selbst an, wie schwer es ihm persönlich fällt, bei anderen Konzerten mitzusingen.

Mit „Cuttin‘ In“ von Johnny Guitar Watson folgte eine von insgesamt drei Covernummern, die er gekonnt in seine eigenen Songs einbettete. Nach diesem Intermezzo alter Stücke widmeten sich Henrik und seine Mitstreiter, bis auf die beiden letzten Lieder, nur noch dem aktuellen Longplayer, welcher somit fast komplett vorgestellt wurde. Für meinen Geschmack kamen die Songs live auch mit mehr Pep rüber, was ich persönlich als sehr positiv empfand.

Die folgenden Songs „Share Your Money“ „Rat Race Carousel“, “Those Strings”, “Animal Torture”, “I Don`t Work” und “Winding Stair” bot das Quintett in einer begeisternden Form, wobei Freischlader an der Gitarre und Marco Zügner am Saxophon sich entweder die Melodien gegenseitig ‚zuschmissen‘ oder gemeinsam im Einklang darboten. Dieses Interagieren der beiden Instrumente stand sowohl visuell im Vordergrund (da sich die beiden Musiker auf der Bühne auch meist vorn im Rampenlicht bewegten), wie auch auditiv, da dieses Zusammenspiel eine Art musikalisches Skelett des neuen Albums darstellt.

Das bedeutete aber nicht, dass die drei restlichen Musiker hinten anstehen mussten. Moritz Meinschäfer am Schlagzeug, Armin Alic am Bass und Roman Babik an den Keyboards hatten genügend Zeit, in kürzeren oder auch längeren Soloeinlagen, ihr spielerisches Können unter Beweis zu stellen.

Beim letzten Song, einem weiteren Johnny Guitar Watson-Cover. “Ain’t That A Bitch”, stellte Henrik in seiner angenehmen Art noch einmal einen Zusammenhang zu „I Don’t Work“ her, insofern, dass Arbeit manchmal die sprichwörtliche ‚Bitch‘ sei. Er und seine Bandkollegen sehen ihr Treiben allerdings auf der Bühne nicht als Arbeit, da ihnen auch dieser Abend sichtlich Spaß machte. Bei diesem Song glänzten alle Musiker mit diversen Soli, wobei das ausladende Gitarrensolo des Hauptprotagonisten in seiner Intensität und Variabilität schon beeindruckend war.

Jeder Abend geht leider einmal zu Ende. Das Quintett ließ sich, nachdem es die Bühne verlassen hatte, jedoch  nicht lange bitten, um als Zugabe noch eine Version der Extraklasse des Donny Hathaway-Klassikers “I Love You More Than You’ll Ever Know” nachzulegen. Das Publikum war restlos begeistert. Nach ziemlich genau zwei Stunden abwechslungsreicher Blues Rock-Musik war dann endgültig Schluss. Freischlader verlegte den Verkauf der Merchandise-Artikel dann kurzerhand auf die Bühne, wo zudem mit der  gesamten Band gefachsimpelt und diverse Musikträger unterzeichnet wurden.

Fazit: Freischlader und Band konnten das bluesbegeisterte Publikum in der Alten Molkerei in Bocholt absolut zufrieden stellen und offerierten, dass ein Liveerlebnis doch ganz andere Dimensionen hat, als ein im Studio abgemischtes Album zu Hause zu hören. Einen gehörigen Anteil hatte auch die ausgesprochen schönen Location samt ihrem zuvorkommenden Personal.

Ein in allen Punkten gelungener Abend hatte so einen schönen Abschluss gefunden. Fans handgemachter Bluesmusik kann nur geraten werden zu schauen, ob Konzerttermine der Freischlader Band auch in deren Nähe zu finden sind. Nähe kann manchmal dabei auch relativ gesehen werden, ich erinnere mich an den Fan, mit dem ich nach dem Konzert ein nettes Gespräch hatte, der eigens hierfür aus Alkmaar angereist war, um später hocherfreut die Rückfahrt anzutreten.

Solange es solch einen Typus Mensch noch gibt, braucht man sich über Livemusik keine Sorgen zu machen. In dem Sinne, besucht weiter Konzerte! Mein Dank an Florence Miller für die, wie immer, unproblematische Akkreditierung.

Line-up:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Roman Babik (keys)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)
Marco Zügner (saxophone)

Text+Bilder: Gernot Mangold

Henrik Freischlader
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Alte Molkerei Bocholt

Henrik Freischlader / Mike Andersen – 08.11.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Hochwertiger Doppelpack im Schwarzen Adler! Mit der deutschen Blues Rock-Hoffnung Henrik Freischlader und dem dänischen Blues & Soul-Musiker Mike Andersen hatten sich zwei, mit hohen Vorschusslorbeeren bedachte Acts in Rheinbergs Blues-Kultstätte angesagt und Adler-Chef Ernst Barten an einem Mittwoch in der Woche, ein volles Haus beschert.

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Nachdem Gernot mir in Sachen Henrik Freischlader seit Monaten ‚in den Ohren gelegen hatte‘, war es nun für mich an der Zeit, den in Wuppertal wieder ansässigen Gitarristen, auch erstmals live zu begutachten. Der umtriebige und geschäftstüchtige Musiker hat es ja Mike Andersen ermöglicht, seine neue Scheibe „Devil Is Back“ auf dem eigenem Label, Cable Car Records, zu veröffentlichen.

Da bot es sich für Henrik natürlich an, den hier noch (zu Unrecht) relativ unbekannten Skandinavier, übrigens ein Kerl wie ein Baum, samt Verkauf seiner CD, mit seiner hiesigen Popularität im Schlepptau, im Rahmen einer Doppelkonzertreihe zu puschen. Also gewisser Maßen eine typische ‚Win-Win-Situation‘!

Der bärtige Bursche mit der Schlägerkappe auf dem Schopfe, betrat mit seinen drei Kollegen, Marco Zügner (mit einigen schönen Sax-Soli), Armin Alic und Moritz Meinschäfer um 20:00 Uhr pünktlich die Bühne und witzelte nach längerer Abstinenz zunächst ein wenig mit den Adler-Zuschauern, um dann mit „What’s My Mother Fu@kin Name“ in den gut 90 Minuten währenden Gig zu starten (referierte, in humoresk bemühter Form, danach weiter über die Eigenarten von Hip Hoppern, Facebook und Trödelmärkten).

Mit den groovenden „I“ und dem shuffelnden „Longer Days“ wurden dann schwere, gitarrenlastige Rockgeschütze aufgefahren, bei dem der bergische Gitarrero seine bereits schwer malträtierte Stratocaster und ihre Saiten mit fingerfertigem Spiel, weiteren harten Belastungsproben aussetzte.

„Too Cool For Me“, das atmosphärische, ein wenig in progressiv Floydscher Manier gebrachte Psychedelic-Stück „The Bridge“ (zu Gernots Freude), der Fleetwood Mac-Uralt-Blues-Schinken „I Loved Another Woman“ (Henrik imitierte Peter Greens Gitarrenklang vorzüglich) und das Kravitz-mäßige „Take The Blame“ waren Wasser auf die Mühlen der ausgehungerten Freischlader-Fans.

„Lonely World“ von „The Blues“ (mit Mörder E-Solo-Passage, teilweise schön Bariton-verziert, mir aber teilweise am Ende etwas zu lang) beendete einen, natürlich maßgeblich auf den Protagonisten und seine Gitarrenkünste fixierten Auftritt, der ihm und seiner Band zurecht viel Applaus einbrachte.

Line-up Henrik Freischlader:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Marco Zügner (saxophone)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)

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Die eigentliche Überraschung des Abends war für den Melodie-verwöhnten Menschen wie mich aber, der mir bis dato völlig unbekannte Mike Andersen und sein, sich vorzüglich und sehr variabel präsentierendes Mitspieler-Quartett.

Der dänische Hüne (was für eine Bühnenpräsenz!), hatte wie eingangs erwähnt, seinen neuen Longplayer „Devil Is Back“ zur Vorstellung am Start. Er und seine Mannen bluesten, groovten und soulten sich durch ein sattes, 16 wunderbare Stücke im Hauptteil umfassendes Programm. Der Bandleader bestach durch seine exzellente Wohlfühl-Stimme (Chris Thompson, Jascha Richter von Michael Learns To Rock oder Dan Tyminski, fallen mir so als Vergleiche ein), aber auch diverse, gute Gitarren-Soli auf seiner Gibson ES 347.

Meine persönlichen Highlights unter vielen waren, das karibisch umwehte „Wake Up“,  das herrliche stoneske „Pretty Fool“ (vermutlich schon Grund genug, sich das neue Album zuzulegen), die quasi unplugged gebrachten, Akkordeon-unterlegten, mit Satz-Harmanoniegesängen verzierten „Boyhood Friends“ und „More Of  You“, sowie das cool groovende „Gonna Get Me A Dog“ und das launige „I Wanna Go“ als Finale des Hauptparts. Stark auch Andersens Keyboarder Kristian Fogh, der immer wieder mit klimpernden Piano- und gurgelnden Orgel-Einsätzen zu gefallen wusste.

Die lautstark geforderte Zugabe wurde zunächst mit dem Schwofer „Raindrops“, abgegolten, bevor dann Freischlader zunächst alleine (mit seiner roten Gibson ES) bei „Sweet Tooth“ und dann auch mit den anderen Kollegen bei „So Many Times“ die Bühne zusätzlich bevölkerte. Da wurde es in den E-Solo-Passagen sogar nochmal richtig Southern-rockig. Ein wirklich imposantes ‚Jam‘-Finale als Rausschmeißer.

Line-up Mike Anderson:
Mike Andersen (lead vocals, guitars)
Johannes Nørrelykke (guitars, vocals)
Kristian Fogh (keys, accordion, vocals)
Kristian Kold (bass, vocals)
Mads Andersen (drums)

Fazit: Ein gelungenes Doppel-Konzert mit Henrik Freischlader und Mike Andersen. Gute drei unterhaltsame Stunden auf höchstem musikalischen Niveau (Ende 23:20 Uhr), zwar etwas unfreundlich der arbeitenden Zunft (wie mir und Gernot) gegenüber (Mike betonte aber in einer Ansage gegen Ende, dass er, der am nächsten Morgen ausschlafen kann, ein gewisses Mitgefühl habe…), die den o. a. Zweck des Unterfangens bestens erfüllten und nur Gewinner zurückließen. Ein toller Abend!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Schwarzer Adler Rheinberg

Henrik Freischlader – 19.04.2017, Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

Freischlader_Haupt

Mit einer neuen Scheibe im Gepäck starte Henrik Freischlader eine recht spontane Tour unter dem gleichnamigen Motto „Blues For Gary“. Nachdem ich kurzfristig und unproblematisch eine Akkreditierung über die Florence Miller Agency erhalten hatte, ergab sich spontan und zufällig vor dem Konzert die Möglichkeit zu einem Gespräch mit der Chefin höchstpersönlich über den Ursprung der Tournee.

Henrik hatte schon länger geplant, ein Werk zu Ehren seines Idols Gary Moore zu produzieren und Anfang des Jahres war wohl der richtige Moment dafür gekommen. Zusammen mit etlichen Gastmusikern und den damaligen Begleitern von Gary Moore, Pete Rees am Bass und Vic Martin an den Keyboards, wurde innerhalb kurzer Zeit ein Album produziert, das Stücke, welche Gary Moore in seiner leider viel zu kurzen Karriere veröffentlicht hat, beinhaltet. Mit den Worten „viel Spaß und du wirst Großes hören“, endete unsere Konversation und genau mit dieser Erwartungshaltung ging ich dann auch in das Konzert.

Gegen 20 Uhr eröffnete der Support ROMI, ein Duo mit Mickey Neher an den Drums und Gesang sowie Roman Babik an den Keyboards. Unterhaltsame knapp 40 Minuten, bestehend aus einer Mischung von Jazz und Blues mit stark psychedelischem Hintergrund, kamen im ordentlich gefüllten Zentrum Altenberg gut an.

Gegen 21 Uhr begann nach einer kurzen Umbaupause Henrik Freischlader mit seiner Band. Zunächst beschrieb er die Intention und Bedeutung von Gary Moore für seine eigene Karriere, um nicht ungeschickt, passend zum Thema, mit dem Moore-Klassiker „Still Got The Blues“ zu beginnen. Schon am Anfang stellte Freischlader unter Beweis, dass er mit Sicherheit einer der besten deutschen Bluesmusiker ist und den Vergleich zur englischen oder amerikanischen Konkurrenz nicht zu fürchten braucht. Es folgten „You Upset Me Baby“, ein B.B. King-Klassiker, den Moore 2001 coverte sowie „Oh Pretty Woman“ und „Stormy Monday“ aus der Feder von Albert King.

Beeindruckend war dabei die Harmonie der Band. Pete Rees am Bass hatte, sich Duelle mit Freischlader liefernd, immer ein Lächeln im Gesicht, Moritz Meinschäfer beeindruckte mit variationsreichem Drumspiel und der oft in sich gekehrte Vic Martin an den Keyboards, oder besser gesagt, an der guten alten Hammond, untermalte die performten Tracks zuweilen mit regelrechten Klangteppichen. „I Loved Another Woman“ , „Don’t You Lie To Me“ schlossen sich an, wobei es Henrik gelang, das Publikum für den Backgroundgesang einzubinden. Hier war zu merken, wie der Funke von den Musikern aufs Publikum übersprang, aber auch, wie im Gegenzug diese Atmosphäre auch von ihnen aufgenommen wurde.

In den eher ruhigen Passagen hätte man die sprichwörtliche Nadel fallen hören können. Mit „Since I Met You Baby“ und dem Hathaway-Klassiker „I Love You More Than You’ll Ever Know” ging es dynamisch weiter und Freischlader samt seiner Begleiter, untermalten körpersprachlich das Spiel der Instrumente. Der Hauptteil wurde mit „Too Tired“ und „The Sky Is Crying” abgeschlossen, wobei das letzte Stück durchaus das Seelenleben des Protagonisten offerierte, dass Gary Moore nicht mehr unter uns weilt.

Schön waren hier auch die Passagen, als der Bandleader an der Gitarre und Martin an den Keys sich duellierten und Letztgenannter nach einer gewissen Zeit aufgab und nur noch staunend dem exzellenten Saitenspiel zuschaute. War er im Gedanken bei seinem alten Bandleader Moore oder war es der Respekt vor den Gitarrenkünsten Freischladers? Vermutlich von beidem etwas.

Nach den Ovationen des Publikums – Florence Miller stand mittlerweile sichtlich glücklich über den bisherigen Abend, auch direkt vor der Bühne – folgte als Zugabe noch eine ausgedehnte Version von „The Messiah Will Come Again“, passend zum vorherigen Stück. Wenn man Moore als Messias sieht, dürfen wir uns wenig Hoffnung machen. Da müssen wir uns leider wohl eher auf die alten Aufnahmen beschränken. Wenn man aber den heutigen Abend betrachtet, darf man getrost sagen, dass wir uns keine Sorge machen müssen, dass der Blues im Stile eines Gary Moore in Vergessenheit geraten wird.

Insgesamt ein starkes Konzert, mit gut gelaunten spielfreudigen Musikern, der Lust auf Zukünftiges macht. Wer auf Henrik Freischlader und Gary Moore steht, sollte alles versuchen, sich für eines, der in den nächsten Wochen stattfindenden Konzerten, Karten zu sichern. Wenn ich an den Gesichtern der Zuschauer in Oberhausen die Güte des Gigs ableiten möchte, so habe ich kein einziges enttäuschtes gesehen.

Line-up:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Vic Martin (keys)
Pete Reese (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)

Text+Bilder: Gernot Mangold

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Zentrum Altenberg Oberhausen