Henrik Freischlader – 15.01.2020, Alte Molkerei, Bocholt – Konzertbericht

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Knapp ein Jahr, nachdem Henrik Freischlader letztmalig ein begeistert aufgenommenes Konzert in Bocholt abgeliefert hatte, kehrte er wieder in die ehrenamtlich, mit viel Liebe zum Detail geführte Alte Molkerei zurück. Entsprechend herzlich war der Empfang in der diesmal im Gegensatz zum Vorjahr etwas weniger besuchten Location, die dennoch gut gefüllt war.

Der Tag in der Woche kann ein Grund gewesen sein, aber auch, dass es seit dem letzten Jahr kein neues Songmaterial gegeben hat. Dies merkte Freischlader selbst zu Beginn des Konzertes an, beruhigte die Fans aber direkt, dass er einiges im Programm ausgetauscht hat.

Damit sollte er auch Recht behalten, es entwickelte sich ein Gig, der im Vergleich zum Vorjahr rauer daherkam, da er einige Songs aus der Triozeit wieder präsentierte. Zudem hielt er sich bei den Ansagen merklich zurück, was aber nicht bedeuten soll, dass er den Kontakt zum Publikum nicht suchte und auch fand.

Passend dazu war auch seine Werbung für die neu erschienen Liveplatte, die ein Mitschnitt eines gesamten Konzertes darstellt, wo er schmunzelnd erzählte, dass man bei den Ansagen vorspulen oder bei einer LP auf 45 stellen könne.

In den etwa 100 Minuten präsentierte Freischlader mit Band einen Querschnitt durch alle Schaffensphasen und begann mit „The Blues“, was dann auch für weiteren Verlauf Programm bleiben sollte.

Lieder wie das folgende „Lord Have Mercy“, wurden durch Saxofon und Keyboards aufgepeppt, ohne von ihrem rauen Charakter einzubüßen. Mit „Share Your Money“, griff er nur einmalig auf sein letztes Studio-Album zurück und hielt somit sein Versprechen, den Zuschauern ein neues Programm mit alten Songs zu bieten, was auch sehr gut aufgenommen wurde.

Gut gewählt waren auch die beiden Coversongs „Need Your Love So Bad“ von Peter Green und eine fulminante Version des Hendrix-Klassikers „Foxy Lady“.

Der Höhepunkt für mich war allerdings eine Extendet Version von „Bad Dreams“, was zuweilen psychedelische Züge annahm und in dem neben Freischlader, insbesondere Roman Babik an den Keyboards und Marco Zügner am Saxofon, mit ausufernden Soli glänzen konnten, wofür sie auch einige Male verdienten Szenenapplaus erhielten.

Unterstützt wurden sie dabei mit der wie immer zuverlässigen Rhythmussektion um Drummer Moritz Meinschäfer, der souverän, sichtlich gute Laune versprühend, seine Instrumente von zurückhaltend ruhig bis hin zu rasant wirbelnd bearbeitete und Bassist Armin Alic, der seinen Tieftöner immer wieder als belebendes Element einsetzte.

Henrik Freischlader und Band gelang es, die Besucher der „Alten Molkerei“ durch ihre Bühnenpräsenz zu begeistern, wobei auch merklich der Funke vom Publikum immer wieder auf die Band übersprang, dass sich ein für beide Seiten schöner Abend, gefüllt mit handgemachter Bluesmusik, ergab.

Nach dem Auftritt nahm sich Henrik noch Zeit zum Plausch mit den Besuchern in der Kneipe der Molkerei, welche sich als guter Gastgeber erwies, um Platten zu signieren, aber auch schon Karten für das Release-Konzert des neuen Albums, welches im Sommer erscheint, in der Wuppertaler Waldbühne zu verkaufen, wovon auch etliche Gäste Gebrauch machten.

Ein Dank noch einmal für die kurzfristige Akkreditierung durch Florence Miller mit ihrer Agentur und den herzlichen Empfang durch das Team der Alten Molkerei, die es geschafft haben, nur mit ehrenamtlicher Arbeit solch ein Kulturzentrum ins Leben zu rufen und ein vielfältiges Kulturprogramm in verschiedenen Genres anzubieten.

Line-up:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Roman Babik (keys)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)
Marco Zügner (saxophone)

Text+Bilder: Gernot Mangold

Henrik Freischlader
Florence Miller Agency bei Facebook
Alte Molkerei Bocholt

Henrik Freischlader – 11.01.2019, Alte Molkerei, Bocholt – Konzertbericht

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Im Rahmen der aktuellen „Old School“-Tour machte Henrik Freischlader mit seiner Band auch Halt in Bocholt. Im gemütlichen Foyer der Kulturstätte Alte Molkerei, mit Bar und diversen Ausstellungsbildern an den Wänden, hatten sich schon einige Fans zum Klönen eingefunden. Um kurz vor Neun füllte sich die Halle dann relativ schnell. Der verantwortlichen Kulturinitiative ist es gelungen ein kleines Schmuckstück für Konzerte dieser Größenordnung zu bieten, denn  jeder der Besucher hatte durch den mehrstufigen und tribünenartigen Aufbau, einen tollen Blick auf die gut ausgeleuchtete Bühne.

Mit sichtlichem Stolz kündigte der Veranstalter püntklich um neun Uhr an, dass es endlich, nach mehrmaligen Versuchen in den letzten fünf Jahren, gelungen ist, einen Termin zu finden, an dem der aus Wuppertal stammende Bluesmusiker, auch der Alten Molkerei endlich mal einen Besuch abstattet.

Ein sichtlich gut aufgelegter Henrik Freischlader betrat mit seinen Mitstreitern die Bühne und fragte in seiner charmanten Art, wie es den Leuten geht, wünschte noch einmal alles Gute für das neue Jahr und kündigte direkt an, dass er einiges aus dem aktuellen Album „Hands On The Puzzle“ promoten werde.

Diesen Ausdruck benutzte er augenzwinkernd, da er nach dem Konzert einiges auf CD, aber auch richtig  ‚oldschool‘ auf Vinyl anzubieten habe. Doch damit genug der Vorrede.

Mit „Community, Imunitty“ und „Love Straight“ bot die Band zu Beginn direkt zwei Songs vom aktuellen Tonträger, welche eher ruhig, swingend und mit einem Hauch von Jazz daherkamen. Auffällig war das sehr harmonisch aufeinander abgestimmte Gitarren- und Saxofonspiel. Hier geht Freischlader mit dem derzeitigen Werk scheinbar bewusst auch etwas neue Wege, was beim Publikum aber sichtbar gut ankam.

Mit „Too Cool For Me“ legte Freischlader dann eine für ihn typische Bluesnummer von „Get Closer“ nach. Schmunzelnd merkte er bei der Anmoderation an, dass dieser tolle Song eigentlich nie ein Hit war. Vielleicht ist es auch gut so, dass Freischlader nie den Weg des radiotauglichen Mainstreams gegangen ist und somit nicht im Moloch der auswechselbaren Musiker landete.

Mit diesem ‚Nichthit‘ nahm das Konzert an Fahrt auf und Freischlader legte mit „Master Plan“ aus dem Jahr 2016 direkt einen Song aus „Openess“ nach, in dem er das Publikum zum Mitsingen und Klatschen einlud. Dem wurde gerne nachgegangen. und es entwickelte sich eine schöne Interaktion zwischen Bühne und Audienz. Henrik merkte am Ende des Tracks über sich selbst an, wie schwer es ihm persönlich fällt, bei anderen Konzerten mitzusingen.

Mit „Cuttin‘ In“ von Johnny Guitar Watson folgte eine von insgesamt drei Covernummern, die er gekonnt in seine eigenen Songs einbettete. Nach diesem Intermezzo alter Stücke widmeten sich Henrik und seine Mitstreiter, bis auf die beiden letzten Lieder, nur noch dem aktuellen Longplayer, welcher somit fast komplett vorgestellt wurde. Für meinen Geschmack kamen die Songs live auch mit mehr Pep rüber, was ich persönlich als sehr positiv empfand.

Die folgenden Songs „Share Your Money“ „Rat Race Carousel“, “Those Strings”, “Animal Torture”, “I Don`t Work” und “Winding Stair” bot das Quintett in einer begeisternden Form, wobei Freischlader an der Gitarre und Marco Zügner am Saxophon sich entweder die Melodien gegenseitig ‚zuschmissen‘ oder gemeinsam im Einklang darboten. Dieses Interagieren der beiden Instrumente stand sowohl visuell im Vordergrund (da sich die beiden Musiker auf der Bühne auch meist vorn im Rampenlicht bewegten), wie auch auditiv, da dieses Zusammenspiel eine Art musikalisches Skelett des neuen Albums darstellt.

Das bedeutete aber nicht, dass die drei restlichen Musiker hinten anstehen mussten. Moritz Meinschäfer am Schlagzeug, Armin Alic am Bass und Roman Babik an den Keyboards hatten genügend Zeit, in kürzeren oder auch längeren Soloeinlagen, ihr spielerisches Können unter Beweis zu stellen.

Beim letzten Song, einem weiteren Johnny Guitar Watson-Cover. “Ain’t That A Bitch”, stellte Henrik in seiner angenehmen Art noch einmal einen Zusammenhang zu „I Don’t Work“ her, insofern, dass Arbeit manchmal die sprichwörtliche ‚Bitch‘ sei. Er und seine Bandkollegen sehen ihr Treiben allerdings auf der Bühne nicht als Arbeit, da ihnen auch dieser Abend sichtlich Spaß machte. Bei diesem Song glänzten alle Musiker mit diversen Soli, wobei das ausladende Gitarrensolo des Hauptprotagonisten in seiner Intensität und Variabilität schon beeindruckend war.

Jeder Abend geht leider einmal zu Ende. Das Quintett ließ sich, nachdem es die Bühne verlassen hatte, jedoch  nicht lange bitten, um als Zugabe noch eine Version der Extraklasse des Donny Hathaway-Klassikers “I Love You More Than You’ll Ever Know” nachzulegen. Das Publikum war restlos begeistert. Nach ziemlich genau zwei Stunden abwechslungsreicher Blues Rock-Musik war dann endgültig Schluss. Freischlader verlegte den Verkauf der Merchandise-Artikel dann kurzerhand auf die Bühne, wo zudem mit der  gesamten Band gefachsimpelt und diverse Musikträger unterzeichnet wurden.

Fazit: Freischlader und Band konnten das bluesbegeisterte Publikum in der Alten Molkerei in Bocholt absolut zufrieden stellen und offerierten, dass ein Liveerlebnis doch ganz andere Dimensionen hat, als ein im Studio abgemischtes Album zu Hause zu hören. Einen gehörigen Anteil hatte auch die ausgesprochen schönen Location samt ihrem zuvorkommenden Personal.

Ein in allen Punkten gelungener Abend hatte so einen schönen Abschluss gefunden. Fans handgemachter Bluesmusik kann nur geraten werden zu schauen, ob Konzerttermine der Freischlader Band auch in deren Nähe zu finden sind. Nähe kann manchmal dabei auch relativ gesehen werden, ich erinnere mich an den Fan, mit dem ich nach dem Konzert ein nettes Gespräch hatte, der eigens hierfür aus Alkmaar angereist war, um später hocherfreut die Rückfahrt anzutreten.

Solange es solch einen Typus Mensch noch gibt, braucht man sich über Livemusik keine Sorgen zu machen. In dem Sinne, besucht weiter Konzerte! Mein Dank an Florence Miller für die, wie immer, unproblematische Akkreditierung.

Line-up:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Roman Babik (keys)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)
Marco Zügner (saxophone)

Text+Bilder: Gernot Mangold

Henrik Freischlader
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