Layla Zoe – The World Could Change – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Eine mit 24 Terminen eng gestrickte Tournee quer durch Deutschland und Österreich verspricht für Blues Rock-Fans im Frühjahr 2023 ein echtes Konzerterlebnis: die kanadische Sängerin Layla Zoe – inzwischen in Westeuropa zu Hause – wird ihr neues Album “The World Could Change” live präsentieren. Zoe ist bekannt für ihre leidenschaftlichen und mitreißenden Auftritte. Die vorliegende Scheibe bietet dabei weitaus mehr als nur das notwendige Material für die Bühnen-Performance, sie macht geradezu neugierig auf die Konzert-Präsenz der sehr produktiven Blues-Lady.

Auch dieser 14. Longplayer seit 2006 ist mit 12 neuen Songs und 72 Minuten Spielzeit randvoll gepackt. Die wiederbelebte Kooperation mit dem Wuppertaler Blues Rock-Gitarristen Henrik Freischlader, die bereits 2013 u. a. das Top-Album “The Lily” hervorbrachte, hat sich auch bei “The World Could Change” als äußerst kreativ erwiesen: Poetische Lyrics von Zoe, wie geschaffen für die Musik von Freischlader, der ebenfalls für Gitarre, Bass, Schlagzeug und die Produktion zuständig war, sowie den Orgel-Sound von Moritz Fuhrhop und das technische Fingerspitzengefühl von Toningenieur (und Musiker) Martin Meinschäfer.

Es entstand ein ausgesprochen faszinierendes Studiowerk, maßgeschneidert für die immer elegant, charismatische und alles beherrschende Ausnahmestimme von Layla Zoe. Die in Kombination aus unterschiedlichen Stil-Modulen von Rock und Blues bis Soul und Folk variantenreich komponierten Songs bieten Zoe ausgiebig Gelegenheit, ihre genre-übergreifenden Vocal-Fähigkeiten in unnachahmlicher Perfektion auszugestalten, oft in einer natürlichen Wechselbeziehung mit den feinfühligen Guitar-Reflektionen Freischladers.

Mit dem Opening-Track “Dark Heart“ und einer ausdrucksstarken Blues Rock-Voice beginnt die gebürtige Kanadierin. Die Faszination ihrer Stimmgewalt kennzeichnet und erschließt starke Rock-Nummern, wie bei “Honey Pie”, “Watch What You’re Doing” oder beim explosiv getriebenen Titel “Jasmine”, artikuliert sich gleichermaßen angenehm weich (in der Ballade “Praying Kind”), wunderbar mitfühlend (im herrlichen Song “Brother”) oder feinsinnig ausgeglichen in “Baby Bird”.

Die sanfte Freundlichkeit einer eloquenten Erzählerin kommt bei “We’re All The Same” voll zur Geltung und wird in ihrer stimmlichen Zärtlichkeit beim letzten Titel (“Shine Brightly“) folk-song-artig zur akustischen Gitarre nochmals übertroffen. Aus dem kleinen Kreis brillant-talentierter Blues Rock-Sängerinnen bieten sich von Billie Holiday über Patti Smith oder Beth Hart und natürlich Janis Joplin nur wenige Vergleiche an, die ebenso in ihrer Besonderheit eine individuelle musikalische Identität entwickelten.

Mit ihrem neuen Album “The World Could Change” und dem absolut energiegeladenen Titelsong rechtfertigt Layla Zoe erneut ihre führende Position unter den europäischen Blues-Ladies. In ihrer alten kanadischen Heimat hat die renommierte Toronto Blues Society einen stolzen Beitrag zum Longplayer veröffentlicht. Die Möglichkeit, Layla Zoe und die Songs von “The World Could Change” live zu erleben, wird in Kürze allen Blues Rock-Enthusiasten und solchen, die es werden wollen, auf Konzerten in der SoS-Region geboten.

Cable Car Records (2022)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Dark Heart
02. Honey Pie
03. Praying Kind
04. The World Could Change
05. The Man Behind The Curtain
06. Brother
07. Watch What You’re Doing
08. The Truth Song
09. Baby Bird
10. Jasmine
11. We’re All The Same
12. Shine Brightly

Lalya Zoe
Cable Car Records

Henrik Freischlader Band – Hands On The Puzzle – CD-Review

Review: Michael Segets

Der Wuppertaler Henrik Freischlader bringt mit „Hands On The Puzzle“ sein 15. Album auf den Markt. Begleitet wird er auf dem Longplayer von der neu formierten Henrik Freischlader Band. Der Blues-Gitarrist und -Sänger nennt als musikalische Vorbilder neben Stevie Ray Vaughan und Jimi Hendrix auch Gary Moore, dem er 2017 mit „Blues For Gary“ ein Tribute-Werk widmete.

Das Album “Hands On The Puzzle” steigt entspannt mit „Community Immunity“, „Love Straight“ und „Those Strings“ ein. Erstes Highlight ist die Uptempo-Nummer „Winding Stair“. Hier rockt die Henrik Freischlader Band den Blues. Am Ende des Songs lässt Roman Babik ausgiebig seine Finger über die Tasten des Keyboards gleiten und sorgt für einen sanften Ausklang des Stücks. Noch einen Deut stärker ist der zweite schnelle Song „Stand Up, Little Brother“. Unter den Mitempo-Stücken gehört „Share Your Money“ zu meinen Favoriten. Saxophon und Keys erzeugen dort eine gehörige Portion Swing.

Moritz Meinschäfer am Schlagzeug und Armin Alic am Bass geben den Rhythmus, vor dessen Hintergrund die Soli von Gitarre, Saxophon oder Keys zur Geltung kommen. Die Bandmitglieder nehmen sich den Raum, ihre Fähigkeiten an ihren Instrumenten mit viel Spielfreude auszuleben. So kratzt beispielsweise „Where Do We Go“ an der acht Minuten Marke und „Animal Torture“ überschreitet sie sogar. Die erstgenannte Ballade wird von Marco Zügner mit seinem Saxophon stimmungsvoll begleitet.

Freischlader steuert hier ebenso wie auf „Rat Race Carousel“ gelungene Gitarrenpassagen bei. Eingängig und unaufgeregt ist „I Don’t Work“. Das langsam beginnende „Mournful Melody“ kehrt nach einem dramatischen Zwischenspiel mit langen Gitarrensoli wieder in sanfte Gefilde zurück. Freischladers Gitarre erinnert dabei durchaus an die von Gary Moore.

Die ausgeprägten Instrumentalanteile bei „Creactivity“ rücke ich bereits in Jazz-Nähe. Nach einer Ausblendung legt die Band nochmal los und ich vermute mal, dass es sich dabei nicht um eine Fortführung des Stücks, sondern um einen Hidden Track handelt, da die Texte nicht in dem Booklet aufgeführt sind. Wie dem auch sei: Die Scheibe überrascht zum Abschluss mit einem Gastauftritt von Helge Schneider, der unnachahmliche Shouter-Qualitäten offenbart.

Die CD ist sehr schön aufgemacht und erscheint auf Freischladers eigenem Label Cable Car Records. Ihr liegt ein haptisch ansprechendes Booklet aus dickem Papier bei, in dem die Texte abgedruckt sind. Aufgenommen wurden die Tracks in den Arnsberger Megaphon Tonstudios, in denen auch Chris Kramers aktuelles Werk entstand.

Die Henrik Freischlader Band agiert technisch sicherlich auf einem hohen Niveau. Die Musik ist handgemacht und kommt ohne technische Effekte aus. Die Verspieltheit der Truppe – hier ein Saxophon-Sprengsel und da noch eine Keyboard-Einlage – geht für mein Empfinden etwas auf Kosten des Blues-Feelings.

Ich bin in musikalischer Hinsicht aber eher einfach gestrickt und gradlinige Stücke sprechen mich mehr an als verschachtelte Kompositionen oder gar Improvisationen, wie sie im Jazz vorkommen. Für den, der da aufgeschlossener ist, kann die Auslegung des Blues auf „Hands On The Puzzle“ durchaus eine lohnende Entdeckung sein.

Cable Car Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Community Immunity
02. Love Straight
03. Those Strings
04. Winding Stair
05. Rat Race Carousel
06. Where Do We Go
07. Stand Up, Little Brother
08. Share Your Money
09. Animal Torture
10. I Don’t Work
11. Mournful Melody
12. Creactivity (+ Hidden Track)

Henrik Freischlader
Florence Miller Agency
Cable Car Records