Joe Bonamassa – Blues Deluxe 2 – CD Review

Review: Jörg Schneider

Im August 2003 veröffentlichte Joe Bonamassa sein „Blues Deluxe“ Album. Und nun zwanzig Jahre und etliche Werke später erblickt im Oktober der Nachfolger „Blues Deluxe 2“ in den Verkaufsregalen das Licht der Plattenläden. Und genau wie damals enthält die Scheibe nahezu ausschließlich Coverversionen von Songs des „Who is Who“ der Bluesbarden. Nur zwei der insgesamt 10 Tracks stammen aus Bonamassas Feder bzw. der von Josh Smith, der auch auf Bitten von Bonamassa das Album produziert hat.

Beide „Blues Deluxe“-Alben bieten also eine gute Gelegenheit auf die Entwicklung eines stürmischen 26 Jahre alten Bluesgitarristen hin zum einem gereiften Blueser im Alter von 46 Jahren zu blicken. Der „Twenty-Four Hour Blues“ von Bobby “Blue” Bland (übrigens auch als Singleauskopplung erschienen) bildet den fulminanten und auch gesanglich absolut überzeugenden Auftakt der Scheibe und schließt mit einem unglaublichen Gitarrensolo von Bonamassa ab.

Ähnlich mitreißend auch das leicht funkige „It’s Hard But It’s Fair“ von Bobby Parker sowie das mit flotten Bläsersätzen durchsetzte „Well, I Done Got Over It“, im Original von Guitar Slim. Mit dem nächsten Track knöpft sich Bonamassa den Ronnie Earl-Klassiker „I Want To Shout About It“ vor. Hier als beschwingter Gute-Laune-Party-Kracher mit fetzigen Saxophon- und Keyboardeinlagen und einer herzigen Hintergrundsängerin, ein Song zu dem man unweigerlich das Tanzbein schwingen möchte.

„Win-O“ (von Pee Wee Crayton) ist dann die erste zumindest anfangs ruhigere Nummer, die vom Meister gesanglich gefühlvoll und mit einem tollen Gitarrensolo gegen Ende des Songs vorgetragen wird, anfangs begleitet von Pianoklängen im Stil alter Barmusik, die sich aber im Laufe des Songs zu wildem Pianogeklimper aufschaukeln. Das stakkatohafte, hektische und von Bläsern getragene „Hope You Realize It (Goodbye Again)“ stammt schließlich von Bonamassa himself unter Beteiligung von Tom Hambridge, dem auch als weißer Willie Dixon bekannten Bluesmusiker und Produzenten.

Der nächste neu interpretierte Klassiker „Lazy Poker Blues“ wurde ursprünglich von Fleetwood Mac veröffentlicht und taucht hier als schweißtreibende Rock‘n‘Roll Nummer im Boogie-Woogie-Gewand auf mit hämmerndem Piano auf, bevor Albert Kings „You Sure Drive a Hard Bargain“ eine etwas soulig-bluesig Stimmung mit ungewöhnlichem Ausklang aufkommen lässt.

Und auch Kenny Neals’ Song „The Truth Hurts“ wird von Joe Bonamassa deutlich spritziger als das Original adaptiert. Den ruhigen Schlussakkord dieses wahnsinnig guten Albums setzt letztendlich ein Song, den Josh Smith eigens für Bonamassa geschrieben hat. „Is It Safe To Go Home“ ist ein melodiöser Slowblues, der den Protagonisten stimmlich sehr fordert, aber auch äußerst einfühlsam von ihm vorgetragen wird.

Mit Reese Wynans an den Keyboards, Calvin Turner am Bass, Lamar Carter am Schlagzeug, Kirk Fletcher und Josh Smith an den Gitarren ist Joe Bonamassa ein mehr als würdiges Nachfolgealbum zu der „Erstausgabe“ von „Blues Deluxe“ gelungen. Der direkte Vergleich der beiden Blues Deluxe Scheiben zeigt, dass sein Gitarrenstil deutlich tiefergehender und intensiver geworden ist, ebenso wie seine stimmlichen Fähigkeiten auf der neuen Scheibe wesentlich ausdrucksstärker sind als 20 Jahre zuvor.

Was wahrscheinlich gar nicht so auffällt, hört man sich einzelne CDs aus seiner Laufbahn als Bluesgitarrist an, aber der unmittelbare Vergleich bringt es zu Tage: Joe Bonamassa kehrt auf diesem Album gereifter zu den Wurzeln seiner Musik zurück. Es ist ein großartiges Album, das, möchte man es sich kaufen, sicherlich jeden Cent wert ist.

Provogue Records (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Twenty-Four Hour Blues (Bobby “Blue” Bland*)
02. It’s Hard But It’s Fair (Bobby Parker*)
03. Well, I Done Got Over It (Guitar Slim*)
04. I Want to Shout About It (Ronnie Earle & The Broadcasters*)
05. Win-O (Pee Wee Crayton*)
06. Hope You Realize It (Goodbye Again) (written by Joe Bonamassa & Tom Hambridge)
07. Lazy Poker Blues (Fleetwood Mac*)
08. You Sure Drive a Hard Bargain (Albert King*)
09. The Truth Hurts, feat. Kirk Fletcher and Josh Smith (Kenny Neal*)
10. Is It Safe To Go Home (written by Josh Smith)
* Originalinterpreten

Joe Bonamassa
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