Joe Bonamassa – Now Serving: Royal Tea Live From The Ryman – CD-Review

cover Joe Bonamassa 300

Review: Stephan Skolarski

Auf der Suche nach attraktiven Konzert-Kultstätten, die seiner Extraklasse einen angemessenen Rahmen verleihen, ist Joe Bonamassa im vergangenen Herbst im Ryman Auditorium in Nashville, Tennessee, für eine besondere Show auf die Bühne gegangen. Die Aufzeichnung von „Now Serving“ wurde die 18. Live-Aufnahme einer Bonamassa-Performance in 17 Jahren – zählt man „Live at Rockpalast“ (2007) im DVD-Format hierbei mit.

In dieser Liste nobler Veranstaltungsorte waren die Radio City Music Hall in New York, das Sydney Opera House, die Vienna Opera, oder alle führenden Venues in London (u.a. die Royal Albert und die Carnegie Hall) vertreten, ebenso das seit Jahrzehnten für Open Air Live Events beliebte Red Rocks Amphitheater in Denver, Colorado, das schon die Beatles 1964 eroberten.

Es fehlte eigentlich noch ein Bonamassa Live-Album aus dem 1892 erbauten und somit altehrwürdigen Konzerthaus Ryman in Music City. Die Situation war auch für den erfahrenen Blues-Rock-Hero außergewöhnlich. Er hatte dort bereits 8-mal gespielt, wohnt in Nashville fast um die Ecke, jedoch war das Konzert am 20.09.2020 (coronabedingt) ausschließlich als Live-Stream für die Fans weltweit geplant. Der stets bis in alle Einzelheiten, auch von Joe selbst vorbereitete Gig, wurde von einer eigens für diese Veranstaltung ausgewählten Formation performt.

Mit dabei waren die langjährigen Gefährten Reese Wynans (Keys) und Michael Rhodes (Bass), die Background Sängerinnen Jade MacRae und Danielle DeAndrea, sowie Drummer Greg Morrow. Zusätzlich gastierten der Blues-Harp Spieler Jimmy Hall von der Southern Rock Band Wet Willie und Bob Segers „Tour-Gitarrist“ Rob McNelley, an der 2. Sologitarre.

Die „One-Night-Only-Show“ erreichte Fans in 44 Ländern und war durch ihre Ausstattung mit rund 1700 „Cardboard“ Fan-Fotos auf den Sitzen jedoch ausgesprochen steril, obwohl die technisch kreierten Live-Ovationen in den Songpausen den Eindruck einer Publikumsshow vermitteln können. 12 Live Tracks, überwiegend ein ‚Best of‘ von JBs 24. Billboard Nr. 1 Scheibe „Royal Tea“, sowie drei Cover-Versionen aus dem „A New Day Now“ Debut Album, verbinden die Ursprünge des Blues-Rock-Titans mit seinen neuesten eigenen Songs.

So wirkt die Perfektion eines Bonamassas auch bei „Now Serving“ unglaublich präzise und leidenschaftlich – tadellos und unermüdlich in der Präsentation. Die individuelle und professionelle musikalische Darstellung jedes Mitwirkenden (einschließlich der Backing Singer) unterstreicht die einzigartige Produktion deren musikalisches Wechselspiel nicht nur in der Gitarren-Einheit zwischen Rob McNelley (übrigens Guitar Player of the Year 2014) und Joe Bonamassa an die ehemals starken Zeiten von Wishbone Ash und Allman Brothers wiederholt erinnert.

Da in der Setlist entsprechend nur Glanzstücke angeboten werden, ist eine Auswahl pure Geschmackssache und könnte auf die Sahnehäubchen von „A Conversation With Alice“ (mit schönen Tempowechseln im Heavy Rock), „I Didn’t Think She Would Do It“ (einer schnellen Blues-Nr.), und dem wunderbar Harmonica-angetriebenen Blues-Rock „Lonely Boy“ eingegrenzt werden, wenn da nicht auch z. B. die ewigen Ohrwürmer, wie Rory Gallaghers „Cradle Rock“ oder Ian Andersons „A New Day Yesterday“ im Programm wären.

Es ist Bonamassas musikalischer Überzeugungskraft zu verdanken, dass „Live At The Ryman“ ebenfalls die Spendenbereitschaft der Fans in Zeiten pandemiebedingter Tourausfälle aktivieren konnte. Seine Non-Profit Stiftung „Keeping The Blues Alive Foundation“ konnte zur Unterstützung von Künstlern erhebliche zusätzliche Einnahmen verzeichnen.

Die ungewöhnliche Live-Aufnahme „Now Serving“ vermittelt das Gefühl, ein besonderes Ereignis mit einem der besten Gitarristen nacherleben zu können. Das Album ist daher für eingefleischte Bonamassa Anhänger bzw. interessierte Blues Rock-Enthusiasten ein unbedingtes Must-Have. Das Ryman Auditorium fügt sich damit perfekt in die Liste von Bonamassas legendären Konzert-Mitschnitten ein.

Mascot Label Group (2021)
Stil: Blues

Tracks:
01. When One Door Opens
02. Royal Tea
03. High Class Girl
04. Lookout Man!
05. Why Does It Take So Long To Say Goodbye
06. A Conversation With Alice
07. I Didn’t Think She Would Do It
08. Beyond The Silence
09. Lonely Boy
10. Cradle Rock
11. Walk In My Shadow
12. A New Day Yesterday / Starship Trooper – Wurm

Joe Bonamassa
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