Robert Jon & The Wreck, 29.09.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

Nach ihrer bereits starken Leistung auf der Open Air Bühne der Kölner Kantine war es natürlich klar, dass wir uns auch den zweiten Gig in hiesigen Gefilden von Robert Jon & The Wreck nicht entgehen lassen würden, zumal es sich diesmal um den schönen Krefelder Schlachtgarten handelte, der ja bekannter Weise seit Corona-Zeiten mit der Kulturrampe eine tolle Kooperation betreibt, in der man in dieser Phase bereits durch Dick und Dünn gegangen ist.

Und auch dieser Tag, beziehungsweise Abend war zunächst mal nichts für schwache Nerven, bis kurz vor Konzertbeginn hatte es wie aus Eimern gegossen, selbst kurz vor 20:30 Uhr tröpfelte es noch und tiefschwarze Wolken hingen immer noch über dem schönen Biergarten.

Direkt vor dem Gig sollte es dann auch zu den emotionalsten Szenen kommen. Als Rampenchef Pille Peelings die Bretter der Bühne zur Ansage betrat, entlud sich bei ihm der ganze Ballast der vergangenen Monate. Er erzählte, wie er sich beim Song “Tired Of Drinking Alone” der auftretenden Protagonisten sich des Öfteren den Frust von der Seele getrunken hatte, er ist halt ein Typ, kein Wunder als Herzblut-Konzertveranstalter und -Musiklocation-Betreiber, der das pulsierende Leben um sich herum gewohnt ist.

Er zitierte natürlich seinen Kooperationspartner, Kolja Amend, für den er ebenfalls warme Worte parat hatte, auf die Bühne und schenkte ihm als Dank die neue, signierte Scheibe “Shine A Light On Me Brother“. Auch Kolja bedankte sich bei den Anwesenden für die Treue und die tolle Zusammenarbeit mit Pille, wobei sich beide am Ende herzlich umarmten. Also echte Gänsehautmomente, bevor es überhaupt losging.

Auch der Wettergott schien gerührt, hielt aber seine Tränen zurück, sprich es konnte ohne Regen losgehen. Danach rockten Robert Jon Burrison und seinen Jungs mit Vollgas los und legten vor den knapp 200 Zuschauern einen begeisternden Auftritt hin, der von der Setlist des zweiteiligen Hauptteils her, so gut wie deckungsgleich mit der Kölner Veranstaltung daherkam.

So macht es in diesem Bericht eher Sinn, vielleicht nur kurz auf die kleinen Unterschiede einzugehen. Der ebenfalls tolle Gig in der Domstadt hatte den Vorteil eines lauen Sommerabends mit kalifornischen Temperaturen und eines am Anfang der Tour stehenden, noch recht entspannt wirkenden Quintetts.

Hier kam aufgrund des weitläufigen Geländes sowie der Bestuhlung und der wesentlich geringeren Resonanz erst gegen Ende, als sich alle erhoben hatten auch dementsprechende Stimmung auf. Der Krefelder Gig bei, wie in guten alten Zeiten, dicht gedrängt stehendem und so gut wie ausverkauftem Publikum, begann nach dem emotionalen Einstieg, sofort in Hexenkessel-Manier und trieb die Jungs nochmals zu absoluten Höchstleistungen.

Highlights für mich im ersten Set das “Blue Sky”-mäßige “Everday” vom neuen Album und das von The Band-Flair-umwobene “Death Of Me”. Im dann immer furioser abgehenden zweiten Teil gefiel mir besonders die Verspieltheit bei manchen Intros, klasse zum Beispiel die psychedelische Einleitung bei “Don’t Let Me Go”, bei denen dann auch Bassist Warren Murrel sich im ‚Bollwerk‘ um ihn herum, mal ‚zeigen‘ konnte.

Beim launigen Titelsong des neuen Werkes “Shine A Light On Me Brother“ und dem grandios performten “Old Friend” hatte die Stimmung schon den Siedepunkt so gut wie erreicht, als der besagte Wettergott dann doch noch passend zum Titel “Cold Night” choreographisch eingriff und eine ungemütlich windige Regenbrise in die kalte Nacht herunterschickte.

Das juckte angesichts der Killerversion dieses Songs allerdings so gut wie Niemanden, die mit einer ebenso überragenden Speed-Zugabe von “On The Run” (einziger Unterschied zu Köln – dort war es “High Time”) in einem gelungenen Abschluss von Robert Jon & The Wreck mündete, wo ich selbst den Kollegen Mangold selten so agil fotografieren gesehen habe, wie bei diesem Track. Zu erwähnen ist natürlich auch wieder die perfekte Licht- und Soundqualität im Schlachtgarten sowie die höchst erfreuliche Nachricht, dass es schon bald auch in der Kulturrampe wieder mit Konzerten weitergeht.

Line-up:
Robert Jon Burrison (lead vocals, electric guitar)
Henry James (electric guitar, vocals)
Warren Murrel (bass)
Andrew Espantman (drums, vocals)
Steve Maggiora (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Schlachtgarten, Krefeld

Little Caesar, 24.09.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbilder

Zum Abschluss der drei Konzerte in NRW (zuvor in Köln und Dortmund) rockten Little Caesar jetzt den Schlachtgarten in Krefeld. Bei sommerlich milden Temperaturen hatten etwa 100 Besucher den Weg in die fast schon heimelig wirkende Openair-Location gefunden.

An der Stimmung der Fans konnte man erkennen, dass keiner den Weg an diesem Abend bereut hatte. Neben dem furiosen Auftritt, wie bei den vorherigen Gigs, war diesmal auch das klangliche Erlebnis einwandfrei und die Instrumente waren klar differenziert herauszuhören und auch der Gesang konnte sich, wenn auch manchmal mit Mühe, gegen die Lautstärke der Drums und Gitarren behaupten.

Nun ist die Openair-Saison der Kulturrampe und des Schlachtgartens fast abgeschlossen und am nächsten Mittwoch werden Robert Jon & The Wreck die letzte Woche eines gelungenen Kultursommers in dieser feinen Location einläuten.

Line-up:
Ron Young (lead vocals)
Mark Tremalgia (electric guitar, vocals)
Pharoah Barrett (bass, vocals)
Brian Irving (drums)
Loren Moulinare (electric guitar, vocals)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Vanja Sky – 19.09.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

An einem schönen Spätsommernachmittag besuchte Vanja Sky mit ihrer Band den Schlachtgarten. Kurz vor 17 Uhr kündigte Pille Peelings von der Kulturrampe die mittlerweile in Hamburg lebende Kroatin an und unter dem Applaus der etwa 70 Besucher betrat die Band die Bühne, und es sollte ein Konzert folgen, das einige Überraschungen parat haben sollte.

Ein Blickfang war natürlich die junge Kroatin mit ihrer langen blonden Mähne, gekleidet mit einer Gepardenhose, kniehohen Stiefeln und einem fast bis zum Boden reichenden schwarzen Mantel sowie einer trendigen Sonnenbrille im ersten Set.

Im Mittelpunkt der Setlist stand ganz klar das 2020 erschienene Werk „Woman Named Trouble“. Passend leitete der erste Song des Albums „Rock’n’Roll Train“ das Konzert ein, in den die Besucher sprichwörtlich von Anfang an einstiegen. Vanja und Band spielten in den zwei etwa 45-minütigen Sets fast das komplette aktuelle Album.

Schon bei der Ansage des folgenden „All Night“ vom Debutalbum „Bad Penny“ hatte eine bestens aufgelegte Vanja mit ihrem natürlichen Charme die Zuschauer eingefangen und schnell nutzten einige die Möglichkeit, im nicht bestuhlten Bereich vor der Bühne entsprechend eines Rockkonzerts mitzugehen. Im Vergleich zum letzten Konzert in 2019, das ich besucht hatte, präsentierte sich das Quartett noch homogener und gefestigter.

Die Basis für den wieder einmal bestens abgemischten Sound im Schlachtgarten legten Drummer Hanser Schüler, der auch am längsten mit Vanja Sky zusammen spielt und Bassist Artjon Feldtser, mit ihrem, je nach Bedarf, druckvollen oder aber auch dezenten zurückhaltenden Spiel.

Zudem unterstützte Feldtster die stimmlich bestens aufgelegte Vanja Sky bei den Backing Vocals und nutze die Pausen zwischen den Songs, um einmal als Intro die Melodie von „Eleanor Rigby“ einzuspielen oder vor den Zugaben erst mal den Platz vom Drummerkollegen Schüler zu blockieren. Im Vordergrund stand neben Sky Robert Wendt, der die Besucher ein ums andere Mal mit seinen Soli, auch in bester Southern Rock Manier, begeisterte.

Vanja Sky selbst hat auch einen großen Schritt gemacht. Vokal hat sie sich weiterentwickelt, was sich auch in Songs zeigt, wo sie die Gitarre beiseite legt und sich ganz auf ihre Stimme verlässt.

Im ersten Set waren die Highlights das southernrockende „Hard Times“ und der starke Bluessong „Crossroads Of Life“, wo Sky scheinbar richtig abgebogen zu sein scheint. Als letzten Song im ersten Set spielte die Band eine beeindruckende Version von „To Love Somebody“, wo vor allem das Zusammenspiel von Wendts Gitarre und Skys Stimme die Zuschauer gefiel.

Ihre Liebe zu den Fans zeigte Sky, als sie während des Songs die Bühne verließ und als Geschenke verpackte Lollys an alle Zuschauer verteilte. Mit diesem musikalischen, wie auch menschlichen Highlight wurde der erste Set beendet.

Nach etwa 20 Minuten Pause nahm die Band auf Hockern Platz und es folgte eine mutige Nummer. Rory Gallaghers „Shadow Play“ wurde als Akustiksong gespielt und es zeigte sich, dass dieser eigentlich fast schon hardrockende Kracher auch in dieser ruhigen Spielform seine Klasse hat.

So verleitete das Stück mit dem filigranen Gitarrenspiel Wendts und der harmonischen Stimme Skys die Besucher zum Träumen und mehrfach schienen die Musiker gen Himmel zu schauen, was wohl Rory zu dieser Variante sagen würde. Kaum war der letzte Ton verstummt, nutzte Bassist Artjon Feldtser die Chance, das Wort zu ergreifen.

Er schilderte, was das für ein besonderer Tag ist, da dies auch Vanjas Geburtstag sei. Das animierte die Zuschauer stimmgewaltig mit „Happy Birthday“ zu gratulieren, was, wenn ich es richtig gesehen habe, für Tränen der Rührung bei Sky sorgte.

Als Dankeschön folgte dann ein tolles Akustikcover der Black Crowes-Nummer „Girl From A Pawn Shop“. Danach wurden die Hocker auf Seite gestellt, Sky fragte eher rhetorisch, ob das begeisterte Publikum jetzt Lust auf Rock’n’Roll hat und mit „Devil Woman“, „Voodoo Mama“ und „Lets Go Wild“ wurde es auch wild, bis der Peter Green-Klassiker „Oh Well“ bluesig einen der Highlights einläutete.

Eine Version von „Simple Man“, welche sich nicht vor dem Original zu verstecken braucht, zeigte eindrucksvoll die Extraklasse eines Robert Wendt an der Gitarre, aber auch die Stimmgewalt der jungen Kroatin. Das Ende des Sets war die Erinnerung den Rock’n’Roll nicht zu vergessen mit dem gleichnamigen Titel auf Englisch, wo sich die Band noch einmal regelrecht austobte.

Kaum hatte die Band die Bühne verlassen, setzten lautstarke Zugabeforderungen ein und es folgte noch ein rockiges „I Don`t Need No Doctor“ und „Call Me If You Need Me“ und begeisternde knapp 100 Minuten lagen hinter der Band und den Besuchern.

Nach dem Konzert nahmen sich alle Musiker auch noch die Zeit zum Plausch mit den Zuschauern und so fand ein tolles Geburtstagskonzert einen schönen Abschluss. In der Form ist von Vanja Sky und ihrer Band noch einiges und nicht nur für die eingefleischten Bluesfans zu erwarten. Vanja Rocks!

Line Up:
Vanja Sky – Lead vocals, electric guitar, slide guitar
Robert Wendt – Electric guitar, slide guitar
Artjom Feldtser – Bass, vocals
Hans Jakob Schüler – Drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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12-4-2 – 26.08.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

Nach einigen erfolgreichen Konzerten im letzten Jahr ging das von Martin Engelien ins Leben gerufene Projekt 12-4-2 nun weiter. Die zwölf Gitarrenseiten wurden wie zuvor von Ben Granfelt und Thomas Blug bedient, der Viersaiter, wie gewohnt, vom Meister selbst, nur die zwei Drumsticks wechselten in die Hände von Mel Gaynor, der schon bei den Simple Minds aktiv war.

Pünktlich nachdem die Regenschauer sich weiter Richtung Süden verzogen hatten, kündigte Pille Peerlings die Band an und unter dem Applaus von etwa 90 Besuchern, die trotz der unsicheren Wetterlage den Weg zum Schlachtgarten gefunden hatten, betrat die Band im wieder schön illuminierten Gelände die Bühne.

Schon beim einleitenden Instrumental „One Earth“ zeigte die Band, welch exzellente Musiker auf der Bühne stehen. Granfelt und Blug schmissen sich ähnlich wie bei Wishbone Ash, wo Granfelt auch einige Jahre spielte, fast synchron twinguitarmäßig, die Melodien zu und die Rhythmusfraktion sorgte für eine volle, energiegeladene Grundlage und glänzte zuweilen auch mit starken Soloeinlagen. Es folgte eine bunte Mischung aus Songs, meist aus der Feder Granfelts und Blugs, welche mit einigen Coversongs gespickt waren, die es in sich hatten.

Nach dem Intro kündigte Granfelt mit einem Augenzwinkern den ersten eigenen Song an und es folgte eine starke Version des Gerry Rafferty Klassikers „Baker Street“ wo das Saxophon gar nicht vermisst wurde, da Granfelt und Blug an den Gitarren dies durch krachende Soli ersetzten.

Danach zeigte der von Granfelt als bester deutscher Gitarrist auf der Bühne vorgestellte Thomas Blug, bei „My House Is Green“, dass er ein genau so feines Händchen im Songwriting wie an den Gitarrensaiten hat. Dass der Song instrumental war, fiel gar nicht großartig auf, da man zuweilen das Gefühl hatte, die beiden Gitarristen würden ihr Instrumente singen lassen.

Beim folgenden „Breathe“ zeigte ein stimmlich bestens aufgelegter Granfelt, dass er mit Sicherheit zu der Topgarde der Gitarristen zählt, wobei er hier auch von Blug unterstützt wurde und die zweistimmigen Gitarren dem Song ein ganz neues Flair gaben. Nahtlos reihte sich das psychedelisch angehauchte Instrumental „Melodic Relief“ von Granfelts letzter Platte an, welches mit einigen jammenden Passagen aufwartete, wo alle Musiker ihr Können zeigen konnten.

Das verträumte „Faith, Hope & Love“ mag manchem als Wisbone Ash-Cover vorgekommen sein, es stammte aber aus Granfelts Zeit bei der Band und aus seiner Feder. Stark war hier, wie sich Granfelt und Blug perfekt ergänzten und für Begeisterung bei den Besuchern sorgte.

Zum Ende des Sets kam dann ein furioser Auftritt vom Drummer Mel Gaynor. Eine deftig rockende Version von „Superstition“, mit treibenden Drumbeats wurde von ihm passend dynamisch gesungen.

Nach einer kurzen Pause ging es dann mit „Freeway Jam“ und „Victorious“ weiter. Bei der Anmoderation seines Songs „Hey Stranger“ sorgte Ben Granfelt mit einer Freudschen Fehlleistung für Applaus. Er schilderte Situationen, wenn er auf Tourneen durch Städte geht, in Cafes sitzt, z. B. auch in Krefeld und man mit Fremden ins Gespräch kommt und sich vorstellt und er sich dann als Ben Krefeld benannte, was Engelien später bei der Vorstellung von ihm noch einmal unter dem Applaus der Besucher später aufnahm.

Das folgende „I Won’t Forget“ von Blug war eine passende Einleitung für „My Soul To You“ von der gleichnamigen Scheibe von Granfelt, wo er die Gitarre im Stile eines Mark Knopflers erklingen ließ. Zum Ende des zweiten Sets folgten Blugs „Whitching Hour“ und das fulminante „Almighty Blues“, angekündigt als ein Stück, das so 20 – 25 Minuten dauert. Warum die Zeitangabe von Bedeutung für Pille Peerlings und Kolja Amend von Bedeutung war, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand.

Ein Solo der vier Musiker jagte das nächste und man hatte den Eindruck sie würden sich in einen regelrechten Rausch spielen, was für Standing Ovations sorgte. Unter lautstarken Zugabeforderungen verließ die Band die Bühne und wurde von Peerlings und Amend in Empfang genommen.

Was kaum einer bemerkt hatte, der Schlachtgarten bekam Besuch vom Ordnungsamt, das eine Beschwerde eines besorgten Krefelder Bürgers erhalten hatte, die zeigte, dass es neben Corona noch andere, vielleicht viel schlimmere und nachhaltigere Probleme für die Kultur unter freiem Himmel gibt: Nämlich Spaßbremsen, die um 22:30 Uhr nicht in der Lage sind, Musik von Außen zu ertragen.

Vielleicht hätte es ja auch gereicht, die Fenster zu schließen oder einfach die Glotze etwas lauter zu machen. Es gab auf jedem Fall die Auflage, dass das Konzert nach dem gerade begonnenen Song zu beenden sei. Dass danach weiter Züge über die direkt neben dem Gelände liegende Bahntrasse rumpelten, sei dabei nur am Rande erwähnt. Wegen der sehr stringenten Ansage des Ordnungsamtes machten sich die beiden Veranstalter Sorgen, da sie dachten, die 20 – 25 Minuten wären ein Scherz gewesen, aber schnell erkannten Sie, dass der Song für mehrere Jampassagen ausgelegt war.

Die Band kam dann noch einmal auf die Bühne, um sich zu verabschieden und es wurde erklärt, warum es keine weiteren Stücke gab. Trotz dieses abrupten Endes erlebten die Besucher ein ganz starkes Konzert, auch ohne das obligatorischen „Going Home“ bei Gigs mit Ben Granfelt und alle Anwesenden werden mit Sicherheit erneut dabei sein, wenn diese Musiker wieder zusammen auftreten. Dies wird dann aber vermutlich unter anderen Voraussetzungen stattfinden.

Bei den Konzerten im letzten Jahr stellten Granfelt und Blug fest, dass es richtig Spaß bereitet, gemeinsam was zu machen. Dies veranlasste Engelien zur Überlegung, Mel Gaynor an den Drums dazu zu holen und aus dem temporären Projekt eventuell eine eigenständige Band zu machen. In diesem Fall darf man sich schon jetzt auf eine absolut starke Liveband freuen.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Thomas Blug (electric guitar)
Martin Engelien (bass, bgv)
Mel Gaynor (drums, lead vocals)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Kai Strauss & The Electric Blues All Stars – 02.08.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

Nachholtermin des am 04. Juli ausgefallenen Konzerts. Als wenn die Veranstalter und Clubbesitzer durch die Pandemie nicht schon genug gebeutelt wären, musste der für den Termin geplante Kai Strauss & The Electric Blues All Stars-Gig dann auch noch wegen massiver Wasserschäden in Folge der sintflutartigen Regenfälle dieser Tage abgesagt werden.

Dazu fällt mir spontan der nahezu philosophisch tiefgründig anmutende Spruch von Rot-Weiss Essen-Mittelstürmer-Legende Jürgen ‚Kobra‘ Wegmann ein: „Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu…“

Mittlerweile ist der Schlachtgarten dank großen Engagements der Betreiber und Helfer in die bekannt heimelige Location zurück verwandelt, erste Konzerte haben schon wieder stattgefunden und auch der Kai Strauss-Auftritt sollte an diesem Abend jetzt realisiert werden. Immerhin spielte diesmal wenigstens das Wetter mit (auch wenn für einen Abend Anfang August recht kühl).

Zu Beginn betraten nach der Ansage von Mitveranstalter Markus ‚Pille‘ Peerlings zunächst die schick in Schwarz gekleideten Electric Blues All Stars die Bühne und spielten sich mittels eines Instrumentals in ihren Rhythmus. Hier ließ Mit-‚Alpha‘-Musiker Tommy Schneller, der sich aber im weiteren Verlauf ganz uneigennützig in den Dienst des Gesamtensembles stellte, ein erstes starkes Saxofon-Solo ab. Zum Ausklang stieß dann der Protagonist mit seiner blitzeblanken silber-weißen Stratocaster und einem End-Solo mit in den Gig ein.

Was mir direkt gut gefiel, war, dass Strauss sich insgesamt sehr kommunikativ gab und fast vor allen Stücken kleine kurze (bluestypische…) Anekdoten zum Besten gab. Das trug neben der engagierten musikalischen Gesamtleistung auch zur guten Stimmung erheblich bei.

Während seine Rhythmus-Fraktion, bestehend aus dem ultra-cool zupfenden Kevin DuVernay am Bass und Alex Lex am Schlagzeug sich konzentriert der Taktgebung widmete, hatten die drei restlichen Musiker Jens Buschenlange an der Trompete, Keyboarder Nico Dreier (bekannt auch für seine Mitwirkung bei den Bluesanovas – überwiegend mit Orgel- und punktuell mit Piano-Einlagen) und Schneller viele Gelegenheiten, ihre Solo-Künste feil zu bieten. Strauss, sich hier dann aber doch ganz als Platzhirsch zeigend, konterte im direkten Anschluss, so gut wie immer mit seinen quirligen Soli an seinem Paradegerät.

Das Kollektiv spielte im Verlauf ein zweiteiliges Set, inklusiv Tracks aus Kais eigener Feder (mit Hauptaugenmerk auf seinem aktuellen Album „In My Prime“) und diversen Stücken bekannter Blues-Ikonen, zu denen der mit fünf gewonnenen German Blues Awards dekorierte Westfale im Laufe seiner 30-jährigen Karriere eine besondere Beziehung entwickelt hat. Auch wenn sich Strauss als bekennender Fan des Texas Blues outete, und seine Stimme der von Devon Allman sehr ähnelte, stand der Haupt-Fokus doch eher auf den Bläser- und traditionell-ausgelegten Spielarten des Genres (Chicago- und Rhythm And Blues) , die man eher in den etwas nördlicheren und östlicheren Teilen der Staaten präferiert.

Die gute Stimmung im Publikum erreichte dann ihren Höhepunkt, als Strauss beim wahnsinnig starken Slowblues „Hard Life“ für’s ausgedehnte Solo ins Kiesbett vor der Bühne des Schlachtgartens wanderte, im Willie Dixon-Klassiker zu Ehren von Buddy Guys 85. Geburtstag „Let Me Love You Baby“ ein Solo mit der Gitarre hinter seinem Hintern als Showeinlage darbot und beim finalen, furios den Hauptteil abschließenden „Got To Be Some Changes Made“ (aus der Feder von Albert King), auch noch claptoneske Talente offenbarte.

Klar, dass diese letzte Klasse-Nummer den Wunsch im Publikum auslöste, lautstark nach einem Nachschlag zu verlangen. Da ließ sich das Sextett natürlich nicht lange bitten und erfüllte diesen mit einem schönen schunkeligen Instrumental , bei dem sich alle vier nochmals an ihren Instrumenten in eigener Sache ‚zeigen‘ konnten.

Insgesamt somit ein unterhaltsamer und kurzweiliger Abend im Krefelder Schlachtgarten, der eindeutig untermauerte, warum Kai Strauss in der nationalen und internationalen Bluesszene großes Renommee genießt. Ein tolle, mitnehmende und sehr sympathische Werbung für den Blues und den Schlachtgarten als erlebenswerte Live-Open-Air-Location! Vielen Dank an die Organisatoren Kolja und Pille samt Helferschaft, wobei auch der tolle Sound und die hervorragende Bühnenbeleuchtung nicht unerwähnt bleiben sollten.

Line-up:
Kai Strauss – lead vocals, electric guitar
Tommy Schneller – saxophone
Nico Dreier – keys
Jens Buschenlange – trumpet
Kevin DuVernay – bass
Alex Lex – drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Paulie Cerra Band – 23.07.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

Cer-haupt

An einem schönen Sommerabend stand Paulie Cerra mit seiner Band auf der Bühne des Krefelder Schlachtgartens. Nachdem der Vorverkauf bis eine Woche vor dem Konzert eher träge verlief, entschlossen sich doch einige Fans der gepflegten Bluesmusik kurzfristig zu erscheinen, sodass der Schlachtgarten dann letztlich mit etwa 110 Besuchern recht gut besucht war.

Nach einer kurzen Bandankündigung durch Pille Peerlings bahnte sich das Quartett unter dem Applaus der Fans den Weg mitten zwischen den Tischreihen, was ein bisschen an einen Einzug von Gladiatoren erinnerte.

Hier handelte es sich aber eher um einen Einmarsch von Spitzenköchen der Bluesmusik, die in den folgenden etwa 140 Minuten Spielzeit etwas ganz besonderes präsentierten. Blues gespickt mit einer Prise Soul und einigen Spitzen von Funk. Da aber auch das Auge den Geschmack indirekt beeinflusst, zauberte der Lichttechniker des Schlachtgartens ein Bühnenlicht, was für so eine kleine Location schon beeindruckend ist. Damit sorgte er dafür, dass das bereitete musikalische Menü von der Bühne auch visuell bei den Gästen bestens ankam.

Cerra, vielen auch bekannt als Saxophonist von Joe Bonamassa (da haben wir ihn auch schon in Köln und Düsseldorf erlebt), zeigte seine spielerischen Qualitäten auch an den Keyboards und glänzte mit einer beeindruckenden Stimmbreite. Neben seinem spielerischen Können war er ein toller als Entertainer zwischen den Songs, wobei er auch stets darauf bedacht war, seine Band ins rechte Licht zu stellen.

An erster Stelle stand dabei Billy Haynes, der Bassist, der Tina Turner in den Anfangsjahren ihrer Solokarriere begleitete. Dass Haynes den Bass sitzend spielte tat der Qualität keinen Abbruch und die spielerische Leichtigkeit und die positive Stimmung, die er auf die Bühne brachte, waren schon beeindruckend. Neben dem Bass unterstützte er Cerra auch noch in einigen Songs als Backgroundsänger.

Aber auch Drummer Alvino Bennett wurde mehrfach hervorgehoben. Er flog zuweilen mit einer Leichtigkeit über die Drums, konnte aber auch, wenn es gewollt war, energisch hervorpreschen.

Last but not least Ben Forrester an der Gitarre. Der jüngste aus der Band, mit Cowboyhut und Feder, zeigte an seiner Gibson Les Paul, warum ihn Cerra für die Tour mit ins Boot genommen hatte. Ob fingerpickend, slidend oder in bester Blues-, zuweilen auch in Southern-Manier, zelebrierte der Könner seine E-Gitarren-Soli regelrecht.

Das Arrangement des ganzen Konzertes mit Songs, zumeist aus der Feder Cerras stammend, wobei das letzte Album „Hell & High Water“ größtenteils durchgespielt wurde, sorgte auch im Publikum für eine Stimmung, wie ich sie bei einem Konzert im Schlachtgarten bisher noch nicht erlebt habe. Von verträumt, bis hin zu enthusiastisch mitgehend waren alle Parameter vertreten. Besonders die letzten Songs wurden vom Publikum stehend mit Szenenapplaus begeistert abgefeiert.

Nachdem die Band nach dem letzten Song gebührend verabschiedet wurde und sich wieder den Gang durchs Publikum gebahnt hatte, kam Cerra nochmals auf die Bühne, um sich solo am Piano noch einmal zu verabschieden.

Nachdem dann Ceras endgültig die Bühne verlassen hatte, zog Kolja Amend vom Schlachtgarten noch einmal ein kurzes Resümee, in dem er seine Gefühle zu dem Konzert zum Ausdruck brachte. Ein Satz sagt dabei alles: „Ich habe immer noch eine Gänsehaut“.

Wer Paulie Cerra mit seiner Band auf der Tour noch erleben will, muss sich sputen, da sie sich zum Ende neigt. Es lohnt sich absolut, solch musikalische Hochkaräter, auch wenn sie bei Topstars ’nur‘ in der ‚zweiten Reihe‘ spielen, als eigenständigen Topact zu erleben.

Line-up:
Paulie Cerra – lead vocals, keys, saxophone
Ben Forrester – guitar
Billy Haynes – bass
Alvino Bennett – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Paulie Cerra
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Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws – 17.07.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

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Am Nachmittag gingen bange Blicke nach oben, ob das Wetter, das in vielen Teilen im Westen Deutschlands in den letzten Tagen für ein regelrechtes katastrophales Chaos gesorgt hatte, Krefeld diesmal verschonen würde.

Die Veranstalter, Kulturrampe und Schlachtgarten, hatten allerdings Glück und bis auf einige kurze Phasen leichten Nieselregens, spielte das Wetter bei angenehmen Temperaturen um die 24 Grad mit.

Kolja vom Schlachtgarten war es diesmal vergönnt, pünktlich um 20:30 Uhr die Band anzusagen und die etwa 70 Besucher zu begrüßen. Das Setup glich in weiten Teilen dem des Konzertes aus dem Schwarzen Adler von etwa zwei Wochen, aber dennoch hatte es einen anderen Charakter.

Schon zu Beginn ging das Publikum begeistert mit und spendete nach den Stücken zum Teil Standing Ovations, was sich auf die ganze Atmosphäre positiv auswirkte und auch von den Musikern regelrecht aufgesogen wurde.

Ein wichtiger Faktor schienen dabei auch die Rahmenbedingungen gewesen zu sein. Die gefühlte Weite der Openair-Veranstaltung suggeriert für die Besucher in der Coronazeit, im Gegensatz zu einem Indoor-Event, doch ein besseres Sicherheitsgefühl, was sich dann natürlich positiv auf das gesamte Verhalten auswirkte.

Dass der fast schon heimelig beleuchtete Schlachtgarten dabei auch eine große Rolle spielte, ist natürlich außer Frage gestellt. Da gibt draußen einfach mehr Möglichkeiten als innen.

Es ist schade, dass Corona weiterhin wie ein Damoklesschwert über dem öffentlichen Kulturleben liegt und trotz Öffnungsmöglichkeiten der Besuch von Konzerten auf einem eher mittelmäßigen bis niedrigen Niveau liegt, weil bei vielen noch der berechtigte Respekt vor dem Virus mit all seinen Varianten herrscht und vor Besuchen, trotz relativ geringer Inzidenzzahlen, abschreckt.

Es bleibt abzuwarten, was die nächsten Wochen bringen werden und zu hoffen, dass es nicht aufgrund der Reisezeit, wie im letzten Sommer, wieder zu einem exponentiellen Ansteigen der Fallzahlen kommt.

Line-up:
Dede Priest (lead vocals, electric guitar, fiddle, voclas, percussion)
Johnny Clark (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals)
Ray Oostenrijk (bass)
Leon Toonen (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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The Bluesanovas – 17.06.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

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Nach einer schier endlos andauernden Pause in der Kulturrampe konnte mit den Bluesanovas endlich das erste Konzert in 2021 stattfinden. Bedingt durch noch bestehende Coronaregelungen fand es allerdings nicht in der Kulturrampe, sondern openair im nahegelegenen Schlachtgarten statt, womit die Kooperation der beiden Veranstaltungsorte aus dem letzten Jahr eine Fortsetzung fand.

Auch für die jungen Münsteraner war dieser Gig etwas Besonderes. Nach einigen Streamingevents war es der erste Auftritt in Krefeld und der zweite mit Zuschauern in diesem Jahr. Um kurz nach halb neun begrüßte Pille Peerlings zunächst die 100 anwesenden Zuschauer im ausverkauften Schlachtgarten, bei tropisch anmutenden Temperaturen, jenseits der 30 Grad Grenze.

Die letzten schweren kulturfreien Monate wurden noch einmal thematisiert, und der Beginn einer Konzertreihe im Schlachthof proklamiert. Derweil warteten die fünf Musiker schon im Eingangsbereich und betraten nach der Bandankündigung zügig die Bühne, um zunächst einmal ohne Fronter Melvin Schulz instrumental einzuläuten.

Schulz bahnte sich, während seine Mitstreiter schon das Publikum auf Betriebstemperatur brachten, den Weg zur Bühne und dann ging die Post ab. Trotz der hohen Temperaturen blieb das Quintett seinem Stil gerecht und es wurde nicht auf die stylischen Anzüge verzichtet. Die Musiker präsentierten eine Mischung aus Rock’n’Roll- und Bluessongs, welche vorwiegend aus der eigenen Feder stammten.

In dem etwa zweistündigen Konzert, welches in zwei Sets gespielt wurde, untermauerte die Band, dass sie nicht umsonst 2019 den deutschen Blueschallenge gewann und beim internationalen Challenge in Memphis immerhin bis ins Halbfinale kam. Im Vordergrund standen Melvin Schulz, der mit einem gewaltigen Stimmvolumen und so manchem Hüftschwung sowie einem Talent zu Entertainment die Besucher begeistern konnte und Filipe de la Torre, welcher seine Gitarren teils wie ein Derwisch bearbeitete.

Dabei ließen die beiden es sich nicht nehmen, sich von der Bühne in den Publikumsbereich zu begeben, wohl darauf achtend, dass immer zwei Armlängen Platz blieben. Nico Dreier bearbeitete sein Piano zuweilen mit furiosen Soli, aber auch um den Songs eine noch größere Komplexität zu verleihen.

Die Grundlage für die beeindruckenden zwei Stunden legte die Rhythmusformation mit Schlagzeuger Philipp Dreier und Bassist Nikolas Karolewicz, die zuweilen stoisch und ohne großen Schnickschnack den Grundrhythmus vorgab. Etwas fürs Auge waren dabei natürlich die Songs, in denen Karolewicz den Kontrabass bearbeitete.

Als Fazit kann gesagt werden, dass die Bluesanovas für ein begeisterndes Eröffnungskonzert im Schlachtgarten gesorgt haben und alle Erwartungen der Besucher mindestens erfüllen konnten. Aber nicht nur deren, auch wenn man die Gesichter der beiden verantwortlichen Veranstalter Pille Peelings (Kulturrampe) und Kolja Amend (Schlachtgarten) sah, war die Erleichterung, dass endlich wieder Kultur lief und die Freude über den Auftritt, erkennbar.

Ein weiterer Faktor für das gelungene Konzert war natürlich der bestens, durch Malte Menzer abgemischte Sound und die tolle Lichtinszenierung auf der Bühne und dem gesamten Gelände. Hier zeigte sich, dass es sich gelohnt hatte, im Bühnenequipment im Vergleich zum Vorjahr noch einmal nachzulegen. So ist in diesem Sommer noch einiges auf dem schmucken Gelände des Schlachtgartens zu erwarten und es wird unter dem Motto weitergehen:
Kein Rock ’n‘ Roll ist auch keine Lösung.

Line-up:
Melvin Schulz – lead vocals
Filipe de la Torre – guitar
Nico Dreier – piano
Nikolas Karolewicz – bass
Philipp Dreier – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws – 20.08.2020, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

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Es war der Moment, auf den ich seit dem 05.03.2020 sehnsüchtig gewartet habe. Das war nämlich der letzte Tag, an dem ich dieses Jahr ein Konzert besucht habe. Da hatte die Marcus King Band schon im Zuge erster Coronafälle in Köln noch einen saustarken Gig abgeliefert. Ab da, außer CD- und EP-Reviews, gähnende Leere in unserem Magazin.

Die Kulturszene, besonders in unseren bevorzugten Sphären, wurde von der Politik sträflich im Stich gelassen (wen wundert es bei Politikern der Marke Jens Spahn?), die Rede von Verzweiflung bis zum Bangen um die nackte Existenz grassierte allerorts, von den Betreibern, Veranstaltern bis hin zu den Künstlern selbst.

Mittlerweile gibt es erste dezente Bemühungen, mit ganz kleinen Schritten, auch im Konzertgeschehen, unter Einhaltung von Auflagen, wieder Fuß zu fassen. „Kein Rock ’n‘ Roll ist auch keine Lösung“ meinte Kuturrampenchef Markus ‚Pille‘ Peerlings‘ und tat sich mit Schlachtgarten-Betreiber Kolja Amend zusammen, um langsam wieder erste Gigs zu veranstalten.

An diesem Abend des 20. Augusts hatte sich die texanisch-niederländische Combo Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws angesagt, ein wunderbarer Act, um wieder ins Geschehen hineinzufinden. Also machten sich Kollege Gernot und ich zeitgemäß nach Krefeld auf, um aus der für uns neuen Location zu berichten.

Es waren maximal 99 Besucher zugelassen, deren Grenze auch knapp unter Maximum erreicht wurde. Alle mussten sich brav registrieren und sich in bestimmten Situationen an die Maskentragpflicht halten. Ansonsten konnte man sich unter Einhaltung der Abstandswahrung ohne Maske an seinem Platz bewegen. Schön wieder mal die vielen bekannten Gesichter zu sehen, die sonst in der Rampe oder bei Gigs der Bluesszene anzutreffen sind, aber auch einige neue Leute. Insgesamt ein schönes und angenehmes Ambiente.

Um 20:00 ergriff Pille (Kompliment übrigens für den Kinnbart!) das Mikro zur Ansage, kurze Zeit später kamen Dede, Johnny & Co. auf die Bühne, um mit dem rhythmischen „Did You Plan To Leave Me Now“ und „Wade In The Water“, den drückend schwülen Temperaturen angemessen, südstaatlich-blues rockig einzuheizen.

Die charismatische Texanerin, ganz in schwarz gekleidet, wieder mit den obligatorischen fingerlosen Handschuhen agierend, lief von Anbeginn zu Höchstform auf. Sowohl mit grandioser Stimme (die vorbeirauschenden Züge im abendlichen Hintergrund hatten gegen sie absolut keine Chance, geräuschmäßig Paroli zu bieten), starkem E-Gitarrenspiel (ihre vielen quirligen Soli immer mimisch/stimmlich mitbegleitend) als auch raunzender Violine (herrlich, wenn sie oft in bester Domina-Manier den Bogen bestimmend in die Luft hielt), der sie sogar Wah-Wah-Töne entlockte, animierte sie die Audienz immer wieder zu teils staunenden Beifallsbekundungen.

Aber auch Johnny Clark gab auf seiner Stratocaster und Gibson Les Paul (die kam meistens bei Songs mit Slide-Parts zum Einsatz) einen starken Counterpart ab. Ab und zu, wie u. a. beim schönen Hendrix-Cover „Hey Joe“ oder „Alaska“ übernahm er auch die schön rauchig gesungenen Lead Vocals. Die Rhythmusfraktion mit Ray Oostenrijk und Leon Toonen konzentrierte sich unaufgeregt, gänzlich auf ihren Job.

„You Are Love“, „Crocuses“, „Drinkin‘ Again“, das slow-bluesige „What It Is Ain’t What it Ain’t“, „Vermillion Allure“ und das eine Pause einläutende „Flowers Under The Bridge“ hinterließen bei mir besonderen Eindruck im immer noch schwül-warmen Krefelder Schlachtgarten, der eher einer Location in den Bayous Louisianas glich.

Schwarze Wolken und sporadisch runter fallende Tropfen während der 10-minütigen Unterbrechung, erzeugten ein paar angstvolle Blicke gen Himmel, wurden aber von der stimmlichen Urgewalt Priests samt Androhung eines „Texas Hurricane“ schnell zum Weiterziehen ‚überzeugt‘. Mit Tracks wie u. a. dem bereits erwähnten „Alaska“, dem abermals swampigen „Lynched At The Crossroad“, (Dede singt phasenweise durch ein Megafon), dem countryesken „Strawberry Party“ und dem Abschluss des Hauptteils „Cotton Candy“, steigerte sich Stimmung im Publikum kontinuierlich, sodass es um 22:00 Uhr noch in die Verlängerung ging.

Nach dem stimmungsvollen Freddie King-Cover „Palace Of The King“ und dem herrlichen „Spinning Down“ (Dede und Johnny mit Wechselgesang, sägende Fiddle) als Finale erhoben sich die Leute zu stehenden Ovationen. Man merkte allen Beteiligten die herabfallende Last an, die sich in den vergangenen Monaten in den meisten Köpfen angehäuft hatte.

Von der Dame an der Getränkeausgabe, dem Licht- und Tontechniker, der Band Dede Priest & Johnny Clark’s Outlaws, den engagierten Organisatoren Pille und Kolja, über die diszipliniert agierenden Besucher, trugen alle zu einem denkwürdigen Abend mit toller Musik bei, der hoffentlich peu à peu wieder in die kulturelle Normalität zurückführt. Rock ’n‘ Roll ist von daher immer eine Lösung!

Line-up:
Dede Priest (lead vocals, electric guitar, fiddle)
Johnny Clark (electric guitar, vocals, lead vocals)
Ray Oostenrijk (bass)
Leon Toonen (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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