The Bluesanovas – 17.06.2021, Schlachtgarten, Krefeld – Konzertbericht

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Nach einer schier endlos andauernden Pause in der Kulturrampe konnte mit den Bluesanovas endlich das erste Konzert in 2021 stattfinden. Bedingt durch noch bestehende Coronaregelungen fand es allerdings nicht in der Kulturrampe, sondern openair im nahegelegenen Schlachtgarten statt, womit die Kooperation der beiden Veranstaltungsorte aus dem letzten Jahr eine Fortsetzung fand.

Auch für die jungen Münsteraner war dieser Gig etwas Besonderes. Nach einigen Streamingevents war es der erste Auftritt in Krefeld und der zweite mit Zuschauern in diesem Jahr. Um kurz nach halb neun begrüßte Pille Peerlings zunächst die 100 anwesenden Zuschauer im ausverkauften Schlachtgarten, bei tropisch anmutenden Temperaturen, jenseits der 30 Grad Grenze.

Die letzten schweren kulturfreien Monate wurden noch einmal thematisiert, und der Beginn einer Konzertreihe im Schlachthof proklamiert. Derweil warteten die fünf Musiker schon im Eingangsbereich und betraten nach der Bandankündigung zügig die Bühne, um zunächst einmal ohne Fronter Melvin Schulz instrumental einzuläuten.

Schulz bahnte sich, während seine Mitstreiter schon das Publikum auf Betriebstemperatur brachten, den Weg zur Bühne und dann ging die Post ab. Trotz der hohen Temperaturen blieb das Quintett seinem Stil gerecht und es wurde nicht auf die stylischen Anzüge verzichtet. Die Musiker präsentierten eine Mischung aus Rock’n’Roll- und Bluessongs, welche vorwiegend aus der eigenen Feder stammten.

In dem etwa zweistündigen Konzert, welches in zwei Sets gespielt wurde, untermauerte die Band, dass sie nicht umsonst 2019 den deutschen Blueschallenge gewann und beim internationalen Challenge in Memphis immerhin bis ins Halbfinale kam. Im Vordergrund standen Melvin Schulz, der mit einem gewaltigen Stimmvolumen und so manchem Hüftschwung sowie einem Talent zu Entertainment die Besucher begeistern konnte und Filipe de la Torre, welcher seine Gitarren teils wie ein Derwisch bearbeitete.

Dabei ließen die beiden es sich nicht nehmen, sich von der Bühne in den Publikumsbereich zu begeben, wohl darauf achtend, dass immer zwei Armlängen Platz blieben. Nico Dreier bearbeitete sein Piano zuweilen mit furiosen Soli, aber auch um den Songs eine noch größere Komplexität zu verleihen.

Die Grundlage für die beeindruckenden zwei Stunden legte die Rhythmusformation mit Schlagzeuger Philipp Dreier und Bassist Nikolas Karolewicz, die zuweilen stoisch und ohne großen Schnickschnack den Grundrhythmus vorgab. Etwas fürs Auge waren dabei natürlich die Songs, in denen Karolewicz den Kontrabass bearbeitete.

Als Fazit kann gesagt werden, dass die Bluesanovas für ein begeisterndes Eröffnungskonzert im Schlachtgarten gesorgt haben und alle Erwartungen der Besucher mindestens erfüllen konnten. Aber nicht nur deren, auch wenn man die Gesichter der beiden verantwortlichen Veranstalter Pille Peelings (Kulturrampe) und Kolja Amend (Schlachtgarten) sah, war die Erleichterung, dass endlich wieder Kultur lief und die Freude über den Auftritt, erkennbar.

Ein weiterer Faktor für das gelungene Konzert war natürlich der bestens, durch Malte Menzer abgemischte Sound und die tolle Lichtinszenierung auf der Bühne und dem gesamten Gelände. Hier zeigte sich, dass es sich gelohnt hatte, im Bühnenequipment im Vergleich zum Vorjahr noch einmal nachzulegen. So ist in diesem Sommer noch einiges auf dem schmucken Gelände des Schlachtgartens zu erwarten und es wird unter dem Motto weitergehen:
Kein Rock ’n‘ Roll ist auch keine Lösung.

Line-up:
Melvin Schulz – lead vocals
Filipe de la Torre – guitar
Nico Dreier – piano
Nikolas Karolewicz – bass
Philipp Dreier – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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The Bluesanovas – 02.10.2020, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Stell dir vor, die Band, die 2019 den German Blues Challange gewonnen,  dazu noch den deutschen Rock & Pop-Preis für das beste traditionelle Bluesalbum abgeräumt hat, und Deutschland beim International Blues Challange 2020 in Memphis (USA) vertreten hat, wo sie immerhin bis ins Halbfinale vorgestoßen ist, tritt an einem Freitagabend im Dortmunder Musiktheater Piano auf und kaum jemand geht hin.

Zudem wurden die Bluesanovas in verschiedensten Presseartikeln sehr positiv bewertet, sodass eigentlich eine entsprechende Zuschauerresonanz zu erwarten gewesen wäre. Am Bundesliga-Knüller Union Berlin – Mainz 05 wird es wohl kaum gelegen haben, dass letztendlich viele Plätze im Piano freiblieben.

Es ist schade, dass, bedingt durch die Angst vor Infektionen, viele Musikfans von Veranstaltungen fernbleiben, auch wenn in Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern, Konzepte erarbeitet werden, die beim Einhalten der Regeln, eine recht hohe Sicherheit für die Besucher bedeuten.

Was aus meiner Sicht gesagt werden kann, dass bei allen Musikveranstaltungen, die ich in den letzten Wochen besuchte, nachvollziehbare Regeln vorgegeben waren, an sich sowohl das Personal, wie auch die Besucher hielten. Dass diese Konzepte, mit nur relativ wenig zugelassenen Besuchern, wenig rentabel sind, insbesondere wenn diese wenigen Plätze dann auch nicht gut gefüllt sind, sei nur am Rande erwähnt.

Die Besucher, die dem Piano vertrauten, hatten an diesem Abend vieles richtig gemacht. Die Band betrat pünktlich um 20:30 Uhr die nach hinten versetzte Bühne, wodurch noch einmal der Abstand von Band zum Publikum vergrößert wurde und legte zwei fulminante Sets hin.

In dem etwa 120-minütigen Konzert spielte die Band eine Mischung aus Coversongs und Eigenkompositionen aus ihren bisherigen zwei Studioalben und der im Sun Studio in Memphis aufgenommenen EP. Humorvoll berichtete Frontmann Melvin Schulz, dass neben den Bluesanovas auch z.B. Elvis Presley dort Songs einspielte.

Das spielerische Repertoire der Band bewegte sich dabei zwischen Blues, Boogie, Rock’n’Roll und einigen Swing-Komponenten. Schulz, gekleidet auch mit einer passenden Glitzerjacke, ließ dabei, neben seinem großartigen Gesang, zuweilen die Hüften schwingen.

Neben ihm spielte sich Filipe de la Torre, wie Bassist Nikolas Karolewicz mit einem schneeweißen Jacket gekleidet, immer wieder mit feinen Soloeinlagen in den Vordergrund. Einer der Höhepunkte war dabei das furiose Gitarrensolo beim letzten Song „Life It“, was er auf den Schultern von Schulz sitzend, die Gitarre zum Teil hinter dem Kopf haltend, spielte. Überhaupt war dieses Finale Furioso ein visueller Hingucker, bei dem Karolewicz den Kontrabass auch über den Schultern liegend bearbeitete.

Die Grundlage für den vollen Sound, bestens abgemischt von Harro Kleffmann, legten Philipp Dreier an den Drums mit seiner dynamischen Spielweise und natürlich der schon genannte Nikolas Karolewicz, der neben dem Kontrabass auch den ’normalen‘ Bass bearbeitete.

Ein absolut bereicherndes Element war das Piano, das Nico Dreier mal im Hintergrund für die Sounddichte einsetzte aber auch, um immer wieder furiose Soli einzustreuen.

Dem Quintett aus Münster ist es auf jedem Fall gelungen, mit seiner erfrischenden Art die Herzen der Besucher zu gewinnen und sich für einen erneuten Auftritt im Piano zu empfehlen.

Ein Dank geht mal wieder an Jenny Dore und das gesamte Team des Piano, die mit kaufmännisch abenteuerlich anmutenden Konzepten, dafür sorgen, dass Musikern die Möglichkeit gegeben wird, aufzutreten und es in der Region musikalisch nicht ganz still wird.

Line Up:
Melvin Schulz – lead vocals
Filipe de la Torre – guitar
Nico Dreier – piano
Nikolas Karolewicz – bass
Philipp Dreier – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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The Bois D’Arcs – Same – CD-Review

The Bois D’Arcs sind ein Quartett aus dem texanischen Örtchen Muenster. Die Stadt wurde einst von deutschen Siedlern gegründet, und viel westfälische Tradition, von der religiösen Gesinnung bis zu den Essgewohnheiten, wurde über den großen Teich hinüber transportiert und bis heute erhalten. Ob es auch noch Parallelen zum hiesigen studentischen Treiben und der begeisterten Fahrradaktivität gibt oder ein ähnlich schlechter Soccer-Club namens SC Preussen Muenster existiert, konnte die Recherche nicht endgültig klären. Sicher ist, dass dort neben einem Weihnachtsmarkt ein sogenanntes ‚Germanfest‘ etabliert ist, auf dem richtig gute Musik geboten wird. Hier sind die Jungs natürlich auch längst aufgetreten, Bilder davon kann man sich auf deren Homepage (s. unten) ansehen.

Kommen wir aber zum Album. Den furiosen Auftakt macht „Dead & Gone“, ein stampfender Southern-Rocker der Extraklasse, bei dem die herrliche Gitarrenarbeit von Chris Stewart und der rotzig dreckige und hochgradig charismatische Gesang von Bandleader Shayne Wimmer (kein Nachfahre von Hacki Wimmer) herausragen. Vielleicht so was wie die etwas verspätete texanische Antwort auf Skynyrds „Gimme Three Steps“.

Neben einigen melodischen Midtempo-Songs mit viel Southern Flair („Sick Of It All“, „Feel Alright“, „Better Off Tonight“), gibt es auch richtig schön flott dargebotene, Steel-getränkte Countryheuler („Wasted“ – mit fast heiseren Harmoniegesängen, die zum Mitgrölen anregen, „Take Me As I Am“ und „Give It One More Chance“- beide mit Retro-Touch), die das Tanzbein und die Feierlaune im Manne animieren. Ganz hervorragend kommt das mit Mandoline und filigranem Dobro-Spiel verzierte und herrlich entspannte „Backroads To Texas“ (an der Grenze zum Bluegrass, Richtung Pat Green, Django Walker), bei dem Gastmusiker Milo Deering großartige Akzente zu setzen vermag.

Wer bei den balladesken Songs mit wunderbarem Akustik- und E-Gitarrenspiel wie „You’ll Feel Better“ oder „I’ll Be The One“ nicht unweigerlich eine Gänsehaut bekommt (grandiose Gesangsvorstellung von Wimmer), dem muss ich attestieren, dass die sich in unserer Gesellschaft rasant verbreitende innerliche Verrohung der Menschen auch auf ihn bereits übertragen hat. Da kann dann nur noch eine ganz gezielte Musiktherapie mittels des hier federführenden SoS-Psychologen helfen.

Als Rausschmeißer lassen Wimmer & Co. mit dem Psychedelic-Rocker „The Day“ am Schluss noch mal richtig Dampf ab, und beenden ein super-starkes Werk, bei dem man Schwachstellen wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen suchen kann.

The Bois D’Arcs haben mit ihrem zweiten, nach sich selbst betiteltem Album (produziert hat übrigens der umtriebige Alles-Könner Erik Herbst, der u. a. auch die recht ähnlich veranlagte Eli Young Band schon betreute) eine brillante Mischung aus Country, Rock, Southern Rock, Red Dirt, Blues, Honky-Tonk und dezenten Bluegrass-Elementen hingelegt, so dass ihr wohl auch nur in Insiderkreisen bekanntes Debütalbum „Horseapple Pie & Lemonade“ schon ganz oben auf der Liste meiner künftigen CD-Besorgungen notiert ist.

Eigenprodution (2006)
Stil:  Red Dirt

01. Dead & Gone
02. Sick Of It All
03. Wasted
04. Feel All Right
05. Better Off Tonight
06. Backroads Of Texas
07. Take Me As I Am
08. You’ll Feel Better
09. I’ll Be The One
10. Give It One More Chance
11. The Day

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Bärchen Records