The Bois D’Arcs – Same – CD-Review

The Bois D’Arcs sind ein Quartett aus dem texanischen Örtchen Muenster. Die Stadt wurde einst von deutschen Siedlern gegründet, und viel westfälische Tradition, von der religiösen Gesinnung bis zu den Essgewohnheiten, wurde über den großen Teich hinüber transportiert und bis heute erhalten. Ob es auch noch Parallelen zum hiesigen studentischen Treiben und der begeisterten Fahrradaktivität gibt oder ein ähnlich schlechter Soccer-Club namens SC Preussen Muenster existiert, konnte die Recherche nicht endgültig klären. Sicher ist, dass dort neben einem Weihnachtsmarkt ein sogenanntes ‚Germanfest‘ etabliert ist, auf dem richtig gute Musik geboten wird. Hier sind die Jungs natürlich auch längst aufgetreten, Bilder davon kann man sich auf deren Homepage (s. unten) ansehen.

Kommen wir aber zum Album. Den furiosen Auftakt macht „Dead & Gone“, ein stampfender Southern-Rocker der Extraklasse, bei dem die herrliche Gitarrenarbeit von Chris Stewart und der rotzig dreckige und hochgradig charismatische Gesang von Bandleader Shayne Wimmer (kein Nachfahre von Hacki Wimmer) herausragen. Vielleicht so was wie die etwas verspätete texanische Antwort auf Skynyrds „Gimme Three Steps“.

Neben einigen melodischen Midtempo-Songs mit viel Southern Flair („Sick Of It All“, „Feel Alright“, „Better Off Tonight“), gibt es auch richtig schön flott dargebotene, Steel-getränkte Countryheuler („Wasted“ – mit fast heiseren Harmoniegesängen, die zum Mitgrölen anregen, „Take Me As I Am“ und „Give It One More Chance“- beide mit Retro-Touch), die das Tanzbein und die Feierlaune im Manne animieren. Ganz hervorragend kommt das mit Mandoline und filigranem Dobro-Spiel verzierte und herrlich entspannte „Backroads To Texas“ (an der Grenze zum Bluegrass, Richtung Pat Green, Django Walker), bei dem Gastmusiker Milo Deering großartige Akzente zu setzen vermag.

Wer bei den balladesken Songs mit wunderbarem Akustik- und E-Gitarrenspiel wie „You’ll Feel Better“ oder „I’ll Be The One“ nicht unweigerlich eine Gänsehaut bekommt (grandiose Gesangsvorstellung von Wimmer), dem muss ich attestieren, dass die sich in unserer Gesellschaft rasant verbreitende innerliche Verrohung der Menschen auch auf ihn bereits übertragen hat. Da kann dann nur noch eine ganz gezielte Musiktherapie mittels des hier federführenden SoS-Psychologen helfen.

Als Rausschmeißer lassen Wimmer & Co. mit dem Psychedelic-Rocker „The Day“ am Schluss noch mal richtig Dampf ab, und beenden ein super-starkes Werk, bei dem man Schwachstellen wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen suchen kann.

The Bois D’Arcs haben mit ihrem zweiten, nach sich selbst betiteltem Album (produziert hat übrigens der umtriebige Alles-Könner Erik Herbst, der u. a. auch die recht ähnlich veranlagte Eli Young Band schon betreute) eine brillante Mischung aus Country, Rock, Southern Rock, Red Dirt, Blues, Honky-Tonk und dezenten Bluegrass-Elementen hingelegt, so dass ihr wohl auch nur in Insiderkreisen bekanntes Debütalbum „Horseapple Pie & Lemonade“ schon ganz oben auf der Liste meiner künftigen CD-Besorgungen notiert ist.

Eigenprodution (2006)
Stil:  Red Dirt

01. Dead & Gone
02. Sick Of It All
03. Wasted
04. Feel All Right
05. Better Off Tonight
06. Backroads Of Texas
07. Take Me As I Am
08. You’ll Feel Better
09. I’ll Be The One
10. Give It One More Chance
11. The Day

The Bois D’Arcs
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Bärchen Records

Larry Wimmer – Short & Sweet – CD-Review

Wimmer

Larry Wimmer bat mich, einen Eindruck zu seiner Musik abzugeben, vermutlich um mal auszuloten, wie seine Songs im guten alten Europa ankommen, zumal er lt. eigener Aussage stark daran interessiert ist, zukünftig in unseren Sphären mal aufzutreten. Ein schöner Beweis, dass sich bestimmte Online-Magazine in Musikerkreisen scheinbar mittlerweile auf dem gesamten Erdball, einen guten Ruf, gerade was musikalische Kompetenz angeht, erarbeitet haben.

Irgendwann erhielt ich dann auch Post aus Winthrop Harbor, Illinois, gelegen am Lake Michigan. Sie beinhaltete Larry Wimmers aktuelle CD „Short & Sweet“. Der Titel des Albums hält nach mehrmaligem Durchhören ohne Wenn und Aber sein Versprechen. Mit gerade mal neun Tracks und einer Spielzeit von nur knapp 39 Minuten macht das ‚Short‘ zunächst einmal seinem Namen alle Ehre (eine zweistellige Zahl an Liedern sollten meiner Ansicht nach schon auf einer CD vertreten sein).

Aber auch das ‚Sweet‘, wenn man mal hier mal die verniedlichende Bedeutung dieses Wortes außer Acht lässt und in eine eher allgemein gehaltene positive Beschreibung eines Sachverhaltes uminterpretiert, hat zweifelsfrei seine Legitimation. Larry Wimmer kann Blues (Rock)!

Was er hier bietet, ist Genre-Kost der guten alten Schule, unaufgeregt, aber dafür mit vielen schönen Facetten. Eines muss man den Amis lassen. Ihr Fundus an immer wieder aufkommenden Qualitäts-Musikern scheint schier unerschöpflich. Sich einen vollständigen Überblick zu verschaffen, was da an Leuten mit Potential in ihren Landen herumschwirrt, dürfte selbst für die – für ihre Kontrollwut bekannten – Spezialisten des NSA eine Nummer zu groß sein.

Vieles erinnert mich von der Art her an Sachen eines Robert Cray oder teilweise die von Eric Clapton. Wimmer bevorzugt das typische klirrende Stratocaster-Spiel der Herren (aber auch andere Gitarren kommen sporadisch zum Zuge), lässt sich dann aber auch immer wieder gerne in kompatible Bereiche abdriften, die vornehmlich gerne im Süden des Landes praktiziert werden (Southern Soul, Country). Auch seine Qualitäten als Drummer (die Studio-Technik macht’s möglich) können sich sehen lassen.

Sein größtes Pfund ist aber seine außergewöhnlich gute Stimme (mit viel schwarzem Soul). Hier hebt er sich vom en Gros der Vokalisten des Genres deutlich ab. Die meisten können da zwar gut Gitarre spielen und frickeln wie die Weltmeister, singen können aber die wenigsten. Ein meines Erachtens immer wieder großes Manko dieser Sparte. Larry Wimmer ist hier eine der begrenzt aufzufindenden Wohltaten.

Der Opener „Cold Hard Rain“ erinnert mich sofort an Robert Cray aus seiner „Strong Persuader“-Zeit (man höre und staune, Herr Daus hat ihn in den Neunzigern auch schon live gesehen!), mit schönem Zusammenspiel von Straocaster und E-Piano. Das folgende „Goin‘ Down“ wird von einer quäkigen Harp (inkl. Solo) und einem funkigen Bass gesteuert und (ich vermute) mit den schönen Co-Vocals seiner Frau Hillary (die singt die 2. Strophe sowie Backs mit zwei weiteren Damen) bereichert.

Die Abteilung Slow-Blues bedienen Stücke wie „Remind Me“ (klasse die hallende Orgel, Pianotupfer) und „I’ve Been Waiting“ (herrlich wie hier die bereits erwähnten weiblichen Backsinger ‚wimmern‘). Beide Songs sind natürlich auch mit sehr schön passenden, claptonesken Soli bestückt. „Nobody’s Business“ und „Pocket Full Of Cotton“ (beide mit schönem HT-Piano-Geklimper, Letztgenanntes wieder mit typischer Harp) kann man sich als ideale Stimmungsmacher in schön verräucherten kleinen Blues-Clubs vorstellen.

Meine Favoriten sind die in Richtung der südlicheren Gefilde des Landes modifizierten Stücke. Das mit einer kristallklaren Akustikgitarre (auch im Slide-Modus, herrlich das Solo) versehene „Hey Rosie“, kann man sich wunderbar auf der Veranda eines südstaatlichen Herrenhauses vorstellen, „Ready For You“ und das abschließende „Sunrise in New Orleans“ (dazu gibt es einen Hauch von unterschwelligen „Layla“-Klängen) versprühen mit ihrem Southern Soul-Flair Louisianas Le Roux-Esprit. Klasse, wie bereits erwähnt, Larrys dazu famos passender, angerauter Gesang.

Larry Wimmers „Short & Sweet“ weiß selbst Nicht-Blues-Puristen wie mich zu überzeugen. Qualitativ starke Musik, ideal um es sich in dieser herbstlichen Jahreszeit auf der Couch gemütlich bequem zu machen und zum melancholischen Farbenspiel von Himmel und Bäumen relaxt abzuschalten. Bei der nächsten CD dürfen es gerne auch ein paar Lieder mehr sein. Ich drücke dem Mann aus Illinois die Daumen, dass es mal mit einer Europa-Tournee klappt und werde sicher, sofern er meine Gefilde dabei streift, zugegen sein. Liebe deutsche Blues-(Rock)-Promoter und Clubbesitzer, euer Engagement und Mut ist jetzt gefragt!

Gooch Records (2012)
Stil: Blues Rock / Southern Sooul

01. Cold Hard Rain
02. Goin‘ Down
03. Remind Me
04. Nobody’s Business
05. I’ve Been Waiting
06. Ready For You
07. Hey Rosie
08. Pocketful Of Cotton
09. Sunrise In New Orleans

Larry Wimmer
Larry Wimmer bei Reverbnation