30 Jahre Ruf – 06.02.2024 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertnachlese

Zum 30-jährigen Bestehen von Ruf Records hat sich Thomas Ruf etwas Besonderes einfallen lassen. Ähnlich dem seit vielen Jahren erfolgreichen Format Blues Caravan schickt er drei Künstler auf eine Tour und macht dabei auch Halt im Dortmunder Musiktheater Piano.

Im für einen Dienstag Abend ordentlich besuchten Piano macht die junge Pianistin Katie Henry den Anfang. Im etwa 30-minütigen Auftritt präsentiert sie ausschließlich Songs aus dem Album, das zunächst exklusiv auf der Tour zu erwerben ist. Begleitet wird sie dabei von Allisons Drummer Matthew Mwangi der bei einigen Soli zeigt, dass er auch ein guter Gitarrist ist, von George Moye am Bass und Ron an den Drums. Die bluesrockigen Songs „Love Like Kerosene“ und „Voodoo Woman“ sowie das balladeske „Wake Up Time“ ragen aus dem starken Set besonders heraus.

Ohne Umbaupause geht es dann mit der aufstrebenden Texanerin Ally Venable weiter, die sich auf der fetten Grundlage von Ej Bedfort am Bass & synth sowie Isaac Pulido an den Drums mit starken Soli austoben kann. Die meisten Stücke sind eher härterer Blues Rock. Stark das Buddy Guy-Cover „Justifyin“ und „Tribute to SRV“, mit dem sie das erste Set des Konzertabends abschließt. Spätestens bei dem Song ist zu hören, welch begnadete Gitarristin sie ist, die in dieser Homage an SRV auf dessen Spuren wandelt.

Nach etwa 30 Minuten Pause betritt dann Bernard Allison mit seiner Band unter dem Applaus der Bluesfans die Bühne und liefert einen knapp 90 minütigen Gig ab, der für beste Stimmung sorgt. Er lässt zuweilen Reggae und Soul in den Blues einfließen und kreiert damit seinen ganz eigenen Stil.

Dabei kann er sich absolut auf seine Band verlassen. George Moye am Bass und Matthew Mwangi an den Drums legen nicht nur eine starke Rhythmusarbeit hin, sie zeigen auch in kurzen Soloparts ihre musikalische Klasse. Neben dem bestens aufgelegten Allison steht Keyboarder Eric Robert mit teilweise explosiven Soli einige Male im Zentrum des Geschehens.

Der Star des Abends ist aber Bernard Allison, Gefühlvolle Soli wechseln sich mit furiosen Einlagen ab und sorgen einige Male für Szenenapplaus. Zudem zeigt er eine große Nähe zum Publikum, mit dem er des Ofteren regelrecht flirtet.
Neben eigenen Track wie „So Excited“, „Night Train“ und „Bad Love“ ragt eine krachende Extended-Version des Hendrix-Klassikers „Voodoo Child“ heraus. Für die letzten drei Stücke bekommt Allison dann Verstärkung auf die Bühne. Bei „Serious“ wird die Band von Ally Venable als zweite Gitarristin und Katie Henry als zweiter Keyborderin unterstützt. So entwickelt der Song eine besondere Dynamik für das mittlerweile enthusiastisch mitgehende Publikum, worauf passend SRV´s „The House is Rockin`“ folgt.

Mit einer knapp 20 minütigen jammenden Version von „Going Down“, zu der aich alle Musiker auf der Bühne einfinden, endet ein würdiges Jubiläums-Konzert. In der Form erlebt man den oft gecoverten Song selten. Gitarren-Soli wechseln sich mit Keyboard- bzw. Synthie- Intermezzi ab und die drei Schlagzeuger lösten sich an den Drums ab oder sorgen durch Percussionarbeit für einen fetten Sound.

Mit Ovationen werden die Musiker verabschiedet, denen jederzeit anzumerken war, mit welcher Freude sie den Blues an dem Abend zelebrierten. Sie erzeugten somit schon eine gewisse Vorfreude auf den im Frühjahr kommenden Blues Caravan.

Setlist Katie Henry:
Nobody’s Fault But Mine (Blind Willie Johnson cover)
Love Like Kerosene
Voodoo Woman
Wake Up Time 
Get Goin‘ Get Gone
Clear Vision

Setlist Ally Venable:
Real Gone
Justifyin’ (Buddy Guy cover)
Don’t Lose Me
Comfort In My Sorrows
Tribute To SRV

Setlist Bernard Allison:
So Excited
Night Train
Bad Love
Change Your Way of Living
Too Many Women
I Believe
Voodoo Child (Slight Return) (The Jimi Hendrix Experience cover)
Serious (Luther Allison cover) (with Katie Henry and Ally Venable)
The House Is Rockin‘ (Stevie Ray Vaughan cover) (with Katie Henry and Ally Venable)
Going Down (The Alabama State Troupers cover) (with Katie Henry and Ally Venable)

Line-up:
Katie Henry – keyboards & vocals
Matthew Mwangi – guitars
George Moye – bass
Ron – drums
Ally Venable – guitars & vocals
Ej Bedfort – bass & synth
Isaac Pulido – drums
Bernard Allison – guitars & vocals
George Moye – bass
Eric Robert – keyboards
Matthew Mwangi – drums

Text & Bilder Gernot Mangold

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Musiktheater Piano

Blues Caravan – 07.05.2023, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

In diesem Jahr ist der -on Thomas Ruf ins Leben gerufene Blues Caravan volljährig geworden. Was liegt da näher, als zum Jubiläum eine Live CD/DVD aufzunehmen. Als Location wurde das Dortmunder Musiktheater Piano ausgewählt, in dem die drei jungen Bluesmusiker die Möglichkeit haben, sich gemeinsam den Blues Rock- Fans zu präsentieren und dabei auch Werbung in eigener Sache zu machen.

Um 20:00 Uhr ist es soweit. Thomas Ruf begrüßt Ashley Sherlock, Will Jacobs, Ally Venable sowie die Rhythmusfraktion Arne Imig am Bass und Isaac Pulido an den Drums auf der Bühne. Gemeinsam spielt das Trio den Beatles-Klassiker „With A Little Help From My Friends“, wobei sie abwechselnd den Leadgesang übernehmen. Schon hier zeigt sich, dass die drei jungen Musiker nicht nur exzellente Gitarristen sind, sondern auch stimmlich starke Akzente setzen und schnell für Begeisterung im Piano sorgen.

Dann hat der junge Brite Ashley Sherlock für sich die Bühne und beginnt mit einer rockigen Version des Neil Young– Evergreens „Ohio“ seinen Soloauftritt. Mit „Think She Knows“, „Dear Elizabeth“ und „Trouble“ von seinem aktuellen Album „Just A Name“ beweist er, dass er über ein Songwriting mit Wiedererkennungswert verfügt. Seine klare und prägnante Stimme sorgt für einigen Szenenapplaus, wie auch seine in die Songs eingestreuten Soli. Ein absolut überzeugender Auftritt, bei dem er von Arne Imig am Bass und Isaac Pulido an den Drums die notwendige kraftvolle rhythmische Unterstützung erhält und so manchen neuen Fans gewonnen hat.

Ohne Pause geht es dann mit dem aus Chicago stammenden, aber seit einigen Jahren in Berlin lebenden Will Jacobs weiter, der schon recht lange durch Europa tourt. Schnell bringt er mit seinem Stil, den Blues mit funkigen Akzenten zu würzen, viele der Fans zum rhythmischen Mitgehen. Er offeriert zwischen den Tracks auch, dass er ein guter Entertainer ist. Insbesondere mit dem Titelsong des aktuellen Werks „Goldfish Blues“ und „I Wish“ macht er beste Werbung für sein neues Album. Ein gesanglich starker Auftritt, bei dem er auch mit dem Publikum spielt und neben seinem funkigen Stil die Stücke auch mit krachenden Gitarrensoli würzt.

Nach einer kurzen Pause kommt dann der heimliche Star des Abends, Ally Venable, auf die Bühne, im Gepäck hat sie dabei einige Songs des neuen Albums „Real Gone„, das sie mit Unterstützung einiger Bluesgrößen einspielte und damit auch Platz 1 in den Charts erreichte. Texas Honey Ally Venable zeigt mit „Real Gone“ und „Don’t Lose Me“, dass sie die im Studio eingespielten Songs live großartig, auch als Powertrio mit Pulido und Imig umsetzen kann. Höhepunkt ihres beeindruckenden Auftritts ist „Tribute to SRV“, das sie ihrem großen Vorbild widmet und die Blues Fans mit gekonnten Soli im Stile von SRV verzückt. Zuweilen hat man dabei den Eindruck, sie schaut beim Spielen in den Himmel Richtung ihres großen Idols, dem sie mit ihrem Auftritt mit Sicherheit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Nach Venables Auftritt kommen dann Ashley Sherlock und Will Jacobs mit auf die Bühne und gemeinsam rocken die drei dann noch mit einigen gekonnt gespielten Covern das Piano. Besonders hervorzuheben sind dabei „I’ll Play the Blues for You“ von Albert King und „Gimme All Your Lovin'“ von ZZ Top mit starken duellierenden Soli und abwechselnden Leadgesängen. Als letzte Zugabe beenden die Drei das Konzert mit dem Song, der auch zu Beginn gespielt wurde und machen mit „With ALittle Help From My Friends“ gewissermaßen den Abend rund.

Bei den gezeigten Leistungen der drei jungen Musiker braucht man sich um die Zukunft des Blues Rock keine Sorgen zu machen.

Line-up:
Will Jacobs (lead vocals, electric guitar, vocals)
Ashley Sherlock (lead vocals, electric guitar, vocals)
Ally Venable (lead vocals, electric guitar, vocals)
Arne Imig (bass)
Isaac Pulido (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Ruf Records
Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Jeremiah Johnson – Hi-Fi Drive By – CD-Review

Review: Jörg Schneider

In 2010 erschien Jeremiah Johnsons Debutalbum „9th & Russell“. Und nun, 12 Jahre später, veröffentlich er sein 7. Album „Hi-Fi Drive By“. Er ist also nicht unbedingt ein musikalischer Workaholic, was der Qualität seiner neuen Scheibe allerdings durchaus zu Gute kommt, nicht zuletzt auch weil Jeremiah Johnson bei der Instrumentierung des Albums in die Vollen greift. Zu den vier Backgroundsängerinnen bzw. -sängern gesellen sich noch – neben den üblichen musikalischen Gerätschaften (Gitarre, Bass, Schlagzeug) – Piano, Trompete, Tenorsaxophon, Baritonsaxophon, Posaune, Streichinstrumente, Mundharmonika und ein Wurlitzer-Keyboard. Entsprechend satt ist also der Sound der gesamten CD.

Alle zehn Tracks der Scheibe kommen sehr schön arrangiert rüber, auch wenn die Songs nicht das äußerst flotte Tempo des Openers „´68 Coupé DeVille“ (mit Victor Wainwright, der sein Piano hemmungslos malträtiert) halten können, eine fetzige Rock‘n‘Roll-Nummer die so richtig in die Beine geht. Andere Stücke grooven etwas ruhiger („Ball And Chain“, „Young And Blind“ mit schmissigen Harpeinlagen von Brandon Santini, „Skippin’ School“ mit beschwingtem Bläserintro, „The Squeeze“ ebenfalls mit reichlich Gebläse und quäkender Gitarre), sind aber immer noch gut tanzbar.

Bei „Hot Blooded Love“ handelt es sich um einen typischen, mitunter leicht düsteren Chicagoblues. Und das gemächlich dahin rollende „Quicksand“ (der Song startet bemerkenswerterweise mit einem Schlagzeugintro, welches einer Marschmusik entnommen worden sein könnte sowie einem zum Mitsingen einladenden Backgroundchor) leitet passend zum letzten Stück des Albums über, der ruhigen Bluesnummer „The Band“.

Jeremiah Johnson präsentiert sich auf seiner neuesten Scheibe „Hi-Fi Drive By“ nicht nur als genau beobachtender Songwriter und kraftvoller Sänger, sondern auch als meisterhafter Gitarrist, der stilistisch zu den Wurzeln des Blues und Rock‘n‘Roll zurückgekehrt ist. Es macht Spaß sich den Longplayer anzuhören und es wird nicht langweilig dabei. Ein gelungenes Werk also, das man immer wieder gern in den CD-Player schieben wird. Es steht seit dem 21. Oktober in den Regalen der Plattenläden.

Ruf Records (2022)
Stil: Blues

Tracks:
01. ´68 Coupe DeVille
02. Ball And Chain
03. Young And Blind
04. Skippin‘ School
05. Hot Diggity Dog
06. The Squeeze
07. Hot Blooded Love
08. Sweet Misery
09. Quicksand
10. The Band

Jeremiah Johnson
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Ruf Records

Blues Caravan – 20.04.2022, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Ähnlich wechselhaft wie in diesen Zeiten ging es scheinbar auch beim diesjährigen Blues Caravan 2022 zu. Zunächst war mit Eddie 9V, Ghalia Volt und Katie Henry geplant, dann sollte es Ryan Parry an der Gitarre richten, was dann allerdings von Will Jacobs erledigt wurde. 

An diesem Abend im schönen Dortmunder Piano wurde Ghalia Volt durch den Wirbelwind Whitney Shay ersetzt, die ja schon 2020 ihre Visitenkarte abgegeben hatte. Die nicht nur musikalisch kraftvolle Rhythmusfraktion bestand dann etatmäßig aus Ex-Rozedale-Drummer Denis Palatin und Tomek German. Denis hatte die Bühne mit seinen eigens für den Blues Caravan künstlerisch hergestellten Windfängern optisch aufgewertet. Er kann also nicht nur auf Felle und Becken trommeln.

Pünktlich um 20:00 Uhr sagte Mastermind und Labelinhaber Thomas Ruf seine ‚Schäfchen‘ an und es wurde mit dem obligatorisch kreierten Titelsong zur Reihe „Hop On A Ride“ dynamisch im Voll-Line-up mit wechselnden Leadgesangsparts der einzelnen Protagonisten losgelegt. 

Feststellen konnte man im für einen Mittwoch-Abend ordentlich gefüllten Piano, dass die Musiker (Palatin mal ausgenommen), deutlich jünger waren, als die, wie so oft in der Blues-Szene, in die Jahre gekommene Kundschaft (ich schließe mich da natürlich mit ein…).  Aber schön, dass zumindest auf der Künstlerseite der Nachwuchs nicht abzubrechen scheint.

Nach dem launigen Auftakt durfte dann zunächst Will Jacobs sein Können offenbaren. Er präsentierte sich bei Songs wie u. a. „One Day At A Time“, „Have You Ever Loved A Woman“ (klasse hier sein phasenweise ohne Mikro performter Gesang), „Funky Woman“ oder „Got Your Mojo Working“ als guter Sänger und mit seinem Spiel auf Stratocaster und Gibson Les Paul als quirlger und variabler E-Gitarrist. Er beherrscht die Bandbreite von Blues, Soul, Rock bis dezent hin zum Country souverän. Eine starke Vorstellung von ihm.

Er blieb dann auf der Bühne, um die zierliche Katie Henry zu supporten, die dann ihre Stärken am E-Piano, aber auch an der Telecaster-E-Gitarre in Roots-Manier einbrachte. In Ihrem Programm hatte die sympathische Amerikanerin natürlich überwiegend Tracks wie „Nothing To Lose“, „Empty Cup“, „On My Way“ oder „Bury Me“ aus dem vom Kollegen Schneider zurecht hochgelobten aktuellen Album „On My Way“ am Start. Von der jungen Dame ist noch einiges in Zukunft zu erwarten. Klasse Mädel!

Folgerichtig bestritt dann die temperamentvolle Whitney Shay den Abschlusspart der Solovorstellungen. Die umtriebige rothaarige Kalifornierin verwandelte dann die Bühne des Pianos mit Tracks wie „Love’s Creeping Up On You“ „Getting In My Way“, „Boy, Sit Down“, „A Woman Rules The World“, „Stand Up!“ und „Get Down With It“ in eine Rhythm and Blues- und Soul-Arena. Eine ansteckende Performance voller Energie!

Am Ende schloss sich mit der Rückkehr von Katie Henry dann wieder der Kreis und mit u. a. „Voodoo Woman“ und dem CCR-Klassiker „Fortunate Son“ sowie zweier Zugaben („You Got To Move“) gab es einen schönen Ausklang mit allen Beteiligten.

Während der Pause und nach dem Gig standen die Akteure dann mit Thomas Ruf den Besuchern zur Verfügung und wir konnten auch noch unsere Bilder für die VIP-Galerie schießen. Eine weitere überzeugende Ausgabe des Blues Caravan-Konzepts. Weiter so Thomas Ruf & Co.!

Line-up:
Will Jacobs (lead vocals, electric guitar, vocals)
Katie Henry (lead vocals, electric guitar, Keys, vocals)
Whitney Shay (lead vocals, percussion, vocals)
Tomek Germann (bass)
Denis Palatin (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Ruf Records
Musiktheater Piano
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Katie Henry – On My Way – CD-Review

Review: Jörg Schneider

2018 veröffentlichte die Newcomerin aus New Jersey ihr erstes Album „High Road“ und nun kommt am 28. Januar das Nachfolgealbum „On My Way“ in die Läden. 2022 partizipiert sie am Rufschen Blues Caravan, was ihrer internationalen Anerkennung einen enormen Schub geben dürfte.

Während Katie Henry in ihrer Anfangszeit viele Anhänger durch ihr intensives Gitarrenspiel und ihre natürliche Ausstrahlung gewinnen konnte und Blues, R&B, Pop, Soul und Country in ihrer Musik vereinte, schimmern in ihrem neuen Werk eher ihre Qualitäten als Singer/ Songwriter durch, insbesondere durch ihre warme Altstimme, die teils kräftig und dann wieder liebreizend und schon fast gehaucht daherkommt.

Was nicht bedeutet, dass die Songs alle beschaulich klingen. Ein paar sind es natürlich, aber andere sind auch durchaus rockig. Eine gute Mischung halt. Insgesamt besteht das, während der Pandemie live im Studio aufgenommene Album aus zehn Originalstücken, an deren Songwriting auch Katie Henrys Bassist und Slide-Gitarrenmeister Antar Goodwin beteiligt war. Und Katie Henry singt nicht nur, als Multiinstrumentalistin ist sie auf ihrer Scheibe auch als Gitarristin und Pianistin zu hören.

„On My Way“ startet mit dem leicht düster stampfenden gleichnamigen Titelsong, in dem rockige Riffs und Katies ruhige, aber kräftige Stimme zusammenfinden. Ganz anders dann „Empty Cup“, ein melodiöser, leichtfüßiger Popsong mit Pianountermalung. Fröhlich-flott ist auch „Without A Fight“ mit dezenter Slidegitarre im Hintergrund und einem damit einhergehenden leichten Country-Einfluss. Das schwer wummernde Gitarrenintro von „Bury You“ zieht sich durch den gesamten Song, wodurch Katie Henrys Stimme in diesem Stück eher zerbrechlich wirkt, ein starker Kontrast.

Sehr schön ist auch das verträumte „Setting Sun“ mit Akustikgitarre und Pianobegleitung, sowie das pianogetragene „Blessings“. Beide Tracks rahmen sehr schön das rhythmische „Got Me Good“ ein. Ein echtes Bluesfeeling stellt sich aber erst mit „Too Long“ ein. Hier vereinen sich eine starke Basslinie mit einer immer wieder auftauchenden Harp und Katies kräftigem Gesang zu einem bedächtig dahinrollenden Blues. Im dem anschließenden balladesken „Running Round“ spielt dann wieder das Piano eine bestimmende Rolle. Mit dem selbstbewussten Midtempostück „Catch Me If You Can“ endet das Album schließlich.

Mit „On My Way“ ist Katie Henry ein abwechslungsreiches Werk gelungen, auf dem sie ihre Musikalität und stimmlichen Quantitäten eindrucksvoll unter Beweis stellt. Sie hat sich auf den Weg gemacht und wir warten gespannt auf weitere Alben und alles, was hoffentlich noch kommen wird.

Label: Ruf Records
Stil: Blues & More

Tracks:
01. On My Way
02. Empty Cup
03. Without A Fight
04. Bury You
05. Setting Sun
06. Got Me Good
07. Blessings
08. Too Long (feat. Giles Robson)
09. Running Round
10. Catch Me If You Can

Katie Henry
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Blues Caravan – 09.02.2020, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbilder

BC2020-haupt

Blues Caravan 2020 mit Jeremiah Johnson, Whitney Shay und Ryan Perry. Das Sturmtief Sabine machte dem etablierten Team Mangold-Daus (und vermutlich auch noch einigen anderen) jedoch einen Strich durch die Rechnung. Da mussten wir aus Vernunftsgründen leider passen.

Adam Zegarmistrz Glagla zählte jedoch zu den Uentwegten, die, laut seiner eigenen Aussage, eine begeisterte Show geliefert bekamen, und war für Sounds Of South zur Stelle, sodass wir zumindest eine eine Bildergalerie liefern können, die sein Statement visuell untermauert.

Vielen Dank lieber Adam!

Line-up:
Jeremiah Johnson (lead vocals, electric guitar, vocals)
Whitney Shay (lead vocals, vocals)
Ryan Perry (lead vocals,electric guitar, vocals)
Roger Inniss (bass)
Amanda Dal (drums)

Bilder: Adam Zegarmistrz Glagla

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Mike Zito – Support: Jeremiah Johnson – 14.03.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Zito_haupt

Was für ein Abend im Lütgendortmunder Musiktheater Piano! Der von uns so geschätzte texanische Blues Rocker Mike Zito, den wir noch letztes Jahr im Rahmen des Blues Caravans an gleicher Stelle beleuchtet hatten, gab diesmal ein Stelldichein in eigener Sache und hatte als Support noch Jeremiah Johnson mit dabei, der letztes Jahr mit „Straitjacket“ sein Debüt unter dem Ruf Records Label gefeiert hatte.

Beide wurden jeweils bei ihren Auftritten durch Matt Johnson am Schlagzeug und Kaugummi-Kauer Terry Dry (herrlich kauziger Typ mit skurrilem Erscheinungsbild) am Bass verstärkt. Zunächst war es dann natürlich Jeremiah Johnson bei seiner Deutschland-Premiere vorbehalten, sich und seine Musik dem Publikum näher zu bringen.

Sein früheres Album „Grind“ befindet sich in meinem Besitz. Von daher war Johnson, zumindest für mich kein völlig Unbekannter. Und aus dem legte mit dem Opener des Werkes „Black Lingerie“ sofort eine toll groovende Nummer hin. Herrlich wie seine Delaney-E-Gitarre rumknarzte (erinnerte mich ein wenig an das Spiel von Wishbone Ahs Mark Abraham) und auch Johnsons leicht angerauchte Stimme wusste zu überzeugen.

Ein Kompliment hier an den Tontechniker des Pianos, der einen wunderbar transparenten und klaren Sound in allen Belangen aussteuerte und somit seinen Anteil an dem insgesamt tollen Abend hatte. Das auch von dieser CD stammende “Georgia Peach“ offenbarte Johnsons Affinität zum Southern Rock und dem Betts-umwobenen Gitarrenspiel, bedingt durch das unterschiedliche Gitarrenmodel, natürlich etwas rauer klingend.

Mit dem Schwofer „King And Queen“, „Blues In Herr Eyes“ und „Straitjacket“ gab es dann den Schwenk in Richtung des aktuellen Longplayers, von dem mit „Believe In America“ noch das patriotische Bekenntnis zur Heimat später folgte. Wahnsinn was der Protagonist insgesamt an quirligen Soli abzwirbelte.

Für uns als Southern Rock-Freunde gab es als Bonbons die Stücke „Skip That Stone“ (mit kleinen „Jessica“-Einlagen) und das atmosphärische, Marshall Tucker-trächtige „Southern Drawl“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der aus St. Louis, Missouri stammende Musiker bereits in die Herzen der Piano-Besucher gespielt.

Ich habe bei meinen vielen Besuchen selten einen Support erlebt, der so vom Publikum gefeiert und angetrieben wurde. Johnson wurde unter heftigem Klatschen dann noch zweimal auf die Bühne zurückbeordert, wo er mit „Get In The Middle“ on top eine Bakersfield-Nummer zum Besten gab und bei „Gasoline And Smokes“ noch mal gitarrentechnisch aus allen Rohren feuerte. Großartige Performance, Jeremiah Johnson!

Nach einer kurzen Pause wusste Routinier Mike Zito natürlich um die Höhe der Latte, die Kollege Johnson aufgelegt hatte. Der Texaner warf sofort sein sympathisches Charisma in die Waagschale und konterte mit den formidablen Slidekünsten (als auch vielen konventionellen Spielereien) auf seiner, mit goldenen Reglerknöpfen verzierten, schnieke glitzernden, bordeaux-rot-weißen Music Man StingRay-Gitarre.

Zito eröffnete mit „Mississippi Nights“ und dem Titeltrack des aktuellen Werkes „First Class Life“, die später noch mit dem herrlichen Deltablues zu Ehren von Blind Willie Johnson „Old Black Graveyard und dem wunderbar launigen „Back Problems“ (furiose Soli aller Beteiligten, sehr schön sphärisch das von Komiker Terry Dry, der trotz seiner Flachsereien immer auf präzises Spiel achtete) ergänzt wurden.

Mit „Bad News Is Coming“ lieferte er eine grandiose Hommage an Luther Allison ab und präsentierte mit Sachen wie unter anderem „Wasted Time“, „Keep Coming Back“, „Judgement Day“ (mit integriertem Kurz-„Whole Lotta Love“) und „Make Blues Not War“ einige Schlüssellieder seiner früheren Alben.

Und da Mike Zito nicht nur ein lockerer Typ ist, sondern durchaus den Gentleman in sich trägt, holte er Jeremiah Johnson zurück auf die Bretter des Pianos. Fortan wurde mit den beiden überragend gespielten „Gone To Texas“ und „One More Train“ im Quartett die große Southern Rock-Keule geschwungen, Double Leads und schmissige Einzel-Soli inbegriffen, dass es einem die Freudentränen in die Augen trieb.

Eigentlich wollte kaum jemand die vier Musiker von der Bühne lassen, aber angesichts der noch bevorstehenden Konzerte ging der fließende Übergang zum Merchandising Stand absolut in Ordnung. Johnson schien angesichts der Begeisterung für ihn vor Dankbarkeit überzuschäumen, so dass er jeden Besucher quasi persönlich per Handschlag verabschiedete.

Und in der Tat, das Musiktheater Piano hatte aus meiner Sicht, nicht zuletzt auch wegen der vielen Southern-Ingredienzien, einen der stärksten Blues Rock-Abende erlebt, seit dem ich diese schöne Location besuche. Es war ein großes Vergnügen – Kompliment, die Herren Zito, Dry und Jeremiah und Matt Johnson! Unsere dicke Empfehlung zu Anfang der Tour: Hingehen, wem sich auch immer die Möglichkeit dazu bietet!

Line Up:
Mike Zito – Lead vocals, electric and slide guitar
Jeremiah Johnson – Lead vocals, electric guitar
Matthew R. Johnson – Drums, vocals
Terry Dry – Bass, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Video „Bad News Is Coming“: Adam Zegarmistrz Glagla
Text: Daniel Daus

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Vanja Sky – 12.03.2019, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Nachdem Vanja Sky, im Rahmen von Rufs Blues Caravan, bereits letztes Jahr an der Seite von Mike Zito und Bernard Allison durch Deutschland tingelte und dort auch schon überzeugte, besuchte Sie erstmals den Kölner Yard Club im Rahmen Ihrer ersten Solotour.

Die junge Kroatin, die erst seit wenigen Jahren Gitarre spielt, hatte ihr Debutalbum „Bad Penny“ im Gepäck, von dem sie auch fast jeden Song spielte und ergänzte erwartungsgemäß ihre Show mit mehreren Coversongs. Wie meist im Yard Club, der leider mit etwa 40-50 Fans nur mäßig besucht war, begann das Konzert recht pünktlich gegen 20:15 Uhr.

Vanja in einem weißen Kleid mit roten Blumen gekleidet, brachte auch durch ihre erfrischende und natürliche Art eine regelrechte Wohlfühlstimmung in den Club und interagierte immer wieder mit dem Publikum.

Mit dem Opener „Hard Working Woman“ legte Sie direkt einen feinen Bluessong aus der eigenen Feder hin. Unterstützt wurde Sie dabei von Ihrer Band, Eduard Jimmy Matesic an der zweiten Lead Guitar, der mit einigen starken Soli glänzte, Hanser Schüler an den Drums und Roger Inniss, Rufs Tausendsassa am Bass.

Dem Cream-Klassiker „Strange Brew“, den Sie gekonnt aufs Parkett legte, ließ sie mit „Do You Wanna?“, „Inside Pain“ und „Give Me Back My Soul“ drei Songs vom eigenen Album folgen, ehe Sie sich an Stevie Ray Vaughns „Pride & Joy“ wagte und mit dem selbst geschrieben „Crossroads Of Life“ einen der Höhepunkte des Konzerts folgen ließ.

Psychedelisch beginnend, steigerte sich das Stück mit hohen Wiederekennungswert in eine starke Bluesnummer, die mit dem entsprechenden Applaus belohnt wurde. Dem frühen Fleetwood Mac Klassiker „Oh Well“ gab Sie mit Ihrer Stimme eine ganz eigene Note.

Schön war dabei, wie die Band harmonierte, Vanja sich immer wieder zu Matesic begab, um sich in Soli zu duellieren oder, Seite an Seite mit Inniss stehend, performte. Beiden, wie auch dem Drummer Hanser Schüler war anzumerken, mit welchem Spaß sie bei der Sache waren und sie die positive Stimmung aus dem Publikum aufnahmen.

Danach legte Sky die elektrische Gitarre für einen Song auf Seite und spielte eine gefühlvolle Version des Traditionals „House Of The Rising Sun“, das durch die Animals bekannt wurde. Dies tat sie in einer solch intensiven Art, dass ihre Begleiter mit geschlossenen Augen, scheinbar träumend, in den Song einsetzten.

Hanser bewies hier, dass er neben dem druckvollen Schlagzeugspiel auch mit viel Ruhe und Gefühl sein Instrument spielen kann, um so nicht die traumhafte Atmosphäre zu zertrümmern und nur leichte Akzente zu setzen.

Dem bluesigen „All Night“ folgten das rockige „Don‘t Forget To RnR“ und das Black Crowes-Cover „Twice As Hard“, in dem alle Musiker tolle Soli einbrachten. Besonders hervorzuheben ist hier das mehrminütige Agieren von Roger Inniss an seinem 6-Saiter, bei dem er eindrucksvoll offenbarte, was aus diesem Instrument mit dem nötigen spielerischen Können heraus zu holen ist.

Mit dem leicht balladesken „Married Man“ gab Sky dann Einblicke in Ihr Seelenleben. Schön war zu sehen, wie das Publikum diesen speziellen Moment wahr nahm und scheinbar anmutig lauschte, so auch Inniss, der erst später mit seinem Bass einsetzte.

Gegen Ende des Konzertes legte Sie mit „Bad Penny“, dem ganz stark interpretierten, „Going To My Hometown“, bei dem Matesic sie an der Mandoline begleitete und „Shadow Play“, drei Songs ihres Idols Rory Gallagher hin.

Es mündete darin, dass Sie selbst, auf der Bühne liegend, ihre Gitarre bespielte und Matesic ihr anschließend ganz im Stile eines Gentlemans, wieder aufhalf.

Nach einer eigenwilligen, gesanglich starken Version von „Whole Lotta Love“ gab es als letzten Song noch eine hart rockende Version des Troggs Klassikers „Wild Thing“ und die Band verabschiedete sich vom gut mitgehenden Audienz.,

Der anhaltenden Applaus dafür sorgte, dass mit einem stark vorgetragenen, groovenden „Hit Me With The Blues“ einer der stärksten Songs, die fällige Zugabe bildete. Nach etwa 90 Minuten war der gelungene Auftritt der Nachwuchskünstlerin beendet.

Sicher gibt es noch die eine oder andere Ecke glatt zu schleifen, aber in punkto Publikumsnähe, positiver Ausstrahlung, braucht sie sich vor wenigen in der Szene zu verstecken.

Es wird spannend, wie sich die junge Kroatin weiter entwickeln wird. Mit der Unterstützung der heutigen Musiker, ist zu erwarten, dass man in der Zukunft noch einige Positives von ihr hören wird, und sie auch bei den weiteren Konzerten der Tour, ihre Fans begeistern wird.

Ein Dank auch an Marcus Neu, der immer wieder jungen Künstlern im Yard Club die Chance gibt, sich zu beweisen. Schön wäre es, wenn dies auch besuchsmäßig mehr gewürdigt werden würde, dass dies in Zukunft entsprechend fortgesetzt werden kann.

Line Up:
Vanja Sky – Vocals, Gitarre
Eduard Jimmy Matesic – Gitarre, Mandoline
Roger Inniss – Bass
Hanser Schüler – Drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

Vanja Sky
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Yard Club Köln

Blues Caravan – 10.02.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

BC_haupt

Das war doch mal wieder ein attraktives Paket, im wahrsten Sinne des Wortes, was Thomas Ruf im Rahmen des Blues Caravans 2019 auf den Weg gebracht hat. Seit 2005 schickt er tolle Künstler seines Labels im Trio auf die Reise und hat damit so manche formidable Karriere initiiert.

Im letzten Jahr hatte er um die Newcomerin Vanja Sky, mit Bernard Allison und Mike Zito, zwei hart gesottene Blues-Recken geschert, diesmal gab es mit der Finnin Ina Forsman, die 2016 schon mal partizipierte, der Texanierin Ally Venable und der Serbin Katerina Pejak, wieder eine geballte Jung-Frauen-Power.

Alle drei Musikerinnen hatten neue Alben am Start, wobei Mike Zito bei Venable und Pejak als Produzent involviert war. An diesem gut besuchten Sonntag-Abend im wie immer schönen Musiktheater Piano in Lütgendortmund, starteten die drei Protagonistinnen, verstärkt durch Bass-Tausendsassa Roger Inniss, der auch durch den Abend moderierte, und Elijah Owing an den Drums, mit dem direkt knackig rockenden Gemeinschaftssong „They Say I’m Different“, bei dem alle schon ihre Gesangskünste einbrachten.

Ina Forsman mit einem knallroten Rüschenkleid in Center-Position, die sehr elegant in schwarz gekleidete Katarina Pejak am Keyboard (hätte optisch auch blendend in ein Klassik-Ensemble gepasst) und Ally Venable mit schwarzem, äußerst knappen Pailletten-Mini Fummel-Einteiler und kniehohen Stiefeln waren auch optisch ein Hingucker für die zahlreich versammelte Fotografenschaft und das anwesende Restpublikum.

Ina verließ danach die Bühne und Katarina Pejak hatte als erste die Gelegenheit, ihr neues Debütwerk „Roads That Cross“ zu protegieren. Ally unterstützte an der E-Gitarre. Sie wählte als Einstieg, das in Barroom-Manier swingende „She’s Coming After You“, gefolgt vom herrlich Country-umwehten Titelstück, einer Gänsehaut-Ballade, die mit eines meiner Highlights des Gesamtgigs darstellte.

Der „Turtle Blues“ als Hommage an Janis Joplin (schönes HT-Piano), eine weitere herrliche Ballade „Old Pain“ (mit kleiner amüsanter Anekdote aus Franklin, Tennessee, zur Einleitung) und das rauchig atmosphärische Joni Mitchell-Cover „Sex Kills“ (auch auf der neuen CD vertreten) mit Kneipenpiano-Einlage bewiesen, dass der Serbin, von der Mike Zito sagt, dass sie mit ihrer Musik einen sowohl zum Nachdenken als auch zum Weinen bringen kann, für die Zukunft einiges zuzutrauen ist. Eine klasse Performance von Katarina Pejak!

Als das selbstbewusste langmähnige, erst 19-jahre junge ‚Texas Honey‘ Ally Venable, im Trio mit Inniss und Owings, mit dem gleichnamigen Titeltrack ihres im März erscheinenden Silberlings „Texas Honey“ übernahm, kam rockiger Schwung in die Bude.

Die ließ ihr Vorbild Stevie Ray Vaughan bei Stücken wie „Nowhere To Hide“, „Broken“ (Pejak assistierte am Piano), „Devil’s Son“, „Back Water Blues“ und nicht zuletzt beim überragend gespielten „Riviera Paradise“ in klassischer, wie auch in Slide-Spielart, rassig wieder aufleben. Auch sie insgesamt mit tadellosem Job in texanischer Blues-Manier.

Nach kurzer Pause hatte dann Ina Forsman ihren großen Auftritt. Sie stellte ihr neustes Werk „Been Meaning You To Fall“ ins Rampenlicht. Ihr energiegeladener und engagierter Gesang sowie ihre fesselnde Bühnenpräsenz war geradezu ansteckend. Sie schien ihren Frust durch den Verlust ihres Handys, auf dem sich alle Daten für neue Songs befanden regelrecht weg singen zu wollen. Immerhin gab es ja mit dem neuen Longplayer dann doch noch ein unvermutetes Happyend.

Ihre Vorstellung war überwiegend grooviger und souliger Natur, klasse gefiel mir das Southern Rock-angelehnte E-Gitarrensolo Venables am Ende von „Be My Home“. Emotionaler Höhepunkt sowie Abschluss ihres Sets war meiner Meinung nach die mit Katarina im Duo aufgeführte Pianoballade „Figure“, in der sie ihr wohl erlebtes Beziehungschaos aufarbeitete.

Danach ging es dann wieder mit versammelter Mannschaft bei launigen Tracks wie u. a. „Love Me Like a Man“ (Bonnie Raitt), „Company Store“ (mit klasse Acapella-Gesang) inklusiv der Staus Quo-trächtigen SRV-Zugabe „The House Is Rockin‘“ (inklusivt Mitsing-Interaktion) fulminant zur Sache, wobei sich die drei Mädels beim Leadgesang, immer wieder die Klinke in die Hand gaben.

Insgesamt war auch dieser Blues Caravan 2019 wieder eine unterhaltsame, ja sehr gelungene Sache. Mit Ina Forsman, Ally Venable und Katarina Pejak präsentierten sich drei sehr musikalisch versierte, wie auch hübsch anzusehende, unterschiedliche Charaktere, die den Blues in all seinen Facetten äußerst kurzweilig und modern auslegten, aber auch im Team zu überzeugen wussten. Wer eine oder mehrere der noch kommenden vielen Veranstaltungen im Rahmen des Blues Caravan 2019 besucht, macht alles richtig!

Line-up:
Ina Forsman (lead vocals, percussion, vocals)
Ally Venable (lead vocals, electric guitar, slide guitar, vocals)
Katarina Pejak (lead vocals, keys, vocals)
Roger Inniss (bass)
Elijah Owings (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ina Forsman
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Ally Venable
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Katarina Pejak
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Ruf Records
Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Blues Caravan – 2018 – CD-/DVD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der Blues Caravan von Ruf Records kann mittlerweile als eine Institution gesehen werden, bei der jährlich drei Bluesmusiker gemeinsam einen Abend gestalten. Somit ist eine Abgrenzung zu den ‚klassischen‘ Festivals zu erkennen. Jeder Akteur hat die Möglichkeit, eigene Songs zu performen, wobei immer wieder auch andere Künstler dazu stoßen können  oder alle gemeinsam zu einer Einheit verschmelzen.

Bisher war es so, dass drei aufstrebenden Bluesmusikern die Möglichkeit gewährt wurde, sich einem größerem Publikum zu zeigen und so ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.

In diesem Jahr ist Thomas Ruf von dieser Tradition abgewichen und hat mit Mike Zito und Bernard Allison zwei musikalische Schwergewichte der Bluesszene in den Caravan gesteckt und ihnen mit der Kroatin Vanja Sky eine noch junge Bluesmusikerin zur Seite gestellt.

Grund dafür ist vermutlich, dass Ruf mit Luther Allison 1984 in das Bluesgeschäft einstiegen war und sich dieses Jahr der Tod von Luther zum 20ten Mal jährt.

Soviel zu Vorgeschichte über das Projekt Blues Caravan 2018. Im Frühjahr 2018 gaben die drei Protagonisten auch in Dortmund ein begeisterndes Konzert, über welches wir berichteten.

Es kann vorweg genommen werden, dass sich die Eindrücke aus der westfälischen Metropole, auch auf dem Package, bestehend aus CD und DVD, gut wiedergegeben werden. Auf der DVD wird den Musikern bei vielen Nahaufnahmen schön auf die Finger geschaut, aber meist eine Perspektive gewählt, als stände man in einer der ersten Reihe vor der Bühne. Auf unnötigen technischen Aufnahme-Schnickschnack wird lobenswerterweise verzichtet.

Die Aufnahmen sind chronologisch zum realen Ablauf des Konzertes so gewählt, dass alle drei, unabhängig vom Bekanntheitsgrad, mit der selben Zahl von Stücken auf der DVD und auch der CD zu finden sind. Ausnahme ist die Begleitband, bestehend aus Roger Inniss am Bass und Mario Dawson an den Drums, die den Set durchspielen und auch visuell immer wieder in Szene gesetzt werden.

Nach einleitenden Worten von Thomas Ruf und der Vorstellung der Künstler spielen alle drei zusammen, wie könnte es passender sein, mit „Low Down Dirty“ einen Luther Allison-Klassiker. Die wechselnden Gesangsparts von Mike Zito, Vanja Sky und Bernard Allison geben dem Song dabei einen besonderen Charme und alle drei wissen in den Soloparts mit ihrer Fingerfertigkeit zu brillieren.

Die folgenden vier Songs, alle aus dem Soloalbum „Bad Penny“ von Vanja Sky, läuten einen bluesrock`n`rollenden Teil des Konzertes ein. Unschwer ist zu erkennen, dass Rory Gallagher und Stevie Ray Vaughan musikalische Vorbilder der jungen Kroatin sind. Alle vorgetragenen Tracks sind von einem kraftvollen, fast schon hard rockenden, aber immer sehr melodischen Blues geprägt und Sky zeigt ihre vielfältigen Spieltechniken. Dabei beweist sie im Einklang mit ihrer prägnanten Stimme, dass sie durchaus das Zeug hat, bedeutender Bestandteil der aufstrebenden weiblichen Blues-Szene zu werden.

Hier Songs fällt kein Stück ab. Beim kraftvollen „Crossroads Of Life“ offeriert sie ihre jammenden Qualitäten, in „Married Man“, mit Unterstützung vom slidenden Mike Zito, dass sie auch ruhig und gefühlvoll kann. Der erste Gitarrenanschlag ihres letzten Songs reicht, und der Bluesfan weiß, was kommt: Eine kraftvolle Coverversion des Titelsongs ihres Albums „Bad Penny“. Auch eine entsprechende weibliche Stimme kann also zur Musik von Rory Gallagher ganz gut passen.

Die nächsten vier folgenden Tracks gehören Mike Zito, der schon in seiner Ansage ankündigt, was den Zuhörer erwartet. Blues mit texanischen und damit auch einhergehenden Southern-Einflüssen. Ein sehr schöner Kontrast zum etwas raueren Part von Sky. Bei „One More Train“ legt Mike die Latte schon im ersten seiner Songs hoch. Sehr schön kommt die klare Stimme Zitos zum Tragen und ein sichtlich gut gelaunter Musiker lässt Blues und Southern Rock miteinander verschmelzen. Er glänzt mit gefühlvollen Soli an seiner mit dem Peace-Symbol verzierten Gitarre.

Die hier auf der DVD widergespiegelte friedvolle Stimmung könnte mit Sicherheit auch der Welt gut tun. Das folgende „Keep Coming Back“ steht im Zeichen seiner Stärke als einer der besten Slidegitarristen. Mit „Wasted Time“ folgt ein klassischer Bluestrack, gespickt mit texanischen Rock-Elementen. „Make Blues Not War“ von seiner gleichnamigen Platte aus 2016 ist sein letzter Song, der in der Tradition des Blues, sowohl als Programm für das Konzert, als auch als Botschaft an die Menschheit gesehen werden kann.

Nach einem kurzen Break, der bei der Aufnahme durch den Übergang deutlich wird, setzt Bernard Allison die Show fort. Mit „In The Open“ vom 1997 Album „Keepin‘ The Blues Alive“ bringt er zunächst ein Instrumental, das direkt seine Qualitäten an der Gitarre in den Mittelpunkt stellt.

Mit „Rocket 88“ folgt ein Coverstück, das vielfach als eines der ersten im Rock’n’Roll gilt und Anfang der 50er Jahre von Ike Turners Band Kings Of Rhythm unter dem Pseudonym Jackie Brenston And His Delta Cats genutzt wurde.

Allison interpretiert den Song rau und mit furiosen Soli. „The Way Love Was Meant To Be“, eine sehr schöne, 1997 selbst geschriebene, melodisch-ruhige Nummer, wird in ihrer leichten Melancholie nur von mehreren Soli, dann aber jäh, unterbrochen.

Zum Abschluss seines Soloparts lässt Allison im Instrumental „Testify“ noch einmal seine ganze Klasse an seinem Paradeinstrument raus – ganz im Sinne der geerbten musikalischen Gene seines Vaters.

Danach sitzen die Musiker wieder in einem Boot oder besser gesagt, in einem Caravan. Mike Zito stößt im nächsten Lied dazu, um danach auch Vanja Sky wieder miteinzubinden. Zito und Allison würdigen im Medley „Bad News Is Coming“ und „Bad Love“ die beiden Bluesgrößen Luther Allison und Eric Clapton.

Überhaupt stehen die gemeinsamen Songs im Zeichen von Luther Allison. Bei einer knackigen Version von „Life Is A Bitch“ haben alle drei Künstler sowohl ihren stimmlichen wie instrumentalen Anteil, wodurch der Song eine ganz eigene, Strahlkraft bekommt.

Stilistisch zieht sich dieser wechslende Gesang auch durch die folgenden , „Move From The Hood“, „Serious (As A Heartattack)“, einer melancholischen Version des Stückes, das Bernard Allison in seiner Ansage seinem Vater widmet und „Give Me Back My Wig“, welches anfangs fast hymnisch den Abschluß einer gelungenen DVD bildet, um im weiteren Verlauf noch einmal in einer Mischung aus Rock’n’Roll und Blues mit mehreren Gitarrenduellen, inclusive Bass zu enden.

Als Fazit kann gesagt werden, dass Ruf Records mit der DVD/CD zum Bluescaravan 2018 eine, auch in der Songauswahl vortreffliche Kompilation zur Tour gelungen ist, die in der Sammlung eines Bluesfans nicht fehlen sollte, da hier auf einer Scheibe drei sehr unterschiedliche Künstler, verschiedene Arten des Blues miteinander verschmelzen lassen.

Auch nach Veröffentlichung des Packages wird der Blues Caravan mit mehreren Konzerten in Europa, auch in den Niederlanden fortgesetzt und der geneigte Fan hat noch einmal die Möglichkeit diese Spitzenzusammensetzung live zu erleben und sich eventuell einen erstandenen Silberling unterzeichnen zu lassen. In dem Zusammenhang macht es mich persönlich stolz, dass ich einen kleinen Anteil an dem Album, in Form einiger Bildaufnahmen, hatte.

Line-up:
Vanja Sky (lead vocals, electric guitar)
Bernard Allison (lead vocals, electric guitar)
Mike Zito (lead vocals, electric guitar)
Roger Inniss (bass, vocals)
Mario Dawson (drums, vocals)

Ruf Records (2018)
Stil: Blues Rock

DVD:
01. Intro Tom
02. Low Dowwn And Dirty
03. All Night
04. Crossroads Of Life
05. Married Man
06. Bad Penny
07. One More Train
08. Keep Coming Back
09. Wasted Time
10. Make Blues Not War
11. In The Open
12. Rocket 88
13. The Way Love Was Meant To Be
14. Testify
15. Bad News Is Coming / Bad Love (Medley)
16. Life Is A Bitch
17. Move From The Hood
18. Serious (As A Heart Attack)
19. Give Me Back My Wig

CD:
01. Low Dowwn And Dirty
02. All Night
03. Do You Wanna?
04. Married Man
05. Keep Coming Back
06. Wasted Time
07. Make Blues Not War
08. In The Open
09. Rocket 88
10. The Way Love Was Meant To Be
11. Life Is A Bitch
12. Serious (As A Heart Attack)

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