Was für ein Abend im Lütgendortmunder Musiktheater Piano! Der von uns so geschätzte texanische Blues Rocker Mike Zito, den wir noch letztes Jahr im Rahmen des Blues Caravans an gleicher Stelle beleuchtet hatten, gab diesmal ein Stelldichein in eigener Sache und hatte als Support noch Jeremiah Johnson mit dabei, der letztes Jahr mit „Straitjacket“ sein Debüt unter dem Ruf Records Label gefeiert hatte.
Beide wurden jeweils bei ihren Auftritten durch Matt Johnson am Schlagzeug und Kaugummi-Kauer Terry Dry (herrlich kauziger Typ mit skurrilem Erscheinungsbild) am Bass verstärkt. Zunächst war es dann natürlich Jeremiah Johnson bei seiner Deutschland-Premiere vorbehalten, sich und seine Musik dem Publikum näher zu bringen.
Sein früheres Album „Grind“ befindet sich in meinem Besitz. Von daher war Johnson, zumindest für mich kein völlig Unbekannter. Und aus dem legte mit dem Opener des Werkes „Black Lingerie“ sofort eine toll groovende Nummer hin. Herrlich wie seine Delaney-E-Gitarre rumknarzte (erinnerte mich ein wenig an das Spiel von Wishbone Ahs Mark Abraham) und auch Johnsons leicht angerauchte Stimme wusste zu überzeugen.
Ein Kompliment hier an den Tontechniker des Pianos, der einen wunderbar transparenten und klaren Sound in allen Belangen aussteuerte und somit seinen Anteil an dem insgesamt tollen Abend hatte. Das auch von dieser CD stammende “Georgia Peach“ offenbarte Johnsons Affinität zum Southern Rock und dem Betts-umwobenen Gitarrenspiel, bedingt durch das unterschiedliche Gitarrenmodel, natürlich etwas rauer klingend.
Mit dem Schwofer „King And Queen“, „Blues In Herr Eyes“ und „Straitjacket“ gab es dann den Schwenk in Richtung des aktuellen Longplayers, von dem mit „Believe In America“ noch das patriotische Bekenntnis zur Heimat später folgte. Wahnsinn was der Protagonist insgesamt an quirligen Soli abzwirbelte.
Für uns als Southern Rock-Freunde gab es als Bonbons die Stücke „Skip That Stone“ (mit kleinen „Jessica“-Einlagen) und das atmosphärische, Marshall Tucker-trächtige „Southern Drawl“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der aus St. Louis, Missouri stammende Musiker bereits in die Herzen der Piano-Besucher gespielt.
Ich habe bei meinen vielen Besuchen selten einen Support erlebt, der so vom Publikum gefeiert und angetrieben wurde. Johnson wurde unter heftigem Klatschen dann noch zweimal auf die Bühne zurückbeordert, wo er mit „Get In The Middle“ on top eine Bakersfield-Nummer zum Besten gab und bei „Gasoline And Smokes“ noch mal gitarrentechnisch aus allen Rohren feuerte. Großartige Performance, Jeremiah Johnson!
Nach einer kurzen Pause wusste Routinier Mike Zito natürlich um die Höhe der Latte, die Kollege Johnson aufgelegt hatte. Der Texaner warf sofort sein sympathisches Charisma in die Waagschale und konterte mit den formidablen Slidekünsten (als auch vielen konventionellen Spielereien) auf seiner, mit goldenen Reglerknöpfen verzierten, schnieke glitzernden, bordeaux-rot-weißen Music Man StingRay-Gitarre.
Zito eröffnete mit „Mississippi Nights“ und dem Titeltrack des aktuellen Werkes „First Class Life“, die später noch mit dem herrlichen Deltablues zu Ehren von Blind Willie Johnson „Old Black Graveyard und dem wunderbar launigen „Back Problems“ (furiose Soli aller Beteiligten, sehr schön sphärisch das von Komiker Terry Dry, der trotz seiner Flachsereien immer auf präzises Spiel achtete) ergänzt wurden.
Mit „Bad News Is Coming“ lieferte er eine grandiose Hommage an Luther Allison ab und präsentierte mit Sachen wie unter anderem „Wasted Time“, „Keep Coming Back“, „Judgement Day“ (mit integriertem Kurz-„Whole Lotta Love“) und „Make Blues Not War“ einige Schlüssellieder seiner früheren Alben.
Und da Mike Zito nicht nur ein lockerer Typ ist, sondern durchaus den Gentleman in sich trägt, holte er Jeremiah Johnson zurück auf die Bretter des Pianos. Fortan wurde mit den beiden überragend gespielten „Gone To Texas“ und „One More Train“ im Quartett die große Southern Rock-Keule geschwungen, Double Leads und schmissige Einzel-Soli inbegriffen, dass es einem die Freudentränen in die Augen trieb.
Eigentlich wollte kaum jemand die vier Musiker von der Bühne lassen, aber angesichts der noch bevorstehenden Konzerte ging der fließende Übergang zum Merchandising Stand absolut in Ordnung. Johnson schien angesichts der Begeisterung für ihn vor Dankbarkeit überzuschäumen, so dass er jeden Besucher quasi persönlich per Handschlag verabschiedete.
Und in der Tat, das Musiktheater Piano hatte aus meiner Sicht, nicht zuletzt auch wegen der vielen Southern-Ingredienzien, einen der stärksten Blues Rock-Abende erlebt, seit dem ich diese schöne Location besuche. Es war ein großes Vergnügen – Kompliment, die Herren Zito, Dry und Jeremiah und Matt Johnson! Unsere dicke Empfehlung zu Anfang der Tour: Hingehen, wem sich auch immer die Möglichkeit dazu bietet!
Line Up:
Mike Zito – Lead vocals, electric and slide guitar
Jeremiah Johnson – Lead vocals, electric guitar
Matthew R. Johnson – Drums, vocals
Terry Dry – Bass, vocals
Bilder: Gernot Mangold
Video „Bad News Is Coming“: Adam Zegarmistrz Glagla
Text: Daniel Daus
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