
Zum Auftakt der „Waiting For The Daylight“-Tour, auf der das gleichnamige Album promotet wird, sollte das Konzert im Zentrum Altenberg um 20:00 Uhr beginnen. Morgens war die Band aus Helsinki mit der Fähre in Deutschland angekommen und auf dem Weg nach Oberhausen machte der Tourbus in der Nähe von Münster schlapp. Aus dem Grund wurde der Einlass zunächst auf 19:30 verschoben und der Konzertbeginn für etwa 20:30 angekündigt.
Mit viel Geduld warteten die Besucher dann in der Halle vor der leeren Bühne und man sah dem Veranstalter an, dass er zunehmend nervöser wurde. Gegen 20:45 gab er dann bekannt, dass es eine Deadline gäbe, sodass der Gig bei Überschreitung dieser abgesagt werden muss, weil das Konzert um 23:00 Uhr beendet sein musste. Etwa eine Minute vor der Deadline sah man die Scheinwerfer eines Gefährts durch die Fenster der Halle. Der Freund eines Freundes des Promoters, aus der Gegend von Münster, hatte mit seinem Bus die Band auf einem Parkplatz dort in der Nähe eingesammelt, das Equipment umgeladen und die Finnen mit wehenden Fahnen nach Oberhausen gebracht.
Was sich dann vor Beginn des Konzertes vor den Augen der Zuschauer abspielte war beeindruckend. In knapp 15 Minuten war die Bühne aufgebaut und die Technik verkabelt. Nach einem kurzen Durchschnaufen der Band, gab es einen etwa fünfminütigen Soundscheck, bevor die Band dann gegen 21:20 Uhr das Konzert klangtechnisch einwandfrei unter dem Applaus der Besucher begann.
Für ein Schmunzeln bei Lyytinen und Lacher im Publikum sorgte ein Insekt, das für eine kurze Verzögerung gesorgt hatte, indem es sich auf einem Schalter ihrer Gitarre gemütlich gemacht hatte und seinen Logenplatz erst nach einer schüttelnden Aufforderung verließ, um einen Platz vor der Bassdrum einzunehmen.
Im Mittelpunkt des etwa 95 minütigen Auftritts stand das neue Album, das fast komplett durchgespielt wurde, wie es sich für eine Promotiontour auch gehört. Daneben griff die Finnin auch auf einige der älteren Songs zurück, wovon der „Wedding Day“ herausragte. Im Vergleich zu den letzten Konzerten spielte die Band weitaus rockiger und gradliniger, dass es für mich persönlich der stärkste Auftritt in den letzten Jahren war. Lyytinen zeigte bei den meisten Songs, dass sie eine Meisterin des Slidens ist und dabei gelang es ihr die Soli auf den Punkt zu setzen, ohne die Harmonie der Tracks zu beeinträchtigen.
Insgesamt kam das neue Material bei den Fans sehr gut an und Erja selbst sagte nach dem Konzert, dass dieses neue Album für sie etwas ganz Besonderes ist, was sich auch an ihrer Spielfreude zeigte, durch die der Stress der Anfahrt scheinbar wie im Fluge vergangen war. Unterstützt wurde sie dabei von Ihrer Band, in der sie den eigentlichen Bassisten Tatu Back, der kurzfristig erkrankt war, durch Heikki Saarenkunnas ersetzen musste, der sich aber nahtlos in die fast wie berauscht spielende Ensemble einfügte, den Keyboarder Kaspar Martenson, der neben der melodischen Klangfülle auch mit feinen Soli glänzen konnte und Drummer Iiro Laitinen, der neben dynamischen Rhythmusvorgaben, auch durch seine zurückhaltende Art bei den ruhigeren Passagen überzeugen konnte.
So bekam das Quartett oft verdienten Szenenapplaus, was Lyytinen zuweilen sichtbar rührte und einer der emotionalsten Höhepunkte der Show war, als sie sich von der Bühne unter die Besucher mischte und dort minutenlang für mehrere Besuchergruppen, kleine Ständchen spielte.
So hatte sich das Warten für alle Beteiligten gelohnt, da Erja Lyytinen mit ihrer Truppe eine starke Leistung hingelegt hatte und nach dem Konzert noch lange zum Klönen und für Schnappschüsse am Merchandisingstand bereitstand, bis sie endlich zum verdienten Ausruhen und Essen in den Backstagebereich ging und nach einem Snack zum Frühstück wieder etwas essen konnte. Die Hauptmahlzeit hatte sie allerdings zuvor schon dem Oberhausener Publikum serviert.
Wer auf bluesorientierte Musik steht, kann getrost ins Programm des Zentrum Altenberg schauen und wird mit Sicherheit fündig.
Line-up:
Erja Lyytinen: Guitars & Vocals
Kaspar Martensen: keyboards
Heikki Saarenkunnas: bass
Iiro Laitinen: drums
Text und Bilder Gernot Mangold
Erja Lyytinen
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Zentrum Altenberg Oberhausen