Erja Lyytinen – 07.10.2022, Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertnachlese

Zum Auftakt der „Waiting For The Daylight“-Tour, auf der das gleichnamige Album promotet wird, sollte das Konzert im Zentrum Altenberg um 20:00 Uhr beginnen. Morgens war die Band aus Helsinki mit der Fähre in Deutschland angekommen und auf dem Weg nach Oberhausen machte der Tourbus in der Nähe von Münster schlapp. Aus dem Grund wurde der Einlass zunächst auf 19:30 verschoben und der Konzertbeginn für etwa 20:30 angekündigt.

Mit viel Geduld warteten die Besucher dann in der Halle vor der leeren Bühne und man sah dem Veranstalter an, dass er zunehmend nervöser wurde. Gegen 20:45 gab er dann bekannt, dass es eine Deadline gäbe, sodass der Gig bei Überschreitung dieser abgesagt werden muss, weil das Konzert um 23:00 Uhr beendet sein musste. Etwa eine Minute vor der Deadline sah man die Scheinwerfer eines Gefährts durch die Fenster der Halle. Der Freund eines Freundes des Promoters, aus der Gegend von Münster, hatte mit seinem Bus die Band auf einem Parkplatz dort in der Nähe eingesammelt, das Equipment umgeladen und die Finnen mit wehenden Fahnen nach Oberhausen gebracht.

Was sich dann vor Beginn des Konzertes vor den Augen der Zuschauer abspielte war beeindruckend. In knapp 15 Minuten war die Bühne aufgebaut und die Technik verkabelt. Nach einem kurzen Durchschnaufen der Band, gab es einen etwa fünfminütigen Soundscheck, bevor die Band dann gegen 21:20 Uhr das Konzert klangtechnisch einwandfrei unter dem Applaus der Besucher begann.

Für ein Schmunzeln bei Lyytinen und Lacher im Publikum sorgte ein Insekt, das für eine kurze Verzögerung gesorgt hatte, indem es sich auf einem Schalter ihrer Gitarre gemütlich gemacht hatte und seinen Logenplatz erst nach einer schüttelnden Aufforderung verließ, um einen Platz vor der Bassdrum einzunehmen.

Im Mittelpunkt des etwa 95 minütigen Auftritts stand das neue Album, das fast komplett durchgespielt wurde, wie es sich für eine Promotiontour auch gehört. Daneben griff die Finnin auch auf einige der älteren Songs zurück, wovon der „Wedding Day“ herausragte. Im Vergleich zu den letzten Konzerten spielte die Band weitaus rockiger und gradliniger, dass es für mich persönlich der stärkste Auftritt in den letzten Jahren war. Lyytinen zeigte bei den meisten Songs, dass sie eine Meisterin des Slidens ist und dabei gelang es ihr die Soli auf den Punkt zu setzen, ohne die Harmonie der Tracks zu beeinträchtigen.

Insgesamt kam das neue Material bei den Fans sehr gut an und Erja selbst sagte nach dem Konzert, dass dieses neue Album für sie etwas ganz Besonderes ist, was sich auch an ihrer Spielfreude zeigte, durch die der Stress der Anfahrt scheinbar wie im Fluge vergangen war. Unterstützt wurde sie dabei von Ihrer Band, in der sie den eigentlichen Bassisten Tatu Back, der kurzfristig erkrankt war, durch Heikki Saarenkunnas ersetzen musste, der sich aber nahtlos in die fast wie berauscht spielende Ensemble einfügte, den Keyboarder Kaspar Martenson, der neben der melodischen Klangfülle auch mit feinen Soli glänzen konnte und Drummer Iiro Laitinen, der neben dynamischen Rhythmusvorgaben, auch durch seine zurückhaltende Art bei den ruhigeren Passagen überzeugen konnte.

So bekam das Quartett oft verdienten Szenenapplaus, was Lyytinen zuweilen sichtbar rührte und einer der emotionalsten Höhepunkte der Show war, als sie sich von der Bühne unter die Besucher mischte und dort minutenlang für mehrere Besuchergruppen, kleine Ständchen spielte.

So hatte sich das Warten für alle Beteiligten gelohnt, da Erja Lyytinen mit ihrer Truppe eine starke Leistung hingelegt hatte und nach dem Konzert noch lange zum Klönen und für Schnappschüsse am Merchandisingstand bereitstand, bis sie endlich zum verdienten Ausruhen und Essen in den Backstagebereich ging und nach einem Snack zum Frühstück wieder etwas essen konnte. Die Hauptmahlzeit hatte sie allerdings zuvor schon dem Oberhausener Publikum serviert.

Wer auf bluesorientierte Musik steht, kann getrost ins Programm des Zentrum Altenberg schauen und wird mit Sicherheit fündig.

Line-up:
Erja Lyytinen: Guitars & Vocals
Kaspar Martensen: keyboards
Heikki Saarenkunnas: bass
Iiro Laitinen: drums

Text und Bilder Gernot Mangold

Erja Lyytinen
Erja Lyytinen bei Facebook
Zentrum Altenberg Oberhausen

Erja Lyytinen Band – Support: Ivy Gold 07.11.2021, Harmonie, Bonn – Konzertbericht

Schon um 19:00 Uhr begann der Konzertabend in der Harmonie Bonn. Den Auftakt machten die Newcomer von Ivy Gold, die Anfang des Jahres ihr Debütalbum herausgebracht haben und nun das erste Mal überhaupt live aufgetreten sind. Hinter Ivy Gold verstecken sich durchaus namhafte Musiker. Um das Ehepaar Manou und Sebastian Eder haben sich international renommierte Musiker versammelt, die nun erstmals das Album „Six Dusty Winds“ live vorstellen konnten.

Mit Applaus begrüßten die Fans, welche die Harmonie etwa zu einem Drittel füllten, die Band und Manou stellte diese kurz vor. Dabei merkte man ihr zunächst das Lampenfieber vor diesem ersten Auftritt noch leicht an, was sie auch nicht verhehlte. Im weiteren Verlauf machte Sie die Ansagen mal auf Deutsch, aber auch in Englisch, sodass auch ihre Musiker diese verstanden.

Die aus den Staaten stammende Rhythmussektion um Tal Bergmann, der u. a. auch schon für Joe Bonamassa, Billy Idol oder Roger Daltrey die Drumsticks schwang und Basser Kevin Moore sorgten für die passende, zuweilen groovende bluesige Grundlage der Band. Keyboarder Anders Olinder, der auch schon für Peter Gabriel und Glenn Hughes aktiv war, gab den Songs zuweilen einen progressiven Hauch, wenn er die Harmonie in Klangteppiche hüllte, glänzte aber auch mit kurzen Soloeinlagen.

Im Mittelpunkt stand allerdings Sängerin Manou, deren Nervosität schnell schon beim ersten Song „This Is My Time“ verflogen war und zu deren klarer, eher hohen Stimme das Gitarrenspiel Sebastian Eders zuweilen fast wie ein kongenialer Partner wirkte. Der war irgendwie ein ruhender Pol, zuweilen in sein Gitarrenspiel vertieft, an den sich die extrovertiertere Manou zuweilen auch optisch anlehnen konnte.

Man merkte der Band von Beginn an, mit welcher Spielfreude sie sich endlich live zeigen konnte. Bassist Moore hatte praktisch das ganze Konzert ein Lächeln im Gesicht und Tal Bergmann konnte in einem Solo sein Können unter Beweis stellen, wo er dann wie entfesselt loslegte.

In den knapp 50 Minuten, die der Band zur Verfügung stand, wurde inklusiv der Zugabe „Without You“ das gesamte Album präsentiert. Nach dem letzten Song bedankte und verabschiedete sich eine sichtlich gerührte Manou vom gut mitgehenden Publikum, welches in Anlehnung an den Titel des letzten Songs auch einen Anteil an einer gelungenen Premiere der Band hatte.

Nur wenige Minuten später standen die Musiker am Merchandisingstand für die Fans zum Smalltalk zur Verfügung und rundeten so einen gelungenen Premierenabend ab. In dieser Form ist von der internationalen Formation von Ivy Gold noch einiges zu erwarten.

Line-up: Ivy Gold
Manou: lead vocals
Sebastian Eder: guitars
Anders Olinder: keyboards
Kevin Moore: bass
Tal Bergmann: drums

Nach einer etwa 30-minütigen Umbaupause betrat dann Erja Lyytinnen, scheinbar nur mit einem grobmaschigen Netz bekleidet mit ihrer Band die Bühne. Die Sittenwächter oder womöglich eifersüchtige Ehefrauen können an dieser Stelle aber direkt beruhigt werden, auf das, was man durch das scheinbare Netz schaute, war hellbraun beiger Stoff.

Schon mit der Begrüßung zu Beginn des Konzertes brachte die charmante Finnin die Besucher direkt hinter sich und es sollen rasante knapp 100 Minuten Powerblues folgen, bei denen natürlich Erja meist im Mittelpunkt des Geschehens stand. Sichtlich gut gelaunt moderierte sie teilweise humorvoll posend die Songs an und wies augenzwinkernd darauf hin, dass sie sich passend zum Tag, in ihre Sonntagsgarderobe geschmissen hatte. Das sie den Titel ‚Queen of Sliding‘ nicht umsonst trägt, bewies sie bei einigen zuweilen furiosen Soli, wo sie mit dem Bottleneck regelrecht über die Saiten ihrer Gitarren jagte.

Einen großen Anteil, dass Lyytinen sich zuweilen losgelöst austoben konnte, hatten natürlich die jungen Musiker ihrer bewährten Begleitband. Visuell stand dabei Tatu Back mit Lyytinen in der ersten Reihe und steuerte nicht nur einen wummernden, oft groovenden Bass inklusive eines kurzen Solo bei und unterstütze die auch stimmlich bestens aufgelegte Finnin mit Backgroundgesang. Iiro Laitinen, der andere Part der Rhythmussektion, sorgte mit meist energiegeladenen und stampfenden Drumpassagen für einen Rhythmus, der die anderen zuweilen vor sich hertrieb.

Dass er aber nicht nur schnell und krachend kann, offerierte er in ruhigen Passagen, wo er mit seinen Sticks die Drums scheinbar zu streicheln schien. An den Keyboards sorgte Miika Aukio für einen vollen Sound, in welchem er die Gitarrenarbeit Lyytinens untermalte und auch mit einigen stakkatoartigen kurzen Soli prägende Elemente setzte.

Lyytinen und Band gelang es an diesem Abend die Besucher, welche zum Teil auch tanzend mitgingen, von Beginn an, auch mit einigen Texas Blues-rockigen Sachen im Rhythmusstil von ZZ Top zu begeistern und so verging das Konzert wie im Flug. Unter dem frenetischen Applaus der Fans legte die Band noch zwei Zugaben nach. Nach einer kurzen Anleitung von Erja Lyytinen, in welcher sie den Zuschauern in einem Crashkurs einige finnische Worte beibrachte, beendete Sie das Konzert mit einem verrockten finnischen Traditional samt gesanglicher Unterstützung der Fans.

Wie gewohnt ging Lyytinen von der Bühne weg, direkt zum Merchandisingstand, um diverse Fanartikel zu signieren. Sie machte sich sogar die Mühe, die Fans nach deren Namen zu fragen und sich diesen buchstabieren zu lassen, sodass alle mit einem persönlich signierten Tonträger zufrieden den Heimweg antreten konnte.

Nach dem Konzert gab es dann noch den Hinweis, dass Lyytinnen im Oktober 2022 nicht nur bei der Bluesnacht im Kölner Bürgerhaus Stollwerck den Support für Walter Trout und Julian Sas machen wird, sondern auch wieder in der Harmonie zu Gast sein wird.

Ein besonderer Dank an die Harmonie und die Bands für die problemlose Akkreditierung sowie den netten Empfang an diesem begeisternden Konzertabend mit einem bestens abgemischten Sound. Auch ein Kompliment an die Lichttechnik, für die visuelle Untermalung der Musik.

Line-up: Erja Lyytinen Band
Erja Lyytinen: guitars & lead vocals
Miika Aukio: keyboards
Tatu Back: bass & vocals
Iiro Laitinen: drums 

Text und Bilder: Gernot Mangold

Erja Lyytinen
Erja Lyytinen bei Facebook
Ivy Gold
Ivy Gold bei Facebook
Harmonie Bonn

Kurt Mauser – Long Since – CD-Review

Mauser_300

Review: Stephan Skolarski

Southern Rock aus dem eher kalten Norden Europas ist inzwischen eine zuverlässige Hausnummer, die von verschiedenen Bands aus Norwegen (z.B. Nickel & Dime), Schweden (u.a. Hellsingland Underground, Backdraft, Black River Delta und Heavy Feather) oder Finnland (z.B. Muddy Moonshine) seit langen Jahren beständig aufgerufen wird.

Kurt Mauser aus Salo, Finnland, hat nun mit seinem Debut „Long Since“ eine Scheibe vorgelegt, die eine Leidenschaft für die verschiedenen Stilrichtungen des Südstaaten-Blues-Hard-Rock ausgiebig interpretiert.

Dabei erweist sich die raue Stimmlage von Sänger und Gitarrist Kurt Mauser als wandlungsfähiges Instrument, das den Songs – neben den starken Gitarren – einen persönlichen Stempel aufdrückt. Dieser individuelle Trumpf wird bereits beim harten Blues-Rock Opener „One & Only“ ausgespielt, der in manchen Teilen an den „BTO“-Initialen nicht vorbeikommt und den bekannten Sound auch beim launigen Southern-Rocker „On The Line“ in ähnlicher Weise aufgreift.

Die finnische Formation hat in den letzten 2 Jahren 12 Titel für das erste Album in Eigenregie produziert und gibt sich als bodenständige und durchaus anpassungsfähige Band zu erkennen, die ihre musikalische Passion spielfreudig auslebt. Die Tracks sind abwechslungsreich gestaltet, wobei mit „Home Again“ und „How High“ oder „Down By The Shore“ schnelle Boogie- und Blues-Rock-Nummern aufgeboten werden, die durch eine solide Gitarrenarbeit auch für anspruchsvollere Fans des Genres interessant bleiben. Gleiches gilt für die charakteristischen Texas-Blues-Rock-Stücke „So Tired“, „It’s Bad But It’s True“ und „Goin‘ Insane“, die ebenso stilvoll wie energiegeladen überzeugen.

Als Anspieltipp ist der melodische Southern-Blues „Hold Tight“ ebenfalls hervorzuheben. Der balladenartige Titel-Song „Long Since“ driftet schließlich mit einprägsamer Hook-Line und engagierten Vocal-Parts eindrucksvoll über 6 Minuten in die Zielgerade der insgesamt gelungenen Scheibe.

Kurt Mauser hat mit seinem ersten Longplayer „Long Since“ ein beachtenswertes Album veröffentlicht, das nicht als Hochglanzproduktion, sondern als ungeschliffenes Newcomer-Werk auffällt. Die ehrgeizigen Southern-Rock-Ambitionen dieser neuen und entwicklungsfähigen Band haben gute Chancen erfolgreich zu sein.

Eigenproduktion (2020)
Stil: Southern Rock

Tracklist:
01. One & Only
02. It’s Bad But It’s True
03. Home Again
04. Goin’ Insane
05. How High
06. Down By The Shore
07. Hold Tight
08. On The Line
09. So Tired
10. Somenody’s Making Me Alive (God Is A Woman)
11. So Beautiful
12. Long Since

Kurt Mauser bei Facebook

Jasmine Wynants-Granfelt – In My Mind – CD-Review

Wyn-Gran_300

Review: Gernot Mangold

Am 6. März veröffentlicht Jasmine Wynants-Granfelt, nachdem sie mit verschiedenen Bands schon einige Platten auf den Markt gebracht hat, ihr erstes Solo-Album “In My Mind”.

Die Ankündigung der neuen Platte auf ihrer Webseite beginnt mit einem mystischenText: „♥ I want to look into Your eyes for Eternity…swim in the Mystery of Your Soul…fall into the Pumping of Your Heart…climb onto the Wandering of Your Feet..lost in The Hole in the Universe ♥”

Passend zu diesem das vieldeutig interpretierbare psychedelisch angehauchte Plattencover, der in Belgien geborenen, in Singapur und den Niederlanden aufgewachsenen Wynants-Granfelt, die es wegen der Liebe zur finnischen Musikszene 2011 nach Helsinki zog. Ob das finnische Wetter, wie auf der Homepage beschrieben, auch eine Rolle spielte, sei dahingestellt.

Auf dem Tonträger erwarten einen 11 Songs, die mit einer Ausnahme, dem Cover „Wild Frontier“ von Gary Moore, alle von ihr selbst geschrieben sind. Produziert ist es von Magnus Axberg und Ben Granfelt, der auch alle Gitarren einspielte und dem Werk einen entsprechenden Charakter verleiht. Wer aber glaubt, dass es sich um ein Granfelt-Album mit seiner Frau als Vokalistin handelt, ist allerdings auf dem Holzweg.

Mit „The Gravedigger’s Wife“ beginnt die Scheibe direkt furios grunge-punk-rockend im Stile alter Billy Idol-Sachen, was durch Wynants-Granfelts leicht schnoddrigen Gesangsstil in diesem Song noch unterstützend wirkt

„Extraordinary Man“ ist eine Art Homage an den britischen Comedian Ricky Gervais, dem sie zu Beginn des Liedes fast eine Art Heiratsantrag macht (wie kann Ben Granfelt bei solch einem Text weiter ruhig seine Gitarre spielen?), dies aber zum Ende relativiert. „Don’t worry I am married, I’m not looking for a score“. Ben und Ricky können somit beide beruhigt sein, sie liebt nur die Art von Humor und gibt damit auch einen Einblick in ihre Seele.

„In My Mind“ beeindruckt zunächst mit einem orientalisch angehauchten Intro, dem Jasmine auch ihre facettenreiche Stimme entsprechend anpasst. Mit „Song For Him“ zeigt sie, dass sie auch radiotaugliche Songs der Kategorie Stevie Nicks kann, wobei sie allerdings stimmlich rauer und wilder, wie auch im folkigen „Trudyanne“, daherkommt.

Ihre Flexibilität im Songwriting wird spätestens in dem Moment klar, wo dem Grunge-umwehten „Bye Bye Babydoll“ das fast swingende „Pimp“ folgt. Einer der absoluten Highlights der Platte ist das rockige „For What It’s Worth“, in dem Ben Granfelts Gitarrenspiel herausragt.

Im weitesten Sinne erinnert es mich in einigen Passagen an einen meiner Favoriten der Guitar Slingers, „This Is Forever“. Diesem Topsong wird mit dem Gary Moore Cover „Wild Frontier“ in einer akustisch, folkig, keltisch interpretierten Version ein weiterer Höhepunkt nachgelegt, wobei Jasmine mit sanfter gefühlvoller Stimme fast träumerisch daherkommt.

Nach dem swingenden „Mr. Postman“ gibt Jasmine Wynants-Granfelt im letzten Song noch einmal einen Einblick in ihre Seele. Beim folkig-lastigen „Cigarettes“ bekennt sie, dass es wohl Momente gibt, in denen sie für eben solche sterben würde.

Als Fazit kann gesagt werden, dass Jasmine Wynants-Granfelt mit „In My Mind“ einen ganz starken und abwechslungsreichen Longplayer hingelegt hat. Trotz der vielen Stilelemente ist er in sich kompakt und demnach ohne Längen, da man immer wieder (positiv) überrascht wird.

Neben der facettenreichen Stimme Jasmins setzt natürlich auch das Gitarrenspiel Ben Granfelts, der nicht umsonst einige Jahre bei Wishbone Ash spielte, viele Glanzpunkte. Aus diesen Gründen absolute Kaufempfehlung, und die Hoffnung, dass Wynants-Granfelt diese Songs, am besten mit ihrem Gatten auch in den hiesigen Clubs zum Besten gibt.

Als Service gibt es auf der Webseite Wynants-Granfelts die Texte von allen Songs schon vor der Veröffentlichung des Albums.

Supersounds Music (2019)
Stil: Rock

01. The Gravediggers’s Wife
02 Extraordinary Man
03. In My Mind
04. Song For Him
05. Trudyanne
06. Bye Bye Babydoll
07. Pimp
08. For What It’s Worth
09 Wild Frontier
10. Mr. Postman
11. Cigarettes

Jasmine Wynants-Granfelt
Jasmine Wynants-Granfelt bei Facebook

Blues Caravan – 10.02.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

BC_haupt

Das war doch mal wieder ein attraktives Paket, im wahrsten Sinne des Wortes, was Thomas Ruf im Rahmen des Blues Caravans 2019 auf den Weg gebracht hat. Seit 2005 schickt er tolle Künstler seines Labels im Trio auf die Reise und hat damit so manche formidable Karriere initiiert.

Im letzten Jahr hatte er um die Newcomerin Vanja Sky, mit Bernard Allison und Mike Zito, zwei hart gesottene Blues-Recken geschert, diesmal gab es mit der Finnin Ina Forsman, die 2016 schon mal partizipierte, der Texanierin Ally Venable und der Serbin Katerina Pejak, wieder eine geballte Jung-Frauen-Power.

Alle drei Musikerinnen hatten neue Alben am Start, wobei Mike Zito bei Venable und Pejak als Produzent involviert war. An diesem gut besuchten Sonntag-Abend im wie immer schönen Musiktheater Piano in Lütgendortmund, starteten die drei Protagonistinnen, verstärkt durch Bass-Tausendsassa Roger Inniss, der auch durch den Abend moderierte, und Elijah Owing an den Drums, mit dem direkt knackig rockenden Gemeinschaftssong „They Say I’m Different“, bei dem alle schon ihre Gesangskünste einbrachten.

Ina Forsman mit einem knallroten Rüschenkleid in Center-Position, die sehr elegant in schwarz gekleidete Katarina Pejak am Keyboard (hätte optisch auch blendend in ein Klassik-Ensemble gepasst) und Ally Venable mit schwarzem, äußerst knappen Pailletten-Mini Fummel-Einteiler und kniehohen Stiefeln waren auch optisch ein Hingucker für die zahlreich versammelte Fotografenschaft und das anwesende Restpublikum.

Ina verließ danach die Bühne und Katarina Pejak hatte als erste die Gelegenheit, ihr neues Debütwerk „Roads That Cross“ zu protegieren. Ally unterstützte an der E-Gitarre. Sie wählte als Einstieg, das in Barroom-Manier swingende „She’s Coming After You“, gefolgt vom herrlich Country-umwehten Titelstück, einer Gänsehaut-Ballade, die mit eines meiner Highlights des Gesamtgigs darstellte.

Der „Turtle Blues“ als Hommage an Janis Joplin (schönes HT-Piano), eine weitere herrliche Ballade „Old Pain“ (mit kleiner amüsanter Anekdote aus Franklin, Tennessee, zur Einleitung) und das rauchig atmosphärische Joni Mitchell-Cover „Sex Kills“ (auch auf der neuen CD vertreten) mit Kneipenpiano-Einlage bewiesen, dass der Serbin, von der Mike Zito sagt, dass sie mit ihrer Musik einen sowohl zum Nachdenken als auch zum Weinen bringen kann, für die Zukunft einiges zuzutrauen ist. Eine klasse Performance von Katarina Pejak!

Als das selbstbewusste langmähnige, erst 19-jahre junge ‚Texas Honey‘ Ally Venable, im Trio mit Inniss und Owings, mit dem gleichnamigen Titeltrack ihres im März erscheinenden Silberlings „Texas Honey“ übernahm, kam rockiger Schwung in die Bude.

Die ließ ihr Vorbild Stevie Ray Vaughan bei Stücken wie „Nowhere To Hide“, „Broken“ (Pejak assistierte am Piano), „Devil’s Son“, „Back Water Blues“ und nicht zuletzt beim überragend gespielten „Riviera Paradise“ in klassischer, wie auch in Slide-Spielart, rassig wieder aufleben. Auch sie insgesamt mit tadellosem Job in texanischer Blues-Manier.

Nach kurzer Pause hatte dann Ina Forsman ihren großen Auftritt. Sie stellte ihr neustes Werk „Been Meaning You To Fall“ ins Rampenlicht. Ihr energiegeladener und engagierter Gesang sowie ihre fesselnde Bühnenpräsenz war geradezu ansteckend. Sie schien ihren Frust durch den Verlust ihres Handys, auf dem sich alle Daten für neue Songs befanden regelrecht weg singen zu wollen. Immerhin gab es ja mit dem neuen Longplayer dann doch noch ein unvermutetes Happyend.

Ihre Vorstellung war überwiegend grooviger und souliger Natur, klasse gefiel mir das Southern Rock-angelehnte E-Gitarrensolo Venables am Ende von „Be My Home“. Emotionaler Höhepunkt sowie Abschluss ihres Sets war meiner Meinung nach die mit Katarina im Duo aufgeführte Pianoballade „Figure“, in der sie ihr wohl erlebtes Beziehungschaos aufarbeitete.

Danach ging es dann wieder mit versammelter Mannschaft bei launigen Tracks wie u. a. „Love Me Like a Man“ (Bonnie Raitt), „Company Store“ (mit klasse Acapella-Gesang) inklusiv der Staus Quo-trächtigen SRV-Zugabe „The House Is Rockin‘“ (inklusivt Mitsing-Interaktion) fulminant zur Sache, wobei sich die drei Mädels beim Leadgesang, immer wieder die Klinke in die Hand gaben.

Insgesamt war auch dieser Blues Caravan 2019 wieder eine unterhaltsame, ja sehr gelungene Sache. Mit Ina Forsman, Ally Venable und Katarina Pejak präsentierten sich drei sehr musikalisch versierte, wie auch hübsch anzusehende, unterschiedliche Charaktere, die den Blues in all seinen Facetten äußerst kurzweilig und modern auslegten, aber auch im Team zu überzeugen wussten. Wer eine oder mehrere der noch kommenden vielen Veranstaltungen im Rahmen des Blues Caravan 2019 besucht, macht alles richtig!

Line-up:
Ina Forsman (lead vocals, percussion, vocals)
Ally Venable (lead vocals, electric guitar, slide guitar, vocals)
Katarina Pejak (lead vocals, keys, vocals)
Roger Inniss (bass)
Elijah Owings (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ina Forsman
Ina Forsman bei Facebook
Ally Venable
Ally Venable bei Facebook
Katarina Pejak
Katarina Pejak bei Facebook
Ruf Records
Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Erja Lyytinen – 01.03.2018, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

28423780_1865365470154351_7821488458139844054_o

Erja Lyytinen, die Queen of Slide Guitar im blue notez club. Pünktlich um 20:15 Uhr betraten Erja und ihre Band die Bühne des, für einen Donnerstag Abend, sehr gut gefüllten Club. Mit dabei der Drummer Jaakko Pöyhönen, der mit vergangenen Jahr Ina Forsman begleitet hatte. Shuffle Blues, Elmore James-Songs, darauf war ich vorbereitet. Trotzdem konnte Erja noch überraschen.

Neben Tracks aus ihrem neuen Album „Stolen Hearts“, brachte sie eine gelungene Adaption von George Gershwins „Summertime“. Mein persönlicher Favorit war das Kinderlied „Old Mac Donald“, welches in eine feurige Version von Hendrix‘ „Crosstown Traffic“ mündete. Die Zwischenrufe: „Spiel mehr Hendrix“ zeugten davon, dass es dem Publikum gefallen hatte. Nach zwei Stunden ging das kurzweilige Konzert zu Ende. Klasse Vorstellung!

CD Tipps: „Stolen Hearts“ und „Live in London“

Line-up:
Erja Lyytinen (lead vocals, guitars)
Jaakko Pöyhönen (drums)
Kasperi Kallio (keys)
Tatu Back (bass)

Text und Bilder: Peter Schepers

Erja Lyytinen
Erja Lyytinen bei Facebook
Blue Notez Dortmund

Ina Forsman – 14.10.2017, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

Forsman_haupt

Ina Forsman mit Band im Blue Notez im Rahmen ihrer „Pretty Messed Up“-Tour! Die bezaubernde finnische Frontfrau, die 2014 ihr Heimatland bei der European Blues Challenge vertrat und auch schon mit dem Blues Caravan unterwegs war, ist bekannt für authentische Blues-, Jazz- und Soulmusik, von der es auch an diesem Abend reichhaltige Kostproben gab.

Line-up:
Ina Forsman (lead vocals)
Jaakko Pöyhönen (drums)
Samuli Rautiainen (keys)
Iiro Kautto (bass)
Davide Floreno (guitars)

Text und Bilder: Peter Schepers

Ina Forsman
Ina Forsman bei Facebook
Ruf Records
Blue Notez Dortmund