Layla Zoe – Songs From The Road – CD-/DVD-Review

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Review: Jörg Schneider

Bereits 2013 hatte ich das Vergnügen die als kanadische Janis Joplin bezeichnete Layla Zoe das erste Mal im Schwarzen Adler in Rheinberg live zu sehen. Was für ein Erlebnis, diesem Energiebündel auf der Bühne beizuwohnen! Danach hatte ich mir unbedingt vorgenommen, auch die nächsten Konzerte nicht zu verpassen. Aber, wie das Leben so spielt, immer kamen irgendwelche anderen Dinge dazwischen. Um so mehr hab dich mich deshalb gefreut, als Daniel mich fragte, ob ich nicht eine Rezension zu ihrem neuen Album „Songs From The Road“ schreiben wolle.

Natürlich hab ich sofort zugesagt, nicht zuletzt auch, weil das Werk im Doppelpack daher kommt. Neben der Live-CD mit einer 10 Stücke umfassenden 2017’er Aufnahme aus dem Hirsch Club in Nürnberg gehört nämlich eine entsprechende DVD mit dazu, der erste offizielle Live-Mitschnitt überhaupt.

Das Konzert bietet eine bunte Folge von Songs aus ihren letzten Veröffentlichungen. Opener ist das rockige und etwas basslastige „Backstage Queen“ gefolgt von „Run Away“, und dem wehmütigen „A Good Man“, einem im Gegensatz zu den ersten beiden Stücken eher getrageneren Blues-Song. Das sich anschließende „Sweet Angel“ ist eine schöne, melodiöse, aber auch nachdenkliche Ballade an Laylas 2010 verstorbene beste Freundin Marsha. Alle vier Titel stammen von ihrer 2016’er CD „Breaking Free“.

Mit „Pull Yourself Together“ vom 2011’er Album „Sleep Little Girl“ geht’s dann wieder richtig rockig mit furiosen Gittarreneinlagen von Jan Laacks weiter. „Work Horse“ (nur auf der DVD) wiederum ist ein grooviges und souliges 10-Minuten-Stück mit feinen und beeindruckenden, aneinander gereihten Soli aller Bandmitglieder. Auf beiden Silberlingen gibt es dann wieder eine Adaption der gefühlvollen Jimi Hendrix Ballade „Why Do We Hurt The Ones We Love“ zu hören bzw. zu sehen.

Aber der mit Abstand beste Track des Konzertes ist nach Ansicht des Rezensenten sicherlich das kraftvolle 13-minütige R & B-Stück „Never Met A Man Like You“ von „The Lily“, bei dem Jan Laacks wieder einmal seine Klasse als Gitarrist mit einem überwiegend langsamen, aber grandiosen Solo unter Beweis stellt, umgarnt von einer gefühlvoll singenden und das Publikum mit einbeziehenden Layla Zoe. Großartig!

Mit dem Slowblues „Highway Of Tears“ gibt die Protagonistin dann noch ein gesellschaftskritisches Statement ab. Nach eigener Aussage ist es ein Lied über die Verbrechen ihres Landes an den getöteten und verschleppten kanadischen Ureinwohnerinnen, worüber zu sprechen ihr allerdings schwer fällt. Den Abschluss der CD bildet dann das bekannte Jimi Hendrix-Stück „The Wind Cries Mary“, während die DVD mit dem Janis Joplin-Klassiker „Me And Bobby McGee“ endet, diesmal allerdings von Layla Zoe mit ihrer grandiosen Stimme A capella vorgetragen, das ist Gänsehaut-Feeling pur!

„Songs From The Road“ ist insgesamt eine überzeugende Live-Schau. Da sind zum Einen Layla Zoes eindringliche, teils Whisky-geschwängerte, raue, aber gefühlvolle Alt-Stimme und ihre ungeheure Bühnenpräsenz, die sich zwar auf der CD schon erahnen läßt, so richtig aber erst auf der DVD greifbar wird. Und zum Anderen ist da natürlich auch ihre musikalisch hervorragende Band, allen voran der brillante Gitarrist Jan Laacks, der zusammen mit Layla Zoe ein wunderbar eingespieltes Team bildet.

Line-up:
Layla Zoe (lead vocals)
Jan Laacks (electric guitar, vocals)
Christoph Hübner (bass, vocals)
Claus Schulte (drums)

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock

DVD:
01. Backstage Queen
02. Run Away
03. A Good Man
04. Sweet Angel
05. Pull Yourself Together
06. Work Horse
07. Why Do We Hurt The Ones We Love
08. Why You So Afraid
09. Never Met A Man Like You
10. Highway Of Tears
11. Me And Bobby McGee

CD:
01. Backstage Queen
02. Run Away
03. A Good Man
04. Sweet Angel
05. Pull Yourself Together
06. Why Do We Hurt The Ones We Love
07. Why You So Afraid
08. Never Met A Man Like You
09. Highway Of Tears
10. The Wind Cries Mary

Layla Zoe
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Ruf Records

Samantha Fish – Chills & Fever – CD-Review

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Mit ihrem neuen Werk „Chills & Fever“ legt die 28-jährige Bluessängerin aus Kansas-City, deren Liebe eigentlich dem einfachen und rauen Rock ’n‘ Roll gehört, ein R&B-Album vor, mit dem sie ihre musikalische Vielfältigkeit unter Beweis stellt.

Es ist ein Album, welches so ganz anders ist als z. B. ihr Erstlingswerk „Runaway“ aus dem Jahre 2012, für das sie immerhin in Memphis den Blues Music Award für das „Best New Artist Debüt“ bekam. Während „Runaway“ und die beiden Nachfolgealben „Black Wind Howlin“ und „Wild Heart“ rockig-bluesig waren, ist „Chills & Fever“ ganz offenkundig eine Hommage an den Soul und Rhythm & Blues vergangener Zeiten. Es ist eine energiegeladene Scheibe mit tollen Bläserarrangements, aber auch Einflüssen aus dem Blues.

Eingespielt hat Samantha Fish das Album in der Musikmetropole Detroit, in der auch das legendäre Soul-Label „Motown Records“ beheimatend war, zusammen mit Producer Bobby Harlow und tatkräftiger Unterstützung von Mitgliedern der Garage-Rocker „Detroit Cobras“, einer Band, die ihre Anhänger in der Punk- und Blues-Szene des Mittleren Westens der Staaten hat. Außerdem zeichnen sich Mark Levon (Trompete) und Travis Blotzky (Saxophon) für die Bläsereinlagen verantwortlich.

Alle 14 Songs des Album sind mehr oder weniger bekannte Blues- und Soul-Klassiker aus der Feder so bekannter Legenden wie z. B. Jackie DeShannon, Jerry Ragavoy, Bert Berns und Allen Toussaint. Sanantha Fish hat die Stücke neu arrangiert und bietet sie herzergreifend frisch dar. Die Nummern zünden mal flott mit souligen Bläsern („He Did It“, „Somebody’s Always Trying“), dann wieder funky und rhythmisch („It’s Your Voodoo Working“) oder fröhlich mitreißend („I’ll Come Running Over“) und mit schönen Tempowechseln („Little Baby“), bis hin zu mehr R ’n‘ B lastigen Tracks wie z. B. „Crow Jane“.

Samantha Fishs Stimme, angesiedelt zwischen Mezzosopran und Alt, kommt immer klar und sauber rüber, stilistisch vielfach erinnernd an Amy Winehouse: etwas lasziv wie auf dem saxophonakzentuierten Titelsong „Chills & Fever“, relaxed bei den beiden, an Barsongs anmutenden Stücken „Hello Stranger“ und „You’ll Never Change“ oder schmachtend bei dem etwas düsteren „Either Way I Lose“. Dass Samantha Fishs musikalische Wurzeln aber im Rock & Roll und damit auch im Blues liegen, wird spätestens dann deutlich, wenn in den Songs immer wieder ihre bluesgeladene Leadgitarre aufblitzt und sich mit wohlarrangierten Bläsersätzen abwechselt, die mal treibend und mal untermalend die Charakteristik der Songs bestimmen.

Und natürlich gibt es auch schöne Blues-angehauchte Stücke auf der Scheibe. Die Titel „Never Gonna Cry“, „Nearer To You“ und „Hurt’s All Gone“ stehen dafür. Insgesamt ist es eine Gute-Laune-CD mit vielen schwungvollen und tanzbaren Songs (u. a. „You Can’t Go“) von der Smantha Fish selbst sagt, dass sie im Studio einen Mordsspaß bei der Aufnahme der CD hatte und sich dabei so authentisch wie nie zuvor gefühlt habe. Und dieses Feeling kommt auf dem Album wunderbar rüber, nicht zuletzt auch wegen der, an den Rhythm & Blues der 60’er und 70’er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnernden Bläser und der kantigen Intensität der Lieder.

Für Fans dieses Genres ist die Scheibe definitiv ein Muss und sollte in keiner Musiksammlung fehlen, für alle anderen gilt: Hört euch die Scheibe zumindest mal an, es lohnt sich absolut!

Line-Up:
Samantha Fish (Vocals, lead Guitar)
Joe Mazzola (Rhythm Guitar)
Steve Navara (Bass Guitar)
Kenny Tudrick (Drums)
Bob Mervak (Electric piano)
Marc Levron (Trumpet)
Travis Blotzky (Saxophone)

Review: Jörg Schneider

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock & More

01. He Did It
02. Chills & Fever
03. Hello Stranger
04. It’s Your Voodoo Working
05. Hurt’s All Gone
06. You Can’t Go
07. Either Way I Lose
08. Never Gonna Cry
09. Little Baby
10. Nearer To You
11. You’ll Never Change
12. Crow Jane
13. Somebody’s Always Trying
14. I’ll Come Running Over

Samantha Fish
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Ruf Records

Layla Zoe – 05.03.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Nach ungestümem Tatendrang, personifiziert durch die Mädels von Jane Lee Hooker, war für den Rest des weiblich dominierten Abends, ‚Diven-Time‘ angesagt. Fotograf Gernot und ich haben die charismatische Kanadierin Layla Zoe jetzt zum dritten Mal in noch gar nicht so lange zurückliegender Zeit erlebt.

Zum einen bei der vorletzten Rheinberger Bluesparty in der voluminösen Stadthalle, dann im Zentrum Altenberg in Oberhausen, einer mittelgroßen Location, und nun im eher Club-trächtigen Schwarzen Adler, quasi zum Anfassen. Bei allen drei Gigs stand ihr starker Gitarrist Jan Laacks als einzige Konstante zur Seite, gewechselt wurde jedes Mal die Rhythmusfraktion, die in Vierbaum diesmal mit dem rein deutschen Duo Claus Schulte und Christoph Hübner vertreten war.

Layla Zoe aktueller Silberling ist nach wie vor „Breaking Free“ und aus dem Fundus dieses Werkes bediente sie sich auch größtenteils.  Mit dem kräftigen „Backstage Queen“ ging’s los,  das shufflige, dezent progressive „Runaway“ (Laacks entlockte seiner Stratocaster z. T. Pink Floyd-ähnliche Klänge), das Southern-soulige „A Good Man“ (gefiel uns natürlich besonders), sowie das Hendrix-umwehte „Pull Yourself Together“ folgten samt der variablen Stimmgewalt der Protagonistin.

„Workinghorse“ mit Peter Frampton-Talkbox-Gedächtnis-Einlage  und das mit einem, in Southern Rock-Tradition gespieltem langen E-Gitarrensolo, verzierte „Why Do We Hurt The Ones We Love“, standen im Zeichen von Jan Laacks, der sich spielerisch noch einmal verbessert zu haben scheint (tolle Leistung!). Über das krachende „Why You So Afraid“ und das retrobehaftete „“Never Met A Man Like You“ ging es schon auf den Höhepunkt des Gigs zu.

„Highway Of Tears“, ein Stück, in dem es um verschwundene Frauen und deren verzweifelte Angehörige in Kanada geht, war dann am Ende das hoch-emotionale und auch das spielerisch stark dargebotene Finale, nach dem jeder andere Track, kaum noch hätte Wirkung entfalten können. Von daher ein absolut richtiger und stimmiger Ausklang.

Am Ende waren Gernot und ich uns einig, in der eher gedrungenen Räumlichkeit des Adlers, den bisher besten Auftritt des Rotschopfes erlebt zu haben. Layla Zoes Musik und einnehmende Aura kam einfach intensiver rüber, nicht nur aufgrund ihres Gangs von der Bühne ins Publikum bei der, unter die Haut gehenden Ballade „Sweet Angel“ (ein Song für ihre ehemals beste Freundin Marsha, die 2010 aufgrund eines Hirnaneurysmas gestorben ist).

So wurde der Sonntag-Abend mit Jane Lee Hooker und Layla Zoe , der unter dem Motto ‚Double Trouble‘ gestartet war, am Ende eher ein ‚Twice the Fun‘ für alle Beteiligten. Danke dafür natürlich auch explizit an Ernst Barten und Ruf Records!

Line-up:
Layla Zoe (lead vocals)
Jan Laacks (electric guitar, vocals)
Christoph Hübner (bass, vocals)
Claus Schulte (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Layla Zoe
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Ruf Records
Schwarzer Adler

Jane Lee Hooker – 05.03.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Doppelkonzert im Schwarzen Adler mit Jane Lee Hooker und Layla Zoe. Das besonders in Blues Rock-Kreisen bekannte und beliebte Label Ruf Records hatte unter dem Titel ‚Double Trouble‘ gleich zwei Acts zusammen auf die Reise geschickt und u. a. auch in die schöne Rheinberger Kultkneipe beordert. Chef Thomas Ruf war beim, für einen Sonntag Abend stattfindenden, gut besuchten Doppel-Gig, höchst persönlich vor Ort.

Den Auftakt bestritt der New Yorker Power-Frauen-Fünfer mit dem markanten Bandnamen Jane Lee Hooker. Die Damen um ihre zierliche Fronterin Dana ‚Danger‘ Athens, eine tapezierte Fahrradspeiche mit einem Mordstemperament auf der Bühne, machten mächtig Alarm und bewiesen, dass sie ihr fast punkige Spielweise, durchaus harmonisch mit dem Blues Rock-Genre in Einklang zu bringen vermögen. Junge, Junge, es ging ganz schön brachial die Post ab, eher weniger was für Blues-Feingeister.

Gleich zum Start befreiten sie energisch, mit einer Herz-erfrischenden Version, den Blues-Klassiker „Manish Boy“ von all seinen angesammelten Spinnweben. Im weiteren Verlauf rockten sie mit Stücken wie u. a. „Black Rat“, dem dezent stonesken „Gimme That“ und Liedern aus ihrem aktuellen Album „No B!“ wie „Wade In The Water“, „Bumble Bee“ (der einzige etwas ruhigere Track), „Didn’t It Rain“ (mit starker Southern Rock-typischer Double Leads-Phase der beiden Gitarristinnen), sowie dem funkig angehauchten „Shake For Me“ (inkl. Soli und Vorstellung aller Beteiligten), den Saal und verabschiedeten sich mit dem großartigen „Mama’s Day“ (klasse Gesang von Athens) samt einer Zugabe, von ihrer begeisterten Audienz.

Jane Lee Hooker, die mich so ein wenig an Bands wie die früheren The Motherstation oder Antigone Rising erinnerten, wären mit ihrer erfrischenden, krawalligen Art eigentlich dafür prädestiniert, in der Blues Rock-Sparte Brücken zu einem jüngeren Publikum zu schlagen, haben aber da noch viel Überzeugungsarbeit vor sich, denn der Adler war auch an diesem Abend wieder fast ausnahmslos, fest in der Hand der Ü50-Generation, die sichtlich Spaß an dieser energiegeladenen Vorstellung hatte. Zurecht, es war eine tolle, dynamische und durchweg gelungene Performance der Mädels vom Big Apple.

Line-up:
Dana ‚Danger‘ Athens (lead vocals)
Tracy ‚High Top‘ (electric guitar)
Tina ‚TBone‘ Gorin (electric guitar)
‚Hail Mary‘ Zadroga (bass)
Melissa ‚Cool Whip‘ Houston (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Jane Lee Hooker
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Ruf Records
Schwarzer Adler

Vanessa Collier – Meeting My Shadow – CD-Review

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Die aus Maryland, USA, stammende Vanessa Collier mit ihrem 2. Album. Nach ihrem Debüt im Jahre 2014 haben sich die Dinge schlagartig für die einstige Berklee-Musikstudentin entwickelt. Eine Tour mit Blues-Legende Joe Louis Walker, Best Of 2014 Blues Breaker, Besuch in Dan Akroyds House Of Blues Radio Show, Top 3-Finalistin in John Lennons Songwriting-Wettbewerb, Teilnehmerin bei der International Blues Challenge2016 in Memphis, weitere Auftritte als Support von Stars wie Annie Lennox und Willie Nelson, sind hier als ein paar rasante Highlights anzuführen.

In Zusammenarbeit mit Kevin Houston als Co-Produzent und einem Kreis von guten Musikern (u. a. TK Jackson, Daniel McKee, Laura Chavez, Charles Hodges, Marc Franklin, Josh Roberts) präsentiert sie den Blues in „Meeting My Shadow“ auf äußerst facettenartige Weise.

Es bluest, groovt, shuffelt und gospelt an allen Ecken und Enden. Vanessa variiert stimmlich perfekt zu den diversen Präsentationsformen der Stücke. Die Songs von 3-7 „When It Don’t Come Easy“ (das swampige Slide erinnert an die große Bonnie Raitt), das flotte, tanzbare „Two Parts Sugar, One Part Lime“ mit der herrlichen HT-Piano-Einlage, das in Wynonna-Manier gebrachte „When Love Comes To Town“ (mit Allmaneskem Slide-Solo), der slow-bluesige Schwofer „You’re Gonna Make Me Cry“ und das shufflige „Whiskey And Women“ (E-Gitarren-/Sax-Solo) erweisen sich für unser Magazin als die signifikantesten. Bei den meisten Tracks spielt natürlich aber Colliers Saxofon eine mehr als tragende Rolle.

Sie sieht es quasi als Erweiterung ihrer Stimme an. „Mit ihm kann ich jammern, knurren und weinen. Ich kann ein Lied vorantreiben, mit einem starken, nervösen und entfesselten Angriff. Ich kann subtil und schön sein, aber auch stark und mächtig“, so Vanessa in einem Statement. Und in der Tat bläst die Protagonistin für ihr junges Alter schon absolut leidenschaftlich, was ihr Paradeinstrument betrifft.

„In „Meeting My Shadow“ treffen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeienander. Eine Hommage an den Geist der Blues Tradition, eine Reflexion unserer jetzigen Kultur und ein hoffnungsvoller Wunsch nach Wachstum, Verständnis und Integration, dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln. Es ist auch eine Geschichte von Beharrlichkeit und Bemächtigung, die dazu bestimmt ist, Kraft zu teilen und eine erhobene Botschaft zu liefern“, lautet weiter ihre höchstpersönliche Zusammenfassung bezüglich des neuen Werkes.

In unseren Augen entpuppt sich „Meeting My Shadow“ von Vanessa Collier als ein fein entworfenes Kollier mit einigen echten und  noch rohen Diamanten, an denen in Zukunft vermutlich noch weiter fleißig geschliffen wird.

Eine starke, variable und  ausdrucksvolle Stimme, dazu ein erstaunlich versiertes Saxophonspiel, sowie kompositorisches Können, lassen auf eine große Zukunft der jungen Blues-Künstlerin schließen. Wer sich gerne mit Damen wie Bonnie Raitt, Dusty Springfield, Sass Jordan, Beth Hart, Wynonna oder Kim Carnes befasst, dürfte sich auch bei Vanessa Collier gut aufgehoben fühlen und das heißt doch schon was, oder?

Ruf Records (2017)
Stil: Blues & More

01. Poisoned The Well
02. Dig A Little Deeper
03. When It Don’t Come Easy
04. Two Parts Sugar, One Part Lime
05. When Love Comes To Town
06. You’re Gonna Make Me Cry
07. Whiskey And Women
08. Meet Me Where I’m At
09. Cry Out
10. Up Above My Head, I Hear Music In The Air
11. Devil’s On The Downslide

Vanessa Collier
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Ruf Records

Thorbjorn Risager & The Black Tornado – Change My Game – CD-Review

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Thorbjørn Risager und seine The Black Tornado hatten uns bei ihrem furiosen Konzert im Rheinberger Schwarzen Adler, schon bereits mit einigen Tracks aus ihrem neuen Album „Change My Game“ im Vorfeld konfrontiert. Hier war die spannende Frage, ob die Stücke auch im Studio so zünden würden und was die Dänen sich noch so an weiteren Dingen einfallen lassen haben.

Der erste Blick fällt natürlich auf die äußerst geschmackvolle Covergestaltung mit dem tollen Titelbild, auf dem die Burschen in irgendeiner düsteren nächtlichen Hintergasse, effektvoll in passenden Farben abgelichtet wurden. Sowas nennt man hohe Fotokunst.

Musikalisch bleibt sich das Oktett, bestehend aus Thorbjørn Risager (lead vocals, guitar), Peter Skjerning (guitars, canjo), Emil Balsgaard (keys), Søren Bøjgaard (bass, guitar, percussion), Martin Seidelin (drums, percussion), Hans Nybo (saxophone), Peter W Kehl (trumpet, saxophone) und Kasper Wagner (saxophone) weitestgehend treu, öffnet sich aber auch mit einer gesund eingebrachten Portion von mainstreamigerem Songwriting, einem breiteren Spektrum an Hörerschaft. Produziert in erstklassigem Sound haben die Burschen selbst.

Den Einstieg wählten die Nordlichter mit dem, vom Konzert bekannten, sehr atmosphärischen „I Used To Love You“, klasse hier das E-Solo von Skjerning, wie auch der, im gesamten Verlauf, wieder überragende Gesang ihres Leaders Thorbjørn Risager. Das folgende „Dreamland“ stampft mit Urgewalt in Südstaaten Rock-Manier, hat so ein bisschen was von „Penthouse Pauper“ vom einstigen Molly Hatchtet– Album „Beatin‘ The Odds“. Wahnsinn hier das Zusammenwirken von plusternden Bläsern, E-Gitarre und Emil Balsgaards gurgelnder Orgel.

Der ebenfalls schon performte Titelsong „Change My Game“ hat eine funkige Note. Cooler Song, sogar durchaus tanzbar. Auf „Holler’N’Moan“ kam vermutlich das von Skjerning in Rheinberg, mit einem, aus einer Blechbüchse als Korpus versehene, präsentierte Canjo zum Einsatz, das geslidet, quasi Dobro-ähnliche Klänge hervorruft. Demnach ein, auf unser Magazin zugeschnittener Track mit Swamp-Flair. Klasse auch das quäkige Trompeten-Solo.

„Hard Time“ entpuppt sich mit einer mandolinenartig gespielten flockigen Akustikgitarrenlinie als mein persönliches Lieblingsstück . Ein wunderbar eingängiger Ohrwurm, der statt nach harten Zeiten, eher nach melancholischer Besinnung bei Abendsonne mit kühlem Getränk in einer zum Meer geöffneten Strandbodega klingt. Wunderbar die Slide-Passagen und auch die schön dazu säuselnde Background-Crew samt Miriam Mandipura-Mumba, Pia Trøjgaard und Mads Lumboldt.

Der Slow Blues „Long Gone“ bietet wieder Atmosphäre pur. Hier kann sich Risagers Charakter-Stimme natürlich am besten entfalten. Unter dem Motto „ZZ Top meets Lynyrd Skynyrd“ fliegt einem das von röhrenden Gitarren,  wummernder Orgel und pausbackigen Bläsern dominierte „Hold My Lover Tight“ um die Ohren. Hier lässt die Band förmlich ihr ganzes, wuchtiges Spiel-Potential los.

„Maybe It’s Alright“ mit stoneskem E-Gitarren-Rhythmus ist wieder typischer Stoff, um ein Live-Publikum in Wallung zu bringen. Spaß machen die weiblichen Harmoniegesänge.  Der „Train“ dürfte mit markanter Canjo-Hook und klimpernden HT-Piano, erneut unsere Southern Rock-Klientel verzücken.

Schwere Kost bietet „Lay My Burdon Down“. Erinnert ein wenig an den guten alten Tom Waits. Wer sich schon mal mit seiner eigenen Beerdigung auseinandersetzen möchte, hätte, auch wenn er ja nicht mehr viel davon mitbekommen würde,  hier einen stilvollen Trauermarsch zu seinen Ehren im Angebot. Als Rausschmeißer haben dann die Dänen mit „City Of Love“ noch einmal einen stark instrumentierten Blues Rocker im Portfolio, der aufgrund der E-Gitarre, zum krönenden Abschluss, Esprit von ZZ Tops berühmten „La Grange“ versprüht.

Thorbjørn Risager & The Black Tornado sind mit „Change My Game“ auf einem Zwischen-Zenit ihrer Karriere angelangt. Der Begriff ‚Danish Dynamite‘ erhält in diesem Fall eine musikalische Dimension. Ihr unermüdliches Auftreten, ob in Clubs, Hallen oder auf Festivals hat sich auch auf ihre Studio-Arbeit weiter positiv ausgewirkt.  Hier passt und reift eigentlich alles zusammen, um zu einem der ganz großen (Blues) Rock-Acts unser Zeit zu avancieren. Ich hab momentan echt keine Idee, was man da noch groß verbessern könnte! Einfach erstklassig!

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock & More

01. I Used To Love You
02. Dreamland
03. Change My Game
04. Holler ‚N‘ Moan
05. Hard Time
06. Long Gone
07. Hold My Lover Tight
08. Maybe It’s Alright
09. Train
10. Lay My Burden Down
11. City Of Love

Thorbjørn Risager & The Black Tornado
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Ruf Records

Mike Zito – Make Blues Not War – CD-Review

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Einer meiner Lieblings-Musiker legt schon wieder nach. Der umtriebige Mike Zito hat keinesfalls ‚ein Rad ab‘, auch wenn er sich schon wieder von seiner starken Begleitband der letzten Veröffentlichungen „The Wheel“ losgelöst hat. Es passt halt einfach zu seiner unsteten, sich immer in Bewegung befindlichen Persönlichkeit, Dinge zu ändern,  konstant ist bei ihm scheinbar nur die Liebe zur Familie und dem Blues Rock an sich.

Für sein neues Werk mit dem plakativen Titel „Make Blues Not War“ hat er sich mit dem uns ebenfalls gut bekannten, Musiker, Songschreiber und Produzenten Tom Hambridge zusammengetan. Der auch in Nashville viel beschäftigte Tausendsassa erweist sich für das aktuelle Album, aufgrund der Ruppigkeit vieler Stücke und der partiellen Southern-Ausrichtung auch als absoluter Gewinn. Er hat einen Großteil der Tracks (mit) komponiert, spielt das Schlagzeug, sang Harmonies bei „One More Train“ und hat das Gesamtwerk in einem schön rauen, aber auch knackigen ‚Live-Sound‘ produziert.

Das Album lebt natürlich von der Präsenz des Protagonisten, der in Sachen Stimme (mit eine der besten im Blues Rock-Genre) und E-Gitarrenspiel (wieder mit vielen prächtigen Slide-Einlagen), dieses Werk dominiert. Aber auch Leute wie der stark auftrumpfende Keyboarder Kevin McKendree (B3, Wurlitzer-Piano, Clavinet), Nashville-Musiker Rob McNelley (tolle E-Gitarrenzuarbeit) oder Gastmusiker wie Walter Trout (herrliches E-Solo beim Auftaktstück), Jason Ricci an der Harp und Sohnemann Zach (Gitarre bei „Chip Off The Block“) sorgen für kurzweilige Momente in der Zito-Show.

Das Werk bietet, wie nicht anders erwartet, die typischen Blues Rock-Ingredienzien. Da wird im Tempo variiert, zwischen retro (das stampfende „Wasted Time“, das an Muddy Waters erinnernde, harp-infizierte Titelstück „MBNW“ und der finale Piano-Klimper-Boogie „Route 90“)  und moderner Auslegung gependelt. Mit „Bad News Is Coming“ und „Road Dog“ sind zwei Mörder Slow ‚Bluese‘ samt großartiger E-Gitarren-Solo-Passagen dabei, psychedelisches à la Hendrix gibt es bei „Redbird“. Was uns besonders gefällt, sind aber immer wieder, die Southern-rockigen Zutaten.

Da wär z. B. der furiose Opener „Highway Mama“ der in Sachen Orgel- und E-Gitarren-Arbeit die Allman Brothers-Fangemeinde zum Niederknien bringen wird. Hätte ein Gregg Allman nicht besser performen können! Die Signalwirkung aufreizender Beine des weiblichen Geschlechts ist schon in so manchem Song thematisiert worden, der in Texas beheimatete Zito, machte es bei „Crazy Legs“ ZZ Top nach und mischt zusätzlich noch Skynyrdsche Zutaten mit unter.

Großartig auch das wieder in Allman-Manier shuffelnde „On The Road“ (typische Orgel) sowie das launig Southern-rockende „One More Train“ (McKendree mit zünftigem HT-Piano) oder die delta-bluesige wehmütige Hommage an seine Frau „Girl Back Home“ (surrende Slide-Gitarre). Bei „Chip Off The Block“ zeigt Zitos Sprössling Zach, dass er die Fingerfertigkeit des Vaters mit den Genen übertragen bekommen hat. Er soll seinen alten Herrn demnächst auf Tour mit begleiten.

Mike Zitos neue Scheibe setzt nicht nur aufgrund des Titels „Make Blues Not War“ ein starkes Ausrufezeichen. Ein absolutes Blues Rock-Klasse-Werk, das Spielfreude pur offeriert und schön aufzeigt, wie man diesen Musikstil perfekt mit südstaatlichem Flair kombinieren kann. Wenn dieser Appell auch noch eine einvernehmliche Forderung nach gerechterer Verteilung des Vermögens und der Ressourcen, sowie ein respektvolleres Untereinander auf diesem Erdball,  implizieren würde (musikalisch gehören unsere Vorlieben bei Zito ja eh dazu), würde Sounds Of South eine dererlei Charta sofort auf dem Fuße mit unterzeichnen!

Ruf Records (2016)
Stil: Blues Rock

01. Highway Mama
02. Wasted Time
03. Redbird
04. Crazy Legs
05. Make Blues Not War
06. On The Road
07. Bad News Is Coming
08. One More Train
09. Girl Bak Home
10. Chip Off The Block
11. Road Dog
12. Route 90

Mike Zito
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Ruf Records

Layla Zoe – 13.10.2016, Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

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Der Layla Zoe-Gig vor gut einem Jahr bei der Rheinberger Blues Party, war für Fotograf Gernot Mangold und mich, quasi mit ein Auslöser für unsere gemeinsame Zusammenarbeit. Wir hatten die Veranstaltung mit völlig unterschiedlichen Intentionen besucht, kannten uns aber bereits seit der Schulzeit. Ich steckte gerade noch in den Vorbereitungsarbeiten für dieses Magazin, Gernot fotografierte aus rein persönlichem Spaß. Wir loteten im Gespräch aber schon mal eine potentielle Kooperation aus.

Mittlerweile ist das SoS knapp 10 Monaten am Laufen und wir sind nach so einigen gemeinsamen Konzerten ein perfekt eingespieltes Team, das eigentlich, ohne uns selbst loben zu wollen, für die zuverlässige, qualitative und umgehende Berichterstattung, immer wieder positive Anerkennung erhält. So war der Layla Zoe-Auftritt im Rahmen ihrer „Breaking Free“-Tour im schönen Zentrum Altenberg noch mal eine nette Gelegenheit, das Ereignis in einem anderen Rahmen gemeinsam zu beleuchten.

20:15 Uhr betrat der charismatische Rotschopf in Begleitung ihres Gitarristen Jan Laacks, der zierlichen, bulgarisch-stämmigen Bassistin Daniela Kruger, sowie dem Wuppertaler Drummer Dirk Sengotta (Hendrik Freischlader) die Bühne und begann sofort, mit den so knapp 130 geschätzten Zuschauern zu interagieren, um direkt mal Stimmung an diesem schwierigen Termin (Ferien in NRW, Wochentag) in die vielleicht nur zu einem Viertel gefüllte Location zu bringen. Jan Laacks slidete zu unsere Freude in typischer Südstaaten Rock-Manier sofort ein Intro. zum Übergang in den  rockig stampfenden Opener „Backstage Queen“ vom „Breaking Free-Album“. Laylas fulminante Röhre entfalte sich von Beginn an in voller Pracht, und zog sich mit anhaltender, nie nachlassender Intensität, wie ein roter Faden durch den Abend.

Den Löwenanteil bildeten dann natürlich auch Tracks aus diesem Werk wie u. a.  das psychedelisch angehauchte „Run Away“, „Why Do We Hurt The Ones We Love“ (schön Southern-mäßiges E-Gitarren-Solo), “Sweet Angel” (soulige Ballade) oder  das funkige “Work Horse”. Ich finde so was immer klasse und mutig, viele Acts belassen es ja meist bei zwei, drei Songs und konzentrieren sich dann ja wieder aufs Bewährte. Aus früheren Silberlingen wurden Stücke wie „Pull Yourself Togther“ (Hendrixsches Wah-Wah-Solo), „Rock And Roll Guitar Man“,“ Green Eyed Lover“, „Why You So Afraid“ und das den Hauptteil abschließende „Never Met A Man Like You“ gestreift.

Zwischenzeitlich hatte Laylas Begleitrio dann in einem Jam nochmal Gelegeheit seine instrumentellen Fertigkeiten zu präsentieren. Jan Laacks bewies neben seinen Saitenkünsten an den Stratocaster-Gitarren auch kurz sein vokales Talent, der austrainiert wirkende Dirk Sengotta ließ seine Kräfte in Form eines Power Drum-Solos walten und die hübsche Daniela Kruger ließ ihre Bass-Gitarre unter kritischer, wie prominenter Gastbegutachtung durch Tieftöner-Megastar Carmine Rojas (der war mit Antoine Hill zu Besuch da – beide hatten wir ja neulich zusammen mit Ryan McGarvey in Rhede erlebt) grooven und pumpen.

Layla Zoe, sang sich, wie gewohnt, die Seele aus dem Leib, gab sich zum Teil lasziv (fummelte bei „Rock And Roll Guitar Man“ an sich und Jan Laacks rum), ließ ihre Mähne wehen, shakerte mit dem Publikum (u. a. Abklatschen mit Gernot) und führte das gesamte Line-up im Stile einer Diva durch das durchgehend auf hohem Level gehaltene Programm.

Als Zugabe (auch beide vom neuen Album) widmete die Kanadierin „Trail Of Tears“ den, unter mysteriösen Umständen, als verschwunden geltenden Frauen in ihrem Land, ein Problem, das allerdings ja leider auch global zu beobachten ist. Hatte ein wenig was von Melissa Etheridge. Am Ende gab es dann den, nur von ihr und Jan, in reduzierter Form interpretierten, Stones-Klassiker „Wild Horses“ (herrlich wohlig klirrende Strat-Töne in Kombination mit ihrem ausdrucksstarken Gesang). Ein äußerst atmosphärischer und Gänsehaut erzeugender  Schlusspunkt nach gut 1 1/2 Stunden Spielzeit.

Danach gab es dann noch das heute übliche Treiben am Merchandising-Stand, bei dem sich die Protagonistin lebensnah und sympathisch zeigte. Gernot hatte noch einen selbst erstellten, großen Wand-Kalender mit seinen Konzertfotos (mit einem Bild von Layla auf der o. a. Blues Party) zum Unterzeichnen zur Hand, das sie humorvoll und schlagfertig mit “Oh, the August-Girl“ kommentierte. Ein sehr schöner Abend mit allen Facetten des Blues Rocks. Auch der zweite Layla Zoe-Besuch von uns hat sich also absolut gelohnt!

Line-up:
Layla Zoe (lead vocals)
Jan Laacks (guitars, vocals)
Daniela Kruger (bass, vocals)
Dirk Sengotta (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Layla Zoe
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Ruf Records
Zentrum Altenberg

Mike Zito & The Wheel – Keep Coming Back – CD-Review

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Mike Zito war schon immer, aufgrund der tollen Stimme und dem texanisch eingebrachten Esprit in seine Musik , einer meiner Favoriten, was den Blues Rock betrifft. Review-technisch gesehen ist es jetzt allerdings schon eine Weile her, dass ich mich mit ihm auseinandersetzen durfte.

Vieles in seitdem geschehen, nicht zuletzt auch bedingt durch seinen Zusammenschluss 2013 mit Ruf Records. Zito war ja für zwei Alben einer der maßgeblichen kreativen und führenden Köpfe, der mittlerweile mit Superband-Status bedachten Royal Southern Brotherhood (samt Cyril Neville und Devon Allman) und parallel solo mit seiner Begleitband The Wheel tätig.

Seit seinem Ausstieg bei RSB konzentriert sich der aus einer ärmlichen Arbeiterfamilie in St. Louis stammende 44-jährige Musiker, der schon viele Ups and Downs (Alkoholismus, Drogen) durchlebt hat, wieder auf sein eigenes Projekt. „Keep Coming Back“ heißt passender Weise sein neues Studiowerk, das, um es vorwegzunehmen, Mike auf dem Zenit seiner bisherigen Schaffensphase präsentiert. Großartig!

Der Einstieg beim schwungvollen Titelstück mit einem rasiermesserscharfen Slide macht sofort richtig Laune und auch seine The Wheel-Mitstreiter Jimmy Carpenter (saxophone), Lewis Stephans (keys), Scott Sutherland (bass) und Rob Lee dürfen sich an ihren Instrumenten richtig austoben. Ein furioser Auftakt.

Es reiht sich in der Folge wirklich ein Klasse-Stück an das nächste. Der rockige Footstomper „Chin Up“ gibt weiter Gas, der groovige Schunkler „Get Easy Living“ gibt erstmals Gelegenheit zur Einkehr. Das countryeske „Early In The Morning“ spiegelt exakt die zwischen Müdigkeit und Melancholie pendelnde Stimmung in den frühen Morgenstunden wieder. Wer anders soll das besser beurteilen, als ein Mensch wie ich, der in der Woche um 4.30 Uhr die Federn für die Arbeit verlässt? Klasse übrigens hier die Backs seiner Ehefrau Riley, die ja maßgeblichen Anteil an Zitos Konstanz in allen Belangen trägt.

In eine ähnliche Kerbe schlägt das akustisch untermalte „I Was Drunk“, bei dem Anders Osborne, der auch diverse weitere Lieder mitgeschrieben hat, zum Duett antritt und auch Gitarre spielt. Den Abschluss der ersten Hälfte bildet das herrlich smooth und bluesig groovende „Lonely Heart“.

Launigen Songwriter Roots Rock a la Jack Ingram/Will Hoge gibt’s auf „Girl From Liberty“, der Griff in die Retrokiste wird mit dem Bob Seger-Cover „Get Out Of Denver“ vollzogen, das hier mit typischen E-Gitarren, klimperndem HT-Piano und plusterndem Sax sehr an „Johnny B. Good“ angelehnt ist.

Texas Blues Rock der Marke Storyville offeriert „Nothin‘ But The Truth“, das von einer furz-trockenen Strat geführt wird und satte Sax-Einlagen (inkl. quäkendem Solo) von Jimmy Carpenter sowie herrlich rotzige Harmoniegesänge von Gastakteurin Suze Simms beinhaltet. „Cross The Border“ wandelt ein wenig auf den verlassenen RSB-Pfaden und mit „What’s On Your Mind“ lässt Mike eine seiner berühmten Killerballaden vom Stapel, auf denen seine markante Stimme ja immer besonders gut zur Geltung kommt. Toller Song.

Dem nicht genug. Auch das finale, einst aus der Feder von John Fogerty stammende „Bootleg“ erhält durch Zito und seine Mannen ein zwischen pulsierendem Jazz- und Blues Rock kokettierendes zeitgemäßes Update. Ein fulminanter Abschluss, der dann auch keine Wünsche mehr offen lässt. Mike Zito & The Wheel beweisen auf „Keep Coming Back“ ihre ganze Klasse. Auch ich bin der Meinung, dass der Protagonist als alleiniger Bandleader wesentlich besser zur Geltung kommt, als in einem, mit mehreren Platzhirschen agierenden Kollektiv.

Fazit: 12 tolle Songs, die aufgrund ihres Abwechslungsreichtums und der Kurzweiligkeit wie im Fluge vergehen. Das Cover (übrigens Booklet mit allen Texten im DigiPak enthalten), zeigt zurecht einen selbstzufrieden lachenden Musiker, der von sich sagt: „Ich liebe den Blues, ich liebe den Rock’n’Roll und ich liebe Countrymusik. Das ist es, was ich mache und wer ich bin.“ Recht hat er und das kommt ohne Zweifel auf „Keep Coming Back“ bestens zum Vorschein. Eine grandiose Scheibe vom Typus ‚Kann man blind kaufen‘!

Ruf Records (2015)
Stil: Blues Rock

01. Keep Coming Back
02. Chin Up
03. Get Busy Living
04. Early In The Morning
05. I Was Drunk
06. Lonely Heart
07. Girl From Liberty
08. Get Out Of Denver
09. Nothin‘ But The Truth
10. Cross The Border
11. What’s On Your Mind
12. Bootleg

Mike Zito
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