The Bros. Landreth – Come Morning – CD-Review

Drittes Album der beiden Brüder David und Joey Landreth alias The Bros. Landreth. Mit ihrem Debüt „Let It Lie“ sorgten die beiden Kanadier 2015 für großes Aufsehen in der Americana-/Roots-Szene und ergatterten dafür sogar einen JUNO-Award. Auch mir persönlich gefiel das Werk richtig gut.

2017 hatte ich dann erstmals die Gelegenheit eine Solo-EP („Whiskey„) von Joey begutachten zu dürfen, auch hier wurde der gute Eindruck, den das Duo hingelegt hatte, erneut bestätigt.

Mit dem Nachfolger der wieder vereinten Brüder „’87“ im Jahr 2019 hatte ich dann so meine dezenten Probleme. Das Songmaterial sprach mich nicht mehr so an wie beim Vorgänger, wenn auch ein akzeptables Ergebnis am Ende dabei zu Buche stand. Nunmehr also der dritte Streich der beiden mit „Come Morning“.

„Das übergreifende Thema hier ist die Hoffnung“, sagt Joey Landreth. „Viele der Songs berühren schwierige Themen, zum Beispiel das Verarbeiten emotionaler Traumata und das Zurückfinden zu einer neuen Stärke. Es ist ein Mythos, dass man diesen Prozess jemals beendet. Dave und ich haben diese Reise gerade erst angetreten; deshalb ist diese Platte auch eine Wiedergeburt dessen, was wir mit „’87“ erreichen wollten. Wir arbeiten uns durch den Schmerz, verarbeiten ihn, packen unser sprichwörtliches Gepäck aus und fangen an, vorwärts zu gehen. Beim letzten Mal sind wir nur auf dem Teppich gelaufen, unter den wir alles Mögliche gekehrt hatten.“

Und in der Tat spürt man bei jedem Song das Bemühen, Text, Musik und die Stimmungen der Musiker exakt wieder zugeben. In ihrem Streben nach Perfektion erinnern mich die beiden ein wenig an die Art von Steely Dan, nur mit einem Stil, der halt in Country-/Roots-Americana-Gefilden verwurzelt ist.

Center-Track und für mich ist das mit einem 90er-Shynthie-Gedächtnis Pump-Groove angetriebene „Drive All Night“ das zunächst im vorderen Teil in der Langversion gebracht wird und als Ausklang nochmals in einer abgeschnittenen Radio-Version serviert wird.

Der Rest auf diesem Album ist größtenteils entspannte, unaufgeregt nachdenkliche, immer melodsiche Roots-Country-Americana-Musik, teils sanft soulig und auch Barroom-mäßig ausstaffiert, für die man die entsprechende Ruhe zum intensiven Zuhören mitbringen muss.

The Bros. Landreth finden wieder langsam zu alter Stärke und Geschlossenheit zurück und beweisen mit „Come Morning“ dass bei ihnen musikalisch noch lange nicht aller Tage Abend ist.

Cake Records (2022)
Stil: Country Folk

01. Stay
02. What In The World
03. Drive All Night
04. Shame
05. You Don’t Know Me
06. After The Rain
07. Don’t Feel Like Crying
08. Curduroy
09. Come Morning
10. Back To Thee
11. Drive All Night (Radio Edit)

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Joey Landreth – Whiskey – EP-Review

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Die kanadischen Bros. Landreth, alias David und Joey Landreth hatten 2015 mit ihrem Album „Let It Lie“ für eine der großen Insider-Überraschungen gesorgt. Unaufgeregte, wunderbar klingende Musik, einfach zum Genießen.
Jetzt hat Joey Landreth mit „Whiskey“ ein Kurzwerk mit sieben Stücken in Eigenregie nachgelegt. Bruder David ist aber am Bass und mit Harmoniegesängen (beim gospeligen „Better Together“) allerdings auch mit involviert.

Sein neues Album schließt sich in seiner Art, ziemlich nahtlos an den Vorgänger an, kommt vielleicht eine Spur E-Gitarren-orientierter rüber, Joey entpuppt sich hier vor allem als Klasse-Slidespieler, scheinbar ein Muss, wenn man den Namen Landreth trägt, obwohl Joey mit dem bekannten amerikanischen Kollegen nicht verwandt ist.

Sein Werk erinnert mich in Art des Songwritings und der Performance ziemlich an die von einem gewissen Monty Byrom (Solo, Big House, Billy Satellite), der ja auch immer leichtfüßig und nahezu perfekt zwischen Stilen wie Rock, Country, Americana, Blues oder Westcoast hin und her pendelt.

Nicht unwesentlichen Anteil am Gelingen dieses schönen Musik-Kleinods hat auch Produzent Murray Pulver, der für eine wunderbar abgestimmte Dosierung der eingesetzten Instrumente und einen klaren Klang sorgte. Der Opener „Whiskey“ lebt von den integrierten Stimmungswechseln und Joeys Melancholie in der Stimme. Das auf dem Fuß folgende, herrlich flockige „Hard As I Can“ ist mein persönlicher Lieblingstrack. Da werden Erinnerungen an Jackson Brownes Parade-Lied „Running On Empty“ wach. Wäre bei arrivierten Künstlern sicherlich sofort ein absoluter Radio-Hit.

„Gone Girl“ und „Time Served“ mit den südstaatlich anmutenden, surrenden Slide-Gitarren und der dezent im Hintergrund gurgelnden Orgel, sind natürlich wie für unser Magazin geschaffen. Toll auch das in Slow Blues-Manier gespielte „Still Feel Gone“ (wieder ganz starke, auf den Punkt gebrachte E-Gitarrenarbeit). Das soulige, bereits oben erwähnte „Better Together“ (Crowd-Gesänge am Ende von Genvieve Levasseur, Meg Dolovich, Alexa Dirks, Carlen Jupiter, David Landreth und Murray Pulver) sowie das finale „Remember“ (reduzierte Instrumentierung, im Singer/Songwriter-Ambiente dargeboten) beenden einen wunderbaren musikalischen Kurztrip.

Joey Landreths „Whiskey“ setzt den guten Eindruck, den ich von kanadischen Künstlern, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, weiter fort. Wer nach der CD der Brüder sehnlichst auf den fälligen Nachschlag aus dem Hause Landreth gewartet hat, darf jetzt hemmungslos zugreifen. Tolle Musik! Dicke Empfehlung von Sounds Of South!

Cadence Music (2017)
Stil: Country Rock

01. Whiskey
02. Hard As I Can
03. Gone Girl
04. Time Served
05. Steel Feel Gone
06. Better Together
07. Remember

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