Nazareth – Support: Rook Road & Surrender The Crown – 05.12.2023 – Zeche, Bochum – Konzertbericht

Pünktlich um 18:30 Uhr öffnen sich die Pforten der Zeche in Bochum und gegen 19:30 eröffnet der erste Support, die seit über 10 Jahren bestehenden Surrender The Crown den Konzertabend. Mit ihrem etwa 40-minütigen Auftritt gelingt es der Band schon Stimmung in die Zeche zu bringen. Der zweite Gitarrist Mathias Sander sowie Bassist Oliver Quinten und Drummer Matthias Schmidt. sorgen für den nötigen Druck für den klassischen Hard Rock der Band, in den Gitarrist Patrick Meyer einige starke Soli einbaut und Sänger Matthias Braun stimmlich einen guten Shouter abgibt. So haben die Fünf mit Sicherheit einige neue Fans dazugewonnen.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es mit den etwa drei Jahren bestehenden Rook Road weiter. Die Band aus dem Saarland erhält nicht umsonst mehr als einmal Szenenapplaus. Sie lassen Blues, Classik Rock und Hard Rock in ihren Songs verschmelzen, wo Bassist Sebastian Mitzel und Drummer Thomas Luther den Rythmus vorgeben. Hannes Luy setzt mit der Hammond und den Keys zuweilen fast klassische Akzente. Im Mitelpunkt stehen auch visuell Gitarrist Uwe Angel, der neben seinen Spielkünsten und krachenden Soli auch einige posende Akzente setzt und der charismatische Sänger Patrick Jost, der vom Aussehen her auch vor Dekaden bei Bands wie den Black Crowes hätte mitspielen können. In der Form kann man von dem Quintett noch einiges erwarten. So ist für das nächste Jahr das zweite Album der Band geplant.

Um 21:40 Uhr wird es in der Halle düster und „Lust For Life“ von Iggy Pop ertönt aus den Boxen. Zu einem schottischen Song mit Dudelsack betreten dann die Musiker von Nazareth die Bühne, um mit den Hard Rock-Krachern „Miss Misery“ und „Razamanaz“ direkt Stimmung in die Zeche zu bringen. 

Dabei tut es der Stimmung keinen Abbruch, dass mit Pete Agnew nur noch ein Gründungsmitglied dabei ist. Spätestens nach dem gesundheitlich bedingten Ausstieg von Dan McCafferty 2013 sahen viele Fans das Ende der Band gekommen. Nach einem kurzen Intermezzo mit Linton Osborne als Sänger stieß dann 2015 Carl Sentance zur Band, der in der Zeche unter Beweis stellt, dass er mehr als nur ein Ersatz McCaffertys ist.

Stimmlich bestens aufgelegt haucht er den Songs neues Leben ein und versucht dabei nicht McCafferty zu immitieren. Zudem zeigt er eine Bühnenpräsenz, die der Band gut tut und ist immer wieder in Kontakt mit den Fans. Hemdsärmlig mit löchriger Hose und Kajal um die Augen passt er auch stilisch in die Zeiten, als die Schotten ihre größten Erfolge hatten. Dies spiegelt sich auch in der Setlist, die Songs aus der Zeit von 1971 bis 1982 umfasst.

Jimmy Murrison, der seit 1994 Leadgitarrist ist, überzeugt mit seinem gradlinigen Spiel ohne übermäßige Effekte und zeigt, dass er nicht nur die harten Gitarrenriffs beherrscht, sondern bei den Balladen gefühlvoll über die Saiten huscht. Dabei hat er den Kopf meist etwas gesenkt, dass sein Gesicht von den Haaren verdeckt ist.

Über „Shanghai’d in Shanghai“ und „Love Leads to Madness“ kommt es dann zu einem ersten emotionalen Highlight. Sentance beginnt zunächst alleine mit Akustik Gitarre das verträumte „Sunshine“, in das die anderen Musiker dann später mit einsteigen. Nach dem ruhigen Moment wird dann wieder etwas aufs Gaspedal getreten. „Holiday“, eine rockige Version des JJ Cale-Klassikers „Cocaine“, läuten vier Songs aus der harten Phase von Nazareth ein. „Turn On Your Receiver“, „Beggars Day“, „Changin‘ Times“ und „Hair Of The Dog“ werden druckvoll mit Heavy-Einschlägen gespielt, wo Murrison mit einigen Soli glänzen kann.

Da kommt das sentimentale „Love Hurts“ gerade richtig, um den Puls wieder herunter zu fahren. Nicht wenige der meist älteren Fans verdrückten hier so manche Träne zum schmachtenden Gesang von Sentance. Als letzten Song spielen die Schotten dann mit „Morning Dew“ das älteste Stück der Set List; 52 Jahre ist die Veröffentlichung her, da waren eventuell noch nicht einmal die Eltern der jüngsten Fans geboren, die heute auch dabei sind.

Hier schlägt die Stunde der Familie Agnew. Vater Pete am Bass, ihm sah man das ganze Konzert an, mit welchem Spaß er die Songs vorträgt, und Sohn Lee an den Drums halten über Minuten den treibenden Rhythmus des Songs, in den später Murrison zunächst mit kurzen psychedelischen Klängen an der Gitarre und dann auch Sentance stimmlich einsteigen.

Nach dem Stück verlassen die vier kurz die Bühne und kommen nach frenetischen Zugaberufen schnell wieder zurück, um mit „Broken Down Angel“, dem balladesken „Dream On“ und dem stark gespielten „This Flight Tonight“ einen Abend zu beenden, an dem sie gezeigt haben, dass die Band auch durch die aktuelle Besetzung nichts an ihrer alt bekannten Energie verloren hat.

Ein besonderer Dank geht an den Veranstalter Lucky Bob für die kurzfristige Akkreditierung und den freundlichen Empfang sowie die Möglichkeit des uneingeschränkten Fotografierens.

Line-up Nazareth:
Carl Sentance – vocals, acoustic guitar
Jim Murrison – lead guitars
Pete Agnew – bass, backing vocals
Lee Agnew – drums, backing vocals

Line-up Rook Road:
Patrik Jost – vocals
Hannes Luy – hammond & keys
Uwe Angel – guitars
Frank Rummler – Bass
Thomas Luther – drums

Line-up Surrender The Crown:
Mattias Braun – vocals
Patrick Meyer – guitar
Mathias Sander – guitar
Oliver Quinten – Bass
Matthias Schmidt – drums

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Zeche Bochum

Music & Stories – 29.01.2020 – Dortmund, Warsteiner Music Hall – Festivalbericht

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Der Konzertreihe Music & Stories konnte nichts besseres passieren, dass drei britische Hochkaräter der Rockmusik gleichzeitig ihr 50-jähriges Bandjubiläum feiern. Was lag da näher als Wishbone Ash, Nazareth und Uriah Heep gemeinsam zu einem Konzertabend auf die Bühne zu bitten.

In der Dortmunder Warsteiner Music Hall fand diese Reihe mit dem 14. Konzertabend nun ihren Abschluss. Gespannt waren viele auf das Konzept, Livemusik mit Talkelementen zu verknüpfen. Als Moderator führte Andy Scott, bekannt als Gitarrist der legendären Sweet durch den Abend. So standen jeweils zwischen den 60-minütigen Sets (Uriah Heep spielte etwa 80 Minuten), Musiker der Bands auf der Bühne zu einer Gesprächsrunde zur Verfügung.

Dies hatte den Effekt, dass die ohnehin recht kurz gestalteten Umbaupausen, den Besuchern noch einmal durch Anekdoten aus 50 Jahren Musikhistorie, verkürzt wurden, wobei sich Scott als charmanter „Gastgeber“ zeigte und die Musiker mit Humor auf die Vergangenheit zurückblickten. Neben lustigen Sachen, wie ein Sturm von Frisbeescheiben auf die Bühne während eines Gigs, kamen aber auch nachdenkliche Geschichten zum Vorschein.

Genannt sei nur, als Andy Powell anmerkte, dass er auf einer Tour mit Nazareth mal festgestellt hatte, dass Schotten doch die trinkfestesten Briten wären und dabei den Nazareth Basser Pete Agnew ansprach, dieser aber darauf konterte, dass er vor Jahren vor der Entscheidung Trinken oder Leben stand, und seitdem dem Alkohol abgesagt hätte.

Als besonderen Service hatte der Veranstalter eine App zur Verfügung gestellt, in der die Gespräche direkt simultan übersetzt wurden. Dies war für viele jedoch nicht notwendig, da sich die britischen Musiker Mühe gaben, langsam und auch in einem sehr verständlichen Englisch zu sprechen, dass man dem Inhalt gut folgen konnte.

Das Wichtigste für die Besucher waren aber vermutlich die drei Konzerte, wobei Wisbone Ash sehr pünktlich um 19:00 Uhr den Anfang machte, sodass die sehr gut organisierte Veranstaltung an einem Mittwoch Abend bis 23:00 Uhr durchgeführt werden konnte.

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Wishbone Ash legten direkt mit „The King Will Come“, „Warrior“ und „Throw Down The Sword“ los und offerierten, was perfekte Twin-Guitars-Musik ist. Powell und Abrahams lieferten sich Sologefechte, die in sich stimmig und absolut harmonisch waren. Mit diesen drei Klassikern hatten sie direkt den Zugang zum Publikum gefunden und und es folgten weitere 45 Minuten der hohen Gitarrenspielkunst.

Doch auch Joe Crabtree an den Drums und Bob Skeat hatten genug Gelegenheit sich als exzellente Musiker zu präsentieren. Die Spielfreude der Briten war für jeden auch an der Mimik der bestens gelaunten Musiker ersichtlich.

Mit „We Stand As One“ folgte auch ein ganz neuer Song, wodurch auch noch einmal verdeutlicht wurde, dass Wishbone Ash eine Band ist, die sich nicht nur auf alten Werken ausruht. Dies traf aber auch für die beiden anderen Acts des Abends zu.

Mit „Jail Bait“, „Phoenix“ und “Blowin‘ Free“ als Zugabe folgten noch drei weitere Klassiker und 60 Minuten waren wie im Fluge vergangen. Herausragend war natürlich „Phoenix“ mit psychedelischen Soloparts und es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Powell fragte, ob es denn auch Besucher gäbe, die das Musiktheater Piano kennen, wo die Band die letzten Jahre immer im Januar auftrat und ihm diese Shows in absolut angenehmer Erinnerung geblieben sind.

Direkt nach dem Gig stand die gesamte Band den Besuchern am Merchandising-Stand zur Verfügung, was noch einmal die Publikumsnähe der Mannen um Powell verdeutlichte, mit der sie sich bestimmtt neue Freunde geschaffen haben.

Line-up Wishbone Ash:
Andy Powell – guitar, vocals
Marc Abrahams – gutar
Bob Skeat – Bass, background vocals
Joe Crabtree – Drums

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Mit Nazareth wurde es dann eine Spur härter. Das hart rockende „Miss Misery“ und der folgende Kracher „Razamanaz“ brachten das Publikum direkt auf Betriebstemperatur.

Zum Abkühlen ließen die Schotten eine schöne Version des Joni Mitchel-Covers „This Flight Tonight“ und mit „Dream On“ eine ihrer Parade-Balladen folgen. Carl Sentance, der seit einigen Jahren den Leadgesang inne hat, überzeugte dabei mit einer starken Bühnenpräsenz und war stimmlich absolut auf der Höhe.

Jimmy Murrison, wie immer seine Gitarre ohne Plektron bearbeitend, bewies, dass er spielerisch die Bandbreite von Schmusesongs bis zum Heavy Metal abbilden kann. Father and Son, Pete Agnew am Bass und Lee Agnew am Schlagzeug zeigten, dass Familie auch auf der Bühne gut funktionieren kann. Pete, immer mit einem Lächeln oder schelmischen Grinsen, machte klar, dass er auch mit 73 Jahren, als einziges verbliebenes Gründungsmitglied, ins 51. Jahr der Bandgeschichte zu gehen gedenkt.

Danach wurde es wieder eine Spur härter und die Band mischte unter ältere Songs wie dem Crazy Horse-Cover „Beggars Day“ und „Hair Of The Dog“ mit „Change“, „Changin‘ Times“ und „Tattoed On My Brain“ drei Stücke vom aktuellen Album, die von den Fans auch sehr gut angenommen wurden.

Der Abschluss der Show wurde mit dem bekanntesten Stück von Nazareth, der Everly Brothers-Adaption „Love Hurts“ eingeläutet, wo Sentance mit schmachtenden Gesang für den einen oder anderen melancholischen Moment bei den Besuchern gesorgt haben dürfte. Mit dem Bonnie Dobson-Stück „Morning Dew“ aus der Anfangszeit von Nazareth wurde das Konzert beendet.

Beeindruckend hier der instrumentelle Einstieg in den Song, wo insbesondere Pete Agnew am Bass mit einem donnernden Lauf überzeugte, bis Murrison mit der Gitarre in diesen psychedelischen Song einstieg und Sentance erst nach einigen Minuten gesanglich hinzu stieß.

Nazareth gehören noch lange nicht zum alten Eisen und haben durch die später hinzugekommenen Musiker, immer wieder frischen Wind in die Band bekommen. Nach dem Konzert stand dann Carl Sentance am Mercendisestand für die Fans bereit, Pete hatte keine Zeit, da er für die anschließende Talkrunde bereitstehen musste.

Line-up Nazareth:
Carl Sentance – vocals
Jimmy Murrison -guitars
Pete Agnew – Bass vocals
Lee Agnew – drums

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Nachdem die letzte Gesprächsrunde beendet war, verdunkelte sich die Halle zunächst und in einem folgenden Lichtgewitter begannen die britischen Hardrockveteranen von Uriah Heep mit „Grazed By Heaven“ ihre Show.

Sänger Bernie Shaw überzeugte direkt durch eine entsprechende Hardrockpräsenz mit einigen Posen und perfformte die Songs auch stimmlich gewohnt sicher. Mick Box das verbliebene Gründungsmitglied, das die Band über die Jahre auch zusammengehalten hat, steuerte zu jedem Stück starke Soli bei, wobei er zuweilen so tat, als würde er seine Griffhand wie bei einer Marionette mit der linken Hand steuern.

Mit „Too Scared To Run“, „Take Away My Soul“ ging es hard bis haevy weiter. Drummer Russell Gilbrook schien sich zuweilen die Seele aus dem Leib zu trommeln, Davey Rimmer am Bass posierte über die Bühne und hatte als besonderen visuellen Effekt, zuweilen den Lauf des Basses blau beleuchtet. Phil Lanzon an den Keyboards gab den Stücken die gewohnte Uriah Heep-Fülle.

Das etwas langsamere, aber dennoch hart performte „Rainbow Demon“ wurde mit einem starken Keyboard-Intro durch Lanzon eingeläutet, bis die restliche Band einstieg. Der folgende Klassiker „Gypsy“ brachte die Fans zum Toben und beim anschließenden „Look At Yourself“, bei dem auch die Bandmitglieder vorgestellt wurden, gab es einem furiosen instrumentalen Schlussteil.

Danach folgte einer der absoluten Höhepunkte der Uriah Heep -how. Shaw kündigte einen Song mit langen Intro und langen Outro an. Lanzon stieg zunächst mit der Orgel ein und die Band legte eine sphärische Version der Hymne „July Morning“ auf die Bühne.

Beim vermutlich bekanntesten Stück von Uriah Heep, bei dem zunächst Box mit der Akustikgitarre und Shaw singend alleine auf der Bühne anwesend waren, wurde das Publikum zum Mitsingen eingeladen, dem dieses auch nachhaltig nachkam. Danach läutete der Rest der Band dann das Ende des Konzertabends ein, auf den mit „Sunrise“ und „Easy Livin’“, noch zwei Zugaben folgten.

Herausragend dabei das furios gespielte „Easy Livin’“ als Rausschmeißer, der die Halle noch einmal zum Kochen brachte und einen würdigen Abschluss eines 5-stündigen Konzerts inklusive Talkabend bildete.

Line-up Kenny Wayne Shepherd:
Kenny Wayne Shepherd (electric guitar, vocals, lead vocals)
Noah Hunt (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion)
Bernie Shaw – vocals
Mick Box – guitar, vocals
Davey Rimmer – Bass
Russell Gilbrook – drums
Phil Lanzon – Keyboards

Fazit: Mit Music & Stories hat die PACO Agency eine beeindruckende Konzertreihe durch 14 Städte promotet. Die Kombination aus Livemusik und Talkelementen kann als gelungen angesehen werden, wozu auch die authentische Art von Andy Scott beitrug, der in den Konversationen unaufdringlich und charmant so mache Geschichte aus den Musikern, bzw. alten Freunden und deren gemeinsamer Erlebnisse herauskitzelte.

Über die Qualität der Musik zu reden ist in diesem Fall nicht mehr notwendig, es muss aber erwähnt werden, dass sowohl die Ton- wie auch die Lichttechniker, ganze Arbeit geleistet haben. Auch die gesamte Crew und Security leisteten durch koordinierte Arbeit, ihren Beitrag zu einem harmonischen und absolut runden Abend, der zeigte, dass dieses Konzept auch in Zukunft präsentabel erscheint.

Ein besonderer Dank an Karina Kahl von der PACO Agency für die problemlose Akkreditierung und an Tourmanager Ingo Joa, der den Kontakt hergestellt hat.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

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