Neil Young & Crazy Horse – World Record – CD-Review

Review: Gernot Mangold

Ruhig, fast swingend beginnt das neue Album „World Record“ mit „Love Earth“, wo Neil Young sich musikalisch dem Thema, die Erde zu erhalten, widmet. Da besingt er sehr harmonisch in „Overhead“ den schönen blauen Himmel, um dann bei „I Walk With You“ mit getragenen eher melancholischen Melodien erstmals das typische Crazy Horse-Feeling aufleben zu lassen.

Fast verträumt, sich mit dem Piano begleitend, geht er auf die Veränderungen der Erde ein, rückblickend auf seine Kindheit in „The Old Planet“. Besondere Akzente setzt dabei auch noch Nils Lofgren, der mit dem Akkordeon einen gewisses Countryflair in den Song bringt. Roh, mit fast anklagenden Gesang weist Young in „The World (Is In Trouble Now)“ auf die Veränderungen hin. Neil spielt hier die Orgel, während Nils Lofgren die Gitarrenparts übernimmt.

Rohe verzerrte Gitarren leiten „Break The Chain“ ein und es entwickelt sich ein typischer Neil Young & Crazy Horse- Track im Midtempo. Ralph Molina an den Drums und Billy Talbot am Bass zeigen dabei, dass sie auch nach Jahrzehnten eine solide Rhythmusbasis für Youngs Gitarrenspiel legen. Ein belebendes Element ist auch Nils Lofgren, der slidend ein schönes Gegengewicht zum eher düsteren Gitarrenspiel Youngs bildet.

Im melancholisch getragenen „The Long Day Before“ offeriert Young wieder seine musikalisch ruhige Seite mit harmonischer Orgelbegleitung und seinem typischen Mundharmonika-Spiel. Passend dazu setzt Lofgren Nuancen mit der Pedal Steel Guitar. Stilistisch ähnlich prangert er in „Walkin`On The Road (To The Future)“ an, dass Alles, was man in der Vergangenheit getan hat, in der Zukunft seinen Preis haben wird und weist auch auf die kriegerischen Entwicklungen auf der Erde hin, was im pragmatischen Refrain „No More War Only Love“ zusammengefasst wird. Im folgenden „The Wonder Won`t Wait“ heißt das Paradigma anfangen zu Leben, bevor man stirbt.

Im für mich besten Lied des Albums widmet sich Young seiner automobilen Liebe, dem „Chevrolet“. Schöne Rhythmen und verzerrte Gitarren verschmelzen regelrecht miteinander und belegen eindeutig, was die Zusammenarbeit von Neil Young mit seiner Band Crazy Horse ausmacht.

Neil Young ist mit „World Record“ wieder ein starkes emotionales Album gelungen, das insbesondere durch seine Atmosphäre beeindruckt, die der mittlerweile bald 77-jährige Young immer noch erzeugen kann. Emotional verstärkt er den Weg der Band durch die angegebenen Geburtsdaten der Beteiligten, eventuell auch als Hinweis, dass der lange Weg bald beendet sein könnte.

Mit dem Album hat Young nun musikalisch das Kapitel geschrieben, das er vor einigen Jahren auf T-Shirts als Beilage zum Konzertbesuch am Eingang verteilen ließ , wo die männlichen Besucher eines mit dem Aufdruck ‚Earth‘ und die weiblichen eines mit dem Aufdruck ‚protect‘ erhielten.

Gerne erinnere ich mich daran, wie mir der nette Mitarbeiter am Merchandising-Stand auf meine Frage, ob ich für meine beiden damals kleinen Kinder eines kaufen könne, in die Augen schaute, und sagte, dass die Shirts nicht zum Verkauf gedacht sind, um mich dann zu fragen, wie groß die Mädels sind, und mir mit einem Lächeln zwei Shirts zu schenken. Er hatte damals im gewissen Sinne die prägende Zeile aus „Walkin`On The Road“ „No More War Only Love“ umgesetzt.

Band:
Neil Young: guitar, piano, organ, harmonica, vocals.
Billy Talbot: bass, vocals.
Ralph Molina: drums, vocals.
Nils Lofgren: guitar, piano, accordion, steel guitar, vocals

Reprise Records/Warner Music (2022)
Stil: Rock

Tracks:
01. Love Earth
02. Overhead
03. I Walk With You (Earth Ringtone)
04. The Old Planet (Changing Days)
05. The World /Is In Trouble Now)
06. Break The Chain
07. The Long Day Before
08. Walkin`On The Road (To The Future)
09. The Wonder Won`t Wait
10. Chevrolet
11. This Old Planet

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Neil Young & Crazy Horse – Toast – CD-Review

Review: Gernot Mangold

Mit „Toast“ bringt Neil Young mit Crazy Horse ein Album heraus, das thematisch das Ende von Beziehungen, aber  auch in deren Entstehung beschreibt. Entsprechend düster, zuweilen melancholisch ist die Grundtendenz der Songs, die insbesondere Fans der Phasen mit Crazy Horse begeistern werden.

Eingespielt wurde es schon um die Jahrtausendwende, aber in der Form nicht veröffentlicht. Neben Tracks, die dann auf anderen Alben veröffentlicht wurden, sind auch drei bisher nicht veröffentlichte Stücke. Nun war für Young wohl aber der Moment gekommen, das Werk in seiner ursprünglichen Form herauszubringen.

Beim Hören der Lieder kommen Gedanken auf, dass Young nur eigene Beziehungen und Lebensphasen verarbeitet, es gibt auch den Anschein, dass ‚The Old Man‘ ein Resümee über seine über 50 jährige Musikerkarriere mitteilt. Wer weiß, wie lange Young, der in diesem Jahr 77 Jahre alt wird, weiter so eindrucksvolle Musik herauszubringt und auch auf einer Tour promoten wird.

Der eher lieblich erscheinende, ruhige Opener „Quit“ startet mit „Don`t Say You Love Me“ mit einer klaren Ansage. Mit den folgenden Songs wird einmal mehr die Energie von Neil Young und Crazy Horse deutlich. Harte Gitarrenriffs, Youngs unverkennbare Stimme und eingestreute Orgelklänge.

Insbesondere das dann auf „Are You Passionate“ in 2001 veröffentlichte, fast schon hymnische „Going Home“ begeisterte mich schon, als ich es erstmals zu diesem Zeitpunkt live hörte. Ein Song, der auch als Abschluss eines Konzertes taugt. Ich will nicht von einer Abschiedstour sprechen, welche manche Bands in einer Endlosschleife ziehen. Bei Young ist eher zu erwarten, dass er spontan den Entschluss fasst und dies nicht plant.

Nach den rockigen Nummern „Timberline“ und „Gateway Of Love“, im Stile der NYCH-Sachen aus den Zeiten zwischen 1980 und 2000 beweist Young mit „How Ya Doin`“, dass er nicht nur hart kann. Lieblicher Gesang, verträumte Gitarrentlinie und die Untermalung durch die Hammondorgel, zaubern einen melancholischen Song auf die Platte, die sich mit verlorengegangenen Gefühlen beschäftigt.

Das über 13 Minuten gehende Midtempostück „Boom Boom Boom“ rundet das Album ab und offenbart die spielerische Vielfältigkeit der Band. Kurze dezente Gitarrensoli zaubern eine zuweilen psychedelische Atmosphäre, in der sich auch jazzige Elemente wiederfinden.

Das schon vor über 20 Jahren aufgenommene „Toast“ zeigt, wie zeitlos die Musik Youngs ist, wobei seine Werke textlich meist sehr zeitkritisch sind. Für Neil Young-Fans ist das Album ein Muss, wer sich mit dem kanadischen Amerikaner bisher nicht befasst hat, hat mit diesem Album die Möglichkeit, das Spezielle an Neil Young und Crazy Horse zu erfahren, ohne auf ein „Greatest Hits“-Album zurückzugreifen.

Man darf gespannt sein, was Young noch so in seinem schier unendlichen Fundus finden wird, oder ob er vielleicht sogar noch ein absolut neues Album nachfolgen lässt. Schafft er bei den Studioalben gar noch die Fünfziger-Marke zu erreichen? Wenn man die CSNY- und Buffalo Springfield-Veröffentlichungen hinzuzieht, wäre diese allerdings schon weit überschritten.

Band:
Neil Young: guitar, piano, harmonica, vocals.
Billy Talbot: bass, vocals.
Ralph Molina: drums, vocals.
Frank Sampedro: guitar, piano, vocals

Reprise Records/Warner Music (2022)
Stil: Rock

Tracks:
01. Quit – are you passionate 2001
02. Standing In The Light Of Love
03. Goin`Home – are you passionate 2001
04. Timberline
05. Gateway Of Love
06. How Ya Doin`
07. Boom Boom Boom

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Neil Young & Crazy Horse – Barn – CD-Review

Review: Gernot Mangold

Für das neue Album „Barn“ hat Neil Young seine langjährigen Weggefährten von Crazy Horse eingefangen. Wenn man bedenkt, dass Young 1969, also vor 52 Jahren erstmals mit der Band auftrat, wird einem vor Augen geführt, wie lange die Karriere des kanadischen Amerikaners mittlerweile andauert.

Wie schon das Debütalbum erscheint das aktuelle Werk bei Reprise Records und auch seine Begleitband Crazy Horse umweht noch das Flair der Anfangszeiten. Dass Nils Lofgren dabei den langjährigen Gitarristen Frank „Poncho“ Sampedro, der gesundheitlich bedingt nicht mehr dabei ist, ersetzt, passt ins Bild, da dieser zu Anfangszeiten auch bei Crazy Horse aktiv war.

Passend zur rohen lyrischen Schönheit der Songs wurde das Album in einer restaurierten Scheune in den Rocky Mountains aufgenommen. Genau an einen solchen Ort fühlt man sich auch versetzt, wenn die ersten Töne von „Song Of The Season“ erklingen. Mundharmonika, akustische Gitarren und ein Akkordeon untermalen den Song passend zu Neil Youngs Stimme, zuweilen mit schönen Harmoniegesängen seiner Mitstreiter, wie zu Zeiten, als Neil Young den „Sugar Mountain“ besang.

Was danach folgt, ist wie eine Zeitreise durch die Karriere von Neil Young zusammen mit Crazy Horse. Im rauen „Heading West“ zeigt Young sein rockiges Gesicht, welches sein Schaffen in vielen Phasen seit des legendären „Zuma“- Albums, insbesondere mit Crazy Horse prägte. Schön hier das Piano, das dem Song eine gewisse Milde verleiht.

Stilistisch ähnlich, das fast klagend vorgetragene „Canerican“ mit schönen Harmoniegesängen, wo er Veränderungen in seiner Heimat besingt. In diesem Stück wird einem im kurzen abschließenden Gitarrensolo auch klar, warum Neil Young von manchen als Vorreiter des Grunge gesehen wurde.

Songs wie „Change Ain`t“ und „Shape Of You“ führen den Zuhörer noch einmal in die folkige bluesangehauchte Frühphase Youngs, mit seinem charakteristischen Mundharmonikaspiel, wie auch das verträumt melancholische „They Might Be Lost“, das auch nahtlos auf „Harvest Moon“ gepasst hätte.

Richtig losgelassen wird Crazy Horse dann bei „Human Race“ mit harten verzerrten Gitarren und einem für Young typischen Gitarrensolo, in dem Young kritisch den Umgang der Menschen mit der Welt reflektiert. Im ruhigen, prägend vom Piano begleiteten „Thumblin` Trough The Years“ scheint Young zu beschreiben, wie er zuweilen durch die Jahre getaumelt ist, um mit „Welcome Back“ seine psychedelische Seite, besonders in der zweiten Songhälfte, zu zeigen.

Dabei ist die Struktur des Stückes, wie auch das Gitarrenspiel eher ruhig, aber dennoch unverkennbar im typischen Crazy Horse-Stil. Durchaus geschickt, legt Young zum Abschluss des Albums noch eine wichtige Botschaft nach. Im ruhigen folkigen „Don`t Forget Love“ weist er noch einmal darauf hin, was gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit nicht vergessen werden sollte.

Mit „Barn“ ist es Neil Young, zusammen mit seiner großen musikalischen Liebe Crazy Horse gelungen, noch einmal ein Ausrufezeichen zu setzen und zu beweisen, dass weder bei ihm noch bei seinen Mitstreitern der Rost angesetzt hat. Interessant an dem Album ist auch, dass es der Protagonist mit der Songauswahl schafft, viele seiner Stile der letzten über 50 Jahre miteinander zu verknüpfen und so sowohl die Fans aus der Hippiezeit, wie auch aus der rauen Zeit mit dem Wilden Pferd, bestens zu bedienen.

Band:
Neil Young: guitar, piano, harmonica, vocals
Billy Talbot: bass, vocals
Ralph Molina: drums, vocals
Nils Lofgren: guitar, piano, accordion, vocals

Reprise Records/Warner Music (2021)
Stil: Rock

Tracks:
01. Song Of The Season
02. Heading West
03. Change Ain`t Never Gonna
04. Camerican
05. Shape Of You
06. They Might Be Lost
07. Human Race
08. Thumblin` Trough The Years
09. Welcome Back
10. Don`t Forget Love

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Neil Young & Crazy Horse – Way Down In The Rust Bucket – CD-Review

NeYo_300

Review: Gernot Mangold

Etwa 30 Jahre, nachdem Neil Young mit Crazy Horse das Album „Ragged Glory“ eingespielt hatte, bringt er mit „Way Down In The Rust Bucket“ ein Livealbum, vom ersten Konzert der folgenden Tour im The Catalyst in Santa Cruz auf den Markt. Jetzt könnte man sich die Frage stellen, ob es sein muss, so einen alten Mitschnitt zu veröffentlichen.

Der Titel, frei übersetzt „Ganz unten im Rosteimer“ könnte es vermuten lassen. Ich sehe die Anspielung eher im titelmäßigen Zusammenhang zum legendären Livealbum „Live Rust“, welches knapp 12 Jahre später ein würdiges Nachfolgewerk hätte finden können.

Weil Neil Young ein gut verwaltetes Archiv in entsprechender Qualität hat, hat dieses Werk den Weg aus den „Rosteimer gefunden, das einen guten Einblick in die Schaffensphase gibt, als er auch Grunge Bands wie Pearl Jam inspirierte.

Nun aber zum Inhalt. Das Album umfasst nahezu das gesamte Konzert vom 13.11.1990, welches in drei Sets geteilt war (das auf CD bzw. Vinyl fehlende „Cowgirl In The Sand“ befindet sich allerdings auf der DVD). Es wird somit ein Konzertereignis authentisch wiedergegeben und nicht, wie so oft, ein Zusammenschnitt von einer Vielzahl von Konzerten oder nur ein “Best Of“ eines Gigs.

Schon im leicht countryesken „Country Home“ beginnt ein gitarrenlastiger Ritt von Neil Young mit dem Crazy Horse, der mit „Surfer Joe And Moe The Sleaze“ vom vielfach unterschätzten Album „Reactor“ Fahrt aufnimmt. Auf jeden einzelnen Song entsprechend einzugehen, würde nun den Rahmen sprengen.

Neil Young präsentiert auf jedem Fall große Teile des damals aktuellen Albums „Ragged Glory“ und verzichtet auf einige Hits erfolgreicher Alben wie „Harvest“, „Rust Never Sleeps“ oder dem kurz zuvor erschienenen „Freedom“. Schon da zeigte sich, dass Neil Young-Konzerttouren sich teils gravierend von der vorherigen unterscheiden.

Anders als viele andere Musiker, stellt er das aktuelle in den Vordergrund und umgibt es mit Perlen aus der Vergangenheit, die jeweils aus anderen Kisten gefischt werden. Neben den meist harten Songs von „Ragged Glory“, wie dem rotzige „F+!#in‘ Up“ und dem fast schon mystischen, sich über 13 Minuten hinziehenden „Love And Only Love“ mit sphärischen Gitarrenpassagen, stellt das zu dieser Zeit schon über 13 Jahre alte Album „Zuma“ einen zweiten Schwerpunkt. In den Songs klagt Young zum Teil fast wütend singend und spielend die damalige Kolonisierung Mittelamerikas an, womit Sie von der Songauswahl bestens zu den harten Sachen von „Ragged Glory“ passen.

Neben einer ausgiebigen Version von „Danger Bird“ ragt natürlich das zunächst träumerisch wirkende „Cortez The Killer“ als Zugabe heraus, wo von Young eine scheinbar traumhafte Kultur und deren Untergang beschrieben wird. Beendet wird das Stück, eingerahmt von Gitarrensoli, die regelrechte Klangteppiche erzeugten, gebührend mit dem Satz „Cortez, What a Killer“. Dieser Satz kann auch symbolisch unter anderen Vorzeichen genommen werden. Mit dem letzten Gitarrenton wurde ein Killerkonzert beendet – nichts geht mehr.

Zu erwähnen ist, dass zudem noch starke Versionen, unter anderem vom rockigen „Cinamon Girl“, dem hymnischen „Like A Hurricane“ sowie einer besonderen Perle präsentiert wurden. Mit „Homegrown“ spielte er einen Song von einem Album, das, nachdem es aus persönlichen Gründen Jahrzehnte in einer „Kiste“ lag und als Nachfolger vom legendären „Harvest“ geplant war, erst letztes Jahr veröffentlicht wurde (sozusagen auch aus dem Rosteiner geholt).

Einen erheblichen Anteil an dem energiegeladenen Konzert hat natürlich auch Crazy Horse, die Band, welche Neil Young über weite und erfolgreiche Phasen der Karriere begleitet hat, womit ich die Leistungen der anderen Begleitformationen in keinster Weise schmälern will. Wer Fan des rockenden Neil Young ist, wird seinen Gefallen an diesem starken Konzertmitschnitt haben. Ebenso ist es empfehlenswert für Rock und Grungefans. Wer allerdings den ruhigen folkigen Neil Young erwartet, wird eher enttäuscht sein.

Das Album ist in verschiedenen Versionen von CD, Vinyl bis zu einem Boxset mit DVD erhältlich und sollte inwelcher Art auch immer, in keiner gut sortierten Tonträger-sammlung fehlen.

Band:
Neil Young: Vocals & Guitar
Frank „Poncho“ Sampedro: Guitar
Billy Talbot: Bass
Ralph Molina: Drums

Reprise Records (2021)
Stil: Rock

Tracks:
CD 1
01. Country Home
02. Surfer Joe And Moe The Sleaze
03. Love To Burn
04. Days That Used To Be
05. Bite The Bullet
06. Cinnamon Girl
07. Farmer John
08. Over And Over
09. Danger Bird
10. Don’t Cry No Tears
11. Sedan Delivery

CD 2
01. Roll Another Number (For The Road)
02. F+!#in‘ Up
03. T-Bone
04. Homegrown
05. Mansion On The Hill
06. Like A Hurricane
07. Love And Only Love
08. Cortez The Killer

Neil Young
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Neil Young & Crazy Horse – Colorado – CD-Review

NY_300

Review: Gernot Mangold

Sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass Neil Young mit seiner eigentlichen Stammband Crazy Horse ein Studioalbum aufnahm. In der Besetzung von Crazy Horse hat sich mittlerweile eine markanteVeränderung ergeben. Für den Gitarristen Sampedro ist nun Nils Lofgren wieder an Bord, der schon zu Beginn der Achtziger Jahre im Tour-Line-up der Band war.

Mit dem Opener „Thinking Of Me“ begibt sich Young stilistisch wieder in die countryeske Zeit der späten siebziger Jahre. Harmonischer Gesang, akustische Gitarren und begleitende Mundharmonika lassen wieder das Feeling dieser Ära aufkommen und wird insbesondere die Fans der Alben wie „Harvest“, „Zuma“ oder den ersten Teil von „Rust Never Sleeps“ hellhörig werden lassen.

Die Idylle des Country ist aber mit „She Showed Me Love“ erst einmal beendet. Der für das Ensemble typische Gitarrensound mit z. T. stampfenden Rhythmus knüpft nahtlos an damalige Glanzzeiten an und zeigt, dass Young mit den Jahren seiner mittlerweile über 50-jährigen Musikerkarriere nichts an Klasse eingebüßt hat. Schön in diesem Song auch der harmonische Background Gesang von Lofgren und die für Young typisch abgehakt wirkende Solospielart.

„Olden Days“ nimmt wieder etwas Dampf aus dem Kessel. Leicht balladesk vorgetragen, bringen Crazy Horse hier einen sehr melodischen Song.

„Help Me Lose My Mind“ offeriert einen scheinbar zerrissenen Young. Wütende Gesangspassagen wechseln mit melodischen Refrains und wilde Soli des Meisters unterstützen die Thematik des Songs, in dem Young scheinbar flehentlich um Hilfe für sich bittet, wenn er den Verstand verliert, was hoffentlich nicht so schnell passiert, wenn man dabei an die enorme Kreativität des gebürtigen Kanadiers denkt.

Dem eher düsteren Vorsong lässt Young mit „Green Is Blue“ ein sehr harmonisches Stück folgen, bei dem er sich in seiner typischen Art am Piano begleitet.

Wer Neil Young kennt, weiß, dass er immer zu aktuellen Weltgeschehen Stellung bezieht. Das hart vorgetragene „Shut It Down“ kommt fast wie das wütende Plädoyer eines Staatsanwalts her, der die anklagt, welche die Zerstörung der Umwelt mit zu verantworten haben.

Fast träumerisch kommt dagegen „Milky Way“ her, wo auch die elektrischen Gitarren eher reduziert eingesetzt werden und so ein sehr harmonischer, eher ruhiger Track entsteht. Thematisch geht es bei „Eternity“ ähnlich weiter. Neil Young am Piano, die anderen Instrumente sehr zurückhaltend eingesetzt, wird die Ewigkeit und den Zug der Liebe beschrieben.

In „Rainbow Of Colours“ mit getragene Gesangspassagen und melancholisch gespielte Harmonien beschreibt Young in der für ihn typischen Art kritisch die alten USA.

Im abschließenden „I Do“, einem sehr ruhiges Lied erscheint die Stimme des Kanadiers fast zerbrechlich und man könnte den Eindruck haben, er würde um das Resümee einer Beziehung gehen.

„Colorado“ ist ein insgesamt starkes Neil Young & Crazy Horse-Album, auf dem Young wieder einige seiner Facetten zeigt. Nicht so brachial wie zu Zeiten nach „Live Rust“, aber immer noch dynamisch, legt er mit Crazy Horse einen weniger psychedelischen Nachfolger zu „Psychedelic Pill“ hin, der aber beweist, dass Crazy Horse noch lange nicht gezähmt ist.

Ein Werk, dass in keiner Neil Young-Sammlung fehlen sollte. Dies nicht nicht nur der Vollständigkeit halber, sondern der erfrischenden Qualität der scheinbar unendlichen Ideen des Youngschen Songwritings geschuldet. Es bleibt zu hoffen, dass die Formation noch einmal den Weg über das große Wasser macht, um den Fans in Europa auch dieses neue Material live zu präsentieren.

Line Up Crazy Horse:
Neil Young – lead vocals, guitars, piano, vibraphone, harp
Nils Lofgren – guitars, vocals, harmonium
Ralph Molina – drums, vocals
Billy Talbot – bass, vocals

Reprise Records (Warner) (2019)
Stil:  Rock

Tracklist:
01. Thinking Of Me
02. She Showed Me Love
03. Olden Days
04. Help Me Lose My Mind
05. Green Is Blue
06. Shut It Down
07. Milky Way
08. Eternity
09. Rainbow Of Colors
10. I Do

Neil Young
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