Neil Young & Crazy Horse – Way Down In The Rust Bucket – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Etwa 30 Jahre, nachdem Neil Young mit Crazy Horse das Album „Ragged Glory“ eingespielt hatte, bringt er mit „Way Down In The Rust Bucket“ ein Livealbum, vom ersten Konzert der folgenden Tour im The Catalyst in Santa Cruz auf den Markt. Jetzt könnte man sich die Frage stellen, ob es sein muss, so einen alten Mitschnitt zu veröffentlichen.

Der Titel, frei übersetzt „Ganz unten im Rosteimer“ könnte es vermuten lassen. Ich sehe die Anspielung eher im titelmäßigen Zusammenhang zum legendären Livealbum „Live Rust“, welches knapp 12 Jahre später ein würdiges Nachfolgewerk hätte finden können.

Weil Neil Young ein gut verwaltetes Archiv in entsprechender Qualität hat, hat dieses Werk den Weg aus den „Rosteimer gefunden, das einen guten Einblick in die Schaffensphase gibt, als er auch Grunge Bands wie Pearl Jam inspirierte.

Nun aber zum Inhalt. Das Album umfasst nahezu das gesamte Konzert vom 13.11.1990, welches in drei Sets geteilt war (das auf CD bzw. Vinyl fehlende „Cowgirl In The Sand“ befindet sich allerdings auf der DVD). Es wird somit ein Konzertereignis authentisch wiedergegeben und nicht, wie so oft, ein Zusammenschnitt von einer Vielzahl von Konzerten oder nur ein “Best Of“ eines Gigs.

Schon im leicht countryesken „Country Home“ beginnt ein gitarrenlastiger Ritt von Neil Young mit dem Crazy Horse, der mit „Surfer Joe And Moe The Sleaze“ vom vielfach unterschätzten Album „Reactor“ Fahrt aufnimmt. Auf jeden einzelnen Song entsprechend einzugehen, würde nun den Rahmen sprengen.

Neil Young präsentiert auf jedem Fall große Teile des damals aktuellen Albums „Ragged Glory“ und verzichtet auf einige Hits erfolgreicher Alben wie „Harvest“, „Rust Never Sleeps“ oder dem kurz zuvor erschienenen „Freedom“. Schon da zeigte sich, dass Neil Young-Konzerttouren sich teils gravierend von der vorherigen unterscheiden.

Anders als viele andere Musiker, stellt er das aktuelle in den Vordergrund und umgibt es mit Perlen aus der Vergangenheit, die jeweils aus anderen Kisten gefischt werden. Neben den meist harten Songs von „Ragged Glory“, wie dem rotzige „F+!#in‘ Up“ und dem fast schon mystischen, sich über 13 Minuten hinziehenden „Love And Only Love“ mit sphärischen Gitarrenpassagen, stellt das zu dieser Zeit schon über 13 Jahre alte Album „Zuma“ einen zweiten Schwerpunkt. In den Songs klagt Young zum Teil fast wütend singend und spielend die damalige Kolonisierung Mittelamerikas an, womit Sie von der Songauswahl bestens zu den harten Sachen von „Ragged Glory“ passen.

Neben einer ausgiebigen Version von „Danger Bird“ ragt natürlich das zunächst träumerisch wirkende „Cortez The Killer“ als Zugabe heraus, wo von Young eine scheinbar traumhafte Kultur und deren Untergang beschrieben wird. Beendet wird das Stück, eingerahmt von Gitarrensoli, die regelrechte Klangteppiche erzeugten, gebührend mit dem Satz „Cortez, What a Killer“. Dieser Satz kann auch symbolisch unter anderen Vorzeichen genommen werden. Mit dem letzten Gitarrenton wurde ein Killerkonzert beendet – nichts geht mehr.

Zu erwähnen ist, dass zudem noch starke Versionen, unter anderem vom rockigen „Cinamon Girl“, dem hymnischen „Like A Hurricane“ sowie einer besonderen Perle präsentiert wurden. Mit „Homegrown“ spielte er einen Song von einem Album, das, nachdem es aus persönlichen Gründen Jahrzehnte in einer „Kiste“ lag und als Nachfolger vom legendären „Harvest“ geplant war, erst letztes Jahr veröffentlicht wurde (sozusagen auch aus dem Rosteiner geholt).

Einen erheblichen Anteil an dem energiegeladenen Konzert hat natürlich auch Crazy Horse, die Band, welche Neil Young über weite und erfolgreiche Phasen der Karriere begleitet hat, womit ich die Leistungen der anderen Begleitformationen in keinster Weise schmälern will. Wer Fan des rockenden Neil Young ist, wird seinen Gefallen an diesem starken Konzertmitschnitt haben. Ebenso ist es empfehlenswert für Rock und Grungefans. Wer allerdings den ruhigen folkigen Neil Young erwartet, wird eher enttäuscht sein.

Das Album ist in verschiedenen Versionen von CD, Vinyl bis zu einem Boxset mit DVD erhältlich und sollte inwelcher Art auch immer, in keiner gut sortierten Tonträger-sammlung fehlen.

Band:
Neil Young: Vocals & Guitar
Frank „Poncho“ Sampedro: Guitar
Billy Talbot: Bass
Ralph Molina: Drums

Reprise Records (2021)
Stil: Rock

Tracks:
CD 1
01. Country Home
02. Surfer Joe And Moe The Sleaze
03. Love To Burn
04. Days That Used To Be
05. Bite The Bullet
06. Cinnamon Girl
07. Farmer John
08. Over And Over
09. Danger Bird
10. Don’t Cry No Tears
11. Sedan Delivery

CD 2
01. Roll Another Number (For The Road)
02. F+!#in‘ Up
03. T-Bone
04. Homegrown
05. Mansion On The Hill
06. Like A Hurricane
07. Love And Only Love
08. Cortez The Killer

Neil Young
Oktober Promotion