Joey Landreth – Whiskey – EP-Review

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Die kanadischen Bros. Landreth, alias David und Joey Landreth hatten 2015 mit ihrem Album „Let It Lie“ für eine der großen Insider-Überraschungen gesorgt. Unaufgeregte, wunderbar klingende Musik, einfach zum Genießen.
Jetzt hat Joey Landreth mit „Whiskey“ ein Kurzwerk mit sieben Stücken in Eigenregie nachgelegt. Bruder David ist aber am Bass und mit Harmoniegesängen (beim gospeligen „Better Together“) allerdings auch mit involviert.

Sein neues Album schließt sich in seiner Art, ziemlich nahtlos an den Vorgänger an, kommt vielleicht eine Spur E-Gitarren-orientierter rüber, Joey entpuppt sich hier vor allem als Klasse-Slidespieler, scheinbar ein Muss, wenn man den Namen Landreth trägt, obwohl Joey mit dem bekannten amerikanischen Kollegen nicht verwandt ist.

Sein Werk erinnert mich in Art des Songwritings und der Performance ziemlich an die von einem gewissen Monty Byrom (Solo, Big House, Billy Satellite), der ja auch immer leichtfüßig und nahezu perfekt zwischen Stilen wie Rock, Country, Americana, Blues oder Westcoast hin und her pendelt.

Nicht unwesentlichen Anteil am Gelingen dieses schönen Musik-Kleinods hat auch Produzent Murray Pulver, der für eine wunderbar abgestimmte Dosierung der eingesetzten Instrumente und einen klaren Klang sorgte. Der Opener „Whiskey“ lebt von den integrierten Stimmungswechseln und Joeys Melancholie in der Stimme. Das auf dem Fuß folgende, herrlich flockige „Hard As I Can“ ist mein persönlicher Lieblingstrack. Da werden Erinnerungen an Jackson Brownes Parade-Lied „Running On Empty“ wach. Wäre bei arrivierten Künstlern sicherlich sofort ein absoluter Radio-Hit.

„Gone Girl“ und „Time Served“ mit den südstaatlich anmutenden, surrenden Slide-Gitarren und der dezent im Hintergrund gurgelnden Orgel, sind natürlich wie für unser Magazin geschaffen. Toll auch das in Slow Blues-Manier gespielte „Still Feel Gone“ (wieder ganz starke, auf den Punkt gebrachte E-Gitarrenarbeit). Das soulige, bereits oben erwähnte „Better Together“ (Crowd-Gesänge am Ende von Genvieve Levasseur, Meg Dolovich, Alexa Dirks, Carlen Jupiter, David Landreth und Murray Pulver) sowie das finale „Remember“ (reduzierte Instrumentierung, im Singer/Songwriter-Ambiente dargeboten) beenden einen wunderbaren musikalischen Kurztrip.

Joey Landreths „Whiskey“ setzt den guten Eindruck, den ich von kanadischen Künstlern, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, weiter fort. Wer nach der CD der Brüder sehnlichst auf den fälligen Nachschlag aus dem Hause Landreth gewartet hat, darf jetzt hemmungslos zugreifen. Tolle Musik! Dicke Empfehlung von Sounds Of South!

Cadence Music (2017)
Stil: Country Rock

01. Whiskey
02. Hard As I Can
03. Gone Girl
04. Time Served
05. Steel Feel Gone
06. Better Together
07. Remember

Joey Landreth
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Charlie And The Regrets – Rivers In The Streets – CD-Review

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Besonders freut es mich immer, wenn ich feststelle, dass unsere Arbeit auch in den Staaten ihre Anerkennung findet. So versorgt mich seit unserem Erstkontakt die RPR Media Agentur aus Nashville immer wieder regelmäßig mit toller Insidermusik, die vermutlich, im Rahmen der vielen Veröffentlichungen, an mir vorüber gegangen wäre.

Ein weiteres schönes Beispiel ist hier die Band Charlie And The Regrets aus Houston, Texas, wie es auch schon das Cover ihrer neuen CD „Rivers In The Streets“ mit der übergroßen Gürtelschnalle samt Namenszug der Stadt suggeriert. Namensgeber ist ein gewisser Charlie Harrison (Lead vocals, guitars), der zusammen mit Willy T. Golden (Steel guitars, vocals) in Sachen Songwriting und musikalischer Richtung, den Ton angibt.

Für ihr neun Stücke umfassendes, neues Werk haben sich die beiden mit einem kleinen, aber feinen Kreis an Musikern (Mark Ridell, John Shelton, Mike Stinson, Derek Hames, Kam Franklin, Lance Smith und Isias Gil) umgeben, wobei Derek Hames (Hammond organ, wurlitzer, percussion) und John Shelton (guitars), sich in Sachen Produktion und Mix, auch um die soundtechnische Verarbeitung gekümmert haben.

Slide- und Bariton-E-Gitarren sind eigentlich in jedem Stück der Truppe ein Muss und somit so etwas wie ein, sich herauskristallisierendes Markenzeichen der Texaner. Als musikalisches Terrain haben sich Charlie und seine reumütigen Kumpanen alternativen Country Rock ausgesucht.

Hier wird spürbar, ohne jeglichen kommerziellen Hintergedanken, aus lauter Freude am Spielen, musiziert. Lebensnahe Texte, oft mit einem selbstironischen Augenzwinkern („Last Time I Was Here“, „What Can I Do“) und exzellente instrumentelle Arbeit, mit vielen kleinen Feinheiten, stehen dabei absolut im Vordergrund. Songs für und aus dem Leben der amerikanischen Mittelschicht, bzw. Arbeiterklasse, durchaus auch auf unsere Verhältnisse übertragbar.

Die beiden Opener „Proud Man“ und „The Gavel“ sind direkt so zwei melodisch dahin schunkelnde, tanzbare Tracks, bei denen man so vorm geistigen Auge, die Amis auf einer sommerlichen Wiese (oder ggfs. alternativ auch in einer Dancehall) vor einer Konzertbühne, mit Bier und ihren Sandwitchs, gemütlich lauschend, sitzen sieht. Klasse hier die filigranen E-Slide- und Bariton-E-Gitarren-Wechsel im Solo-Part.

Ihre rockige und etwas zünftigere Seite zeigen die Protagonisten bei Stücken, wie dem poltrigen „Baytown“, „What Can I Do“ (Uptempo-Country Rock mit Bakersfield-Touch)  oder dem swampigen Southern Rock-Stampfer „Time Moves Slow“ (klasse Harmonies von Kam Franklin), wo manchmal ein gewisser Dan Baird durchschimmert.

Recht melancholisch geht es beim Schwofer „New Night“ und den beiden, ganz sparsam, im ‚Veranda‘-Stil‘ kreierten und performten „Houston Rain“, als auch dem finalen „No Good News“ zu. Letztgenannte Lieder sind nur mit Gesang, klarer Akustikgitarre und knarzigem Dobro-Slide bestückt.

Charlie And The Regrets sind ein weiteres Bespiel für die immense und schier unerschöpfliche Zahl an talentierten und guten Musiker im Lonestar State. Den einzigen Vorwurf, den man hier erheben kann, ist, dass die CD  mit nur neun Nummern etwas dünn besät ist, man hätte da gerne noch zwei drei weitere Sachen mehr gehört.

Anspruchsvoller Stoff, laut Beipackzettel, für Leute mit Vorlieben in Richtung Jerry Jeff Walker, Todd Snider, Hayes Carll , aus unserer Sicht auch durchaus geeignet für Menschen mit Faible für Bands wie Cooder Graw, Big House, John D. Hale, Mike And The MoonpiesMarshall Tucker Band, Georgia Satellites, Vince Gill oder den zuletzt besprochenen Saints Eleven.

Eigenproduktion(2016)
Stil: Country (Rock)

01. Proud Man
02. The Gavel
03. Baytown
04. Last Time I Was Here
05. Houston Rain
06. What Can I Do
07. New Night
08. Time Moves Slow
09. No Good News

Charlie And The Regrets
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RPR Media

Tift Merritt – Stitch Of The World – CD-Review

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Tift Merritt mit neuem Album! Die umtriebige der texanischen Musikszene zugehörige 42-jährige Künstlerin hat ihr Temperament diesmal deutlich gezügelt und kommt mit einer eher besinnlichen neuen Scheibe daher. Ich habe das zierliche Energiebündel mal vor vielen Jahren in Utrecht bei den damaligen, leider nicht mehr existierenden Blue Highways Festivals, live erleben können, und habe mir dann auch ihr „Tambourine“-Werk zugelegt, von dem ich auch heute noch begeistert bin.

Das neue Album „Stitch Of The World“ wurde innerhalb von vier Tagen mit einem recht überschaubaren Musikerkreis, bestehend aus der Protagonistin (acoustic guitar, piano, lead vocals), Sam Beam (vocals, acoustic guitar), Marc Ribot (guitars, ukelele, banjo), Jay Bellerose (drums), Jennifer Condos (bass) und Eric Heywood (pedal steel) eingespielt. Produziert haben Tift und Sam Beam, der vor allem gegen Ende des Werkes mit einigen Harmoniegesängen aufwartet.

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Merritt reflektiert in ihren Kreationen persönliche Erlebnisse und Beobachtungen der letzten Jahre, die von Höhen (neuer Lebensgefährte, Geburt einer Tochter) und Tiefen, wie ihrer Scheidung gekennzeichnet waren und hält sich selbst quasi einen musikalischen Spiegel vor. Sie bewegt sich dabei in Sphären von Kolleginnen wie Emmylou Harris, Joni Mitchell, Alison Krauss („Eastern Light“), dezent auch Patty Griffin, Kacey Musgraves, Kim Carnes („Heartache Is An Uphill Climb„, „Proclamation Bones“) oder Sheryl Crow. Teilweise hat man aufgrund ihres elfenhaften Gesangs sogar den Eindruck, als wenn eine Kate Bush sich in den Lonestar State verirrt hätte („Icarus“). Der rootsige Opener „Dusty Old Man“, getragen von Jay Bellroses poltrigem Drumming hat noch mit den meisten Drive, ansonsten herrscht überwiegend viel ruhiger texanisch geprägter Alt. Country-Erzähl-Stil.

Die Drums haben meist eher perkussiven Charakter, Ribots E-Gitarre surrt, Heywoods Pedal steel leiert immer mal dazwischen, Akustiklgitarren, Ukulele („My Boat“) und Banjo dienen als Verzierung, das Piano steht im Dienste der Atmosphäre.

Wenn ich final die beiden mir zur Verfügung stehenden Vergleichsmuster gegenüberstelle, war und ist ihr damaliges Werk eher radiotaugliche Musik gewesen, die man auch auf jeder schönen beschwingten Party auch heute noch in den Player schmeißen kann, ihr aktuelles „Stitch Of The World“ ist dagegen eher ein Werk für gemütliche Stunden und zur intellektuellen Einkehr geeignet. Beide Scheiben bewegen sich auf ihre ganz eigene Art auf dem für Tift Merritt gewohnten hohen Niveau!

Yep Roc Records (2017)
Stil: Alt. Country

01. Dusty Old Man
02. Heartache Is An Uphill Climb
03. My Boat
04. Love Soldiers On
05. Stitch Of The World
06. Icarus
07. Proclamation Bones
08. Something Came Over Me (feat. Sam Beam)
09. Eastern Light (feat. Sam Beam)
10. Wait For Me (feat. Sam Beam)

Tift Merritt
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Yep Roc Records

T.G. Copperfield – Same – CD-Review

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Der Regensburger Gitarrist Tilo George Copperfield, vielen Leuten bekannt durch seine Mitwirkung in Bands wie Hoaß und 3 Dayz Whiskey erfüllt sich den Traum eines wohl jeden Musikers und bringt, schlicht als „T. G. Copperfield“, nach sich selbst benannt, sein erstes Solo-Album auf den Markt.

Der umtriebige junge Mann hat dabei seine Hausaufgaben bestens gemacht. Er präsentiert ein abwechslungsreich gestaltetes Werk, auf dem er alle Songs komponiert, besungen und mit Gitarrenklängen bestückt hat. Umgeben hat er sich mit gestandenen Musikern aus der süddeutschen Szene, produziert hat Dr. Will.

Er bringt dazu, die für einen Solo-Interpreten gewisse gesunde Portion ‚Selbstverliebtheit‘ und Selbstbewusstsein mit, wie man es z. B. auch aus dem gut und ebenfalls hoch professionell gestalteten Cover Artwork erahnen kann. Dazu hat er seine Lektion bestens gelernt, die heutigen Medien, bzw. sozialen Netzwerke perfekt zu Werbung in eigener Sache zu nutzen. Man kann wirklich sagen: Der Bursche weiß, was er will und wie er vorankommen möchte.

Seine Kreationen schöpfen dabei ihre Kraft und Inspiration aus Stilrichtungen, die uns (mich) seit den Siebziger Jahren mehr oder weniger konstant begleiten. Schon der lässig hingroovende Opener „Rolling Stone“ offeriert eine gewisse Vorliebe Tilos für das Gitarrenspiel von John Fogerty (später auch noch mal bei „Motorcycle Bandit“ zu hören), demnach ist der Song auch in CCR-Gefilden angesiedelt.

Das kräftige „Going Down Fighting“ wird von einer herrlich wummerden Orgel bestimmt, gespielt von Ludwig Seuss, der mit diversen Tasteneinlagen auch im weiteren Verlauf, die Hauptakzente neben dem Protagonisten setzt. Das relaxte „El Paso“ stellt die erste Bezüge zu unserem Magazin her. Dezente Reminiszenzen an J.J. Cale (vor allem beim E-Piano) treten hier zu Tage.

Copperfield kann auch Country, wie der schöne Schunkler „Life In Hell“, geführt von Seuss‘ klimperndem HT-Piano-Spiel, beweist. Das wohl eingängigste und hitverdächtigste Lied ist das pettyeske „The Fire Went Out“. Tolle surrende E-Slide-Einlagen von Tilo (überhaupt mit toller Gitarrenarbeit in allen Belangen), gurgelnde Orgel und nette Harmoniegesänge von Isabel Pfeiler sorgen für eine hohe Radiotauglichkeitsquote.

Gegen Ende lässt es T.G. beim stampfenden „Spoonful Of Blues“ nochmal ordentlich krachen, bevor er mit dem ‚kopflosen Bill‘ das, von viel Abwechslungsreichtum gezeichnete Werk in Tex-Mex-Manier ausklingen lässt. Schön hier die zirpende Mandoline. Insgesamt somit eine gute Debütarbeit, lieber T.G.!

Timezone Records (2017)
Stil: Rock & More

01. Rolling Stone
02. Going Down Fighting
03. The Lowdown
04. 3.30 Blues
05. El Paso
06. Life in Hell
07. The Fire Went Out
08. Diabolo
09. Motorcycle Bandit
10. City Of Angels
11. Spooful Of Blues
12. Headless Bill

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Timezone Records

Saints Eleven – Coming Back Around – CD-Review

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Hat der Kollege Daus über die Jahreswende etwa zu viel Marihuana geraucht, wird vermutlich so mancher beim Blick auf das Cover der neuen Scheibe „Coming Back Around“ von den Saints Eleven denken. Aber keine Bange, hier handelt es sich beileibe nicht um eine Reggae-Platte, sondern um  bemerkenswert authentischen Country-Roots-Stoff eines texanischen Trios, bestehend aus Bandleader Jeff Grossman, Jeff Mosley und Alex Shepherd, produziert von keiner geringeren Ikone in diesem Bereich als Walt Wilkins (ebenfalls bekannt als Walt Wilkins & The Mystiqueros), zudem auch mit seiner Frau Tina im Background singend und noch Gitarren-und Percussion-Klänge beisteuernd.

Die Zusammenarbeit ist gezeichnet von gegenseitiger Anerkennung und Respekt vor dem bisher Geleisteten. So betituliert Grossman Wilkins als den ‚Texas Country Jesus‘, während dieser den Ball so zurückspielt: „Ich war direkt von Jeffs Stimme angezogen. Echt, rau und wild, mit einem breiten emotionalen Spektrum. Danach begann ich mich mit diesem toll verarbeiteten Liedgut über wahrhafte Leute in der realen Welt, mit ihrer Komplexität und ihren Ecken und Kanten zu beschäftigen. Seine Aussagen sind einzigartig, klar und direkt und die Band nimmt sie ernst. Solche Jungs musste ich fördern. Es war ein verdammtes Vergnügen, dieses Album mit den Saints Eleven zu produzieren.“

Vom starken Opener „My Heart“ (schöne Tempowechsel, klasse Backings von Tina Wilkins) bis zum relaxten Countryschwofer „The Same“ zum Abschluss trifft man en masse auf knarzige Akustikgitarren, klirrende Mandolinen, sirenenartige Fiddeln, leiernde Steels, raunzendes Dobro, gluckerndes E-Piano, gurgelnde Orgeln und immer wieder schön dosiert eingestreute E-Gitarre, die alle von Wilkins glasklar herausgearbeitet wurden.

Grossmans Stimme liegt nach meinem Empfinden irgendwo in der Mitte zwischen den Band Of Heathens-Frontern Ed Jurdi und Gordy Quist, sodass teilweise auch eine gewisse musikalische Verbindung aufflammt, wie zum Beispiel beim Titelstück „Coming Back Around“, wobei die Saints Eleven allerdings deutlich countryesker unterwegs sind, wie etwa beim Heuler „Cryin‘ Time“, ein ‚Cryin‘ In My Beer‘-Song der etwas flotteren Art.

Herrlich auch das sparsam instrumentierte bluesige „For Those That Came“ das zunächst von Piano und Akustikgitarre bestimmt wird, im zweiten Teil mit einsetzender Orgel und Harmoniegesängen einen dezenten Gospeltouch erfährt. Mein Highlight ist das atmosphärische Duett von Jeff mit der stark singenden Courtney Patton (erinnert hier an Kathy Mattea) bei „Let Them Go“, wie es derart fesselnd wohl nur in Texas dargeboten wird. Herrlich hier auch die swampig surrende E-Slide-Gitarre und die quietschende Fiddle. Man bekommt fast eine Gänsehaut. Grandiosl!

Mit den Saints Eleven begegnen wir einer texanischen Band, die sich auf „Coming Back Around“ ausschließlich musikalischer Qualität und Spielfreude verschrieben hat, ohne aber dabei das melodische Element aus den Augen zu verlieren. Toller authentischer Stoff für Freunde von Acts wie Band Of Heathens, Dustin Bentall, Randy Rogers und Wade Bowen (auf ihrer Countryschiene), J.P. Harris, Josh Abbott & Co.

Eigenproduktion(2016)
Stil: Country & More

01. My Heart
02. Coming Back Around
03. Heartbreak Songs
04. Shelter Me
05. For Those That Came
06. Sunday Drive
07. Cryin Time
08. Strange Round Here
09. Almost Home
10. Let Them Go (feat. Courtney Patton)
11. The Same

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Water And Sand – 30.10.2016, Wesel, Karo – Konzertbericht

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Puh, das Ende dieser gerade vergangenen Woche hatte es für mich in sich. Zunächst hatte ich mich als Büromensch entschlossen, den fälligen Rückschnitt, der in meinem Garten, üppig und hoch wie tief gewachsenen Kirschlorbeersträucher nach der Arbeit endlich noch zu bewältigen (was mir dann auch inkl. des fälligen bösen Muskelkaters an zwei Nachmittagen gelungenen ist), Freitag Abend kam ein Konzert dazu, Samstag war der zu erstellende Bericht dafür fällig. Sonntag folgte dann der Jetleg des kleinen Mannes, die Zeitumstellung, und als Highlight am Abend das grandios besetzte Doppelkonzert mit Water And Sand und den US Rails im Weseler Karo. Ein recht gewagtes Unterfangen, alles so an einem Stück zu bewältigen.

In der Regel besteht bei solchen Events mit Vorgruppen im kleineren Rahmen ja meist eine erhebliche Diskrepanz zum Hauptact, sodass man diesen Teil im Bericht normaler Weise schnell mit ein paar kurzen Zeilen abhandeln kann. Diesmal lag die Niveau-Latte jedoch bei beiden Gruppierungen derart hoch, und somit auch der Sachverhalt völlig anders, dass wir uns entschlossen haben, zwei getrennte Berichte zu verfassen.

Todd Thibaud zählte bereits immer zu meinen Lieblings-Singer/Songwritern und ich habe ihn im Weseler Jugendzentrum schon mehrfach in diversesten Konstellationen erlebt. Diesmal hat er sich mit der aus Cincinnati, Ohio, stammenden Musikerin Kim Taylor als Water And Sand zusammengetan. Im Gepäck hatten beide natürlich das zur Tour kreierte, gleichnamige Debütalbum, produziert von Sean Staples. Der hatte laut Todd zunächst die nur mit Akustikgitarren und Gesang eingespielten Rohfassungen erhalten, sie dann aber liebevoll mit diversen starken Gastmusikern für die finale Version ‚angereichert‘.

Staples diesmal hauptsächlich am Bass und sporadisch nur an seinem Parade-Instrument, der Mandoline, tätig, begleitete dann das Protagonisten-Duo zusammen mit dem ebenfalls bestens im Karo bekannten Thomas Juliano, der wieder seine variablen Künste an der E-Gitarre (Slide, Bariton) walten ließ. Kim und Todd teilten sich die Lead Gesänge in einem ausgewogenen Verhältnis, wobei Todd in Gentleman-Manier (gefühlt) seiner Partnerin etwas den Vorzug gab. Beide glänzten natürlich besonders in den Vokal-Harmonien und bedienten auch die Akustikgitarre, Todd gab dazu noch bei „Feet Of God“ ein Mundharmonika-Intermezzo.

Es sah zunächst aus, als wenn die neue Scheibe komplett runtergespielt würde. Stück 1-4 mit „Far And Fallen“, „All I Wanna Do“, „Feet Of God“ und „My Amends“ entsprachen exakt auch in der Reihenfolge dem Silberling, der natürlich im weiteren Verlauf mit weiteren Exponaten wie u. a. „Stars Will Guide Us“ dem lässign Schwofer “Hard Side Of Love“, „Speak At Last“ (schön sich im Verlauf des Liedes steigernd) und dem grandios gebrachten atmosphärischen Titelsong „Water And Sand“ zum Ende des Hauptteils, mit all seinen Facetten präsentiert wurde.

Aufgelockert wurde das Ganze durch ein paar Covernummern , dem starken „Gasoline & Matches“ von Buddy Miller, „Peace In The Valley“ (?) mit einem Staples Mandolinen-Solo zum Niederknien und Gillian Welchs „Miss Ohio“. Dazu ließ Todd noch das flockige „You & Me“ aus seinem eigenen Fundus (von „Broken“) springen. Die eingeforderte Zugabe stand dann nochmal im Zeichen von Kim Taylor. Die performte ihr „Days Like This“ unter Harmoniegesangs-Assistenz von Todd mit seinem typisch angenehmen Schmelz in der Stimme und Tom Julianos herrlich hallender E-Gitarre.

Fazit: Ein bewegender, fast 1 ½ Stunden währender Water And Sand-Auftritt, bei dem die musikalischen und vokalen Elemente perfekt ineinander griffen. Singer/Songwriter-Stoff der ganz großen Schule. Ein anspruchsvolles Projekt mit Zukunft. Großartig!

Line-up:
Kim Taylor (lead vocals, acoustic guitar)
Todd Thibaud (lead vocals, acoustic guitar, harp)
Thomas Juliano (electric guitar)
Sean Staples (mandolin, bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Water And Sand
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Karo Wesel

Jimmy Cornett And The Deadmen – 28.10.2016, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

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Peter Schepers ließ es wieder kräftig auf dem Auslöser seiner Kamera schep(p)ern.  „Das über drei Stunden währende Cornett-Konzert im Blue Notez war klasse und gut besucht.  Meine Highlights waren „Road To Heaven“, „Boogie Chillun“ und „Hoochie Coochie Man“. Der absolute Knaller war aber eine zehn-minütige Version von „The Highway Is My Home“. Jimmy im Wechselgesang mit dem Publikum, welches gar nicht genug bekam. Ein tolles Konzert. Im Gegensatz zum Vorjahr haben die Deadmen jetzt eine Drummerin“, so der ‚Westfalen-Shooter‘ in seinem Kurz-Fazit.

Bilder: Peter Schepers

Jimmy Cornett And The Deadmen
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Blue Notez Dortmund

Aaron Lewis – Sinner – CD-Review

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2012 wurde von Aaron Lewis, der sich bis dahin eigentlich, als Frontmann der Alternative Metal Band Staind, einen Namen gemacht hatte – das brachte ihm übrigens die Ehre ein, in der Liste der besten Metal-Sänger aller Zeiten auf Platz 49 geführt zu werden – eine feine Trennlinie gezogen, um sich, was seine anberaumte Solo-Karriere betrifft, voll und ganz auf Countrymusik zu konzentrieren.

Sein Longplayer-Debüt „The Road“ erreichte auch prompt einen Platz unter den Top 10 in den Billboard Country-Album-Charts. Jetzt, fast vier Jahre später (wo ist eigentlich die Zeit geblieben?), hat der wüst tätowierte, bärtige und wuchtig, sowie charismatisch wirkende Protagonist (so stelle ich mir rein äußerlich einen Parade-Redneck vor, eine typische Art von menschlichem Wesen, die man eigentlich immer nur zum Freund haben möchte…), genug eigenständiges neues Material kreiert, um mit „Sinner“ das nächste Country-Kapitel aufzuschlagen.

Aaron steigt in sein neues Werk sofort mit dem Titelsong „Sinner“ ein, direkt unter Beteiligung vom Duett-erprobten Hochkaräter Willie Nelson, der mit seiner kauzigen Stimme einen schönen Kontrast abgibt. Danach kommt mit „That Ain’t Country“ ein Klagelied auf die Authentizität des heutigen Liedguts im Genre. Kann man sehen, wie man will, Lewis fand die Songs der Altrecken halt ehrlicher und besser. Die instrumentelle Verarbeitung seiner Stücke ist demnach auch absolut in traditionellen Sphären angelegt. Steel, Dobro, Harp, Akustik- und E-Gitarren (absolute Klasse hier Bariton-Spezialist Brent Mason) geben den Ton an, gespielt natürlich nur von Klasse-Leuten (u. a. Ben Kitterman, Jim ‚Moose‘ Brown, Paul Franklin & Co.). Produziert hat in den berühmten Blackbird Studios mit Buddy Cannon eine weitere Koryphäe in diesem Bereich.

Als zusätzliche prominente Unterstützer sind Vince Gill, Dan Tyminski und Alison Krauss von Union Station mit dabei, Letztgenannte mit herrlichen Harmoniegesängen u. a. beim gelungenen Chris Stapelton-Cover „Whiskey And You“. Das Southern-rockige „Northern Redneck“ steht vermutlich noch im Zeichen der Zusammenarbeit vom Vorgänger mit Charlie Daniels. Ein typisches Lied, das auch auf jedes CDB-Album kompatibel wäre.

Und so ziehen sich die allesamt recht atmosphärisch, im Erzählstil gebrachten, durchgehend melodischen Tracks (bis auf zwei Ausnahmen alle von Aaron komponiert), in ihrer traditionell und fein performten Art, wie ein roter Faden bis zum Ende, durch das Album. Mir gefallen besonders Stücke wie „Mama“, „Stuck In These Shoes“ oder „I Lost It All“, dank der bereits angeführten Krauss-Harmoniegesänge. Am Ende darf dann Tochter Zoe Lewis mit ihrer The Loving Mary Band, das bereits mal von den Dixie Chicks gecorverte Bruce Robison-Stück „Travellin‘ Soldier“ präsentieren, Papa Aaron, singt diesmal nur als Zuarbeiter.

Als dezente Kritik möchte ich kurz vermerken, dass Lewis mir ein wenig zu viel depressive Stimmung in eigener Sache (Worte wie ‚demons‘, ‚damage‘, ‚darkness‘, ’sinner‘ usw. werden dazu gerne in den Texten verwendet) mit seinen musikalischen Proklamationen verbreitet. Im Prinzip sollte er heilfroh sein, ein erfolgreiches Dasein als Musiker fristen zu können.

Ich glaube, wenn bei ihm, 5 mal die Woche, wie bei mir, der Wecker um 04:23 Uhr (sowohl freiwillig, als auch gezwungener Maßen…) klingeln würde, um sich, nach dem Gang mit dem Hund, dann in den digital-dominierten, heutigen Büroalltag zu stürzen (inkl. zweier Fahrten durch das Baustellen-verzierte Ruhrgebiet), würden bei ihm aber die Dämonen erst recht und in noch viel längerer Schlange vor der Tür stehen! Ok, auch ich weiß, dass ich hier auf recht hohem Niveau jammere, ganz ganz vielen Menschen auf dieser Welt geht es trotzdem sicherlich deutlich schlechter auch als mir.

Fazit: Aaron Lewis zieht mit „Sinner“ seinen eingeschlagenen, auf traditionellen Country-Pfaden weilenden Stil, weiter konsequent fort. Charismatischer Gesang, klasse Gäste, exzellente Musiker und ein erfahrener Produzent sorgen für den Stoff, den Leute mit Wonne aufsaugen werden, die mit dem zeitgenössischen modernen New Country wenig am Hut haben, und mehr auf die gute alte Tage des Genres stehen oder, was ihren Musikgeschmack angeht, halt recht flexibel sind. Und, lieber Aaron, zu deiner Beruhigung: Du brauchst keine Buße tun, dass „Sinner“ sofort auf Platz 1 der Billboard Charts geschossen ist. Das hat der liebe Gott dir sicher schon längst auch so verziehen…

Dot Records (2016)
Stil: Country

01. Sinner (feat. Willie Nelson)
02. That Ain’t Country
03. Whiskey And You
04. Northern Redneck
05. Mama
06. Sunday Every Saturday Night
07. Lost And Lonely
08. Story Of My Life
09. Stuck In These Shoes
10. I Lost It All
11. Travelin‘ Soldier
15. Piece Of My Heart (feat. The Loving Mary Band)

Aaron Lewis
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Universal Music Group

J.P. Harris & The Tough Choices – 07.09.2016, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Die Kulturrampe in Krefeld hat sich mit ihrem breitgefächerten Spektrum an Konzertangeboten abseits des heute üblichen Mainstreams, zu einer, aus unserer Sicht, der besuchenswertesten  und auch förderungswürdigsten Locations in unserer Gegend entwickelt. Hierzu gehört bei der Auswahl der Acts ein gehöriges Maß an Fingerspitzengefühl und sicherlich auch teilweise ordentlich Mut. Dass dies leider noch lange nicht von allen Leuten so gesehen und honoriert wird, beklagte KR-Macher Pille Peerlings in seiner Ansage zum aktuell anstehenden Gig von J.P. Harris & The Tough Choices – zu Recht.

Auch im Falle dieser Combo um ihren, aus Montgomery, Alabama (berühmtes Zitat übrigens von Ronnie Van Zant über die Stadt: „Montgomery’s got the answer…“ mit dem er sich in Skynyrds oft missinterpretiertem „SHA“-Hit, eindeutig zur damaligen Rassenproblematik  positionierte), stammenden  Bandleader J.P. Harris,  beweist die Rampe erneut ihren Faible für außergewöhnliche Kost. Purer authentischer, absolut traditionell performter Country, gespielt von talentierten und kreativen jungen Burschen an einem Tag inmitten in der Arbeitswoche.

Immerhin knapp 50 Zuschauer zollten mit ihrem Besuch Wertschätzung für solch lobenswertes Engagement und ließen sich in den präsentierten Retro-Schunklern, Schwofern und Uptempoheulern, von flammendem Erzählgesang des Hauptprotagonisten, typischen Pedal Steel- und Telecaster-Soli-Gewittern, in Nashville-Stimmung versetzen und verwandelten die kleine Location in ein zwischen Honky Tonk und Dancehall wandelndes Ambiente.

Harris und seine Kumpanen stiegen mit „California Turnarounds“ ein und boten im weiteren Verlauf einen bunt gemischten Mix aus Stücken seiner beiden Alben „I’ll Keep Calling“ und „Home Is Where The Hurt Is“ (das Titelstück in herrlicher Waltz-Manier gespielt, weitere Tracks u. a. „Badly Bent“, Two For The Road“ aus dem Film „At Any Price“ mit Dennis Quaid“, „South Oklahoma“, etc.) sowie einem brandneuen Song „Hard Road“ (satter HT-Feger), und hierzulande mehr oder weniger bekannter Cover-Stücke von Genre-Einflussgrößen wie u. a. Red Simpson („Happy Travelin‘ Man“), Terry Allen („Amarillo Highway“) oder Waylon Jennings („Ain’t Living Long Like This“).

Als Markenzeichen des Quintetts erwiesen sich das charismatische Auftreten des bunt-tätowierten und mit einem, immens wild in Länge und Breite sprießenden Bartwuchs, bestückten Frontmannes, samt seines obligatorischen Gesangs, aber auch mannschafts-trächtigem Rhythmus-Gitarrenspiels, sowie die ständigen quirligen Duelle des meist introvertiert erscheinenden Pedal Steel-Players ‚Smokin‘ Brett Resnick und dem äußerst zart und zierlich wirkenden Lead-Gitarristen Mark Sloan, der auch Harmoniegesänge in fast femininen Sphären beisteuerte.

Zum Ende des Hauptteils gab es bei der furiosen Uptempo-Nummer „Gear Jammin‘ Daddy“ kein Halten mehr, dass selbst Resnick aus seiner Haut fuhr und sein Arbeitsgerät wild schüttelte. Die unweigerlichen Zugabeforderungen, des ebenfalls in Wallung geratenen Publikums wurde dann mit drei launigen Zugaben (u. a. Dave Dudleys „Six Days On The Road“ und Merle Haggards „Closing Time“) honoriert.

Fazit: Ein lohnenswerter und wunderbarer Abend, der selbst für einen Country-erprobten Menschen wie mich (ich zähle ja eigentlich aber eher zu den Liebhabern der moderneren Interpretation der Sparte) in dieser Form außergewöhnlich war.  J.P. Harris und seine Tough Choices konnten letztendlich auch mich (und natürlich SoS-Fotografen Gernot Mangold) überzeugen, haben meines Erachtens nach sogar, mit der Hinzunahme von Instrumenten wie Keyboards, Banjo oder Fiddle, weiteren optionalen Spielraum, um noch mehr Alarm zu bei ihren Live-Gigs zu veranstalten. Eine Wiederkehr im nächsten oder übernächsten Jahr wäre nicht nur aus diesem Grund begrüßenswert. Hat aber auch so erst Mal richtig Spaß gemacht!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

J.P. Harris & The Tough Choices
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Kulturrampe Krefeld

The Delta Saints – 12.07.2016, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Die Delta Saints begeistern in Krefeld! Zum Ende ihrer Europa-Tournee hatten sich die vier Jungs aus Nashville in der Kulturrampe gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen angesagt. Gernot und ich hatten uns für den letzten Gig ihres Aufenthaltes in unseren Breitengraden entschieden und sollten unser Kommen nicht bereuen, nachdem der Gig vom Vorabend in den sozialen Medien bereits in höchsten Tönen gelobt worden war.

Ich persönlich habe die Burschen, seit meinem schon etwas länger zurückliegenden Review zu ihrer EP „A Bird Called Angola„, ehrlich gesagt, etwas aus den Augen verloren, allerdings ihre allerseits angepriesene Weiterentwicklung schon zur Kenntnis genommen. Von daher, schön, dass jetzt die Gelegenheit da war, die Band mal persönlich live zu erleben.

Die Kulturrampe war auch bei der zweiten Auflage wieder sehr gut gefüllt, um 20:45 Uhr griff sich Pille Peerlings das Mikro für die Ansage und das Quartett, bestehend aus Frontmann Ben Ringel (lead vocals, guitars), den barfüßig agierenden Dylan Fitch (guitars, vocals) und David Supica (bass) sowie dem starken Drummer Vincent Williams, ließen mit „Chicago/Boogie“ direkt mal ihre Groove- und Jam-Qualitäten auflodern.

Für mich immer wieder faszinierend, welch großartige Reife und Spielkunst diesen doch recht jungen Typen aus den Staaten zu attestieren ist. Ok, irgendwo ist klar, wer aus Music City kommt und sich dort durchzusetzen weiß, der muss einfach was drauf haben.

Und so spielten sich die vier, unter Führung ihres burschikosen Leaders Ben Ringel (meist eine markant erscheinende Resonator-Gitarre bedienend), durch einen sehr abwechslungsreichen gestalteten und instrumentell anspruchsvollen Gig. Ringel und Fitch tauschten dabei zum Teil ihre Gitarren auch mal untereinander aus. Der diesmal fehlende Keyboarder wurde insgesamt eigentlich ganz gut kompensiert.

Über das dezent psychedelisch angehauchte „Momma“, zwei brandneue Stücke (u. a. „California“), das zeppelineske „Sometimes I Worry“ (klasse Slide-Solo) und dem shuffligen „Heavy Hammer“ ging es in einen eher akustisch dominierten Part über.

Hier performte Ringel das seiner Frau gewidmete „Out Of Sea“ sehr schön emotional im Alleingang und „Paradise“ zusammen mit Fitch, der hier die Resonator-Gitarre spielte und Ben auch vokal ergänzte. Klasse hier ebenfalls sein Slide-Solo. In diesem Fahrwind begann auch das megastarke Fleetwood Mac-Cover „The Chain“ (mit ein wenig unterschwelligem Neil Young-Flair in Szene gesetzt), bei dem Supica und Williams dann nach gewisser Zeit für eine starke Instrumentalpassage wieder dazu stießen. Toller Song!

Mit dem atmosphärischen „Butte La Rose“ und einem furiosen Stück, bei dem David Supica solierte und das am Ende so richtig abging (was für ein fetter Groove), kam schon die Zielgrade in Sicht. Das mit tollen Tempo- und Rhythmuswechseln bedachte „Deathletter Jubilee“ (dazwischen mit Acapella-umwobenen Gesangsbridge) beendete um 22:05 Uhr den tollen Hauptteil.

Die begeisterten Zuschauer ließen die Schutzpatronen des Deltas erst gar nicht von der Bühne und bekamen dann mit „Take Me Home“ noch eine Zugabe geboten, bei der Vincent Williams in seinem integrierten Drum-Solo (in einer Hand ein Tambourine schüttelnd und in der anderen mit dem Drumstick sein Arbeitsgerät gleichzeitig beackernd) mit eigenwilliger und anspruchsvoller Vorstellung glänzte. Das war’s, die Burschen hatten spielintensive Wochen hinter sich und waren sichtlich froh, den letzten Abend dann noch ein wenig unter den Leuten bei Bierchen und Smalltalk ausklingen lassen zu können.

Fazit: Ein tolles Konzert, das Spaß machte und allseits strahlende Gesichter hinterließ. Man darf sich schon jetzt wieder auf ihre hoffentlich stattfindende Rückkehr im nächsten Jahr freuen. Bis dann und gute Heimkehr, Delta Saints!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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