Soul Return – 22.06.2018, Musiekcentrum De Bosuil, Weert – Konzertbericht

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Arbeitsteilung in Sounds Of South. Während Gernot Mangold den Gig von Captain Ivory in der Krefelder Kulturrampe alleine ’schulterte‘, besuchten  Jörg Schneider (nach gerade fertiggestelltem, neuen Domizil, wieder richtig heiß auf Livemusik) und ich, die noch recht frisch formierte Band Soul Return im niederländischen Musiekzentrum De Bosuil in Weert.

Für mich war es nach dem VoltageAuftritt, der zweite Besuch, für Jörg, der das CD-Debüt des Quartetts vor geraumer Zeit begeistert reviewt hatte, die Premiere. Die Holländer sind in Sachen Livemusik ein Phänomen. Freier Eintritt an einem Freitag Abend (!), die Location, die, wie wir schon damals  sehen konnten, wird variabel den Begebenheiten angepasst.

Diesmal war der hintere Bereich zu einer Art kleinen Kneipe mit Bühne umgestaltet, von den perfekten Lichtverhältnissen samt stetig varierender Bühnenbeleuchtung und dem brillanten Sound ganz zu schweigen. Dazu noch die perfekt funktionierenden Bewirtungsstrukturen mit einem freundlichen Personal, das wirklich ‚auf Zack‘ ist.

Nur die Publikumspräsenz spielte leider nicht mit. Knapp etwas über 30 Zuschauer fanden sich zum Europa-Debüt der Kalifornier ein. Diese wurden aber mit einer grandiosen Show für ihr Kommen belohnt. Kellie Rucker, ihr kongenialer Partner JJ Holiday (bekannt auch durch die Imperial Crowns) und die songdienliche Rhythmusfraktion, bestehend aus Michael Barsimanto und Dal Martino (auch Mitglied der deutschen Band Nighthawks), spielten so furios, als wenn das ganze Musiekcentrum aus allen Nähten geplatzt wäre. Tolle Einstellung!

Kein Soul, wie es der Name vielleicht suggeriert, sondern herrlich knarziger Blues Rock mit viel Seele und Southern-Esprit war angesagt. Im Fokus stand natürlich das komplett durchgespielte, neue Werk. Die kleine zierliche Kellie Rucker erwies sich als umso größere schwergewichtigere Shouterin mit grandiosem Gesang, ähnlich veranlagten Interpretinnen wie Sass Jordan, Eve Selis oder Kim Carnes in Nichts nachstehend, dazu mit toller Harp-Performance (sie hatte ein Riesenarsenal an Plustergeräten in einem Klappkoffer vor sich liegen), die – zumindest mir geht es bei diesem Instrument so – auch trotz ständigen Einsatzes, nie zu nerven begann.

Dazu kam ihre kommunikative, mitnehmende Art, die in eine unterhaltsame Tanzperformance im Publikum, zu der sie sich einen der anwesenden Männer geschnappt hatte, beim launigen „Talk To Me“ mündete. Begeisternd auch die Gitarrenkünste von JJ Holiday, der mit allen Techniken vertraut ist und hier, besonders im Slide-Bereich, Maßstäbe setzte. Einfach klasse!

So vergingen die beiden Sets mit Highlight-Stücken wie dem balladesken „Life Of Crime“, den deltabluesigen „FYI/Walking Blues“ und „Throwin‘ And Fumblin'“, dem Las Vegas-gewidmeten Song „Va Va Voom“ (herrlich fetter Sound am Ende), den atmosphärischen „Kiss Me“ und „Had We Not“, dem unterhaltsamen, bereits erwähnten Talk To Me“ und dem live, als finaler Track, noch besser zur Geltung kommenden „If Walls Could Talk“, wie im Zeitraffer.

Bei der fälligen Zugabe, dem Elmore James-Klassiker „Shake Your Moneymaker“, hatten sich dann die anwesenden Zuschauer komplett vor der Bühne versammelt und rockten zusammen mit den Soul Return-Musikern den Gig stimmungsvoll zu Ende.

Ein – von der Besucherresonanz abgesehen – sehr gelungener Auftakt des spielfreudigen Quartetts, dass leider nicht bei uns, sondern nur in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Luxemburg zu sehen sein wird. Die äußerst sympathischen Kellie und JJ stellten aber eine Visite im nächsten Jahr in Aussicht. Jörg und ich traten schwer beeindruckt und froh über den guten ‚Riecher‘ die Rückreise in die heimischen Gefilde an. Bestnote für Soul Return!

Line-up:
Kellie Rucker (lead vocals, harp, percussion)
JJ Holiday (electric guitar, vocals)
Dal Martino (bass)
Michael Barsimanto (drums, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Soul Return – Same – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

„Soul Return“ ist das erste Album der gleichnamigen kalifornischen Band, bestehend aus der Sängerin und Mundharmonikaspielerin Kellie Rucker, dem Slide-Gitarristen JJ Holiday und dem Drummer Michael Barsimanto. Alle drei haben in der Vergangenheit, jeder für sich, bereits mit zahlreichen Größen aus dem Musikbusiness, wie zum Beispiel Bruce Springsteen, Bob Dylan, Keith Richards oder Andy Taylor zusammengearbeitet. Ergänzt werden die drei auf der CD durch den Bassisten Keith Karman.

Herausgekommen ist ein Album ganz in der musikalischen Tradition von Grateful Dead, Janis Joplin und Curtis Mayfield oder Howlin’ Wolf. Es ist die Rückkehr des California Soul, funky, groovy und teilweise auch ein wenig psychedelisch. Beherrscht wird das Werk von Kellie Ruckers prägnanter, rauer Stimme, die irgendwie an die Sangeskünste von Janis Joplin, mit Einflüssen von Macy Gray, erinnert, sowie dem einzigartigen rhythmischen Gitarrenspiel von JJ Holiday.

Gleich zu Beginn groovt es kraftvoll und mächtig mit „You’re Leavin‘ Me“. der Opener besticht direkt durch einen satten Bass, gepaart mit einem flotten Funk-Rhythmus und einem eingängigen Gitarrenriff im Refrain. Treibend geht es auch dann beim tranceartigen, zum Tanzen einladenden, „In The Meantime“ weiter. Der nächste Song „Life Of Crime“ ist ein fröhliches, eingängiges Soulstück mit schönen Einlagen von JJ Holiday an der Slidegitarre und Kellie Rucker an der Mundharmonika, die auch in „FYL“ einmal mehr ihre Qualitäten als Shouterin unter Beweis stellt.

Ihre an Janis Joplin erinnernde Stimme beherrscht ebenfalls das nachfolgende Stück „Only Love Can Save Us Now‘, ein schöner Country-angehauchter Blues, bei dem JJ Holiday erneut zeigt, was er an der Slidegitarre drauf hat. „Va Va Voom“ wiederum rockt so richtig, auch hier legt sich Kellie Rucker stimmlich wieder mächtig ins Zeug und lässt zwischendurch immer wieder Ihre Harp aufblitzen. Das fröhlich swingende „In America“ erinnert stilistisch stark an Songs von Lou Reed.

Die erste Verschnaufpause gibt es dann mit „Kiss Me“, ein Leidenschaft versprühendes, sinnliches Stück mit psychedelischem Mittelteil, in dem Kellies Stimme so verführerisch wie sonst nirgends auf der CD klingt. Das folgende „Throwin‘ And Fumblin’“ ist eine gelungene Interpretation des ähnlich lautenden Traditional „Rollin‘ And Tumblin’“ von Hambone Willie Newbern. In ruhigere Gewässer steuert die CD dann mit dem bluesig-melodiösen Stück „Had We Not“, das mit seinen Southern-Anleihen zum Träumen und Relaxen einlädt.

Auf das rhythmisch funkige „Talk To Me“ folgt dann als Abschluss der CD die einfühlsame Bluesballade „If These Walls Could Talk“, die Janis Joplin nicht besser hätte intonieren können und ihren Abschluss in einem vor Verzweifelung schreienden Gitarrenjam findet.

Insgesamt ist das Debüt von Soul Return eine wohltuend aus der Masse der Neuerscheinungen herausragende Scheibe, die von Anfang bis Ende einfach nur Spaß macht und die auch nach dem x-ten mal Hören nicht langweilig wird. Also, eine absolute Kaufempfehlung mit 5 Sternen.

Dixiefrog Records/H’art (2018)
Stil: Blues (Rock)

01. You’re Leavin‘ Me
02. In The Meantime
03. Life Of Crime
04. FYI
05. Only Love Can Save Us Now
06. Va Va Voom
07. In America
08. Kiss Me
09. Throwin‘ And Fumblin‘
10. Had We Not
11. Talk To Me
12. If These Walls Could Talk

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H’ART Musik-Vertrieb GmbH