Imperial Crowns – 28.10.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Nach dem Soul Return-Konzert im holländischen Weert vor einigen Monaten, hatte deren Gitarrist JJ Holiday dem Kollegen Jörg Schneider noch einen Gig im Musiktheater Piano von den Imperial Crowns nahegelegt, bei denen er auch als Mitglied beteiligt ist.

Jörg beschäftigte sich fortan mit der Band, war sofort Feuer und Flamme und besprach vor kurzem direkt auch deren Jubileums-Live-Album. Mir sagte die hier wohl auch durch einen Rockpalast-Auftritt bekannte und von Kultstatus umwehte Gruppe garnichts, da mir aber JJs Slide-lastiges E-Gitarrenspiel sehr gefiel, ließ ich mich dann zu einem Besuch im schönen Dortmunder Club überreden, auch wenn hiermit für mich in dieser Woche, das 4. Event innerhalb von sechs Tagen anstand. Und ein Blick über den berühmten Tellerrand kann ja manchmal nicht schaden.

Es war für die Kalifornier an diesem Sonntag-Abend der letzte Auftritt im Rahmen ihrer Europa-Tournee. Ein Film-Team hatte mit gleich fünf Kameras dick aufgefahren. Schade , dass mit nur knapp 100 Zuschauern der äußere Rahmen dadür etwas bescheiden ausfiel.

Auf die Minute um 20:00 Uhr legte das Quartett, bestehend aus dem mir, muss ich zu meiner Schande gestehen, bis dato ebenfalls nicht geläufigen Fronter Jimmie Wood, JJ Holiday, Billy Sullivan und James Carter standesgemäß mit „Preachin‘ The Blues“ mit ihrem treibenden Rhythm & Blues Rock los.

Allein schon das herrlich schrille Erscheinungsbild des mit einem purpur-roten, weit geöffneten Hemd aus Tüll mit Samtapplikationen, schwarzer Streifencordhose mit Schlag und quietschroten Schlangenleder-Stiefeletten bekleideten redseligen Fronters, seine geschminkten Augenpartien, die hauchdünnen Backenkoteletten, die tiefschwarz gefärbten Haare, ließen auf einen unterhaltsamen Abend schließen. Er erinnerte mich irgendwie in seiner Art an eine Mischung aus Iggy Pop, Alice Cooper und dem ebenfalls in LA ansässigen Little Caesar-Chef Ron Young.

Während der etwas müde wirkende JJ Holiday (wieder mit gewohnt viel Slide und quirligen Riffs im Picking-Stil), der elegant gekleidete James Carter und Billy Sullivan, routiniert und gekonnt, ihre instrumentellen Parts (mit dezenten Harmoniegesangsbeteiligungen) im Reich der Imperial Crowns verichteten, hatte natürlich der charismatische Wood mit seinen gepredigten Anekdoten, seinem energiegeladenen Gesang (immer wieder auch mit Voice-Effekten) und wüstem Harpspiel sowie seinem unbändigen Bewegungsdrang auf der Bühne, natürlich die Krone oben auf.

Die Band präsentierte, wie nicht anders zu erwarten, mit u. a. “Lil Death“, „The Calling“, „Soul Deep Freak“, “Love Blues”, dem grandios wirbelnden “Altar Of Love”,„Papa Lawd“, „Miss Aphrodite“, „Star Of The West“ und dem zum Schluss furios abgehenden ”Ramblin’ Woman Blues” viele Tracks aus dem oben angesprochenen Album.

Mein Lieblingsstück eines ansonsten rastlosen Abends, war der etwas ruhigere Schwofer „Liberate“ mit schönem JJ-Slide-Solo. Und ganz entsprechend dem Wesen des Fronters, wurde mit dem delta-bluesigen „Restless Soul“, die einzige Zugabe zum Besten gegeben.

Wood charakterisierte sich dabei selbst sehr treffend in der abschließenden Ansage als „I’m a man who’s just singin‘ and preachin‘ the Blues“. Passt Jimmie, wir werden dir auch weiterhin gerne gebannt zuhören…!

Line-up:
Jimmie Wood (lead vocals, harp, percussion)
JJ Holiday (electric guitar, slide guitar, percussion, vocals)
Billy Sullivan (drums)
James Carter (bass, vocals, percussion)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Imperial Crowns – 25 LIVE – CD Review

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Review: Jörg Schneider

Die hierzulande mit Kultstatus bedachten Imperial Crowns aus Los Angeles sind schon seit 25 Jahren im Geschäft und haben nun ihr Jubiläum dazu genutzt, ein ‚Best Of‘ aus all diesen Jahren zusammenzustellen. Man muss sich nur mal ihre Videoclips auf youtube ansehen, um zu sehen, mit welcher Energie und Spielfreude, sie das Publikum rocken. So ist es denn auch kein Wunder, dass auf der Jubiläums-Doppel-CD ausnahmslos Live-Mitschnitte enthalten sind, insgesamt 25 bärenstarke Songs aus den letzten 25 Jahren.

Die Kernbesetzung der Imperial Crowns sind der charismatische Frontmann, Sänger und Harpspieler Jimmie Wood, der Slide-Gitarrist JJ Holiday (dessen Talent an der Slidegitarre ich bereits bei einem Gig der kalifornischen Band Soul Return in Weert (NL) kennenlernen durfte) und Billy Sullivan an den drums. Das Trio kommt also, wie andere legendäre Bands auch (z. B. The Doors) ohne Bassisten klar. Bei ihren Live-Auftritten holen sie sich allerdings oft Gesangs- und Rhythmusverstärkung durch befreundete Musiker auf die Bühne.

Musikalisch passt die Band nicht wirklich in eine Schublade. Gekonnt werden Elemente des Blues und des Soul („Comin’ Fu Ya“) mit swampigem Rock & Roll („Big Love Generator“) vermischt, das Ganze teilweise psychedelisch angereichert, z. B. der im Stil von Captain Beefheart experimentell anmutende 12-Minuten-Klopper „Ramblin’ Woman Blues“.

Die erste CD jedenfalls startet mit dem wilden, southern-mässigen Stampfer „Altar Of Love“, der dem geneigten Hörer sofort klar macht, mit welchem Tempo es die nächsten zwei Stunden überwiegend weitergeht.

Unkonventionelle Gitarrenlicks gibt’s dann auf „Big Chief“ zu hören. Ganz anders das 1998’er-Stück „Blues Au Go Go“. Hier bestimmen flirrende Gitarrenriffs, Jimmie Woods punkiger Gesang und eine treibende Basslinie das Geschehen. Mitreißend auch die fetzige R&B-Nummer „Drop Down Mama“ mit einem minutenlangem furiosen Harp-Solo von Jimmie Wood.

Erst am Ende der ersten CD wird dem Zuhörer schließlich mit „Liberate“, einem schönen Slow Blues, eine kurze Verschnaufpause gegönnt, bevor es dann mit dem Opener der zweiten Scheibe „Lil’ Death“ wieder rockig-punkig weitergeht.

Auch die zweite Halbzeit der Konzertmitschnitte steht den ersten 13 Songs in nichts nach, weder in Drive und Abwechslung, noch in Spielfreude der Band und der Begleitmusiker. Seien es das stampfende „Love Blues“, das rockig straighte „Miss Aphrodite“ oder das Bass-getriebene Stück „The River“ – es wird rotzig-frech gerockt, was das Zeug hält, bis letztendlich der furiose Ritt durch die 25-jährige Bandgeschichte mit dem Southern-Blues „93 Blues“ zu Ende geht.

„25 LIVE“ ist eine tolle Doppel-CD einer hier bei uns leider noch viel zu unbekannten Band, was eigentlich wundert, zumal alle drei Protagonisten schon mit vielen Größen auch dem Rock-Biz wie z. B. Bruce Springsteen, den Blues Brothers, Etta James, Keith Richards und Mick Taylor aufgetreten sind.

Wer die „Imperial Crowns“ mal live erleben möchte, hat jetzt noch Gelegenheit dazu, im Oktober gibt es noch einige Termine in Deutschland (u. a. im Musiktheater Piano – wir werden berichten). Ein Besuch ist dringend angeraten!

H’ART Musikvertrieb GmbH (2018)
Stil: Blues/Rock/Rhythm & Blues/Alternative Rock

Tracks CD 1:
01. Altar Of Love
02. Big Boy
03. Big Chief
04. Big Love Generator
05. Blues Au Go Go
06. Blues Look Whatcha Done
07. Comin’ Fu Ya
08. Diamond Cane
09. Drop Down Mama
10. Hunt You Down
11. Gotta Right
12. Mr. Jinx
13. Liberate

Tracks CD 2:
01. Lil’ Death
02. Love Blues
03. Love T.K.O.
04. Miss Aphrodite
05. Papa Lawd
06. Ramblin’ Woman Blues
07. Restless Soul
08. Soul Deep Freak
09. Star Of The West
10. The Calling
11. The River
12. 93 Blues

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Soul Return – 22.06.2018, Musiekcentrum De Bosuil, Weert – Konzertbericht

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Arbeitsteilung in Sounds Of South. Während Gernot Mangold den Gig von Captain Ivory in der Krefelder Kulturrampe alleine ’schulterte‘, besuchten  Jörg Schneider (nach gerade fertiggestelltem, neuen Domizil, wieder richtig heiß auf Livemusik) und ich, die noch recht frisch formierte Band Soul Return im niederländischen Musiekzentrum De Bosuil in Weert.

Für mich war es nach dem VoltageAuftritt, der zweite Besuch, für Jörg, der das CD-Debüt des Quartetts vor geraumer Zeit begeistert reviewt hatte, die Premiere. Die Holländer sind in Sachen Livemusik ein Phänomen. Freier Eintritt an einem Freitag Abend (!), die Location, die, wie wir schon damals  sehen konnten, wird variabel den Begebenheiten angepasst.

Diesmal war der hintere Bereich zu einer Art kleinen Kneipe mit Bühne umgestaltet, von den perfekten Lichtverhältnissen samt stetig varierender Bühnenbeleuchtung und dem brillanten Sound ganz zu schweigen. Dazu noch die perfekt funktionierenden Bewirtungsstrukturen mit einem freundlichen Personal, das wirklich ‚auf Zack‘ ist.

Nur die Publikumspräsenz spielte leider nicht mit. Knapp etwas über 30 Zuschauer fanden sich zum Europa-Debüt der Kalifornier ein. Diese wurden aber mit einer grandiosen Show für ihr Kommen belohnt. Kellie Rucker, ihr kongenialer Partner JJ Holiday (bekannt auch durch die Imperial Crowns) und die songdienliche Rhythmusfraktion, bestehend aus Michael Barsimanto und Dal Martino (auch Mitglied der deutschen Band Nighthawks), spielten so furios, als wenn das ganze Musiekcentrum aus allen Nähten geplatzt wäre. Tolle Einstellung!

Kein Soul, wie es der Name vielleicht suggeriert, sondern herrlich knarziger Blues Rock mit viel Seele und Southern-Esprit war angesagt. Im Fokus stand natürlich das komplett durchgespielte, neue Werk. Die kleine zierliche Kellie Rucker erwies sich als umso größere schwergewichtigere Shouterin mit grandiosem Gesang, ähnlich veranlagten Interpretinnen wie Sass Jordan, Eve Selis oder Kim Carnes in Nichts nachstehend, dazu mit toller Harp-Performance (sie hatte ein Riesenarsenal an Plustergeräten in einem Klappkoffer vor sich liegen), die – zumindest mir geht es bei diesem Instrument so – auch trotz ständigen Einsatzes, nie zu nerven begann.

Dazu kam ihre kommunikative, mitnehmende Art, die in eine unterhaltsame Tanzperformance im Publikum, zu der sie sich einen der anwesenden Männer geschnappt hatte, beim launigen „Talk To Me“ mündete. Begeisternd auch die Gitarrenkünste von JJ Holiday, der mit allen Techniken vertraut ist und hier, besonders im Slide-Bereich, Maßstäbe setzte. Einfach klasse!

So vergingen die beiden Sets mit Highlight-Stücken wie dem balladesken „Life Of Crime“, den deltabluesigen „FYI/Walking Blues“ und „Throwin‘ And Fumblin'“, dem Las Vegas-gewidmeten Song „Va Va Voom“ (herrlich fetter Sound am Ende), den atmosphärischen „Kiss Me“ und „Had We Not“, dem unterhaltsamen, bereits erwähnten Talk To Me“ und dem live, als finaler Track, noch besser zur Geltung kommenden „If Walls Could Talk“, wie im Zeitraffer.

Bei der fälligen Zugabe, dem Elmore James-Klassiker „Shake Your Moneymaker“, hatten sich dann die anwesenden Zuschauer komplett vor der Bühne versammelt und rockten zusammen mit den Soul Return-Musikern den Gig stimmungsvoll zu Ende.

Ein – von der Besucherresonanz abgesehen – sehr gelungener Auftakt des spielfreudigen Quartetts, dass leider nicht bei uns, sondern nur in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Luxemburg zu sehen sein wird. Die äußerst sympathischen Kellie und JJ stellten aber eine Visite im nächsten Jahr in Aussicht. Jörg und ich traten schwer beeindruckt und froh über den guten ‚Riecher‘ die Rückreise in die heimischen Gefilde an. Bestnote für Soul Return!

Line-up:
Kellie Rucker (lead vocals, harp, percussion)
JJ Holiday (electric guitar, vocals)
Dal Martino (bass)
Michael Barsimanto (drums, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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