Rett Smith – A Weighted Remorse – Album-Review

Review: Michael Segets

Bevor sich Rett Smith der Musik zuwendete, machte er im Skisport Karriere. Nach dem verletzungsbedingten Ende seiner leistungssportlichen Ambitionen veröffentlichte er ein paar EPs, bevor er 2020 seinen ersten Longplayer „Giving Up On Quitting“ herausbrachte. Er sieht seine musikalischen Wurzeln im klassischen Country. In der Presse wurde seine Musik als Kombination von Nick Cave und texanischen Songwritern beschrieben.

Die Mischung erscheint interessant und ich dachte, dass sein Stil in Richtung Gunner & Smith geht. Lose Verbindungen sind da vielleicht auszumachen, aber wie das mit Erwartungen so ist, werden sie oft nicht erfüllt. Die angeführten Bezüge zum Country oder den schwerpunktmäßig auf SoS vertreten Stilen scheinen auf „A Weighted Remorse“ jedenfalls nicht durch. Nach dem ersten Reinhören wanderte das Album also erst einmal nach unten auf der To-Do-Liste, um ihm mit etwas Abstand eine zweite Chance zu geben.

Wenn man sich auf die Spielart des Alternative Rock, wo ich „A Weighted Remorse“ einordnen würde, einlässt, kann man dem Longplayer eine durchgängige Atmosphäre nicht absprechen. Diese ist düster bis tiefschwarz. Dunkle Gitarrenriffs prägen den Sound. Vor allem bei dem Opener „7 Trains“ zeigt Smith, dass er das Instrument beherrscht. Die folgenden Tracks „Sunsets“ und „Pay The Piper“ sind ähnlich angelegt, bieten aber weniger Facetten in der Ausgestaltung.

Smiths Stimme wird durch Hall und leichte technische Verzerrungen modifiziert. Dies ist mal interessant, aber in der Häufung wirkt es eher monoton und führt dazu, dass die Tracks kaum zu unterscheiden sind. Erst durch das Duett mit Jessica Lea Mayfield auf „Cabin Song“ folgt eine willkommene Unterbrechung.

Danach geht es wie am Anfang des Albums weiter. „Beachwood“, „Blue Skies Ahead“, „4AM Go-Round“ sowie „Stop Signs” sind durch einen wuchtigen, mit Gitarren erzeugten Klangteppich und den tendenziell im Hintergrund stehenden Gesang geprägt. Die einzelnen Tracks. die jeweils unter drei Minuten bleiben, sind im Nachhinein schwer zu auseinander zu halten. Melodien, die sich einprägen, findet man dort kaum. Etwas differenzierter erscheint das abschließende „East Broadway Dash“, das bereits ausgekoppelt wurde.

Rett Smith legt mit „A Weighted Remorse” ein schweres, nicht leicht zugängliches Werk vor. Als Album wirkt es eher gleichförmig und anstrengend. Mir genügt es, einzelne Songs herauszupicken. Das wären neben dem Auftakt „7 Trains“ und dem Abschluss „East Broadway Dash“ das Duett „Cabin Song“ mit Jessica Lea Mayfield.

Im Oktober startet Rett Smith seine erste Europa-Tour, bei der auch einige Konzerte in Deutschland vorgesehen sind.

Imperial/Republic Records (2024)
Stil: Alternative Rock

Tracks:
01. 7 Trains
02. Sunsets
03. Pay The Piper
04. Cabin Song
05. Beachwood
06. Blue Skies Ahead
07. 4AM Go-Round
08. Stop Signs
09. East Broadway Dash

Rett Smith
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Imperial Records
Rola Music

Bones Owens – Love Out Of Lemons – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

“Energetic rock very typical of my live show” lautet die Beschreibung von Bones Owens für “Love Out Of Lemons”. Der US-Gitarrist, Sänger und Songschreiber macht mit dem neuen Album dort weiter, wo die Erfolgsgeschichte seiner Solo-Karriere mit dem Debüt 2021 ihren Ausgangspunkt nahm. Owens, der ursprünglich aus Missouri stammt und seit fast 20 Jahren in Nashville lebt, war lange Zeit als Studio- und Touring-Gitarrist u. a. für Bon Jovi und Carrie Underwood unterwegs. Das Album “Trial By Fire” von Rapper Yelawolf brachte Bones Owens Co-Writing und seine Guitar-Fähigkeiten 2017 in die Chart-Platzierungen.

Nach der Americana-EP “Eighteen Wheeler” (2023) bringt die erfrischende 2. Studio-Scheibe nun Punk-Blues, Indie-Rock und Alternative Country Tracks mit bluesigen Anteilen in verschiedenen Schattierungen. Der Titelsong gibt der Platte dabei den perfekten Einstand. Electric- und Alt-Roots Rock mit harten Riffs dominieren auch die massiv rockenden Titel “Devil Gonna Getcha” und „For Keeps”.

Die Zeit der 2-Minuten-Songs, wie beim Debut-Album, scheint überwiegend jedoch der Vergangenheit anzugehören: das rasant rockige “Got It On” überspringt mit dem coolen Groove spielend die 3-Minuten Marke und auch der schrille Guitar- Slow-Rock “Summer Skin” überbietet großzügig rund 270 Sekunden. Zusammen mit “Sinking Like A Stone” verkörpern die Titel den weicheren etwas melancholischen Teil des Albums. Alice In Chains Eindrücke bleiben bei “Born Again” nicht außen vor und gestalten mit ebenso starken Riff-Gebilden das folgende “Goin‘ Back Where I Came From“ in Richtung ZZ Top und Joe Walsh-Gitarren.

Der heavy-hitting electric Blues-Rock Song “Don’t Hold Out On Me” bleibt, wie selbstverständlich in Erinnerung und “Higher Than I Wanna Be” bringt soulige mid-tempo Nuancen eines Stevie Winwood-Arrangements in die Produktion. Produziert wurde “Love Out Of Lemons” wieder von Paul Moak, der gemeinsam mit Bones Owens und Drummer Julian Dorio (u. a. Eagles Of Death Metal) die Einspielung meisterte. Die zärtlich, kratzige Stimme von Owens war auch beim 11., abschließenden Titel “You (Some More)” neben dem folkig-rockigen Gitarrenklängen für eine fast The Byrds und Fleet Foxes nahestehende, soundige Atmosphäre verantwortlich und hinterlässt den nostalgischen Retro-Rock in schöner Oldie-Stimmung.

Und so ist “Love Out Of Lemons” in erster Linie “very much a rock and roll Album”, wie Bones Owens die emotionale Intensität der Aufnahmen noch mal zusammenfasst. Den leidenschaftlichen Harley-Fan und seinen “drivin down the road”-Soundtrack kann man im September als Support der Southern Rock-Größen Blackberry Smoke bei vier Terminen auch in Deutschland live sehen.

Black Ranch Records/Thirty Tigers (2024)
Stil: Country, Alternative Rock

Tracks:
01. Love Out Of Lemons
02. Devil Gonna Getcha
03. For Keeps
04. Get It On
05. Summer Skin
06. Sinking Like A Stone
07. Born Again
08. Goin‘ Back Where I Came From
09. Don’t Hold Out On Me
10. Higher Than I Wanna Be
11. You (Some More)

Bones Owens
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Oktober Promotion

The Bad Ends – The Power And The Glory – CD-Review

Review: Michael Segets

„The Power And The Glory” versetzt mich in die Zeit zurück, als ich noch vor Kraft strotzte und die Wege zum Ruhm noch offen standen – also in die achtziger Jahre. Seit dieser Dekade sind Mike Mantione (Five Eight) und Bill Berry (R.E.M.) musikalisch aktiv. Die beiden altgedienten Musiker haben sich ihre Energie erhalten und sind zu einiger Bekanntheit gelangt. Sie bilden den Kern der neu formierten The Bad Ends, bei denen ebenfalls Dave Domizi, Geoff Melkonian und Christian Lopez mit der von der Partie sind.

The Bad Ends lassen den Alternative Rock wieder aufleben und erinnern so an die frühe Phase von R.E.M. Dabei zeigt die Band, die ihren Stammsitz in Athens, Georgia, hat, eine große Bandbreite zwischen krachenden Rocknummern und folkinspirierten Balladen. Wie es im Independent-Bereich oft üblich ist, bedienen sich auch The Bad Ends bei unterschiedlichen musikalischen Elementen und bauen diese in ihre Songs ein. Insgesamt prägt eine düstere Atmosphäre den Longplayer. Wie die Titel der Einzelbeiträge schon vermuten lässt, verströmen auch die Texte, die überwiegend von Mantione verfasst wurden, keinen freudestrahlenden Optimismus.

Rockstücke und langsamere Vertreter halten sich die Waage. Das auf dem Album mittig platzierte, instrumentelle „Ode To Jose“, bei dem eine Sitar zu hören ist, bildet quasi eine Zäsur. Davor sind mit „Mile Marker 29“, „Thanksgiving 1915“ und „All Your Friends Are Dying“ drei typische Alternative Rocker versammelt. Der letztgenannte Track wurde als erste Single veröffentlicht. Hinsichtlich der Radiotauglichkeit sicherlich die richtige Wahl. Aber auch die anderen beiden sind runde Songs geworden, die ein paar Unwuchten aufweisen und so ihren Independent-Charakter deutlicher offenbaren.

Zwischen diese schnelleren Nummern ist die dunkle, stimmungsvolle Ballade „Left To Be Found“ eingestreut. Erst in der zweiten Hälfte des Longplayers finden sich weitere Stücke mit reduziertem Tempo. Unter diesen ist das folkige „Little Black Cloud“ das eingängigste. Das verhalten einsteigende „Honestly“ nimmt in seinem Verlauf an Volumen zu, welches vor allem durch verzerrte Gitarren sowie einem kräftigen Backgroundgesang erzeugt wird. Die Grundanlage des getragenen „New York Murder Suicide“ wirkt zunächst schmalzig, der Text und Details beim Arrangement konterkarieren allerdings diesen ersten Eindruck.

Mantione zeigt auf der Scheibe beeindruckende Facetten seines Gesangs. Zur Hochform läuft er beim psychodelisch angehauchten Cowpunk „The Ballad Of Santan’s Bride“ auf. Der originelle Song stellt für mich das überraschende Highlight des Albums dar.

The Bad Ends besinnen sich auf die Ursprünge des Alternative Rocks und legen sich mit ihrem Erstling mächtig ins Zeug. Abwechslungsreich, mit großer Spiel- und Experimentierfreude atmet „The Power And The Glory“ den Geist der Independent-Music. Ob sie den Zeitgeist trifft und entsprechende Absatzzahlen erzielt, sei dahingestellt. Künstlerischer Verdienst und Ruhm misst sich ja nicht ausschließlich am kommerziellen Erfolg – oder sollte dies zumindest nicht tun.

New West Records – Redeye/Bertus (2023)
Stil: Alternative Rock

Tracks:
01. Mile Marker 29
02. All Your Friends Are Dying
03. Left To Be Found
04. Thanksgiving 1915
05. Ode To Jose
06. The Ballad Of Satan’s Bride
07. Little Black Cloud
08. Honestly
09. New York Murder Suicide

The Bad Ends
New West Records
Redeye Worldwide
Bertus

When Rivers Meet – We Fly Free – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Das britische Newcomer-Ehepaar Grace und Aaron Bond ist erst seit 2019 im Geschäft und hatte bereits im letzten Jahr mit ihrem Kurzwerk EP „The Uprising EP“ in der heimischen Blues-Szene für mächtig Wirbel gesorgt, so dass bereits im Mai 2020 eine weitere EP mit dem Titel „Innocence Of Youth“ folgte. Und nun erscheint ihr erstes „komplettes“ Debüt-Album „We Fly Free“.

Im Vergleich zu den beiden Vorgängern hinterlässt die neue Scheibe einen über weite Strecken eher düstereren Klangeindruck, wobei die Vorliebe der beiden zu klassischem Rock eindeutig zum Vorschein kommt. Mit ihrer klaren Alt-Stimme setzt Grace Bond im Leadgesang immer wieder wirkungsvolle Kontraste zu den ansonsten oftmals mächtigen Gitarrenriffs, die ihr Mann Aaron an der Leadgitarre, unterstützt von Adam Bowers am Bass, hervorzaubert.

Er selbst hält sich dabei gesanglich zurück und ist nur auf wenigen Stücken als Leadsänger zu hören (z. B. „Take Me To The River“). Graces wundervolle Lead-Stimme kommt am besten in den etwas ruhigeren, nicht so bombastisch klingenden Tracks, bzw. Passagen zur Geltung. „I’d Have Fallen“, ein ruhiger Song mit nachdenklich stimmenden Lyrics und Violinenunterstützung ist so ein Beispiel dafür oder auch das ruhige „I Will Fight“ mit bluesigem Slidegitarrenintro, Harmoniegesängen und rhythmusstiftendem Klavierspiel im Hintergrund.

Auch in „Friend Of Mine“ kann Grace ihr Sangeskünste und stimmliche Bandbreite eindrucksvoll unter Beweis stellten. Es ist ein eher in die traditionelle Richtung weisender Blues mit Cigarbox- und Slidegitarreneinlagen. Dies sind auch die mit Abstand gelungensten Nummern auf der Scheibe.

Ansonsten rockt die Scheibe mächtig und die zahlreichen Slidegitarrenriffs verleihen den Songs eine besondere Note, z. B. in „Did I Break The Law“ (fetter Bass und energiegeladener Rhythmus), im schweißtreibenden „Battleground“, in „Kissing The Sky“ (Slide-Mandoline und Hammondorgel im Stil der 70’er Jahre) oder auch in dem Rocker „Take Me To the River“. Melodiös-gemächlich startet „Bound For Nowhere“ und wechselt sich im weiteren Verlauf immer wieder mit temporeichen Passagen ab.

Nach eigenem Bekunden liebt das Ehepaar Bond Harmoniegesänge, beispielsweise zu hören in „Walking On The Wire“ oder dem gefühlvollen und zum Träumen einladenden Akustik-Gitarren-Blues „Bury My Body“. Neben dem langsam daher rollenden „Breaker of Chains“ mit Americana-Attitude ist dies auch der wirklich einzige Song auf der Scheibe, der sich klar dem Blues zuordnen lässt.

Mit dem Titelsong „We Fly Free“ findet das Album dann nach gut 40 Minuten einen rockigen Abschluss. Ein fetziges Schlagzeugintro, Graces Gesang kombiniert mit unterschiedliche Tempi erzeugen Spannung und Kontraste, die es noch einmal richtig hoch her gehen lassen.

Bemerkenswert an dem Werk ist, dass Grace Bond mit einer Slide-Resonator-Mandoline und einer Violine für zusätzliche, ungewöhnliche Akzente sorgt. Schade nur, dass Hammond-Orgel, Klavier und Slide-Mandoline angesichts der mächtigen Gitarrenriffs oftmals übertönt werden und dadurch unnötigerweise in den Hintergrund treten. Da wird aus meiner Sicht viel Potential verschenkt. Trotzdem sorgt alles zusammengenommen für einen fetten Sound mit Alleinstellungsmerkmal.

Insgesamt gesehen ist das Album wohl eher dem Rock/Alternative Rock mit bluesigen Einflüssen zuzurechnen. In die Schublade „Blues“ passt die Scheibe nicht so wirklich hinein. Trotzdem oder gerade auch deshalb ist das Teil sicherlich für Leute interessant, die deftigere Töne bevorzugen.

One Road Records (2020)
Stil: Rock/Alternative Rock/Blues

Tracklist:
01. Did I Break The Law
02. Bound For Nowhere
03. Walking On The Wire
04. I’d Have Fallen
05. Battleground
06. Kissing The Sky
07. Breaker Of Chains
08. I Will Fight
09. Bury My Body
10. Take Me To The River
11. Friend Of Mine
12. We Fly Free

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Another Dimension

Curse Of Lono – 4am And Counting – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Als Curse Of Lono vor einigen Wochen mehrere Support-Termine absolvierten und mit Samantha Fish im Musiktheater Piano vom Publikum gefeiert wurden, hatte SoS bereits kurz berichtet (25/05/2019). Dieser Konzert-Beitrag hätte aber mit Blick auf das nun vorliegende „Live“-Album einiges vorweggenommen und die Band nur in den Kontext einer anderen musikalischen Richtung (Blues) gestellt.

Dass die neue Scheibe „4am And Counting“ ausschließlich schon veröffentlichtes Material und einen Cover-Song enthält, beweist die kreative Vielseitigkeit der Sound-prägenden Tracks des Longplayers. Alle Stücke wurden neu arrangiert und im Studio live mit Produzent Liam Watson (u.a. White Stripes, The Stranglers) analog eingespielt.

Überhaupt gewinnen die Songs durch den Einsatz von BJ Cole (Pedal-Steel) und Nick Reynold (Harmonica) als Gastmusiker wesentlich an Substanz und Ausdruckskraft und verleihen der Combo einen weiterhin hohen Wiedererkennungseffekt. Der eigene Anspruch an die Schönheit der Melodie und die sprachliche Qualität der Texte werden in ein filigranes Gesamtkunstwerk überführt, das die Ausstrahlung von Curse Of Lono auch beim Konzert im Dortmunder Piano für jeden spürbar erkennen ließ.

Neben Felix Bechtolsheimer (Gesang und Gitarre) agieren Joe Hazell (Lead-Gitarre), Dani Ruez Hernandez (Keyboard), Charis Anderson (Bass) und Neil Findley (Schlagzeug) als beinahe magische Gemeinschaft mit überzeugender musikalischer Eindringlichkeit.

Diese Magie vermittelt bereits das erste Stück des Albums „Tell Me About Your Love“, ein feiner, ruhiger Song, ein warmer Gesangsstil, ein geschliffenes Dobro-Solo, vergleichbar der gehobenen Klasse der kanadischen Cowboy Junkies. „I’d Start A War For You“ erfreut in gleicher, eleganter „Handschrift“, ein gepflegter Mid-Tempo-Track mit relaxter E-Gitarre und unverkennbar passendem Gesangspart, eine Anspielung auf die frühen Dire Straits.

Ein weiteres Highlight folgt unmittelbar in Form von „Welcome Home“, einer bluesigen Nummer, wobei die jederzeit präsente Solo-Gitarre durch den leichten Harmonica-Sound wirkungsvoll abgelöst wird. Der immer wieder beeindruckende Track „Blackout Fever“, im Bass-lastigen Rhythmus und Harmonie-Gesangs-Stil, ist eine schöne und gefühlvolle Variante aus dem Album „As I Fell“, vielleicht eine Hommage an den ewigen Lou Reed und Velvet Underground.

Dass sogar „fremde“ Stücke den typischen Curse Of Lono-Cinematic Rock bereichern können, zeigt „Goin‘ Out West“ von Tom Waits, das sein eigenes Flair entwickelt und sich hinter dem Original nicht verstecken muss. Ebenso wird „The Affair“ manche an die starken Texte und den sanften Gesang eines Leonard Cohen erinnern, der in diesem ganz persönlichen Format würdig von Felix Bechtholsheimer interpretiert wird.

Auch die vorliegende Version von „Valentine“ besticht im neuen Kleid durch makellose Harmonie-Vocals und eine prägende E-Gitarre, schon jetzt ein Klassiker für jedes Konzert. Dies gilt gleichermaßen für das mitreißende „Way To Mars“, eine Art Soundtrack für einen imaginären Film, der im Story-Telling einen Touch von Bob Dylan offenbart. Diese Qualität setzt sich in „London Rain“, im Stil eines britischen Indie-Folk-Stückes fort, das mit leichter Verneigung Einflüsse der Doors freudig aufnimmt.

Als Kontrast bieten Curse Of Lono danach den weichen, mehrstimmigen Country-Song „Pick Up The Pieces“ an, dessen softe Solo-Rock-Gitarre die ohnehin akustische Wirkung verstärkt. Auch der letzte Titel „Don’t Look Down“, ursprünglich von der LP „Severed“ (2017), hinterlässt durch seinen schwebenden Rhythmus und die anhaltende Intensität als Abschlusstrack einen bleibenden Live-Eindruck.

Curse Of Lono sind weiter gereift und haben auf Tourneen mit Chuck Prophet und Steve Earle wesentlich an Erfahrung gewonnen. Das Album „4am And Counting“ ist ein frühes Meisterwerk einer noch jungen Formation; eine Auswahl individueller, kleiner Songperlen mit Gänsehaut-Live-Charakter. Es ist mehr als nur die Neuaufnahme alter Titel, es ist ein Studio-Konzert, das den Hörer immer wieder vor die Wahl stellt, für eines seiner Lieblingsstücke die Repeat-Taste zu drücken.

Submarine Cat Records (2019)
Stil: Americana, Alternative Rock, Cinematic Rock

Tracklist:
01. Tell Me About Your Love
02. I’d Start A War For You
03. Welcome Home
04. Blackout Fever
05. Goin‘ Out West
06. The Affair
07. Vakentine
08. Way To Mars
09. London Rain
10. Pick Up The Pieces
11. Don’t Look Down

Curse Of Lono
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Hollis Brown – Ozone Park – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Die Motive des Albumcovers sind schon eindeutige Hinweise dafür, in welche Richtung die musikalische Reise auf diesem Longplayer gehen könnte. Ein wohlklingender und bunter Stilmix aus US-Rocksounds der vielfältigen 60er und 70er erwartet einen hier. Das klingt nach überbordendem Retro-Charakter, ist jedoch ein heißer Anwärter auf eines der besten Alben des Jahres.

Dabei haben sich Hollis Brown auch bei ihrem Bandnamen von einem Song der 1960er Jahre inspirieren lassen; dem unverwüstlichen Folk-Track „The Ballad of Hollis Brown“ von Bob Dylan (1964). Die vier Bandmitglieder aus dem New Yorker Stadtbezirk Queens sind schon seit zehn Jahren in der Musikszene aktiv und verweisen nun mit dem Album „Ozone Park“ auf ihre urbanen Wurzeln und den gleichnamigen Stadtpark in ihrer Gegend.

Die bisherigen fünf Studioalben sind alle einfallsreiche „Kreationen“ – dies gilt auch für das komplexe Coverwerk „Gets Loaded“ von 2014, als sie nach einem Tribut Konzert zu Ehren von Lou Reed und Velvet Underground den LP-Klassiker „Loaded“ neu einspielten.

„Ozone Park“ beginnt abwechslungsreich mit ansteckenden Americana- und Indie-Folk-Passagen, die bei „She Don’t Love Me Now“ ihren Höhepunkt erreichen. Schon nach den ersten Tracks dürften Fans von Kurt Vile oder der schwedischen Aufsteiger-Combo Jetbone voll auf ihre Kosten kommen. Leichter Summer-Esprit im modernen Maroon 5-Gewand wird dann noch durch „Stubborn Man“ weiterverfolgt.

Es gibt viele kleine musikalische Elemente und Puzzlestücke, die das Album ausmachen und die man teilweise erst beim mehrfachen Hören entdeckt. Und obwohl die Heimat der bekennenden 60er und 70er-Jahrzehnte Musikfans die Ostküste der USA ist, so kann man doch auch vielfältige Eagles-California-Sound bzw. West Coast-Einflüsse aufspüren.

„Do Me Right“ erschafft eine erfrischende und zugleich melancholische Atmosphäre wie sie zuletzt z.B. The War On Drugs auf „A Deeper Understanding“ (2017) vollbringen konnten. Aus dem melodischen 80’s-tinged Gitarren-Rock geht es über zum psychedelisch austarierten Klangkunstwerk „After The Fire“, das in seinen knapp 90 Sekunden bestens dafür geeignet ist, um die ersten vier hervorragenden Stücke des Albums gehaltvoll auf sich wirken zu lassen.

„Forever In Me“ ist tiefsinnig gestaltet und „Someday Soon“ windet sich sehnsuchtsvoll in Wilco’scher Gelassenheit. „The Way She Does It“ ist in seiner harmonischen Ausstrahlung einfach grenzenlos ansteckend, wird aber ohrenbetäubend vom Garage-Rock-lastigen „Bad Mistakes“ im Black Keys-Stil abgelöst.

„Ozone Park“ von Hollis Brown“ ist eines der kreativsten und lebendigsten Alben 2019. Eine farbenfrohe Klangpallette aus 60’s-80’s Rock und spielfreudigen Elementen macht diese LP zu einer der großen Überraschungen in diesem Jahr. Und um es mit dem letzten Song der Scheibe auf den Punkt zu bringen: „Go For It“. Nimmt das Album in eure Sommer-Playlist auf!

Provogue (Mascot Label Group) (2019)
Stil: Americana, Roots-Rock, Alternative Rock

01. Blood From A Stone
02. Stubborn Man
03. She Don’t Love Me Now
04. Do Me Right
05. After The Fire
06. Fovever In Me
07. Someday Soon
08. The Way She Does It
09. Bad Mistakes
10. Go For It

Hollis Brown
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The Long Ryders – Psychedelic Country Soul – CD-Review

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Review: Michael Segets

The Long Ryders haben es geschafft, sich innerhalb von fünf Jahren Kultstatus zu erspielen. Mit ihrem progressiven Sound, der zwischen Rock und Country changiert sowie Psychedelic-, Punk- und Garage-Elemente aufnimmt, gelten sie als Vorreiter des Alternativ Country. Wie beispielsweise Green on Red zählen sie zu den Vertretern des kalifornischen Paisley Underground. The Long Ryders orientierten sich aber stärker an den Byrds. Gene Clark wirkte dann auch auf ihrem Debüt „10-5-60“ (1983) mit.

Nach der Bandauflösung im Jahr 1987 fand sich die Band zwar noch sporadisch zusammen, spielte jedoch kein neues Studioalbum mehr ein. Livekonzerte, Zusammenstellungen mit Demoversionen oder Jubiläumsversionen ihrer früheren Werke wurden veröffentlicht, die substantielle Phase der Band schien allerdings vorbei.

Mehr als dreißig Jahren sind ins Land gegangen, bevor jetzt ein Album mit wirklich neuen Tracks der Band erscheint. Bereits im Titel und in der Cover-Gestaltung, die wie gewohnt die (sichtlich gealterten) Bandmitglieder zeigt, wird deutlich, dass „Psychedelic Country Soul“ im Wesentlichen dort weitermacht, wo The Long Ryders ihre Bandgeschichte unterbrochen hatten. Gitarren und Schlagzeug sind allerdings nicht mehr so scheppernd und der Gesang etwas glatter als früher.

Die Songs versprühen weniger Punk-Attitüde, was dem Reifungsgrad der Bandmitglieder geschuldet sein mag. Sid Griffin, Stephen McCarthy, Tom Stevens und Greg Sowders müssen nichts mehr beweisen. Entsprechend leicht und entspannt wirken sowohl die langsameren als auch die meisten Uptempo-Nummern des Albums.

Mit Harmoniegesang in bester Westcoast-Manier stimmt „Greenville“ als Auftakt des Werks in dessen Grundausrichtung ein. In eine ähnliche Kerbe schlägt das sofort ins Ohr gehende „Walls“. Neben den beiden schnelleren Titeln verleugnet auch die Ballade „Bells Of August“ die Herkunft der Band aus dem Sonnenstaat nicht.

Atmosphärisch etwas dunkler angelegt ist das melodiöse „Molly Somebody“ und der gradlinige Rocker „What The Eagle See“, der durch den eingängigen Refrain und die härteren Gitarrenriffs mitreißt. Unheimliche Energie verströmt „All Aboard”, bei dem Sid Griffins Gesang knarziger als auf den anderen Stücken klingt und durch eine kratzige Gitarre unterstützt wird.

Die Gitarrensprengsel auf „Let It Fly“ geben dem Song eine herrlichen Southern-Flair. Mit Geige und mehrstimmigen Background spiegelt er ebenso wie das locker rockende „The Sound“ sowie die mit Slide unterlegte Ballade „California State Line“ das Spektrum des Alternative Country wider, das die Band abdeckt.

Sid Griffin umschifft bei der sanften Ballade „If You Want To See Me Cry” gekonnt eine übermäßige Rührseligkeit. Der Rhythmus im Refrain des langsamen „Gonna Make It Real” setzt sich direkt in den Gehörgängen fest. Insgesamt halten sich ruhigere und rockige Titel auf dem Longplayer die Waage. Psychedelische Elemente sind zurückgenommen und scheinen nur noch im abschließenden Titelstück auf.

The Long Ryders können es noch. Vielleicht wirken die Songs ihres Spätwerks nicht mehr so zukunftsweisend wie in den 1980ern, aber ihr eigenwilliger Sound hat immer noch einen hohen Wiedererkennungswert. Auch heute ist er frisch und interessant, wenn er auch weniger Ecken und Kanten aufweist als früher. „Psychedelic Country Soul“ vereint Westcoast, Alternativ Country und straight gespielten Rock in abwechslungsreicher Mischung. The Long Ryders revolutionieren den Country-Rock nicht mehr, sie bereichern ihn aber souverän mit ihrer Reunion.

Omnivore Recordings/Cherry Red Records/Rough Trade (2019)
Stil: Alternative Country, Alternative Rock

Tracks:
01. Greenville
02. Let It Fly
03. Molly Somebody
04. All Aboard
05. Gonna Make It Real
06. If You Want To See Me Cry
07. What The Eagle See
08. California State Line
09. The Sound
10. Walls
11. Bells Of August
12. Psychedelic Country Soul

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Omnivore Recordings
Cherry Red Records
Rough Trade

Andrea Bignasca – Murder – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Bislang war mir Andrea Bignasca aus der Schweiz kein Begriff und als mir Kollege Daniel Daus vor einigen Tagen Bignascas neue CD „Murder“ mit den Worten ‚.. die soll wohl auch ganz gut sein …“ überreichte, meinte er wohl die Scheibe während ich an eine Sängerin dachte, zumal die etwas verwischten schwarz-weißen Coverfotos nicht wirklich etwas erkennen ließen. Beim ersten Hören musste ich dann aber feststellen, dass Andrea bei den Eidgenossen wohl ein gebräuchlicher männlicher Vorname ist. Nun gut, man lernt halt nie aus.

Den Schweizern spricht man ja gemeinhin eine gewisse Eigenwilligkeit zu, was in diesem Fall aber auch auf deren Rockmucke zutrifft. Beworben wird „Murder“ damit, dass sich Bignasca mit warmer, charismatischer Stimme versiert zwischen Blues Rock, Singer/Songwriter und Southern Rock bewegt.

Dem Etikett Singer/Songwriter entsprechen am ehesten die etwas ruhigeren Stücke dieses Albums („Graced“, „Mine“ und der Titelsong „Murder“).
„Graced“ vermittelt dabei einen leicht spacigen, mysteriösen Eindruck, während „Murder“ ein sehr fragil vorgetragener Song ist.

Die übrigen Titel sind sehr von Bignascas dominantem Gitarrenspiel geprägt, wobei viele Stücke tolle Riffs und grazile Hooks bieten, die sich aber leider immer wieder zusammen mit seiner in Tenorbereiche abdriftenden Stimme, in einer Wand aus einem brutalen Gitarren-Klangteppich, so mächtig und hoch wie die chinesische Mauer, verlieren. Zudem präsentieren sich die Songs teilweise mit einem gefühlt leicht hohlen Klangbild, während die Stimme des Schweizers mitunter einen etwas verhallten Eindruck hinterlässt.

Einflüsse aus den Bereichen Blues Rock und Southern Rock blitzen auf der CD allenfalls nur sporadisch auf (am ehesten beim knackigen Opener „Mooshining“), Bignascas Stimme würde aus Sicht des Rezensenten auch gar nicht dazu passen.

Der Gesamteindruck ist, musikalisch gesehen, eher zwiespältig. Einerseits gibt es gitarrenmässig gute Ansätze, die Licks gehen aber wie gesagt, leider oftmals im bombastischen Soundteppich unter. Jedenfalls ist diese Art schweizer Rockmusik für meinen Geschmack recht gewöhnungsbedürftig.

Daher mein Rat an alle, die mit diesem Silberling liebäugeln: erst einmal googeln oder auf youtube suchen und dann schauen, ob die Mucke tatsächlich euren Musikgeschmack trifft.

Label: Radicalis GmbH
Vertrieb: The Orchard / Soulfood

Stil: Rock / Alternative Rock

Tracks:
01. Moonshining
02. Little Darling
03. Lyssa’s Lover
04. Monster
05. Graced
06. All Things Dirty
07. Little Faith
08. Mine
09. Messiah
10. Murder

Imperial Crowns – 28.10.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Nach dem Soul Return-Konzert im holländischen Weert vor einigen Monaten, hatte deren Gitarrist JJ Holiday dem Kollegen Jörg Schneider noch einen Gig im Musiktheater Piano von den Imperial Crowns nahegelegt, bei denen er auch als Mitglied beteiligt ist.

Jörg beschäftigte sich fortan mit der Band, war sofort Feuer und Flamme und besprach vor kurzem direkt auch deren Jubileums-Live-Album. Mir sagte die hier wohl auch durch einen Rockpalast-Auftritt bekannte und von Kultstatus umwehte Gruppe garnichts, da mir aber JJs Slide-lastiges E-Gitarrenspiel sehr gefiel, ließ ich mich dann zu einem Besuch im schönen Dortmunder Club überreden, auch wenn hiermit für mich in dieser Woche, das 4. Event innerhalb von sechs Tagen anstand. Und ein Blick über den berühmten Tellerrand kann ja manchmal nicht schaden.

Es war für die Kalifornier an diesem Sonntag-Abend der letzte Auftritt im Rahmen ihrer Europa-Tournee. Ein Film-Team hatte mit gleich fünf Kameras dick aufgefahren. Schade , dass mit nur knapp 100 Zuschauern der äußere Rahmen dadür etwas bescheiden ausfiel.

Auf die Minute um 20:00 Uhr legte das Quartett, bestehend aus dem mir, muss ich zu meiner Schande gestehen, bis dato ebenfalls nicht geläufigen Fronter Jimmie Wood, JJ Holiday, Billy Sullivan und James Carter standesgemäß mit „Preachin‘ The Blues“ mit ihrem treibenden Rhythm & Blues Rock los.

Allein schon das herrlich schrille Erscheinungsbild des mit einem purpur-roten, weit geöffneten Hemd aus Tüll mit Samtapplikationen, schwarzer Streifencordhose mit Schlag und quietschroten Schlangenleder-Stiefeletten bekleideten redseligen Fronters, seine geschminkten Augenpartien, die hauchdünnen Backenkoteletten, die tiefschwarz gefärbten Haare, ließen auf einen unterhaltsamen Abend schließen. Er erinnerte mich irgendwie in seiner Art an eine Mischung aus Iggy Pop, Alice Cooper und dem ebenfalls in LA ansässigen Little Caesar-Chef Ron Young.

Während der etwas müde wirkende JJ Holiday (wieder mit gewohnt viel Slide und quirligen Riffs im Picking-Stil), der elegant gekleidete James Carter und Billy Sullivan, routiniert und gekonnt, ihre instrumentellen Parts (mit dezenten Harmoniegesangsbeteiligungen) im Reich der Imperial Crowns verichteten, hatte natürlich der charismatische Wood mit seinen gepredigten Anekdoten, seinem energiegeladenen Gesang (immer wieder auch mit Voice-Effekten) und wüstem Harpspiel sowie seinem unbändigen Bewegungsdrang auf der Bühne, natürlich die Krone oben auf.

Die Band präsentierte, wie nicht anders zu erwarten, mit u. a. “Lil Death“, „The Calling“, „Soul Deep Freak“, “Love Blues”, dem grandios wirbelnden “Altar Of Love”,„Papa Lawd“, „Miss Aphrodite“, „Star Of The West“ und dem zum Schluss furios abgehenden ”Ramblin’ Woman Blues” viele Tracks aus dem oben angesprochenen Album.

Mein Lieblingsstück eines ansonsten rastlosen Abends, war der etwas ruhigere Schwofer „Liberate“ mit schönem JJ-Slide-Solo. Und ganz entsprechend dem Wesen des Fronters, wurde mit dem delta-bluesigen „Restless Soul“, die einzige Zugabe zum Besten gegeben.

Wood charakterisierte sich dabei selbst sehr treffend in der abschließenden Ansage als „I’m a man who’s just singin‘ and preachin‘ the Blues“. Passt Jimmie, wir werden dir auch weiterhin gerne gebannt zuhören…!

Line-up:
Jimmie Wood (lead vocals, harp, percussion)
JJ Holiday (electric guitar, slide guitar, percussion, vocals)
Billy Sullivan (drums)
James Carter (bass, vocals, percussion)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Imperial Crowns
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Imperial Crowns – 25 LIVE – CD Review

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Review: Jörg Schneider

Die hierzulande mit Kultstatus bedachten Imperial Crowns aus Los Angeles sind schon seit 25 Jahren im Geschäft und haben nun ihr Jubiläum dazu genutzt, ein ‚Best Of‘ aus all diesen Jahren zusammenzustellen. Man muss sich nur mal ihre Videoclips auf youtube ansehen, um zu sehen, mit welcher Energie und Spielfreude, sie das Publikum rocken. So ist es denn auch kein Wunder, dass auf der Jubiläums-Doppel-CD ausnahmslos Live-Mitschnitte enthalten sind, insgesamt 25 bärenstarke Songs aus den letzten 25 Jahren.

Die Kernbesetzung der Imperial Crowns sind der charismatische Frontmann, Sänger und Harpspieler Jimmie Wood, der Slide-Gitarrist JJ Holiday (dessen Talent an der Slidegitarre ich bereits bei einem Gig der kalifornischen Band Soul Return in Weert (NL) kennenlernen durfte) und Billy Sullivan an den drums. Das Trio kommt also, wie andere legendäre Bands auch (z. B. The Doors) ohne Bassisten klar. Bei ihren Live-Auftritten holen sie sich allerdings oft Gesangs- und Rhythmusverstärkung durch befreundete Musiker auf die Bühne.

Musikalisch passt die Band nicht wirklich in eine Schublade. Gekonnt werden Elemente des Blues und des Soul („Comin’ Fu Ya“) mit swampigem Rock & Roll („Big Love Generator“) vermischt, das Ganze teilweise psychedelisch angereichert, z. B. der im Stil von Captain Beefheart experimentell anmutende 12-Minuten-Klopper „Ramblin’ Woman Blues“.

Die erste CD jedenfalls startet mit dem wilden, southern-mässigen Stampfer „Altar Of Love“, der dem geneigten Hörer sofort klar macht, mit welchem Tempo es die nächsten zwei Stunden überwiegend weitergeht.

Unkonventionelle Gitarrenlicks gibt’s dann auf „Big Chief“ zu hören. Ganz anders das 1998’er-Stück „Blues Au Go Go“. Hier bestimmen flirrende Gitarrenriffs, Jimmie Woods punkiger Gesang und eine treibende Basslinie das Geschehen. Mitreißend auch die fetzige R&B-Nummer „Drop Down Mama“ mit einem minutenlangem furiosen Harp-Solo von Jimmie Wood.

Erst am Ende der ersten CD wird dem Zuhörer schließlich mit „Liberate“, einem schönen Slow Blues, eine kurze Verschnaufpause gegönnt, bevor es dann mit dem Opener der zweiten Scheibe „Lil’ Death“ wieder rockig-punkig weitergeht.

Auch die zweite Halbzeit der Konzertmitschnitte steht den ersten 13 Songs in nichts nach, weder in Drive und Abwechslung, noch in Spielfreude der Band und der Begleitmusiker. Seien es das stampfende „Love Blues“, das rockig straighte „Miss Aphrodite“ oder das Bass-getriebene Stück „The River“ – es wird rotzig-frech gerockt, was das Zeug hält, bis letztendlich der furiose Ritt durch die 25-jährige Bandgeschichte mit dem Southern-Blues „93 Blues“ zu Ende geht.

„25 LIVE“ ist eine tolle Doppel-CD einer hier bei uns leider noch viel zu unbekannten Band, was eigentlich wundert, zumal alle drei Protagonisten schon mit vielen Größen auch dem Rock-Biz wie z. B. Bruce Springsteen, den Blues Brothers, Etta James, Keith Richards und Mick Taylor aufgetreten sind.

Wer die „Imperial Crowns“ mal live erleben möchte, hat jetzt noch Gelegenheit dazu, im Oktober gibt es noch einige Termine in Deutschland (u. a. im Musiktheater Piano – wir werden berichten). Ein Besuch ist dringend angeraten!

H’ART Musikvertrieb GmbH (2018)
Stil: Blues/Rock/Rhythm & Blues/Alternative Rock

Tracks CD 1:
01. Altar Of Love
02. Big Boy
03. Big Chief
04. Big Love Generator
05. Blues Au Go Go
06. Blues Look Whatcha Done
07. Comin’ Fu Ya
08. Diamond Cane
09. Drop Down Mama
10. Hunt You Down
11. Gotta Right
12. Mr. Jinx
13. Liberate

Tracks CD 2:
01. Lil’ Death
02. Love Blues
03. Love T.K.O.
04. Miss Aphrodite
05. Papa Lawd
06. Ramblin’ Woman Blues
07. Restless Soul
08. Soul Deep Freak
09. Star Of The West
10. The Calling
11. The River
12. 93 Blues

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