Andrea Bignasca – Murder – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Bislang war mir Andrea Bignasca aus der Schweiz kein Begriff und als mir Kollege Daniel Daus vor einigen Tagen Bignascas neue CD „Murder“ mit den Worten ‚.. die soll wohl auch ganz gut sein …“ überreichte, meinte er wohl die Scheibe während ich an eine Sängerin dachte, zumal die etwas verwischten schwarz-weißen Coverfotos nicht wirklich etwas erkennen ließen. Beim ersten Hören musste ich dann aber feststellen, dass Andrea bei den Eidgenossen wohl ein gebräuchlicher männlicher Vorname ist. Nun gut, man lernt halt nie aus.

Den Schweizern spricht man ja gemeinhin eine gewisse Eigenwilligkeit zu, was in diesem Fall aber auch auf deren Rockmucke zutrifft. Beworben wird „Murder“ damit, dass sich Bignasca mit warmer, charismatischer Stimme versiert zwischen Blues Rock, Singer/Songwriter und Southern Rock bewegt.

Dem Etikett Singer/Songwriter entsprechen am ehesten die etwas ruhigeren Stücke dieses Albums („Graced“, „Mine“ und der Titelsong „Murder“).
„Graced“ vermittelt dabei einen leicht spacigen, mysteriösen Eindruck, während „Murder“ ein sehr fragil vorgetragener Song ist.

Die übrigen Titel sind sehr von Bignascas dominantem Gitarrenspiel geprägt, wobei viele Stücke tolle Riffs und grazile Hooks bieten, die sich aber leider immer wieder zusammen mit seiner in Tenorbereiche abdriftenden Stimme, in einer Wand aus einem brutalen Gitarren-Klangteppich, so mächtig und hoch wie die chinesische Mauer, verlieren. Zudem präsentieren sich die Songs teilweise mit einem gefühlt leicht hohlen Klangbild, während die Stimme des Schweizers mitunter einen etwas verhallten Eindruck hinterlässt.

Einflüsse aus den Bereichen Blues Rock und Southern Rock blitzen auf der CD allenfalls nur sporadisch auf (am ehesten beim knackigen Opener „Mooshining“), Bignascas Stimme würde aus Sicht des Rezensenten auch gar nicht dazu passen.

Der Gesamteindruck ist, musikalisch gesehen, eher zwiespältig. Einerseits gibt es gitarrenmässig gute Ansätze, die Licks gehen aber wie gesagt, leider oftmals im bombastischen Soundteppich unter. Jedenfalls ist diese Art schweizer Rockmusik für meinen Geschmack recht gewöhnungsbedürftig.

Daher mein Rat an alle, die mit diesem Silberling liebäugeln: erst einmal googeln oder auf youtube suchen und dann schauen, ob die Mucke tatsächlich euren Musikgeschmack trifft.

Label: Radicalis GmbH
Vertrieb: The Orchard / Soulfood

Stil: Rock / Alternative Rock

Tracks:
01. Moonshining
02. Little Darling
03. Lyssa’s Lover
04. Monster
05. Graced
06. All Things Dirty
07. Little Faith
08. Mine
09. Messiah
10. Murder

Reto Burrell – 09.05.2018, Freilichtbühne, Mülheim an der Ruhr – Konzertbericht

Burrell-Haupt

Reto Burrell hatte sich mit seiner Band im Rahmen der „Mittwochsreihe“ auf der Freilichtbühne in Mühlheim an der Ruhr angekündigt. Die Wetterprognosen waren sehr gut und der nächste Tag arbeitsfrei, also verabredeten sich Daniel und ich spontan für unser erstes gemeinsames Open-Air-Date. Da wir beide eher fototechnische Dilettanten sind, freute es uns, Karl Bongartz kurzfristig für die Bilder gewinnen zu können. Karl feierte seine Prämiere für Sounds Of South an diesem frühsommerlichen Abend bei einem Roots-Rock-Konzert vor toller Kulisse und großem Publikum.

Die Freilichtbühne wird von einer Felswand und reichlich Bäumen umschlossen, die ich in der Mühlheimer City nicht erwartet hätte. Mit Biergarten und ansteigender Wiese bietet sie ideale Voraussetzungen für stimmungsvolle Veranstaltungen. Obwohl sich schätzungsweise tausend Menschen einfanden, war die Atmosphäre sehr entspannt, was auch dem freundlichen und aufmerksamen Team der Regler Production zu verdanken war.

Pünktlich um zwanzig Uhr betrat Reto Burrell zusammen mit Ewald „Ewi“ Heusser an der elektrischen Gitarre, Valentin Plüss (alias Julien La Gaffe) am Bass und Mario Märchy am Schlagzeug die Bühne. Los ging’s mit „Shout It Out“, „Shampoo Or Gasoline“ und „On Top Of The Moon“. Die drei Rockstücke von dem aktuellen Album „Shampoo Or Gasoline” eröffneten das Konzert erhofft schwungvoll. Burrell interagierte von Beginn an ausgiebig mit dem Publikum und bezog es mit der Aufforderung zu klatschen oder mitzusingen oftmals ein.

Die erste Ballade „Tell Me Why“ bot dann eine Verschnaufpause, bevor Burrell mit „Swimming In Stars” versuchte, einen „Bruce Springsteen Moment“ zu erzeugen. Danach folgte das rockige „Where Is Robin Hood“, das ebenso wie das anschließende „Leaving Scars Behind“ von dem neuen Longplayer stammt.

Das Titelstück seiner CD „Lucky Charm“ leitete Burrell mit einem kurzen biographischen Einschub über Glücksbringer und Pechsträhnen ein. Im Verlauf des Abends kokettierte er mehrmals mit seiner Schweizer Herkunft und zeigte sich von Mühlheim sowie den angebotenen Caipirinhas begeistert. Cocktails sind für einen Roots-Rocker vielleicht nicht ganz stilecht, aber man weiß ja nicht, was in der Schweizer Musikszene so üblich ist. Jedenfalls versetzten die Rahmenbedingungen den Bandleader in Feierlaune.

Zum Abschluss des ersten Sets setzten Burrell und seine Mitstreiter mit „Uninvited Honesty“ ein Highlight des Konzerts. Der Song und das Publikum gingen richtig ab. Ewald Heusser lieferte ein ausgedehnteres Gitarrensolo und entlockte seinem Instrument einige Wah-Wah-Effekte, wofür er mit viel Applaus belohnt wurde.

In der zwanzigminütigen Unterbrechung bekamen die Besucher Gelegenheit, sich mit Getränken oder Snacks zu versorgen. Burrell stand in der Zeit für Gespräche oder Autogramme zur Verfügung.

Nach der Pause knüpfte die Band da an, wo sie aufgehört hatte. Der mitreißende Rhythmus von „This Is It“ holte das Publikum von den Zapfhähnen zurück. Mit „Dancing To The Rhythm Of The Rain“ spielte die Band den dritten Song des Albums “Go” in Folge. Im Studio begleitet Tift Merritt Reto Burrell, aber auch ohne den weiblichen Gesangspart, war das Stück eine runde Sache und lud zum Tanzen oder Wippen ein. Mario Märchy ließ sein Schlagzeug beim anschließenden „Shake It“ nochmal kraftvoll krachen, bevor Burrell zu einer Americana- und Westcoast-Phase überleitete.

Während des langsameren Intermezzos spielte die Truppe „Some Days“, „How Many Times” und „Blind (Everything Is Fine)“. Vor allem beim letztgenannten Track zog Burrell die Töne in manchen Gesangparts ziemlich lang. Davon bin ich ja kein Freund, aber die Live-Version sprach mich immerhin mehr an als die aus dem Studio.

Einige Songs von Burrell lassen den Vergleich zu denen von Will Hoge zu, so auch „A New Pair Of Shoes”, mit dem die Band gegen Ende des zweiten Sets erneut ordentlich aufdrehte. Die ausgelassene Stimmung wurde mit dem scheppernden „Raising To The Bait” und dem Tom-Petty-Cover „You Wreck Me” noch gesteigert.

Als Zugabe folgte das aus der Feder von Ryan Adams stammende „16 Days“, bei dem Heusser den Frontmann am Micro unterstützte. Mit „Ticket To Fly” endete das Konzert aus Rücksicht auf die Anwohner um 22.03 Uhr.

Wie schon bei der Besprechung der CD prognostiziert, funktionieren die Stücke von „Shampoo Or Gasoline“ live tadellos. Mit der Auswahl der Titel bewies Reto Burrell ein glückliches Händchen. Vor allem die Up-Tempo-Nummern von „Go“ wurden von dem Publikum begeistert aufgenommen. Der malerische Ort, die lauen Temperaturen, die gut aufgelegten Besucher, der kommunikative Bandleader sowie die ausgewogene Mischung aus Rock und Americana sorgten für einen vollständig gelungenen Konzertabend und eine ideale Einstimmung auf den Vatertag.

Line-up:
Reto Burrell (lead vocals, acoustic and electric guitar, harmonica)
Ewald Heusser (electric guitar, vocals)
Valentin Plüss (bass)
Mario Märchy (drums)

Bilder: Karl Bongartz
Text: Michael Segets

Reto Burrell
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Regler Produktion e.V.
Greywood Records

Reto Burrell- CD-Gewinnspiel

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Das Gewinnspiel ist beendet.

Die richtige Antwort hieß ‚Eidgenosse‘!

Über eine tolle CD von Reto Burrell darf sich

Tanja Hammerschmidt aus Wernberg-Köblitz,

freuen, der der Gewinn in den nächsten Tagen zugeht!

Sounds Of South wünscht viel Spaß damit!

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In Zusammenarbeit mit Greywood Records verlosen wir ein Exemplar der neuen Reto Burrell-CD „Shampoo Or Gasoline„. Starke Scheibe, mitmachen lohnt sich.

Folgende Frage, die sich gewaschen hat, muss dazu richtig beantwortet werden:

Wie bezeichnet man im allgemeinen Sprachgebrauch auch einen Bürger der Schweiz?

a) Eidgenosse
b) Leidgenosse
c) Zeitgenosse

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 12.04.2018 an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, der/die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

Reto Burrell
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Greywood Records

Reto Burrell – Shampoo Or Gasoline – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die Covergestaltung lässt eigentlich ein Live-Album erwarten, stattdessen finden sich zwölf neue Studiotracks auf „Shampoo Or Gasoline“. Die Songs sind allerdings im Zuge der letztjährigen Konzerttournee von Reto Burrell entstanden und bereits live erprobt. Die CD wurde in den Soniccourtyardstudios schön erdig abgemischt, wie es sich für eine Roots-Rock-Scheibe gehört.

Burrell und seine Mannen legen direkt scheppernd los. „Rising To The Bait“ hat einen harmonischen Refrain, in den Strophen ist der Gesang rauer und die kreischende Gitarre sorgt für die richtigen Ecken und Kanten, sodass das Stück nicht glatt geschliffen wirkt. Bei dem Titelsong „Shampoo Or Gasoline“ setzt die Band tempomäßig noch eine Schippe drauf. Fast ungestüm bearbeitet Chris Filter das Schlagzeug und gibt so zusammen mit dem Bassisten Toby Bachmann den treibenden Rhythmus vor. Das Zusammenspiel der beiden elektrischen Gitarren von Burrell und Ewald Heusser bringt gegen Ende nochmal neue Impulse in die schnellste Nummer des Longplayers.

Den Höhepunkt des rockigen Einstiegs bildet aber „On The Top Of The Moon“. Burrell trifft hier genau in mein Heartland-Rock-Herz. Der schnörkellose Song punktet mit eingängigem Chorus, dezentem Orgelsound im Hintergrund und guter Gitarrenarbeit – einschließlich eines kurzen Solos.

Danach wechseln sich langsamere und Uptempo-Stücke ab. Abwechslung bringt auch der Einsatz unterschiedlicher Gitarrensounds. Bei dem getragenen „Carried Away“ dominiert eine Steel-Guitar – ergänzt mit einer ausgiebigen Mundharmonika-Einlage – und bei „Leaving Scars Behind“ wird die Slide-Guitar ausgepackt. Mit den langgezogenen und hohen Textpassagen im Chorus des letztgenannten Songs kann ich mich nicht recht anfreunden. Die anderen Ausflüge Burrells in stimmliche Höhen, wie beispielsweise auf „In A Bucket With A Hole“, liegen hingegen noch im Toleranzbereich.

Die Melodie von „Tell Me Why“ erinnert anfänglich sehr stark an „More Than I Can Say“ von Leo Sayer. Das kraftvolle „Shout It Loud“ weckt in einigen Passagen leichte Assoziationen zu John Mellencamp, welcher ja keine schlechte Referenz ist. Ebenfalls gelungen sind „Where Is Robin Hood?“ mit seinem Country-Rock-Einschlag und „She Says She’s American“, auf dem Thomas Kull am Piano zum Zuge kommt.

Auch wenn das im mittleren Tempo angesiedelte „Blind (Everything Is Fine)“ musikalisch nicht vollständig überzeugt, lohnt sich auf alle Fälle ein Blick in die beigefügten Texte. Burrell zeigt sich als genauer Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen. Er kritisiert das fehlende Bewusstsein für ökologische, politische oder soziale Zusammenhänge und das unreflektierte Hinnehmen von Missständen. Rockmusik hatte immer etwas mit Protest zu tun und Burrell steht diese Attitüde gut.

Reto Burrell hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten nicht nur als Solokünstler einen Namen gemacht und mit der Band C. H. 2011 den Prix Walo in der Kategorie Country eingeheimst, sondern er ist zudem als Musikproduzent aktiv und fördert Newcomer. So hat er beispielsweise mit den Basement Saints zusammen gearbeitet.

Unter dem Aspekt der Nachwuchsförderung kann daher das abschließende „Like Zombies And Toys“ gesehen werden. Maple Tree Circus begleiten hier Burrell über die eineinhalb Minuten des Stücks. Die junge Band aus Luzern, hat sich der Americana-Musik beziehungsweise dem Folk verschrieben, wie die Instrumentalisierung mit Banjo (Sebastian Schwarz), Geige (Lukas Bircher), akustischer Gitarre (Fabio Erni) und Kontrabass (Kevin Emmenegger) bereits vermuten lässt.

Das neue Werk hält mühelos die Qualität der früheren Veröffentlichungen von Reto Burrell, auf denen sich immer wieder Songperlen aus dem Roots-Rock-Genre finden. In der Gesamtschau zählt „Shampoo Or Gasoline“, besonders wenn Burrell den mittleren Tempobereich verlässt, zu seinen besten Alben und übertrifft sogar seinen „Klassiker“ Echopark (2001).

Im April und Mai nimmt sich Reto Burrell die Zeit, um durch Deutschland und Spanien zu touren. Er macht dabei in unserer Region Station, nämlich in Wesel und Mühlheim an der Ruhr. Den Auftritten kann man freudig entgegensehen, denn besonders die Uptempo-Titel auf „Shampoo Or Gasoline“ sind für die Bühne gemacht.

Anmerkung Red.: Wir werden in den nächsten Tagen nach dem Veröffentlichungstermin in Sounds Of South ein Exemplar in einem Gewinnspiel verlosen.

TOURBOmusic (2018)
Stil: Roots Rock / Americana

01. Rising To The Bait
02. Shampoo Or Gasoline
03. On Top Of The Moon
04. Blind (Everything Is Fine)
05. Where Is Robin Hood?
06. In A Bucket With A Hole
07. Shout It Out
08. Tell Me Why
09. She Says She’s American
10. Carried Away
11. Leaving Scars Behind
12. Like Zombies And Toys

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Greywood Records

Basement Saints – Bohemian Boogie – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die Gestaltung des Digipacks von „Bohemian Boogie” ist für ein Rockalbum ungewöhnlich: Ein naiv gemaltes Bild zeigt die drei Bandmitglieder chillend an einem Vorgebirgsfluss. Ein mittelalterlicher Ochsenwagen, eine idyllische Wassermühle, grüne mit Blumen übersäte Wiesen und eine Bergkette im Hintergrund lassen nicht vermuten, dass sich auf der Scheibe Musik verbirgt, die eher in die staubigen Weiten des amerikanischen Südwestens passt als in Schweiz, dem Herkunftsland der Basement Saints.

Die Eidgenossen Anton Delen (vocals, rhythm-guitar), Tobias Arn (lead-, slide-guitar. harmonica) und Samuel Jaussi (drums, percussion) gründeten ihre Band 2012 in Solothum. Die passionierten Skateboarder lassen ihre enge Verbindung zu der Sportart nicht nur in dem Opener „Skatopia“, sondern auch in dem Video zu der ersten Singleauskopplung „Rooftop Riddles“ durchscheinen. Sie räumen so mit mehreren Vorurteilen auf: dass Schweitzer nur aus Alphörner Töne herausbringen sowie dass Skateboarding und Rock nicht recht zusammenpassen.

Obwohl sich „Skatopia“ und das Titelstück „Bohemian Boogie“ am klassischen Rock ’n Roll orientieren, weht mit den Basement Saints frischer, aber rauer Wind von den Alpen herab. Bei „Shyness Highness” kommt die rauchige Stimme von Anton Delen voll zur Geltung. Auch auf „That Kind Of Lover” besticht er mit seinem kratzigen Gesang. Vor allem durch das Gitarrenspiel von Tobias Arn erhalten die beiden Songs ebenso wie „Buffalo Bay“, bei dem er auch noch kräftig in die Mundharmonika bläst, einen Southern Rock-Flair. Eine härtere Gangart schlägt „Snow On The Road“ an. Hier überzeugt der Gitarrist ein weiteres Mal mit seinem Solo.

Neben den drauflos rockenden Songs finden sich drei langsamere Nummern auf der CD. „Faith“ wirkt beinah zerbrechlich, wobei das Stück durch den Gesang, der im Kontrast zu der fast meditativen Instrumentalisierung steht, Spannung gewinnt. „Rooftop Riddles“ gefällt mit einem entspannten Refrain und erinnert mit leicht psychodelisch angehauchten Passagen an die siebziger Jahre. Die Single spiegelt allerdings nicht das rockige Grundkonzept des Longplayers wider. So ist „Free Time“ von der Geschwindigkeit ähnlich gelagert, erscheint aber durch das akzentuierte Schlagzeug deutlich kraftvoller.

Das Trio liefert insgesamt ein kurzweiliges Album ab. Dies liegt nicht an der Gesamtspielzeit von dreißig Minuten, sondern an den abwechslungsreichen Songs und der guten Performanz. Die Stärke der Band liegt in den schnellen Nummern, bei denen Gesang, Gitarrensoli und Rhythmus prima passen.

Neben Hank Shizzoe fällt mir spontan kein Schweizer ein, der zuvor den Weg in meine Musiksammlung geschafft hätte. „Bohemian Boogie“ von den Basement Saints ergänzt diese nun gebührend, sodass ich auch nach deren Debüt-EP „Free Souls“ und dem ersten Album „Get Ready“ Ausschau halten werde.

Wanted Men Recordings (2017)
Stil: Rock

01. Skatopia
02. Shyness Highness
03. Free Time
04. Snow On The Road
05. Buffalo Bay
06. Faith
07. Rooftop Riddles
08. That Kind Of Lover
09. Bohemian Boogie

Basement Saints
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Black Pike Favorites

Luke Gasser – Mercy On Me – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Seit längerem dürfte inzwischen bekannt sein, dass die Eidgenossen nicht nur langsam, sondern musikalisch auch richtig rockig und poppig können. Anfang der 80’er Jahre des letzten Jahrhunderts hat es die schweizerische Hardrock Band Krokus mit ihren Anleihen bei AC/DC vorgemacht und 10 Jahre später ein Breakdancer und Musiker namens Peter René Baumann, besser bekannt als DJ BoBo.

Auch dieser Luke Gasser aus Kägiswil im Kanton Obwalden ist ein echtes Multitalent. Er ist nicht nur Rockmusiker, sondern auch gelernter Bildhauer, Autor und Filmemacher, dessen Filme bereits an über 30 internationalen Festivals zu sehen waren. Als Musiker ist er gemeinsam mit der deutschen Rockröhre Doro Pesch aufgetreten und war schon mit Bob Geldof, Status Quo, The Spencer Davis Group und Nazareth, die er selbst, wahrscheinlich um die Seelenverwandtschaft mit der Band zum Ausdruck zu bringen, als Waffenbrüder bezeichnet, unterwegs. Seit 2013 hat Gasser nahezu regelmäßig ein neues (englischsprachiges) Album pro Jahr veröffentlicht. Jetzt Ende Mai 2017 kommt also seine vierte CD „Mercy On Me“ auf den Markt, welche laut seinem Label LuckyBob Records sein bisher kraftvollstes Werk sein soll.

Stilistisch passt das Album an sich gar nicht in die vom Sounds-of-South-Magazin bevorzugte Musikrichtung des Southern Rock. Die Tracks des Albums erinnern teilweise eher an vergangene Punk-Zeiten, sie klingen überwiegend laut und anarchisch, nicht zuletzt wegen Gassers einprägsamer, rauer Stimme. In diese Richtung passen auch die wortgewaltigen Songtexte, die Ereignisse aus Gesellschaft, Politik und persönlichen Lebensbereichen kritisch, aber nicht moralisierend aufgreifen.

Dazu rocken und grooven Lukas Gasser und seine Mitstreiter Zach Prather (Bass) und Rudolf ‚Relli‘ Halter (Drums) was das Zeug hält. Bei fast allen Tracks des Albums handelt es sich um geradlinige und schnörkellose, und wie gesagt teilweise auch punkige, gitarrengetriebene Rocksongs, die unmittelbar ins Blut bzw. die Beine gehen. Ob der geballten Energie, die die Stücke ausstrahlen, dürfte sich aber auch der eine oder andere Southern Rock Fan, zumindest teilweise, von der Scheibe angesprochen fühlen.

Gleich der erste Song des Albums, das wilde „Stellar Queen“, bei dem sich Gasser als Verstärkung Frontmann Mark Fox von Shakra ins Boot geholt hatte, geht mit einem schönen Gitarrenintro so richtig ab und besitzt einen hohen Mitgrölfaktor. Rotzig und durch Background vocals unterstützt geht’s auch mit den nächsten beiden Stücken „Mercy On Me“ und „Cross My Heart“ weiter, immer getrieben von Gassers vorherrschender Leadgitarre. Erst das etwas gemäßigtere „Twinge Of Sadness“ lässt den Hörer etwas zur Ruhe kommen und verschnaufen.

Mit „Ruby MD nimmt die CD dann wieder gehörig an Fahrt auf, um von dem ruhigen und balladesken „Rooster On A Prowl“, einem Stück über die diffusen Ängste und die Unzufriedenheit in der heutigen Gesellschaft, abgelöst zu werden. Schön an diesem Song ist u. a., dass Gassers raue Stimme hier besser zur Geltung kommt und nicht durch laute Gitarrenriffs überlagert wird. Stilistisch ähnlich geht’s anschließend nahezu übergangslos mit „Winter Rest“ weiter.

„Hey Hey Hey“ überzeugt durch ein leicht southernmässig angehauchtes Slide-Intro, um letztendlich in einem zornigen Song über die Schleimer dieser Welt zu enden. Zwei Love-Songs in der Gasser-typischen Art, also etwas ruppig und rau und gar nicht romantisch, sondern eher verzweifelt, sind „Strive“ und „Throw A Light“, wobei letzterer Song im Gitarrenspiel durchaus bluesig rüberkommt. Punkiger und wütender wird’s dann zum Abschluss wieder mit „Smash To Smithers“ und dem letzten Song des Albums „Modesty“.

Für Fans harter, treibender Gitarrenriffs mit punkigen Einflüssen ist „Mercy On Me“ auf jeden Fall ein Kauftipp, die Liebhaber anderer Stilrichtungen werden sich sicherlich auch an einzelnen Songs erfreuen können, wahrscheinlich aber nicht am Komplettgenuss des Albums. Die Tracks sind eben recht ähnlich angelegt oder positiv ausgedrückt, jeder der Songs besitzt stellvertretend für das gesamte Album einen hohen Wiedererkennungswert.

Lucky Bob Records (2017)
Stil: Rock

01. Stellar Queen
02. Cross My Heart (And Hope To Die)
03. Mercy On Me
04. Twinge Of Sadness
05. Ruby, MD
06. Rooster On a Prowl
07. Winter Rest
08. Hey Hey Hey (Pussyfooter)
09. Strive (I225)
10. Throw A Light
11. Smash To Smither
12. Modesty

Luke Gasser
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Brooke Lynn Promotion