Andrea Bignasca – Murder – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Bislang war mir Andrea Bignasca aus der Schweiz kein Begriff und als mir Kollege Daniel Daus vor einigen Tagen Bignascas neue CD „Murder“ mit den Worten ‚.. die soll wohl auch ganz gut sein …“ überreichte, meinte er wohl die Scheibe während ich an eine Sängerin dachte, zumal die etwas verwischten schwarz-weißen Coverfotos nicht wirklich etwas erkennen ließen. Beim ersten Hören musste ich dann aber feststellen, dass Andrea bei den Eidgenossen wohl ein gebräuchlicher männlicher Vorname ist. Nun gut, man lernt halt nie aus.

Den Schweizern spricht man ja gemeinhin eine gewisse Eigenwilligkeit zu, was in diesem Fall aber auch auf deren Rockmucke zutrifft. Beworben wird „Murder“ damit, dass sich Bignasca mit warmer, charismatischer Stimme versiert zwischen Blues Rock, Singer/Songwriter und Southern Rock bewegt.

Dem Etikett Singer/Songwriter entsprechen am ehesten die etwas ruhigeren Stücke dieses Albums („Graced“, „Mine“ und der Titelsong „Murder“).
„Graced“ vermittelt dabei einen leicht spacigen, mysteriösen Eindruck, während „Murder“ ein sehr fragil vorgetragener Song ist.

Die übrigen Titel sind sehr von Bignascas dominantem Gitarrenspiel geprägt, wobei viele Stücke tolle Riffs und grazile Hooks bieten, die sich aber leider immer wieder zusammen mit seiner in Tenorbereiche abdriftenden Stimme, in einer Wand aus einem brutalen Gitarren-Klangteppich, so mächtig und hoch wie die chinesische Mauer, verlieren. Zudem präsentieren sich die Songs teilweise mit einem gefühlt leicht hohlen Klangbild, während die Stimme des Schweizers mitunter einen etwas verhallten Eindruck hinterlässt.

Einflüsse aus den Bereichen Blues Rock und Southern Rock blitzen auf der CD allenfalls nur sporadisch auf (am ehesten beim knackigen Opener „Mooshining“), Bignascas Stimme würde aus Sicht des Rezensenten auch gar nicht dazu passen.

Der Gesamteindruck ist, musikalisch gesehen, eher zwiespältig. Einerseits gibt es gitarrenmässig gute Ansätze, die Licks gehen aber wie gesagt, leider oftmals im bombastischen Soundteppich unter. Jedenfalls ist diese Art schweizer Rockmusik für meinen Geschmack recht gewöhnungsbedürftig.

Daher mein Rat an alle, die mit diesem Silberling liebäugeln: erst einmal googeln oder auf youtube suchen und dann schauen, ob die Mucke tatsächlich euren Musikgeschmack trifft.

Label: Radicalis GmbH
Vertrieb: The Orchard / Soulfood

Stil: Rock / Alternative Rock

Tracks:
01. Moonshining
02. Little Darling
03. Lyssa’s Lover
04. Monster
05. Graced
06. All Things Dirty
07. Little Faith
08. Mine
09. Messiah
10. Murder