When Rivers Meet – We Fly Free – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Das britische Newcomer-Ehepaar Grace und Aaron Bond ist erst seit 2019 im Geschäft und hatte bereits im letzten Jahr mit ihrem Kurzwerk EP „The Uprising EP“ in der heimischen Blues-Szene für mächtig Wirbel gesorgt, so dass bereits im Mai 2020 eine weitere EP mit dem Titel „Innocence Of Youth“ folgte. Und nun erscheint ihr erstes „komplettes“ Debüt-Album „We Fly Free“.

Im Vergleich zu den beiden Vorgängern hinterlässt die neue Scheibe einen über weite Strecken eher düstereren Klangeindruck, wobei die Vorliebe der beiden zu klassischem Rock eindeutig zum Vorschein kommt. Mit ihrer klaren Alt-Stimme setzt Grace Bond im Leadgesang immer wieder wirkungsvolle Kontraste zu den ansonsten oftmals mächtigen Gitarrenriffs, die ihr Mann Aaron an der Leadgitarre, unterstützt von Adam Bowers am Bass, hervorzaubert.

Er selbst hält sich dabei gesanglich zurück und ist nur auf wenigen Stücken als Leadsänger zu hören (z. B. „Take Me To The River“). Graces wundervolle Lead-Stimme kommt am besten in den etwas ruhigeren, nicht so bombastisch klingenden Tracks, bzw. Passagen zur Geltung. „I’d Have Fallen“, ein ruhiger Song mit nachdenklich stimmenden Lyrics und Violinenunterstützung ist so ein Beispiel dafür oder auch das ruhige „I Will Fight“ mit bluesigem Slidegitarrenintro, Harmoniegesängen und rhythmusstiftendem Klavierspiel im Hintergrund.

Auch in „Friend Of Mine“ kann Grace ihr Sangeskünste und stimmliche Bandbreite eindrucksvoll unter Beweis stellten. Es ist ein eher in die traditionelle Richtung weisender Blues mit Cigarbox- und Slidegitarreneinlagen. Dies sind auch die mit Abstand gelungensten Nummern auf der Scheibe.

Ansonsten rockt die Scheibe mächtig und die zahlreichen Slidegitarrenriffs verleihen den Songs eine besondere Note, z. B. in „Did I Break The Law“ (fetter Bass und energiegeladener Rhythmus), im schweißtreibenden „Battleground“, in „Kissing The Sky“ (Slide-Mandoline und Hammondorgel im Stil der 70’er Jahre) oder auch in dem Rocker „Take Me To the River“. Melodiös-gemächlich startet „Bound For Nowhere“ und wechselt sich im weiteren Verlauf immer wieder mit temporeichen Passagen ab.

Nach eigenem Bekunden liebt das Ehepaar Bond Harmoniegesänge, beispielsweise zu hören in „Walking On The Wire“ oder dem gefühlvollen und zum Träumen einladenden Akustik-Gitarren-Blues „Bury My Body“. Neben dem langsam daher rollenden „Breaker of Chains“ mit Americana-Attitude ist dies auch der wirklich einzige Song auf der Scheibe, der sich klar dem Blues zuordnen lässt.

Mit dem Titelsong „We Fly Free“ findet das Album dann nach gut 40 Minuten einen rockigen Abschluss. Ein fetziges Schlagzeugintro, Graces Gesang kombiniert mit unterschiedliche Tempi erzeugen Spannung und Kontraste, die es noch einmal richtig hoch her gehen lassen.

Bemerkenswert an dem Werk ist, dass Grace Bond mit einer Slide-Resonator-Mandoline und einer Violine für zusätzliche, ungewöhnliche Akzente sorgt. Schade nur, dass Hammond-Orgel, Klavier und Slide-Mandoline angesichts der mächtigen Gitarrenriffs oftmals übertönt werden und dadurch unnötigerweise in den Hintergrund treten. Da wird aus meiner Sicht viel Potential verschenkt. Trotzdem sorgt alles zusammengenommen für einen fetten Sound mit Alleinstellungsmerkmal.

Insgesamt gesehen ist das Album wohl eher dem Rock/Alternative Rock mit bluesigen Einflüssen zuzurechnen. In die Schublade „Blues“ passt die Scheibe nicht so wirklich hinein. Trotzdem oder gerade auch deshalb ist das Teil sicherlich für Leute interessant, die deftigere Töne bevorzugen.

One Road Records (2020)
Stil: Rock/Alternative Rock/Blues

Tracklist:
01. Did I Break The Law
02. Bound For Nowhere
03. Walking On The Wire
04. I’d Have Fallen
05. Battleground
06. Kissing The Sky
07. Breaker Of Chains
08. I Will Fight
09. Bury My Body
10. Take Me To The River
11. Friend Of Mine
12. We Fly Free

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