Blackwater Conspiracy – Two Tails & The Dirty Truth of Love & Revolution – CD-Review

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Nordiren in Sounds Of South! Was zunächst vielleicht paradox klingt, erhält seine Legitimation nicht nur beim Betrachten des Coverbildes ihres neuen Werks mit dem klangvollen Titel „Two Tails & The Dirty Truth of Love & Revolution“, das man auch auf jeder Country- und Southern-Scheibe platzieren könnte. Spätestens nach dem Hören wird man feststellen, dass sich die Briten, auch wenn sie maßgeblich vom Stil her, eher den Poser-Rockbands der 80er/90er-Jahre nahe stehen, zumindest manchen Interpreten unseres geliebten Genres durchaus verbunden fühlen.

Nach ihrem ebenfalls gelungenen Debüt „Shootin‘ The Breeze“ von 2017 knüpfen die Herren Phil Conalane (lead vocals, rhythm guitar), Brian Mallon (lead guitar, vocals), Kevin Brennan (Keys, vocals), Kie McMurray (bass, vocals) und Fionn O’Hagain (drums, percussion) jetzt nahtlos mit dem Zweitwerk an das zuvor Geleistete an.

Mit Sänger Phil Conalane, der vokal wie eine Mischung aus Bon Scott, Spike und Tom Keifer klingt, hat der Fünfer dabei ein echtes Ass im Ärmel. Gitarrist Brian Mallon lässt viele quirlige Soli ab und gibt manchem Song auch einen dezenten Southern-Teint (z. B. das hymnische Intro bei „All Wired Wrong“ oder seine Slide-Wischer bei „Take It On The Chin“) in Richtung der Black Crowes, Dan Baird oder Kid Rock.

Als Nordire ist man wahrscheinlich schon genetisch auf Krawall gebürstet, somit sind die meisten Tracks auch flott abgehende Rocker. Für eine gewisse Entschleunigung sorgt dann immer wieder der sehr variable Keyboarder Kevin Brennan, eine Art ruhender Pol im Kollektiv, wenn er das Honkytonkklimpern mal außen vor lässt.

Den Blick strikt nach vorne gerichtet, findet die CD auch mit dem Opener „Goodbye to Yesterday“, … „say hello to tomorrow“ (heißt es weiter), dann mit ordentlich Wums in die Spur. „Soul Revolutionaries“, „Just Like A Silhouette“, Tattooed & Blonde“, „Take It On The Chin“ oder das finale „Atlanta Smile“ sind weitere knackige Rocksongs mit hohem Spaßfaktor und bleiben dabei trotzdem immer sehr melodiebetont.

Ein paar schöne Balladen wie “ All Wired Wrong“, „In Another Lifetime“ oder „She Gets Me High“ mit teils hymnischen Ansätzen sind natürlich ebenfalls vertreten.

Wer Platten wie die Debüts der Quireboys „A Bit Of What You Fancy“, Georgia Satellites und der Black Crowes „Shake Your Moneymaker“, „Born Free“ von Kid Rock, AC/DCs „Highway To Hell“ oder Cinderellas „Long Cold Winter“ und „Still Climbing“ u. a. in seiner Sammlung hat, der wird auch an „Two Tails & The Dirty Truth of Love & Revolution“ seine helle Freunde haben.

Übrigens ist das Quintett schon mit einigen, uns sehr gut bekannten Acts wie Kris Barras, Joanne Shaw Taylor oder Tyler Bryant & The Shakedown zusammen aufgetreten, es wäre sicherlich wünschenswert, diese Band, wenn die Normalität hoffentlich mal wieder eingekehrt ist, dann auch mal bei uns begrüßen zu dürfen. Wir sagen von daher vorfreudig in Sachen Blackwater Conspiracy „hello tomorrow…“!

Bulletproof 20/20 Records (2020)
Stil: Rock

01. Goodbye to Yesterday
02. All Wired Wrong
03. Soul Revolutionaries
04. Tattooed & Blonde
05. In Another Lifetime
06. Take It On The Chin
07. The Healing (You & I)
08. Bird In A Coalmine
09. Just Like a Silhouette
10. She Gets Me High
11. Atlanta Smile

Blackwater Conspiracy
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The Rising – Moving On – CD-Review

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Dass in Großbritannien die Begeisterung für New Country-Musik in den letzten Jahren ihre Wellen schlägt, ist bei uns seit geraumer Zeit anhand diverser Reviews auch immer wieder thematisiert worden. Jetzt erreicht mich sogar Stoff dieser Sorte aus Nordirland, einem Land, dass ich bisher höchstens mit Fußball, der Hauptstadt Belfast und, zu seiner Zeit, mit dem blutigen Unabhängigkeitskonflikt zwischen Katholiken und Protestanten in Verbindung gebracht habe.

Im Rahmen einer PledgeMusic-Kampagne bringt jetzt Anfang August eine Combo namens The Rising ihr zweites Studio-Album „Moving On“ auf den Markt. Der Titel steht sinnbildlich für die Geschehnisse und Entwicklungen der letzten Zeit um die Band herum.

Das war der heimliche Chef des Ensembles, Chris Logan, von einem Bus angefahren worden und mit schweren Knochenbrüchen im gerade begonnenen Entstehungsprozess des Werkes, übelst verletzt worden, sodass sich die Aufnahmen erheblich in die Länge zogen. In dieser Zeit musste dann noch der Aderlass von den zwei Bandmitgliedern verkraftet werden.

Dazu kam mit Chantelle McAteer der Wechsel von rein männlichem Gesang auf dem Debüt „Coming Home“, zu jetzt weiblich geführter Ausrichtung im vokalen Sektor. Logan hat die Saitenarbeit mittels Gitarren, Banjo und Mandoline inne, drittes festes Mitglied ist Brian Mellors am Bass.

Für Farbtupfer auf dem in Chris Logans Heimstudio und in Nashville produzierten Werk, sorgen Gastmusiker wie Chris Bush (drums), Pedal Steel-Spieler Tommy Detamore, John McCullough an den Keys und Lauren Bird an der Ukulele. Mit Pete Maher (U2, The Rolling Stones, Katy Perry) zeichnet sich zudem Prominenz für das Mastering verantwortlich.

Nachdem man nach einigen Hördurchläufen, mit der etwas jungenhafte, aber sehr engagierten Stimme McAteers, Freundschaft geschlossen hat, beginnt die mit satten 13 Songs bestückte Scheibe, durchaus ihren Reiz zu entwickeln, falls man mit weiblich besungenem New Country der zeitgenössischen Art keine Probleme hat.

Die Balance zwischen Pop und Country ist stimmig und schlägt dank Logans toller E-Gitarren-Soli (manchmal sogar mit Southern-Charakter – „Rebound“,  „Yellow House“), Detamores zum Teil leiernder Steel („Rebound“, „Love Is“) und John Mc Culloughs Orgel- und HT-Piano-Einlagen (u. a. bei „Reasonable“), deutlich in Richtung des zweitgenannten Genres aus.

Alles in allem kristallisiert sich „Moving On“ von The Rising als eine Art dynamisch verlaufender Prozess heraus, dessen Weiterführung in dieser Sparte durchaus Sinn macht, sofern sich dieses Niveau in Zukunft aufrecht erhalten lässt. Interessanter Stoff für Freunde von weiblichen Acts der Marke Jo Dee Messina, Kellie PicklerToby Keith-Tochter Krystal, Shawna Russell & Co.

Renegade Maverick Records Limited (2018)
Stil: New Country

01. Moving On
02. Forgive and Not Forget
03. With You
04. Even the Stars Fall For You
05. Back To Me
06. Reasonable
07. Just Another Name
08. Rebound
09. Take A Hint
10. Yellow House
11. Love Is
12. Finally Found A House
13. Roundabouts

The Rising
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Ben Glover – Shorebound – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der in Glenarm, Nordirland geborene, aber fast seit Beginn seiner musikalischen Karriere in Nashville, TN, lebende Ben Glover hat mit „Shorebound“ sein mittlerweile 8. Soloalbum herausgebracht.

Der Singer/Songwriter, der nun eine CD im besten Americana-Stil hinlegt, hat aber auch schon für andere Künstler des Genres Songs geschrieben oder bei ihnen mitgewirkt. Zu nennen sei die Zusammenarbeit mit Gretchen Peters beim Titeltrack des 2015er Albums „Blackbird“, der auch für die Americana Awards nominiert war.

Nun aber zum aktuellen Werk Glovers. Eine durchweg schöne Scheibe, die ohne Unterbrechung angehört werden kann. Im Vordergrund steht die angenehm klare Stimme Glovers, wobei er sich zu einigen Songs prominente Verstärkung geholt hat, was sich in feinen Duetts widerspiegelt.

Schon der erste Song “What You Love Will Break Your Heart“, stilistisch in bester Tom Petty-Manier, im Midtempobereich präsentiert, klasse arrangiert mit einsetzender, fast singend wirkender Slideguitar und zweiter Stimme von Amy Speace, setzt einen hohen Erwartungshorizont für den Rest des Longplayers.

Das folgende „A Wound That Seeks The Arrow“, im Duett mit der aus Nashville stammenden Sängerin Angel Snow performt, wirkt fast ein wenig träumerisch und countryesk. Neben Glovers wunderbarem transparenten Gesang, wird wieder mit dezent gespielten Instrumenten, diesmal neben Slide- und Akkustikgitarre, auch mit Violin Cello und Glockenspiel operiert . Ein toll produzierter Song, auch für ruhige Stunden.

Das folkige „Northern Star“, mit Unterstützung der Sänger Malojian and Matt McGinn (wieder in Richtung der ruhigerer Petty-Songs einzuordnen), überrascht in der zweiten Hälfte mit einer Passage, die an Lieder der frühen Neil Young-Phase erinnert. Für mich, als absolutem Fan des Kanadiers, natürlich eines der Highlights des Albums.
„Catbird Seat“ mit Mary Gauthier (deren „Rifles & Rosary Beads“ gilt als ein Kandidat für das beste Americana-Album 2018), begleitet im Vordergrund mit akustischer Gitarre, zuerst untermalt mit slidender Gitarre, ist ein Stück in bester Songwriter-Manier, wobei Gauthiers Stimme meist eher unterstützend den zweiten Gesang darstellt. Ein einfaches schönes Lied.

Bei „Dancing With The Beast“ ist o. a. Gretchen Peters am Start. In diesem Song sind beide Vokalisten gleichberechtigt und agieren fast durchweg zweistimmig, nicht wie bei den meisten Duetts, wo sich die Partner abwechseln. Das Lied wirkt von der Stimmung her auch eher etwas düsterer als die meisten anderen Stücke des Albums.  Hier dominiert das Piano in weiten Strecken. Der stimmungsvolle, im mittleren Tempo arrangierte Song, ist trotz seiner Traurigkeit, welche über ihm mitschwingt, einer der Highlights.

Das ruhige „Kindmess“, eines der von Glover allein besungenen Tracks,  ist ein solider American-folkiger Song. Mit dem folgenden „Ride The River“ mit Kim Richery wird wieder etwas Fahrt aufgenommen und es gibt erneut einige Parallelen zur Petty-Ära, als Jeff Lynne mitproduzierte. Ein ganz starkes gefühlvolles Lied. In eine ähnliche Kerbe schlägt  „Song For The Fighting“ mit Neilson Hubbard . Besonders schön in dieser Ballade ist hier die prägnante Violine.

Der Titelsong „Shorebound“, folkig mit Countrytupfern und einem claptonesken E-Gitarren-Intro, kommt eher langsam und ruhig und, wie die meisten Sachen, sehr gefühlvoll.

Das etwas lebhaftere „Wildfire“ unter Assistenz von Ricky Ross, liegt irgendwo zwischen Tom Petty, George Harrison und den Traveling Willburys. Ein Stück mit einer absoluten Fülle, Tempowechseln, ohne chaotisch zu wirken und leicht orchestralen Anklängen.

„My Shipwrecked Friends“ (mit Anthony Timer), wieder mit einer Country-Folk-Note, dazu passender Slide-Gitarre, neben der immer wieder eingesetzten akustischen Gitarre, und das abschließende „Keeper Of My Heart“ (feat. Robert Vincent), bilden einen ruhigen Ausklang.

Fazit: „Shorebound“ kann als durchweg gelungenes Album für Freunde aus dem Metier Folk und Americana gesehen werden. Trotz der durchweg eher im mittleren oder langsamen Tempo gespielten Songs auf diesem, durchweg hörenswerten Werk, gibt es keine unerwünschten Längen.

Die Gastinterpreten mit ihren unterschiedlichen Stimmen sorgen hier für die entsprechende Abwechslung. Interessant wird es sein, wie Glover diese Songs auf der Bühne präsentiert. Er sollte sich zumindest eine Mitsängerin parat halten, da sonst viele Stärken des Albums live verloren gehen könnten.

Proper Records (2018)
Stil: Roots/Singer/Songwriter

01. What You Love Will Break Your Heart
02. A Wound That Seeks the Arrow
03. Northern Stars
04. Catbird Seat
05. Dancing With The Beast
06. Kindness
07. Ride The River
08. Song for the Fighting
09. Shorebound
10. Wildfire
11. My Shipwrecked Friend
12. Keeper Of My Heart

Ben Glover
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Chris Keys – 10.04.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Keys-Haupt

Was für ein Abend! Zunächst setzte strömender Regen ein und dann zog ein Gewitter auf. Wie sich herausstellte, hatte Rampenchef „Pille“ Peerlings das Wetter für Chris Keys bestellt, damit der Nordire sich in Krefeld heimisch fühlt. Das tat Keys dann auch, sodass nun Verhandlungen laufen, ob er im Sommer mit Band in den Konzertsaal einzieht.

Das Bluebird Cafe, quasi das Wohnzimmer der Kulturrampe, war gut gefüllt. Nachdem die letzten Sitze verteilt und einige Besucher ihren Stehplatz eingenommen hatten, ertönten pünktlich um 20.30 Uhr die ersten Klänge von Keys akustischer Gitarre. Der Ire unterhielt mit einem bunten Mix von seiner CD „Life In Motion“, neuen Songs und einigen Covern.

Er startete mit „Tonight“, einer schönen Ballade seines Longplayers, die von seiner warmen Stimme getragen wird. Im ersten Set spielte er das flotte „Fix It“, „Under The Streetlight“ und das hervorragend mit Mundharmonika begleitete „Broken World“. Im zweiten Set folgten „New Day“, „Shadows“ und „City Lights“, die sich alle auf „Life In Motion“ finden. Besonders atmosphärisch war „I’ll Be Home“, das von einem auf der See verlorenen Mann handelt. Passend dazu war tatsächlich das Donnern des Gewitters in der Rampe zu hören. Dies sorgte für ein Schmunzeln und einen launigen Kommentar des Musikers.

Als erste Zugabe gab Chris Keys „You“ zum Besten, sodass bis auf „Stronger“ alle Tracks seines Debüts dargeboten wurden. Die Stücke sind auf der CD mit Band eingespielt. Bei dem Solo-Auftritt erschienen sie natürlich in neuem Gewand. Keys kommt aber aus der Singer/Songwriter-Ecke, seine Songs sind sorgfältig entworfen und zauberten auch in den reduzierten akustischen Versionen gekonnt unterschiedliche Stimmungen.

Vor allem, wenn er die Mundharmonika auspackte, auf seiner Gitarre klopfte oder Passagen pfiff, sorgte dies für zusätzliche Abwechslung. Ebenfalls gut gefallen hat dem Publikum, dass der junge Musiker die einzelnen Titel oftmals mit kurzen Erläuterungen einführte und sowohl in der Pause als auch nach dem Konzert sehr kommunikativ mit ihm in Kontakt trat.

In den letzten Monaten arbeitete Keys intensiv an der Fertigstellung seines zweiten Albums, das in den Startlöchern steht. Einen Vorgeschmack gab „Open Road“, die erste Single, die im Mai mit Video veröffentlicht werden soll. Neu war auch „Summer Blue“, das einen gelungenen Spannungsbogen aufbaute. Während Keys hier hohe Töne anschlug, wirkte seine Stimme auf dem starken „Rest Your Head Next To Mine“ eher rau.

Für eine ganz „spezielle“ Frau hat der charismatische Musiker „All That’s Good“ geschrieben. Im Publikum waren überproportional viele Frauen vertreten, die bei dem Liebeslied vielleicht ins Schwelgen kamen. Wer weiß das schon? Eher (Cow-)Boys sprach wahrscheinlich „Silhouette Man“ an, bei dem Keys nach eigener Aussage „Western Vibes“ erzeugen wollte. Mich hat das Stück überzeugt und ich bin gespannt, wie es auf dem kommenden Album klingt.

Dass Chris Keys Fan von Johnny Cash ist, überrascht ein wenig, wenn man seinen Silberling hört. An dem Abend coverte er „Folsom Prison Blues“ und „Ring Of Fire“. Mit dem erdigen Kenny Rogers Titel „The Gambler“ bewies er weiterhin seine Affinität zum Country. Eher leichtere Töne schlug Keys bei „Sitting, Waiting, Wishing“ von Jack Johnson an, das in das erste Set eingestreut war. Zum Abschluss des Konzerts drehte Keys nochmal richtig auf und nahm das Publikum bei „I’m A Believer“ von The Monkees und „Little Lion Man“ von Mumford & Sons mit.

Während draußen das Unwetter tobte, bot das Bluebird Cafe wieder ein heimeliges Ambiente für einen gelungenen Live-Musikabend. Chris Keys schien nach der zweiten Zugabe und fast zwei Stunden Spielzeit ebenfalls sehr zufrieden und bedankte sich bei dem Gastgeber und der Technik, für den sehr guten Sound. Dem kann man sich nur anschließen.

Line-Up:
Chris Keys (vocals, guitar, harmonica)

Bilder und Text: Michael Segets

Chris Keys
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Kulturrampe Krefeld

Richard Murray – Desert Wind – CD-Review

Richard Murray, ein in Nordirland geborener, in London lebender Singer/Songwriter liefert mit „Desert Wind“ ein amerikanisch anmutendes Album ab, wie es amerikanischer eigentlich nicht sein kann. Murray, so ist es den spärlichen Informationen über ihn zu entnehmen, war bisher für diverseste Bands vornehmlich als Session-Musiker tätig, hat aber auch kompositorische wie auch produktionstechnische Erfahrungen gesammelt.

„Desert Wind“ ist sein erstes Soloprojekt, wobei naturgemäß Kompositionen, Produktion und das Spielen diverser Instrumente auf das eigene Konto gehen, ergänzt um einen relativ klein gehalten Teil von ihn unterstützenden Musikern. Die CD ist mit 13 Songs und einer Spielzeit von knapp siebzig Minuten recht umfangreich bestückt worden.

Geboten bekommt man einen sehr angenehmen Mix aus Country, manchmal mit dezentem Bluegrass-Touch und leichtem Tex-Mex-Flair, recht sparsam instrumentiert vorgetragenen (meist mit Akustikgitarre unterlegt), leicht rootsigen Singer/Songwriter-Stoff, zum Teil mit Storyteller-Ambition, aber auch ein paar unvermutet eingestreute, rockigere Songs, die aber allesamt mit recht schönen Melodien versehen sind. Hal Ketchum und Del Amitri sind im Groben die Orientierungs-Eckpfeiler, zwischen denen sich das Ganze im weitesten Sinne abspielt.

Murray weiß vor allem mit seiner unerhört angenehm ins Ohr fließenden (sehr amerikanisch klingenden) Stimme zu punkten (erinnert mich an die von John Kilzer), spielt aber auch vorzüglich Akustik- und E-Gitarre, sowie Mandoline. Ab und zu verliert sich noch eine Mundharmonika im einen oder anderen Lied, hervorragend aber auch die immer wieder dezent eingesetzten und gut passenden weiblichen Harmoniegesänge einer Dame namens Mandie Barnett.
Meine Favoriten auf einem durchgängig entspannt anzuhörenden Album sind das countryeske „Forgive Me Sera“ (mit Steel-Gitarre und Mandoline, leichtes Tex-Mex-Flair), das flockig instrumentierte „I’ll Never Learn“ (sogar fast ein wenig Mainstream-Country, E-Gitarren-, Orgelfills, Steel, sehr eingängig), das mit einem an Bruce Hornsby erinnernden, unterlegten Piano und einer langen E-Passage verzierten „Burning Silver“, das ebenfalls recht melodische „Midnight Oil“ (flottes Akustikgitarrenspiel, E-Fills, schönes Harmonika-Solo, Stimmungswechsel) und das rockige „Valley Of The Unforgiven“ (klasse E-Solo).

Und kurz vor Ende schüttelt Richard dann noch mit „DTs Roadhouse Shake“ einen furiosen, rhythmischen Countryrocker mit einer quäkigen Harmonika und klimperndem HT-Piano aus dem Ärmel, den selbst ein Dan Baird nicht hätte besser spielen können. Alles in allem hat der für mich bis dato völlig unbekannte Richard Murray mit „Desert Wind“ sehr positiv überrascht. Die CD-Gestaltung (inkl. Titelbild) wurde passend zum Titel in recht blassen, erdigen Gelb-, Grau- und Schwarztönen gehalten und beinhaltet alle Texte. Richard Murray ist zweifelsfrei der amerikanischste Nordire, der mir musikalisch bisher begegnet ist. Aus meiner Sicht ein sehr empfehlenswerter Musiker.

Eigenproduktion (2008)
Stil: Singer/Songwriter

01. Forgive Me Sera
02. Enlighten Me
03. Thinking Of Christina
04. Blueberry Wine
05. Down In This Town
06. 1931
07. I’ll Never Learn
08. Burning Silver
09. Midnight Oil
10. Wandering Infidel
11. Valley Of The Unforgiven
12. DTs Roadhouse Shake
13. The Wind And Rain

Richard Murray
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Hemifrån