Dead Bronco – 02.05.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Matt Horan, dem Frontmann von Dead Bronco, scheint es in Krefeld zu gefallen. Gerade zehn Monate waren seit seinem ersten Gastspiel im Großmarkt verstrichen, da stand er erneut auf der Bühne der Kulturrampe, allerdings mit komplett ausgetauschter Band. Einen Tag nach dem Tanz in den Mai war das Publikum wieder in Feierlaune und in etwa so zahlreich wie beim vorjährigen Auftritt – für einen Mittwochabend also ein ordentlicher Zuspruch.

Viertel vor Neun legte die neu formierte Band nach einer kurzen Begrüßung durch „Pille“ Peerlings mit dem Instrumentalstück „Death Of An Appalachian“ los. Atmosphärische Klänge des Keyboards von Rita Sainz untermalten Joel Bruñas anfangs dominierende Banjo. Nach dem Intro gab „Scumbag“ die Marschrichtung für den Abend vor.

Diese ging in Richtung Punk und rief bei Gernot Erinnerungen an die Ramones wach. Die Country-Einflüsse, die bei dem vorangegangenen Konzert noch deutlich hörbar waren, schienen nur noch gelegentlich durch, beispielsweise bei dem Twang von „Devil’s Road“ oder bei „Stupid Man“ und „Dead Bronco“.

Als Liebeslied kündigte Matt Horan „I Hate You“ an, wobei er einräumte, das mit der Liebe nicht so richtig erklären zu können. Insgesamt zeigte sich der Bandleader wieder sehr kommunikativ und leitete mehrere Songs mit Anekdoten oder kurzen Erklärungen ein. So erzählte der 36jährige über seine eher unappetitlichen Essgewohnheiten in der Jugend, die ihn zu „Life Of Leech“ inspirierten oder die geographisch unglückliche Lage seines Hauses, die er bei „Stuck In The Mud“ verarbeitete.

Nicht ganz ernstgemeinte Zwiegespräche mit Joel Bruña und die schon fast absurden Informationen, so zum Beispiel über die in Belgien gekauften Socken des Gitarristen Adan Roiz, waren unterhaltsam und machten Spaß.

Auch sonst passierte auf der Bühne sehr viel. Horan schwang seine Hüften, sprang herum und versuchte sich an artistischen Einlagen. In Sachen Körperbeherrschung war allerdings Adrian Lopez unübertroffen. Zweimal stieg er auf seinen Upright-Bass und spielte ihn frei balancierend und quasi schwebend weiter. Das hatte ich bislang noch nicht gesehen. Vielleicht nicht ganz so beeindruckend, aber auf alle Fälle überraschend, war das Kommando „Sexy Time“, mit dem die Bandmitglieder zugleich ihren Oberkörper frei machten.

Da gab es einige Tätowierungen und Brustwarzen-Piercings zu bestaunen. Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Das Publikum feierte die Aktion aber auf alle Fälle. Rita Sainz, die die Band nur gelegentlich mit dem Keyboard unterstützte, war zu dem Zeitpunkt nicht auf der Bühne und wollte sich später auch nicht an dem Einfall beteiligen.

Vollen Körpereinsatz zeigte hingegen Guille Peña am Schlagzeug, der nicht nur bei „Floating Down River“ sein gesamtes Gewicht in die Bearbeitung der Felle legte und richtig wütete. Der volle Klang des Schlagzeugs sowie der sehr gut ausgesteuerte Sound war das Verdienst von Malte an den Reglern. Horan würdigte den Rampentechniker überschwänglich – einer der ernst gemeinten und angemessenen Beiträge des Sängers.

Musikalisch stand das neue Album „Driven By Frustration“ im Vordergrund. Dead Bronco spielte alle Titel der Scheibe. Die Highlights waren dabei für mich „Miss Carriage“ und „Lord Call Me Home“. Mit „Penitent Man“, „Freight Train“ und „Keg Stand“ wurden zudem rockige Stücke früherer Veröffentlichungen ausgewählt. Auch „Vampiria“ wurde kurz und knackig durchgezogen. Das Konzert hatte daher richtig Fahrt.

Für zartere Einlagen sorgte Adan Roiz, wenn er seine elektrische Gitarre gegen eine Mandoline austauschte und so etwa bei „Driven By Frustration“ einen Gegenpol zu dem exzessiven Banjo-Spiel von Joel Bruña bildete. Oftmals gelang es der Band, die brachialen Kraft des Punks zu transportieren, ohne die Melodien der Songs aus den Augen zu verlieren.

Den theatralischen Abschluss des Hauptsets bildete „Funeral Inhibited“. Dead Bronco zelebrierte eine symbolische Beerdigung bis alle Bandmitglieder auf der Bühne lagen oder von ihr verschwunden waren. Bei der Zugabe begeisterte das mir bis dato unbekannte „Lucifer’s The Light“ mit seinem Country-Einschlag. Schließlich präsentierte Dead Bronco mit „The Sheperd“ noch die Weltpremiere eines Songs für die Umweltorganisation Sea Shepherd, zu dem es jetzt einen brandaktuellen Videoclip gibt.

Dead Bronco haben es musikalisch und mit ihrer Bühnenshow krachen lassen. Der gut aufgelegte Matt Horan sorgte für einen kurzweiligen, mit Humor gewürzten Abend.

Line-up:
Matt Horan (lead vocals, acoustic guitar)
Joel Bruña (banjo, vocals)
Adan Roiz (electric guitar, mandolin, vocals)
Rita Sainz (keyboard)
Adrian Lopez (upright bass)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

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Kulturrampe Krefeld

Dead Bronco – Driven By Frustration – CD-Review

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Review: Michael Segets

Dead Bronco sind unermüdlich. Letztes Jahr tourten sie mit ihrem Album „Bedridden & Hellbound“ durch Europa (machten dabei u. a. auch Halt in der Krefelder Kulturrampe), jetzt bringen sie neues Material heraus und gehen wieder auf Konzertreise. Die spanische Band um den Amerikaner Matt Horan bewegen sich zwischen Country, Punk und Rock. Während bei den vorherigen Veröffentlichungen die Country-Einflüsse im Vordergrund standen, geht „Driven By Frustration“ stärker in Richtung Punk.

Dead Bronco bezeichnen ihre Musik auf dem Album als Americana Sludge: Americana, weil sie Banjo, Mandoline und Upright Bass einsetzen, Sludge, weil sie mit Verzerrungen und anderen Effekten arbeiten. Auf manchen Stücken gelingt tatsächlich eine originelle Verbindung, auf anderen geht der Americana-Sound verloren.

Der deutlichste Einfluss des Americana findet sich bei „Lord Call Me Home“. Im gemäßigten Rhythmus bleibt der Song melodiös und Adan Gomez glänzt mit einer Mandolinen-Einlage. Matt Horan überzeugt hier gesanglich in einer tiefen Stimmlage. „Floating Down River“ beginnt mit einem traditionellen Country-Einschlag. Ein Bluegrass-Jodel-Anflug leitet einen Tempowechsel ein und das Stück erhält eine Punk-Attitüde.

Das Banjo von Jowy Bruña prägt diesen Song ebenso wie „Devil´s Road“ und „Miss Carriage“. Bei den beiden Uptempo-Nummern funktioniert der Country mit Punk-Einschlag hervorragend. Ebenfalls geglückt ist „Stuck In The Mud“, auf dem die Gitarre einen staubtrockenen Sound verströmt. Die Gitarren von Matt Horan und Adan Gomez stehen auch bei dem dynamischen Instrumentalstück „Death Of An Appalachian“ im Zentrum, das das Album eröffnet. Unterstützt werden sie von Guille Peña an den Drums und Adrian Kenny am Upright Bass.

„I Hate You“ erinnert partiell an das Debüt-Album „Call Of The Wild“ von Disneyland After Dark (D.A.D.), das immer noch eine Referenz in Sachen Cowpunk darstellt. Krachenden Punk liefert Dead Bronco bei „Scumbag“, „Life Of Leech“ und „No Name“ ab. Eher im Hard Rock zu verorten sind das Titelstück und „Funeral Inhibited“. Die Tendenz von Horan mehr zu schreien als zu singen, treibt er bei dem letztgenannten Stück auf die Spitze, bei dem er nur noch jault und brüllt.

Die Verquickung von Country, der mir in seiner traditionellen Form meist zu glatt erscheint, und dem brachialen Punk, der die Tendenz zum Krach hat, bietet spannende Möglichkeiten. Ich favorisiere Country mit Punk-Elementen und nicht umgekehrt. Dort, wo die Country-Melodien mit dem Drive des Punks fusionieren, können großartige Titel zustande kommen.

Auf diesem schmalen Grad halten sich Dead Bronco bei einigen Songs ihres aktuellen Werks. Manchmal rutschen sie zur Seite des Punks ab. Wer es wie ich lieber etwas Country-lastiger mag, sollte daher bei dem Back-Katalog der Band reinhören.

„Driven By Frustration” spricht sicher keine Feingeister an. Um sich in einer halben Stunde die Gehörgänge zum Frustabbau freidröhnen zu lassen, ist das Album aber genau richtig.

Eigenproduktion (2018)
Stil: Cowpunk

01. Death Of An Appalachian
02. Scumbag
03. Devil´s Road
04. I Hate You
05. Miss Carriage
06. Driven By Frustration
07. Floating Down River
08. Life Of Leech
09. Lord Call Me Home
10. Stuck In The Mud
11. No Name
12. Funeral Inhibited

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