Dead Bronco – 04.07.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Dadurch bedingt, dass ich erst am 02.07.2017 aus Zeeland zurückgekehrt war, befand ich mich eigentlich noch so ein wenig im Urlaubsmodus, zumal ich mich erst nächsten Montag wieder meiner ‚lebenserhaltenden‘ Arbeit zuwenden muss.

Kollege Gernot schickte eine spontane Mail, ob wir nicht kurzfristig zu Dead Bronco in unsere geliebte knuddelige Rampe fahren sollen. Na ja, warum nicht, dachte ich, und so zogen wir am Dienstag Abend für die uns beiden völlig unbekannte amerikanisch-spanische Formation, Richtung Krefeld los.

Kopf des seit 2012 bestehenden Quintetts ist der aus Florida stammende, nach Spanien übergesiedelte Matt Horan, der mit Dani Merino,  Manu Heredia,  Oscar Calleja und Danel Marín mittlerweile drei Alben und eine EP vorweisen kann. Kleine weitere interessante Randnotizen zur Band : Horan hat eine Schauspiel-Neben-Rolle im 2016er Horrorfilm „The Night Watchmen“ ergattern können und die Band ist Labelinhaber einer Biersorte ‚La Bronca‘.

Bei unserer Ankunft erlebten wir zunächst wie Rampen-Kultfigur und Tattoo-Studio-Besitzer Mario Scholten, aufgrund eines personellen Engpasses, Dienst an der Kasse schieben musste. Er hatte sicher seine helle Freude, als der im Unterhemd bekleidete und reichhaltig am Körper verzierte Bandleader mit seinen Jungs um 20:45 Uhr die Bühne betrat.

In der kleinen Krefelder Location scheint sich in Sachen Country peu à peu eine Countryfangemeinde zu bilden und so konnte Rampen-Chef Pille Peerlings zur Ansage knapp 60 Zuschauer für einen Dienstag in der Woche begrüßen. Recht ordentlich, wie ich meine.

Horan und Co. arbeiteten dann in einem 27 Stücke umfassenden, schweißtreibendem Programm sämtliche Facetten des traditionell gespielten Country ab, wobei der Fokus auf ziemlich abgehenden, oftmals punkig angehauchten Stoff dieser Art gelegt wurde. Der hohe Anteil an Uptemponummern trug natürlich erheblich dazu bei, dass viele der Anwesenden, vor allem einige Frauen, richtig in Tanzwallung gerieten.

Die Stimmung war somit prächtig, weshalb letztendlich auch noch satte vier Zugaben (u. a. das starke, an die Skynyrdsche Version von „T For Texas“ erinnernde „Working Man Blues“ und das launige „Hillbilly Joker“) aus der Band herausgeholt wurden.

Lobenswert finde ich, dass die fünf Burschen ihr neues Album „Bedridden And Hellbound“, laut meinen Notizen, so gut wie komplett vorstellten und bei den Covernummern auf unbekanntere, bzw. eigenwillige Tracks wie z. B. „False Hearted Lover’s Blues“ von Hank Williams sr., Merle Haggards „Mama Tried“ (mit klasse Bariton-E-Solo) oder Glenn Danzigs „I’m The One“ zurückgriffen.

Als weitere Earcatcher habe ich Stücke wie den in Bakersfield-Manier gebrachten Heuler „My True Love“ (hier geht es um Bier, nicht um eine Frau…), den dezent ZZ Top-angelehnten „Make My Eyes Bleed Boogie“, das nach sich selbst benannte, ein wenig mit „Ghost Riders In The Sky“-Flair bedachte „Dead Bronco“, das polternde „Mudd The Demon“ (schönes bluesiges Bridge plus quirligem E-Solo) und das sich am Ende des Hauptteils fast selbst überschlagene punkige „Penitent Man“ (Horan schreit, tanzt und headbangt) vermerkt.

Insgesamt auch eine sehr geschlossene Bandleistung. Horan gab sich als Führungspersönlichkeit sehr kommunikativ und erzählte oft kleine Anekdoten zu den Songs. Die Rhytmusfraktion mit dem solide polternden Danel Marín wurde natürlich durch den Upright Bass von Oscar Calleja auch visuell bereichert, für das Solieren waren der quirlig, auf einer markanten Gretsch-Gitarre spielende Manu Heredia und sein kongenialer, recht introvertiert wirkende Partner an der Lap Steel, Dani Merino, verantwortlich, die auch beide vereinzelt Harmonie-Gesänge beisteuerten.

Wer auf launigen, recht ruppig und größtenteils fett abgehend gespielten Country der traditionelleren Sorte steht, hat in den nächsten Tage nur noch zweimal die Gelegenheit,  Dead Bronco in unserem Lande beizuwohnen. Für Gernot und mich war es eine unterhaltsame Abwechslung zu Beginn der Woche, deren Besuch sich durchaus gelohnt hatte. Ein quicklebendiger Gig von Dead Bronco!

Line-up:
Matt Horan (lead vocals, acoustic guitar)
Dani Merino (lap steel, vocals)
Manu Heredia (electric guitar, vocals)
Oscar Calleja (upright bass)
Danel Marín (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Dead Bronco
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Kulturrampe Krefeld

Joe Bonamassa – Live At Carnegie Hall – An Acoustic Evening – CD-/DVD-Review

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Es scheint so ein bisschen, als ob Joe Bonamassa hier in Sounds Of South in der Sparte ‚DVD des Jahres‘ den Spitzenplatz im Dauerabonnement belegen möchte. Auch in diesem Jahr bringt er mit seinem opulenten Doppel-CD-/Doppel-DVD-Werk „Live At Carnegie Hall – An Acoustic Evening“ ein absolut fantastisches Paket auf den Markt, an dem man als Musikgenießer nicht vorbei kommt.

Wie schon bei seinen Auftritten im beeindruckenden Greek Theatre in Los Angeles, ist man auch hier vom visuellen als auch klangtechnischen Erlebnis im historischen Manhattener Konzerthaus zutiefst beeindruckt, das wie gewohnt vom Team Kevin Shirley und Roy Wiseman nahezu mit Perfektion in Szene gesetzt wurde.

Der gute Smokin‘ Joe präsentiert diesmal ein schönen Reigen ausgewählter Stücke im akustischen Gewand. Auf der mit viel Liebe zum Detail angerichteten Bühne, begleiten ihn mit Leuten wie Keyboard-Legende Reese Wynans am Pianoflügel, Drummer Anton Fig und den Backgroundsängerinnen Juanita Tippins (mit wunderschönem ozeanischen Blumengeflecht im Haar), Mahalia Barnes (dezent Geisha-mäßig), bereits bekannte Gesichter.

Frisches und alternatives Blut wurde mit dem erfahrenen Perkussionisten Hossam Ramzy (Peter Gabriel), dem im Stile eines indischen Maharadschas bekleideten Sänger Gary Pinto, dem Multi-Instrumentalisten von den Hooters, Eric Bazilian (Dobro, Banjo, Flöte, Mandolinen, Saxofon) und dem nicht nur orientalischen Blickfang am Cello und der Erhu, Tina Guo aus Shanghai (mittlerweile aber in Los Angeles ansässig), ins Bandgefüge integriert.

Mit dem energiegeladenen Opener „This Train“, dem grandios atmosphärisch und folkig dargebotenen „Drive“, dem souligen „The Valley Runs Low“ und später „Livin‘ Easy“ (Bazilian mit starker Saxofon-Einlage) beinhaltet der Gig gleich vier Nummern seines letzten Studioalbum „Blues For Desperation“, die auch im akustischen Gewand überaus zu gefallen wissen. Natürlich wird auch der Backkatalog des Protagonisten reichhaltig verarbeitet.

Großartig sind das stampfende „Dust Bowl“, das wunderbare „Driving Towards The Daylight“ (Bazilian mit Banjo-, Wynans mit Pianofills, herrliche Harmoniegesänge), das countryeske „Black Lung Heartache“ mit einem wild slidenden Bonamassa oder auch das rhythmische „Get Back My Tomorrow“ (Publikum klatscht mit, Pinto mit Gesangseinlagen).

Ein Höhepunkt von vielen ist sicher auch das bluesig-gospelige „How Can A Poor Man Stand Such Times And Live?“, bei dem auch Tippins und Barnes ihre Solo-Parts bekommen und eines seiner Paradestücke „Song Of Yesterday“ in einer über neun-minütigen, packenden Fassung.

Center-Stück dieses Live-Werkes ist jedoch „Woke Up Dreaming“, das in den Bonus-Features nochmals in einer weiteren Version vom 2. Spielabend präsent ist. Das Stück brachte Joe, laut dem Bonus-Interview auf der zweiten DVD, bei dem auch alle anderen Musiker reichhaltig zu Worte kommen, an den Rande seiner technischen Fingerfertigkeiten. Und in der Tat liefert er sich hier mit der wüst am Cello schreddernden Tina Guo ein atemberaubendes Spielduell.

Die Klassiker „Hummingbird“ (Leon Russell, Joe Cocker, B.B. King) und „The Rose“ (Bette Middler) beenden ein zutiefst beeindruckendes Konzert. Komplettiert wird dieses tolle Doppel-CD-/DVD-Package durch eine starke Bildergalerie von Christie Goodman.

Nach „Live At The Greek Theatre“ liefert Joe Bonamassa mit „Live At Carnegie Hall – An Acoustic Evening“ einen weiteren audio-visuellen Hochgenuss ab, der in allen Belangen überzeugt und mitnimmt. Da heißt es einfach nur gemütlich ab aufs Sofa und sich von diesen großartigen Musikern akustisch-bluesig und auch ein wenig orientalisch in herrlichem Ambiente berauschen zu lassen!

Mascot Label Group (2017)
Stil: Acoustic Blues Rock & More

DVD1:
01. Cold Streets (Intro)
02. This Train
03. Drive
04. The Valley Runs Low
05. Dust Bowl
06. Driving Towards The Daylight
07. Black Lung Heartache
08. Blue And Evil
09. Livin‘ Easy
10. Get Back My Tomorrow
11. Mountain Time
12. How Can A Poor Man Stand Such Times And Live?
13. Song Of Yesterday
14. Woke Up Dreaming
15. Hummingbird
16. The Rose
17. Cold Streets (Credits)

DVD2:
01. Behind The Scenes
02. Woke Up Dreaming (Second Night)
03. Photo Gallery

Joe Bonamassa
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Cale Tyson – Careless Soul – CD-Review

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Der Rolling Stone führte ihn im Herbst 2014 unter den ’10 New Artists You Need to Know‘ und charakterisierte seine Musik als „old school, sad-bastard outlaw country for a new generation of excited country fans“. Auch das prominente Blatt The Guardian titelte begeistert über den jungen, aus Forth Worth stammenden Texaner “A traditionalist for the future”.

Mittlerweile liegt mir Cale Tysons zweites Album „Careless Soul“ zur Rezension vor, und in der Tat, traditionelle Countrymusik, wird hier, mit all ihren Facetten von einst, wirklich groß geschrieben. Für mich, um es zuzugeben, der lieber die rockigen Variationen des Country bevorzugt, eher gewöhnungsbedürftiger und schwieriger Stoff.

Tyson hat sich dazu mit gestandenen Musikern wie Jeremy Fetzer, Pete Lindberg, Skylar Wilson, Brett Resnick, David Hood, Jon Radford, Dan Knobler und Michael Rinne in die berühmten Fame Studios in Muscle Shoals, Alabama, begeben. Hinzu kommen noch eine Horn Section, ein String Quartett sowie diverse Backgroundsänger/-innen (u. a. Caitlin Rose). Michael Rinne (Emmylou Harris, Rodney Crowell) hat das Werk produziert.

Und so fühlt man sich beim Hören von Tysons Eigenkompositionen auch wie in die Sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt. Eine Mischung aus Country im Stile der großen Meister (Johnny Cash/Hank Williams  z. B. bei „Dark Dark“, manchmal mit ein wenig Bakersfileld-Touch („Easy“, „Railroad Blues“), Waltz-artige, Melancholie-getränkte Schwofer („Somebody Save Me“, Traveling Man“) und ein paar Schunkler (High Lonesome Hills“), wie man sie vermutlich in den damaligen Dancehalls und Honkytonks vorgesetzt bekam, garniert mit etwas Soul („Staying Kind“, „Some Love A Woman“), teilweise an Sachen aus der Phil Spector-Ära erinnernd („Careless Soul“), und ein wenig Blues („Pain In My Heart“).

Cales Stimme und Brett Resnicks weinende, wimmernde und leiernde Pedal Steel (ohne dabei allerdings aufdringlich zu wirken), setzen naturgemäß die markantesten Akzente auf diesem Silberling.

Die zweite Scheibe von Cale Tyson „Careless Soul“ ist Wasser auf die Mühlen der Anhänger von Countrymusik der guten alten Schule. Interpreten wie u. a. Dwight Yoakam und J.P. Harris würde ich in etwa als ungefähre zeitgenössische Bezugsgrößen hier anführen. Der Bursche wird im Mai in Kürze zu drei Terminen auf Bühnen in unserem Lande vorstellig, darunter auch am 08.05.2017 in unserer geliebten Kulturrampe in Krefeld (siehe dazu auch unsere Konzert-Tipps).

Clubhouse Records (2017)
Stil: Country

01. Staying Kind
02. Somebody Save Me
03. Careless Soul
04. Easy
05. Traveling Man
06. Pain In My Heart
07. Railroad Blues
08. Dark Dark
09. High Lonesome Hill
10. Gonna Love A Woman
11. Pain Reprise
12. Ain’t It Strange

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Patricia Vonne – 20.04.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Hochkarätige Kulturrampen-Zeit an einem Donnerstag in der Woche! Die heißblütige, aber dabei immer charmant und sympathisch agierende Patricia Vonne aus Austin, Texas, mit mexikanischen Wurzeln, hatte mit ihrer Band in der beliebten Krefelder Szene-Location zum Auftakt ihrer Europa-Tournee 2017, Halt gemacht. Mr. Kulturrampe, Markus ‚Pille‘ Peerlings durfte sich bei seiner einleitenden Ansage über eine ausverkaufte Hütte freuen. Eine schöne Anerkennung, wie ich meine, für seine engagierte, mit viel offen gezeigtem Herzblut, vollzogene tolle Arbeit in Sachen guter Live-Musik!

Patricia Vonne und ihre Mitstreiter Robert LaRoche, Harmen de Bresser (mit Beatles-typischem Bass) und Drummer Ben Bakker brachten mit dem Desert-rockigen Opener „This Cat’s In The Doghouse“ die Besucher der rappelvollen Rampe sofort auf Betriebstemperatur. Klasse hier das schrammlige E-Gitarren-Solo von LaRoche auf seiner imposanten schwarz-weißen Rickenbacker. Mit „Ravage Your Heart“ (schöne Tempowechsel, poppiger Refrain) von ihrem noch aktuellen Album „Rattle My Cage“ bewies die Vonne ihr Talent zu radiotauglichem Songwriting.

Zur schönen Tex-Mex-Ballade „Traeme Paz“ lieferte die Protagonistin mit „Bring Me Peace“ direkt die englische Übersetzung. Hier kamen auch die an ihrem Gürtel hängenden Kastagnetten (in rot und schwarz, passend zum Outfit) erstmals zum Einsatz. Weitere spanisch gesungene Lieder wie „Fuente Vaqueros“, „Guitarras Y Castañuelas“, „El Marinero“ (akustisch performt), „Que Maravilla“ oder „Severina“ zogen sich dann auch wie ein roter Faden durch das in zwei Sets angelegte Programm, wobei die umtriebige Fronterin, ihre omnipräsente Beweglichkeit (von den Füßen bis in die Haarspitzen) samt geräkelter lasziver und schlängelnder Gestik sowie filigranem Kastagnetten-Geklacker, in der Tradition einer energiegeladenen, rassigen Flamenco-Tänzerin, zur Schau stellte.

Das war wirklich schon toll anzusehen und auch unser schwer schuftende Fotograf Jörg Schneider schien, angesichts des attraktiven ‚Motivs‘, den Finger vom Auslöser seiner Kamera kaum runterzukriegen (er machte knapp 1.000 Bilder!!! – seine besten Schnappschüsse siehe dazu auch in der unten angefügten Galerie).

Überhaupt trug Patricia mit ihren kleinen Anekdoten und Anmerkungen zu sich und den Songs, zu einer durchweg ausgelassenen Stimmung bei. Ein Zuschauer erwiderte z. B. eine ihrer englischen Ansagen mit einem lauten „Muchas gracias“, was diese schlagfertig mit einem kurzen und trockenen „Bitte sehr“ konterte.

Als weitere Highlights auf meinem Notizettel habe ich Tracks wie „Mudpies And Gasoline“ (den Song kann man ja auch in Quentin Tarantinos Film „Hell Ride“ bewundern), das melodische „Worth It“ (Fleetwood Mac-Flair), das ZZ Top-infizierte „Sax Maniac“ (starke kratzige Gitarre von LaRoche), natürlich den, vor Power nur so strotzenden Titelsong ihres aktuellen Silberlings „Rattle My Cage“ (raunzende Bariton-E-Gitarre), das dezent Heartland-/Country-umwobene „Top Of The Mountain“ (brandneuer Song) und den starken, fetzigen Rausschmeißer „Rebel Bride“ (hatte was von Billy Idol), zum Ende des Hauptteils, vermerkt.

Ach ja, dann war da auch noch das von ihr und Bruder Roberto Rodriguez kreierte Instrumental „Mexicali di Chispa“, wo Patricia ihre Fingerfertigkeit auf einer Telecaster offerierte. Die Vonne stammt ja aus einer Großfamilie (lt. eigener Aussage neun Geschwister), wobei ihre Schwester Angela Lanza es zu Schauspieler-Ehren brachte und besagter Roberto mit Filmen wie u. a. „El Mariachi“,„Desperado“, „Once Upon A Time In Mexico“ und dem Kultstreifen „From Dusk Till Dawn“ als Regisseur brillierte.

Als das Quartett letztendlich mit dem von Robert LaRoche gesungenen Buddy Holly-Cover „Rave On“ (Patricia übernahm hierbei die Drums, der agile Schlagzeuger Ben Bakker dafür die Akustikgitarre) und einem weiteren spanisch gesungenen launigen Tex-Mex-Feger („Cancion del Mariachi“?) einen nach scharfen Chili-Schoten anmutenden, unterhaltsamen, äußerst kurzweiligen und schweißtreibenden Gig im Zugabenteil beendet hatte, konnte es eigentlich dann bei Pilles netten Bedienungen an der Theke in der KR-Lounge, anschließend nur noch heißen: „Señorita, una cerveza grande por favor…!“

Line-up:
Patricia Vonne (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar, drums, percussion)
Robert LaRoche (electric guitar, acoustic guitar, vocals, lead vocals „Rave On“)
Harmen de Bresser (bass, vocals)
Ben Bakker (drums, acoustic guitar)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Patricia Vonne
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Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider

Speedbuggy USA – Kick Out The Twang – CD-Review

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Wie bereits in unserem Konzertbericht zu ihrem Gig in der Krefelder Kulturrampe erwähnt, hatte mir Lead-Sänger Timbo noch ihre neue, brandaktuelle CD „Kick Out The Twang“ anschließend, zwecks eines weiteren Reviews, mit auf den Weg gegeben, dem ich hiermit natürlich gerne nachkomme.

Die Band hatte ja bereits diverse Tracks in ihrer Setliste vorgestellt, so war die Frage, ob die Studioversionen und der unbekannte Rest genau so zünden würden, wie es auf der Bühne der Fall gewesen war.

Zum Live-Line-up, bestehend aus Sänger Timbo, Gitarrist Seth von Paulus und Drummer Jamie Dawson, kommen diesmal der etatmäßige Bassist Brady Sloan und als Ergänzung noch Pedal Steel Guitar-Spieler Gregg McMullen hinzu. Produziert hat das Werk in einem sehr schön transparenten Sound (alle Instrumente sind jederzeit sehr schön heraus zu hören) Seth von Paulus. Aufgemacht ist die Scheibe in einem schlichten, zu ihrer Musik aber passenden, lebhaft gestalteten Digipak, mit einem Bandbild und den relevanten Informationen in kurzer knapper Form.

Die Kalifornier eröffnen den Silberling mit ihrer neuen Interpretation des Monkees-Hits von 1966 „Last Train To Clarksville“, dem sie der damaligen beatlesken Note, mit einer Bakersfield-Sound-umwehten Variante, jetzt ihren eigenen Stempel aufdrücken. Die Band ist ja großer Fan dieses Musikstils. “ Das fetzige „Get Around“ kommt auf der CD natürlich nicht so brachial wie beim Live-Auftritt herüber, geht aber, dank Dawsons poltrigem Drumming, ebenfalls gut ab.

Gleiches gilt in etwa für die weiteren bereits live präsentierten Stücke wie „Hold My Head Up High“, „South Bound“, „Wood, Screws And Nails“ oder „Rodeo Star“ (allesamt aufgrund ihres stimmungsträchtigen Uptempo-Charakters natürlich nicht rein zufällig für ihre Sets ausgewählt) und das durch Joe Cocker so richtig bekannt gewordene „Unchain My Heart“, hier sehr schön atmosphärisch in Szene gesetzt.

Songs, wie das schon fast Waltz-artige „Shaky Town“, das melancholische „Sorry“, der mit einer Akustikgitarre geführte „Honky Tonk Singer“ und das mit einer klirrenden Mandoline geschmückte „The Devil With Me“ (mein Lieblingsstück des Albums), offerieren das ruhigere Wesen der Band und geben Pedal Steel-Spieler McMullen großzügig Raum, sein Instrument, weinen, leiern oder wimmern zu lassen.

Fronter Timbo, der mich vokal irgendwie immer ein wenig an Dan Baird erinnert, beweist, dass er zu jedem Tempo singen kann, Seth von Paulus lässt seine filigranen Künste auf der Telecaster, meist in Bariton-Manier (z. T. schön retro), natürlich zuhauf einfließen. Launig auch noch, das wieder Mandolinen-bestückte, folkige „Long Gone“ und der dezent Southern-rockige Ausklang mit  „Darlin I’m Comin Home“ (Bluefields-, Blackberry Smoke-Flair).

Speedbuggy USA lassen mit ihrem Studio-Album „Kick Out The Twang“ ebenfalls keinen Zweifel daran, dass sie musikalisch gesehen, das Herz auf dem richtigen Fleck sitzen haben. Ein Werk, mit dem man zuhause nach den ersten paar Bierchen, einen gemütlichen Grill-Nachmittag im Garten, in ein launigen Party-Abend verwandeln kann. Authentischer, unterhaltsamer, sehr empfehlenswerter Country Rock-Stoff!

Wagon Wheel Records (2017)
Stil: Country Rock

01. Take The Last Train To Clarksville
02. Get Around
03. Shaky Town
04. Hold My Head Up High
05. South Bound
06. Sorry
07. Wood, Screws And Nails
08. Unchain My Heart
09. Long Gone
10. Honky Tonk Singer
11. Rodeo Star
12. The Devil With Me
13. Darlin I’m Comin Home

Speedbuggy USA
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Teenage Head Music

Speedbuggy USA – 10.04.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Kulturrampen-Time an einem für Konzerte eher ungewöhnlichen Montag! Speedbuggy USA standen im Schlepptau von Teenage Head Music auf dem Programm und waren unter dem Motto und Titel ihrer neuen CD „Kick Out The Twang“ in Sachen zünftigem Countryrock nach Krefeld angereist.

Das Quartett aus Los Angeles um ihren charismatischen Leader Timbo, sowie Gitarrist Seth von Paulus, Drummer Jamie Dawson und THM-Tourmanager Max Porkrib (!!!), der den etatmäßigen Bassisten Brady Sloan fließend und durchaus angemessen ersetzte (Sloan kann leider berufsbedingt nur die Hälfte der Gigs ihrer sechs-wöchigen Europa-Tour mitspielen) heizten die anwesenden Leute (der Besuch war für diesen extravaganten Termin durchaus in Ordnung) mit ihrer Bakersfield-umwehten, zum Teil punkigen Country-Mucke ordentlich ein und ergatterten dafür zurecht ordentliche Sympathiepunkte.

Die Jungs starteten mit „Truck Drivin Man“ und „Sad And Lonely“, zwei Stücke aus ihrem 2003er-Album „Red Eyed And Rowdy“, gefolgt von dem fast Irish Pub-tauglichen Gröler „Rusted Cars“ und dem tempogeladenen, speed-trächtigen „Movin On“.

Mit dem punkig abgehenden „Get Around“ gab es das erste Stück aus ihrem brandaktuellen Silberling „Kick Out The Twang“, der im späteren Verlauf naturgemäß auch immer stärker in den Vordergrund gerückt wurde.
Eine erste Verschnaufspause gewährte die schon fast dylaneske Ballade „Liars, Thieves & Ramblers“, klasse hier das Telecaster-Solo vom zierlichen Seth von Paulus, der sich ansonsten mit seinen vielen quirligen Bariton-Einlagen für die filigrane Note in den überwiegend ruppigen Songstrukturen verantwortlich zeigte. Er hat übrigens auch das neue Album produziert.

Zwei weitere Tracks dieses neuen Werkes „Hold My Head Up High“ sowie „Wood, Screws And Nails“ standen im Zeichen einer markanten Resonator-Mandoline, die von Fronter Timbo allerdings eher recht ungehobelt als Rhythmus-Instrument traktiert wurde.

Das atmosphärische „Bakersfield eröffnete quasi die zweite Hälfte des immer stimmungsvolleren Gigs. „Set ‚Em Up“ hatte schon was von Dan Baird und seinen Georgia Satellites. Die Hommage an den „Club 190“ in Louisiana (fulminantes Bariton-E-Solo von von Paulus), das von dezenter, alkohol-geschwängerter Kneipen-Melancholie umwobene „Close Down This Honky Tonk“, das fetzige „Rodeo Star“, die herrlich eigenständige Coverversion von Cockers „Unchain My Heart“ (unterschwelliger Rockabilly-Touch) und das erneut cow-punkige „South Bound“ sorgten für viel Abwechslung. Eine furiose Version von Bakersfield-Sound-Legende Buck Owens‘ „Goodbye, Good Luck, God Bless You“ (zum Finale ging richtig die Post ab), den die Burschen ja besonders in ihr Herz geschlossen haben, beendete einen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Hauptteil.

Sehr gut gefiel mir der hingebungsvoll und engagiert singende Bandchef Timbo mit seinen teilweise unterhaltsamen und selbst-ironischen Ansagen. Er und seine agilen Kumpanen taten mit authentischer Spiel- und Bewegungsfreude auf der Bühne (Timbo mit teilweise einbeinigen Verrenkungen, die einmal sogar fast in einen Sturz Richtung Dawsons Schlagzeuganlage mündeten), ihr Übriges, für sehr viel positive Chemie, zwischen ihnen und den Leuten. Das kam natürlich zurecht gut an.

Das Verlangen auf Nachschlag wurde mit drei launigen Zugaben (u. a.  „Nevada“, „I Got Loaded“) bedient, wobei Timbo beim abschließenden poltrigen „Engine No. 9“ nochmals zur Resonator-Mandoline griff. Da gab es selbst für die Blondine unseres Alters direkt vor der Bühne am Ende kein Halten mehr und es wurde erneut fast schon ekstatisch das Tanzbein geschwungen.

Nach dem Konzert überreichte mir der sympathische Timbo noch die neue, besagte CD „Kick Out The Twang“, welche natürlich in Kürze hier ebenfalls beleuchtet wird. Insgesamt ein sehr schöner, motivierender Auftakt für den Rest der kurzen Woche dank Speedbuggy USA – einfach klasse Live-Musik!

Line-up:
Timbo (lead vocals, electric guitar, resonator mandolin)
Seth von Paulus (electric guitar, vocals)
Max Porkrib (bass)
Jamie Dawson (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Speedbuggy USA
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Doc Walker – Weathervane – CD-Review

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Dass es jede Menge gute Musik aus dem Staate Kanada gibt, ist längst auch bei uns kein offenes Geheimnis mehr. Obwohl die aus Westbourne, Manitoba stammende, mit vielen Awards dekorierte Band Doc Walker schon fast seit 20 Jahren, in ständiger Regelmäßigkeit, gute CDs herausbringt, mutmaße ich einfach, dass sie hier bei uns, bisher mal wieder nur einem kleinen Kreis an Insidern vorbehalten ist.

Das Quintett mit den beiden Konstanten über die Jahre, Chris Thorsteinson und Dave Wasyliw, sowie Brent Pearen, Stephen Broadhurst und David Callsy bringt jetzt mit „Weathervane“ sein bereits 9. Studiowerk auf dem Markt.

Auch wenn ich nicht verhehlen möchte, dass ihr, nach sich selbst benannter Viertling, 2006 von Nashville Star-Produzent Justin Niebank betreut, mit den unglaublich schönen Coverversionen von Del Amitris „Driving With The Brakes On“ und Neil Youngs „Comes A Time“ enthalten, nach wie vor meine Lieblingsplatte der Gruppe bleiben wird, ist ihnen mit „Weathervane“ allerdings ebenfalls wieder, ein richtig starkes Teil an ihrer oberen Leistungsgrenze gelungen.

Anders als bei Politikern, hat man auf „Weathervane“ laut eigener Aussage, sich nicht von eigennützigen Motiven leiten lassen, sondern diesmal ganz das Gelingen der Songs in den Vordergrund gestellt. Und so wurden die Tracks oft nach Stimmungslage komponiert, der imaginäre Finger in den Wind gehalten, dann gedreht und gewendet, teilweise wieder umgeschrieben, bis ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht wurde.

Da sprudeln wieder die feinen Melodien, besungen mit Thorsteinsons sanft-rauer Stimme, unterstützt mit herrlichen Harmoniegesängen und locker-feiner Instrumentierung aus der Quelle der Erfinder bis hin zur Mündung des geneigten Konsumenten dieser Musik. Produziert in einem wunderschön transparenten Sound haben Gavin Brown und Dave Wasyliw, sowie drei Stücke Bart McKay.

Direkt der Opener „Sicka Whiskey“ mit seinem krachenden Gitarren-Intro und flockigen Verlauf (inkl. zweier kurzer E-Gitarrensoli) macht direkt richtig Laune. Auch die zweite Single „Heart Of The Heartland„, die die Heimatverbundenheit der beiden Hauptprotagonisten thematisiert, bietet passend zum Titel, erstklassigen Heartland Country. Toll die dezente Melancholie in Thorsteinsons Gesang. Wird garantiert, zumindest in Kanada, wieder ein Hit.

Prominenteste Musiker auf dem Album sind sicher der besonders in Nashville umtriebige Steel Gitarrenspieler Russ Pahl, der hier sein Instrument ein ums andere Mal weinen, fiepen und leiern lässt und die Backgroundsängerin Sarah Dugas, die schon bei Interpreten wie der Zac Brown Band oder Blackberry Smoke ihre Stimme verliehen hat.

Die markantesten Tracks sind für mich das, ein wenig in Jackson Brownes „Running On Empty“ (in der Führungshook), konzipierte „Dollar Store Cashier“, der humorvolle, Fiddle-dominierte Countryheuler „Heaven On Dirt“ (gespielt von Jenee Fleenor), als erste Single vorab ausgekoppelt, über die Besonderheiten des Farmerlebens, als auch die beiden Covernummern „Ooh La La“ (Faces) und „They Rage On“ (Dan Seals) am Ende.

Gerade der uralte, damals von Ron Wood und Ron Lane geschriebene Klassiker, wird wieder in brillanter Doc Walker-Manier, in unsere heutige Zeit katapultiert. Herrlich hier das von Bart McKay eingestreute surrende Akkordeon. Verbreitet einfach gute Stimmung und animiert zum Mitsingen des Titels.

Fazit: Der Wind bei Doc Walkers neuem Album „Weathervane“ stand günstig. Eines mit der besten Werke der Kanadier. Wer mal eine schöne Alternative u. a. zu den Eagles, Poco, aber auch zu Acts wie der Eli Young Band, Wade Bowen oder No Justice & Co. sucht, ist hier an der richtigen Stelle.

Leichten Punktabzug gibt es nur für die geringe Anzahl an Stücken. Neun Tracks, allesamt in Single-Sphären, sind hier etwas geizig. Da hätte man gerne noch 2-3 Lieder mehr gehört, vor allem auf diesem Niveau. Ansonsten eine wunderbare Brise Musik! Und ich hab mich sehr gefreut, endlich, nach sehr vielen Jahren ihrer Begleitung, mal ein Album der Band reviewen und vorstellen zu können.

Open Road Recordings (2017)
Stil: Country Rock

01. Sicka Whiskey
02. Heart of the Heartland
03. Dollar Store Cashier
04. Get Back On My Horse
05. Heaven On Dirt
06. No Way Now
07. Just Fine
08. Ooh La La
09. They Rage On

Doc Walker
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RGK Entertainment Group

Tedeschi Trucks Band – 22.03.2017, E-Werk, Köln – Konzertbericht

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Puh, ich bin eigentlich jetzt am Tag danach, noch völlig überwältigt, von dem, was ich da gestern im Kölner E-Werk erlebt habe. Die Tedeschi Trucks Band hatte sich in der Domstadt angesagt, ein fantastisches Konzert abgeliefert und am Ende eine restlos begeisterte Audienz (mit dabei auch der kölsche Kultbarde Wolfgang Niedecken,  mit dem sich unser Knipser Gernot Mangold laut eigener Aussage, am Rande  des weitläufigen des Fotograbens für eine Weile ganz nett und unkompliziert unterhalten konnte) in die Nacht, bzw. auf die Heimreise geschickt.

Ich habe ja in letzter Zeit mit JJ Grey & Mofro oder Thorbjørn Risager & The Black Tornado zwei, im weitesten Sinne, vergleichbare und wirklich herzerfrischende Bands zu Gesicht bekommen, aber was das zwölfköpfige Ensemble um ihre beiden Führungspersönlichkeiten Susan Tedeschi und Derek Trucks da gestern abgebrannt hat, das war schon in einer ganz eigenen Liga.

Apropos Führungspersönlichkeiten: Man spürte zwar jeder Zeit, dass die beiden Hauptprotagonisten (insbesondere Susan Tedeschi) auf der Bühne ‚die Hosen an hatten‘, sie repräsentierten diesen Anspruch aber mit solch einer unaufgeregten und lockeren Art und Weise, vor allem mit einer merklichen Empathie für ihre Kollegen, dass man hier schon von absolutem Vorbild-Charakter sprechen kann.

Besonders Derek Trucks scheint eh glücklich und beseelt zu sein, wenn er seinen Glas-Bottleneck über den Finger streifen und seine berühmte Gibson SG filigran beackern darf, sowie sich in jammige Improvisationsläufe mit seiner Rhythmusfraktion und zum Teil auch den restlichen Musikern verstricken kann (z. B. mit Kofi Burbrige an Orgel und Flöte). Fulminante wie gefühlvolle Soli, in Slide- und normaler Spielweise (auf ganz hohem Level), ließ er natürlich in Hülle und Fülle vom Stapel.

Susan Tedeschi sah in ihrem schlichten, aber eleganten rot-braunen Kleid mit dazu getragenen Wildleder-Stiefeletten klasse aus und wusste samt ihrer sympathischen Aura, mit grandiosem Gesang (erinnert mich irgendwie immer an Bonnie Raitt) und partiell auch mit starkem Lead Gitarrenspiel (z. B. bei „I Pity The Fool“) zu beeindrucken.

Muhammad Ali-Double Mike Mattison, konnte bei drei, vier Stücken aus dem Background Trio heraustreten und zeigte mit seinen bluesig-souligen Vocals im Stile von Belushi, Brown & Co. am Haupt-Mikro, dass er auch problemlos zu jeder Zeit, einen packenden Fronter abgeben kann.

Seine zwei Mitstreiter im Background, Alecia Chakour (was für eine wuchtbrummige Röhre!) und Mark Rivers hatten ihre stärkste Szene beim herrlich gospeligen „I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free“, als sie ebenfalls kurze Lead Parts übernehmen durften. Auch diese beiden sind für diese Positionen eigentlich fast zu schade, bürgen aber für die immense Qualität und das ungeheure Potential der Gesamtband.

Die Rhythmusleute Tim Lefebvre (ließ seinen Tieftöner ordentlich pumpen) sowie die beiden Drummer J.J. Johnson und Tyler Greenwell (mit glänzendem und atemberaubenden Doppel- Synchron-Solo wie zu besten ABB-Zeiten) verliehen den Songs (oft in Verbindung mit Trucks) immer wieder eine stetig zunehmende Dynamik, die es in sich hatte und avancierten das faszinierte Publikum immer wieder zu Mitwippbewegungen.

Kofi Burbridge hatte mit gurgelnden Orgel- und klimpernden HT-Piano-Eingaben seinen Spaß, ließ aber auch zweimal sein Können an der Querflöte aufblitzen. Last but not least, erfüllte das Bläser-Trio, bestehend aus Elisabeth Lea, Ephraim Owens und Kebbie Williams (der wieder, wie auf der DVD, mit freejazzigem Zappel-Solo, diesmal allerdings bei „Don’t Miss Me (When I’m Gone)“), seine plusternde Funktion zur Soundvolumen-Anreicherung, mit Bravour.

Ach, dann waren da ja auch noch die Songs, die an diesem Abend in einem zweigeteilten Set mit halbstündiger Pause aus dem schier unerschöpflichen Fundus (fast bei jedem Gig in anderer und neuer Zusammenstellung) in reichhaltig ausstaffierten Versionen präsentiert wurden. Lang gespielt, aber immer kurzweilig, variabel und emotional mitreißend performt.

Set 1 enthielt u. a. Tracks wie „Let Me Get By“ (Opener), „Key To The Highway“, „Darling Be Home Soon“, „Rise Up“ und „Right On Time“, Set 2 das Cover zu Ehren des kürzlich verstorbenen Leon Russell  „A Song For You“ (Gänsehaut-Opener, toller Gesang von Susan), „Anyhow“ (Derek mit unterschwelliger „Midnight Rider“ E-Hook), „Get Out Of My Life, Woman“, das großartige rhythmische „Freedom Highway“, das am Ende von Susan mit politsicher Botschaft versehene „I Pity The Fool“ (dazu knarzige E- Gitarre und sensationelle Vocals von ihr), als auch das am Ende eine unglaubliche Wucht und Kraft entwickelnde, fett groovigende „Don’t Know What It Means“.

Als zum Finale bei der weit über zehn Minuten währenden Zugaben-Kombi aus dem jammigen, „I Want More“ und dem Outro von Santanas „Soul Sacrifice“ alle Beteiligten der Tedeschi Trucks Band nochmal richtig Gas gaben, wusste man, das Einem ein Gig in Weltklasse-Sphären zuteil geworden ist.

Mit uns verließen ca. 1.200 Zuschauer  überglücklich und zutiefst beeindruckt das somit gut besuchte E-Werk. Wer noch die Chance hat, sich das Ensemble in unseren Breitengraden anzusehen(es folgen ja noch so einige Termine), sollte die Gelegenheit unbedingt nutzen. Einfach grandios! Einen herzlichen Dank auch an Shooter Promotions für die unkomplizierte und bestens organisierte Akkreditierung unseres immer noch jungen Magazins. War richtig klasse!

Line-up:
Susan Tedeschi (lead vocals, electric guitar, vocals)
Derek Trucks (electric guitar, slide guitar)
Mike Mattison (lead vocals, acoustic guitar, vocals)
Kofi Burbridge (keys, flute)
Tim Lefebvre (bass)
J.J. Johnson (drums)
Tyler Greenwell (drums)
Elisabeth Lea (trombone)
Ephraim Owens (trumpet)
Kebbie Williams (saxophone)
Alecia Chakour (vocals, percussion)
Mark Rivers (vocals, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Tedeschi Trucks Band
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E-Werk

Eric Bibb – Migration Blues – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Das erste, was an der neuen CD von Eric Bibb auffällt, ist das edel wirkende und fotografisch hochwertig in s/w gestaltete und mit leichter Sepiatonung gedruckte Hochglanz-Cover. Dazu gesellt sich ein feines Booklet in ebensolcher Qualität mit einleitenden Worten von Eric Bibb und seinen Mitstreitern J.J. Milteau, einem französischen Bluessänger und Mundharmonikaspieler, sowie Michael Jerome Browne, dreimaliger Gewinner des Canadian Folk Music Award.

Die obligatorischen Songtexte sind im Booklet natürlich auch fast alle nachzulesen. Bis auf die Songtexte ist alles in englischer, deutscher und französischer Sprache verfasst. Allein sich dieses schön produzierte Booklets anzuschauen, macht schon sehr viel Freude, zumal zu jedem Songtexte auch noch ein paar Gedanken und Hintergrundinfos gegeben werden. Dies alles ist sehr schön gemacht und stimmt bestens auf die eigentliche CD ein.

Eric Bibb, der heute überwiegend in Europa lebt, wurde in seiner Jugend durch die Blues- und Folkmusik geprägt und hat im Laufe seiner Karriere u. a. schon mit so großen Musikern wie Ray Charles, John Mayall, Bonnie Raitt, Charlie Musselwhite und Taj Mahal zusammengearbeitet. Auf seinem neuen Werk nimmt er sich eines aktuell die Menschen bewegenden Themas an. Wie der Titel „Migration Blues“ schon vermuten lässt, liegen ihm die Flüchtlinge und die diesen Menschenströmen zugrunde liegenden Fluchtursachen am Herzen. Zitat Eric Bibb: „Mit diesem Album möchte ich uns alle ermutigen, unseren Verstand und unsere Herzen weit zu öffnen für die andauernde Notlage von Flüchtlingen überall. Wie die Geschichte zeigt, stammen wir alle von Menschen ab, die irgendwann einmal weiterziehen mussten.“

So handeln seine Songs vom einfachen Leben im Delta („Diego’s Blues“) und von Flucht und Vertreibung („Delta Getaway“, „Four Years, No Rain“, ein Song, von dem Bibb selbst sagt, dass er alles auf den Punkt bringt), angefangen in den 20’er Jahren des letzten Jahrhunderts, als aus wirtschaftlicher Not heraus, Menschen aus den armen Südstaaten, auf der Suche nach einem lebenswerteren Dasein, in den reicheren Norden der USA auswanderten, bis hin zu den Bootsflüchtlingen heutzutage („Prayin‘ For Shore“ mit Big Daddy Wilson als Gastsänger im Hintergrund).

Das Album umfasst insgesamt 15 Tracks, drei davon sind, für das Album recht fröhliche, reine Instrumentalstücke: „Migration Blues“ ist ein Mundharmonika untermaltes Duett aus einer 12-seitigen Resonatorgitarre, gespielt von Bibb und einer 12-seitigen Slidegitarre, gespielt von Browne. Ein schönes Mundharmonika-betontes (JJ Milteau)  Cajun-Traditional ist „La Vie, C’est Comme Un Oignon“, zusätzlich instrumentiert mit Fiddel und Cajun-Triangel, die von Michael Jerome Browne betätigt werden. Auf „Postcard From Booker“ brilliert Eric Bibb allein auf einer Booker-Gitarre. Die übrigen Songs des Albums sind größtenteils eher melancholisch und stimmen nachdenklich, vermitteln mitunter aber auch ein Gefühl von Hoffnung und Zuversicht („Brotherly Love“ & „Mornin’ Train“, ein Spiritual mit Ulrika Bibb als zweite Stimme) auf eine bessere Zukunft bis nach dem Tod.

Musikalisch gibt es auf der CD puren Delta-Blues mit sehr deutlichen Folk- bzw. Countryeinflüssen zu hören, alle Stücke größtenteils im Fingerpicking-Stil. Der gesamte Silberling ist daher auch sehr zurückhaltend und feinfühlig mit Akustik-Saiteninstrumenten arrangiert, wodurch Bibb’s Stimme und seine Fingerpicking-Technik sehr prägnant zur Geltung kommen und teilweise an Taj Mahal („We Had To Move“) erinnern. Außerdem verzichtet Bibb bei den Arrangements, von zwei Ausnahmen abgesehen („Delta Getaway“ & „With A Dolla‘ In My Pocket“), auf ein Schlagzeug. Dafür spielen Bibb und Browne abwechselnd 12-seitige Gitarren, Tenorgitarre, Baritongitarre, Resonatorgitarre, Slidegitarre, Banjo und Mandoline, während Milteau fast jeden der Songs auf seiner Mundharmonika begleitet.

Es ist sicherlich kein Album mit viel Gute-Laune-Musik, dafür aber mit sehr feinem Gitarrenspiel. Man muss sich in Ruhe auf die Musik einlassen. Also macht man es sich am besten zu Hause im Sessel bequem, setzt die Kopfhörer auf, vertieft sich in die Songtexte und fühlt jede einzelne Vibration der von Eric Bibb und Michael Jérôme Browne gezupften bzw. geschlagenen Saiten sowie die Schwingungen der einfühlsam von JJ Milteau gespielten Mundharmonika. Liebhaber des Delta-Blues sollten die Scheibe auf jeden Fall in der Sammlung haben.

Line-Up:
Eric Bibb (vocals, guitar, banjo)
Michael Jérôme Browne (guitar, fiddle, mandoline, cajun triangle)
JJ Milteau (harmonica)
Olle Lindner (drums on „Delta Getaway“ & „With a Dolla‘ In My Pocket“)
Bis Daddy Wilson (background vocals on „Prayin‘ For Shore“)
Ulrika Bibb (background vocals on „Mornin‘ Train“)

Dixiefrog Records (2017)
Stil: Delta Blues

01. Refugee Moan
02. Delta Getaway
03. Diego’s Blues
04. Prayin‘ For Shore
05. Migration Blues
06. Four Years, No Rain
07. We Had To Move
08. Masters Of War
09. Brotherly Love
10. La Vie C’estcomme Un Oignon
11. With A Dolla‘ In My Pocket
12. This Land Is Your Land
13. Postcard From Booker
14. Blacktop
15. Mornin‘ Train

Eric Bibb
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Michael Jerome Browne
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J.J. Milteau
H’ART Musik-Vertrieb GmbH

Tedeschi Trucks Band – Live From The Fox Oakland – CD-/DVD-Review

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Wow! Schon beim Auseinanderklappen des imposant und edel gestalteten Doppel-CD/DVD-Packages, das ein Live-Konzert der Tedeschi Trucks Band im historisch/orientalisch anmutenden, sehr beeindruckenden, 1928 errichteten Fox Theatre in Oakland, Kalifornien, dokumentiert, erahnt man bereits, dass hier was ganz Großes auf einen zukommt.

Während die DVD, unter der Regie von Jesse Lauter und Grant James abgelichtet, den Gig ‚filmisch‘, mit kleinen netten Zwischenepisoden des Drumherums, dokumentiert, spiegeln die beiden CDs das Konzert in nummerisch korrekter Reihenfolge sowie voller Länge der Songs wieder und enthalten mit dem orchestral swingenden „Right On Time“, dem souligen Schunkler „Don’t Drift Away“ und dem fusig-jazzigen Instrumental „Ali“, drei weitere tolle Tracks, die nicht visuell in Szene gesetzt wurden. Ich werde mich hier aber natürlich auf den erstgenannten Silberling konzentrieren.

Nach einem kurzen Intro steigt der Film mit „Don’t Know What It Means“ als Opener ein, ein Song aus dem letzten hochdekorierten Studiowerk „Let Me Get By“. Susan Tedeschi gibt direkt mal eine Kostprobe ihres stimmlichen Volumens und ihres versierten E-Gitarrenspiels, das in Form von vielen hervortretenden Adern,  deutliche Spuren auf ihrem Handrücken hinterlassen hat. Am Ende des Stückes glänzt Rastamann Kebbie Williams mit einem Sax-Solo, das free-jazzige Züge aufweist.

Keep On Growing“ vom einstigen „Derek And The Dominos“-Klassiker Layla and Other Assorted Love Songs“ steht natürlich ganz im Zeichen von Ehemann Derek Trucks, der hier gleich drei Soli auf seiner Gibson SG vom Stapel lässt, am Ende mit furiosem Slide. Leonard Cohens „Bird On The Wire“  wird in gospeliger Form mit emotionalem Ende interpretiert.

Passend zum spirituellen Ambiente des Fox (ein goldener Buddha wird eingeblendet), lässt Derek bei „Within You, Without You“ sein Arbeitsgerät in orientalischem Slide aufsurren, das dann nahtlos in den shuffligen Blues Rock-Stampfer „Just As Strange“ übergeht (Bonnie Raitt-Flair).

Beim souligen „Crying Over You“ hat Mike Mattison, der mich rein äußerlich immer irgendwie an Muhammad Ali erinnert, seinen ersten starken Gesangseinsatz, ein weiteres Highlight ist ist das Duell von Derek mit Keyboarder Kofi Burbridge, das in Frage-Antwort-Manier zelebriert und zudem mit einem Hammer-Solo vom Butch Trucks-Neffen beendet wird.

Das herrliche „Leavin‘ Trunk“ klingt, als wenn sich James Brown (erneut großartiger Gesang von Mattison) und die Allman Brothers (Susan und Derek gitarren-technisch in Hochform) zu einer Jam-Session zusammengefunden hätten. „I Pitty The Fool“ bluest unter Tedeschi-Regie samt plusternder Bläserfraktion (vervollständigt durch Elizabeth Lea und Ephraim Owens).

Das knapp 15-minütige „I Want More“ dampft aus allen Gassen. Hier entfacht die Drum-Doppel-Besetzung  mit J.J. Johnson und Tyler Greenwell, wie sooft in diesem Gig, ihre ganze Kraft samt blindem Verständnis, auch Derek mit ABB-trächtigem Slide und Burbridge mit Marshall Tucker-umwehten Querflöten-Intermezzo sowie wüsten Orgel-Geklimper beim angeschlossenen „Soul Sacrifice“-Outro, wissen zu gefallen.

Das Titelstück des Studioalbums „Let Me Get By“ zeigt am Ende mit gospeligem Touch nochmals die ganze Spielfreude des Ensembles.  Selbst der Abspann mit einer Wohnzimmer-Performance der Band von Dylans „You Ain’t Going Nowhere“ ist ein Knüller. Hier dürfen auch die Back-Singer Alecia Chakour und Mark Rivers mal die Lead vocals bei einer der vielen Strophen übernehmen und Black Crowes-Fronter Chris Robinson ist auch noch als Gast mit von der Partie. Elisabeth Lea lässt ihre Posaune kurz plärren. Klasse gemacht.

Appropos Zwischenepisoden. Da wird ein Besuch von Derek bei US-Comedian Marc Maron  in seiner Garge gezeigt, ein Interview des Ehepaares beim Rolling Stone-Journalisten David Fricke, der auch den Begleittext des Booklets geschrieben hat, Dereks Vater als Verantwortlicher des Merchandisings kurz porträtiert, und Susan beim Testen des kongenialen Sounds im Gros des Fox vor leerer Kulisse mit dem Song „Color Of The Blues“.

Nicht zu vergessen auch noch der Bonusteil mit dem bluesigen „Anyhow“ (wieder mit Bonnie Raitt-Flair) und der Vollversion des Gastauftritts von Alam Khan, der mit seiner Sarod (so ein orientalisches Monsterknüppel-Instrument) auf „These Walls“ den Konterpart zu Dereks Slide-Spiel (der zum einzigen Male auf einer Les Paul) abgibt. Hier werden konventionelle Musikmauern eingerissen und die beiden versuchen mit diesem, quasi im Southern Yoga Rock-Stil zelebrierten Stück, dem Ambiente des orientalischen Theaters gerecht zu werden – Da heißt es für alle Beteiligten einfach nur ‚Om‘!

Fazit: „Live From The Fox In Oakland“ der Tedeschi Trucks Band zeigt das zwölf-köpfige Mega-Ensemble im absoluter Bestform. Es macht Spaß, diesen Könnern, in diesem speziellen Rahmen, bei bester Bild- und Tonqualität, Folge leisten zu können (vom kleinsten Tönchen auf der Bühne, bis hin zum Digipak, mit dem reichhaltig bebilderten Einsteckbooklet, inklusiv aller relevanten Informationen, Perfektionismus pur). Absolute Kaufempfehlung! Dieses Package gehört in jede Rockmusik-Sammlung, die was auf sich zählt. Sounds Of South ist bereits gespannt wie ein Flitzebogen, ob Tedeschi, Trucks & Co. demnächst auch in unserer Anwesenheit im Kölner E-Werk, dieses glänzende Niveau erneut auf die Bühne transferieren können werden. Die Vorfreude auf dieses zu erwartende Spektakel, ist jedenfalls mit diesem famosen Teil, nochmals enorm gestiegen!

Concord/Fantasy Records – Universal Music (2017)
Stil: Blues Rock & More

CD 1:
01. Don’t Know What It Means
02. Keep On Growing
03. Bird On The Wire
04. Within You, Without You
05. Just As Strange
06. Crying Over You
07. These Walls (feat. Alam Khan)
08. Anyhow

CD 2:
01. Right On Time
02. Leavin‘ Trunk
03. Don’t Drift Away
04. I Want More (Soul Sacrifice Outro)
05. I Pity The Fool
06. Ali
07. Let Me Get By

DVD:
01. Don’t Know What It Means
02. Keep On Growing
03. Bird On The Wire
04. Within You, Without You / Just As Strange
05. Crying Over You
06. Color Of The Blues
07. These Walls (feat. Alam Khan)
08. Leavin‘ Trunk
09. I Pity The Fool
10. I Want More (Soul Sacrifice Outro)
11. Let Me Get By
12. You Ain’t Going Nowhere

Bonus:
13. Anyhow
14 These Walls (feat. Alam Khan) – Full version

Tedeschi Trucks Band
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