Grady Champion – Steppin‘ In – A Tribute To ZZ Hill – CD-Review

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Die eigentlichen Champions in der Familie Champion sind die Eltern von Grady Champion. Der Sohnemann ist, sage und schreibe, das jüngste von insgesamt 28 Kindern!!! Das nenne ich mal einen Beitrag fürs Rentensystem! Die Suche nach ’ner 30 1/2 Zimmer Wohnung in Canton, Mississipi, war da vermutlich von absolut abenteuerlicher Natur…

Aber Spaß beiseite, die Familie ist dann natürlich auf einer Farm ansässig geworden. Der Protagonist gelangte, wie sooft bei den Amis, über den Kirchenchor in musikalische Sphären, allerdings zunächst im Rap-Milieu, entdeckte Ende der 1990er Jahre dann aber seine Passion für den Blues. Er  lernte Mundharmonika-Spielen und brachte mit „Goin‘ Back Home“ 1998 sein erstes Album in diesem Stil heraus.

Sein größter Erfolg war sein Co-Writing bei „Trust Yourself“, zu finden auf Etta James‘ Grammy-dekoriertem Album „Let’s Roll“. Auf seinem aktuellen Longplayer „Steppin‘ In“ widmet er die Aufmerksamkeit dem schon lange nicht mehr unter uns verweilenden texanischen Bluesmusiker Z. Z. Hill,  der von seiner mittlerweile ebenfalls verstorbenen Mutter sehr verehrt wurde.

Dessen performte Stücke hat Grady Champion jetzt in ein von ihm zugeschnittenes Gewand gekleidet. Ein typischer Blues-Sound im Stil und Gesang der traditionellen dunkelhäutigen Blues-Ikonen King, Collins, Waters & Co., gemischt mit dem Genre-verwurzelten Gibson ES-E-Gitarrenambiente, Harp-, Bläser-, Piano- und Orgelklängen (klasse hier Sam Brady) und gospeligen als auch souligen weiblichen Hintergrundgesängen.

In der zweiten Hälfte schwenkt das Album mit Stücken wie „Three Into Two Won’t Go“, „Cheating in the Next Room“ und „Right Arm For Your Love“ phasenweise in Soulsphären, wobei letztgenanntes mit seiner Southern-angehauchten E-Gitarre und der rauchig-heiseren Stimme sogar ein wenig an Kid Rock erinnert. Mein Favorit des Werkes.

Die beiden finalen Tracks „Everybody Knows About My Good Thing“ (E-Gitarren-betonter starker Slowblues) und „When It Rains It Pours“ finden dann aber wieder den Weg zurück in die klassischen Blues-Gefilde.

Gray Champion liefert mit „Steppin‘ In“ ein solides, gut und gemütlich anhörbares Blues-Album ab, bei dem seine Empathie für den hier Tribut-bezollten Künstler authentisch zum Ausdruck kommt. Ganz klar Stoff für Traditionalisten der 12-Takt-Sparte.

Malaco Music Group (2019)
Stil: Blues

01. Down Home Blues
02. Shade Tree Mechanic
03. Someone Else Is Steppin‘ In
04. Bump and Grind
05. I’m a Blues Man
06. Open House At My House
07. Who You Been Giving it To
08. Three Into Two Won’t Go
09. Cheating in the Next Room
10. Right Arm For Your Love
11. Everybody Knows About My Good Thing
12. When It Rains It Pours

Grady Champion
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Malaco Music Group

Rachel Wise – Southern Life – CD-Review

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Ich muss in der Tat doch ein wenig überlegen, welche Southern Rock-Acts durch weibliche Personen dominiert werden. Spontan fallen mir da eigentlich nur Damen wie natürlich Dale Krantz-Rossington (Rossington Collins Band, Rossington), Carol Chase (solo) oder Susan Marshall (vor vielen Jahren bei The Motherstation) ein, alles Backgroundsängerinnen aus dem Lynyrd Skynyrd-Dunstkreis, die dann auch mal in eigener Sache etwas Werbung betreiben konnten.

Die meisten wie u. a. Gretchen Wilson, Stacie Collins & Co., die man im weitesten Sinne vielleicht dem Genre noch wage zuordnen kann, haben aber eher dann doch den Blick schwerpunktmäßig in Richtung Nashville gerichtet. Viele talentierte Damen suchen ihr Glück meist auch in der zeitgenössischen Blues Rock-Sparte.

Zu eine der wenigen Ausnahmen, die ihren Fokus tatsächlich auf unsere beliebte Gattung gelegt hat, zählt Rachel Wise, aus Mississippi stammend, deren Debüt (schon 2015 erstmalig veröffentlicht) zwecks Besprechung jetzt vor kurzem zu mir gelangt ist.

Wie so oft ist auch diese junge Interpretin von frühster Kindheit an, im familiären Kreis und Umfeld musikalisch groß gezogen worden. Dynamik kam jedoch erst in Leben, als sie sich der Szene in Memphis zuwendete und mit Steve Corbett und Bernard De Seck als Songwriting-Team begann, zusammen zu arbeiten.

Für ihr Debüt konnten sie schließlich noch den bekannten Producer Jim Gaines (Santana, Journey, Devon Allman, George Thorogood, u.v.m.) gewinnen. Oben angeführte Susan Marshall partipiziert übrigens auf diesem Werk als Backgroundsängerin.

Der autobiografische Opener und Titelstück zugleich, „Southern Life“ gibt dann mit zünftigem Southern Rock und typischen E-Gitarren (tolle Arbeit von Steve Corbett auch insgesamt) die Marschroute des Albums vor. Natürlich erhält auch eine gewisse Countrynote Einzug in den weiteren Verlauf, der in erster Linie durch eine sägende Fiddle von Tommy Burroughs (auch an der Mandoline – klasse bei „Shoulda Known Better“) und jammernde Steel-Einlagen von Richard Ford (dazu auch Banjo) zum Ausdruck kommt. Alles aber sehr rootsig und natürlich eingeflochten.

Klasse ist es immer, wenn bei Stücken wie „American Dream“, „Come On Home“, „Dreams“ oder „Washed“ das südstaatliche Rockflair deutlich Überhand gewinnt, nicht zuletzt, weil Steve Corbett seine E-Gitarre in typischer Manier jaulen lässt und auch Adam Heart Memphis seine B3 Orgel sehr variabel ins Spiel bringt.

Dass Rachel es auch gefühlvoll kann, legt sie überzeugend beim Countryschwofer „Bye Bye Bye“ in Manier der großen Szene-Diven dar und auch beim kammermusikartig gebrachten, Gänsehaut erzeugenden „Unknown Stranger“. Das gospelige Schlusstück „Above The Clouds“ mit choralen gospeligen Gesängen zollt dann noch ihrem dortig typischen, fest verankerten Glauben an den lieben Gott Tribut.

Ob die Entscheidung von Rachel Wise, sich zunächst dem Southern Rock zu widmen, von Weisheit geprägt war, wird sich noch zeigen. Eine mutige ist es in jedem Fall und drauf hat sie es. Eine unbekümmerte, frische Bereicherung für’s Genre, ohne jeden Zweifel! Da diese Scheibe ja aus 2015 stammt, könnte eigentlich jetzt bald mal die Zeit für neuen Stoff gekommen sein. Wir sind jedenfalls ziemlich gespannt, wie und ob das musikalische ‚Southern Life‘ von Rachel Wise weitergeht.

Eigenproduktion (2015)
Stil: Southern Rock / Country

01. Southern Life
02. Shoulda Known Better
03. American Dream
04. Come On Home
05. Crazy Over Him
06. Dreams
07. Baby Bye Bye
08. Unknown Stranger
09. Washed
10. Above The Clouds

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Glass Onyon PR

Steve Azar & The Kings Men – Down At The Liquor Store – CD-Review

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Das letzte musikalische Lebenszeichen von Steve Azar war der, von ihm, für die alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2015 in Vail, komponierte Song „Fly“, den er dann auch bei der Eröffnungsfeier zusammen mit Andreas Gabalier  performte.

Nach knapp sechs-jähriger Abstinenz, was Alben betrifft (sein letztes war das tolle „Delta Soul, Vol. 1“), hat die Wartezeit nun ein Ende. Der in Greenville, Mississippi, geborene und aufgewachsene Tausendsassa (Filmusikschreiber, Festivalveranstalter, Labelinhaber, Sportler, Koch, engagierter Spendensammler für karitative Zwecke, was ihm zu Ehren in den Staaten Mississippi und South Dakota, seitens höchster politischer Kreise, mit einem Steve Azar-Tag gewürdigt wurde) präsentiert mit „Down At The Liquor Store“  sein nun mehr 6. Studio-Werk.

Dafür hat er sich mit einer neuen Begleitband The Kings Men umgeben, die mit Leuten wie u. a.  Ray Neal, Regi Richards, Walter King, Jason Young, Herman Jackson, und David Briggs, Musiker beherbergt, die schon für Legenden wie B.B. King und Elvis Presley tätig gewesen sind.

Steve Azar, dessen Tour mit Bob Seger 2007 vom Polistar Magazine zur Nr. 1-Tour in Amerika gekürt wurde und dessen ‚The Mighty Mississippi Music Festival‘ in der dritten Ausgabe von ‚1,000 Places in the United States and Canada to See Before You Die‘ gewürdigt wird, hat sich schon seit langem von seinem durchaus auch erfolgreichen Nashville-Major-Label-Intermezzo Anfang des Jahrtausends (mit der tollen Scheibe „Waitin‘ On Joe“) gelöst und hat sich seitdem eher einer entspannt groovenden, wahnsinnig starken Mischung aus Blues, (Southern) Soul, Roots und Country verschrieben, die auf diesem Lonplayer wieder nahezu meisterhaft repräsentiert wird.

Diese Scheibe „Down At The Liquor Store“ lädt geradezu ein, sich in einem Sprituosen-Geschäft mit ein paar Flaschen Wein einzudecken und diesen 13 unaufgeregten, relaxten, so wunderbar instrumentierten  und wohlig besungenen Liedern wie u. a. dem melodisch southern bluesigen Opener „Rena Lara“, ‚Mörder‘-Balladen wie „Tender And Tough“, „Over It All“ sowie „These Crossroads“ (mit grandiosem Sax-Solo), dem funkig groovenden „Wake Me From The Dead“ (Doobie Brothers-Flair) oder dem autobiografischen „Greenville“ in gemütlichem Ambiente beizuwohnen.

Tolle Gitarren (das bluesige E-Spiel von Ray Neal in Anlehung an die großen Kings, aber auch eines Toy Caldwells), das Memphis-trächtige Gepluster der Bläser-Fraktion und die Tasten-Einlagen von Keyboard-Institution David Briggs jagen einem förmlich einen Schauer nach dem anderen den Rücken runter und bilden einen fantastischen Counterpart zu Steves Wohlfühlgesang.

Fazit: Steve Azar ist nach sechs Jahren mit dem überragenden  „Down At The Liquor Store“ auf der musikalischen Bühne in eigener Sache zurück. Seine überwiegend selbst geschriebenen (z. T. mit ein paar wenigen Co-Writern wie Ryan Mitchell Burgess, James House und Johnny Douglas) Kompositionen bieten eine perfekt harmonierende Symbiose aus Blues, Soul, Country und Roots-Einflüssen. Das Werk kommt in einem geschmackvoll gestalteten DigiPak mit Steckbooklet, das alle Texte und Backgroundinfos zum Album beinhaltet. Ein absolutes ‚Must Have‘ in 2017!

Ride Records (2017)
Stil: Blues, Soul, Country & More

01. Rena Lara
02. Start to Wanderin‘ My Way
03. Tender And Tough
04. Wake Me From The Dead
05. Down At The Liquor Store
06. She Just Rolls With Me
07. I Don’t Mind (Most of the Time)
08. Chance I’ll Take
09. Over It All
10. Road Isn’t There Anymore
11. These Crossroads
12. Ode to Sonny Boy
13. Greenville

Steve Azar
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Bärchen Records

Brytny Spyrs – Southern Gyrl – CD-Review / Gewinnspiel

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Die aus McComb, Mississippi, stammende 34-jährige Künstlerin war, laut eigener Aussage, von frühster Kindheit an, eigentlich immer Southern Rock-Fan. „Wenn du aus einer Gegend kommst, in der die damalige Skynyrd-Flugzeugabsturz-Tragödie passierte, wirst du praktisch von ganz alleine durch solche Musik in den Bann gezogen. Ich bin mit Skynyrd, Charlie Daniels, der Marshall Tucker Band & Co. groß geworden, zumal diese Mucke dort an jeder Ecke und in jeder Kneipe auch gespielt wurde.“

„Aber was willst du machen, wenn plötzlich alles in eine andere Richtung läuft“, so die hübsche Blondine weiter. „Vor allem, wenn ein Kleinstadtmädel wie ich, plötzlich von Erfolg, Ruhm, Geld, Preisen und Anerkennung regelrecht zugeschüttet wird und dein Management dir komplett das Denken abnimmt. Das hat mich alles letztendlich total überfordert, zumal ich nie die Musik machen konnte, die mir wirklich im Blut liegt und das ist und bleibt der Southern Rock. Hier sind auch die Ursachen zu finden, aus denen meine vielen, nachfolgenden Probleme letztendlich resultierten.“

„Die Idee zu einer Southern-Scheibe kam 2014,“ so die auf dem ‚Walk Of Fame‘ verewigte Multimillionärin, „als ich für drei Tage mit schwarzer Kurzhaar-Perücke und dunkler Sonnenbrille getarnt, für die Mitreisenden inkognito, im VIP-Bereich auf der ‚Simple Man Cruise‘ mitgereist bin. Die beteiligten Musiker und ich hatten großen Spaß zusammen. Selbst der sonst so wortkarge Gary Rossington flachste mit mir rum und wollte sogar ein paar meiner Tanzschritte beigebracht haben. Da kam John ‚Sparky‘ Matejka (früher auch Hot Apple Pie), als er von meiner eigentlichen-Passion erfuhr, mit der Idee rüber, doch, just for fun, mal eine Southern Rock-Scheibe einzuspielen. Er hat dann kurze Zeit später, die Fäden in die Hand genommen und das Werk mit dem Titel „Southern Gyrl“ auch produziert.“

Um potentielle rechtliche Schwierigkeiten von vorne herein auszuschließen, läuft die ganze Geschichte allerdings unter dem Pseudonym Brytny Spyrs. Matejka schrieb in Zusammenarbeit mit Ex-Kumpel Brady Seals ein paar Stücke und trommelte einige der bewährten Nashville-Studiomusiker (u. a. Tom Bukovac, Kenny Greenberg, Greg Morrow, Michael Rhodes, Reese Wynans) zusammen. Auch Gary Rossington, Ehefrau Dale Krantz-Rossington und Johnny Van Zant steuerten mit „One Good Woman“ einen Track zum Album bei. Selbst Joe Bonamassa, der sein „Blues Of Desperation“ im gleichen Studio aufgenommen hatte, ließ es sich nicht nehmen, bei „You Can’t See“ sein virtuoses E-Gitarrenspiel mit einzubringen.

Klasse auch die Neuauflage von „Pure & Simple“ des „1991“-Skynyrd-Werkes, auf der Spyrs wahnsinnig viel Gefühl in ihren Gesang legt. Ein paar ihrer früheren Hits wie „…Baby One More Time“, “Gimme More”, „Womanizer“, “Circus” und „Hold It Against Me“, neu im Southern Rock-Gewand eingespielt, entwickeln plötzlich sogar ihren ganz eigenen Reiz. „Ich habe mich endlich mal in meiner Haut richtig wohlgefühlt, ich bin von meinem Herzen her nun mal ein ‚Southern Girl‘“, so die Sängerin. „Ich werde natürlich versuchen, den einen oder anderen Song, auch in meine Las Vegas-Show einfließen zu lassen.“ Tatsächlich trumpft sie mit einer richtig starken vokalen Performance auf. Und die Musiker haben sich auch spürbar für sie ins Zeug gelegt.

„Southern Gyrl“ von Brytny Spyrs ist nicht im öffentlichen Handel zu erwerben und wurde nur in einer limitierten Auflage produziert. Einigen ausgewählten Journalisten, die sich seit vielen Jahren um den Southern Rock verdient gemacht haben, wurden Exemplare für ein Review zur Verfügung gestellt. Dank meiner guten Kontakte zu Skynyrd-Background-Sängerin Carol Chase konnte ich drei Exemplare für eine Verlosung ergattern. Die ersten E-Mail-Einsendungen (bitte an: dan@sounds-of-south.de) mit der richtigen Beantwortung der Frage ‚Wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym Brytny Spyrs?‘ werden umgehend benachrichtigt und erhalten je ein Exemplar der Scheibe!

Walk Of Fame Records (2016)
Stil: Southern Rock

01. Gimme More
02. One Good Woman
03. I Love Southern Rock
04. Pure & Simple
05. Womanizer
06. Home Is Where My Heart Is
07. You Can’t See
08. …Baby One More Time
09. Hold It Against Me
10. Ramblin’ Woman
11. Circus
12. Lonesome Guitar Girl