
Was für ein Abend mit Samantha Martin & Delta Sugar in der erstmals seit langem wieder ausverkauften Kulturrampe. Ok, ganz so viele Konzertgelegenheiten hat es seit dem Corna-bedingten Lockdown in der Krefelder Location ja auch noch nicht gegeben. Aber immerhin fand auch parallel zur gleichen Zeit ein Mega-Sport-Event im naheliegenden Mönchengladbach statt (Borussia Mönchengladbach Ü23 – Rot-Weiss Essen 1:2). Wie bekannt, war man ja in den etwas wärmeren Zeiten mit Open-Air-Events in den ebenfalls schönen Schlachtgarten ausgewichen.
Apropos schön, in dieser Phase haben Leute um Pille Peerlings herum, mit viel Engagement der Rampe ein neues Antlitz verpasst, das ich an diesem Abend zum ersten Mal in Augenschein nehmen durfte. Der Outdoor-Bereich wurde relativ unscheinbar aufgewertet, im Großen und Ganzen so belassen, er wirkt aber trotzdem deutlich einladender.
Der entscheidende Durchbruch wurde allerdings durch einen Durchbruch der Wand zwischen dem ‚Kneipenbereich‘ und dem Bühnenareal erreicht, der der Location ein deutlich großzügigeres und ‚luftigeres‘ Ambiente vermittelt. Gemütlichkeit wird durch die vielen schönen Accessoires, die stilvolle Beleuchtung und noch eine rötlich verziegelte Seitenwand vermittelt. Alles in Allem ein echtes Kompliment an die Macher, klasse Arbeit!
Gegen 21:15 Uhr betrat Rampenchef Pille Peerlings wie gewohnt zur Ansage die im bisherigen Format belassene, enge Querbühne und ließ in spitzzüngiger humorvoller Manier seine Begrüßungsworte in Richtung der zahlreich erschienenen Audienz los. Danach folgte dann stante pede die recht klein gewachsene, aber mit umso größerer Stimme gesegnete Kanadierin Samantha Martin und ihr Begleit-Line-up und verwandelte die Rampe in zwei Sets mit ihrer unwiderstehlichen Mischung aus Funk, Soul, Blues, Country und Rock, in einen brodelnden Tanzkessel.
Im Fokus stand natürlich ihr neues Album „The Reckless One“ mit vielen Tracks wie u. a, „Love Is All Around“, „Don’t Have To Be“, So I Always Know“, I’ve Got Afeeling“, „Pass Me By“ und „Lovin You Is Easy“, aber auch Sachen des Vorgängers „Run To Me“ wie „Good Trouble“, „You Are The Love“ oder „All Night Long“.
Mein Favorit des ersten Sets war allerdings das swampig-countryeske, an Lucinda Williams erinnernde „Dark Angel“, wo der wieder mit seinem unaufdringlichen, aber sehr quirligen Begleit- und Hintergrund-E-Gitarrenspiel glänzende Curtis Chaffey ein herrliches Solo in bester Southern Rock-Qualität hinlegte.
Auch der rauschebärtige Keyboarder Jeff Heisholt trug ebenso, wie die satt groovende Rhythmusfraktion mit dem starken Drummer Will Fisher und Bassist Ian MacEwan, mit seiner weitgefächerten Tasten-Arbeit (Orgel, E-Piano, HT-Piano) viel zum prallen Gesamtsound der Kanadier bei. Die beiden Backgroundsängerinnen Sherie Marshall (mit beeindruckender Afro-Mähne) und Aisha Jarvis sorgten allein schon durch ihre Präsenz samt ihrer gospeligen-souligen ‚Uuhs‘ und ‚Aahs‘ für weitere vokale Würze zur Stimmgewalt der bestens aufgelegten und energiegeladenen Fronterin.
Grandiose Stimmung (wie heiß es in der Rampe zuging, kann man auch auf der unten anhängenden schönen Bildergalerie des Kollegen Mangold gut nachvollziehen) erzeugten natürlich besonders die gelungenen Coverversionen wie das fröhlich rockende „Happy“ der Stones in Set 2, aber besonders die beiden Zugabennummern am Anfang mit „Proud Mary“, das mit seinem langsameren Beginn (samt Publikumsmitsinginteraktion) und umso temperamentvollen Umschwung in eine Speedversion, am Ende sofort mal die, durch den Durchbruch verursachte Statikveränderung der Rampe auf eine harte Probe stellte. Das Publikum tanzte, tobte und wollte Nachschlag.
Zum Runterkommen gab es dann noch mit „Sweet Love“ von Lucinda Williams eine echte Perle. Samantha fing zunächst alleine mit der Akustikgitarre singend an, dann gesellten sich peu à peu Gitarrist Chaffey (mit gefühlvollem E-Solo), die beiden Backgroundsängerinnen und letztendlich Keyboarder Jeff Heisholt dazu (die Rhythmusfraktion durfte sich schon das Feierabendbier gönnen) und ließen diesen herrlichen Abend, im Country-Ambiente sanft und dennoch stimmungsvoll ausklingen.
Wie schon vor knapp drei Jahren bei ihrem Gig an gleicher Stelle bewiesen Samantha Martin & Delta Sugar, dass ihre Auftritte immer als Pflichttermin eines rockmusikbegeisterten Konzertgängers im Kalender stehen sollten. Kaum war der Gig vorbei, stand die sympathische und lebensfreudige Protagonistin schon wieder am Merchandising-Stand im gemütlichen Thekenbereich zum Signieren und Smalltalk für ihre Fans zur Verfügung. Mit eines der echten Highlights dieses Jahres!
Line-up:
Samantha Martin (lead vocals, acoustic guitar, percussion)
Curtis Chaffey (electric guitar)
Ian MacEwan (bass)
Will Fisher (drums)
Jeff Heisholt (keys)
Sherie Marshall (bgv, percussion)
Aisha Jarvis (bgv, percussion)
Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Samantha Martin & Delta Sugar
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Kulturrampe Krefeld